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■,IJ ?^ ■ '
J o u T n Ä I
^.
practifchejj^,
rzneykunde
und
- \
Wundarzneykunft
herausgegeben
▼ OA
./
C. W. H u f e 1 a ,n d,'
KonigLPreuCi. Geheimen Rath> wirkl.Xeibarxt« Director
'dei Golleg, med. diirurg.^» erltem Arxt der Chiurit<$
- u. f. w»
I^ und zwanzigster Band. Erstes Stück.
Berlin i8o5.
In Commission bei L. W. Wittich.
■ I
k
%
Ueber
Aerzte undRoutiniers.
Vom
- Herausgeber.
/ '.
Mein verebrter Freund, Heit Ober-Bergratk Reii, ht^
in seiner Schrift: Uebcf Pepinieren fiir ärztliche Ron"
tiniersy einen Gegenstand von neuem zur Sprach«
gebracht» und mit seinem gewohnten Scharfsinne ba«
arbeitet, der die Aufmerksamkeit der medixiniscben
Staatsverwaltung im hoben Grade verdient, und sie
auch schon lange beschäftiget hat. -^ \&s ist tnir an-
geäehra,-vom Herrn /{^//selbst aufgefordert in seyn,
meine Ideen darüber öffentlich mitzutheileni» und ich
lege dieselben ihm und dem Publikum hi<?r eben so
freimüthig Vor, ^rrie er die seinigen'; überaSeugt^ dafs
lYdnn wir auch in einigen Ansichten abweichen^ doch
unser Zweck einerlei *ist« nämlich 0ef<5rderütig det
allgemeinen GesundheitsWQhls rund Vervölikomminpitif
• der Kttast« ' " . . v:.iT ■
• - A • •
— XQ —
s,
^o lange wahre Heükunst ezistirty hat es
immer Routiniers und rationelle lierzle gege-
ben, und so wird es ewig bleiben. Dies liegt
in der Natur der Sache.
Die Heilkunst ist eine wissenschaftliche
Kunst 9 das heilst^ sie begreift Wissen und
Handeln; sie reriangt wissenschaftliche Gel--
stebbilduDg/ aber auch Kunstfertigkeit Nur
durch die Vereinigung beider entsteht der voll«
kommene j4rze oder Heilkünstlen Hat er
blos das Wissen ohne die Kunstfertigkeit, so
ist er ein medizinischer Gelehrter, aber kein
Arzt) denn dazu gehört durchaus das «Talent
des Handelns. Hat er blos die Kunstfertig-
keit ohne die Wissenschaft, so ist er ein Rou-
iinier. Das Unterscheidende eines vollkom-
menen Arztes liegt -also darin , dafs sein Geist
mit den Grunde und Hülfswissenschaften der
Naturkenntnifs vertraut, und an philosophi-
tches Denken gewöhnt, die Krankheitsent-
stehang und Enoheinung in ihren innern
Quellen aufsucht, die Km* nicht auf die Er-
scheinungen, sondern auf die Ursachen der
Krankheit gründet, und sie sonach selbst er-
fijMiW (coBstmirt)« und nichts tfaut, ohne sich
hiareicJienden Grund dafiir angeben au
> Das Untersaheidende eines Aouti-
f^gfiu besteht darin, dafs er sich be-
— xt -*
gnfigt, diiSy was er gesehen, geMrt'oder g^^
lesen htt^ den ihm vorkommenden Krank-
heitserscheinungen anzupassen, und dafs er
nicht erfindet > sondern nur nachahmt oder
nachmacht, dafs also sein Kuriren nicht das
Product einer gründlichen Erforschung der
Krankheitsursachen und dejt Gesetze des Hei-
lem (rationelles V'^rfahren), sondern das Pi;*o-'
duot der äufserlicben Anschauung der Krank-
heit imd einer eben so äulserlichen Keüntnils
der Mitrel und ihrer blos analogischen Anwen-
dung (empirische Verfahren) ist;' wobei es
denn allerdings möglich ist, dafs er durch*
viele Uebung öder durch ein glücUiches Kunst-
lertalent die Gabe erhalt sehr glücklioh nach-
zuahmen^ oder, welches eben das heifst, mit
den Krankheitaefacheinungen recht passend
die Heiln^thoden 2u verbinden, ohne sich
eben darüber einen wissenschaftlichen Grund
angeben zn können^ oder ein klares Bewufst-
sejrn von dem zu haben, was er thut. -*-
Natürlicherweise aber ist diese GescMcklich-
keit. da sie blos Sache des Gefühls und der
Uebung ist, unsicher und trüglich, und es
kann die geringste Stöhrung in dieser mecha-
nischen Ideen» Association zu Fehlgriffen- ver-
leiten; nicht gerechnet, dals neue Krankheits-
fqrmen vorkommen können, sie mögen nun
entweder wirklich neu (durch neue epidemi«*
/
t
I •*
^ la — ^
I " ■ ,
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scbe und inrlividuelle Combinationen entstan-
deo) od^r /Am. nur noqh nicht vorgekommen
seyn; wo er entweder sich gar nicht ^u hel-
fen wissen oder unrichtig handeln wird, denn
'hier feh)t ihm das yorl>ild und ohne dieses
kann er nicht bandeln.
Die Urs^che^ wodurch Routiniers entste-
hen, Kann doppelt seyn; entwedei" Mangel an
Geistesanlagen, odör Mangel an Gelegenheit
zur %issenscbaftlioheQ üitdiing. Kommen bei-
de tTrsacb«^n zusammen, so wird d4s Resultat.
r desto yollkommner seyh.
Es kann demnach sowohl der' Arzt als
d0r Chirurgus ein Routinier seyn^' nur dafs
. es bei letzterm häufiger der Fall seyn wird,
weil die letztere Ursache, Mangel an Gele-
genheit zur Ausbildung, bäufi^er bei ibm ein-
tritt,
Nach dieser Entwickelung 'des Gegeostan-
- des , kann wohl über die Frage ; ob der Staat
eigene Insfüute zur Bildung von Roudniersy
, und andere zur Bildung gelehrter AeH(e an^
legen solle? kein Zweifel seyn,
Ünmöglicb kann 4er Staat eigene In-
stitute zur Rildung des Unvollkommenen
und Mangelhaften anlegen wollen, denn das
hiefsen nach obigen Begriffen y Institute
^blos zur Bildung yon, Routiniers, Es yf ür-
de aufser dem in der , Sache treibst lie-
/ '
^enden Widerspruch, folgende nnvermeidli*
che Inconvenienzeii haben; einmal, dafs da-'
durch der Stopd des Routiniers gleichsam
sanctionirt, also das TVIangelhafte yom Staa-^
te uls rechtmif^ig anerkannt, und zum Ziel
einer eigenen Bildung gemacht würde; wo-
durch nothwer,dig der Werth einer höhend
wisseuschaftlioben Ausbildung und das Stre-
ben darnach im . allgemeinen sehr verlieren
mUlstet Ferner würde es Ificht geschehen,
-dals mancher talentToU^ f^^^g^ Mensch in eine,
~ solche Anstalt aufgenomoien, eine blofso ßou-
tiniertbildüng erhielte, da er doch in einer
höhern Anstalt ein grolset und yollkommener
Mann hatte werden können« Und obei^ so
gut könnte ein untauglicher Köpf in die höber«
Anstalt lammen, und trotz aller Yortrel^icfa«
.keit der Anstalt ein Routinier werden; denn
so viel ich weifs ist die Prüfung der Köpfe
noob, nicht ao weit gediehen, um einem in
dhf Jugend , gleich einzusehen, was aus ihm
werden könne,
Ich meyne daher, den Staat müs^e nur
' solche medizinisch^ Bildnngsanstalten haben,
' wo die Wissenschaft sowohl als die Kunst
in ihrem ganzen Umfange erlernt werden
und jeder Studirende die Entwickelung und
- Ausbildung seines Geistes ohne alle Be«
schr$nkung so weit treiben könne, als ihm
; *
^ i4 ^
I
seine KÄfte Te^statten« — Die Routiiiiers wer-
den sich schon selbst bilden j^ und es bedarf
in der That dazu keine besondere Ans talten,
denn wit sehen ihrer leider Ton. den bieten
und yoUkommensten Akademien hervorgehen.
Der einzige Unterschied, den ich unter
Academien kenne und der mir ih wenig be««
herzigt zu seyn scheint, ist der Unterschied
unter Academie der ff^issenschaß und unter
Academie des Unterrichts oder der Bildung«
Eine Academie der Wissenschaft hat le-
diglich die VerYoIlkoitimnung der >Yissen-
schaft und die Entdeckung heuer Wahrhei*
ten zum Zw.eck. Eine Akademie des Unter- ^
richts hingegen, lediglich die Difittheilung der
schon erkannten Wahrheiten zur Bildung
junger Leute. Diese rersehiedenen Bestim-
mungen müssen nothwendig beiden Instituten
eine sehr wesentliche Verfchiedenheit in der
Form und in dem Material geben. Was für
eine Akademie der Wissenschaften interessant
und zweckmäfsig seyn kann, ist es deswegen
noch nicht für dep Unterricht. Anf unsein
Universitäten ist gew:öhnlich bi^ides vereinigt,
und es erhöjbt ohnsti^eitig den Werth dieser
Institute und ihrer Vorsteher^ dafs sie für bei-
des , sowohl für Unterricht als für Veryoll-
kommnung der -Wissenschaften, zugleich wür-
. Nur wäre wohl tu wünschen^ dafs man
\ •
N
^ i5 : — ■
in det Auaubuog dich ßrJinz]ini% unter Aem,
wa» bIo$ für die wisseiuohaftliche Erfor$cbung|
■nnd deip, was tut den Unterricht gehört, 5org«
faltige^ ■ beobachtete. Niclit jede neue Hy-
pothese» nicht je^e genialische Schwärmerei,
aey sie auch systematisch genug dargestellt,
nicht jedes rohe Experiment^ gehört für den
Anfänger. Es kann für den geübten Denker
greises Interesse haben , aber das junge Ge«
müth wird dadurch irre gejeitet, vom gründ-
lichen Studium afcgeieogen, statt fleiC; gern Ler-
nen an phantastisches Träumen gewöhnt, iind
State solider nützlicUer Keüatnissa mit lufti-
gen Spekulationen ang'^fültt* Besonders soll
aber eine medizinische Academie des Unter--
richts nie vergessen, däfs der letzte Zweck
alles medizinischen Studiums der Akt der Hei-
lung^ und seine Ba^s einzig und allein die
Erfahrung sej; und da(s sie niclit medizini-
•che Gelehrte und Philosophen, sondern Heil-
künstler bilden solle. Sie sollte wohl beden-
ken, dafs der spekulative und transcendentelle
Unterricht diesem Zweck keinesweges ange->
messen, sondern da/s vielmehr Achtung fiir
die Erfahrung) die Gewöhnung an nichts Hy-
pothetisches sondern lediglich an Factische
aus der Erfahrung abgezogene Wahrheiten zu
glauben, und Cultur der Beob'achtungskunsfi^
d. h« die Kunst/ die Natur richtig ins Auge
1 ■'
I
tVL fassen^ sie 211 befrage^ und ihre Sprache
zu verstehen, — die Gpindlage der medizini-
schen Bildung' s§y« Dies wird um so wichti*
ger, da es dem jugendlichen Gemüth und
seiner lebhaften Phantasie weit angenehmer
und bequemer ist 4 zu spekuliren, aU fleifsig
tidd mechanisch zu lelrnen, (welches aber doch
das einzige Aüttel bleibt^ die Ausbruche der
jugendlichen Phantasie zu zähmen und zu ord*
üen), und da so unendlich yiel äu( die erste'
Richtung ankommt ^ die der Geist bekömmt,
Undes^ wie ich aus häufigen Erfafarüngeni^eii^,
äüfserst schwer ist 9 dafs ein junger Mann^
der zuerst an das .transöendentelltf Hasonne'*^
ment und Verachtung der Erfahrung gewöhnt
' ist, nachher den reinen Sinn für Naturbeob-
achtung, praktische Kunstfertigkeit^ und Ge-
achmack am empirischen Wissen erhalten soll-
te 9 welches allein • doch den Arzc (im Gegen-
satz des medizinischen Gelehrten) constituirt.— *
Es möchte sonst leicht geschehen^ dais der
Staat I statt nützlicber Aerzte, nur medizint-*
sehe Gelehrte oder wohl gar nur medizinische
Schwärmer ydü . seinen Akademien erhielte^
und dafs ihm am Ende wohl gar mit Höuti»
niers mehr gedient wärey als mi£ solchen jPfo-*
dukten, die alles wissen^ nur nicht ^ was man
am Krankenbette zn thun hat«
Die Fr^ge wäre also nach meinet Mei-
nung
^ X7 —
tkXkn% nithti ob und wie man Routiniers bil-
den soll f sondern da es auch ohne dies ewig
Routiniers geben wird, wie lie der Suuti he^
nutzen oder wenigstens u^sehädlich mächen
ionncn Hier müssen wir Rontiniers yon der
ihöh^rn und von «der niedern Classe unter-
scheiden. Zu Routiniers von der höhern Classe
rechne ich solche Aer^te und Wundämte, die
sich durchwein glückliches Kunstlergenie, oder
durch lange £r£Eihrung eine solche Geschick-
lichkeit erworben haben , dafs sie richltig han<-
dein: diese können in praktischer Hinsicht
den Tollkommenen ^eniten an die Seite ge-
stellt werden; was jene an Wissenschaft yor^
aus haben/ ersetzt bei diesien die Kunst. Routi-
niers Ton der niedem Classe hingegen nenne
^ ich diejenigen, die ohne Genie und ohne
Künstlertalent sich nur fragmentarische Kennte
nisse und einige mechanische Fertigkeit, oft
nur in einzelnen Partien der Kunst, erwor-
ben haben, die aber, wenn sie auch zuweilen
glückt» bei weitem nicht zureicht, sie immer
richtig zu leiten. Diese Classe kann allerdings
für das Publikum sehr gefährlich werden, und
sie wird es um so mehr, je mehr ein solcher
Mensch Einbildung von sich selbst hat, oder
' je mehr er die Gabe besizt dem Publikum tu
imponiren und den Charlatan zu spielen. Uue**
übersehbar ist das Unglück, was duMb sdt-
Jonni. XXI. 6. x. St B
— i8 «
\
gthmm Yctbrotet wird, waaBfj&A m
Zeifoiy wo sie daxdi den hariiflwdf
«ad dmrck nicht TeidaBCiB Brockea eioseiti*
ger Sjrsfie nodi das EiBsge,. war sia bis-
Imt soffickhiek, die Actoug für die Natur
ond die Fvdit für geOlirliche llittd, a. E.
das Opianif Yerioren liabeii. Es bleibt ewig
wahr, da£i es besser ist die Krankheiten gans
dar Natar xu überhusen, ab solche Helfer
anaswendeo, und beson&rs auf dem Lande
wate es gewils oft weit besser, wenn die
hiifidgeren Natnren lieber gar nichts, als die
zweckwidrigen Methoden soldiar Pfuscher,
brauchten«
Diese Classedarf demnach dorchans nicht
sich selbst überlassen bleiben, sie muls im-i
mer unter Aufsicht Tollkommener Aerzte ste«>
heUi und nur als Instrument- und Mittelspeiw
son zwiM^hen diesen und dem Kranken be-
nutzt werden* Dies seheint mir der einzige
Weg, wodurch sie unscbadBch und sogar dem
Staat noch nützlich gemächt werden, und ih-
ren bestimmtan Platz in demselben erhalten
könne* Die Ausführung dieses Vorschlags
wUrde folgendergestalt einzurichten seyn:
Der Staat stelle strenge und unparthe;ii-
iche Prüfungen an^ welche sorgfältig unter-
soheidan, ob der Camdidal sich zu der Wür-
- I» --.
de eines rc^kommenen Arztes oder nur eiaes
Halbarztes oder Rouitiniers qualificire.
Nur der Erste erhält freie Erlaubni& zu
practiciren, der Zweite aber Aicht, sondern
er wird unter Sunreilfance gesetzt, und ihm
zur Pflicht gemacht y keinen Kracken ohkie
Zuziehung eines erfahrnen Arzies zu überneh-
men I sich aller heftig würkenden Arzneimit-
tel zu enthalten und sie wenigstens nur mit
dem Beirathe eines soiöhen Arztes zu rerord«
nen ; dabei kann 'er als Mittelsperson zwi*
sehen dem Arzt und dem Kranfi;en dieüeui
die nöthigen Berichte er^^tten und die Aus-
fuhrung der gemachten Verordnungen besor-
gen ; auch, wenn er ein Ghirurgus ist) die chi-
rurgischen Dienstleistungen des Aderhssent,
Scfiröpfehs^ Gljrstierens, Pflasterlegens u. s« w*
fibernehmen.
' Auf diese Weise kann er sowohl in deli
Städten als auf dem Lande seinen Platz und
sein Brodt finden« Es wäre wohl etwas 'ijn<-
l>illig, blos den begüterten Stadtbewohnern
den Vortlieil vollkommener Aerzte zukommen
zu lassen, und das arme Landvolk blos den
Routiniers zu übergeben« ^-^ Nein« — • Sowohl
auf dem Lande als in der Stadt sey der Arzt der
IKrigirende und der Aoutinier das Instrument^
jener der Aufseher utid dieser der Üoter^lb-
erdaete. - ^ Auf ''^diese Weise wird' tM'^aüith mö^'
B st
20 — »
Uchi daft der Arzt, besoliden suf dem Lab<»
dov €in<^ weit grölserd Menge Kranke be|or-
gen*^ und ihnen seine bessere Einsicht durdi
dieses Vehikel zukommen lassen kann^ in-
dem Ihm jene Mittelspersonen eine Menge m^
chanischer Beschwerlichkeiten seines Geschafcsy
weitläuftige Reisen und dergleichen abnehmen«
So würde es z. B« hinreichend seyn^ wenn
auf dem Lande auf vier tausend Menschen
ein Arzt gerechnet würde , ihm aber drei bia
Tier Routiniers als Gehülfen zugeordnet wären.
Ein gewils sehr wichtiger Nebenrortheil
dieser Einrichtung würde seyn, dafs der Rou-
tinier durch diese fortgesetzte Uebüng -anter
der Ai|fsicht und Leitung eines rationellen
Arztes« sich selbst mehr Kenntnisse und me«»
dizinische Ausbildung erwerben, und nadfe
und nach, wenn es ihm nicht an Kopf nn4
Fleifs gebricht, sich ^u dem Range eines roll*
kommenen Arztes erheben könnte ^ so daia
diese Einrichtung zugleich statt einer fortge-
setzten Bildüngsapstalt dienen könnte. Des-
wegen müfste es ancSi dem Routinier frei ate*
hen, sich nach einer gewissen Zeit, wenn er
weiter gekommen zu aeyn glaubte, lu einer
neuen Prüfung. zu melden.
Dafs et bei diesen YorschlSgen auf den
gewöhnlichen Unterschied 2:wischen Arzt und
Wundarzt nicht ankoitiunen könne , sieht je-
der Sachkundige leicht ein. Das Wort AfU
allein umfafst den ganzen Begriff des Heil*
künstlers, das heifsty eines Menschen, der die
Grundsätze der Heilkunst ulierhaupt kentfl
und ihre Ausübnng yersteht. *
Der Chirurg im eigentlichen Sinn dea
Worts ist blos Operateur , und alles, was ib
der^ gewöhnlichen Chirurjgie nicht Mauualge«
Schaft ist) ist Medizin, kt also der Wund-
arzt nicht blos Operateur, spndem zugleich
wahrer HeilkSnstler, so ist er eigentlich Arzt^
mit dem Verzuge, da£^ er zugleich die Fer-
tigkeit des Operirens hesitzt. Ist er hingegen
l^los Operateur, so ist und bleibt er^ ewig
nur ein Instrument 5 was immer . noch einen,
Arzt nötbig hat, um 'mit Nutzen gebraucht
zu werden. Solche Chirurgen müssen also,
Vie die Routiniers, immer in einem unterge»
ordneten Zu jfii&t^ bleiben, da hingegen der
yollkbrhmene Wundäritt gleiche Würden' und
gleiche Vorziige äit' deni yollkomlilhenen Arzte
habep mnfs oder yiiflinehr mit ihipi eins ist.
• ' ■ ' .
• ■
It.
Heilung
*iner Sackwä«ser»iicht
• . _ .-
mit Opium und Quecksilber.
Pr. G. W. Becker in Leipzig. ',
D- • • .-■ ......
ie nachfolgende BeobacbtjtfDg scheint mii;
in mehr als einer. Hinsicht so merkwürdige
dals ich sie schon längst mitgetheilt hätte«
wenn mir picht daraq. gelegen wäre» erst durch
Vorbeilassung eines geraumen Zeitraums die
Sicherheit der Herstellung bewahren zu können.
Schon seit mehrern Jahren hatte der
Kranke, dessen GescfiTcfite hier folgen soU^
an den Beschwerden einer herumsdi wöifen*
den Gicht gelitten , die ei* sich theils durch
seine Geschäfte, er war ein Buchdrucker tind
— - a3i — ^
daher in deinem ohnediei^ nieist feucfatdn Zim-
mer noch häufig der bedeutendsten Abwech*
seiung der Winnetemperatur ausgesetzt, theils
durch den ungemein häufigen Gennb dies
Brdnfitweins 9 theils durch die malinichfaUi«
gen häuslichen Sorgen, den Kummer und mo-
dere schwächende Aülsenverhältnisse zngeto-
gen hatte, ^ Jeddi Jahr^ tneistentheüs im Früh-
jahre und Herbste fla^ er iregehnäfsil; swel«
mal darnied€fr und. nieistentheils war eulwe*
der die^ Brust, oder das Gesicht» odiei^ das
Kreuz eingenommen, wobei denn immer ein;
bedeutendes remittirendes Fieber noch war»
Der Gebrauch des Spir* Mind.^ in dringen»
den Fällen selbst Gampher, Hirschhornspiri-
tus und ähnlicher Reisinittel, befreite ihk im-
mer der Hauptsache nach binnen drei bis
vier Tagen. Wurden dann gelind stärkende
Mittel, bittere Extrifte z» B* noch einige Wo-
chen mit einem Dekofcte des Bittersnfsi oder
in Verbindung mit den! Akonitextract Terord^
net, so war er denn gemeiniglicb<~ei& mll^
Vierteljahr von seinen Beschwerden frei, bis
diese bei den von nettem und in stärkerin
Grade wieder eiuMrärkenden SchädKöhiceiten
in immer und iminer »eriilicher Stärke za-
ruckkehrten, und «ndlith die alte Ordnung
wieder da War, deren Verhütung durch Fk-
nellkleidnng yergebens wm rersudit Worden.
j.
- *4 - ^
Heftiger ds je wir dam im Fralqaliitt
f 8oi ein Anfall nbaistanden woiden« Dia Be-
handlnngMit» üb ihn so oft gerettet hattet
half auch diesmal; adion war er wieder au*
Gier dem Bette, um durch den Gebraudi des
Akonitextracn im Minderitchen Liquor an%e*
löst Ton einer «nriidcfldiliebenen Steifheir der
Achseln und des Rftckena befireit m werden^
als mich eine dringende Angelegenhi^ su ei»
ner Reise nöthigte, und idi ihn der Besor»
gong eines meiner Collegen übergeben mnlatew
Be?or ihn noch dieser besudite^ machte er
die Bekanntsdiaft eines andern Arstes, dem
er theils freiwillige theOs befiragt, seine Ge-
sunäheitsumstande entdeckte und Ton di^em
das Versprechen erhielt , nicht allein für jetit
ToUkommen wieder hergestettt^ sondern auch
¥or dem Wiederkommen seines Uebels für
immer gesichert au werden. Ein solches Ver-
sprechen war zu gfinstig^ um- es nicht ansg&*
fuhrt zu sdm. Von beiden Seiten ward der
Versuöh mit großer Hofnung angefangen und
IKwar bestand die neue Verordnung des Arz*
tes in dem Gebrauche der Sohwefelblumen
mit ^ie&glanz, nebst den spanischen Fli^en
in Gestalt einer Salbe.
Der Kranke hatte -das Eigene, daia ihm
f Anwendung, der spanischen Fliegen unge*
bn admell eine Ubrigexls nicht |iUlü schmerz*
— ft5 ~
hafte Haniirttthaltuogy odEtr viehnehr yermin>
derte Harnabsondemog* zii«og. Seit den vier
Jahren, daJEi ich ihn immer behandelt hatte,
war es nie mSglich gewesen, aus der erwähn««
ten Ursache ?oa dieseid Mittel, so wie ea
wohl zu wünsohen gewesen wäre, Gebrauch
au machen. In dringenden Fällen hatte ich
wenigstens immer die grökte Sorgfalt ansu-!*
wenden gehabt, durch nur kurs dauernde An*
Wendung dieses Mittels, durch Verordnung
des Camphers und dergh diese Folge zn yer^
hüteA. Jetzt ward dieses, wie leieht gesche*«
hen konnte, vom Kianken, der nicht wuIste
was ihm verordnet wurde, yom Arzte, der die-
sen Umstand nicht ahndete, übersehen und
je allmähliger die Einwürkung der spanischen
Fliegen hier statt fand, desto bedeutender
konnte sie werden, mu£ite sie werden. Nadk
achttägigem Gebrauche der Salbe fing der Leib
des Kranken an zu schwellen, und ein erträg-
licher Schmerz war in den beiden Seiten*
Weder er noch der Arzt vermuthete die Ur-
^sache ; der letetere-bestand auf den forrgeseta«
ten Gebrauch seinei; Mittel und nach noch
einigen Tagen wurde ich, kaum zurKckgekom-
men yon^ der Heise, dringend ersucht hioiu«
eilen. Dia Schmerzen waren, unerträglich*
Der Leib so angetrieben und zugleich in den
Bauchmuskeln so angaspannti dals der Kranke
»*
-► «4 - ^
Htftigcr ab je wir dam im Fral^akfe
#8oi em Anfidl «iMntaBdeii woiden« Die Be-
hmMsmguatf Um ihn so oft gerettet hatte,
hM each üetmAi wAxm wir er wieder an*
b« dem Bette, um durch den Gebrandi des
Ahmnteactnicti im Minderitdien Liqnor aii%e-
Idft Ton einer iiirocirgeMid>enen Steifheit der
Achseln nnd des Rickens befreit m werden^
ab mich eine dringende Angelegenheit zu ei-
ner RriM nothigte, und id ihn der Besor-
gung eines meiner Ccdlegen übergeben mnfste.
Beror ihn noch dieser besudite, machte er
die Befcanntsdiafi: eines andern Arztes, dem
er dieOs freiwillig, theOs befiragt, seine Ge-
snnäheitftnmstände entdeckte und tou diesem
das Versprechen erhieh, nicht allein für jetst
Tollkommen wieder hergestdlt, sondern auch
vor dem Wiederkommen seines Uebels fiir
immer gesichert zn werden. Ein solches Ver-
iprechen war zu gunstig» um- es nicht ansge-
fBhtft zn sdin. Voil beiden Seiten ward der
Versndi mit großer Hofnnng angefangen nnd
zwar bestand die neue Verordnung des Arz*
tes in dem Gebrauche dejr Sohwefelblumen
mit %>ielsglansf nebst den spanischen Fliegen
in G^talt einer Salbe.
Der Krsnke hatte 'das Eigene, dais ihm
die Anwendung. Aet spsnischen Fliegen unge-
mein schnell eine übrigens nicht |iUiu schmerz-
— ä5 ~
hafte HaraTttthaltuogy oikv vielmehr yerm{n>
derte Harnebsondenuig* zii«og* Seit den vier
Jahnen, dais ich ihn immer behandek hatte,
war es nie inSglich gewesen, aus der erwähn««
ten Ursiache von diesem Mittel> so wie es
wohl zu wünschen gewesen wäre, Gebrauch
au machen. In dringenden Fällen hatte ich
wenigstens immer die grökte Sorgfialt ansu<*
wenden gehabt, durdr nur kura danemde Axt»
Wendung dieses Mittels, durch Verordnung
des Campbers und dergl. diese Folge zn yep*
hüteA. Jetzt ward dieses, wie leieht gesche«
hen kooiite, vom Kianken, der nicht wuiste
was ihm verordnet wurde, vom Arzte, der die»
sen Umstand nicht ahndete, übersehen und
je allmäbliger die Einwürkung der spanischen
Fliegen hier statt fand, desto bedeutender
konnte sie werden, mufiite sie werden. Na4sk
achttägigem Gebrauche der Salbe fing der Leib
des Kranken an zu schwellen, und ein ertri^«
lieber Schmerz war in den beiden Seiten«
Weder er noch der Arzt vermuthete die Ur«
^sache ; der letetere-bestand auf den forrgeseta«
ten Gebrauch seineir Mittel und nach noch
einigen Tagen wurde ich, kaum zurSckgekom-
men von der Aelse, dringend ersucht hioiu«
eilen. Die Schmerzen waren unerträglich«
Der Leib so angetrieben und zugleich in den
. Bauchmuskeln so angatpannti dals der Kranke
«*
mit usgemdiiier Miihe ua4 Anitreogung nnf
«thmen konnte* Ueber das Wesen der Krank-
heit war ich nach durchgesehenen Verordnung»
gen meines Stellrertreters und einen Blick
auf die hier obwaltende {leizeinpfänglibhkeit
des {larmysteins kelneii Augenblick in Zwei-
feL Ich Terordnete sogleich i die Althaesalbe
mit vielem. Campher und Quecksilber, zur
Einreibung in den Untwleib, besonders in
die Nierengegfendy gab innerlich Mandelmilch
mit Oampher, und liefs die ersterd verdünnt
suin; gewöhnlichen Getränke nehmen.
\n Aden ersten vier ui|d zwanzig Stunden
War^ die heftigsten Schmerzen gemindert^
und der Harn, dar seither immer nur in sehr
geringer Menge abgegangen war, ging jetzt
in iingemein grofser ab. Die Spannung der
Bauchmuskeln war gemindert, dagegen aber
zeugte das Schwappen, die der Lage des
Kraiiken folgende Qeschwiilst und einige an-
dere Umstände, deutlich eine Anhäufung von
Wasser im Unterleibe, die sich nach dem
Verlaufe einiger Tage, wo die erwähnten Ein«»
reibungen fortgingen, nur zu deutlich ab eine
SadMassersucht verrieth, in wieCem der Kranke
bei mangelnder wäJsriger . Otechwulst /eder
andern Art^ (z* B* der Fi)(se, des Scrotums)
doch die des Unterleibes toöch in ungemein
hohem Grade befa£i und vorher sehr mager.
kinm übei^^iBan Unterleili selMn kerntet
pie Schpierzen m der einen Seit« waren voU
lig iftgi dagegen klagte, er fonwälu*€9^ über
die,|ui der rechten, die bald erträglich , bald
UQ^c^ein hefc^ Vfurenu Ob sie nur in dev
Niere waren? ob sie von einem Druck der
Ges^Kwalst finfidie NerTe% von einem Deh-
nen^ irgend einer Membr,ane , oder yon einet
Verh;ärtung, öder, yon gittern andern organi!»
sehen Fehler jj^erJcamen, wer wollte dieses
ausmitteln, da'^die fortwährende Geschwulst
selbst das einzige der Uhterisuchung hier übiig
gelassene Mittel, das Befühlen, Betasten, hier
theils unnütz, theils unmöglich mächte. Für
dU'lieilung der äa'ckWassersucht schlug ich
das Abzapfen vor; worein der Kranke nicht
willigte. Sq /Vfw • denn nun weiter l^ichts
übrig, ^Is zu Tersuchen , ob sich yielleiehc
duroh ^ine gröfsere Thätigkeit der Ljmphge^
fafsre das angebaufka Serum allmählig entfer-
nen liefj^iw Da ^ie ,^f:wäl|9t^n Schmeraeo da-
her nicht selten die nächtliche Ruhe störten
und, es dennoch nicht möglich war« auf die
Ursache, die sie begründete, nur mit einiger
Wabracheiolichkeit zu Schneisen^ so glaubte
ich der ersteran Anzeige mcht besaer Genüge
leisten und augleich auf diesen Umstand Rück-
sidit nehmen zu können^, aU^ durch den Ge-
brauch eines Mercurialmtuels in Yerbindung
tfiit Opium* Beides witi'de demnaäi in
lenform mit einem bittera Extrtct und des
Alikan^nseife gegebep^ die i^ etVra, da di»
»Bte Portion yerbrancht war, mit Rhabarber-
]pnlver yertattschte, da sie den Magen an
achwäehea schien.
So bekam defr Kranke jeden Tag drei
Oiran versüfstes Qaeeksilber mit einem Gitei
Opium nach folgender Formel:
• . 1 ■ •
Opii pur. 3f
Puli^. rh. opt^ 3/ . .
I.xtr. Quassi 5/)/
M. F. PulU D. 5, Täglich drei
mal g bis lo Stück.
Die ersten zwei Portionen wiirkten nichts^
«
als eine aolialtende Linderung und oft gütiz«
liches Verschwinden des Schmerzes* Um
- den Speichelflufs zu rerhindem', zu dem Bbri-
gens noch keine Neigung da( au seyn schien,
liels ich bis zum Anfang eines neuen Ge-
braudis fjer Tage verstreichen, mit aromati-
schen Dämpfen den Unterleib täglich zwei-
mal räudfaern und sanft mit l^aneli ^ reiben.
Die zweite ausgebrauchte Portion Pillen liefs,
mit diesen Nebetihiilfsmitteln verbunden, die
günstigste Würkubg wahrnehmen. Die Ge^
schwulst nahm in 'ebto dem Verhältnisse ab.
- ^ -
m itr^Mieüi «idi^tUe Schmerlen miljertea'^iiiid
das Befinden des Kranken wurde leidlicmery
als es seit langer Zdt gewesen war« Die Pil^
len wurden dann vier Wochen lang ausgesetit,
binnen welcher Zeit die GeschwnliC^demolui*
geachtet immerfort ablahm^ Dann gab idh
noch eine dritte Portion , so dab täglich nnr
lö bis x5 Stück genommeiai wurden, und n
hatte ich dais Vergnügen, au Anfang illes Win^
ters meiaen Kran|cen yon einem Uebei^ wi»*
der hergestellt zu sehn, das um so unheilba*
rer schien > je mehr dhr dftmit Verknüpfte
Schmers auf einen organischen bedeutende
Fehler zu deuten schie^n. ' Eine yeränderte
hlusliche Lage befreite ihn seitdem yon der
Ausübung seiner ehemals getriebenen Kunst^
^ und so ist er denn also auch ungleich weni-
ger den nachtheiligen EinflUsseti ausgesetit,
welche bis dahin immer seine gichtischen Zu-
fälle yeranlafst hatten. Geländer, als er seit
Jahren wary lebt e^ auch ^iicklicher und nur
bisweilen bei nasser Luft erinnert ihn ein
leicht erträglicher Schmerz in den Knien oder
dem Kreuze an ein Uebel, das er^ um es
ganz zu entfernen^ leicht todbringend gemacht
hätte.
— ^6 —
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I
^ *> '" .'i^ ■ >. : . i,; ■■ «M^ ''■ . -'
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Metfifsdüplisch - practischö Bf Dbachtungeu
'.von
4- I
Fr.v Otto Conradi,
Dr, nnd'Laiiilpbysikua in den Aemtern UsUr, Lauca-
* . forde, Nicnover uitd Uardegsen. '
Geschichte einer 'von TVurmern entstan*
denej} und 'yölÜQ geheilten KothfisteU
JTl A 0» April i6d2 würde ich zvl einer Frau
gerufen, die als Witlwe mit sieben Kindern
eibh durch Taglöhneril ernälirte« Sie war 4^
Jahre alt und von ziemlich starkem Körper-
bau* Bei näherer Untersuchung ihres Kranit-
heitszustandes' zeigte sich folgendes : heftige
Kolifcschmerzen im ganzen Unterleibei welche
— 3i —
t
mil eiaem beftig^n Erbrechen verbutideiii wt«
ren, to dals sie alles Genossene wieder ans-
brach; fünftägige Verstopfung des Leibes,
wogegen Kümmel^ Pfeffer und BranntWeip,
^ucb einige Layements ob^e Erfolg gebraneht
Waren; geschwinder, harter und ziemlich vol*.
1er Puls, rothe, trookni^^ nicht belegte Zunge,
yiel Hitse, starker Durst ,^ aufgetriebene, je-
doch weicher Unterleib«, Auf. meine Frage
über etwanig vorhandenen Bruch, erfuhr ich,
dals sie einen härtlichen Knoten am Unter-
leibe habe* Bei der Untersuchung ifand ich
eine Geschwulst in der Gröfse eines Guldens,
hart, nicht schmerahaft beim Dniok, nicht
entzündet 9 in der Gegend des weichen: Lei*
bes über dem rechten Darmbein. Ich hielt
diese Geschwulst für eine Verhärtung, die sich
vielleicht zertheilen liefse, oder in einen Ab-
scefs übergehen könnte; und da inich die Frau
versicherte^.dais. sie diese Krankheit von ei-
nem kalten Trünke,: den :sie bei der Arbeit
auf grofse Erhitzung gethan,- sogleich bekom-
men habe, so glaubte ich, die Ursach dieser
Kolik in einet Tratupiraiione suppiessa an-
^ eben zu müssen« Ich lieth daher mit den
Lavements fortzufahren, und da ich der Ar-
muth der Patientin wegen nicht mehr ver-
ordnen konnte , gab: ich , die Verstopfung au
beben, Leinöhl mit G^laub. 6als und etQras
' \
— Sa —
. Extr. Hyose. , und Ueh dabei ein flüchtige»
Liaimeiit in . den Unterleib und die Vevluhw ^
tung einreiben«
Den 9* ApriL Es waretwes von yerhSt^
tetem K^tke ebgegangen , die Uitse stark^^
der Puls kleiner und hSrter wie gMem^ dat^
Erbrechen dauert fort^ die Sdimerzen eben ' eo
itai^y ziehen sich mehr nach dec. verhärteten
Stelle. Ich gab 0 Seidüu* oU Lini und
Ich konnte auswärtiger Geschäfte hai*'.
ber die Frau erst aov X2. April wieder sehen.
Nun fand ich sie wie fplget: das Erbrechen
hatte aufgehört, der Schmerz hatte sich ganr
' nach der Geschwulst am Unterleibe fainge»
sogen, und war hier nun desto stärker. Diese
Geschwulst War nun eine Faust grofs, zog sich
an dem ganzen obem Runde des oss. Hei dex-^
ßri bis nadi den ^Geniuilien herunter, war
hart, sehr entzündet und bei der geringsten
Berührung schmerzhaft ; auch eia Thdl des
Oberschenkels war mit entzündet und schmerz-
te. Sie hatte nicht nur Oeffnung gehabt, son-
dern auch zwölfmal laxirt« Der I^nls voll,
hart, geschwind, die Zunge sehr roth, viel
Durst* Ich gab Pol Biwerty Boäb. sämbuc*,
extr. Hyoscy Syr. Diao; liels eine erweichen-
de Salbe von l/ng. AUh mit OL Cham, und
HyoMCn einreiben, und erweichende Umschläge
darüber
— 35 —
I
darüber machen. Zum Getränk Wasser mit
etwas Weinessig.
Den i3. April* ^ Der Zustand eben der*
jselbe^ nur war die Hiaut dünner- auf der Ge-
schwulst, und die Schmerzen hatten sich in
Stiche 'Terwandelt. Das Fieber hatte etwas
nachgelassen/ die Zunge nicht mehr so roth,
weniger Darst» Es waren einige Spulwürmer
durch den Stuhl abgegangen.
Den i4* April. Heute nahm ich meinen
Freundy den Herrn Regimentschirurg Sao'
dery mit zu der Patientin ^ weil ich rermu-
thete, dafs die Geschwulst chirurgische Hülfe
nöthig haben .würde. Jene war denn auch
in ihrer Mitte aufgebrochen, etwa zwei Fin-
, ger breit über der Gegend der Leistendrüsen,
und etwas mehr rechts. Ein unerträglicher
aalshaCcer Geruch kam uns entgegen, welcher
von einer aus dem Geschwüre Bielsenden Gau-
che herrührte. Die Schmerzen und übrigen
-Zitfälien h<kten mit dem Aufbnudie des Ge-
schwürs auf. Wir erkannten sogleich eine
Kothfistel in diesem Geschwüre; und' dieses
bestätigte die Aussage der Patientin an •
Dem i5. April, wo sie uns erzähltei wie
sie am vorigen Abend unter viel Beängsti-
gung einen Wurm ausgebrochen habe, und
wie ihr auch ein solcher lebandi|; ans dem
Geschwüre gekrochen sej.
Journ. X3CI. B. i. St.. C
I
-_ 5^ -
i^ 4Hii|rte «flb mm dar wmMifiwuiflit Kadi
'ifiK MMfCWii^utiiKaii CBiamirj^.. SSus- ^ irli iiliai
4M/0fi Ciittr '«tw!» Hkae^ Dtaac« vaBi£
t«oiifu««r «im ^ OitiSiaBg dies
iiai' «itfM« lAigfcatifStt&e zx icifcMifa
4i4jfci <;iLX4i ^vmA 6sxsk Oieo Tkgnümäkimmr
Um^'^iA tMttm Wannoütnl gelben W4
^Aw^ 4m^ vann aber obne boasca Gold wen.
4^ AyAÜudLe oicht zu liaben, and Geld fehlte.
Uih f/tth $ho was idi in meiner UeineB Hana-
M^>iU0k^ UmVU, und dieses war: Infus, f^dte',
fd/dn, miunuimm* mit China and etwas Rha-
Dm i6. April hatte die Rödie des Ge-
*#;bwiir«f so wie auch die Härte im Umfange
#itbr ab(|;enommeD9 der aalshafte Gavch-war.
r<»r«i}hwaiideny das Fieber war fast ganz wegi
A\m Patientin sähe mehr wohl ans» Die Mit»
t«»l diesalbeji.
D«fli 17* April. Es war noch ein Wurm
iluroh du GesdiwUr abgegangen, der ühle
Ueraoh hatte sioh völlig gegeben ; kein Fiebert
die Zunge feucht 1 nicht so roth, in drei Ta-
gan keine Oeffinung. Es wurde Arcan. «fa-
fßUcwi der Afixtur gesetzt 9 und Lavements
verordnet.
— 35 —
■
Den i8« Aprä^ Durch ein Clystier Oeff-
nung gehabt. Der Gestank ist nun völlig
weg, £UitzüQdung) Röthe> Geschwulst^ hat sehr
abgenommen, es geht noch immer etwas Koth
durch die Oeffnung des Geschwürs ab.
Den ig. April. Viel Besserung. Oeffnung
des Leibes gehabt, keine Spuren von Wür-
mern mehr, der Puls dem natürlichen mehr
gleich; das Geschwür rein und ohne Geruch^
die ^tercora gehn nicht mehr so stark duroh
das Geschwür ab; die Mittel dieselben.
Den 20. Apnl. Es gehen kaum noch Ster-
cora durch das Geschwür ab« Patientin be^
Rnddt sich sehr wohl, nur matt.
So besserte es sich von Tage zii Täge^
und ohnerachtet die Patientin^ ^ihrer Armuth
wegen^ nicht länger im Bett bleiben konnte,
sondern wieder arbeiten mufste. um Brod zu
haben, so hellte doch das Geschwür so ganz
zu, dals, nachdetn nocji einige Wocheil eine
dünne wä.lsrichte Feuchtigkeit durch die im-
mer kleiner werdende OeBFüUDg des Geschwürs
abgegangen war, am Ende gar nichts mehr ab-
gieng, sondern dasselbe gaipz zuheilte, und
der Stuhlgang seinen gewöhnlichen Weg nahm»
Es wa|:en . in alleni siYölf Spulwürmer ab*
gegangen, theils von oben, .theils von ^pptea
und drei durch die Fistel selbst. Nachdem
^ 56 —
T§ Jahr verflossen sind, bildet sidi die Frau
f
noch Jetzt gut und wohl»
Wenn man bedenkt, wie geschwinde ein
solches faulichtes Geschwür, und üntef wel-
chen ungünstigen Un^ständec es geheilt i8t>
da di(3 arme Person gar nicht diät leben,
nicht der Ruhe pflegen konnte, sondern bald
wieder arbeiten mufste, dabei aller kräftigen
Nachkuren beraubt war, und gleich wieder
grobe Ko8t geniefsen mufste, so mufs man er^
staunen und die Naturen der Menschen be-
wundern. Uebrigens hat das OL Therebinth^
hier wohl einen grossen Antheil an der baldi-
gen Heilung, oder doch Verbesserung des Ge*
schwUrs« Es hat sich mir dieses Oel bei al^
len faulichten Geschwüren als vorzüglich wirk«
sam gezeigt* Es verbessert schnell das Eiter,
nimmt den faulichten Geruch aufs schnellste,
und befördert die Heilung. Würmer sind bei
uns gleichsaüi endemisch. Kein Kind ist fast
ohne sie, und auch bei Erwachsenen findet
man sie häufig. Ich glaube die Ursachen Iiie>^
von in der Diät zu finden. Der gemeine Mann
lebt hier fast ausschlierslich von Kartoffeln and
Mehlspeisen ; daher sieht man die vielen auf^
gedunsenen Leiber der verfutterten Kinder.
Hiiean kommt eioi schledites Wasser. 'Kein
Brunnen ist in dem Städtchen, als einer, nus
dem ein Wasser springt, welches durch Höh*
- 4i -
deny welche bis zum bersten gespannt war^<
wurde schon e;twa5 krauls und scbia£F, d^r
Unterleib mehr gesunken , Hitze, Durst, ge^
reizter Puls hatten nachgegeben ,1 die Zunge
verlor ihre hohe Rdthe, Naohts etwas ruhi-
ger Schlaf. Dieselben Mittel.
So besserte es sich von Tage zu Tage
heim Gebrauch dieses einzigen Mittels* Das
Wasser ging durch Urin und Stuhlgang häufig
ab, Patient fühlte sich täglich leichter, konnte
mehr ausgestreckt auf dem Rucken liegen,'
der Unterleib fiel ganz zusammen, kurz al-«
les Wasser war in Zeit von drei Wochea
beim Gebrauch obiger Mittel verschwunden
und nur .noch wenig Geschwulst in den Fü-
Ise^ übrig. ,
Es wurden nun stärkende Mittel gege-
ben, Jbiezu die Herb. Card. Benedict, zum Thee,
wie auch ein Zusatz vom Extract desselben
zii obiger Mixtur gewählt. Es wurde dem
Patienten ein Glas Wein erlaubt.
Hierbei besserte es sich immer mehr^ und
Patient wäre völlig hergestellt, hätte er sei-
nen unmälsig^en Appetit nicht befriedrigt« Ob-
gleich ihm nur erlaubt war^ Fleischsuppen,
mürbes gebratenes Fleisch, wenig Mehlspei-
sen und keine gröberen Gemüse zu genielsen,
so hatte er doch Kartoffeln, Fische, Schweiz
neileisch und ^dergl. in der Maafse zu sich
— 38 —
ser aufgeduQsen , die Beioe bis znm platien
dick, die Genitalien äu(serst geschwollen, der
Unterleib voll und das Schwappen des 'Was-
sers darinnen deutlich bemerkbar, das Ge-
sicht aufgedunsen, die Zunge dunkelroth, dick;
Beängstigung, tfockner Hnsten, kurser Atherom ,
* Patient konnte nicht horizontal liegen, son-
dern sals im Bette, kein Schlaf, Auffahren
im Schlaf unter Gefahr der Erstickung, Tiel
Durst und Hitze, trockne^ rothe, gespannte
Haut; der Puls geschwind, hart und etwas
voll, wenig Urinabgang. Da1)ei laxirte er
sehr stark, welches ihn abmattete. Dieses
letztere aber, so wie auch die stärkere Er-
hitzung des Körpers, glaubte ich, yon dem
Gebrauch der Medicamente herleiten zu kön-
nen, indem Patient ein Infus* lunip. mit
Extr* Colocynth. stark versetzt gebrauchte.
Der Regimentschirurgus Sander war Arzt bei
dem Kranken. Um den Kranken nicht zu
milströsten, machte ich ihm HoflFnung zur Bes-
serung seiner Beschv?erden, die ich^ eigentlich
unter solchen Umständen selbst nur sehr
schwach liegen konnte. Ich versprach ihm,
mit Herrn Sander zu reden, und ihn mit die-
sem zu - besuchen. Der Bericht des Herrn
Sander über den Patienten lautete folgender»
mäfsen :
Patient sey in den 60 Jahren, sej mit
- 39 - • V
den hannöyrischea Truppen auf Minoren ge-
wesen, habe yiel Strapistzen erlitten, und über-
haupt eine unordentliche Lebensart gefuhrt.
Er habe yoü jeher starken Appetit gehabt,
alles durch einander gegessen und yiel Spiri-
tuosa getrunken, habe schon längere Zeit an
hypochondrischen Beschwerden gelitten, em-
mal sogar Lienterie gehabt« Sobald er sich
ein wenig fiihle, hielte er keine yorgeschrie-
bene Diät^ sondern essQ was ihm schmecke*.
In der letzten Zeit habe er stark gegessen
und wienig Bewegung gehabt. JV^or den Zu-
fällen-d^r Wassersucht, als welche nach und
nach aus den hypochondrischen Beschwer-
den entstanden, habe er auflösende Mittel
mit bitteren^ starkenden yerbundeo gebraucht;
doch auch unordentlich, indem er die Kosten
für die Medicamente scheuetel Bei der Was*
sersucht selbst waren nun Hydrogaga^ aller
Art gebraucht, unter andern die Digiialis
und zuletzt das Coloefuintenexträct.
Ich äufserte, dafs ich hier, tiefer liegende
Stockungen in den Eingeweiden des Unter-
leibes, vielleicht vorzüglich in der Leber ?er-
muthe, und wir kamen überein, ihm fol-
gendes Mittel zu geben, welches mir in vie-
len ähnlichen Fällen gute Dienste that. Es
war dieses das Extr. Chelidonii mit dem Ar-
cano duvplicatp; und den gereizten Zustand
- 4o -
ZU mindern 9 mit einem Zusätze von E,xt^^
Hyoscyami^ auf folgende Art:
Jjl Arcan. duppUc. ^§
B,xtr. Chelidon. ^jß
— Hyosc. 3/
Tan. emet. gr. i
Solv* in
Aq. FL Samb. ^vj
add.
Oa^m. sq. 5/
M. D. S. Alle 2 Stunden | jBCsIöffel voll.
Hiebei wurde dem Patienten erlaubt dtinne
Bouillon zu genieisen^ und zum Getränk, Wai-
ser mit geröstetem Brodte, weil er dieses am.
liebsten trank.
Den 5. JulL Patient fühlte sich selbst
etwas erleichtert y die Haut war. nicht mehr
so roth, der Puls nicht so schnell und voll,
der Urin, weilcher vorher hochroth'war, und
äufserst wenig abging, war blasser geworden,
und ging in gröfserer Menge ab. Er hatte
vier äufserst fibelriechende Stühle gehabt*
Conün. remed.
Den 7. Juli. . Das Wasser ging stark ab,
sowohl durch den Urin als durch häufige wäs-
serige Stuhlgänge, die den Patienten gar nicht
schwächten \ die Haut, vorzüglich an den Len-
— 4« —
den, welche bis zum bersten gespannt war»*
wurde schon e;twa5 krauls und schla£F, d^
Unterleib mehr gesunken » Hitxe, Durst » ge^
reizter Puls hatten nachgegeben« die Zunge
verlor ihre hohe Rdthe, Nadhts etwas ruhi*
ger Schlaf. Dieselben Mittel.
; So besserte es sich yon Tage zu Tage
heim Gebrauch dieses einzigen Mittels. Das
Wasser ging durcb Urin und Stuhlgang häufig
aby Patient fühlte sich täglich leichter, konnte
mehr ausgestreckt auf dem Rucken liegen/
der Unterleib^ fiel ganz zusammen , kurz al-
les Wasser war in Zeit von drei Wochea
beim Gebrauch obiger Mittel verschwunden
und nur .noch Wenig Geschwulst in den Fii-
Isen übrig.
Es wurden nun stärkende Mittel gege«
ben« Jbiezü die Herb. Card. Benedict, zum Thee.
wie auch ein Zusatz vom Extract desselben
zik obiger Mixtur gewählt« Es wurde dem
Patienten ein Glas Wein erlaubt.
Hierbei besserte es sich immer mehr, und
Patient wäre völlig hergestellt , hätte er sei-
nen unmälsig^en Appetit nicht befriedrigt« Ob-
gleich ihm nur erlaubt war^ Fleischsuppen,
mürbes gebratenes Fleisch , wenig Mehlspei-
sen und keine gröberen Gemüse zu genielsen,
so hatte er doch Kartoffeln , Fische, Schwei-
nefieisch und ^dergl. in der Maafse zu sich
- 4» —
gmtoBmm, daft er bald -friedor ein» Dmek
«sd Völle in <lf»iD Machen imd LAetgcgend
empfand. — Ich iialte ihn schon mehrere Wo-
chen nicht mehr gesehen, ak ich eines ALcmdi
MM ihm gemfen wurde. — Er faatre eine wnhre
(iholts^a. — * £r hatte sechsmal TC«iixt, anfangs
die g-^noaaenen Speisen, dum viel Galle nnd
eine Menge Wasser, so da& die ganze Scnlie
daTon schwamm. Zwischen )edi«maHgein Er-
brechen hatte er puigirt, nnd rwar sehr nbel-
riechenden, schadhaften Abgang. Der Pols
war kl^ia nnd zusammengesogen« Er bekam
poL hmeri mit Esctr. ffyoMCm nnd Napki^
VurioL
Die Nadbt durch hatte er nodi einige mial
lazirt, aber nidbt mehr gdxochen. Den fol-
genden Tag befand er si<^ besser nnd den
dritten Tag war er wiedo* röUig heigestaUt,
bis auf einige Schwade. Er sagte, dais es
ihm aiua nodi leichter wäre als Torho*, in-
dem die Völle nnd der Druck im Untnrlmbe
gleichsam mit weggebrochen waren ; auch ge*
Ictbte er ao, sich bei wiederkehrendem Appe-
tit mafsiger zu halten, nur wenig und lieber
r>:terer zu essen, und überhaupt diäter zn le-
ben. Nachdem er die potio Riw. noch einige
mal gf'braucht hatte, gab ich ihm China; -nn-
igs im Decoct, dann in Pulrer. £r befiand
, biebei so wohl, dals er in kurzem wie-
- 43 '-
dier an Kraßen zucafim; sein Körper, der
wie ein schlaffer Bf^utel nach der -Kriinkheit
aussah, wurde wieder genährt^, voll, und fetzt
fiinf viertel Jahr nachher befindet er sich mun-
ter und wohl.
Das Exiract. Chelidon.y dem ich einen
Hauptantheil an dem glücklichen Ausgange
dieser Krankheit zuschreibe, hat mir in vie*
len ähnlichen Fällen, gute Dienste gethan.
Nur muß es in steigenden Gtben gereicht
werden, und hatte der. Patient in obiger Mix- ^
tur zuletzt 3/^ genommen. — In zwei an-
dern Fällen schatte mir dieses Mittel das
Wasser bei der Wassersucht fort, die Ki^an-
ken starben aber späterhin an der Auszeh-
rung > vielleicht aber mit aus der Ursache,
weil es sehr arme L^ute waren, denen alles
fehlte, was zur Beförderung der Heilung gün-
stig gewesen wäre. ^
Auch' bei chronischen Augenentzun dün-
gen, votzüglioh da, wo die Drüsen der Au-
genlieder leiden, und bei denen, die skrofu-
löser Alt sind, oder von Verschleimun^ des
Unterleibs herrühren, thut das Extr. Chelidon^
äurserlich als Augenwasser mit Aq. Rosar^ und
innerlich nach Umständen mit Terra ponde^
tosa gegeben, herrliche Würküng.
Die neueren Erfahrungen eines JVtndt,
•
W
- 44 -.
t *|t ■ H« t -.
i6tea Bmad» A»
gdben viftlleicht Gdiegwuheit^ Jim« gwpifc
wirkjaoM SCttel a mAbsanni KzankboäBB
Teffsaciiea^ lUkd uaaem Fissift dar
baren Krankltcitefi zii boceicliem»
- 45 -
IV. .
y e rmis cht e
Aufsätze und Beobachtungen
• . • . ,
ftuf der
-v-^
Arzeneiwissenschaft, Wnndarzneikunst
und Geburtshülfe,
Vöfi
Adolph Friedrich LöffUr,
der Anoeiwis&enscfaaft und Wundarzneikunac Doctör,
RuBsich - Kaiser!. Hoirath^* Ehenmitglied des Keic^sme-
dicinischen Colleglums in St. Petersburg; der freieti
ökonomischen Geselltchafc daselbst Mitglied- und der
MedicinaU Verwaltung des Gouvernements Witepks Ac-
coiicbeur.
1.
tUeber den Gebrauch des Phosphors in
früheren Zeilen^
Xch will Jbier keio^] vollständige .Abhandlung
dieses wichtigen chemischen Products, sondern
-• 46 ^
nur tinige Materialien dazu mittheilen; die-
ser kleine Aufsatz darüber soll nur zeigen,
dafs iitere Aerzte den Phosphor schon, wenn *
auc^ nicht ganz so gut wie wir^ dennoch ihn
als Medicament zu würdigen verstanden»
Möchten doch die Rückblicke über dieses
yortrefliche Arzneimittel, auch noch dazu die-
nen, desselben Gebrauch mehr ip, Aufnahme
zu bringen ; denn obschon noch jetzt lebende
deutsche Aerzte die Bahn dazu eröffnet ha-
ben, so scheint man doch auf halbeip Wege
stille zu stehn, wo nic^t gar umkehren zu
wollen.
Obgleich einige Scheidekunstler bewiesen
haben, dufs das Acidum Phosphoricum^ wel-
ches, mit Pbtogistpn verbunden- diesen son-
derbaren Körper bildet, nicht allein den tbie-
rischen Substanzen als eine ausschliefsliche Ei-
genschaft gehört, sondern auch in einigen '
Pflanzen ' besonders häufig angetroffen wird;
denn Albinus ^), Hoff mann ^), Marggraaf ^)y -
haben den Phosphor vorzüglich aus dem wei-
fsen und schwarzen Senfsaamen, und aus meh-
reren Saamen der sogenannten Plantae- an^
iiscorbuiicae bereitet: so ist es dennoch
I) Diät, de Phöspkoto» Francof, |(S83.
a) In notis ad Poterium. pag. 477.
') Chemitch« Schriften. Berlin l76l.'Tom. I. Seite 78.
$. 34. a^-
' ■ •. • )
- 47 -
vrifs, daf» der Pho5jihr>r vorzüglich in den
Thieren befindlich ist, und dafs man densel-
ben ans dem Urine und Knochen in grü&er
rer Menge und bequemer durch Hülfe der
Scheidekunst erhalten kann.
Nicht aus dem Urine allein^ wie man in
frühern Zeiten glaubte, soDdem auch aus an-
dern thielischen Th eilen, besonders aus den
Knochen, luinn man den. Phosphor leichter,
wohlfeiler.undingröfsererMenge erhalten, wie
aolchea <ier schwedische Chemiker Gähn zu-
erst entdeckte und lehrte»
Seine Versuche wurden vorzüglich, von
Scheele, Macquer ^ Houeliei Nicolas y.Cri^ll^
ßerniardy SpMmann^ Lauth^ und mehreren
Scheidekünstlern wiederholt und bestätigerr ^)
Der Phosphor ist nicht allein wegen des
Inhalts einit heftigen Säure, sondern voi züg-
lich durch die Vej^einiguog des Phlogistoos
und daher erhaltene brennende £igensoha&,
ein scharfes, fressendes und verbrennendes
Gift, welches im innern genommen sich ent-
zünden und die Aeftigs^en und gefährlichsten
Zufälle verursachen kann» ^)
4^ Macquer Dictionaire de Chymte, Paris I778* Tom 5.
p(^» 68. — Lauth Diss, de jinafysi Urinae etc» wir-
gentor. 1781. pag. 47. §, 27.
5) PVeikatd vexmisthte mediz'tmBthe Schritten, Theii 4*
S«it. ic5* 107, 11^^— Journal der praciischen Arjs>
f- 48 —
Man wagte dennoch diesen brennenden
sich selbst enzundenden Körper im innern an-
zuwenden, stellte in geringer Menge und mit
Behutsamkeit vorsichtige Versuche bei Krank«
heiten an, und fand sich belohnt) indem es
einige derselben hob, andere linderte.
Schon Kunkel ^) bereitete aus dem Phos-
phor stärkende und schmerzstillendo Pillen*
^ Hx Krämer^) gab denselben mit dem be^
sten. Erfolge wi^er die Fallsucht. ^^ Bei eini-
gen Personen war die Epilepsie schön Jahie
alt und täglich geworden ^ und sie wurden
durch dieses' Mittel Jahre lang davon befreit.
Wahnsinnige^ und melancholische Personen
(Maniavi et Meianeholici) bekamen wie her-
geiaubert nach dem Gebrauch des Phosphors
ihren Verstand wieder«
Bei hitzigen anhaltenden Fiebern mäfsigte
die Anwendung dieses Mittels die brennende
Hitze ungemein.
Auch in einer Abhandlung von Hart--
mann
neikimde und Wimdsrssneiktuist herausgegeben vbn
Hufeland etc. Siebenter Band 1799^ Seite 114. '*-
LoffUrs vermischtet Aüfsäue etc. Stendal 1801.
Seite !k64.
6) Op, Ckem, pag* 3o3. — Reinlein Dlss^ de Pkospho'
ris^ f'lenN, 1768. pag* 6i»
7) Commerc, Norimberg. An, 1733. pag% 18O. und An,
1733. helfäom. 17. pag, x3j. ,
^ 49 ^
mann ^) liest iiian ein Beispiel, wo die
til^ping einer 'IPaUsucht durch dea Gebrauch
des Phosphors bewUrkt wurdei
J. O. Menü ^) beschreibt drei Fälle, wo-
4nreh die vortreflichen schweifstr^ibend^n und
krampfstillenden Kräfte des Phosphors bewie«
sen. werden.
Bei eineoi Kranken , der am bösarrigen
Fleoklieber (/efrm petachialis maligna) ütt,
war die Schwäche so grols, dafs er ftthllös
nnd ohne Verstanfi lag; es wurden ihm £wei
Gran Phosphor des Morgens und Abends mit
Theriak gegeben, und es entstand darnach
ein atarker Schweifs noch während dessen dadi
der Kranke fühlend und verständig wurde»
Drei Gran Phosplior mit Conserv.fl* Tu^
nie» zweimal gegeben, nahmen bei einem Kran«
lodn^ der lange und gefährlich am Gallenfie-«
ber gelitten, eine Beängstigung > und Schlaflo-
sigkeit gänzlich weg; auch hier bewürkte das
Mittel einen starken Schweifs* <
Ein bösartiges Flufsfieber raubte schon den
dritten Tag einem Kranken Sinnen und Kräfr
8} Quaesäö tuper Plontm Zincl uso interno» Francöfl
ad Fiadr* 1778*
9} Diss, de Phoiphori^ loco medi^ftieHU adtumti, vir»
tute meäica, aliquot tuuibus nngularibus conßrmata,
Witeherg, iy5l. — Malier Coli. Diss, praotic, T. 7.
pag, abS. agir.
Jonra, XXI. B. x. 3i, |> ^
t»; iiL diesem Ge£alir iiokuBdmt Znst^idt
^ab .Ifenr^ iiixn zwinmal drei GtaiL PImis*
pi'.'.r mit Conserv» ßoiar.; Srä^e und Si
kf^h^ten, be^^leitet mit e^ner atazken
Stange zurück, nnd der Krmnke war
Ein Kranker, der nicht boren, seiiaBi
fühlen noch sprechen konnte, nnd dabei m«
vnlilvische Zufalle hatte, wurde innerilBlb Tier
Stunden von diesem gefährlichen Zostands
durch den Giebrauch des Phosphors gerettet;
es erfolgte darnach Schweils und Schlaf, nnd
schon am dritten Tage konnte der Kranke
im 2ammer umher gehen.
Die Schrift des Herrn Mentz findet maa .
von Crell ^^) übersetzt.
Der Herr Rath ro/E Crell fugt eine wich-
tige Anmeikung hier bei ; — er wfinscht näm*
lieh , dals die Aerite nach den gehörigen Voi^
sichtsregeln den Gebrauch des Phosphors ge-
Bsuer zu bestimmen suchen möchten, weil es
sehr wahrscheinlich ist, dals man sehr viel
mit ihm ausrichten könne^ wenn man ihn bei
bömrtifffBa Krankheiten mit sinkenden Krä£-
^TÜkseitJg gäbe, und seinen Gebrauch
9^ Hmßer, Beiträge <ur BeförderuDg der Go-
Htfiliiiig der Krankheiten etc. in einen
Aflinig gebracht und mit Anmerknnr
woa Dr, L. Cnll etc. Vierter Band.
Uli §mü» 1783. Mte 266.
— 5f -
Btdit» wie bisher, auf rerzweifeke und fast
aufgegebene FäUe rersparte.
Noch fragt Herr von Crtll, •— und diese
Frage Terdient die grö&te Aufmerksamkeit
dte pracdschen Aerzte, — ob es nicht rath-
sam seyn möchte, das aus den Knochen aus«
geiebiedene Salz in solchen^ Krankheiten an-
xn^^nden, wo man bisher die Vitriol- und
and ei^ mineralische Säuren gab, indem jenes
Sab nicht so fressend als diese sind, und
nelleidit doqh eben so kufilend, dabei aber
unserm Körper angemessener ist, weil es einen
Bestandtheil' desselben ausmacht? —
Auch möchte dieses Sals wohl gegen die
WMchh^it der Knochen der englischen Krank-
heit und Nervenkrankheiten nüulich seyn;
wenigstens verdiente es dagegen eben so gut,
wo ^nicht besser 4ils andere Mittel yersucht ta
werden.
' Morgenstern '') beobachtete, dals der
Phosphor als ein schweilstreibendes Mittel ded
besten Nutzen beim Scharlachfieber (Jehrü
Soarlaäna s» Rubor Scarlaänus) leistete«
Barchewüz '^) theilet folgende Erfahrun-
gen über den Gebrauch des Phosphors mit:
li) Sekulzii pradtd^ in dispensator, BontssQ- Brandt
burgicum, Norimb, 1753. pag, 4^5*
is) Speciieg, aä Phoiphori ürinarii usum iniernum m«-
dicum ptrtinentia* ßmta^'Alagd, 1760. *~ In Tht»
D a
— - 5a — !
Zurückgetretene Masern, die schon mit
Todesgefahr droheten, kamen dadurch wie-
der zum Vorschein.
Bei einer Lungenentzündung , die mit Ii>'
rereden und Zuckungen begleitet war, leistet*
dieser Selbstzunder vielen Nutzen«
Ein Mann , den heftige rheumatische
Schmerzen in beiden Beinen lange plagten, Wür-
de davon innerhalb xwei Tagen befreit; er be»
kam jeden Abend drei Tropfen von einer
Auflösung des Phosphors in Ifaphiha Furioä
und des Tags die Essent. Pareir. Bravae.
Der Durchbnioh eines Zahns venirsad^tt
einem Kinde einigemal des Tags heftige Znk«
kungen; es bekam einen Tropfen von der
PhospborauflÖsung, und . der 2jiahnreis ver^'^
•chvirand und mit ihm die Zuckungen. ^^^ '
Soeneken '') befreite mit diesem Mittel
eine Frau von allgemeinen Zuckungen. (Pleuro'
thotonus unwersalU)» Er liefs ihr täglich drei
Gran nehmen^ und nachdem die Kranke acht<*
zehn Gran genommen hatte, waren alle Zu«
falle weg.
Weihard '^) versuchte den Phosphor an
selbst, er meinte damit seine zu grolse
%aur. DUsettat, Fol, x« ^o^. i5g. de« PxofMSo^s
Sandl/on,
l3} Fränkische Sammlungen. Thsil 6. Seite ai.
14) ^' c. (ß) Theil Q. Seite Z4s. . x45.
^ 55 —
Empfindlichkeit der Nerven herab zu stünmen;
aber er empfand davon wenig Hülfe. Wenn
er aber Schwindel und Beängstigungen von
KoJBFee- und Chokoladetrinken n. a. w« bekam»
io worden diese ZufiUIo durch dieses Blictd
^ £in Blann , . der anhaltende Sohmemen
dnrch d^n ganaen Körper empfand, welche
mit hefdgemi Zittern der Glieder begleitet wa-
rettj wurde durch den Gebrauch des Phos-
^ors Ton seinen Schmersen yoUkommen ge«
keilte nur das Sttem der Glieder blieb.
Ein alter Mann, der schon lange ron tag«
Beben Kopfschmeraen und einem anhaltenden
Geräusche im Kopfe geplagt war, wurde end-*
lieh von allen Zufallen eines leichten Schlages
befallen; nach einem Aderlafs wurde es schlim-
mer. Drei Gran in Oel au^elöfstes Phosphor
gegeben, yersdiaften eine sehr ge^hwinde
Besserung. Den folgenden Tag bekam er wie-
der zweimal einen gelinden Anfall seiner ge-
wöhnlichen Zufalle; der Gejbrauch des Phos-
phors wurde wiederholt, und von jetzt an
war der Kranke gesund hergestellt.
In diesem Falle bewirkt«^ dieses Mittel
mne stärkere Absonderung des Urins ^').
Meflin '^) gebrauchte den Phosphor bei
l5) L. c. Theil 4. Seit io3.
iQ) Fharmae, seculo moderno »ocomodma. 'AUenk, l^j^»
_ 54 -
«bem Faulfieber, wider weichet
gea^ ChiiU» Campher, Kermes ohne Nutzen
gehraocht worden war, mit gutem Erfolge.
Die TorzügUchsten Kräfte des PhoephoiS
mach allen die«en £r£dnEiiDgen rtduciren sich
auf Dampfung der Fänliing, schweilstreibend|
lununp£rtilleod , und Kräfte« gebend.
Crantz '^) -giebt den Ritth, den Phosphor
aflein zu geben. Ob er ihn fo versucht hat|
dann ist wohl zu zweiftjn; dann Tor den furcb«
terliehen Folgen aeiner Verbrennung ist m«9
nicht, gesdiutzt.' Wenigatens' muis man- ihn
so Tidi als möglich zu zertheilen suchen J da:*
wit er yiele Fläche bekämmt, leicht TocsteGlff
oder eingehüllt und ao yör Entzündung b6«
wahrt werden kann. «
Nach Hoffmanns Bemerkung aoU sich .der
Phosphor nicht entzünden, wenn man ihn mit
Campher und Salpeter yermischt; es käme
daher auf Versuche an, wie sich seine Yfit^
kuDg rerhieltei wenn man ihn in Verbindung
nie diesen Mitteln im ionem anwendete.
Der selige Gener alchirurgus Theden '>)
hat mit der änisem Anwendung des Phos^
phors kallöse' Oberflächen in Fisteln au^elÖ-
set und sie dann geschwinder geheilet. *
17) Mater. Medtc, et Chirurg, T. 2. pag, 172. Edii, a.
18) Unterricht für die Unterwunilärste bei Armsen ^tc.
Theil. 2. Seit. s3i. Berlin 1773.
— 55 —
Tabelle oder Üehersichi^ hei welchen ZufäU
len und Krankheiten sich der Phosphor
nüizlicli bewiesen hat.
Aeltore Zeit.
Vom Jahr« i683 (Aibinu») hu
1773 CTheden).
I
Alt
i) stärkend»
a) 9ehm«tM$iillen4j '
3) krampiehebend,
. • ~f
'■'■'■ ■ ' ■ . ■
4) scliWeilstreibend«
Neuare Zeit«
Vom J«hre 1773 (Theden) bie
1801 (Vf^urzer)^
AU
• *
l) Secretions befördernd,
22) böcbstes Excitans, wi-
der r
5) Unordnungen de« Mo«
natiluiies*
4) Magen- und
\ '
5^^Purat*imdHit9«lindexnc(,,,, fk) A^riakrämpjEivv
wider
6) Epilepsie,
7) Wahnsinn ,. . , ;
, 8) Melancholie»
'g) Bösartige -
10) Nerven -
11) Faul -Fieber^
la) convulsivische Zufälle,
l3) Zuckungen,
14)' Fuhlloiigkeit,'.
i5) Sinnenlosigkeit,
16) Scharlachfieber,
17) zurückgetretene Masern,
18) rheumatische Schmerlen,
ig) Zahnreiz ,
S2o) Schwindel»
S2i) Beängstigungen,
22) Kopfschmerzen,
o-.v
a /.T?) Nervenaiihwach«
.- 8) atonische- • .. ....
9) knotig» Gicht,
10) Lähmungen,
11) Impotentta Vlrilis,
13) Blei-
l3} Arsf^nikvergiftopigen,
r. 14) Erschöpfung,
15) Bösartige -
16) gallen-
17) hektische Fieber/
18) Knochenfäui'e> '
19) Mutterkrebs,
i2o) colliquative Schweifse,
ai) asthenische Biutflüsse,
S2S) Auszehrung,
-. 56 •.
Aelter« Zeit. Neaere Zeit.
S^9) AolaUe von SchUgSnlk^ a5) LaB^enraclit«
94) JmüIöm FisteliL 24) ObnnuLcliteii,
95) Vereitenuigeii»
26; Wallungen,
37) Erbrechen,
98) kritiftclie Ezantli
09)
I
Folgende drei Schriften fiber die Heu*
krifte des Pbv^phon kann der pracdsche Aul
noch mit Nutzen lesen:
$) C» fV» Petwfy DUi, sisfeiu Pkospkori mrtnae mmafyä»
ti tuwn uudicum, Pmaid. Bücher, Halae Mmfdtk.
1755.
h) J. H, Thommt DUs, de mm Phatphori in. Medidaä^
Megiomtmii 1762.
c) Q, H. Hudemann Dies, eisteru oBserpot» ^uudmm ai
dciuäe, Mercurti sitbliautt, et Photpkort usum inter^
Wim peninenUi» Praes, Banmann, Helnutmd, 1763.
2,.
%
PJnige Bemerkungen über das schwache
Sehen. (^Amhlyopia)
xJie Lebenskräfte der Organe des innem Au-
ges käonefi auf sehr viele Arten von ihrer
uatürlicheo gesunden Beschaffenheit , ihrer
Norm abweichen. Sie kennen erhöht, yer-
-^ s? ^
t;^ :gesdiwacht> einaeln oder wsammen,
yolIkoBlxiien oder unvoUkommeD, znm'Theil,
od^. gändidi , gelftbmt werden. Ein loldier
Knmkhmtsasnstaad ist entweder niehr oder we-
iiiger ?orhandep> nad die Folge da^on^ das
mehr oder weniger schwache Seben^ bestimmt
den gröfs^m oder geriagern/ Grad, nnd die
aOhwcvere oder leichtere Cur dessdhen.
.. • Eine Person^ welche einen Gegenstand.»
VBisSey Make oder ferooy mdit tejoht und. in
«einer ganzen Vollkommenheit sehen hanipi
sondern sich in der Erkennung desselben mehr
oder weniger Mühe geben muis, nnd an de«
l^föiAugenliiHMa^ keinen F^er entdecken kann,
|}^t die$e Augenkrankheit.
. 9äo ist also dieser Bestimmung in- Folge
verschieden von
ü) der Kurssicfaiigkeit»
b) dem eingebildeten Gesicht ,
o) dem SQbwan^cMi :und grauen Staar« :
Jede dieser Krankheit; hat einer andere
Stdle^ eine andere« Ursache wie siefffsie be«
steht am Vorzüglichsten und am öftersten in
i) einem rerminderten Gefiibl der Netzhaut;
s) einer zu grofsen Empfindlichkeit der
Haut dor gläsernen Feuchtigkeit ^ im der
sogenannten Hyalpidea;
3} einer Entartung, sowohl der Qualitiit als
Quantität der Augenfouchtigkeiten;
— 58 —
I
4) ^i«r Abweiehncg ibres Vitaldits* uad cke-
5) iin ^er Yerüdenuig der Lage dieicr
F^Bchtigbeiten; die eiiie Ilub so fiel dit
«0060» ZB wenig wefden, jene «lio iHmi
fserdraages;
<6) m der Vermitdnnig dersell^eii.
VMdba mm too diesen jeehs — nnd nodk
I^MkI: et igewijii eine gr5fiiere Menge :^— Ter*
eeUedenen UrtädMn des SchwiduekeBs die
mebte c^f d^ufifier betitsen wir noch keine
fiektiige Erkeuanifiiy vir empirische Mntli»
audGNUigen.
{jftr die m grolje innere Eapfindlidikeit
oder ReiibarkeiC (2) des Auges giebt sid,
olme RSdie des inlsem Anges, dnrdi die
Licbtsclieu, und du leichte ThriLnen beiiA
Anbliek li^Iler gUnsender Gegenstände sa er-
kennen.
Die entfernten nnd Gelegenheit»- ürsa-
eken dkses Fehlers können sehr mennigFaltig
■h 1
se^n: flh will davon nur einige, die ich am
öftersten taxtd, anfuhren;
a) vorhergegangene heftige Entzündung des
Auges; ^
b) Blut» Xk>ngestionen«WalIiingen, Hämonv
hoidalzufalle ;
c) scharfe Dünste und Gasarten;
1) Onanie aller. Arten. — Viele unsrer jun-
— 59^ —
"gtn Heiren zeigen nu^ za deutlich diesfo
Verbrechen durch den frfihen und häu-
figen Gebrauch der Lorgnette an. —
Jedoch die Auffindung der Ursache dieses
Feblecs hat im Grunde für den heilenden
Arzt keinen groisen praktischen Nutzen ; denn
die Heäung gründet sich hier vorzugsweise
auf zwei wichtige Heilmömente;
. einmal: auf di# Entfernung und Vermeidung
Jallei dessen 9 was die Augen schwächt;
'.sweliens: auf die Genielsung und Anwen*
,= den^ alles d^sjfenig», was zur Stärkung
.^ :;der gesdiwfediten Augen dienet.
'■" loh will dS&e Heilanzeige für den jungen
praktischen Arzt noch etwas näher entwickehi t
1) er verbiete dem Schwachsichtigen düs An-«
sehen jedes starken Lichts; den Gebrauch ^
vielelr LichteTi der Fem-* und Vergröße-
rungsgläser; das. Betrachten kleiner Gcs-
genstände; vieles Lesen und Schreiben;
Nachtwachen.*"-*""^
2) Warne ihn für einen öftern B'mschlaf^
vorzüglich aber für das Laster der Selbst-
befleckung; für Unmälsigkeit jeder Art,
im Essen, Trinken ^ Tanzen, u. dergl.
Seine Diät und Lebensart mufs stärkend
aber nicht' erhitzend seyn.
' Nebst diesen Warnungen und Verbietnn-
gen empfehle man dem Sehschwaehen stets
i— 6o — -
einen grünen Lichtsohirm ror deii Angein zu
tragen I sich in einem Zimmer mit gronckn
Vorhängen au£Euha]ten; auch ist es zur Star»
kung der schwachen Augen nöthig, sich sehr
flacher hellgrüner Brilien oder Gläser zum Se-
hen zu bedienen*
Aeufserlich wmde man noch an, die
Elektricität y den Galvanismus, zertheilendls
pämpfe, das WasserstolFgas, das Vorhateen
eindringender stärkend^ und flüchtiger Gei^p
ater, das öftere Waschen mit kaltem WasaeTi
reiben d.er Augen mit Eib» das Dondiba^
IBlutigel) und andere- ortlidii6 Anh&nfoiigeBy
«vermindernde und ableitende Mittet, das üe-
Iberlegen eiserner magnetischer und nnma|^
itischer Platten u« s. w.^
Auch komme man mit dem abwechselnden
innem Gebrauch abführender und stärkender
Mittel zu Hülfe.
3^
Nutzen des Erbrechens in der Brust'
Wassersucht.
JLiine Dame yon sehr fetter Korperconstitu-
lion verlangte meinen Beistand in ihrer ehe*
majigen Krankheit | da sie yon einigen ge«
>- 6< •>
•
schlokten Aerzten ein« lange Zcfit her ohne
Hülfe war behandelt worden»
Sie litt schon einige Jahre an überh3a£»
tem Schleiip auf der BrustJ alles was den Aus*
wnrf desselben erleichterte, yermehrte, ver-
besserte ihre Beschwerden; alles was ihn er*
Schwerte, noter drückte , verschlimmerte auch
die Zufälle **- Dieses war hier eine so be-
kannte &&thrangy dals es schon z^ einer aU
ten Regel geworden War, vonügliche Rück*
sieht darauf zu nehmen. '
Die Zufälle» an denen die Patientin jetzt
litte f hatten einen so hohen Grad von Ge-
fahr erreicht , dals man sie für eine Candi-
datin des Todes erklärte*
Ich fand sie bleich und sehr elend au&se»
hend, init hohlliegenden ängstlich stierenden
Augen; ihr entstelltes Gesicht ächzte nach'
Linderung; die Zunge war stark mit gelbem
Schleim überzogen; die Athemzüge waren
schwer und röchelnd; sie konnte nur eine ru«
hig sitzende Stellung ertragen, denn bei einer
Lage auf dem Rücken oder zur Seite, und
bei einer Bewegung bekani sie solche Beäng-
stigung in der Brust, die an Erstickung grenz-
te ; — überhaupt war ihr jetziges Leben
auch aulser diesen ein beständiger asthmati-
scher Zustand; sie fühlte dabei eine lieber-
fülle, einie Schwtre in dar Brust, die sie zu
— 6ft -=.
erdrücken schien« Dm Folse und IBade wa-
ren wassersiiditig geschwollen; denn et hli»»
ben die in die Geschwolit gedruckte Gruben
lange ttehen, ehe sie sich wieder fällten; alle
Ab- und Aussonderungen waren in Un<Hrd>
nung, weniger und schlechter als ihr Normal-
zustand erforderte; Schweils zeigte sich sot-
ten und nur wenig, gewöhnlich dann nuTi
wenn die Beäogstignngen an Ohnmacht grona*
ten oder in sie übergingen; der Pub schlag
kaum Fühlbar, geschwind und irrend*
Diesen Zufallen zufolge hielten die Aerzte
die Krankheit fUr eine Brustwassersncht, nnd
ich, nachdem ich den ganzen Zustand der
Zufalle gefa&t hatte^ war geneigt« sie für eine
Atonie der Lunge mit Schleimanhanfiuig,
Schleimiofarkten , zu halten.
'Eine kranke Absonderung in der Lunge
brachte nach und nach Anhäufung, Stockung
hervor, und wurde so zur mechanischen Ur*
Sache der Respirationsbeschwerden«
Die Lunge, so bald als müglidi yon ihrer
drückenden Last zu erleichtern, eine gröfsere
Freiheit dadurch in ihren Geschäften zu erre*
gen, schien mir nichts heilsameres , als ein
Brechmittel zu seyn»
loh brachte solches in Vorschlag — alles
ke dagegen , aus Ursache des Wassers
9rnst — die W«ssersäcke könnten bei
— 63 ^
der firechkrafc zerspringen,, di^s Wasser irgend
wohin einen Erguls mach^^oy wo es nicht ab«
geleitet werden könnte;.-*« es wiirde alsdani^
die Kranke erdrücken , dAftolbst verfaulen, o.
s« w, u. s. w. — •
Diese und nfehrere Argumente, die dem
Weg^tUtk ein Brechmittel zu geben, entge-
gengesetzt wurden, konnte ich mit nichts an-*
. derem erwiedenii als mit der vielleicht mög-
lichen Rettung der Kranken, da sie doch
auch ohne dieses sterben müfste. —
Die {Hauptpersonen willigten ein — und
zwar mit Zutrauen, aber doch furchtsam und
achfiohtem — denn würde die Kranke wUi«
risnd des Erbrechens sterben, wAr war mir
gut, dals nicht Neid und Verläumdung auf-
trat und mich als Urheber ihres Todes anschul-
digte ? ! — gab ich den Brechwein in getheil-
ten Dosen $o lange bis zur Wirkung; sie er-
folgte und mit jeder Brechopera rion eine Er-
leichterung des furchtbaren Zustandes. —
Ich und die Kranke athmeten freier, und
mit einem siebenmaligen Erbrechen war es für
dieses mal genug.
Der Unrath, den die Kranke ausgebro-
dien hatte, betrug mehr denn vier Pfund, das.
Getränk abgerechnet; und es war so golati«
nös schleimig, dals man es pfuodevfreiis auf
eine Ruthe nehmen und herumttagen konnte;
- 64 -
f
auch befaftdeii sich darutiter einigtB so merk»
würdige festere Schleimpfröpfe, die einer Ab»
zeicbnuDg yerdientbatcen. Und die tnich aa
die Wichmaonsche Zeidmung eines Schleim«
gewächses in seinem wichtigen Werke erin-
nerten.
Auch der Niditarzt . konnte jetzt, nadi
einer Zwisddenikeit von sechs Stunden, erken*
nen^ da(s sich die Kranke> wie durch einem
Zauber bewirkt) gebessert hatte und gerettet
war; auch ging sie von dieser Zeit an, bei
dem Gebrauch einiger stärkender Mittel, einer
bessern Di&t) und nach dreimal wiederhohem
Erbrechen, den .Weg zur vollkommnen Ge-
sundheit, ifie sie jetzt nach zehn Jahren noch
genieist.
Doch ist es nSthig, dals sie von Zeit zu
Zeit ein Brechmittel wiederholt, weil ihre'
Lunge die eigne kranke Beschaffenheit an sich*
hat, Schleim in grofser Menge zu erzeugen
und anzuhäufen»
Da mir dieser Zufall in pr&ctiscfaer Hin«»
iicht so merkwürdig zu seyn scheint, dals er
in vorkommendem ähnlichen Falle sehr wohl
einer Nachahmung verdient, **-- und da der*
selbe mit einem andern Falle, den ich jetzt«
gelesen, Aehnlichkeit hat, wo wegen eines hart*
näokigen asthmatischen Zustands die Squille
bis zum heftigen Erbrechen mit grofser Erb-
leich-
— 65 —
leichterong gegeben wurde *) ; so bescheixiige
ich die Wahrheit dieser Erfahrung mit An-
zeige des Namens der Patientin (Frau öene«
nun Vm Hohosine) und Benennung der Aefste,
Cdie Herrn Hofrath Demüro/ski und Dr« Ao^
mneheur Süinz*)
4.
■
f^an dem 'widernatürlichen Beben der
Augenlider. {^ISfictitatio^
jLinige öhirurgische Schriftsteller nennen die-
sen Fehler an den Augenlidern auch das Au-
genwinken*
Diese Krankheit ist zwar selten, jedoch
habe ich sie während meiner medicinischen
Laufbahn dreimal beobachtet, und ich werde
in diesem kleinen Aufsatze die Resultate der-
•elben mittheilen.
Sie charactorisirt sich durch ein unwill-
kürliches, selbstständiges, schmerzloses, schnial«
les auT und nieder Bewegen eines oder bei«
der Augenlider.
Dieser Zufall, der wahrscheinlich sn den
lokalen Krämpfen gehört, nimmt am Öftersten
*) S. Allgemeino mediciniscbe Annalen des Jahrs i8oi.
April. Das KorresponcfaiiJEbUtt » Se{tft iSf
Journ. XXI. B. u%t, £
^ 66 —
d«s oben Aogimlid, leltiier das unten «iOi
nad noch laitener findet es nnr an eineni Amt
genlide, gewöhnlich immer an beiden $UXU
Personen, die schwache und reiibara Nev-
Ten haben, die an Nervenkrankheiten leiden»
sind diesem Muskekpiei am hänfigiten nntw»
werfen; zuweilen ist es ein Fehler übler Aup
Ich sah diesen Zufall einmal bei einem
dem Trünke ergebenen Menschen; es liiei%
er wäre nach einem heftigen Erschrecken ent»
standen. Auch im Schlafe bewegten sich beida
Augenlider, doch nie so hefdg als wachend*
Etwas der Nictitatio ahnliches sah idi
bei einer jungen, bliihettden^ hübschen Dame;
sie winkte einige male mit den Augenlidem».
dann drückte sie selbige fest in, rieb sich
die Hände und der Paroxysmus war vorubery
und man blickte gerne in ihr schönes grolse
blaues Auge hinein und bedauerte die Entstel-
lung desselben bei jedem neuen Anfall, der
am öftersten und gewohnlichsten erschien,
wenn sie Freude oder Beifall äulsem wollte.
Er yeilor sich bei aller Bemühung nicht
yöUig.
Im heftigen Grade entstellt diese Krank-
heit nicht allein den Kranken, sondern sie ist
I auch lüatig und kann gefährlich werden,
ist sie ihm beim Lesen und Schrei-
b0»^ und manchen andern feintti' Arbeiten; in
den Fällen, die ich sah, konnte keiner, sol-
che Arbeiten lange und gut yerrichten: ge^-
,^Uirlich kann dieser Zufall den Kranken wer-
den, indem ei dem Eindränge des Staubes u»
dergl. in die Augen mehrere Freiheit als sonst
giebtf selbst des Nachts ihn nicht abwehret,
nnd dadurch Veranlassungen zu gefährlichen
Entsfindungen und ihren Folgen geben kann*
Die Heilung dieses Zu&lls mufs Vorzug*
lieh den Verschiedenheiten der Entstehpngs»
nrsadie angemessen sejrn; -^ ist nämlich all*
gemeiner oder partieller Krampf zugegen, so
sucht man diesen sowohl durch innere als
aulsere krampf widrige Mittel zu heben; leuch-
tet Nervenschwäche stark hervor, oder, ist ein
schon würklicfh vorhandenes Nervenfieber nicht
mehr zu verkennen, to bestrebt man siohf
beide zu heben ; zeigen sich scharfe, schlechte»
verdorbene oder krankq 2>iäfce im Körper, so
dafs schon die festen ^heile Antheil daran
nehmen, und giebt sich ihre Art au erken-
nen, so aibeitet man ihnen mit den bekannten
Mitteln entgegen, sucht sie zu entschärfen, zu
versii&en und zti ve^essern — wenn man
das 9 wie es der humorrhal Pathaloga gemei-
niglich leicht glaubt, überhaupt kann?! —
m
Wenigstens führe man die gröbsten Unrei-
nigkeiten aus dem Körper, und schütze die
£ a
:^
•jru jii
— 65 —
ieifihtemii|[ gegeben wurde *) ; so bescheinige
ieh die Wahrheit dieser Erfahrung mit An-
isige des Namens der Patientin (Frau Gene-
nMn V» Mohosine) und Benennung der Aerste,
(die Herrn Hofrath Demüro/ski und Dr« Ao^
ooooheur Siunz.)
4.
\: Von dem 'widematü.rlichen Beben der
Augenlider. {NictiCatio^
jLinige bhinirgische Schriftsteller nennen die-
ten Fehler an den Augenlidern auch das Au*
; {enwinken.
Diese Krankheit ist zwar selten, jedoch
Itbe ich sie während meiner medicinischen
Laufbahn dreimal beobachtet^ und ich werde
in diesem kleinen Aufsatze die Resultate der«
selben mittheilen.
Sie characterisirt sich durch ein unwill-
kfirliches, selbstständigesi schmerzloses, schnel-
les aüF und nieder Bewegen eines oder bei« .
der Augenlider.
Dieser Zufall, der wahrscheinlich zu den
lokalen Krämpfen gehört, nimmt am öftersten
*) S. Allgemeino mediciniscbe Annalen des Jahrs iSoi.
April, Dai KorresponclenibUtt » Sejtö i2«
Journ. XXI. B. uSt. £
» 70 —
eher« sie wBffcten km, spaoBten die Blase
mir eis wang, und druckten den Kopf end-
fich gar nickt mehr Tont ins.
Die Gestalt des Unterleibs schien ee je-
doch sa beireiseo^ dafs die ZosaiinenaiiHmiw
gen des Utems stark sejn müfitM^ denn der
Unterleib theilte sich in seiner Mitte dnreh
eine £ut zwei Finger breite Qoerforcdiep
die sich za beiden' Seiten bis zn den Darm-
beinen hin erstreckte, doch aber in der llitte
am stärksten und tiefsten war; diese Forche,
während der scheinbar schwachen Wd^n
stärker, yerschwand aber beim Nachlels der«
selben nie gaiu; etwas diesem ähnliches hatte'
weder ich noch die Hebamme jemals gesehetfi
Strikturen der Gebärmutter waren mir
bekannt, aber keine so starke und heftige»
Die Wehen, die immer schwächer wur-
den, und mit gänslidiem Ausbleiben droh«
ten, suchte ich zu yerstärken, indem ich alle
Stunden 6 Gran Borax mit Zucker zu Pulver
gerieben nehmen lieb»
Krampfstillende Mittel innerlich und au«
Ijerlich hatte ich schon lo Stunden angewandt»
Ich erinnere mich bei dieser Gelegenheit
an die Frage in dem Journal der Erfindungen
^. St. nämlich
es auch ein Ifittel giebt^ das die We-
Iiaa; tand mancben andern feintti' Arbeiten; in
den Fällen, die ich sah, konnte keiner aoL-
die Arbeiten lange und gut yerrichten: ge-
fiUirlich kann dieser Zufall den Kranken wer-
den, indem es dem Eindränge des Staubes u»
deigL in die Augen mehrere Freiheit als sonst
giebtf selbst des Nachts ihn nidht abwehret,
und dadurch Veranlassungen zu gefährlichen
Entsfindungen und ihren Folgen geben kann*
Die Heilung dieses Zufalls mufs Torziig*
lieh den Verschiedenheiten der Entstehungs»
unache angemessen sejrn; — ist nämlich all*
lemeiner oder partieller Krampf sugegen, so
SDcht man diesen sowohl durch innere als
ittisere krampf widrige Mittel zu heben; leuch-
tet Nervenschwäche stark henror, oder ist ein
schon würklicfh vorhandenes N ervenfieber nicht
mehr zu verkennen, %o bestrebt man sich,
beide zn heben ; zeigen sich scharfe, schlechte,
verdorbene oder krank^ i>iifce im Körper, so
dals schon die festen 'l'heile Antheil daran
nehmen , ' und giebt sich ihre Art zu erken-
nen, so aibeitet man ihnen mit den bekannten
Bütteln entgegen, sucht sie zu entschärfen, zu
versUfsen und zu verbessern — wenn man
das, wie es der hqmorrhal Pathaloge gemei-
niglich leicht glaubt, überhaupt kann?! —
Wenigstens führe man die gröbsten Unrei-
ttigkeiten aus dem Körper, und schütze die
E a
— .7» —
yanlringang der Kopfknodten TerhinSert»
mich daran.
Wegen Enge des Beckens, nnd aichar
auch wegen der Striktiir der Gebärmutteri Ter^
zögerte sich die Gebort yon Anfang an ge«
rechnet über 48 Stunden, ehe sie Tollen deie.
Obgleich der Kopf des Kindes geburts-
recht stand I so hätte ich doch w^en des ad«
gemden und schwachen Wesens die Zange an
Hülfe genommen) um die Geburt schneller sa
beendigen, weil ich ans Erfahrung wnlste^
dals eine solche schläfrige und lange dauern-
de Entbindung dem Leben des Kindes und
folglich auch der Wöchnerin schädhcher ist» als
die Mithülfe der Zange; — allein mit Recht
scheuchte mich die zu starke und lange an-
haltende partielle Zusammenziehung der Ge-
bärmutter yon diesem besseren Wissen und
Willen zurück.
So wie der Kopf geboren war, so sah ichi
dals sich die Nabelschnur um den Hals des
Kindes gewickelt befand.
Noch während ich beschäftigt war» die
Nabelschnur ) die sich zweimal umgewickelt
hatte) abzunehmen^ drängte eine .kraftige
WehO) womit auch die Striktur gänzlich yer-
abwand) das ganze Kind nebst Nachgeburt
tyor.
Pas Kind war, wie ich schon yermüthet
- 73 -
*-
hatte, todj und durch mancherlei Bemühung
gen, die lange forrgeseUt vmrdeni nicht zn
beleben.
Um den Leib des Kindes war ein drei
Finger breiter rothblauer blutiger Streif^ und , ^
Tome und an der rechten Seit0 desselben war
die Haut fast wie abgestreift ; so auch das
ßcrötum der nämlichen Seite aufgetrieben,
Üan und enthäutet»; . ' ..
> ,,. Die Entbuzi^dne wurde, gehörig bes<»'gt,.
ate befand sicb^ auTser Scbwaohife und Unruhe,
ai^mlich gut^ und wurde sehr bald ToUkom-
meA gesund, i&t aber seitdem noch nicht wie-
der schwanger geworden*
< . Jetzt will ich über diesen FaU folgende
Bemerkungen den Geburtshelfern zu beden-
ken mittbeilen:
i) Er lehrt» dafs die Nabelschnur mehr«-
mals um den Hals des Kindes geschlungen
seyn kann, ohne das sonst gewölmliche Zei-
chen y nämlich dafs sich der Kopf bei jedem
Nachlals der Wehen wieder zurück zieht, statt
findet.
Denn bei aller Aufmerksamkeit, die an-
gewandt wurde, konnte weder ich noch die
Hebamme Philippe den geringsten Zuriicktritt
des immer tiefer steigenden Kopfes bemerken.
Hätte ich dieses wahrgenommen, so hatte
ich dennoch bei aller Furcht für der Striktur
- 74 -
aer (^bänmitter aaders grfiwuMf, ab ich haa-
delte: ich hätte umlidiy da die Gd>iut ra-
dem cv>ch so stark sogerte, unil schon ' des-
wegen dem Leben des Kindes drohte, die Blase
gespreng;t, mit der Hand znr Seite des KopEi
eingedrungen» mich bemüht die Mabebchnnr
vom Halse abzawickeln, nnd wäre mir dieses
gehingen, sie dann nach meiner Methode in
dem Ausschnitte einesSchwamms eingeklenunti
sie so sur Seite des KopCi gelegt» alsdenn
den Kopf eingeleitet nnd so die Vollendung
der Geburt abgewartet» oder auch bei einer
Bu langen Venögening die Zange su Hnl£s
genommen.
d) Da in diesem Falle die Nachgeburt| sehr
wahrscheinlich, schon früher getrennt war; denn
sie folgte sogleich mit der Geburt des Kindesy
auch zeigte sich mit dem Wassersprunge Blut,
welches mit jeder Wehe wiederholte; so hätte
ich, wenn ich dieses bei der Entwickelung der
Nabelschnur wahrgenommen hätte, bei diesen
xögeruden Wehen, sogleich die Zange ange-
litgt, die Geburt damit zu beschleunigen, und
w wäre wahrscheinlich das Kind beim Leben
rihalaan worden.
"^ie erwähnte starke Querfurche am
I entitand wohl Von 'keiner andern
i|i Ton einem lokalen krampfhaften
M§ der Gebärmutter? — Auch war
— 76 —
dieser sicher die Ursache des blutigen Strei-^
fes um den grölsten Theil des Unterieibes
des Kindes.
Die Enthäntungen in der Nähe des Na?*
bels und des Scrotums, so wie auch dessen
Alisehwellung, waren wahrscheinlich von der
Anspannung und Reibung der durch die Um-
schlingung der Nabelschnur entstandenen Ver-
kürzung derselben entstanden.
Auch dieser Zufall wäre dem Lieben des
Kindes nicht gefährlich geworden, hätte ich
nach i) gehandelt«
4) Wie leicht hatte dieser Fall nicht zu
einem unglücklichen Verdacht, zur Verurthei-
lung einer Unschuldigen, als Kindei'mörderin,
Anlafs geben können; wenn diese Schwanger»
Schaft und Geburt irgend eine nicht vereh-
lichte Person getroffen, und die beide ztf
' yerheimlichen sich bemiüht hätte, aber den-
noch wäre entdeckt worden. — Die Geschwulst
des Scrotumsy die Enthäutungen , und d^.
blutige Streif um den Unterleib hätten ^gen
die unglücklich Verirrte schuldlös gesengt und
sie zur Mörderin gemacht.
Wie leicht hätte nicht in diesem Falle bei
einem guten weiten Becken das Kind bis zum
Nabel können geboren werden ; hier hätte es
aber die Znsammenschnfirung der Gebrrmutter
ftttgehalten und erdrückt; ehe aber noch dieses
- 76 -
gHAehea wir, bitte das Kind Adion ceholt^
sajr es auch oidit ganz Tollkommen» so hitts^
deanoch die Lungenprobe das Leben des Kuip
des angezeigt, nnd die änlserea Verletsafigai
den rermeiotlicben Mord bewiesen.
Ach ! die grofse Terewigte Catharimm. hMtik
nar zo recht, als Sie das erhabene Cveseta
sanctionirte:
»es ist besser sehn Sefanldige an befiretesif
als einen Unschuldigen an Terartheilen« « — -
6.
Ein Augenfehler.
jOjia jnnges Kind bekam anf beiden Angen
eine heftige Entzündung, die durch Yemach-
lälsigung, und nicht rechten Gebrauch des
dagegen Tsrordneten Mittel, das eine Auge
ganz nnd dsis andere zum Theil zerstörte»
Auf dem rechten Auge bildeten sich Wun^
den auf der Hornhaut, es schrumpfte atro-
phisch zusammen, endlidi flofs die wisserichte
Feuchtigkeit gänslich ab, das Auge fiel zu«
sammen, fUllte sich nicht wieder, es ging
^ho. nebst dem Sehen damit auf immer yer>
B «— denn an eine Regneration dessel-
wie ich>eiamal 90 etwas von einer Wie-
^ 77. —
deäisrstellüog eines zerstörten Aug^ be-
merkte *)y kann wohl nicht gedacht werden*
Das linke Auge wurde mit grolser Mühe
und Sorgfalt in so weit erhalten, dafs die
Hornhaut zwar leucomatisch nndürchsichtig^
aber dodi ganz und gewölbt blieb.
AHe, die dieses Auge sahen, Aerzte und
•onst geschickte Oculisten, erklärten das Kind
fBr ewig blind»
' So abschreckend diese Elntscheidttng 'waiy
so wenig tröstend^ Hofiaung mir der Zustand
des Auges euch übrig liels, so dachte ich^
doch, »»vielleicht ist es ])[iogIich, dals durch
Aufweckung der I^ebenskraft in dem gelähm«
ten Organismus der Hornhaut die Natuf bei
wenigen' ihre biilfreiche Hand zur Zertheilung
.dieser Dunkelheit reicht, und wann dtwes
geschiehet, wie glückliche ist dann nicht das
Kind?« —
So dachte ich I und ich belebte die Muta^
ter mit Muth ^ und Zutrauen i das folgsam
und mit Geduld zu thun, was ich für gut
finden und verordnen würde.
Mein Heilplan ging dahin^ vorzüglich dia
Verdui:AceIuDg der Hornhaut an Ort und Stelle
anzugreifen, und hierzu wählte ich als örtlicli
anzuwendendes Mittel folgende Mischung :
*) S. meine Beitrag« aar Arznei wiassnscluft und WundU
«raasikumt ttc.
- 7« -
Meiiiea xerthrilenden nad «BflStaBdeB
Spiritu. *)
Nu&öl. *•)
Galle, von federn gleich yieL
Einen Tropfen dayon liels ich mit einem fei-
nen Haarpinsel einigemal des Tagt aanft anf
die yerdonkelte Homhant streidien, nnd die
Augenlider eine Zeit lang offen halten , dar
mit sich das Mittel nicht so schnell dmch den
iSudruck der Augenlider yerwischteb «- D§m
Kind vertnig dieses Mittel ohne Berngnag
Ton Schmerzen, waches ich auch als einen
BeirrtCi annahm, dais Leben und Empfindung
dieses sehr gelittenen Theib ¥on seinem Nor-
malanstande abgewichen ^y»
Innerlich gab idi nur mweilen eine ge*
linde Mercurial- Abführung.
Nach sechs Monaten täglichen unabUssi-
g0ii (jebrauchs dieses Mittels sind wir so gluck*
ktih SU bemerken, dafs sich die Verdunkelung
«Int Hornhaut merklich aufgeklärt hat; wir
•almn sio Stulfenweises durchsichtiger werdoi»
t$9mlm% uns d(fjis»n mit innigem Antheil, und
IMIiaiii WIM stiirauuiigsvoller gestärkt in An-»
lins Mittels.
4l ilas Kind äulsert einigen Erseht
§utu\fin den Sinn des 'Wiedersehens
f AmC««!«» vtc. Ssits 173.
I |lllH»4l#llih SIC.
^ 79 —
»
«neicht ZU haben, indem es mit dem Auge
und Nachdrehen des Kopfes yerändertes Licht
nild gebende Mensthen verfolgt, im dunkeh^
nicht liebt zu seyn, sondeirn immer nach
dem Hellen strebt.
Wir haben Versuche dieser Art mit d^m
Kiodie oft und mit solcher Sicherheit gemacht^
dais solches kein Betrug des Gehörs von Sei-
ten des Kindes^ sondern wirkliches SeMen ist.-<-
Wenn man das Auge seitwärts umher out
tSenauigkeit betrachtet, so kann man die
schöne himmelblaue bis durch die kjarer ge-
wordene Hornhaut erblicken — ; nur habe ich
beim öftem emsigen Zusehn leider die. trau*
rige Bemerkung gemacht , dals die Iris ausam-
mengezogen und wahrscheinlich auch unbe-
weglich ist; — die genaue Betrachtung mit
einem Vergrölserungsglase hat mir diese Be-
merkung noch deutlicher und gewisser bestä-
tiget Noch werde ich hier die Anwendung
des Belladonnaextracts nach den Erfahrungen
des Herrn {Professors Himly zu Göttingen
yersuchen, um zu sehen, was es fUr Wirkung
und Nutzen auf die • zusammengezogene und
wahrscheinlich gelähmte Regenbogenhaut ätt<-
Isert.
Dals die Iris die Pupille nicht ganz ver-
achfieist, ist mir daher wahrscheinlich, weil das
mit dem Auge zu sehen äufsert»
— 8o —
Sollte die Hornhaut rollkoiiimea duzet
sichtig werden, wie ich Jetzt fast glaube, dafi
es nach Jahren geschehen wird, und soilte dam
die Iris nur eine kleine unvollkommene Oeff«
Kiuiig zeigen, wodurch das Kind auch nur seb
unv\>Ilkommen zu sehen im Stande wäre, odor
sollte sich nach einer langen. Zeit auch mv
:m eiuer Stelle die Hornhaut zum töII^bb
iielleo Sehen autlelär^n, so bm ich willens» ab-
dann oine künsüiciie Pupille zu machen, d^
mit uu'iir I .ichcstmhien zur Netziiaut drxngw
kouiuui und dadurch das Sehen ▼oükommnw
Ptt» »Uli ort* Bei!»()iel des Oculxsten, Blff*
iHH' ihiitkymrs^ ^•lebc mir aierzu mehr Hoff*
iiiiii^ und luvt»isicht de« glücklichen Erfolgs.*)
./^'/...f^.
i.
f iltt ^cil^4wus«:k*hen Gouveme*
i| lu «vici üouvtfmementsy näm*
lidi
//f>i/K"i/. .^;./« -'!'■ ./-'c? Sx^^^i^^^zpockenr
— 8i —
h lieh in das Molulefsche uiid Witepskiphe ge*
; jtheilt ist» verbreitet sich der Segen def wohl-
thütigen Schutzpockenimpfung immer melur,
. indem «ich ihrer einige würdige Aerzte (die
'. jeh noch in der Folge namentlich bekannt
machen werde) mit einer Herzlichkeit ange-
nonmien liaben, die ihrem Herzen und Sinne
fiar Verminderung des Menschenelends Ehre
macht; auch muls ich es zum Ruhme des hie-
- ' figen Publicums gestehen, dais sich sowohl
imter den Aerzten als Nichtarzten nur wenige
Gegner der Kuhpocken finden — ; einige von
crstereo sind durch einige mifslungena Ver*
suche I andere aus Furcht vor den zuweilen
lange und lästig nachbleibenden Geschwüren
und Ausschlägen abgeschreckt worden , der
guten Sache weiter die Hand zur Ausbreitung
zu bieten; jedoch durch Zureden und lieber-
Zeugung des dadurch bewürkten Wohls sind
sie schon wieder grälstentheils dahin gebracht;,
dafs sie sich derselben abermal freundschaft«
lieh annehm en, und die wenigen noch Abtrün-
nigen hoffe ich bald zu gewinnen.
Das Reichsmedicinische-CoUegium zu St«
Petersburg, wo?on ich zu meiner Ehre Mit^
glied bin, läfst es sich ernstlich angelegen
aeyn, alle Medioinalrerwaltungen des Aeicha
ofit mit gnter un4 frischer Schutzblattemlym«
Journ. XXi.B. X.St. F
— 8a —
phe zvL renfhen , und w»rkt so cum Wohler-
gehn des gan^^en Varerlandes sehr kräftig mit;
^ j viel ich kann, verbreite ich das Selbi^
ifii|)ron der f^rhutzblattern auch unter de&
Ntchtiinteii , — ich habe deiwegen hie und
(In ^rhuU{>ocken'vin^ihe an sie ausgetheilt, sie
das liM|>tVa git'lebrt« so auch die Art uodZeit
%iv\\ l.yinpho SU verschaffen, und sie auch anf-
iiinrk«iiin f^oniAolity auf die Pocken an den
Iiiti wrÜH xwar» dafs hierdurch yielLsicht
iiiafifliiw riiNdlirii Impfung, so manchem Irrthii-
Ol» flli* llfiiiil ^;obotf?a wird; — aber ich w^ifs
Nififh« flAlii niiiii bni dieser Einschränkung m
llMf(«lhrli vnrfiihrt» dafs man, zumal hier bei^
/l'H «vnni^ friilni Aorsrcn, der Wohltfaat der
^. Mff|i'irki»Miiii|iliiii/i; r.ii we«iig Spielraum läfst
f^^i fl»»i Mntuf^hhoit durch die Schutsim-
fttfiitft if*rlif iilii/.|jcb zu werden, so maülie
tfiHh ilt-it fifilfui ifiii; i\o\\ ächten und falsehen
(f i^iff'itktiH liitknniit, l(*hre sie die Art nnd
^tthfh, /,hii ilfti Abnahme der Lymphe, ihre
itff^4i0h AhivwiiIiiii^ lind Aufbewahrung, war»
h^ ifh Iht' <Imi (Itiliifinrh der Kuhpockenljrm-
V ffh^ klhi\ht , vim drnrn man nur yermu-
rt^li irlf« «f»l«Mit die Mensohenbkttem ge^
iiffhhht ImJmIii» sie, dafs solche Lymphe
^/|f*f iltMih nur Mnsichere schütuenda
— 83 —
Kraft für den Menschenbktteril enthält, daüi
nnr die Ljrmphe von noch ungepockten Kin-
dern dazu, tauglich ist, u. s. w.
^ ' Man thue dieses so kurz, fafslich und gut
ds möglich is", theile zugleich diese Anwei-
sung und Regeln schriftlich mit, und dann •—
wird das in der Ferne grofse Phantom des
Sdureckens falscher Kuhpockenimpfupgen, in
,der Nähe zu einem sehr kleinen schwinden.
Es werden aiw:h unter diesen Laienimpfnn«
gen' manche gute ächte schutzende Kuhpocken
IierTorkommen , mancher Mensche^tod und
MenschenyerkriippeIuD|[ verhütet werden. —
Zudem was schadet die Impfung der Kuh-
pocken, wenn sie auch nicht immer für Men-
schenblattern schützt? — - Die Sache bleibt
sich gleich -^ die Gefahr der Menschenpocken
wurd dadurch nicht vermehrt; und es drückt
ein wohlthätiges vielleicht veinundert, die
Waagschale, worin ihr Gtiick für die Mensch-
-häit gewogen wird y noch etwas tiefer herab.
3.
Es ist vollkommen wahr, Jafs nicht im-'
mer bei scheinbar unregelntälsigem Verlauf der
Schutzblattern^ die Ansteckung der Mensdi^n*
pocken nicht vermindert sey — sondern dals
auch, wenn die Schutzpocken nicht alle ihre
wahre Zeichen haben, dennoch nachher die
Einpräaglichkait für Menschenblattern vertilft
- 34 -
ist. — Abor volikaaunne Sii:kerli«iC für eint
Ansteckung dar Mezuchenporkui in der Zo-
kui;fc gewahri: eine uayclikouLiuoKS Vollendmi^
der Kulipock^n «locxi nur in -..rlmen Fäilttu
Man mils traue -ialiär i:id:ioir nicht immmt
and baue darai&f kusb« Vecsprechuzgexi, dcvea
Niciitigkeit die X^r^r nur z:x It^iciit, spät oder
fruh^ durch Hervor bricgun^ aditer MeaarfiMi"
pocken bewei^ea müeli£e.
Wahrlidi man kann für diesen Xcnliiig
der Kunst cicbt sichere Miaüiregeln genag
nehmen, um ihn nicht im Auixommen sn Un»
derni nnd sich für Schaden zu häten.
4.
Häufig bedienen ^Ich Aeczte de% fatalen
Ausdrucks » Kuhpockeng.ft c — es wäre xn
wünschen y dafs man diese Benennimg ab-r
Schafte^ daüi man an ihre Stelle Sohatzpjofc-
kensto£F setzte. — So geringe anch diese An-
merkung zu seyn scheint, so hat es doeh mehr-
mals die Erfahrung gelehrt , daL der praktif
sehe Arzt auch behutsam in Benennungen seyn
muls» — '' dals er auch auf kleine Dinge grofse
Rücksicht zu nehmen oft nöthig hat. — Ich
kabeerfahren^ dafs mancher Nichtarzt mit je-
lenennuDg einen üblen Begriff zum Nach-
der Schutzblattern verband; «— et erin«
einige an das Verwandtv?erden mitdem
'he«
- 85 -
Kleinigkeiten führen manchmal den Arzt
sn groJTsen Thaten : — Ein Aitt in Kurland er-
warb sich und der Kunst viel Zutrauen da-
durch, indem et öfter das Krankenzimmier
früher als den Kranken untersuchte; »dieses^
»Fenster taugt hier nicht, es muls dort seyn,
' Mder Ofen hat eine ungesunde Stelle, er muTs
'dort stehen^, s. w.*« sagte er oft — und
wirklich g'5S«Äah es, dafs Fenster zugemauert
und an anderen Stellen durchgebrochen, der
Ofen abgerissen und an einem anderen Orte
aufgebaut wurde. •—
Diese kleine wahre, und ich setZQ hinzu
wichtige I Anekdote aus dem Leben eines be-
rühmten Arztes, dessen Schriften wir vereh-
ren und doch leider zu sehr vernachlässigen
— schließe ich deswegen hier an, um den
jungen Aei^zten zu zeigen , was der Arzt zu-
weilen vermag, wenn er als pathologischer Po-
litiker gewissen Heilzwecken sichere Annahme
und Erfolg verschaffen will — der Kranke denkt
und glaubt an Fenster und Ofen, das Spiel-
zeug des Arztes mehr, und der Arzt an di«
Wirkung seiner Mittel -— er sucht die Seele
dfis Kranken auf entfernte Gegenstände 2^
lenken und zu fixiren, indem<^ er als Heil-
künstler in der Nähe den Körper bearbeitet. -^
Wissenschaft, Kranker und Arzt gewin-
nen oft dur^h eiiien unscliädlichen Kunst-
griff — durch heilende Empirie! -^
— 8C —
5.
Um das Zntammenfiieiiieii der Impfwim-
d«iy als gLT nicht aödiigery aber oft lang-
wieriger und unangenehmer Felgen, zu Ter«
hüten; — Tor£Ü£;lich aber auch deswegen, da-
mit eine LocalaffecdoD nicht die andere io
ihrer Wurkung stört, oder wohl gar aufhebt^
sondern jede ror sich, als ein eignet Oigan,
ihren wohlthätigea Gang zur Hervorbnngung
der Schuublattem geht — inf£e ich jet^c
nicht mehr \7ie sonst, und ziemlich allgemem
geschieht, mit drei parallellaufenden perpea-
diculärea Schnitten | J | ; soodero .mit drei xwei
Zoll weif von einander entfernten Quer- oder
Horizontal Schnitten =; v<enn dar Arm eine
solche Entfernung erlaubt. Der obere und
untere Schnitt sind, weno der Arm eine sol-
che Lnifernung es erlaubt , also vi<.r 2äo\l
weit von einander entferfit.
Wenn ich nicht mit frischer Lymphe Yon
Arm zu Arm impfe, so lege ich den mit
S«hutspockenlyniphe getränkten trodcnen Fa-
den in die kleinen Wunden, indem ich sel-
bige mit den Fingern von einander zu spal-
um anchei und vorher den Faden (ein Stück-
% ein viertel Zoll, oder wenig grölser)
MUg heraussieckernden Blut über der
iig^.mal'hin und her geweigert ha-
mlcbe Art guim^ift, hat mir die
- 87 -
Impfung der Kuhpöckea nur da yerssgt, wo *
die Lymphe schon ihre Kraft Terloren hatte«
Nachden. ich die Impfung so weit vollen-.
iet habe, bedecke ich die Wunden mit Pa-
pier mit weifsem Wachs bestrichen, und lege
eine Binde über; den andern Tag nehme ich
diese ab^ und lasse ein Stückchen Wachspa-
pier im innem des Hemdermels anheften,
damit die Wunden fürs Reiben geschützt
werden*
6.
Mochte man doch die Sc}iutzpockenim«
pfung von Arm zu Arm. nicht gar zu s^hr ver-
vielfältigen, nicht zu oft wiederholen, sondern
sie um der mehrern, sichern, schützenden Kraft
willen, wo möglich öfters mit Kuhpockenlym«
phe von Kühen wechseln. — Ich warne hi^r-
vor aus dem Grunde,, weil durch jenes öfte-
re Vacciniren von Menschen zu Menschen
der KuhpodLenstoff ausartet, zu analog, zu
verwandt mit unserm Körper wird, und dai-
durch- seine für Menschenblattem schützende
Kraft verliert, obgleich die äulsere Physiogno-
mie derselben sich gleich bleibt« *— Die iForm
der Schutzpockeh kann in ihrer ganzen äch-
ten Gestalt da seyn, und ihnen doch die
Würkung auf unsern Körper fehlen, nämlich
ihm' die Fähigkeit für Ansteckung der Men-
schenpocken zu eniziehen. —
— 88' —
Einen Fall dieser Art sehen wir an den
Schutzblattern derjenigen, welche sichon die
Menschenpocken überstanden haben.
Noch habe ich seitdem folgende zwei
wichtige Bemerkungen die Schutzpockenim-
pfiing betreffend gemacht y^ die obgleich ihr
Ursprung nur die Folge einiger Erfahrungen
ist, V dennoch gewiis der weitem Prüfung,
und Aufmerksamkeit der Aerzte verdienen.
7-
Nach der Impfung der Jennerschen-BIat-i
tern geschiehet es zuweilen, dafs die Impf-^
wunden einige Tage lang durt:h Erhebnng
und Rothe eine Wiirkung des Kuhpockenstof-
fes andwten, aber, dafs sie schon den Ta|[
darauf diese Freude vereiteln^ und anfangeui
nach und nach zu verlöschen. —
In diesem Falle machte ich die Erfahrung,
dafs wenn man diese im Verschwinden be-
griffene Impfwunden mit irgend einem Instru-
mente aufs neue reizet, dadurch der gleichsam
eingeschlaffene Sohutzblatternstoff aufgeweckt
und in Würkung gesetzt wird und seinen Lauf
vollkommen vollendet.
In einigen Fällen, wo ich dieses ünter-
liefs, war den vierten und fünften Tag die
Impfung- nicht mehr zu erkennen oder gänz-
lich von der Bühne verschwunden.
Ich machte diese Erfahrung mit einerlei
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*
und zwar guter Schutzblatternlymphe ; bei
einem' Sabfekte srchritt die Impfung ihrexi na*
tOriicIien Gang fort; indem sie bei einem an-
dern im Verloschen begriffen war, mnd nur
durch eine Reizung belebt wurde und jene
eibhoke; bei einem dritten auf jgleiche Art
mäd mit gleicher Iiymphe und gleicher Er^
wSlrtniag des Erfolgs, abejr ohne Reizmig wirk-*
lieh vcrioscH.
Ich sah einigemal, "^dafs die Impfung auf
■
dem einen Arm wSrkte und auf dem andern
vertrocknete« und in einem andern Falle nur
durch eine Aufreizung mit der auf dem an-
dern Arm wieder in gleichen Schritt gerieth.
Entweder die Impfmethode oder der Impf-
stoff hat nicht bei allen Individuen einerlei
Kraft zu wirken, oder aber die Empßingüch-^
keit der geimpften Subjekte ist stärker und
schwächer -^ daher kann nicht bei aifen einer-
lei Impfmethode geltend seyn; daher sind bei
dem einen Subjecte die flachen Hautstiche
zur Fassung und Hervorbringung der Jenner-
sehen Pocken hinreichend, indem sie bei an-
dern nichts , vermögen , wo nur tiefere Ein«
schnitte und Fadeneinlegung wUrksam sind;
daher kann das wollende Einschlummern der
Schutzimpfung durch irgend eine Reizung
wieder auPgeweokt und ihre sinkexide Kraft
wieder erhoben werden.
— 9« —
8.
Die zweite Bemerkung yermehit die WoU*
that der Jennerschen Olattein fiin Mep-
•ebeiige.schlec]it um vieles ; — <• DimlictifSie hat
noch au(<;er den schon bekanaten grolsen wohl*
thätigen Würkangen das G'.il*) rja sich^ dalii
wenn aucU die Impfung derselben keine achte
Schatzblattern» sondern unächte hcrvorbringti
so ist drnnoch die Gefahr der Menschenpok-
ken dadurch vermindert wo^denit — ^
Alle die mit den Jennerschen Pocken Go-
impften, und die, nachdem sie Menschenpok-
ken bekamen, also keine wahre Schatzblat-
tern gehabt haben, bekamen selbige auf eine
leichte Art und rollendeten sie ohne Gefahr. —
Welcher Gewinnst fiir die Menschheit, wenn
diese Erfahrung sich allgemein bestätigen soll-
te. — Hier spreche ich nur von einigen Fal*
len, die ich beobachtet habe, es giebt ja wie
bekannt . keine Regel ohne Ausnahme.
9-
Folgeodo Eriahrung lehrte mich die
schützende Kraft der Jennerschen Blattern im
hohen Grade kennen. — •
Von drei Kinder wurden zweien dieSehut«-
blättern gegeben , das dritte, der Stolz seiner
Eltern, wurde damit vet schont, weil es etwas
krank war, es sollte mit Lymphe seiner Ge-
schwister geimpft werden, — ehe dieses noch
— 9« —
i
gascbehen koiuite, bekam ea die natitilichen
Pocken — die hier eine Zeit lang in ikrer
ganzfsn Kraft würgen — sie blieben flach und
wurden brandig, keine Kunst l^alt', e^ atarbr
wibreud die andern beiden mit den im Ab»
blüben begriffenen Kuhpocken tm üiren
l^aiiken Bruder urd seine Leiche gesund
Herum .tanzreo.
'8.
Einif^3 kleine aber für die Kunst, wich\
Ijore jänmerkunseii zu Loders Jour-
nai "Vierten Bandes erstem Stücke
Zu Seite 80,
Jlft ist hier die Rede \on dem schnurrenden
Ton und der Erschütterung, welche der Tre-^
pan bei der Trepanation durch seine schnei-
dende Zacken verursacht» rorasügliph sind an
diesem znangenebniCn Umstand die schneiden-
den Seiten des Trepans schuld« cumal wenn die
Trepankrone, wie häufig der Fall ist» eine
schräge Gestalt hat, nämlich unten schmaler
und oben breiter ist , also wie eine umge*
kehrte Pyramide zunimmt. -—
— 9», — '
-Aber anch dann, wenn die Trepaiikr#iie
eiä» grade oder konische Gestalt bat| kam
dieser Umstand bei der geringsten AbireidniBg
▼OD der perpandicularen StelluDg eintreffUi
indem alsdann die bervorrage^e SeitenzShne
im Knoehen eingreifen«
Ich habe dje Wundärzte auf dieseB Ge*
genstand und eine Verbesserung der Tie-
pankroce schon lange in mehrern Schriften
aufmerksam gemacht. *)
Allein aueh dieser, wie so mancher an^
dere nicht unwichtige, Vorschlag für Wnnd-
ärzte, scheint nickt die gehörige Aufmerksain-
*
. •) S. Richters cliimrgiscbe Bibliothek etc. — van G#-
sek^r, iiber die Wunden und deren Verband und
. Heilung. Aus dem UoUänditchen übersetzt und
mit vielen Anmerkungen vermehrt und verbessert
von ^. F, iJSffler etc. Diese Schrift ist ohne mei-
ne Einwilligung und Wissern zum zweitenmale auf-
l^elegt worden und in deri Sommerschen Buchhand»
lung zu Leipzig herausgekommen. Es ist Schade
' und Verlust für die Wissenschaft, dafs so vi^e Buch-
händler so eigenmächtig handeln, ja selbst ihren
eignen Vortheil entgegen arbeiten. Ich hätte diesem
Bache wichtige Verb esseriiD gen und Zusätze gege-
ben, und es so der brauchbarsten VoUkoromeBheit
näher gebracht, die es so sehr verdient — die Wund-
ärzte halten dann mit diesem Buche den ganzen
*^eichthnm der neuesten / und wichtigsten Erfahrup-
1 die|#r Lehre in einen Kern ^s am mengedrängt
!t«n.
- '93 -
keit. eirregt zu baben^ und in derm Macte dvit
Vergessenheit verschlungen au seynj - — ich
ergreife daher diese Gelegenheit^ dUran nodh"
mals dringend zu erinnern^ dafs man zur £r»>
aparung der Schozerzen^ d^s Aufenthalts, der
achadlichen Erschütterung, und der Vermiu^
deruag des höchst widrigen Scburrens des Tre^
paijiif, dafs man, um alles dieses zu, vermei-
den ^ sage ich, die schneidenden Seit^nzähne
der Krone des Trepans abschaffe , sie £anz
gla^ maöhen lasse; — nur unt^n darf der
Trepan kleine enge Schneidezähne und nicht
xuF Seite haben, hier sintl sie nicht allem'
g^anat nutzenlos , sondern audi sehr schädlich^
frie ich an ei^wähntesL Orten noch mehr er«
wiei^ezi. habe%
Zu Seile ibS.
Ich habe die absichtliche Eröffnung eines
eingeklemmten Darms in manchen Fäy[e|L-
acho^ la^ge als eine .Operation empfpfilen^
wovon nur allein die RetXuQg einea solcheja
Kranken erwartet werdep kann, und ich h^tj^ß
dieselbe mehreremale mit dem glückl|cl]us(jßil
Erfolge verrichtet» *)
Es ist mir zum Besten der Kunst und
*) S. meine Beiträ|;ci su9 Anneiwiftstnsebafc etc. '2t«r
Theil. Seite 72»
- 94 -
VTobl d« lÄf-<mJen M^wmAktüU «n deren i«sp.
VerrcfllosaDiESilp «sd Umdcrong irir gemcic-
sch«£dieb,-HeD£ a Hu:J als Freunde detset-
ben« arbeiten, i«^ as^eodiD. d: ^ auch Heir
Jonat auf d 31 EinfsS kac. einen Ihclichen Vor*
«chfag wie der meinige an tfain. und dais der
Herr Geh. Ra'h JL^d^r denselben schon wie
in meinesi Fxlie es Herr Hoävth hichier *)
that, xar weirem X&chatunang in gev^iaseo
besdminten Fallen eni:>fiehlt.
*
Nur ist es schai^e« dals be:de geschickte
und gc! hrte Männer, öie sich mit ganaem
Herten und Sinne die Bereicherung unsrer Wis-
senschaft angelegen sojn lassen, oeinen Vor«
schlag der ahsivhitichen Eröffnung manche^
eingeklemmtien Hruchs und meine Beobachtun-
gen datüber, übersahen — ihn nicht zu meh-
rem sichtirn Besiiätigung seiner hülfreichen,
gefuhnost'n Anwondung, und ab Öfteres Mittel
der einxlgon möglichen Rettung des Leiden*
den, als rinrn boweifs anführten.
Du Irh auni Besten dieser Operation m^h-
ww^ gllnafige Erfahrungen darüber gesammelt
hahe^ sfi theile ich sie wohl einmal bei meh--
ferer Mrtliia dorn mediciniscben Publicum mit»
^ ^ Ina thirurgUchs Bibliothek, ix Bd. ßog,.
- 95 -
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Tabellarische (Je bei sieht
aller
der Kranken und Krankheiten
beiderlei Geschlechts,
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ia der von Ihrd Majestät der Torwittnretan
Kulserin am Kaiserlichen Mosk-owischen Et*'
ziehuDgshause errichteten Krank.eriansta|t für
Arme vom Tage ihrer Eröffnung an, das iit;
Tom I* Juny i8o3 bis zum i. Januar 1804
aufgenommen und behandelt worden.
In Rusmcber Sprache verfault und iug DeuttbheaibaratU^
O p p e 1,
Ober*Wundarst, Rutsiach-KaiterUcheii Staabtchintr-
gus und Coliegien-AasfHor. .
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ziehungshause errichteten Krankenanstalt für
Arme vom Tage ihrer Eröffnung an, das ist,
Tom I* Juny i8o3 bis zum i. Januar 1804
aufgenommen und behandelt worden.
In Rustiscber Sprache verfallt und ing Deutttheruberitut
von
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Ober-Wundarst, Russisch -KaiBerlichen Staahschirur-
gus und CoUegien- Assessor. ■
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die Toral-SiimOje dot Au^'y
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«um I. Januar 1804 dtat
■ äi» Ihro KtiMri. Blhjestät den groftmü-
dügea EnttdUnia &fiiten, ein Krankenhau»
— ■«mijfcbch filr jrfme yWer Nation za er*
ridUDf dM Unt dM Stttnten au$ zwei Ab-
dbdlM|W bfffWb^ mU: Dämlich au» einer,
fif» mMm JÜMok«, dia ins Hospital nur nach
wrf ktimmmt, tmd «ich denelben nach je-
4 HW JliibMKW faxtliclier Vorschrift M
VkAmuM« JUfnnen, und Für deren AnnU
Itmtm bMtiflimt. »lad: und einer mic
ill«S fitr liegende Kranke beid«ki
Geschlechts versehenen Afitheilung; so woll-
ten Allerhöchst - Dieselben schon vor der Voll-
«kdiing des gans neu ra erbanenden Hospfr
tals •— en welchem bereits nnsblässig geatbei^
tet; wird ^^ wenigstenis diesen so grofsmüthi-
gen ^tschlttls durch die schleunige Einrich-
tung fener ersten Abtheilang illergoidigst in
i^osßihrung bringen, was auch ^urch die Er-
öffnung derselben den i, Juni pr. ü. würk-
lidi gMcheheuv tuid worauf einsig und allein
diese Tabelle Beziehung hat Obgleich sich
awoh bei dieser Abtheihuig für^hleunige und
auliierordentliche Fälle io Bettstellen, 4uim-»
Kch 5 fär männlrehe und eben so viel ftte
w^bliche Kranke befinden, so hat sich abeöt
doch bis dahin kein Fall geftindeh, der da-
von, GdtMfuuch SU machen veranlaßt h&tte*
Die Classification der Krankheiten ist s#
viel als mögli4^ gedrängt, um die Hohe Stif-
terin, au Höchstweiche sogar die täglichen
Rapporte gelangen,, im Lesen nicht su er«
müden*
f Hieher werden alle krankhafte widema-
tBrliche Verfaaltangen und Ausleerongdn Mu-
tiger und anderer nicht blutiger Fenchtigkei'«
ten, mit und ohne fieberhafte Bewegungen ge-
rechnet. • Z. E. Bltttspeien, Hämorrhoiden, Hä«>
morrhagien, weilser Fluls, Schleimtripper etc»
— ioi —
\ ■ • r -
in den mooatl^dien RtpportBn. bi^ndil
auf auadrSckliclieii Befiphl Unro' Bla^Mt
eifl^'besondece Scalk. in ^^elcher die Auttt
de? jmigen.. Kranken, welche aar bastiiiUDim
J!ifAli..«ieh nicht eingefunden oder^ans§aUifr^
ben^aiild, allemal angegeben ist« c* '■■ *%'ii;'
iAlle dergieiehen Kranke wurd^aaBltife
d^ Jahres ausgeachlostea, wie .diea^ ^m. ilpl
3*4bQUa n eitehen ist. Meldet aiok^^taTW
t^gfmgßnen Jalv9 ai^ebliebener niiid? 4Mi
msg^aohlossMief : Kiffiiker im Coigehdait -'*^;
li^Pü^/fo wird deiadbe i — wenn .sich seine Kradb
h^t abermai aut Alifiiahafi» j^iaaliiiotfS':.-^' akfi^
iieMe ÜM Kiynkei»- I)iaritimt^ingesefcrialt<tt.led ^
lf£sde^^Init cSUiaüH.-^euep BiUet-TjMielUrii^'vdl
welchem er dann abemab das ^oapiCalJnb':
an seiner Genesui^ besuoheii kann*> (
Das Kraakenbillet lautet in dw^UateVr
•otsning folgendermafsen:
»Bittet des Moscowischen KrankMi|hanaii
i»fiir Arme gegeben dem (oder der), gekem«
3»nren N. N*,i wohnend in dem und diaHOi Sta4^
a^ibteile im Häuser N. N* zvr Höünng^ ■•.-&
«eines Geschwiires am ;Fu(5e^.:flut vdd^ta
»er (oder sie) su der yom Oberanfea 1>eatnBiB^
»tctn Zeit sich wieder einaufinden hat. Datm
w
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I» und Jahr unterschrieben yom «Obenantei^^v:
'7eder Kf^nke, dev sich eum erstenmaie
m6ldet j yrhfA von dem Oherfi^Rte untersuclif ,
lind wenn er laut der Fbstim^tioa a[oge«Dra«
-Bi^i' werden, Jcann^ ins Krai&.en-I)iafiuiii ein«
^^g^schrieben ^ södana mit Medicio Yertehea,
sind ihm mündlich eiae yerstäadiiche Vonchtift
Btt. deren GetFao^h ertheilt. ^
n. .: ^1^ weiden für diese Abth^iluBg oder nn«
.^idl die Zaiil der atnbulirenden Kranken mir
im^hse^ &ti%6nonitfiea,>deren Kräfte 4ind Krank-
«SHtftsumaetäinde es* ^iaabeil , »ufser Haus& su
• |;eiienj odev^wesi^nena^^stt der ihnen bestimia-
ten Zeit wiederholt ins Hospital Aach Arznei
zu kommen« Schwäche Kranke oder deren
Krankheitsfarm überhaupt einer genauem ärzt^
liehen Aufsicht erford^t^. werden dann, wenn
/ beides im Hospital vereinigt seyn wird» in die
liir liegende Kranke bestimmte Abtheitung auf-
genommen. Und bis zu ihrer Genesung so
wie alle insgesammt mit Medicin und allen
zu ihrem Unterhalt nöthigen .Bedürfnisseil un-
entgeltlich versehen.
Was das medidnische Personale betiift,
. welches dermalf^n angestellt ist^ so besteht
dasselbe jetzt, aufsecdem dirigirenden Ober-
Wundarzt auch aus einem Apothekergesellen,
dermalen Herrn Apotheker Schröder, und jdes«
sen Discipuly zv^ei Chirurgen und drei Unter«
Wundärzten« ^err Chirurgus Tschirofshy^ der
•chon «li GAndidftt d«r Medicia.. imd Ghinu
glo is.ib ftuf Jiiattge» Kaiiftl&rK Aca^emie dntd
iMMii Fleiis . nnd K^nntniiia rShvüicIut 'di
•tia|;iiirt»9 uod, hern«cli als RegHneottclttCv
§BS diente, besorgt unter meiner Aa&icht dii
weibHehan Kranken; so wie Herr GUraqpu
BoMchmlin \ der schon vormals dem Pniiecato-
tat auf der hiesigen und St* l^eteiibaig[iadmi
Academie rUhmliohst rorsitand^ .hernach M
der Oarda an Pferde und dann ab fihiriii'gai
bf)i andern Kaiser!. Feldregimentete» dienftl^
die minnUchen KraigU^en au behend^ li^;
(
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*. •
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— 107 —
/ *
/
"VI.
■ -•:• ■ "' . • ■'-
U 6 b er
die S c h u t z b 1 a t t e r n
im südöstlichen Pommern
und
ihre Verbreitung durch PreSdiger.
't
-^ Von . ,
F. W, B. Wilde,
Prediger«
iVieta Vorschlag *)y dals die Scbutiblattern
durch die Landpvediger upd LandschuUehrer ge-
impft werdea durften, ist awar von den, dasGe-
sundheitswohl det Preu&ischenStaata dirigiren«
den, Patrioten der Aufmerksamkeit werth ge-
achtet; aber es bleiben doch noch riele Men-
*) VcrgU d. Journal XV. B. 3. St.
.1« loS -^
sehen der Gefahr ausgesetzt» von dett Menschen-
pocken angesteckt und verstummelt zn werden«
In dieser Gegend impfen bis jetzt nur ftuftacst
wenige Prediger *) und noch weniger SehuU
halter. Die Schuld liegt wohl nicht inimer
ganz altein an dem gemeinen Manne; dem
es kommen Leute mit vielen Beschwerden i
Meilen weit fast an jedem Sonntage i^ mb,
um sich bder ihre Kinder impfen znrlasMm
und ich wurde auch von verschiedenen nicht
nahen Dorfschaften (z. B. Kowalk, KuroWt-^
Zettuha etc.) in ihr Dorf g^olet^ wo sich
oft einige Grän^nachbaren einfanden«^ Wie
könnte ich sonst in so kurzer Zeit Über sie-
ben hundert geimpft haben, da hier schon
seit 1^01 erst durch mich ynd den JEIerrn
Chirurgus Deeezj dann während des Verbots
durc^ den Kreisphysikus« Herr Dr. Scheele ge«
impft ist '^'^)y und die Menschenpocken uni mich
her hauseten. Lieisen mich die Gutsbesitser
SU diesem Geschäfte hinkommen; so wareii
die Eltern mehr wegen des empfipdlich seyn
sollenden «Stichs oder Schnitts, als wegen gött-
licher Strafen oder neuer Anstcclcung besorgt*
Sobald ich einige Kinder von dem Gegentheil
tiberzeugt hatte, so war der gröfste Theii der
*) Hr. I^«d. La.uahn in Fritzow« Hr. Fred. Lehtikow
in Schwellln.
♦') Vergl. d. Journal XV. 3. St.
4 — IQ9 —
Ehjam bereil «nd firoli, so gar in Döfffern,
wo der Prediger nicht fdr diese ImpFang
stimmte. Was wäre siso zm erwarten, wenn
em» jedem im Dorfe Ton Person bekannter.
Mann das Geschäfte Terricfatete! Wie yiel
mehrere hatte ich impfen können, wenn ich
nicht mit nDgewöbnlich lielen ganz yerschie*
denarügen Geschäften so überhäuft wäre, dalji
ich sehen mehrere Tage nach einander Herr
meiner Zeit bin und mehrere Meilen verrei*
sen kann.
Die Ursachen, warum viele von meinen
Ämtsbrüdem bei ihrer Mulke weder für ihre
Gemeine, noch fiir diesen edeln Zeitvertreib
eingenommen sind, mögen wohl nicht gans
allgemein seyn; sie gehören auch nicht in
eijie Zeitschrift fiir Aerzte% Oft könnten auch
die Gutsbesitzer m/ehr für die Verbreitung der
Schntzblattern thun, als sie zu tbun gepeigt
sind* Einige sagen zu laut, dals m^n die
Kinder doch der Natur d. h» der Ansteckung
überlassen sollte. Auf dem Lande fangen dip
Sdiutzbliattern jedoch an, sich mehr zu yei^
breiten, als in kleinen Städten, wo ein ein-
liiger theurer Chirurgus das Impfen des Pre-
digers hindert. Der Landmann sucht sich ei«
nen benachbarten Prediger, wenn der seinige
nicht. impfen will; denn selten ersucht hier
ein Prediger den andern in seiner
zu impfen.
■^.
' — HO — *
I
weni^n ErFalirtiDgeii und iwar
ün))ed6ätend gegen die grofsen Aettte; aber
An Theil d^ Nicht8i*zte traut dem Quacksal-
ber mebr «la dem Artte, rieHeicht hört di»-
ser einiges yon meinen Bemerkungen." Ich
gehöre zu denen, welche in Pommern «aefit
rmpfea lielsen vnd impften. Zu der Zfeit als
ich nicht selbst durfte, impfte der hiesige' Hr«
Kreisphysikus sehr yiMe in meinem Hanse.
Alle diese sind der Ansteckung bef der hier
umher herrschenden Pockenepidemie ohne
Nachtheil ausgesetzt gewesen. Funfe waren
schon yor meiner Impfung angesteckt und be^
kamen am 3 — 5ten Tage sehr leichte Men*
scheHpocken; achte liefsen sich nicht wiedlSKT
impfen, als die erste Impfutfg ohne Wiirkuag
blieb und wurden nach einigen Wochen ta
gutartigen Menschenpocken krank. Keiner
yon den Geimpften ist an einer besondem
oder gar neuen 'Krankheit gestorben. Bei ei-
nigen fanden sich einige Wochen nach der
Impfung GeschwUre und ausgeschlagene Köpfe,
mich nach Abführungen *). leh habe in die«
aem Jahre wegen meiner Geschäfte swar srar
727 selbst impfen können; ich unterrichteie
aber einige Sdiulhalter (z. B. Huniuch in
*} Gewohnlicb gebe icb keine Arcnei, brauche audi
oicbt Wiijai Mb.en und Pfluttr sor Heilung dpi Ar»
beiters.
,1 • . _ i
-* XUi —
■•
I I
IfiliiiH iinrBTrnimti|in ruiTititiHij <ihd 4im.
M«iniih»iiprtflf«n mit mir gtwiihfiii f?ntirin hrf
'It irAlliy;i idi impiito aof^ in maügaa XMfr
'!■*>(«.%& iit Sühnünntt» Hochfco»» KattoW
I üok^ Ae; P^DckM aclioo in einigMi H|i4t<iii
[ !Hi^Bit0t liatMi'; ^die Oeunpften tÜMi »mI
itMhylpfi . b«! deor an M^ntchenpookra Knm*
■
md baMttwoUane KleidimgMMQclui^
, .'beitriclMii sidi mit EMrMii
MgimhntipfWBlüW» ateofcten uch «bgiriiteBM
ariiocsf wtfr die Hemden} «b«r obgjUieli ip4t»
jli^rtOT IflOfaing in Nea -Sorge anr adit iSlI^l
vmi der ÜMrte. In bargen an foafsiii JälM#-
dt war; obgbipb ich Väter und MQiter idir
Qeaelhchaft ihrer Kind^, Knechte, SiMättü,
«mrahaene TS ehter^ Sehwangere, Kinder toa
afltehen ttod iron bürgerlichen Stande^periö*-'
BBBii Midfr aogar anf dem Sandkmge ein eeii-
tmkMi Midchen und auf dem LiÜenbofi» autaf '
Beahrffttthnerin nersehn Tage aaeb der Em-^
Uttdnag gjBimpft: habe ; io ist mir doch keiil
aiaaiger, welcher die ^Schutsblatlem gehabt'
hatte, fon Menschenpoeken angeateckt oder
während der Sohutsblatterokrankheit , auch
Dicht safüllig, geatorben. Nur einer hatte Aua-
schlag über den ganien Körper. Eiaaelne
lern
VbnwBtfc) tiiifcAwipM Di«
MM nad «m* j^f— »* iVwhtec-AH
in« ¥riAämrgm ist* naunuA-^ didb .^on.)
Hm. .KmkpfajFiiluu, theib TOiLjoirsif.
•ririmiaäfc Art «nd m - Tflncfaied^en
aioM die ngflringste WuEkiing geioipfit^j 44i#
geaditet ikre InebeiL iUei» «ad jo^ggnB. 'jBlif
schwiit« alle mit glucUichea EMg^gdit^
ßimdf MO Bie das vaterHcka Ha«s ^,wm^itm0il
Imt^ auch rnie der AnaiaAeng amijyiMnif^a^|jj|
waifltt üu OieZ^'iritdlelirei^ waaidtaiit
Kell anirieiiteii werde, odm, me
llird«' Meise. Frau ist Vbriier biejidaB;
-■ttialtfmg abgesetzt gaiHBsöa, iiar 41110I1 pl|||;
eipe denMepiohettpookefe ähhtiche KrpaJU|Mi|&
gebajbt; sie ist theili von dem Hnu Or» ynfciM|& •
tUld dem Hn. Clw Deetz, thdtfs .imk «fe^
•albtt. fünf sehnmal auf rnr nhinrlnna i^wii]|g|bi
iinpft irordctt.., Das eritemal Jbe^itf >aa9 'j^jfei; :
lüftigef Fieber>./eiBe scbmerftha&ei:.-A>|«e^^
tige *(se«;tiwii]st aa der Unk^n Haad^..iMu|i^
gfdimpft war^ und eme, klare Bla^e ^wiiAaÜ
OaSfse. emer Nuft aitf der Imj)£iteUe>B^Jiilri^
Haod) aiif der andern an cfem rechtei» Qlpßfri( '
anne war adobta «a sehen». Ich wnge esi^Ac ^
sie der Ansteckung, aussusetzen» obgläidi |^l|i4> -
k#|lkjEai9ka bald nach ihrer Genesung; sui.ia^
. meinem
« « ' I
t<
— U5 —
*9einem Baute ohne NaphtheE tiiertaschten,
*tSiÄ älteste Tochter d^s hiesigen Försters zog
liläk durch Zucken einen ' tiefen Schnitt zu;
. I^legte Lymphe in die Wunde; Fieber, Ent*
;%&dditiig und andrd Zeiohed Sohter Schutz-
' 4Uattttn waren sichtbar ydrhahden , aber es
'"^i^^ keine Piga/iel da ; die Wunde bekam end«
' 4illi einön schwarzen Schorf, welcher an vier
.. "Wocdien sab. Seitddib ist jede Impfling ohito
- 'Wtitknikg geblieben* An einem Sohn einea
iMsigea Tagelöhners haftete erst bei der Sßdis-
Itola.'; Impfung JBrische Lymphe aus Berlin, abte
. dUi Post^l 'ohne Fieber hatte kein einziges
dStotohsn der - Atehtheit und doch wollen die ,
neuen Versuche mit il^m nicäit glücken, ob mit
^iejch sonst die meisten zum ersten Male zv
jAaften pflegen» Der Herr Dr. Bremer in Bor-
hla forderte mich unter dem stS. Januar 1804
auf mit der Mauke der Pferde Versuche ift
•flicchen; aber obwohl viele Pferde tmter mei-
ner« Aufsicht stehen und ich auch in der Nach-
t^rschafr sOTgfiUrig geforscht habe ^ so tnf
ich in diesem Jahre doch nitSht^ die wahrii
Manko an , nm diesem Wnnsehe gsnflg(§n' ztt
kjlniidh« Vielleiobt gelingt oxi^ die^in der
Folge; vielielcht wirkt sie bei daimn, welch)i
so- oft TSTgeb^is geimpft sind« Seitdem hiec
geimpft ist) haben hier aufser den Mensclien^ .
pocken keine tnsteck^tnden KxaxkkMMa ab
Journ. XXI. B. x. St. f£.
- "4 -
}
die Mtiem und seit einem Vieiteljehr ^
^lierUohfid>er geherrsdit. Weder dieses niMb
fene waren durch die Schutiblattem abfewwidt
oder bösartigßeworden ; denn tn beiden Knpjt
heiten starben wenige, obgleich die Mufm
in der grölsten Wjnterkilte Iierrschf^i «id
die meisten keinen bessern Rethgeber ab flpjidi
hatten. Die Lymphe Fon awei mit der Kiitt^
behafteten wiiikte bei andern lohte S^dlaA»
blättern, aber keine Krätse. £rwacheene und
TOtnämlich Kinder, welche während derSctan'
blatternkrankheit Branntwein tranken, haitsa
gewöhnlich ein heftiges Fieber und eine steifes
Entsündung. Diese traf auch die, deren Idi^
stellen ron dem Regen nais geworden wenn.
Hefidge Kälte schadete^ weniger; aber dieSöi^
nensuahlen, Arbeiten in der Hitze, Dresdun
und andere starke Bewegungen der Arme wih
ren xiachtheilig. In Zettuhn hatte Bernds Fm
während ihrer Schwangerschaft die M#>w#jA^^
pocken überstand^i« Bei dem von ihr ecm
drei bis vier Blonate nachher gebomen KjinAi
brachte ich ohngefähr in seinem siebettm
Jahre ächte Sohittxbiattem berror.
Obiges kannte ich mit glaubwiird%tt
jSeagnissen belegen ; aber ich fÜrekte nscldl^
dafs nun mich der Lügen yerdächtig lialmn
Wird, da ich mich nenne und dies^ Zekadn^
mch in meiner Gjsgend gelesen wird. Was
im Ikridit de» biesigen Heixn - KreisphjriiJUis
idATon erwähnt iit, weils ich oiobt. Em sey
jBJr edai&bt 9 hier einige Vorsohlige sur allg»-
meiuar^ Verbreitapg der SchütsbUtte^n sur
JrKfvng vonulegen. Ich wUniche, dßSk der
jefotirte Herr Herausgeber sie, so wie meine
jpriBgQO vorher angefiio/ten £rfahruiigen, sei-
•Per Aniaerkiuigea werth hatte und mich, wo
.uh irr^y belehre*
Wiiiden nicht manche Gemeiiien der Iia«
l^pag empßnglieher werdea» wenn aie eine
.bft^ondere Predigt ihres eignen Seelsorgeijs
iber di0 Schutabkttem hörten? Könnte die-
4er ihnea nicht die BedenfcUchkeiten von dea
.EiDgrifien in. die Rechte der gpttlichen Vor*
Ziehung, oder von der Gefahr dennoch ange-
.Iteckt SU werden, benehmen? Würde er sidi
.nicht selbst dadurch noch mehr xur Impfung
:be.v.og''9 oder wohl gar geoöthiget finden?
Warum soiire man nicht Ubjer die Schutzblat-
.jtern eben so anstandig , als über das Bräunt-
wein(iinken, worüber wir doch predigen sol«
.leoi von. der Kans^-l oder iu^ einer öffentU-
chen Katechi^ation reden könijien« Dies ist
•chion von eicigoa sehr. yemuAftigen Predi-
gern in Pommem und «war nicht olineNuta^
.geschehen« Ich leugpe nicht, dafs selbst eini.«
ge Prediger das Impien noch bedenklich Bm"
don unud dies a'Uch dem. gemeinen 3f ann
' ' H 9
- "4 .- ]
^ Mtiardi wai «eit eiaem Viertaljahr iki '
.^SclurUohfi^er gshemcht. Wedar diecas acMb
jens waren durch die ScbuUbUttem abgewandt
odf r bQsutig geworden ; dann an beiden Kraak-
beiten atarben weni£|e, obgleich ili« Mafalqi
in der grollten Winterkälte tierrscbl« Uld
.die meiiten keinen bewarn RAtbgeber ala tfjA
. kaueo. Die Lymphe ron xwei mit der Krjiti«
.tiehafteten würkte bei andern jtohte S^batttt
b}attero, aber keine Krätse. Erwacliaene nad
.TOfnämlich Kinder, welche während derSfdmts-
. blatterokrankheit firanmwein tranken, hatten
genÖluiUcb ein heftige« Fieber und eine ateifce
EntaiisduDg. Die«e traf aneh die, deren Im^
ateUen von dem R^en naiä geworden wvea.
HeEtige Kälte schadete, weniger; aber die fiol^
nen&trahlen, Arbeiten in der Hitze, Dresehea
und andere starke Bewegungen der Arme w^-
ren nachtheilig. In Zettuhn hatte Bernds Fan
Während ihrer Schtvattgenchaft die Menidienr
.pocken überstanden. Bei dam von ihr ecm
drei bis Tier Uonate nachher gebomen Kinde
4tzftcbte ii;h elingierähr in lem^ siebentes
^jAn icb^ Sdn^iUattera betror.
Ob^ea k^nte ioh mit glabbwardigW
^Sctügniuen- Riegen; abe«: ioh fttrobra ai^
.(iars nun mich der Lügen Terdächtig bähen
yrix4, da ich mich nenne und dieap Zaltacioät
auch in inftitier Quälend galeBen wird. W«a
- 11$ ^
BelSdit de» hiesigen Heixn * KrflispljBilUs
-jlavon erwilioti^t, weiis ich nicht. Eft. sey
4ßi$ ecUiibtt hier einige Vorschlag» xur allge-
jpff^nrp Verbreitaiig der SchnubUttei'n sur
^SrBt^ng vonukgen. Ich wimsche, dßü der
' «^dUiite Herr Herausgeber sie, so wie meine
ePBingqp vorher angefiiaiten £rfahrungen, sei«
«Mpr Anmerkungea werth hake und mich, wo
lilEii irre, belehre.
. VVurden nicht manche Gemeinen der Im«
^iPiing empßngjLieher werdea» wenn ai^ ein/e
.l^^ndere Predigt ihres eignen Seelsoi||eijs
.i^ di0 Schtttabkttern hörten? Könnte die-
.Mf i}u»en nicht die BedenkUchkeiten von den
' JBiQCnffen in. die Rechte det gptljiichen Vor*
jut^nUgi oder von der Gefahr dennoch enge*
{^Üpokt stt werden, benehmen? ^iirde er ^jch
. TffMbt. selbst dadurch noch mehr jsur Impfung
)^uvpge9 oder wohl gar ge^öthiget finden?
Warum holitö man nicht über die Sohutzblat*
■ ■ ■ * : ■ ■
(jHf^ eb^n so anständig , als über das Brennt-
•nVjatcipkeni worüber wir doch predigen spl-
Jfig^ .\pn der Kansel oder in^ einer öffentU«
chen Katechiftation reden könfien. Di^^i ut
jfslij9>n von «icigea §4)hr, yeciiu^&igen Predi-
(gin :ip, Pompieni und awar nipht oline Nuta^
'^ge^ehen« Ich leugpe nicht, dafs selbsit e,injir
je P:f«dig^r daa Impien noch bedenklich £b*-
' :40& un4 diif s alich 4^in. g^meine^ ü^f^ '^
Mi 9
— xi6 ~
der &&r^ su deutlich merken lasten ; met diei
sind doch nnr wenige und es werden 19 der
Folge noch wenigere seyn« Gesotst et uM^
pföhle euch einer nicht die gute Saohai ab
wfirden et doch benadibarte Prediger in ili-
ren Gemeinen thnn, und tie würde wü^
tcbeinUch schn^er digemein werden, alt welim
wie jetzt y Tiele Prediger davon gantr schv^tf«
gen* Mir tcheint es nicht nnzwecdfciftSfajg' lii
aeyn^ wenn für jetzt jihrfich an ÄnemiSoibii^
tage über ein Eyangeiinm, worin etwa. iM.
Kranken oder Ton der Sorge ftir Kinder (li-ik
Reminitcere 14» 19, 21 n. Trinit., 3 n. Ep^[Au
etc., je naohdem die Denkungsart der Öi»^
meine . Ton diesen wählen hie(ae , ) geipaJBlt
wiirde, darSber in der Stadt und aof.'dbil
Lande geprediget, und die Predigt an dit
Konsistorium eingeta^dt werden miiCite. ¥Nr .
wider die gute Sache ist, wird der Plred^
tieber ausweithen, als jene herabseuen. ""-
Die MedaiUen, yomämUch die öffendidib
Bekanntmachung dieser ehrenvollen BläcA-
nüng, werden zwar hie und dort einen fti-
diger aus seinem Schlummer erwedcen; alw
diese .Königliche Gnade wird wohl nicht --^lib
viel Wie der Titel eines Raths auf die^Aems
■
wirken. Verdient nicht die unbezahlte Mfihe
einet Predigers, der aufser seinem Fache f&r
den Staat wUrkt, eben die Belohnnsg, >cAdie
— 119 —
det» betrachtet dieser die Impfung einzig und
illein als unversiegbare reiche Qi^elle des Er«
werbea , verachtet/ Medailleui und fordert von
ieo dürftigsten Tagelöhner für jedes Kind
I Rtfal., also für sechs Kinder 6 RthL, wel«
die d^ anpe Tagelöhner und Burger nicht
bexahleJEi kann. Er muls also die Kinder dem
Staat durch den Tod entziehen oder durch
Blindheit und .Lähmung verkrüppeln lassen«
Die inpere Klasse der Stidtebewohner ver-
dient keine Zurücksetzung oder Vernachlas*
sigung. Wie leicht wire diesem Uebel abge-
holfen i wenn der dürftige Städtar sich von
seinem oder einetn benachbarten Prediger
dürfte impfen lassen! Der reiche würde von
\ selbst den Arzt vorziehen y jedodi mülste je-
nes an Oertern^ wo der Arzt die Armen im
Orte umsonst oder für einige Groschen im-
pfen wollte j gar nicht, an andern aber nur
dem notorisch Armen nachgegeben , oder ein
unentgeltlich auszustellendes Armenattest von
einer einzelnen Magistratsperson, von dem
Prediger oder Rector etc. zur Bedingung ge-
macht werden. Dieses Attest müfste der Im«
pfer zu seiner Rechtfertigung ein Jahr aufbe-
wahren* Eine solche Verordnung würde man«
che gute Würkung hervorbringen. *)
*) Sollten die Schutxblattern allgemein werden, eo mSe»
•en eie nicht gans allein Quelle dca Erwerbes, son-
-* ii8 ^
kämmen 9 dtnit üe in ihraii Gvieni impfeSy
nml erhalten iftdarck dem Staate gesunde nnd
braucfabare Einwofaner; andre hindern hing»ii
ge^en den Piediger mid gemeinen -Mafln.
Mioh ford^tten mdirere, z. B. der Hr. La&d-
rath von HelUrmann in Karzin, der Hr. «a*
Wenden in Gribniti, der Hr. Haiqptttttli
von Helltrmann in Gerfin, der Hr. Lievtia»
nant von Kld$t in Wamin etc. ^, »na Im*'
pfen in ihren Gntem aaf ; andere hiaderiMr
die Verbreitong, wann idi gelegentlich. odtr
itf meinem Hause jemanden ana ihrem Doiftr
geimpFt hatte. Verdienten nicht jene einil
Ehrcmbezengang von einem Staate, welehar
jedaa Wohl der Unterthanen auf alle eraiatt-
Hchd Art, wie der Prenisische beföcdeftf
W&rde sie ganz ohne Würkung bleiben?
In einigen kleinen Städten, worin aiah
nvr ein einziger hartherziger Ghimigna befind
'^ Ich glaub« durch ilie öffentliche Erwihiiimg dUml-
b^n in diM^r allgemeiD gelesenen Zeitachrifc dsnid*
bAn tvin bleibandef DAnknual an errichtoD. In daa
ffiir# rik def Hrn. L«ndr. von Heliermanm wmdea
dfirrh rn-rb f n, in denen des Urn. vom Wm^äak
187, iit Af^ni^n dm Wtn, HAuptm. von Heliermmmm^
m Arn WnrrtinUnhnn 42 «uf ihre Veransulcvag lu-'
A^r^^lrii'K ^AiM^rTr. OI>iger Hr. von IVendem, der
kU t'nff .^fff»»ff* in Gromtdolrf, die Hrn. ikmi GIv-
^^h'9fp rrv fftßtnfinM und Balfans n. a. liefMa anch
4'r/<'h A*ffir4^ Ufiptim,
~ 119 —
d«tii betrachtet dieser die ImpfluDg einzig nnd
alkjiti «Is unversiegbare reiche Qi^elle des Er-
iparbea ^ yerachtet/ Medailleni und fordert von
d«m diirfti|[8ten Tagelöhner für jedes Kind
1 Rtfal«, also ftir sechsi Kinder 6 Rthl«, vrel-
dm dir aripe Tagelöhner und Bürger nicht
biskhiejei kann. Er muls also die Kinder dem
Staat diirch den Tod entziehen oder durch
Blindheit nnd .Lähmung verkrüppeln lassen.
Die ibtpere Klasse der Stidtebewohner ver-^
dient keine Zurücksetzung oder VemachlSs»
<igu>ig« Wie leicht wäre diesem Uebel abge-
holfSen, wenn der dürftige Städter sich von
a^em oder einein benachbarten Prediger
ifürfta iinpfen lassen! Der reiche wOrde von
aelbst den Arzt vorziehen , jedoch müfste je-
BM an Oertem, wo der Arzt die Armen im
Orte umsonst oder für einige Groschen im-
pfon wollte, gar nicht, an andern aber nur
dam notorisch Armen nachgegeben , oder ein
unentgeltlich auszustellendes Armenattest von
einer einzelnen Magistratsperson , von dem
Prediger oder Rector etc. zur Bedingung ge-
macht werden. Dieses Attest müfste der Im«
pfer zu seiner Rechtfertigung ein Jahr aufbe-
wahren* Eine solche Verordnung würde man*
die gute Würkung hervorbringen« *)
*y SoUt^n die Sckuublattem allgemein werden, so mus«
gen eie nicht gani allein Quelle dca Erwerbes, aon-
— lai
1 «
* V
S'
vn.
Geschichte
• einet
glüGklich geheilten Pemphigus
durch die Belladonna.
Vom
Hofmedikus Henning zu Zerbst.
iV-Lit^ vieler. Verwunderung und mit herzli«
cliem Bedauern h^ue ich die Erzählnngen so
manches redlichen Arztes über den Pemphi- >
gas und dessen Unheilbarkeit gelesen, ohno
dafs ich mir nur selbst den Gedanken ein*
kommen liels^ je eine Erfahrung dieser. Art
npchen zu wollen, um über die Heilbarkeit:^
oder Nichtheilbarkeit dieses Ueb.els richtig
etwas versuchen nnd urtheilen zu kSonen.
Noch 0(9. hatte ich anoh in memar iwaiua|y
jährigen Praxis Gelegenheit gehabt, dieaei
acheusliche Uebel lu sehen, und konnte aIio#
aufser was ich darüber gelesen hatte, in nidilil
ZDits|>rechen. Ganis unvermnthet, ohnedallf .
ich Rechnung darauf machen konnte) ward
mir das Schicksal zu Theil^ im hiesigen Zacfat-
hause eine Frauensperson krank lu bekomm
men, die nach halbjährigen yielEachen Lei-
den endlich an einem :v^ahren Pemphigus,, so
wife ihn einige Scfarifsteller , besonders llm>
Dr. Jl^inhard in Leipzig schildert,, erkrankte^
Die Erscheinung dieses Uebels machte miek.
so stutzig und traurig, dals ich diese arme. .
Perton . schon in Gedanken ftir verloren an«!
sah, und nur das Mitleiden mir sagte: »yer»
suche alles!«
Am 6. Mai ido3 wurde eine arme Wefba-
■
person Charlotte Sehr -^ Armuths halber in
das hiesige Zucht- und Arbeitshaus abgelii^
fert, weil sie sich über dem Betteln hatte
betraten lassen. Diese Person sähe seht ge*
sünd aus und hatte, aufser einer geringen Knri-'
athmigkeit, keine Spur irgend etner. Kranit-
heit sin sich. Sie sähe wohl genährt ausj wtf
ihrer Aussage nach an einem österreichischem
Soldaten yerhenrathet gewesen und war Bi^rlw
acjhen 3o und 40 Jahre alt Sie war kanifaf
Wochen in detooi hiesigen Arbeitshaus, txtii
« ■
iMtielitere willig und gern did oestimmte Ar-
hüt^ ohne- d&fs je über sim wäre Klage sa
fiikreB nothig gewesen; überhaupt war diese
Fenotfi Ton einer mhißen nnd sanften Ge*
mBthsart ^ TertrSglioh und unverdrossen , war
* lilidiy 'dm sie sehr arm war, omit ihrem Schick*«!
eile sehr snifneden; als sie auf 'einmal sich
. «Wir heftige Brustschmerzen ^u bekhrgen an«
r fiojg^ dabei verlor sie allen Appetitf ward zu-
i' sdtends matt, und fieberte heftig. Da ihr
: ' jPnla keinen e^fxündtidmB Zustand Terrieth,
^' anob nicht offenbare Spuren gastrischer Un^
. eänhiungeipi^ da waren, sie gehörig menstruirc
; wir, nnd( um sich zu verstellen ztf aufrichtig-
eich bishisr betragen hatte, so befragte ich
SBe>' ob ^ie irgend vor ihrer Inhaftirung krank
gewesen sey , oder sonst auf eine Art eine
Vertetsung als Fall, Stols ii. s. f. erlitten habe.
Da sie aber dies alles mit Nein beantwortete,
tie nur eine gehabte Erkältung schuld gab^
ao muiste ich diesUebel für einen rheumaf^'
tisiihen Zustand halten, zumal da unsre Oe»
üiaigenen sich mit dem Waschen häufig tn
beschäftigen haben* Ich verordnete ihr daher
eine Mixtur aus Spirit. Minderen §/ Tinct.'
Antimonii Husfh* 5/ A/juae Sambuc. §/V.,
nnd liels dai^on alle zwei Stunden einen Efii«<
löffel voll nehmen^ die schmerzhafte Stelle
aber mit der fluchtigen fialbe^einreiben« Plötz-
liob abw sog sich der Scliinerx BMh ' di»
rechten Hypochc^Bdrium unter des 'Iuhmb
Hippen 9 und schien daselbst sich in fixlffiB|.
auch schwoll der Magen stark anf^ die Zaaigt
belegte sich mit einem schmuttigen SohlttiM^
•s stellte sich Neigung um ErbreohtfR^Ci%:
der Pols fieberte stärker, die Respiratiba iMa
kurz intenrumpirt 9 der Durst heftig/ di«;Qifi.
nong sparsam und wie verbrannt^ tief üa I^'.
teilcibe fühlte sie Bewegungen, wie nsBilla^
Franen, die die Periode bekbmmeo aolU»^
anch war der Kopf heftig eiagetnonODeB^ jdio^
Haut gespannt, heifs und trocken. Ich Ulfr
Senfteig auf die Waden legen» ein aiwgi^
ohend -dystier geben, und zu obiges 'MniBt
30 Laudanum Liquidum mischen. Aftieb|ia
bekam '^ie ein heftiges Blutbrechen-^ woSei
aogl^ch einige Spulwürmer mit ausgebrodm
wurden. Der Schmerz in der Brust stifg bia
luim ErstiokeUf und ein anhaltendes Winaab
linderte ihr die folternde Brustempfindimgi.
Unter diesen Umständen ward ich g^rufeis. hik^
fand die Kranke bis zum Sterben matt, Söhwaek^
und sprachlos, den Puls äuGierst zusaaunen^
gezogen, den Unterleib gespannt anfgjetriä-^
ben» am rechten Hypochondrium besondatt
schmerzhaft und abgetrieben. Ich lie£s äo*
niaich von erweichenden Mitteln warme Ih»»
auf den Unterleib I^en, in- dar Lc«^
llerge^e^} die ich rorzuglicli hh die Qaellif
dte. Uebels ansah, die Quecksilbersalbe mit
JüaiobTittifs XU gleichen Theilen einreibed, und
' idb Standen fünf Tropfen Laudänum mit ei-
Bern. E&IöfFel toU Mandelöl und Feochelwas-
. fear iiehiaen* Hietauf legte sich dieser Anfall
«lid idp fand die Kranke den andern Morgen
• 'Kesä^r. Sie hatte einige Stunden gelchfafen,
itark geschwitzt, und. der Blhtautwürf hatte
. .^Qiöhgelassen. Eine auffallende Heiseikeit U&d
iH^meine Schwäche zeigte sich besonders,
w6 wie ein steter kitzelnder Husten, bald mh
,bftld ohne Auswurf, der nur einem schleimi-
' - ■
' gen Speichel ähnlich war. Appetit hatte die
Kranke gar nicht, hatte auch, au&er einigen
Tatseii Hollunderblumenthee nichts zu eich
glommen» Dieser Zustand hielt eiinij^e Wo-
cheii hindurch abwechselnd bald mit einiger
BdeiUiterung , bald mit bedenklichem Sym-
•^lomen yerknSpfi: an; auffaltend war es aber,
dafs diese arme Person:^ so oft; sie einen- Blut-
uawurf erlitte, allemal einige Spulwürmer
1^' ausbrach. Gewöhnlich stellte' sich atich
der-Blutauswürf um die Zeit der mönadiohion
Feriode ein ^ und allemal war das Gefühl in
der Lebergegend am empfindlichiten ; oft err
streckte sich auph der Schmerz bis zur Herz-
grube, wo alsdann suffokatörische Symptome
eiBlnittai, die dann nach Reiben und Umla-
gta TOB SoiftMg widittii; alM nrnhfjfi^tj^
•paktUcher Natw warei^. Qeligie Mitt^ ft4fii^
nen der KrimkoB am besten an beJu>(|MM|[ti
welche ich dann mit er j^ffioenden , 'oda*^^ niRJi
Beschaffenheit der Umstände mit k^WBVpMb
landen yereinigte. Oft erschien in d^ ßfailjlt
gängln ein blutig scfaleimiger Abgai^; yfji
erfo^lte dieser^ 4^ ^^^ grö£itentheila 4W.:4|^
weichenden Clystieren zu yerdankeii JhpJHi
so hatte die Kranke in der fast ^^ht^Mr
schmerzhaften Lebergegend gro&e Frlijiittii
ning. Auffallend war die Geduld 4^e9|Mr jit
men* Person 9 und nur ein schwacher 84MP <
von Qessemng vermogte bei ihr alles }^ ^^
so abgezehrt und jLr<^^> ^^ ^^nif^jli^
Stande war, sich ohi^e, Hülfe ^ns dem ^^ifp
m bewegen* Ich konnte unter fdiesf^i.jQmi
ständen auf nichts anders mein AxigjtnjAmj[
haben, als auf eine Induration der Le^ha^ m^
des epiploitischen Systems, mit ;fermia$iy
Complication. , . . ,
Da sich . einige Zeit lang wührend dijF
Gebrauchs obiger Mittel der Zustand der Kvu^
ken in etwas g<::bessej:t .hatte* so TemrdB«9
ich nächst den Einreibungen in der Lebeig^
gend , die Diguaüs purpuraa mit dem Qu^ '
cktnexfraitf Abends «ber vor Schlstengel^eii
einen halben ^ .Gran .?er5iiCi:es Quecksilber.
Dieser Heilplan schien, von grgfiem Nut^KygKSU
. .— 127 ^r-
:. jff^fl'y «ad nur selten erschien ei4 AnfaU; fg-
.-s" i9%PM^ Beachwerdeq 9 di^,. wenxi »ie ja kamqif,
^ ,ifi|ifiih sehn Tropfen Laudanum und einen
; lIEIi^ffel Leinöl besänftigt wurden. Die Kranke
^ fippilde' qiuntrer^ naiim wieder etwas zu^ und
^ jübielt '€iia lebhafteres Ansehen, auch leigte
^ -ifipb wieder mehr Eislust ^ die freilich manch-
^pi|i auf Dinge yerfiel, die ich nicht gestatten
iUüfAte. Auch erschien die monatliche Rei-
JKilgiiBg wieder« So W4ren beinahe drei Mo--
. jHlte f;erstrichen, als sich auf einmal ein krätzi-
^ ;fpr Ausschlag äulserte. Nun glaubte ich gana
i 'jgtßfl^j obgleich die Kranke hartnäckig leug*
'-. .Hate^ je. von dieser Krankheit befallen gewe-^
mßx sa seys, da(s eine aurüdkgetriehene Kräts^
^IMWbfe an allen Erscheinungen Ursaoh^ejr« ^)
Iah jmderte meinen Kurplan i^ etwas, ret-
.kiqkd einige schwefelhi^ltige Mittel mit ' den
9Üg«n und heilte nach einigen WoeheDL die
lttink# von diösem Ausschlage. Allein «i
.HPtf^Mm Leidwesen erschienen nunralle obige
'ZnJEÜUe wiedeir, die arme Kranke erbrach Eiter,
^ Wodi immer kann icb mick nicbt übenimigflaj, dalt
4i«to ü^jrankhm nucl^ dei vtrawij^en Wiekiäatm*
■ Thfii^tie, ia dar Q9g^vu% g^yfiuet Xiu
ob sie gleich in teii^ein niedlicihea Werkeben : übfr
die Aeuolo^e der Kraue «bgebildet sind! Ich gUi^
' be immer nocb, sie beAel^e in einer beaondeni Bd>
Aiisdiung der Safte d«t>Hft«torganf, dia mit d^aU-
yyrn^ L/mphniaisa in Verbioditaf 9Uhml'^ ■
" /
Bhtt, Würmör, bekam wieder die li6Ai|jKJMi
Krämpfe y und kurs, d^s ganze rite Lied^fiiiA
wieder erneuert* Ich mufae also wie^tf'A
anfangen 9 wo ich stehen geblitben waörV 'Mi
mit vieler Mühe konnte ich den Sturm in drfe
Maschine wieder beruhigen. Die Kradlto 4i^
holte sich doch und da wir uns dem>'FHil- '
fahre wtied^ näherten , auch di^ Zeit' ih^
Entl^jsiift'g heranrückte, so glaubte ich, Afc
sie 2u der Zelt ^ewib hergestellt sejm^VfUlft
Ich hatte die Kranke wohl in >iet Ml
sechs Tagen schon nicht mehr gei&eheta,'ii|i. '
mir auf einmal gemeldet ward, dafs' sie^flhir
den ganzen Körper einen Ausschlag. y<m||tüi
besonderer Art bekommen habe; So^fteidi^d^
iuchte ieh die Kränke, fand sie im hefiigiiM -
Fieber, mit trockner Haut, hocbrotherFslIlito
im Gesichte, grofser Aesgstlichkäit, -geheäin*
ter Rlsspiration, vielem Durste im Bettli lie-
gend, sie konnte k&nm sprechen^ äuTs^f^'^yi^
kraftet. lieber den ganzen Körper, • Vonitjg^
imGresicfate^ amHalse und auf der BrusrfNiit'die
mit einem • AuaschUige befallen^ der niidÄsiiAi
bnuiogelbe Blasen eines preufsischen Offoschea
grois bildete. In' diesen Blaset^ war eine ^elb>
lichte seröse Feuchtigkeit, die weHA 's!fS as£
der Haui: nach £rö&iung einer älase hi^Ue^
sogleich die Haut heftig reitzte und bi;|iüitk
Vom Kopf }>is auf die Füfse war sie >4pmit
b#-
- — lag *-
ll^edttp und klagte uf>er ein kaum zu citlta-
Mfide« Jucken und Brennen:
:-.' «Idh gestehe gern^ dafs ich in dem ei^sten-
Üittgenblicke nicht Wulste^ wofür ich die«a
Ibwbeinung JiaLten, und was für einen Na-
mm iob dem Kinde geben sollte; verordnete
Ithair^^niirr ein lauwarmes Fufsbad und reichte
^nudercjFsgeisti mit Klapprosensaft; weil ich
jpiuhfr '^ iiii soy eine det filatterrose ähnliche
JlipBschlagskrankheity durch unterdrückte Aus-
4iitistbog entstanden« (Denn schon war die
Kranke wieder im Arbeitssaale gewesen^ und
iMttesioh,- um sich die Zei^ zu verkUrzeoy mit
Slruinpfstricken ' beschäftigt. ) Auch sah ich
dtie Kranke gegen Abeiad. Allein des andern
Morgen^ erschrack ich, als ich diese Elende
ttfal^ und über wie mit grindigen Eiterbeu-
■ «
Ion, übersähet sah, und diejenigen, die ich ge*
gteitL aufgestochen hatte, in dunkelbraune
•diwärze ' Schorfe verwandelt erblickte. Un-
■ • * \ ■
lüiUbar waren die Beulen, am häufigsten aber
Im Gesichte, auf der Brust und' auf den Armen.
/ Unter diesen Erscheinungen eotechlofs ich.
mich, mit der Belladonna einen Versuch zu
tnachen. Ich fieng also getrost >und piit inni-
gem Zutrauc*n im Februar* v. J. an, dieses
ICittel anzuwenden, und gab alle vier Stun-
de&' die* ersten Tage hindurch einen h;(tben
Graä gepulverte Blätter mit etwas iivucker ab*
Jonrii.XXLB. x. St. I
. gerieben. Gleieb w enten Dosen Terunacb*
' ton hti dieser äu&erst ichTvachen Kranken dif
^wc^Uchen Errolga, als Schnriadel, Trol
fcraheit im Halte, DoppeUeheo u. s. f. IM
ioh 4itiv nnn dutqhatn ' vorgenommeo batl
mit heilem Mittet; Mhlechthia so lange in sti
gAnd«n Gabeii foitmCilirenj bis ich einig
VerinderaDg gewahr werden würde, so mu&j
ti» nai^ Tier TcgeA (ii6. Febr.) einen gans€
Gran pro Dosi n<U)meiL Nach deni ersti
Piilrer bekam die Kranke völlige Bewnfadi
•igkeit^ 8diwii^delr~ aaiie alles doppelt, und ve
Lehrt, iadeuen half eine Tesse taue AAiU
den bald ab; naeb dem zweiten Pulver ei
/olgn.dMielbe Zuitaäd mit vieler Ang»t,
auf nach einer Stunde eia heftiger Schw^
, erfolgte. Das dritte Pulver verursachte bla
einige Zuckungen in den Extremitäten , u
auf daa vierte erfolgte ein blos lautender h
tig' stickender StuhlgBug. Am i. Mars wi
de' die Gabe «bermals um einen halben Gri
ventfi^kt; büi dahi4 aber hatte sich in
•ioht des Austcbla^ noch nichts verändei
Die Krank» waf immer noch elend,
' abgelehrt, und jammvte über Brennen, JijcMli .
und :Sehmera. Die Diät, die ich bisher Int^f
beobachten lauen; bestand grö|staiithett»^||^.
Hafertddeim ^it tiitrenentaft, dSnnnrndMii|t',:
brüh* mit Granpsü« Nudeln, Oria« ii.f«,'|u^.
1 Ab
idertA
— i3i —
ÄudRi liefs ich isuweilefi ein, halbes Maafs Ter*
domites Bier reichen», Vom i. März an, wo
I
Kranke i| Gran des Mittels bekam ^ und
einige Tage datnit fortgefahren war^ änderte
dch' die Scene. Der gröfste Theil der Ge-*
. tjchwiire trockni»te> lind die schwarze faulichte
' oder * brandige xCruste fiel ohne Schmerz ab^
[' Woirnnter die Haut schön roth und rein er*
ichien. Gern hätte ich nun ein lauwarmes
Bad nehmen lassen; allein die Kräfte der Kran-*
"^ken verstatteten mir dies nicht; wiewohl ich
vöilig überzeugt war, dafs erstlich durch ein
laues Bad das Hautorgan gereinigt, sodann
von seinem krampfhaften Zustande befreiet, so
wie auch^ da die Kranke so äuFserst reizbar
Wit. gäwifs in ihrem Nervensysteme eine
grofse Bei'uhigung erfolgt seyn würde/
Hin und wieder erschienen zwar neue
Pusteln, allein doch nie mehr von der vori-
gell Grofse und Umfangt es wurde daher mit
der Belladonna fortgefahren. Auch fieng die
Kranke an, sie ohne alle Unbequemlichkeit
SU ertragen, nur beklagte sie sich, dafs sp
o|c sie ein Pulver nehme, sie allemal eipige
Zeit nachher eine brennende Empfindung Im
Rabe und nachher im Magen verspüre, wes«»
halb ich ihr anrieth , jedesmal cioe Tasse Ha-»
fe'rgrUtae nachzutrinken. .Bis zum t5. März
' ging die Sache ununterbrochen fort> der Aus-
la
<
— i3a .—
i
sciilig nahm abi die Kranke, die vorher k^itit
Nitcht geschl'fen hatte, bekam NachtnÄei
und mit dieser erachienen die physischtsn KdLf-
tH| die bis dahio noch immer sehr geman«
gelt hatteji. Sie verlangte nun einige Tage
ohne Arinoi lu aeyn, und aus dem Bette
blüiben zu diirfoni welches ich ihr auch um
6o lieber gestattete, um zu sehen, ob die. |
Sache von reeller Wirkung sey oder mcht^
Zu meiner nicht geringen Freiide giflg* j
alias gut| und ob ich gleich die Kranke ybm
i5. bis 2i4* März ohne alle Arznei IiefS| so er*,
.schien doch nichts vom Ausschlage, das mir.
auffallend gewesen wäre. Mit dem aS. Man
!Iong ich die Belladonna wieder j^n und gftb^
zu jeder Gabe nun .zwei Gran ; dabei^ liels 4di
der Kranken ein bitteres Elixier nehmeui ireil
sie sich über schwachen Magen beschwertcf,
und offenbare Symptome einiger Verdauungs*
fahler äufserte. Sie befand sich auch in eini^
gen Tagen besser, und nahm nun unverdros«
aen ihre Pulyer bis zum Anfange des. Apribj^
wo ich denn noch zu jeder Gabe einen Gi«n
zusetzen liefs. Vom Anfange Aprils an liefs
ich die Kranke alle Morgen und Abende mit
der Abkochung von Kleie und Seife ^Qberall
waschen, und nach dieser Expeditron allemal
in Bett gehen« In der Mitte des Äprila war
neine Kranke völlig rein, ihre Haut ohne alie
— i33 —
Pusteln nnd^ nicht das geringste MerkmaT
aü&erte^ich mehr vom Wiederkebrendem Aus*
^chlal;e^ Dem alleü ohnerachtet aber lieh ich
YÖiD i4* April An nur tägh'ch, nämlich Mor-
gens und Abends, ein Pulver von drei Gran
• • 'der Blätter nehmen^ am Tage aber verordnete
'ich den'Aufgufs aus Baldriafn und Nelken-
> wiiris^l. Auch liefs ich sie von dieser Zeit
' an aus dem Krankenzimmer in dem weibli-
'. , dbi^n Arbeitssaale täglich einige Stunden zu-
bringen, und auf den Korridors des Hauses
bei heiterer Witterung umhergehen, damit die
- Kranke theils einige Veränderung uüd Zer-
' Streuung, aber auch einige Ermunterung ge-
ttifefsen könnte. Am Ende des Aprils war ei-
gentlich die Zeit ihrer Entlassung; allein auf
mbine Vorstellung ward sie bis Ausgangs Mais
im tlaiise behalten , utn sie ganz gesund und
sicher entlassen zu können.
Bis zum Anfange des Mais ^mufste die
Kranke Tag fiir Tag noch iJbre Arzneien ge-
hörig fortbrauchen, sich allen Verordnungen
unterziehen, und die ihr vorgeschriebene Diät
pünktlich halten, welches sie dann auch mit
aller Folgsamkeit that. Meine Kranke hätte
also im Gahzen während ihrer Kur 278 Gran
oder 4 Drachmen 38 Gran Pulver der Bella-
donnablätter yerzehrt, und wurde zu meineiv
grofsen Freude ,> selbst zum Vergnügen aller
— i36 —
vm.
TraurigQ Folge»
einer
durch eine seröse Bräune
■ ■ - ■ . . *
▼ eranlafsten
Vereiterung der Luftröhre.
Vom
. Hofmedikus Henning, -
«
1
Urin hiesiger Bierbrauer und Böttcher Gr^^^
52t Jahr alt, bekaiu im März d; J. einen An-
fall von Halsweh, wobei er -einen Wundr
arzt um Rath fragte , welcher ihm auch gani
zweckdienliche Mittel angerarhcn hatte. Die*'
ser M'\nn liebte s«;hr das hiesige starke Bit«
terbier und trank auch daneben seine hin-
reichendd Föftion Branntwein. Er war ein
langer hagrer Mann, liebte sehr die Baquim-
— i55 —
• Sollte sjch wohl diese Krankheit als eine
Fotm darstellen, zu der ein sogenanntes Mias-
ina erforderlich ist? — und sollte dieses Mias-
flia sich per Contactum fortpflanzen und wei*
ter Terbreiten ? — sich auch wohl eine Zeit >
lang in unsrer Maschine aufhalten können^
bis dnich irgend ei|ie sogenannte Opportuni-
tät die .völlige Entwickelung und E^rscheinufig
'^folgte? — Endlich noch, wäre es wohl mög-
lich^ dafs z, B« Krützgift, wie hier der Fall
wi(r, sich so umändern könnte,' dafs durch
.apeciellere und ganz eigene Veranlassung itt
irgend einem öder dem andern Subjecte eine
ganz andere Krankheitsform erscheinen könn-
te, die sie eigentlich der Natur nach nicht
hat — und- sich gleichsam als ein Amalgama
▼efschiedener in einapder wirkender Poten-
zen darstellte? — ;
— »36 —
vm.
I
i
TraurigQ Folgen
einer
durch eine seröse Bräune ^ -
/
▼ eranlafsten
i
. s
Uria hiesiger Bierbrauer und Böttcher Gr^-^y
52 Jahr alt, bekaiu im März d; J. einen An-
fall von Halsweh, wobei er -einen Wund-
arzt um Rath fragte , welcher ihm auch gani
zweckdienliche Mittel angerathcn hatte. Die*'
ser M.mn liebte s«;hr das hiesige starke Bit-^
terbier und trank auch daneben seine hin«
reichendd Portion Branntwein. Er war dia
Unger hagrer Mann, liebte sehr die Baqu&m-
Vereiterung der Luftröhre.
, .Vom
. Hofmedikus Henning* -
f" '39
; h»fp% zitt$mmeißf^of(fin\ die b^ m di« Pa-
roli« ^i^^v Seite lienrnf atieg. O« icll «ibe»
dafii $n keine Zerüieilung «u denken wer» $o
Heb ich erweicheiide Breiumsclilage ui- legen,
;'nm'Aob»U eb möglicli« ^e Geschwulst nri
. JUifo in bringen,, damit nicbt etwa dnr^b obn-
^gcfilhff nach innen' zu die Sacbe lieh einen
Aneyeg bahnen mögte, der fiir den Kranken
mii so. nachrheiliger werden konnte. Meine
Wraimhniijg ward leider achon einige Tage
nichber erfiillu Der Kranke konnte kaum
■;adilvckenf nnd mit der grö&ten Mühe braphte
e^ einiga Läffel Haberschleima hinunter; je^
dea Anmeiioittel verursachte don heftigsten
Rei« tum Ersticken; denn innerlich war der
Gauoibogen, die sogenannten Mandeln .(7brt»
Miae)f das Zäpfchen '(^f^vulA)^ sum zerplaz«
aen angeschwollen und entzündet* Das Fie-*
4>^ war hoftig und der arme Kranke konnte
nicht - einen Augenblick aufser dem £ette
dauern, dabei gab er einen fremdartigen
-^igukz auffallenden knarrenden Ton au$ der
Luftröhre ypn sich, A&r mir gleich nichts gu«
taa für dieses Organ yermutben liefs. Am
A3b^d war alles noch schlimmert und ich be*
fürchtete nichts gewisser, als yöllige Suffoca**
tion, .Dämpfe. yon Flieder in Milch 'gekocht,
üeiTsiges Pinseln, bthutsamea Ai^sspytitseii des
Halses aifleicbtertiBn nur kurae 2eit^ brachten
fiter ^ freier. Bild Uo^mbi« geworica» Idi
li^fs 64 bei der Verordsniig bewenden» vad
lieEi nar sock SuMpismen en die Waden 1^
geo. Den Morgen nachher schien aDns eia
betserea Ansefan m geif innen, luid ick holla
icbon^ eine Töllige Zeitheilong dea ganzaa
ZnKandes erwarten an dürfen. Allein am den-
talben Tage gegen Abend steUte «idi rom
neoeat ein befiigeft Fieber mit io heftiger
Vef»chlimoiening aller Zufalle ein, dab ich
noch io dieter Nacht eine Errtickang an be*
filrcbrfrn Urtach hatte. Der Hala war heftig
goichwollen, dicke und hart, die G^end dei
l««rynx to aufgetrieben, daia ich nichts an-
dm*« ah SitlFocation befürchten mulste. Da-
bei der Pols äolserit klein, hart, geschwind,
die Unruhe stieg aufs höchste* Da der Kran-
ke den Tag keine Oefaung gehabt hatte, so
verordnete ich ein erweichendes Gly^tieri nnd
nar.h diesem ein lanes Bad ; um den Hah lieis
ich Breiumschläge mit Opium legen, nnd be-
fahl (leirsig mit erweichenden Decocten, worin
ich Hnige Tropfen Salmiakgeist tröpfeln lieii,
»u gurgein, auch wo möglich das Blaa;enpRa-
•ter KU ernoueia. Allein alle die^ Vorkeh-
rungen, um eine Ableitung dadurch zu erre-
m
f(nn, waren vergeblich, vielmehr hatte «ich
den Morgnn darauf eine so grofse harte ent*
ich« Geschwulst asur rechten Seite det
^ ,39 ±.
I ^
iaoTfnx zusainaieiigezogeo', die bis «o die Pa-
roti« 4]ieser Seite herauf stieg. Da ich aabe»
dafii an keine Zertbeiluog zu denken war^ so
fiefÜi ich erweicheade Breiumschläge ur^legen,
nm' sobald als möglich die Geseh>^ulst zurs
. Heifo zu briDgen, damit Dicht etwa dur(;h ohn-
.gefähr nach innen zu die Sache $ich einen
.Ausweg bahnen mögte, der für den Kranken
L. nm sOv nach(heiliger werden konnte. Meine
P- Viannmhung ward leider schon einige Tage
I'
l
nachher erfdllr« Der Kranke konnte kaum
aehlucken» und mit dergröfsten Mühe braphte
er einige Lö£Pel Haberschleims hinunter; je«-
des Arzneimittel verursachte den heftigsten
Reis zum Ersticken; denn innerlich war der
Gauoibogen, die sogenannten Mandeln >(7b/?*
Mlae)^ das Zäpfchen (l^t^ula)^ zum -zerplaz«
.sen angeschwollen und entzündet« Das Fie«*
i>et war heftig und der arme Kranke konnte
nicht * einen Augenblick aufser dem Bette
dauern 9 dabei gab er einen fremdartigen
sganz auCFalienden knurrenden Ton aa$ der
Lultröfare von sich, der mir gleich nichts gu«
taa fUr dieses Organ yermuthen liefs« Am
Ab^d war alles noch schlimmer^ und ich be^
fürchtete nichts gewisser, als yöUige Suffoca^
tion« Dämpfe von Flieder in Milch 'gekochti
ileifsiges Pinseln, bthutsamea Apsspttitzen des
Halses erleichtertien nur kurze Zeit, b|*a9htfn
hatte dufgehort, der Pub War schneit und
klein und die Entkräftung aufs höchste. Der
Kränke War nicht vermögend den MuAd tu
öfnen ^ also war mir eine Untet'suchüng^ un«
mögliche Indess<3n s^h loh wohl ein, data
durch ein Heilmittel der Äusflufs wieder her»'
beigesofaaft werden mufste^ Wenn ich den'
Kranken nicht gerade xml Wbllte ersticken las*
sen. Ich drang durchaus darauf ^ dafs der
Kranke durch einen Trichter reizende DämpGa
einhauchen innr^te^ welches Auch wahrlich
von dem unaussprechlichsten Nutzen war, vtL*
dem dadurch ein künstlicher Husten» 2War
mit vielem Schmerz erregt wurde ^ wodurch
eine grofse Menge Schleim mit blutigem Ei-
ter hervorgebracht und der Kranke erleichtert
Wurde» Morgens früh den 29« hatte sich def
Abscel's freiwillig gpofnet| und dadurch eine
ziemliche Portion Eiter ausgeleert ; da ich aber
die von freien Stücken entstandene Oefnung
noch nicht hinlänglich gtrofs genug fand » . aa
licfs ich Solche noch erweitern ^ worauf eine
sehr beträchtliche Menge eines stinkenden Ei«
ters ausflöfs« Der vorne am Larynx seit ge«^
Stern entstandene Fleck und Erhöhung wären
merklich weicher, und schienen sich ebenfalls
zum Aufbruche 2u fcrrmiren« Auch hatte tlcr '
Kranke eiae beträchtliche Menge eines ätilaerst
tibolschmeckenden Eiters mit Blut vermiachr.
— l/n — .
" nig.päer. nichts veränclert^ daher wurj« mit
Si|^jtseQ>^ Pinseln, Pampfeinathmon u. s. £.
via gestern Mitgefahren ,' auf den sich for*
' nureiiden Äbscels aber, um da^ Reifv^erdei^.
%a besofalfeunigeja 9 noch, dt* Rmplastrum a
; ihammat* übergelegt, und die UmschUge fort»
, ' gfimiucht. Sein Zustand war in etwas bes-
ser, als gestern Abend, aber noch nicht viel,
l^, auch konnte der Kranke ieiniges vernehmlir
f cÜw sprechen, und das Pochen war auch in
einiges minder. Abends berichtete mir der
■ Wundarzt, dals alles wieder wie gestern ^ey,
: npd der Kranke sey sp unruhig, phantasire
upd könne sich gar nicht aufhalten, er be«
furchte bei dem schwachen Pulse, und dem
fortdauernden Fieber in dieser Nacht eine
Erstickung. Ich ging sogleich mit ihm zum
Kranken, und fand ihn in der gröbsten Ge*
. fiilir; alles war wieder auf dem, alten Flecke»
Die Respiration wurde mit der grOfsten DilFl-
Ottltät yerrichtet, das Rasseln in der Luft-
^hre war entsetzlich^ und nur schwach durch
2jeichen äufserte der Kranke^ dafs es wieder
heftig poche in derselben. . Das Geschwür
Bach aulsen hat^e sich merklich erhoben, und
war beinahe zunji.Eröfiien geschickt, allein
ein neuer Abscefs formirte sich gerade vorn
auf dem Larjmx und verursachte heftige Schmer-
zen. Aller Auswurf eines eitrigen Schleims
— l42^ —
hatte unfgehort, der Pub War ichiitft «Äd
klein und die Entkräftung aufs h2fcliate. Dar
Krimke War nicht vermögend den MaAdi so:'
öfnen ^ also war mir eine Untet'sncbdiig^ li^'
mögUch^ Indess<3a s^h ich wohl eia» ätib'
durch ein Heilmittel der Ausflufs Wieder 'hfl^*
beigesshaft werden nrnfste^ Wenn ich dek*
Kranken nicht gerade tu Wbllte ersticken lis*'
sen. Ich drang durchaus darauf^ dais der
Kranke durch einen Trichter reizende DämpEs
einhauchen mufue^ welches Auch wahrlida
von dem unaussprechlichsten Nutzen war, in«
dem dadui ch ein künstlicher Husten > twar
mit vielem Schmerz erregt wurde ^ wodnith
eine grofse Menge Schleim mit blutigem Ei*
ter hervorgebracht und der Kranke erleichtcst
Wurde» Morgens früh den 29« hatte sich d^
Abscel's freiwillig gpöfnet| und dadurch ninar
ziemliche Portion Eiter ausgeleert ; da ich aber
die von freien Stücken entstandene Oefnung
noch nicht hinlänglich grofs genug fand|.a6
licfs ich solche noch erweitern ^ worauf eine
sehr betrachtliche Menge eines stinkenden El«
ters ausflöfs« Dor vorne am Larynx seit ge^i
Stern entstandene Fleck und Erhöhung wären
merklich weicher, und schienen sich ebenfalls
zum Aufbruche tu formiren« Auch hatte tle!t*'
Kranke eiue beträchtliche Menge eines ätalaerst
»bcfameckenden Eiters mit Blut vermiachTi
I
«•i>
/ ^
- »45 - .
Eiter aiugeWorFen, sich . zum»ö(terii libök* ein
Brennen nnd Klopfen in der Luftrohre be»
klagt 9 häufig getrunken, und mitunter yiel
Hitse geaulserti auch über den Schmerz, der
aich bis zur 5—- 6. wahren Hippe der reck-
ten Brust erstreckte, beklagt, uod oft schnell
deshalb aufges4ufxt» * Der Urin war fumentös,
der, Puls geschwind, roUer wie gestern ^ et».
was hapt. Die Mundhöhle nach hinten zu im-
Bier noch nicht ron aller Entzündung frei^
geschwollen, voll eines häfsUchen stinkenden
Schleims. Die Verordnung wie gestern, und
da der Kranke gar keinen Schweifs gehabt
hatte, wurde ein Versuch gemacht, ob er allö
fier Stunden ein Pulver von Extr. Opiu grf
Kernt* min, grj Sacchar alb, grx und eine
Tasse Thee von Liehen Islands und der Rad.
Senegal mit Sj^rup, de AUhuea nahmen konnte»
Abends leider war alles wieder schlimmer,
besonders hatte der Schmerz in .der LuftrdhffO
und tief in der Brust sehr zugenommen^ die
Respiration war ängstlicher, der Puls' kleiner»-
sdineller und härter, auch gaben die geöf-'
neten* Abscesse mehr eine jauchigte Feuchtig«
keit als wahres Eiter, welche heftig stank;
die Mundhöhle war weit mehr entzündet
und angeschwollen, ein klebriger mehr keim
ter Schweifs überzog das ganze Gesicht des
Kranken, der Unterleib war gespannt und ein
jQoni. XXI. B. ^91. I^
^ »44 -
■
Biit. Mlieesaft in geben» und lielt übrigeiii
die Sache wie ge&tefn, den Absce& äbm
gehörig ohirargiscli behandeln. Heute. bUeb
der Kranke leidlich, yerlangte auch ^etWai
filahruDgsmitfel. Ich rerordnete ihm d^ahaft'
' dünne Kalbfleischbiiihe mit Eierdocter fbg»#.
rieben I und' weiter nichts vorjeut aU/ lei«
eben; eam Getränk rieth ich Habencblein
mit Sauerhonig. Am Abend fand ich den
Kranken so ziemlich, und nun fieng ich| da
er '.wenigor Fiebnr, etwas muntrer und . n*
b'ger ^ar, selbst Hofnung sEur würkficbäB
Besserung zu schöpfen an. Der geöfnete Ab*
SC'^fs gffb' viel £iier; auch hatte ^ich der ge*
rade auf dem schildf{$rmigea Knorpel des La*
ryiix formirte AbscaCs in so weit.yeriqd^rd
d'tfs ich ihn durch dea Wundarzt konnte pf-'
n/^n lassen ; es drang bein :he ein halber Thea*
köpf eines guten miichweilAen Eiters hexam
Auch konnte der Kranke seinen Mund bei»
ser öfnon; nur war der stechende Sohimrs
tief in der Brusthöhle mir noch^sebr verdäob-
iig. ^Der Puls war etwas voller und langsii«
mer; auch hatte der Kranke etwas Fkiacli*
brühe geaosfien, und mf:hr als sonitt getrun^
ken. Öffnung ^r durch ein Ciystier erfolgt
£s wurde nichts abgeändert Den 3o* frjihat
Der Kranke hatte in dieser Nacht etwas ge»
acbialeny viel gehustet , und stets stinkenden
Eiter
- i45 -
Eiter aiugeVorFen, sich . zum»Ö(tern lib^r eia
Brennen und Klopfen in der Luftröhre be»
ÜBgC, häufig getrunken, und mitunter- viel
.Hitse geauberti auch über dea Schmerz, der
jich bis zur 5—- 6« wahren Hippe der rech-
tea Brust erstreckte, beklagt, -uod oft schnell
deikalb aufges4ufxt» - Der Urin war fumentos,
dvr.PuIs geschwind, roUer wie gestern^ et*
was hap^ Die Mundhöhlei nach hinten zu im-
aier noch nicht ron aller Eatzüzidung frei,
geschwollen, voll eines häfidichen stinkenden
Schleims. Die Verordnung wie gestern, uod
da der Kranke gar keinen Schweifs gehabt
hatte, wurde eia Versuch gemacht, ob er allö
'Tier Stunden ein Pulver von Exir. OpiL grf
Kerntm min, grj Sacchär alb, grx und eine
Tasse Thee von Liehen Islands und der Rad.
Smegae mit Syrup. de AUhuea nahmen konnte»
Abends- leider war alles wieder schlimmer,
besonders hatte der Schmerz in .der Luftröhre
and tief in der Brust sehr augenommen., die
Respiration war ängstlicher, der Puls' kleiner»^
•dmeller und härter, auch gaben die geöfr^
neteu' Absoesse mehr eine jaucfaigte Feuohtign
keit als wahres Eiter, welche heftig stapk;.
die Mundhöhle war weit mehr entiündel
und angeschwollen, ein klebriger mehr kaln
ter Schweil's Überzog das ganze Gesiebt -. dea
Kranken, der Unterleib war gespannt und tim
jQongi. XU.B« ix%U K
triialteodet Poltern ia den Gedärmen ba»
nnruhigte ihn uiiauiliörlich. Der Hasten war
lUMufhörlidi, mehr trocken, und suweilen ürar-
de mit grolser Mühe eine purulente stinken-
de Materie ausgeworfen* Der Hak schwoll'
aulserlioh) besonders in der Gegend des L^
rynz wieder mehr en^ wozu sich eine sta^
diende Empfindung, die zuweilen ein Brennen
äufserte, tief durch die Luftrökre äufserte*
Chinaumschlage mit Gampher uüd Weinessige
fleilsig erweichende Dämpfe und ein ^'r^nktat
aus Ghinaextracti Goldschwefel und Diako-
djensafi;) über die Brust aber lauwarmer Wein-
essig mit Camphergeist gelegt* Den 3i.
flols viel stinkender Eiter aus den
Abscessen, auch hustete der Kranke eine Menge
ähnlicher Materie aus, yöllige Atonie, Kälte
über den ganzen Körper und kliebriger SchweiiS|
unaufhörliche Angst in der Brust Und der
Luftröhre, auch zeigte sich Über den reckten
Clavicula ein neuer Absciels^ der ganze halft
geschwollen 9 ein dumpfes Röcheki > alles Voiw
boten eines sdirecklichen Ausgangs« Ani Abend
fällige Bewurstlosigkeit^ und alles^ irerschlim«
mertf so daXs idh nun in dieser Nacht das
des Kranken gewiis erwartete. Ich Meb
innen Leidenden etwas Theo mit Rhein»
ifaiflfflsMf Um die Lebenskritfto an
\d an die Waden Biafenflüter Jbia
,49 —
IX/
Da« gelbe Fieber,
I.
Schreiben des Herrn Professor Joseph
Fr ank zu Wilna an den Heiaus^
geber. ' . ^
's
o eben erhielt Weh das 2te Stück des 208ten
Bandes Ihres Journals der practiscfien Heil*
kunJe, Ich sehe aus demselben^ dab auch
Sie die Entstehung des gelben Fiebers in Eu-
ropa unter d/rmjenigc^n Gesicht^pühkte be-
trachten, den die Sache ihrer Natur nach er-
heischt. Besonders freute mich, dals Sie die ge-
sammten Aerzte nicht allein aufforderten, die-
ser neuen Krankheit ihre besondere Aufmerk-
samkeit zu schenken, und nun mehr als 'je-
mals auf die epidemischen Fieberkrankheiten
Rücksicht zu ncthmen: sondern dafs Sie auch
Meoga ttinkendea Schleims; indefs erfolgte
der Tod in der Nacht Toni ersten bis-inm
zweiten auffokatoxisch , und endigte eine
Kiaokhi'ity die mir wä^irend meiner praoli-
achen Lauibahn noch nxht vorgekommen* wiCi
Ich bat die Ängf hörigen um die Leichenc^
nung; allein diese wurde mir nicht geatattflt^
blos daium, weil die hinterlassene. Wittwe
während ihres Wochenbättea nicht gern
sen Auftritt haben wollte«
'••.: " j
-*- i49 —
t V
IX.
Das gelbe Fieber,
Schreiben des Herrn Professor Joseph
- Frank zu JVilna an den Heiaus^
geber. ^
do eben erhielt ^'ch das 2te Stück des sosten
Bandes Ihres Journals der praciischen Heil*
hinde. Ich sehe aus demselben^ dafii auch
Sie die Entstehung des gelben Fiebers in Eu-
ropa unter d/^mjenigen Gesicht«pu>ikte be-
trachten, den die Sache ihrer Natur nach er-
heischt« Besonders freute mich, dal« Sie die ge-
sammten Aerzte nicht allein aufiForderten, die-
ser neuen Krankheit ihre besondere Aufmerk-
samkeit zu schenken, und nun mehr als je-
mals auf die epidemischen Fieberkrankheiten
Rücksicht zu nehmen: sondern dafs Sie auch
Ihr Joftmal nun VereinjgnDgspQnkte all^r bitr-
ttber gesammelten einzelneii Beohacfatiii^eii
bestimmten. Es wäre allerdings luiTerKeIhKcli
für unser Zeitalter, wenn dasselbe der Nach-
kommenschah nicht allein keiiie VplU^ommeiie
Geschichte der Krankheit , die es in eittiigen
und lu befurchten hatte, geben ; sondern ftndi
die zur Bearbeitung derselben ppthigen ' Hat»-
riali^n xuriickbehalten wollte.
Wo ich nicht irre, iniifii die/ Getühidiia
einer solchen Krankheilf wenn sie yoUlLpnr
men se^n soll, nicht allein von der Engste»
hung i den Fortsphntteiii der yeri>reitiing und
dem Snde deaf Uebels, dort wo ^ wirklidl
Platz gefunden hat: sondern auch yon den
blofsen Gefahren und Unruhen, in MnalcfaA an-
dere Länder da4urch versetzt wordeni pn4deB
Mitteln, deren sie sich bedisnten, um dieaet
ben abzuwenden oder zu besänftigen, Rechen?
Schaft ^bst^tteUf Paher theile ich Ihnen eine
Nachricht mit) welche piir ip letzter {liJisicht
nicht unwürdig «icbelpt, in die Ge^ohichie de|
gelben Fiebers auFgenommen zu werdeo«
Sr. E^ecellen^ der Geperal - Gouverneur tob
Liühßueny Baron Bennigseri,^ erhielt w An-
fang des Monats Pecepiber i8q4 die Nach^
ffirJit; es befinde sich auf dem Baltischen
\ ein Schiff, üb^r dessen Volkes Ge-
it99!Wtm>^ IQ4II iiicht oboi? ulto Sor-
— i5i —
gm tej. . Er «tfiihr i^erner, das
jSebiflF sey bereits yoti hinein Hafeo zurückge«
WJaiieii worden. Diese Nachricht hatte di«
Fcig&j dais Sr. ExctUeriz die in Uthauen siur
Abwendung der Gefahr, des gelben Fiebers
^cteits gegebenen Befehle yo|i neuem ein«
achärft^n»
Vierzehn Tage nachher erhielten der Herr
.Oenerid- Gouverneur einen Brief Tom Aus^
JandB.in weichem man ihm \ron der Aeufse».
rnng des gelben Fiebers in Lalasa in der
JNachbarschaft von Tauroggen im. Rossiani''
Mchm Kreise, ak \ron einer bekannten Sache
. So wenig es möglich schienv dals sich ein
eolches UngiUck habe ereignen könneo, ohne
daCi das Gouvernement sogleich dayon wäre be*
'nmohrichtiget worden; so glaubte doch Se. Ex«
eellenz der Herr General* Gouyerneur nicht
vorsichtig genug seya au können, upd diels
besonders wegen der vorher erhaltenen Nach-
rieht, und weil die Erfahrung nur zu of^ ge*
lehrt hat, dafs die Entstehung der pestarti-
gen Krankheiten von den Bewohnern der Orte,
yvo sie Plat^ finden , gern verheimlicht und
duher inanchmal eher im Auslände bekaiint
wnrdci *). Sie beorderten' daher sogleich
^) £ia«r meiner xaTerläsiigateii italieniechen Rorreepon*
dUnten ? eriickeite aiid:^ mto habe die in l^vqrno herr-
# ■
i
(den 8. Dec. alten Stiels) eineii Arsf samiBt,
einem Ober-Polizmbeamten im Ort und Stelle»
Jedem «?urden nicht allein die gehörigen- Vet^
lialtungsregeln durch den Protomedicus yob '
Lithauen den vortreflichnn Hrn. Or« £Ü9Aate
mitgetheilty sondern Sr. Exoeilenz forderttfl
zugleich meinen Yatc^r, als Stifter der m<di- '
zinifchen Polizei, äu£, sich dieser wrcntigen
Atigeiegenheit ganz besonders anzimehmvi«
Mein Vater übergab yordersamst dem ^b^*
schickten Arzte die Beschreibung des gelhoB
Fiebers, die er ans Italien erhalten hatte« "%
und entwarf sodann in Eile die'HanptmaxlQMBi
welche in dem Falle, dafs ein solches Ulh '»
glück wUrklich eingetroffen seyn dürfke^^za.
befolgen gewesen wären. Unter diesen Msd?
men befand sich besonders eine^ welche we-
nigstons in Lworno **) yeroachläibiget wurde.
Sie Lestand in dem Verbote aller f^ersamsH*
#
sehende Krankheit zucrtt in Lucca erkannt/ tind von
da aus tey vordersaoist der Lerm ^entatanden. Du '
Gouvernement von Hetrurien sey hierüber aehr va«
gehalten gewesen; und habe im Anfaagd diegfuse
Sache Eiilr eine kaufmännische, zum Vortheil dea G^
nuesischen Hafens erdachte Spaciilapaa,, angioaebta'.'
*) Es ist die nämliche, welche sich in Ihrem Jojipnial
aus der Hamburger Zeitung eingerückt findet.
**; Man w^ifs , dafs eich allda bei oiner ReligiOQafeiar-
lirhkeit, die we^gen des gelben Fiehers g^alcen wor-
*^^n , Ciber doooo Menschen Tersammelt hattM. '
.V
— i53 — ^
i ■ ...
kmgen von Mensehen y daher in dem Sperren
der Kirchen, öffentlichen Schulen u. s. w.
Es rergingen sieben Tage (i5. Dec. a. St.)
bis der Geitkeralv- Gouverneur die gewünschte
iN'tohriohtxerhalten konnte* Sie können sich
ffie^Lage der Personen, welche a^ diesem, da-
mals grofsen GeheimniTs Antheil hatten, in
^Keser Zwischenzeit leicht Torstellen! Endlich^
' ttifen die Abgesandten mit der Erklärung cfin :
däts die gante Sache nicht den geringsten
Gntod habe^ indem der angegebene Ort gar
niofat existire, und in der ganzen Gegend
^Bidu einmal eine was immer für epidemische
Krankheit, geschweige das gelbe Fieber, herr-
•eiie. Diese nämliche Erklärung pafiit in dein
gegenwärtigen Augenblicke auf ganz Lithauen,
welches keine ungewöhnliche Krankheit aufzu«
weisen hat: eine Behauptung, die man uin
so -eher verbürgen kann , als der Protomedi-
GUS djesa^ Prorfci^ von aHen ihm untergeord-
neten Kreisphjsicis^ monatlich zweimal, einen
officiellen Sanitätsbericht ihrer respectiven Di-
Stricte erhält« . Diese Sanitätsberichte können
gegenwärtig nicht beFriedigender lauten.
Beir dieser Gelegenheit habe ich zugleich
die Ehre Ihnen zu versichern , dals die Lage
Ldchauens und besonders jene dieser Haupt-
stadt fVilna so gesund ist, dafs man allda
selten etwas von epidemischen Kraokkeiten
liärt. Die Aerste PFilnas yersichem ibir «in*
i^tioimig, d>4fs seit 3q Jahren nur swei ^ide«
inien von bösartigen Fiebern, und diese l^lot
unter den Juden geherrscht jhaben; daCi dar
Jieftige Typhus oder ^ie fahren Neiyenfiebor
sq selten spönadi^ch yorkoipmen , ' da£a dia
Aerzte yon der, ausg^^breitetsteu Prai4§ diesa
Kfaitkheiceii pftep Jahre lang gar pjidkp zu
sehen l^ekommen. Von den^ ftirchtei-liehe^
Scharlachfieb'er soll Ypan hier ebenfalla hii^U
-wissen, indem diesem IJebel durchaus aehr ge-
Jiade und gutartig zu aeyn pfleget^ Die Pok*
kea sollen hingegen yor der £ix^fuhr|ing der
yi|ccine filrcUterliel) gewüthet; h4ben.
Qbronische Krankheiten kon|ine4 in Wilna
#ehr häufig TPry' und unter diesen am mA
9ten (|ie Phthisis pulmonaliSf die JFfämorrhoi*
4en und der Fluor albus. Erstere Krankheit
isf; im Verhältniis so fürchterlich, als aia es
pur iimner in Wi^i P^ns u>^d London aeyn
fcanii,
Von unserer hqhen Schale spreche ich
liicht, weil icl| mir vorhehs^Ite Ihnen keine
ProjcQfe, sondern die Ausführung derselben
initsiitheileD. Die nötbigsten Anstaltexi müs-
sen erst erschaffen lyercjon.
Indessen behelfen wir ^ns, wie wir Ken-
nen, fch führe bereits me^ne Zuhörer in das
Spital der barmheriüigen Sobwesteriiy um -ih-
7
■^
* . - ■*
f
^S» £^ mtr^wurdiger GebumCAll. » • ' . 69
• 6. Ein 'Angen fehler» * ". . * . «7^
7. Bemerkungen über 'die Scbuupockenimp£ung, \ 80
8. Einige k'ein« aber für die Kunst wichtige An«
. snerkoneen ^u Loden Jouraml tterten Bftndet
erecflfin Sturk. . • . ' • » * 0^
y.TAbelüriicbe'Ueberticbt aller der Kninken und
Kr«hkh^«[|. brnderiei G^acblechu, welche in
' ,)4^ von Ihro Mejettät der rerwittweten Keiee-
vin «m K¥i|er.lichen MoÄowischcn Erxiehungi*
'hauie erricliteten tCrankentDttait iur Arme vom .
"^ege ihrer £rö£Pnnng an, das Ut, Toni i. Juny * '
1605. hie «am r. -Januar 1804 anfgenoitiftien und
behandelt. wQrden. In Riistiacher Sprache -Ver-
£i(at und ine Deuuche übenetat von Opp^l^
Ober-Wnndarat, Huasisch*Kaiierlicher Slaabiv..'
^imrgnt und Collegien-Aasetior, . « .> • ^5'«
VL Ueber, die -S^ebutablAttern. im audöst liehen Poin* '
mem nnd ihre Verbreitung durch Prediger»
• Von F. W, B, Wilde, Prediger. . . .107
YU. Gctchichte einee glücklich ^ehfjlten Pemphi-
gus durch die Belladonna. Vom Hofmedikua
. Henning tVL Zerbft. . . ...... xai
VUL Ti^urige Feigen einer durch eine eerote Bräu*
ne reranlaüiteii Vereiterung (Ur Luftröhre, Vom
Hofmedikua Il&nning au Zerbtt, ... , *x36
i)r Dae gelb« Fieber. *
icbreihen'det Harm Profeuor J09. Frank^vk Wil-
' na an dfn ^er^uigeher. . . • « i^
• /
-^ 158 — •
I n h a 1 ^t.
Sttte«
I. lieber AerztQ und Routiniert. Vom HeraAigBbwr* 9
II. Heilung eln^r Sackyratsetsüclit durch Opiuih nnj
Quecksilber. Vod Dr. G. W, Becker in Leipsig. as
III. Medixiniftch-pfacrischo Beobachtungen ron Fr^
Otto Conradi, pr. und Landpbysikua in des ,
Aemtern Uslar, Lauenförde, Nienover und Halü
degien.
I. Geicbichte einer von Würmern entstandenen ^
und völlig geheilten Kothfistel. • . • 3o
s* Hydrops ana^^arca, mit Ascites und Hydrops .
pectoris verbunden. . . . « «^ « 37
IV. Vermiscbte Aufsätze und Beobachtungen tat.
der Arzneiwi^senschaft, Wundarzneikunst und
Geburtfbulfe. Von dem Russisch -Kaiserl. Hof-
rath ^dofph Friedrich Löffler, .
I. lieber den Gebrauch des Phosphors in &uhe-'
ren Zcrten. . . . . , . ^ 4^
s. Einige Beraeikungen über das schwache Sehen
(Amblyopia). ^56
3. Nutzen de» Erbrechens in der Bruatwasser-
s licht. '. . , , ,00
\, Von dem vridernatürlichen Beben der Augenli«
der { IVictiiatio) .65
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hUoihek det pmknj/oheflb Meäkunde^ .'P\
, a^biUer Ban4. JSfsiöi Sißdu
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|f4^dit von Dr. Ludwig Forme y, '^ .r: .'
£rii«^ Hotui, KUniithäi Täschmbiitjk ßa^.^M'f^.
Und Wuni&JtUß. y j
türkei^ fif, Oütickenland, U de^ Motdaäi 'in-tkM^
Hnd im^Pemien. Jims dem PraniäsUthen ub^m^ l|lfi d'
fiigeri jdntnerkmHge» iegieit^ von Ftiedrifik ^$it/ttf^
Frie^ih i '■■'!• '^ ■
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I.
Erfahrungen und Bemerkungen
fibar
die KranUieitecL auf der Insd. Rug^nii
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- «]VQrg6|ius«iiteA iürwM»eitfg6icliioliCM*
■
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Vir. Monte von Wülick ,
Kdnigl. Schwadiichem Leiblirjt.
Z7 u^ebceitetc praktuche Q^chiftei Eiit£^«
nuBg Von wdfsrn Gelehrreai Maogel an Zup
gMg zu grofieft Bibliotheken 9 und Storun«
gen inaipicher Art erlaui^en es ^ir >durchai)i
Itücfati ein eijgeoe^ Werk Über m^in^ ebenen
prakti^en Erfahirungen und Beai<»rkung«p
V^ sc|^reihe|u Ich wähle didi^ dieteh Weg^
meine grSfstentheils auf der Insel Rügen gf^
]|iachte|i Erfahrungen und- BeobaohtungeUi
dfsm AM^iW^i^^ jPifblicp nac^ find nao|^
,--Ti
t
I
I.
Erfahrungen und Bemerkungen
über
diA KrankheitecL auf der Insel Rugea
nie
- ttütorgdmisciiteA Krwiüieitfgeicliiobcea.
Dr. Morite Ton WJlliGh>
Königl. Schwtdiichem Leibarjt.
y\ QSgebceitetc praktische Qß^chSSte^ Eiit%«
nuog yon andern Gelehrten , Mangel an Zu-
;gMg zu großen Bibliotheken ^ und Storusi«
gen inanoher Art erlan^^ es ^ir >4urchai)i
Ipichtf ein eiigene^ Werk über moine ebenen
praktischen Erfahrungen und Beo^^rkungev
iu sc|^reihe|u Ich wähle dcd^f diesen Weg^
meine grSfstentheils auf der Insel Rügen gf^
^achteii Erfahrungen und* BeobaohtungeUi
dem Ä^<«üwfhen jPifblicp nac^ find VHäSÜf.
A a
— 6 —
TC^rsiiUj!^a Y ick hiffe cad wSnsdift, daß fle
nicht g«cx <JiBe Notsen seyn mögen.
Da aH^ seit etncgea Jahren dim Intel
Riigi^n rcn sa riel^n Fremden, ans allen Ge-
gend«D DdatscUands^ bemcht wird, md dio
SchuDheiten Riigms von so manchem Gelahr-
ten und Unj(^Iehrren besehen nnd bairvn«
den vM'xdctt« so kum es nicht fishlen, ißA
nieht ^v>|K:rnvrurti^ di'^se Insel recht oft der
CtCi;fSi«taniI der Untethahnngen in Ges^
so.hafien seve sollte; d^her wcnlen es m^ auch
AViihl dic^ mehrestoji Leser dieses so viel gde*
s.M.cMi J«>urDals sehr gerne rersaihen, wenn
ii ii . obgleich aufser der einmal fiir dies Jour*
ml bf^>tiniinten On^nung, meinen ESrfahron*
gon tind hemerkuogen einige nicht mediciai«
t^rho xV.iohrichten roraus schicke. Ja idi hoff»
\.(ii M> mehr, dafft auch diese Nachrichten
von Riig^n von den mehresten Aersten ans
dem Grunde gerne werden gelesen werdeUi
vrciil es ausgemacht ist. dafs die Lsge nnd das
Clima eine» Landes, auch Erwerb* und NaK-
ruogsmittel einen grofsen Einfluls auf den aB^
gemeinen Gang der Krankheiten haben, nnd
auch daher dem denkendem Arzte ohnm<fg-
lioh ganz unwichtig nnd überfliissig scheinte
können.
Die kleine InseJ Rügen Begt an dem in-*
en Ende Deutschlands, £%«n Osten in
1
^ 7 -^
der 0«ti^, Stralsand gegenüber. Man giebt
gewöhnKch die Länge und audi die Breite
der' Inftdl m 7 Meilen' an , allein wenn man
die {röfseste Lange und die gröfseste Breite
der Inad dnrchreiset, ao sind ea immer nur
G. Meilen« Die Südwest <»» West- und Nord«
ifeaUeiten der Insel sind ganz flach, beson-
dban die mit Rügen verbundenen beiden Halb*
ifiscln, Zudor und Witter; beide haben auch
ganz Tortreflichen Boden« Gegen Nordost,
Oaten und Südost aber i&t die Insel mit vie-
Ifsn und grofsen Bergen und grölstentbeils mit
Bobe bedecket. Ueberhaupt sind auch diese
Oigenden minder fruchtbar.
Stwa 14 det Mitte Rügens liegt die. Stadt
Bi^g«n auf so hohen Bergen y daCs man die-*
«Alb* fast von allen Seiten Rügens sehen kann«
Die ganae Insel ist sehr von den soge-
naBBtfiti Binnengewässern durohi^jssen, so dafa
«nf der ganzen Insel kein einziger Ort isty
der auch nur eine Meile vom schi£Pbaren Was«
amr entfernt läge.
Viele Gegenden Rügens sind ^ehr aum«
pfig, andere mit Hole bewachsen, dennoch
bedient man sich an den mehresten Orten dea
Torfes zur Feuerung; einein den kleinen nie-
drigen Landstnben meistens sehr ungesunde
Feurung.
Die Insel Rü^en ist bis vor wenigen Jah^
m so wenig b^merlct Worden, daft lle rid-
leicht j[ani in Vergetsettheit g^rathen wit#y.
wenn nicht der ifti An^ltnde toallgeitoeitt-be»
kannte und geehrte Dichter Kosegmitaii du
prachtToIte und in seiner Art ga'nk eigeni
Stubbenkammer, dam Rugard» Jbt^oai^ lind'
mehrere achöne Gegenden Riigena, WVlritt
hier wahrlich kein Mangel ist, ao meiattrkttdl ,
beauDgen hätte, -^ Vom Glima und' dtt
Krankheiten RUgent ist aufser den^ . rem ^ndr
in des Herrn Geh. Rath ßäUingen Mtfjpiaftl.
für Aerate, bekannt gemachten 'Btfmnriunsgasi
auvor noch nie etwas bekannt gewmdea;^*^
Die Geschichte Kosegartens ^ die Reia^'iMb
ners durch Rügen ^ die Badeanstaltea lal S»-
^rd, anf Jasmnnd, % Meilen ton BevgäaKMl
6 von Stralsund , habän seit einigelt taiJMi
Tiele Fremde nach ROgen gebraeht, vtmS nie^
fnanden hat es bUher gerenet, diehe^ -iekfllM
Würklich reisende Insel besuchet nnd geteÜen
SU haben. Wer sie mit Wahrem VergttSgtt^
und bei dem hier schönsten Wetter bAmÄasi
will, muls sie von, der Miete Juni bis am
Ende August Monats besuchen. - Nur Sühadb,
dafs die Reisenden, wenn sie so flucht^ Mi»
aen und sehen, wie Zöllner und ItaUsiäitftA
niatiohes Schöne und Merkwürdige <, •w&ßMk.
iiese Insel würklich Ueberflufs hat, übennlMii.
id meistens nur das l)emerketi « wca^ ihnen
— II —
Steinbutte 9 (ist eina sehr grolse, domichte
Flunder, Pltiuronecier maximus L.) Stoer, Ma.«
kreJe, Lachsforelle und ZoniiUcb, teken auch,
der Delphin und der Schrenüsch.
2) In der Ostsee und in den Binnenge-
ifäisern zugleich: Schnäpel, Hechr, öfters bis
zur Grölse Ton 20 und mehreren Pfunden,
Barsche, auch Sandbarsche, glatte und rauhe
Flundern, Pleuronectef Plutersa und Flüus,
Heeiingey Ahle, auch Meer- oder Ahlquap«
peB,.GWitf Musula L.
3) In den Binnengewässern allein: Plätzen,
Weifsfische, Blechfische, Hartkopt^ Brachsen,
Ksivlbenche, Tobias, Ammodytes ^obianus,
noch Krabben, wenn ich dies Insekt hier mit
anfuhren darf?
4) In den Landgewässern, Bächen und
Teichen allein:- Karpfen, Karauschen, Bach-
forellen, Neunaugen und Krebse, welche ich
anch hier mit aufzähle«
Das Pflanzenreich liefert auf Rügen viele
seltene und schöne Gewächse. Die yorzug«
liebsten Holzarten apf dieser Insel sind: Ei-
chen, Weifsbuchen, Hainbuchen, Erlen^ Bir-
ken, Ahorn, Ulm, Esche, Espe, weilse und
schwarze Pappel, Weiden mancher Art, wor-
unter die gröfsesten Salix alba und. /ragiliSf
und die klein«^ten Salix repens und rosmari^
nifolia^ auch amygdalina und riminalis sind
— lO —
#
aiancher Art^ welche von «dem Herrn Ptslor
Frank zu Bobbin auf Jasmnnd sehr sorgfiU-
tig gesammelt werden, und ^ von welchen Üef^
selbe auch schon hin und wieder^ besonden
in de^ Herrn Archiater fVeigels Magazin Ar
Freunde der Naturlehre, einige Nächrichtw ^
gegeben hat.
Das zahme Vieh ist auf Rügen dat ge-
wohnliche; die Pferde sind gut und daoey-
haß;, aber gröfstentheiU nur klein. • Das Rind-
vieh schÖU) doch von mitlerer GrÖise; Schaaii '
in Menge, aber die Wolle nur mitteIinSJsi|^
und das Fleisch derselben recht fettig db
Schweine sehr schon und in so grofser MoM
ge, dafi hier jährlich viele nach QnedlinlNi||
und Nordhausen abgeholet und thener jbep;
zahlet werden. Ziegen findet man hier sel^
selten und Esel gar nicht.
. Das Federvieh ist hier sehr vonu|^ehy
am meisten die Gänse und die Enten, beide
werden hier in grolser Menge gezogen^ iwd
erreichen häufig ein Gewicht von ao Pfnöd.
Fische sind in dieser Gegend der Ost-
see und in den Rügenschen Binnengewissea
sehr häufig; dienen den mehresten Bewohnen
Rügens zur häuslichen Nahrung, und vielen
zum Erwerbe. Die hier gewöhnlich vozkom*
menden mir |>ekanQten Fischarten sind« .
z) In der Ostsee allein: Lachs, Ponch,
— II —
BUtbutte, (üt eina sehr grolse, domichte
iljDder, PUuronecter maximus L.) Stoer, Ma«
Sl^y Lachsforelle und Zonißscb, 'teken auch .
X ^IMphia und der Schrenüsch.
.. a). In der Ostsee und in den Bümenge-
liaiem zugleich: Schnapel, Hechr, öfters bis
^' Grölso Ton 20 und mehreren Pfunden,
nche, aüoh Sandbarsche, glatte und rauhe
gM^djeixi, Pleuroneaer Plueersa und Ftüus,
iiefinge, Ahle, auch Meer- oder Ablquap«
mf.Gudus Musiela In
' 3) In den Binnengewässern allein: Plötzen^
^«ifsfische, Biech£siche, Hartkopt^ Brachsen^
Hldbarsche, Tobias, Ammodytes ^obianus,
IC^ Krabben, wenn ich dies Insekt hier mit
ifiihren darf? .
4) In den LandgewSssern, Bachen und
etdien allein:- Karpfen, Karauschen, Bach-
nllen, Neunaugen und Krebse, welche ich
ich hier mit aufzähle«
Das Pflanzenreich liefert auf Rügen viele
fltene und schöne Gewächse. Die yorzUg«
chsten Holzarten auf dieser Insel sind: Ei-
len, Weifsbuchen, Hainbuchen , Erlen, Bir-
sn, Ahorn, Ulm, Esche, Espe, weiXae und
Jiwarze Pappel, Weiden mancher Alt, wor-
nter die gröfsesten Salix alba und. /ragilisy
nd die klein«^ten Salix repens und rosmari^
ifoHa^ auch amygdalina und riminalis sind
. — lo —
aiancher Art, welche von «dem Herrn Pastor
Frank zu Bobbin auf Jasmund selir sorgfäl-
tig gesammelt \i«:erdeny und von welchen Üer«
selbe auch schon hin und wieder, besonders
in de^ Herrn Archiater ^ei^e^f Magazin fUr
Freunde der Naturlehre, einige Nachrichten
gegeben hat.
Das zahme Vieh ist auf Rügen daa ge-
wöhnliche; die Pferde sind gut und dauef«
haß;, aber gröfscentheils nur klein. • Das Rind-
vieh schÖU) doch von mitlerer Groise; Schaafis
in Menfe« aber die Wolle nur mittelmiälsiiEi
und das Fleisch derselben recht fe€t; ^
Schweine sehr schon und in so grofser Meov
ge, da£« hier jährlich viele nach Quedlinlrarg
und Nordhausen abgeholet und theuer, be-
zahlet werden. Ziegen findet man hier sehr
selten und Esel gar nicht.
. Das Federvieh ist hier sehr vorzUglieh,
am meisten die Gänse und die Enten, beide
werden hier in grolser Menge gezogen,, und
erreichen häufig ein Gewicht von ao Pfand.
_ I _
Fische sind in dieser Gegend der Ost-
see und in den Rügenschen Binnengewasaem
sehr häufig; dienen den mehresten Bewohnern
Rügens zur häuslichen Nahrung, und vielen
zum Erwerbe. Die hier gewöhnlich vorkom-
menden mir |>ekisnQten Fischarten sind*
z) In der Ostsee allein: Lachs, Ponch,
— II —
• * ' •
Steinbutte, (ist eina sebr gfolsei domichte
Flunderi PUuronecter maxintus L») Stoer, Ma«
ki-ele, Lachsforelle und Zoni&scb, 'seken auch,
der Delphin und der Schrenlisch*
^ 2) In der Ostsee und in den Binnenge-
wässern zugleich: Schnapel, Hechr, öfters bis
£ur Grölse Ton 20 und mehreren Pfunden,
Barsche, auch Sandbarsche, glatte nnd- rauhe
Flupdern, Pleuronectef Plutersa und Flüus,
Heeriage, Ahle, auch Meer- oder Ahlquap«
pen , Gudus Musiela L*
3) In den Binnengewässern allein: Plötzen^
Weifsfische y Biechfische, Hartkopt^ Brachsen^
Kaulbarsche, Tobias, Ammodytes ^obianus,
auch Krabben, wenn ich dies Insekt hier mit
anfuhren darf? . .
4) I^ ^^^ Landgewässem, Bächen tind
Teichen allein:- Kai^fen, K^auschen, Bach-
forellen, Neunaugen und Krebse, welche ich
auch hier mit aufzähle«
Das Pflanzenreich liefert auf Rügen yiele
aeltene und schöne Gewächse. Die yorzug«
liebsten Holzarten auf dieser Insel sind: Ei-
chen/ Weifsbuchen, Hainbuchen, Erlen, Bir-
-ken, Ahorn, Ulm, Esche, Espe, weiXse und
schwarze Pappel, Weiden mancher Äit, wor-
unter die gröEsesten Salix alba xmA. fragilisj
und die kleint^ten Salix repens und rosmari^
nifolia^ auch amygdalina und riminalis sind
,Mä> X^ -W.
t
YAttt fkiiM 86l»ra. CfMtät^güä ^a^cänihäf ISiiU«
dort); an^h Hagßdoro |[oiiantit, wird hier reolil
<(ft iin4 €0 Tialea Stellen bis inr BMiiigl*0&f
gefunden« Fichten findet ttan in tielM Gj»^
geeden der Insel, und •$ werden jibrlick
inehrere geaäet, doch aiad sie hier nie wiU.'^
Das Gliniä ist auf dieier Insel tteiitetta*
tkuh, vnd oft herrschen hier atarke und kahl
Winde, Dem Friihlinge iat. faat aUb Jährt
ein «ehr scharfer, kalter niad anhaltender OMn
wind eigen, der. oft, wie man hier sagt, »Ml-
anF die Knochen dnrehdringet. Im Sottmci
sind der Süd-, Südwest <» und Wtitwii»! 4U
herrsühenda!d, nttd denn ist es ofc am ^i|i-
erstaunend heirs> nnd doch atnd die MidiM
meistens sehr iiiihi, oft kalt. Ini Herbace ^ftei«*
atens Nordwest- find Nordwind, äiUsk Mhund«
est. Im Winter ist es ein klirrten bei NMd»
ost- nnd Südwind, Welche dann aadi ul*
liäufigsten wehen, oft heftig stürmen» St^rm'
iind starke, wenigs^ns scharfe, dnrohdrii^«»»
de Winde sind hier überhaupt sehr «iriin{-^
misch; so dafs wir hier selten länger ala üihl
Tage hinter einander stilles Wetter habna;
im Sommer aber sind die starken Winde isvA
Sturme selten anhaltend. ' >
Der Frühling ist li^ meistens sehr fedtlHv
Wenn nicht vom Hegen, doch von kaltcto^
fettchteo Nebeln ; der Sommer, weMgstena hi*
. I *
— iS —
JöhMnis sehr trocken; bis SokluCl AügMf
gind die Tage gewöhfllich sehr warm , jedeoli
kerrschende Wiade Terändemauch lA Sotat«
tfter dii9 Luft sehr sohneil, deiin es kann die
eine Stunde nürMich heifa sciyif, ülid wteik
dann der Wind plötslicfa nach Osten pder
Nordosten umspringt, so ist es eben so s<;hneU
die «w^ite Stunde, nicht kUhl sondern kalt,
jMnKfe^n fn^n hier auch nie^ ohne eioe war*
mm Bedeckung' mitsunehmeA, reisen ihuGi.
Der Herbat ist fast immer sehr rauh, windig,
oft atUrmiicb, nafs und kalt, dann ist auch
dSe ganae Insel sehr häufig mit einem dicken,
£ast gana nndurohsichtigen Nebel überapgen^
der oft in 24 Stunden drei bis viermal rer^
echfTmden und wieder aurSckkehren kann«
And sich^ Toi^&glich in den Th&lem, seht
IHbg^ aiäfhält; der unangenehmste und kalte«
•re iftt der, welcher von der Seeaeiti» übeift
ii& Iiiisel ziehet, und #elchen man hier ge^
Aeioigtich Seedaack nennet. Der Winter i»%
hiß^ o(t heftig und lange abhaltend kalt. Und
na ken^chen alsdann fast immer sehr knlt<^>
acharfe Winde, die eine aa aehneidendo Kaiie
Siit eich führen , dafs nian es auf den Land^
aliraften kaum aushalten kfon ; am sOhneideit^
4Wä . fhid siey wenn aaan über daa Eis dei^
groisen Bicneugewässer fähret. Zuweilen UXk
«ntauneiid tiet fidmee/und es gieftt nicht
^ »4 - •
selten -dm T^ge hinter einander ae furdltfV-«
liches Schneegestöber, dafs fastk^n Men^cii^
, von eikiem Orte cum andern konyne» kaiEmi >
und wenn sie es dennoch wagen, so kommen
hier nicht so ganz selten Menschen in die«
sem Wett^ um.^ Das Eis wird hier öfter bii'
,su ^ Ellen dick , und man fähret nicht sd^
ten ohne alle Furcht und Gefahr ^lit 4 Pfer^
und den Schweresten Lasten meilenweit übar
die tiefsten sonst schiffbarsten ' Binnengewii-
ser^t (Binnengewässer sind Theile der offe»«
baven See, welche zwischen das : Land hi|i6ia
treten, oft grolse Gewässer bilden, und,"d6oll
mit der offenbaren ^ee, von irgend einer Seil-
te, in unmittelbarer V erbindang stehen, und
fast alle schiffbar sind). Die Stürme ri^tM •
hier, besonders^ im Frühlinge und Herbiti
grof&es Unglück an, sie stürsen zuweilen ganva
Hänser und Scheuren um, reiben die beateiif .
nützlichsten und tragbarsten . Batune ens dav
Erd^f werten oft die gröfsten Schiffe i^iif den
Strand, so dafs man hier zuweilen schreckK«.
ehe Strandungsscenen erlebt, wobei a^unch-
mal für den Arzt höchst merkwfirdigQ/und
intereasante Dinge vorfallen. Doch finden
diese unglücklichen Menschen bei den Bewoh«'
nern Rügens die menschlichste An&iahm%
Hülfe und Unterstützung.
Der Regen verursachet hier nnr. selten
— ig _
menkunst ausüben zu dürfen. Im ganzen sind
unsere Hebammen nicht schlecht, wenigstens
giebt es in manchen Gegenden Deutschlands
mehrere todte Geburten, auch sterben die
Wöchnerinnen in vielen Gegenden häufiger
wie hier) auch herrscht in manchen Gebil-
den Deutschlands noch weit gröfserr« Finster*
iii£i* nnd Aberglaube als hier. Es giebt hier
jetit schon mehrere Hebammen auf dem Lan-
de, welche einen Steinschen Hebammenstuhl,
eine zinnerne (^lystierspritze und manche an^
deie nützliche Bedürfnisse, wenn sie zum Ac-
couahiren gerufen werden, mit sich führen*
Die vernünftige Behandlung der Kreis-
senden und Wöchnerinnen, welche hier schon
meisten^ ron den Hebammen ohne Hinzuru-
faog eines 'Geburtshelfers oder Arztes besor-
get werden, ist vielleicht eiue wichtige Mitur-
sache, dafs vom !• July lySS bis zum Tetzten
Juny 1787, als so lange ich meine Berech-
nungen und Bemerkungen über Rügens Be-
wohner und deren Krankheiten ftir des Herrn
Geh. Rath Baldtnger Magazin für Aerzte aus-
gearbeitet und aufgesetzt habe, also in 4 «I^ab-
ren im schwedischen Pommern , und auf der
Insel Rügen 2087 Kinder mehr geboren, als
Menschan gestorben sind. Gewifs würde die-
ser Ueberschufs noch gröfser sejn, wenn hier
nicht so mancher Mensch unglücklicher Weise^
B 3
^ Iß -»
Tiele unserer IntnUmef gek^pfJt^ Sß,
und i^ooDmen nickt wieder; andecs UfUßA (jp
HAndwerk, gehen dann auf die WApdw^bffJt:
und fipden liecnach an&wäits ihr Biod' o
ihren Tod; das alles sind Männfi; OiS^
hijmaut es denn auph, dafs u^ den fi^dtH'
und auf dem Lande die Anzahl d^r Fi
aimmer weil größer ist« als die der MijiBWff
gewifs eine für den Arzt" hiesigen-
höchst wichtige Bemerkung. Jedooh. gjebt Sl<
hier auf der Insel auch wenige Männer,
che im Coelibat l^ben, wenigere Witfwer 40^^
Witrwen , und mehreres ui|f e^heiripthaHi
Frauenzimmer, vornehmen al| gieriiig^ Sflllr
des« Man findet aueh hier- viele V^fß, ^jfäf
<^e gaos den weisen VorschUlg^ di»>.bi<iiip
ten Peter Frank entgegen sind» swfft^JitM l|t
ten und lungen, gesunden und fct|pkHdii%
-wo noth wendig uDglUcklicbe Ehep m^d ,ii|-
gesunde Nachkommenschaft die foi^ge ;laC«{;-
Geboren werden in Rügen, i<0 YP'gM^
mit der Menschenzabl« viele Kind^,fi|i4j%|t
alle Jahre mehrere Knaben als Maddii«;. .. }^
ter diesen Neugebornen ist die Zahl 4ct|I|*^
ehliohen geringe 9 etwa daa sstehaehjMiß f^'if^
diese Anzahl ist auch aac^ den Geg^adoa faB-
S€hiedeh; ißa,n in einigen Ge|;en4^D Riif^
werden weit mehrere unehliche K3,n^fi|r geb^
Ben als in andern« M^J(»Wii«dijg jisft W .dO<^
daß
... ^ - »7 -
imlk In einer Gegend dieser Insel , wo sonst
in lo Jshf^n kaum ein üneheKches Kind ge-
boren* worden , fetit. in einem Jahre drei soL-
dbj»' geboren sind ; dies ist um so merkwür-
diger, da sbhön seit undenklichen Zeiten die
Kiieehte und Magde dieser Gegend immer in
knem ZimAi4r, iind so gescbldfen hahen> dals
tede iioL reki^hiedenen Betten^ entweder mit
deto Kopfe' öder auch mit den Fiilsen gegen
ei&ander lagen, und dennoch waren die un-
ehlichen Kinder vormals dort so selten: die
•o merklich yergrö&erte 2^hl derselben ist
oBne Zweifel Polge d^r auch hier abnehmen-
de Strenge der Sitten. Ganz ausgemacht
werden'' hier die mehresten^ unehlichen Kin-
ait im JuljT, August und September ,' also in
ä^n hiesigen Erndtemonaten , erzt^uget, aber
eben so ausgemacht die wenigsten ehelichen
in eben diesen Monaten.
Todte Geburten sind hier nur selten;
etwa yon lio bis lao Kindern nur eines;
doch kommen auch hier, so wie allenthalben,
Irai schweren und langsamen Geburten todt-
idieinetide Kinder zur Welt, welche aber,
Bftoh dem den Qebammen mitgetheilten sorg-
fiütigen Unterrichte kur Wiederbelebung,- oft
wieder idm Leben suriickgebracht werden;
' Zwillingsgeburten sind hier nicht gans
sehen, denn nach meinen schon yorlängst in
JoiiJiuXZI.B. a.St. B
■ — i8 —
ßalJingers Magazin für Aenta-gemachtei^ ge^
Hauen Beredii^apgen ist hier ^tw^^f}^^ QOt'^
Geburt eine ^willingsgeburt» • . ;
/ Drillinge kommen auch, jedoch nur sei- J
ten, vor, und.Müsgeburten nach^j^elteliei'.
Doch muTs ich gestehen^ dafs ich e% sefa. son»
derbar finde, da& der Herr^jQ^. ffofer iQ
Augsburg an der hier im Jahr \y^ geboniQj^
so äufserst merkwürdigen, Ubd ^ang^aU von nub
in des Herrn Höh. Blumenbac/i^^ia,CjQitinfffmf
medicinischen Bibliothek, Bd« 2. Su 3, Seitf
49 und ferner beschriebenen, und im XVIL'
Bd. 4* St. dieses Journals abgebildeten, iaibrv
Art wahrlich ganz einzigen Mifsgeiiuxt» mdit
nur Kweifelty sondern auch sogar sein^ Z^f^*
fei so ganz freimiitbig'und öffentlich bakanikt
machet* Ich berufe mich auf die Herren JSFf*
feland und Heim aus Berlin, Kolpin* und
Brügmann aus Stettin, Nolde aus Rbstock|
voTk Halen% aus Emden, von welchen diett
Mifsgebun mit vieler Verwunderung und adbr
genau besehen worden ist.
Hebammen sind hier fast in jedem Xirchr
Sprengel ; sie werden von dem jederzeitigen
ersten Physico unterrichtet, von ebendemsel-
ben vor dem ProtocoU examinirt, von dem-
Königl. Sanitäts - Collegio zu Greif&walde ap-
probiret^ und dann erst erhalten sie von ib*
rer Onsobrigkeit die Concession dieHdMun*
-■ H
— 19 —
menkunst au&uben zu dürfen. Im ganzen sind
unsere 'Hebammen nicht schlecht, wenigstens
giebt es in manchen Gegenden Deutschlands
mehrere todte Geburten , auch sterben die
Wöchnerinnen in vielen^ Gegenden häufiger
wie hier 9 auch herrscht in manchen Geben-
den Deutschlands noch weit gröfserr« Finster*
'fljjs' und Aberglaube als hier. Es giebt hier
|«tit schon mehrere Hebammen auf dem Lan-
de, welche einen Steinschen Hebämmenstuhl,
eine zinnerne Cljstierspritze und manche an^
dere nützliche Bedürfnisse, wenn sie zum Ac-
oottohiren gerufen werden, mit sich fähren*
Die vernünftige Behandlung der Kreis^
. «enden und WäcAneritinen, welche hier schon
' meisten^, von den Hebammen ohne Hinzuru-..
luifg eines ^Geburtshelfers oder Arztes besor-
get werden, ist vielleicht eine wichtige S([itur-
sache, dafs vopi i. July lySS bis zum Tetzien
Juny 1787, als so lange ich meine Berech»
pungen und Bemerkungen über Rügens Be-^
wohner und deren Krankheiten für des Hernpi
Geh. Rath Baldlnger Magazin für Aerzte aus-
gearbeitet und aufgesetzt habe^ also in 4 J^h*
ren im schwedischen Pommern, und auf der
Insel Rügen ao37 Kinder mehr geboren, ab
Menschan gestorben sind. Gewifs würde die-
ser Ueberschufs noch gröfser sejn, wenn hier
. nicht so mancher Mensch unglücklicher Weiaa^
B 2
I
x\
und auf eine widernatürlichen Art um sab
Leben käme 9 denn aulser den auch in aiiF
dem Lindern gevrohnlich vcNrkbmmendan wi-
dematiirlichen Todeaarten, kommen hier jähr-
lich viele Men&chen im Wasser um, welche
tfieila auf der offenbaren See mit und Ton ih«
reh Schiffen versinken und ertiinken; theib
. ' ■ ■ ■ ■ ' .
ertrinken sie, wenn sie mit Böten von einea
■ • ■ ■ . ■'
Oite zum andern segeln; theils auch bmm
Fisohen, welches hier sehr häufig und von
vielen Menschen» fast an alleil^Kiisten der la*
sei betrieben wird; theils gehen un.d.£ahMi
sie EU frühe oder zu spät auf das scfawäolia '
Eisy und. ertrinken dann oft im Angeaicbtil
mehrerer Menschen .ohne alle Rettung, if^,
niemand ihnen zu Hülfe kommen kanuy ohnis
1
mit ihnen einerlei träurJges Schicksal za haben.
Die Anglomanie des Selbstmords ist hier
selten, und wenn es vorkömmt, sq sind es
gewöhnlich offenbar Melancholische, und u»>
ter diesen waren in den letzen Jahren zwei
über 70 Jahr alte Weiber, die sich ertrXnk»
ten, und ein alter 6o)tihr]ger Mann wollte sidh
erhangen, wurde aber, wie es hier*nickt so
ganz selten geschiehet, yon einem guten Man-
schen so früh wieder ]osgei»chnitten, dals er
noch zum Leben wieder zurück gebracht wer
den konnte. Das Erstachen , Erschielsen und
Vergeben mit Gift, kommt hier nur sehr
• — aS —
H^I>ft0 manche bSsartige und hartnlokige ter-
tiaa >uid quartan Fidber.
^ ^ Winter aind hier alle Krankheiten
mehr entsündongiartig; je meht anhaltende
scharfe Kalte^ desto mehr neigen sie sich suf
Entzündung 9 veriirsädhen auch dann Lungen-
und andere örtliche Entzündungen, fixe Rheu-
matismen | und plötzlich eintretende ' heftige
Gichtbeschwerden» Letztere beide werden ge^
yritk ron den yielen und plötzlidien ErkUtnn«
gen verursachet) wozu auch die sehr niedri-
gen und heilsen Stuben des gemeinen Mannes»
beidndecs auf dem Lande sehr yieles beitra-
gjBni denn wenn sie aus diesen oft erstau-
nend warmen und beklommenen Stübcben,
durch und durch heifs, plötzlich in die hef-
tige Kalte kommen ^^ so muis dies ja solchie
Folgen haben.
Uebrigens findet man auch hiei' auf die*
ser Insel alle die Krankheiten, welche andern
Landern und Gegenden Deutschlands gemein
sind und sich an keine Jahreszeit binden.
Torzuglich die epidemischen : diese treten hier
oft ganz plötzlich ein, ohne dsfs man im
Stande ist nachzuspüren, woher sie gekom-
men; aber oft verschwinden sie auch eben
so unerwartet und plötzlich wieder, und grei-
fen nur in einem Orte oder einer Gegend
um sich, und wenn die Menschen bei solchen
— 49 —
theln oder Biddeln; originellen epidemische
Friesel sähe ich noch nie^ wohl abor hin und
wieder aocidentellen Friesel und Flecken.
Im Frühlio^i^e, nach* anhaltender strenger*
Kälte und Frost, findeif sich häufi^^r entsiin-
dongsartige Fi'6ber wie sonst ; oft kuch nnr
Sitliche Entzündungen in den Augen, im HaUk
und in der Brust: wechselt dje Kälte imWiii-
ter mit Regen und feuchter Luft ab, so giebt
es sogenannte hitzige Gallenßeber oder KrUnV
heiten, bei welchen die Entzündungsdispo-
sition niit gäbrender gallichter SchXirFe ~ rer^ . ;
bunden ist, und wo bald die eine, bälä die J
andere praedominirt, am häufigsten aber doch ;
die gallichte, so wie üBerhaupt und^ in Jtr
Regel hier fast 'alle Krankheiten mit iurgei^ \
cirender Gallen oder scharfem gährißndefm SMei-
me verbunden sind. Vorzüglich gegcnt Ende
des Aprilmonats^ und im Mai kommen'- Ukeu*
matismi und rheumatische Fieber häufig tw,
welche ebenfalb bald mehr entzündlicher^ biß
mehr gallichter Natur sind, und dann nach .
dieser rerschiedenen Anlage auch gana; ver-
schieden behandelt werden miissen. Anoh
die kalten Fieber sind! hier im Frühling seht
häufig, vorzUglich bei den Kindern, am htur
figsten Febris tertiana^ auch duplicaia jnuiäBL
nicht selten quotidiana^ seltener quärtanOf
auch duplicata zuweilen,
- 27 -^
I
lern Alter; die mebresten sterben in der zar*
testen Juge^, und unter lo Jaliren recht
viele am Husten; und dann nach dem 6oten
Jahre oft alt und lebenssatt. Die Weiber er*
reichen hier in der Regel ein höher6|S Alter
als die Männer, und nach meinen ehemals
far 'dis Baldingersche Magazin fiir Aerzte dar-
fiber ^emaebfen Bereclinungen , waren unter
36 über go Jahr alf gewordenen Menschen»
'. welche '^bintfen 4 Jahren in Pommern und
Rügen gestorben waren, nur i3 Männer und
{lS FVäuenzioimer; wahrscheinlich weil sich
die Männer hier weit mehr der rauhen oft
sehr reränderBchen Witterung, und daher weit
hanfigern Erkältungen aussetzen müssen als
die Weiber«
Ich werde mich beniülien über fede hier
auf der Insel Torkommende Krankheit dasje-
nige nach und n?ch yorzutrageu, was mir vor-
züglich merkwürdig scheint, besonders aber
doch daSy welches den praktischen Wundarzt
und Arzt intressiren kann. Hauptsächlich
werde ich auf meine hiei «mgewandte Cur-
methode Rücksicht nehmen, die yon mir an-
gewandten und vorzüglich erprobten Mittel
empfehlen ) dagegen aber für andern , auch
fiir IrrthSmern, warnen.
Zuerst werde ich meine Gedanken und
Bemerkungen über die, mir auf dieser Insel
- 84 -
erhalten 9 weil dts Neue docTi besser tmä ge-
lehrter klinget, al^ das schon langst gewohnte
bekannte Alte. Zuweilen werden hier am
Ende des Sommers nnd im Herbste, besonp
den wenn der Sommer sehr schwul und heib^
und mit Tielem Regen uotermisoht gewasea
ist , die Gallenfieber so bösartig, dab aie . sidi
fast dem Fanifieber nihem ; doch sind ea bei
meinem Hierseyn noch nie wahre Fanifieber
Die gewöhnlichsten Begleiter des Hei)»-
stes sind manche Arten des Hnstenas ^>^
gallichte Bräunen und Augenentxiindüogen;
letztere kommen auch häufig im Frühlings
vor, sind dann aber ganc anderer Natur, weil
die Augenentaündnngen im Friihlinge nur den
scharfen Ostwind, und wenn der mit Trocken-
heit verbunden ist, den alsdann in der ganzen
Luft vertheilten Sandstaub zum Grunde ha-
ben, im Herbste aber allemal Erkaltnngen.
Auch findet sich hier im Herbste oft und
häufig ein leichtes, gallichtes, aussetiendes
Fieber ein, welches hier von manchem Stojh
pelfieber genannt wird, weil es gewöhnlich
dann ankömmt, wann es Stoppeln im FelUe
giebt« Mit demselben finden sich audi^ zu«
weilen zu gleicher Zeit würkliche kalte Fie-
ber ein, welche meistens einen ganz eigenen
Gang haben ; doch giebt es hier audi im
. t
H^xbtfe manche bösartige und hartnlokige ter-
tiaa >iiid quartan Fidben
/^ Ipi Winter tind hier aHe Krankheiten
mehr entsündungiartig; je mehr anhaltende
scharfe Kalte^ desto mehr neigen sie sich zur
&Dtzündnng9 veriirsädhen auch dann Lungen-
und andere örtliche Ejqitzfindungen, fixe Rh^n-
matismeni und plötzlich eintretende heftige
Gichtbeschwerden. Letztere beide werden ge^
, fvila ron den ylelen und plötzlidien ErkUtnn«
gen verursachet 9 wozu auch die sehr niedri«
gen und heilsen Stuben des gemeinen Mannes»
.besdndecs auf dem Lande sdw yieles beitra-
gen; denn wenn sie aus diesen oft erstaü-
Bend warmen und beMommenen Stübcben,
durch und durch heifs, plötzlich in die hef-
tige Kalte kommen ^^ so muis dies ja solchie
iPoIgen haben.
Uebrigens findet man auch hiei' auf die*
ser Insel alle die Krankheiten/ welche andern
Landern und Gegenden Deutschlands gemein
jdnd und, sich an keine Jahreszeit binden^
Torzilgiich die epidemischen : . diese treten hier
oft ganz plötzlich ein, ohne dafs man im
Stande ist nachzuspüren , woher sie gekom-
men; aber oft verschwinden sie auch eben
so unerwartet und plötzlich wieder, und grei-
fen nur in einem Orte oder einer Gegend
um sich, und wenn die Menschen bei solchen
I
- >
Ansteckungea nur vorsichtiger warfen, ib ivice
hier» . n^ich der Lage der Insel, dereü' Ydiv
bceitung sehr oft und sehr leicht sa Verhü-
ten* Zuweilen sind und werden sie aber auch
^anz allgemein und breiten sicli manchmal
tsehr schnell aus; meisteiis aber verbreiten sie
sich sehr langsam, und beehren und belisti-
gen uns Jahre lang mit ihrem höchst widri-
gt^n Besuche wie fetzt die Blattern und das
Schariach£eber; die Ursache dieser langsamen '
'^''erbreituDg ist ohnstreitig darin zu suchen,
dafs diese Insel nicht allein so sehr mit Bin-
nengewässern durchschni]t-en ist, sondeiioi aucE
*i ' ■'
aus mehrern Halbinseln, welche'nur mit ei-
iiem sehr schmalen' Striche Land mit der gan*
\zeti Insel verbunden sind, und aus dreien Ne^
Ijcninseln bestjohet. Auch die epidemischen,
Iktankheiten verändern hier, nach der ver-
sichiedenen Jahreszeit, in welcher sie grassi«
ron, ihre Natur, und nehmen nach deJbelben
anch einen ganz verschiedenen Gang, wollen
daher auch %YahrIich nicht zu allen Jährst«
ten nach eiuer und derselben Methode be*
handelt seyn. Im Ganzen sind sie hier mei-
stpus nicht bösattig, wenigstens nach meinen
Erfahrungen»
Ohnerachtet der hier würklich häufig vor«
kommenden Krankheiten mancher Art, ster-
ben hier doch nur v/^enige Menschen im mit-*
— 3i -!.
. ■ I
gans wohL Die Eltern achteten daher dar'
Verl^tzjtng gar nicht. Am Tage darauf vc»r- .
lor der Kn^be die Besinnung plötzlich wied«»-,
und nan eilte der Vater p^ch Hiilfe^ allein
wie er wieder xuriick kehrte, war der Knabe
bereits todt* Die llntersuchuog wurde, avas
unwichtigen und hier gesetzwidrigen Grtindien
unterdrückt; doch bin ich Überzeugt,' diiTs
diese kleine sonst unbedeutend scheinende V er«
IjtxvLUfLJExirai'asai und den Tod bewUrkt habe.
Auch bei heftigen Erschütterungen des
Kopfs, {Commono Cerebri^) leisten die'Schniu*
okerschen kalten Umsclfläge die schnellste u.ad
»oberste Hülfe 9 so sicher, dafs selten etwas
Bedenkliches, nicht einmal petiodisclbe ynb^
Sinnlichkeit, oder luigewöhnliches Stilleseyn
nachbleibt. Der Bauer G. in B., dessen Kr»n-
kengeschichte ich vorlängst im Balding'^rschien
Magazin für Aerzte erzählet habe, ist nach
seiner 1781 erlittenen heftigen Commotio Ce^
rebri noch heute vollkommen gesund und wohl,
obgleich er jetzt schon ein Greis ist. Be-
merkepswerth ist es doch; dafs alle, de-
ren Kopf durch eine aufsere Gewaltthätigkeit,
oder durch eine Commotio Cerebri jgelitten hat,
fast immer an Verstopfung leiden ^ und dann
gewöhnlich, mehr als noch einm^ so viel wie
gewöhnlich, von Eröfhungsmitteln bedürfen,
uin diese zu, heben. Man. mufs ja bald dahin
^ d8 ~
yorgdkommenen » chirurgischen Krahkhtiim
Tortragen^ jedoch muls ich um Voneihuiig
bitten y wenn ich manchet aniuhren, sollte^
was schon Andere tot mir gesagt haben, nnd
wovon s<^ar schon manches allgemein bektnnt
seyn mag. Aber ich hoffe, dafa anch BestiU
tigungf^n niitdicher Erfahrungen und heüsa«
mer Wahrheiten nioht unnütz Ad iibecAüasfg
aeyn werden, wenn sie nur mit reiner Wafai^
heit und ohne Vorliebe für iiifend mne Mai*
nung vorgetragen und erzählet werden; und
diea werde ich anwils zu thon benuuht aenb
Erste Abtheilung.
Ueber die von mir beohachieien und behan^
deUen chirurgischen Krankheiien auf der,
Insel Rügen.
VVenn hier einmal Koptwimden TOikom*
men, ao sind es meistens gequetschte^ T0&
einem erlittenen Falle oder von einem eD-
haltenen Schlage ; denn Hieb • und Schniswan*
den aind mir hier nodi gar nicht rorgekom«»
meti. Soldaten sind nicht -auf derlnaely und
sonst ist das Duelliren hier nicht Mode« Au-
hev einigeir gewaltsamen Todtschlagen j» wo*
von hier die Rede nicht seyn kann, und wel-
— »9 —
che mit den ftirchterlioluteii Kopfvei^letzun*
gen Terbünden vrären, sind mir noch gar
keine andere als. solche, welche nur durch
die altern Bedeckungen des Kop£s gingen^
. TOirgekomraen. .
Je einfjacher solche Kopfverletzungen be<«
, liandelt werden , desto besser! Nach meiner
Üebeneugung am besten so: Man wasche die
Wunde tüchtig mit dem sogenannten The-
deiUchen Schn&wasser, {Aqua vulneraria The^
Jfeniij) bringe und zi&he die Lefzen der Wun-
de mit Hülfe einiger Heftpflaster ordentlich
zusammen 9 bedecke dieselbe dann mit trock*
ner GhatpiCj und. lege über dieselbe ^in nicht
zu grofses ganz unschuldiges Pflaster, etwa
Emplaurum diachylon Simplex ^ und oben
über dies alles, wenn der Schlag irgend ge«
waltthätig gewesen ist, die ganzrortreflichen
Schmuckerschen kalten Umschläge; doch müs-
•en zuvor, wenigstens in der Gegend ^es
Kopfes, wo der Schlag hingekommen ist, die
Haare abgeschoren werden«
Ist die Quetschung nicht mit einer bis
auf den Knochen penetrirenden Wunde rer«
banden, oder ist auch ein grofs^ Umkreit
der Quetschung mit der Wunde verbunden^
so lasie ich über die ganze gequetschte Stelle
Gharpie, oder auoh recht weiche zusammen-
gelegte Leine wand ^ wiederholt mit dem ror-
— -iu —
Urtf U:i!*',u; es tf-ilst xifju: ra Anfiuigey «ber
«!« fi«'fr:ht Auch bald Alles bell and gnt.
Min huto sich aber ja bei KopFredetsim-
firfi tftutinA^^ die Eitemog befördernde Sal-
him anxu wenden* Denn wenn der Kno'chen
if |{^nr] wo von der Knocheohant eatblolset wor«
Ami ihtp so folget nach Anwendung solcfaer
fislbeii ^ewils Ah»blättening, die sdir oft bei
di9(ii fi'ockn«fn, oilor ganz einfacLen Verbände
VttrifiiftJfttt wird, und gewils sorgfältig xu yer-
fii<sidi;n iit, weil Kopfwunden mit Abblattd-
tui%^ ilf)r Knochen sehr langsam nnd sehr
»#Jiwar Iieilcn. Hoffentlich glaubt auch kein
Wundarzt hounVer Zeiten mehr, da&.ejne
]*u\i* VVunde eitern miisse, ytena sie heilen
(tollf.%
Wie vor&ichtig man überhaupt bei Kopf«-
wiifiiS^n KU Aüyn Ursache hat, undwie wenig
iii;fcLifiiuit man auch bei der dem Scheine nach
Iniühtafeton Vürwundung des Kopfes sagen
kt'infu; und iiiü»2i«, o.s ibt keine Gefahr damit
^niliUDilen, hfiwoisot auch nachstehender merk-
wUnliji^Ar Fall. Zwei kleine Knaben spielten
mit dinunüer; einer warf den andern im Spiele
mit einem Stocke an den Kopf, an welchem
vorne ein kleines spitzes Eisen safs» Der ge-
worfene Knabe tlel sogleich sinnlos zu Boden,
besann sich aber sehr bald wieder und war
— 3i -,.
I
gans wohL Die Eltern achteten daher dar'
V Verl^tzfing gar nicht. A^ Tage darauf ver-
lor der Kn^be die Besinnung .plötzlich wied^u-,
un^ nun eilte der Vater n^ch Hülfe ^ allein
wie er wieder xuriiek kehrte, war der Knabe
bereits todt. Die Untersuchung wurde aras
unwichtigen und hier gesetzwidrigen Grtindien
unterdrückt; doch bin ich überzeugt,' diifs
,4ie§e kleine sonst unbedeutend scheinende V er-
JgjttnnsLExerai^asat und den Tod bewUrkt habe.
Auch bei heftigen Erschütterungen des
Kopfs, {Commotio Cerebri,) leisten die* Schmu*
■ » * i
okerschen kalten Uqischläge die schnellste u.ad
iiicherste' Hülfe, so sicher, dafs selten etwas
Bedenkliches, nicht einmal periodisclbe ynb^
ainnlichkeit, oder yngewöhnliches Stilleseyn
nachbleibt. Der Bauer G. in B., dessen Krnn-
kengeschichte ich vorlängst im Balding^rsdiien
Magazin für Aerzte erzählet habe, iist nach
seiner i7iBi erlittenen heftigen Commotio^ Ce^ ,
rebri noch heute vollkommen gesund und wob!,
obgleich er jetzt schon ein Greis ist. Be-
' inerkepswerth ist es doch; dafs alle, de-
ren Kopf durch eine aufsere Gewaltthätigkeit,
oder durch eine Commotio Cerebri jgelitten hat,
fast immer an Verstopfung leiden ^ und dann
gewöhnlich, mehr als noch einm^ so viel wie
gewöhnlich, von EröfjQungsmitteln bedürfen,
ukn diese zu heben. Man. mufs ja bald dahin
-; Sa »
m
strebefly diesa zu heben ; dfinn soMd Um Ycr-
stopfiing gekobea iit, hsiai dU Zafib ätd^
und alle Leidende fühlen sogicick Bi Iliciilte*
mag. Heilende Gy stiere mit JlfnJlln, Aۤ'
gum vüizj aach sogar mit Xanants gwyifMi
wüzkea hier am schnellsten nnd lichentM,
nnd sind gewlfs weniger schädlich ab staik
reizende Äbführungsmittel.
Eine Fraa, welche schpn über So Jahr
alt war, <Sr. in V«, fiel yoa einem SflhenttJ*
baiken, etwa 5 Ellen hinonter; sie fid aaf
die linke Seite des Kopf, brach daa Schlis-
selbein {clavieulä)^ hatte aber sonst gpr kfehe
bedeutende Verletzungen; doch lag aia n4
Stunden ohne Besinnung. Nach Anwandusg
der oben angezeigten , nur bei solchen. Tev-
fallen .ganz gewöhaÜcher Mi:tel, bdua M
ihre Besinnung wieder; nnd nun erfuhr ich,
dafs sie bei dem Falle plötzlich anf dem lin*
ken Auge blind geworden sej. Sie ist noch
blind, sonst aber so yiel ich weils noch im-
mer ganz wohl.* Gewöhnliche ableitende nnd
Angeumittel bewiirkten bei dieser Blindheit
gar nichts. Eleuricität wäre vielleicht das
rechte Mittel zur Hebung dieser Blindheit ge-
wesen , wenn sie sogleich dort im Orte hätte
angewandt werden können; Tielleicht wäre
der darr als noch nicht bekannte Galvaiiismns
Qooh wUrksamer gewesen^ doch fcaba ich bis
jetzt
«= 35 —
•
. jeut andi noch wenig Nutzen von dieser ,Kui^
methode gesehen, so viel sie anch angeprie«
len und iMEigewandt wird.
Hier war doch wohl Commona Cerebrij
'wid insbesondere Nervi optici, als die einzige
Ursache dieser so plötzlich ^entstandenen Blind*
keit auf einem Auge anzusehen, denn das
Aiige selbst war durchaus gar nicht verletzet,
nicht einmal entzündet, und doch war die
Frau plötzlich bei dem Falle blind geworden»
Kinder werden zuweilen^ besonders E^st«
•geborne bei langsamen und schweren Gebur-
t0Bj und yorziigliGh solche, deren Mütter schon
liber So Jahre alt zum erstenmale gebären^
mit einer mehr oder weniger gr<'f.%en 6e-
Ükußfuht oben auf dem Kopfe geboren; die«
ae vergehet gewöhnlich innerhalb acht Ta-
gen ijiach dem $eilsigen Waschen mit Wein
vund. Essig, oder mit Branntwein uifü Essig,
und ist nur allein Folge des bei der Geburt
erlittepen Drucks öder Einklemmung des
Kopfs. Mir aber ist hier in Bergen bei dam
JSt. H. Kind der Fall vorgekommen, dali die-
aes Kind, welches über ein halbes Jahr aU
Wlir> eine solche mitten auf der FontaneHe
•itzende^aiza Aar/e Geschwulst hatte, die etwa
a Zoll im Durchmesser und \ Zoll in der
Höhe hatte, ganz' blau war, und sobald sie
von oben im mindesten angedruckt^ ?rurd?,
- 34 -
rerlor dM Kiod die Beeimioiig und lieb den
Kopf wie todc hangen. Ich liels sa AaCuige
wohl 3 bis 4 Tage Weixenbrodt mit BI«was-
•er, SU einen dicken Brei gdLocht, in Leine-
wand gefüllet I kalt auflegen, hernach nahm
ich sechtfach zosamnien gelegte weiche Leine-
wand, nihete eine ganz dünne hohl gaachla-
gene Bleiplatte darauf, legte rund nm die Ge-
schwulst Compressea bis lur H^he der Ge-
schwulst, und nun die zusammen gdegte Lei-^
newand mit der leichten Bleiplatte so oben
darüber, dafs die Bleiplatte nach oben iagi
und also zu Anfange nur einen ganz gelin-
den Druck bewiirken konnte; nach und nach
nahm ich die nntem Compressen nnd so auch •/
die Leinewandlagen weg, um den Druck allf
mählig zu verstärken. Wie das Kind d^
Druck der Bleiplatte ertragen könnte |be-
wUrkte ich einen anhaltenden Druck yon oben
auf dieselbe, und zwar vermittelst der ge-
wöhnlichen Kopfbinde {Oiuure che/), die ich
nach und nach nicht nur stärker anspan*
nete, sondern auch noch allmählig dicke-
re Compressen unter dieselbe auf die- Blei^
platte legte, so dab der Druck immer star-'
} Tnrde und werden mufste. Hiedundi
der Tumor allmählig kleiner, nnd
Jbe fast gänzlich verschwunden war,
eine dickere und schwerere Blei-
r- 39 -
nem^ Mittel Wfeicket. Mir ist sie in aeiner
praktiaoheo Laafbahn nur einmal Torgekov-
men und ich konnte darch keine Mittel UKlfe
und Erleichterung bewiirken, multte mich
dAlier cur Auftschaeidaiig des Äuget entsohlie-
Isen. Die Kianke war ein kleines vierj&hri-
gba Mädchen in Mühlhausen in Thüringen,
loh stach den stark hervorstehenden Augapfel
kreutswjeis mit einer Nadel ^ in welcher ein
gewipluter Faden war, durch, sog mit deren
Hul£^ das Auge langsam und yorsichtig her-
vor, lösete dann mit einem Messer den Aug«
ipfel rundum von der Augenhöhle ab, zog
ihn nun noch stärker aber sehr langsam her-
vor, und schnitt den Sehenerven mit einer
jknunnien Knop&cheere durch, und nahm ihn
so leicht und schnell heraus. Der Angapfel
hatte mehrere Auswüchse und angefressene
Stellen^ nnd wog 87 Loth. Die Augenhöle
wuoha bei einer ganz einfachen Behandlung
langsam aus, und die Augenlieder wuchsen an
einander, so dals die Augenhöle verschlossen
war, und wenig eingefallen schien. Das Kind
befand sich hernach gans^wohl, bis es nach
Verlauf von anderthalb Jahren an einem epi-
demischen Husten starb.
Das Schielen gewöhnt man den Kindern
am besten dadurch ab, wenn man sie zu dem
Alter kommen läfst, . dafs sie selbit einsehoa
— S6 —
Waschen der Augen mit Bleiv/iksseri Termiscbt
mi( gebranntem Alaun und Tutia» yarbunden,
mit einer vorsichtigen Diät und mftfing war-,
men Verhalten , nothwendig. Ist §bef die
Entzündung so tief eingewurzelt, da(s anch
die Augenlieder schon mit angegriffen ain^y
so thut die bekannte rothe Augensulbe . atä:
a Unzen ungesalzener Butter, 2 Quent wei*
fsem Wachs und einer halben Quente fothom
Präcipitat [Mercuriiu praecipitntus ruber)^ TQf^
trefliche Dienste* Am besten würkt *Sm^
Salbe, wenn man etwas davon in feine didi»
te Leinewand bindet*, dann so driici(t« dals
sie gleichsam in Form feiner Fäden dfaldi
die Leinewand heraus spritzet, und ttan
dann. die zusammto gefügten Augenlieder et"
wa dreimal täglich damit bestreichet, die An-
gen aber bald darnach wieder mit Roite-
wasser oder ein wenig warmer Milch aus-
waschet« Oft sind die AugenentzSndmigea
hier äuiserst heftig und hartnäckig und wol-
len durchaus nicht weicheUi hieran tind^dann
meistens Difitfehler, besonders der iiSt^By
Genufs geistiger Getränke oder ein * in den
Eingeweiden^ angesammleter zäher lUeistar
schuld. Sobald die Gedärme gehörig, am be-
sten durch langsam und .anhaltend wfirkenda
Ausleerungsmittel j als z. E. durch eine Ab«
kechnng von IvhabArber,^ Glaubeiaabe nadlet«
-41 -
es oft schon in spät, und dem Arste Hülfe
Btt schaffen ohnmöglich. Gerade, 'wenn dem
Auge gar nichts anzusehen ist und doch das
Gesicht allmäblig schwächer wird, ist der o»-
iangende scbwarae Staar am gewissesten, und
dann heilst es prineipiis obsiaJ
• 8o< mannigEaltig auch die « Ursachen des
schwanen Staares sind, so lassen sich diesel-
ben doch in gewisse Abtheilungen bringen^
«nd:itoch diesen AbtheiluDgen auch die mög-
liche Kur desselben bestimmen«
. Je bestimmter die Ursache, desto siche-
rer oder wenigstens wahrscheinlicher die gliick*
liehe Kur.
Je tangsamer der schwarze Staar entste-
het, desto schwerer die Kur*
Der schwarze Staar, dessen Ursache im
Kopfe au suchen ist, ist schwerer zu heben
als der, dessen Ursache im Unterleibe lieget.
Ein schnell oder plötzlich entstehender
Staar ist ^ meistens durch schnell würkende
Btittd schnell Ieu heben oder gar nicht; dft
mit einem einzigen Brechmittel!
Ein oder mehrere dunkle Flecken (Sco^
iomd) sind freilich ein Beweifs einer Schwäche
i|i der Retina, oder im Seheneryen; allein
aus sicheren Erfahrungon weifs ich, dafs Men-
•ehen diese Erscheinung 20 Jahre haben kön«
aen, ohne^blind zu werden.
— 38 —
der rechten Hand das gerade über das offene
Auge gehaltene Pulven aus dem Fed«riuelet
so dafs es gerade in das Auge hinein faUtf
mid sobald das Pniver hinein gefallen ist, lafit
man den Patienten das Auge schtiefsen und
dtn Augapfel unter dem yerschlossenen Ao-
genlieda so yiel als möglich hin nnd lier be^
wegen. Ist aber das Pulver nicht recht feiäi
oder wird es in das Auge hinein geUbuen, so.
erfolget meistens , wenigstens zu An£inge das
Gebrai^cbs, Schmerz und Entzündung^ nnd diei
muls sorgfiltigst yermieden werden, weil es
die Kur entweder yerhindert oder doo|i er*
schweret und yernögert. Mehrere nuSaUead
glückliche Kuren habe ich mit diesem wohl-
thätigen Pulyer selbst gemacht, und beson-
ders bleibt mir eine an einem bettelnden Bild«
eben Z. S. y. P« stets merkwürdig;; aie war
lo Jahre stock blind gewesen und. ike eines
Auge ausgeflossen, das andere aber wi^e durch
Hülfe dieses Pul?ers yöUig sehend^; ao dais
sie hernach ohne alle Begleitung OBieilenweit
Über Land gehen konnte* Auch bei den Pfisr-
den, wenn diese ein schon ganz dickes Fell
über die Augen haben, ist dies BulFer oft
sehr würksam und hülfreich*
Eine, dem Himmel sey dank, seitens
Krankheit der Augen ist das Krebsau£ß (Car*
einoma oculi)^ Eine Krankheit^ die wohl jLei«* '
^ 39 —
nem^ Mittel irjeicket. Mir ist sie in aeiner
praktischen Laafbahn nur einmal yorgekovi«
men und ich konnte darch keine Mittel Hülfe
und Erleichterung bewiirken, mulste mich
diher Bur Ausschaeidoiig des Auges entsohlie-
Isen. Die Kranke war ein kleines vierjähri-
ges Mädchjen in Mühihausen in Thüringen.
Ich stach den stark hervorstehenden Augapfel
kreutswjeis mit einer Nadel ^ in welcher ein
gewichster Faden war, durch, sog mit deren
Hülte: das Auge langsam und vorsichtig her-
vor, lösete dann mit einem Messer den Aug«
apfel rundum von der Augenhöhle ab, tog
ihn nun noch stärker aber sehr langsam her-
vor, und schnitt den Sehenerven mit einer
krummen Knop&cheere durch, und nahm ihn
ao leicht und. schnell her ans* Der Angapfel
hatte mehrere Auswüchse und angefressene
Stellen, und wog 8^ Loth. Die Augenhöle
yruohs. bei einer ganz einfachen Behandlung
langsam aus, und die Augenlieder wuchsen «n
einander, so dals'die AugenbJtle verschlossen'
war, und wenig eingefallen schien. Das Kind
befand sich hernach gans^wohl, bis es nach
Verlauf von anderthalb Jahren an einem epi-
demischen Husten starb«
Das Schielen gewöhnt man den Kindern
am besten dadurch ab, wenn man sie lu dem
Alter kommen läfst, defs sie selbit einsehen
- 4^ -
;UiJ fiiUen können, was anstSndig und gut
Vit und was hä&lich kleidet* Blan lasse sie
alstlann öfters Tor eio^n Spiegel treten-, und
sie sich von dem Widrigen 4es Schieleni
selbst überzeugen, und wenn man bemerkt^
daiä sie d^'es recht fühlen , so erinnere man
sie alsdann recht oft und ernstlich daran« ^e
weniger man es zuvor bemerkt hat, desto tie»
fere Eindrücke machen dann ernste vnd flei-
Isig6 Erinnerungen, und desto sicherte wer-
den sich die fühlenden Menschen des 8ehi6-
lens zu entwöhnen bemüht seyn.
Ohne Zweifel ist der schwarte Staar die-
jenige Augenkrankheit, deren Knr am unsi-
chersten und schweiften ist, weil derselben
nicht nur so mancherlei Ursachen lum Gnm«*
de liegen können, sondern weil sie anoh oft
in ihrem ersten AuEange sehr schwer tu ent-
(lucken ist. Mancher leidet an der Entste-
hung eines schwarzen Staares, und wähnet
dessen Entstehung keinesweges, weil er^lanbti
die Ursache seines gegenwärtig schwiohem
Sehens liege in einer Erkaltung oder in ö-
nem andern DiStfi^ler, und besorget, gerade
W0U seinvm Auge gar nichts anzusehen isi
und er in demselben gar keine Sdunerzen,
gtr keine Beschwerden fiihlt, auch durdhaus
ine Gefahr, und wenn er sie erst be«
icd einen Arzt zu Rathe sieht, ao ist
-..4t -
es oft schon au spät, und dem Arste Hälfe
SU schaffen ohnmöglich. Gerade, 'wenn dem
Auge gar nichts anzusehen ist und doch das
Gesicht allmäblig schwächer wird, ist der an-
fangende scbwarae Staar am gewissesten, und
dann heilst es prineipiU obsta!
ir - So mannigfaltig auch die« Ursachen des
achwanen Staares sind, so lassen sich dieael-
hen doch in gewisse Abtheilungen bringen^
mid'Aaeh diesen 'Abtheilungen auch die mög«
liehe Kur desselben bestimmen«
. Je bestimmter die Ursache, desto siche-
rer oder wenigstens wahrscheinlicher die glück-,
liehe Kur.
Je langsamer der schwarze Staar entste-»
het, desto schwerer die Kur*
Der schwarze Staar, dessen Ursache im
Kopfe zu «uchen ist, ist iK^hwerer zu heben
ala der, dessen Ursache im Unterleibe lieget.
Ein schnell oder plötzlich entstehender
Staar ist meistens durch schnell würkende
Mittel schnell zu heben oder gar nicht; oft
init einem einzigen Brechmittel!
Ein oder mehrere dunkle Flecken (iSco*-
/oifid) sind freilich ein Beweifs einer Schwäche
ip der Retina, oder im Seheneryen; allein
aus sicheren Erfahrungen weiTs ich, dals Men-
schen diese Erscheinung 20 Jahre haben kön«
nen, ohneil>lind zu werden.
- 4» -
Eben di«se Er£ahruiig hat mich überseiigt,
dafii die PupiHe bei einem fast Tollkonunenan
sohwaizen Staate auf einem Änge bewegüoh
a^^. könne.
Nicht» sohadet bei einem langsam entaM*
henden chronischen schwarzen Staat mehr all
U^betmaaft, besonders im Genussa hitiigsr
Getränke und der^Liebe; die Unaeha mag
liegen wo sie will
Männern drohet .die Gefahr des adiwac»
sen Staares häufiger als den Weibern*
Die hifufigsten Ursachen des sohwanan
Staares sind in zurückgetretener ScbärEa an.
suchen. Sind es chronische Hantansachlaga^
als- ein schorfiger Kopf (Achores)^ böset Gtihd
(Tinea capitis), Ansprung oder Milchscüioif
(Crusta lacteä)^ Flechten {Herpes), oder Ktäts#
(Scabies) ^ oder auch ; scorbutische Ausscldfige ;
$ej es nun, dals diese von selbst rerschwnn-
den, oder durch unvorsichtige KurenV oder
durch ganz zweckwidrige Mittel zuriiekgotiie-
ben worden sind, so ist und bleibt .allemal
die Wiederherrorbringung dieser Hant^us-
schlüge' das sicherste Mittel, diese so entstan*
deoe Blindheit wieder zu heben« Hiet wäre
die Inoculation dieser sonst so unangeneh-
men Hautkrankheiten ohnstreitig sehr passend,
um etwa dadurch, deren Erscheinung yon
neuem bewürken zu können. Wftre dies aber
.^ 43 —
nicht mö'glidi, so mülste man ;duroh andere
xwc^ckmälsige Mittel etwas ähnliches au be-*
wüiken , oder wenigstens durch stark und
schnell ableitende Mittel die zurückgetreten^
Schärfe von dem Auge wieder wegzubringen,
Vßd nach äufseä tiinzulooken bemüht seyn. .
Hier würden ohne Zweifel Umschläge, erwej«
chende auch reizende Senfpflaster, spanische '
Fliegenpflaster , Seidelbastrinde , Bähungen,
Fu&bäder, auch wohl warme Bä4er, am be-
sten' passen.
Sind aber acute Ausschläge, als Pestbeu«
len, Blattern (Fariola^)^ Scharlach {Scarla-^
iina}^ Röthein oder Riddeln (Rubeolae)^ Ma-
sern {Morbilli) j Friesel (Miliaria), Flecken
(Peiechiae), Scropheln oder gar ein unvor-
sichtig abgeschnittener Weichselzopf {TaichQ*
mania vel Plicae polonicae resectio)^ die Ur-
sachen des entstandenen schwarzen Staares,
daiin ist das Uebel schon bedenklicher , und
die Kur weit beschwerlicher. Freilich ist die
Kur des schwarzen Staares, welcher den acu-
ten Hauuusschlägen folget, weit schwerer^ als
die desjenigen, welcher, auf einen chronischen
Hautausschlag erscheint;, aber gewifs folget der
schwärze auch einem chronischen Hautausschla-
ge weit häufiger als einem acuten* Ableitende,
vorzüglich aber schnell angewandte und stark
würkende ausfuhrende Mittel, verbunden mit
- 44 -
«iner sehr strengen Diär^ sind Ucv ohnstnir'
tfg die passendsten MitteL Doch nmb man
dabei f« nicht die allererste Entsfehnngwiffia*
che ans den Augen lasten, aber eben so we-
Big, ^enn ein acuter Ausschlag Tomag^gan-
gen fsty diesen alsdann als ganz amgemadil
für die erste uqd wahre Ursache dieser Nind«
hdit annehmen. Et kann ja ancfa gerade -n
dieser Zeit eine andere ' accidenteile UnadM
eingetreten seyn und diesen Staar b^vrSckt
heb«n. «So kenne ich einen Fall, wo bei ei-
ner inflarnmatori^cben Ro&e am Kopfoy dorch
att hiofiges Baden und Waschen d^ nttscdiad-
baften Auges der leidenden Seite, in damsel-i
ben ein anfangender schwarzer Staar erzeugt
wurde, der schon alles Lesen und alles ge-
meine Sehen verhinderte, und dnrckaua kei«
nem andern Mittel, als dem Beilsigen Bäben
mir maUig warmen Decocte ron Herha Ct"
cueao Stoerk, und Floribus Mals^ae kariensis
wieder weichen wollte.
Ist aber noch eine andere rersetzle öder
zurückgetretene Schärfe, ab catarrhallache,
1 henmatische, gichtiscfae, scrophulöse oder ve*
nerischo die Ursache, ao werden die, diesen
Krankheiten vorzüglich angemessenen Mittel,
auch gewifs vorzügliche Hülfe bringen. Hie«
her rechne ich in diesen Fällen vorzüglich
^l^entia y Icnia e^^acuantia , anümoniaUa
mfa^ y/conitum^ Guo/acum et Mercurialia,
V
:^ 45 --
Wlmn aber ein plötzliches Ausbleihen
oder Aufhören irgend einär kritischen oder
gewöhnlichen Ausleerung nach genauer Un«
tertuchuüg die ausgemachte Ursache des sohwar-
xen Staares wäre^ nämlich eine plötzUdie
, Hemmung eines Speichelflusses, eines oft ein*»
tfejtenden und schon ^ur Gewohnheit gewor^
'denen Nasenblutens, der Mensium, Lochio«
Tom, der Hämorrhoiden, der plötzlichen Zu«
rScktretung der Milch, der plötzlichen .Hei-
lung oder Austrocknujig alter Geschwüre, so
jffirde man diese daraus entstandene Blind-
lieit wohl am leichtesten heben, wenn m^n
diese* verlornen Dinge wieder in Ordnung au
bringen b^nüht wäre und sie würklich wie*
der in Ordnung brächte.
Hier passen gewils MasUcatoria^ Mercu*
^rialuif auch Tartarus em'eäcus et Ipecacuanha^
refracta dosi am besten; femer Sternutato^
fia und andere Reizmittel der Nase, auchv^
warmer erweichender Qualm über und in der
Nase; dann Frictiones der untern Extremität
teiiy Fufs*- und Qüialrabäder am Unterleibe,
warme erweichende Umschlage auf densel-
ben; Bähungen und warme Bedeckungen der
Briiste, verbunden mit fleifsigem Saugen der-
selben von Menschen und junjgen Hunden;
endlich . das Einreiben des spanischen Fliegen«
pulvers auf der Stelle des zu schnell zugeheil«*
- ^ -
ten oder trocken gewordenen GidiwBrai,'
das Auflegen eines spanischen FiegeBpfltUm
auf dieselben, und erweichende warme Ubt
sdiläge Ton Kräutern oder Leiasaamen in MiUi
oben darüber.
Findet man die gewisse yrsacbe desschwsr .
zen Staares in heftiger Erhitzung, ioi nnfor»
sichtigen Gebrauche warmer Bädflr, in st
grolser Anstrengung , oder in zu haftiger an»
haltender Arbeit, in einer yon auCiea olilfeMi
nen Gewalt ohne Verletzung des Auges i in
gewaltsamen Niesen, in zu starker Anspaii»
nung, oder Anstrengung der Augen, od^rgitf
in einem heftigen Schreck^ in zu stark as-
([preifendem und eindringendem Lichte , atich •
in der plötzlichen Erscbeinung eines heCtigni
Blitzes; in dem zu heftigen Eindringen und
plötzlichen Einfallen der Sonnenstrahlen in
das Auge oder gar im Sonnenstiche» so ist
die Ki^r wahrlich sehr schwer; vollkommen so
schwer aber wird sie auch seyn, wenn dieie
Art der Blindheit vorangegangenen Krämpfen
(Spasmi)^ Gichtern (Contfulsiones)^ dem Schia«
ge (Epilepsiä) , dem Schlagflusse {Apoplexie), '
folget, oder gar mit einer Lahmung irgend
eines andern Theiles des Körpers vergmall«
schattet ist»
An dfese Stelle gehört ohne Zweifel die
oben angezeigte Blindheit ex com'moiiime
rmbri, Von einem FaiW Nom ^\i^\ia^bilken.
— 5i —
Alles Operiren ist oft yergeblioh, beson-
ders der anhaltende Druck yon anhen gegen
den ThränenSftck) auch die Durchstoükung dea
Thränenbeijües bewUrkt gewifs nur seltene
Hülfe » nicht ganz selten sogar NacffatheiL
Das Aufsuchen des Thränenganges mit einer
Sonde ist meistens ganz ohnmöglich; was bleibt
dann also üBrig? Eine bichere I^ur gar nicht!
Eloigemale habe ich in meiner praktischen
Laufbahn auf eine ganz einfache Weise Hülfe
bewürkty di«) ich hier erzählen will.'
Wenn der Thränensack aufs höchste! durck
Entzündung in die Höhe getrieben und mit
Eiter angefiillet worden ist^ so schneide ich
ihn kreutzweise durch , und dann mache ich
sogleich mit nachfolgender Kurtnethode de£
Anfang* Ich reinige erst den Thränensack
durch dienliche Mittel , und bedecke ihn von
aulsen mit dem Emplastro diachylo cum GuihX
matibus; sobald die Eiterung nachlSist, Aei^
Sack rein ist, uod die Wunde anfängt Sich
zu schliefsen, so Fängt auch meine eigefitlf-
che auf gänzliche Hebung des Uebels ab-
zweckende Kur an, und dann spritze ich "v^e-
nigstens alle Tage zwei bis dreimal, jedesmal
mit eben so" oft gefüllter Spritze den Thra?
nensack mit einer Mischung aus Essentia IMyrr*
häc^ Mastichis mit Md Bosarum und Ha-
fersähme aus, und zwar mit der Anellschen
Da
■.'
- 48 -
' wahre stockende Scharfe in den Eingmrndea,
scharfe pder schwarte Gallen Gallen-, inflaia^
matorische-, auch Blei* Koliken dasu dieVar
anhftsnng gegeben haben, oder wenn derselbe
als eine Versetzung irgend eines Fiebws.an«.
zusehen ist; eben ßo wird es scfn,, wenn Inna. i
Ophthalmie, heßige Congesnones nd oaput^
Wiirmert oder unvemüofriger Gebrauch 8ti^
ker Purganzen , tler Brechmittel , der ^Meicn-
rialien, dieselbe bewürkt haben;* denn hier ]
heifst es cessante caussa^ cessat effeoeus^ vmA '■
kann man nur die Ursache heben, ao-wird
I H
auch schon das Uebel) wenn es nicht gar/ju
alt ist, wieder weichen»
Weniger glücklich wird ohne Zwei&l der
Arzt seyn, wenn er bei dem höchstea^ Grade
der Asthenie, als Folge anhaltend^ und he&
tiger Blutverluste, des m häufigen Harnens,
des lange fortwahrenden Weinens, des an«
haltenden und erschöpfendeu Stillena oder
Säugens der Kinder ^ des heftigen Speichd- j
flusses, des unmäfsigen Schwitzens, des su oft
wiederholten Aderlassens, der ausmergelnden ]
Ausschweifong in der Liebe» des schwächend-
sten Lasters der Onanie, einen entstandenen
schwarzen Stäar heben soll und wiU, ^^eon
hier ist wiedergegebene Stärke des Körpers-
selten im Stande, die einmal entstandene Blind- '
heit zu heben; am wenigsten, wenn sie. b«i
' einem
i «1
i ^
5S —
Zaweüen «nttteliet dlM AtuiSielsen deV
Ohren von Erkältung, uttd daiin Folget mdi-
st0DS ein schweres Gehör, besonders wend
nicht rar rechten Zeit irorgebeug^t linÜ es l)sld
mi^ Aufnierksattrkeit behnüdelt wird. Isrdäl
Bebel ans diesehr' Ursache «Mit^tanden^ so hilft
^h iftn hier ii!ii Lande Vbliches 'HausmitteL
fosondeis "wenn 'ehr Ausfluls ^chon ^ergangen,
nh^'iiur'ein: schweres Gehär mit^Säasen nnd
Rttiigina im -Kopfe nacbgetiSieben ist Diea
J9idlibntt€lt Itt»st«het ikt einem frisch gebaok-»'
i9€fii^ nnd mei&tens mit Kumäiel ' Yermlschtedf
Böggen ^BAdf^i'^Ton der Gri^e äne^ Tas«
s^äpfeii;^ill(e)r4i'odt wirdi' so heiftwie nif^
Kefay 'üiV^öft düfcfifgesfehnittenv uiid* wenn et
s6 ▼i^l'ldigelnlittiitj dalji'mhtt es if^end auf
deiii (%re l«iden kann^ to^wfra es fest äür-
dRS3elb6 ftiotgebundeh , und so lange unge«'
stört darauf gelassen 9 bis es kalt gcwotdien
ist; iobdtd- knan das Brodt abnimmt, bindet
ma^ ein wiirmes Tnch fest um das Ohr;; 'itcm^
dies Alles' ieitng^male Wiedi&rtidit wird, so reri
sehaft es te^istcfi^ Hülfe, o'der-doch wen%-<
stens gröfiie Erl^ht^rung.; Hilft 'dies iHcht^'
so mnfs man öfters swarme Dilmpfe ronmitf
Miieh uifd- IVass^^gekooiiter Weiaenkleie^'
mit wilden- Ghamillen niftd Hollui&derbluteky
rermisdir, in'das Ohr gehen lasiien , sj^anisch
Fliegebpftssteroder anch nur g^ebenen Meer«
— 6o »
dem Scheine nach A^rholiclikeit mit dem schwar-
zen Staare bat, bewurken k^cn. oder in ei-
ner nnronicbtig-^^n \i*:dei(fiär.k!iog des granen
StaareSy die Entstehufig rioes scbwarxea Sta»-
res drohet, oder gar scbon bewürkt hat.
So schwer es i->r, h-er Hülfe zn schaffen, so
lacheriich ist es^ wenn Jemand dieselbe tob
einem Stolso des Kopfes, von einem fimche
oder Brennen der Hirnschale, Tom ptotiliehen
Einbringen und Eindriogen der Ferstürkten
Lichup'ahlen , vom M.^gnef, von der Durch-
bohrung des Trommelfells \Mcmbranae iym'
pani) erwarten wollte.
Vom grauen Staare (Cataracta) wmb ich
nichts beionders an sagen, weil ich nie selbst
einen operirt habe, nnd yon der Anwendnng^
auch der kräFtigsien Arzneimittel, darf der
Arzt wohl selten Hülfe erwarten. Nach inei- '
ner UeberzeuguDg ist die Extractio der 2>e*
pretsio Torzuziehen.
Die Thränenfistel ist auch hier nicht so
ganz selten, und meistens Nachbleibsel det
Blattern und der 'Masern, andere Ursachen
sind gewifs höchst selten»
Bekanntlich ist die Verstopfung des llira-
nengao^es aus dem Thränensacke nach der
Na&e die Ursache der Thränenfistel. Wer also
diese Ursache hebt, der hebt die so unange*
nehme und oft so Terunstaltende Thränenfistel.
— 5i —
Alles Operiren ist oft Tergeblich, beson-
srs der anhaltende Druck von aul^iea gegen
3n Thränehstck) auch die DnrchstoCiung de$.
hränenbeiües bewUrkt gewifs nur seltene
!alfe> nicht ganz selten sogar NadfatheiL
as Aufsuchen des Thränengange^ mit einer
)nde ist meistens ganz ohnmöglich; was bleibt
inn also üßrig? Eine bichere I^ur gär nicht!
inigemale habe ich in meiner praktitchidn
ftufbahn auf eine ganz einfache Weise Hülfe
BW'ürkt» dii^ ich hier erzählen will*'
Wenn der Thräoensack aufs höchstei durch
ntztindung in die Hohe getrieben und mit
Eter angefüllet worden ist 9 so schneide ich
m kreutzweise durch , und dann mache ich
^gleich nut nachfolgender Kurtnetbode deii
nfang. Ich reinige erst den Thränensad^
iirch dienliche Mittel , und bedecke ihn ydn
Ilsen mit dem Kmplastro diachyla cum Guih^
xatibus; sobald die Eiterung nachlalst, fiei
ack rein ist^ und die Wunde anfängt sich
1 schliefsen, so fängt auch meine ^igeiit|f-
tie auf gänzliche Hebung des Uebels ab-
deckende Kur an, und dann sj^ritze ich We«
igstens alle Tage zwei bis dreimal, jedesmal
lit eben so" oft gefüllter Spritze den Thräo-
ensack mit einer Mischung aus Essentia TMyrr^
äe^ Mäsnohis mit Mel Bosarum und Ha!<^
•rsähme aus, und iwar mit det Anellschen
D 2
9pi3tM. ,Die« A^foitten getcliiebet fedes*
,iim1 in der RülitBflg rjaoh dem jNa»Gnbetoe,
und zvu immer mit einiger Gewalt, uod mit
.fon aufsen ziemlich feät und genau ge.ict.Los-
••ner Wunde. In das Nasenloch dur Seile,
' ,an welchfut die Thrünenfistel ist, la&se ich oft
^^^arme' erireicheode Dämpfe, durch HüHe ei-
.fi^t Trichters gehen, usdiiAch jedesmaligem
^QilupriUen. laue' ich die Sflite d«r Nase, aa
' welcher der Fehler ist, mit fester Andt ücktiDg
;4tt entgegengesetBtsn Seite. stark schnäuzea.
]3at ^nspritzfen geschiehet »o lange täglich,
-Jtu die feine Spritze durchaus gar nicht mehr
in die V^iiüdo hihein sb bringen ist. Aul^er
4wr Z»t de« Spritzern wi^d die Wunde be^J
. fitindig mit ein frenig ovckcier Charpia ub^
mjt d^m^ angezeigten Pflaster bedeckt*': .•.<
, Dieae Methode ist gewifs aehr eiofidl,'
't^^ Trabrfioh^iücht ganz unwirh«un , ftai^ -
. Jiifn yaiü da^ Uebel nicht gar zu alt md iät
^hrftoeQgang nicht ^ar zu fest tt^^mm^d^tt
,'i»4>T S"" Twkoöchert ist ■ '. vir'%'
;: j. SlaiL findet oft, besonders b^< dan "KM^
^eni, gießende Ohren, ein Uebel, wob«i..i|ifir.'
:^icht nachlassig seyn darf. Denn oftkli^dA- :
.0]br vom autfiielsendeQ- Eiter iton aiUäea^ nj.''
der'Eiter ftiit alsdann nach inW9iid% .lHiiä%'
and lerstört die fiehörirerksenfe, bat^A^WW ^
.8« vtrmn'thst« "' / -^ /,. r,.,'.-!:
, '
, , . -- 55 —
Zaweilen entstehet dies Ausflielsen der
Ohren von Erkältung, und dann folget mei-
stens ein schweres Gehör, besonders wenn
nicht zur rechten Zeit irorgebeuget und es bM.
mit Aufmerksamkeit behandelt wird. Ist das
tJebel aus dieser Ursache entstanden^ so hilft
oft eSn hier im Lande fibliches Hausmittel^
Ij^esonders wenn der Ausflufs schon vergangen,
iubd nur ein schweres Geho'r mi^Sausen und
Rlittg^ hn Kopte nacbgebBeben -ist. Dies
Hsnsniittel bisstehet in einem frisch gebaok«
Ben, und meistens mit Kümmel vermischteir
Roggen * BrodtO) - Ton der Gröfse eines Tas«
üBVikopfes; dies^'ärodt wird, so heiis wie mdg«
Eiefa, mitten durchgeschnitten, und wenn -es
lö yi^l abgeknÜt ist, däfs'm'an es irgend auf
leni ^hre leiden kann ^ so* wird es fest auf
iasselbe aufgebunden, und so lange unge-
»tört darauf gelassen , bis es kalt geworden
Ist; sobald man das Brodt abnimmt, bindet
siait ein warmes Tuch fast um das Ohr;^ wemt
lies Alles- eii^igemale Wiederholt wird, so rer^
le&ait es ^eistelis Hülfe, oder -doch wemg-
rtens grolse Erleichterung» Hilft - dies iticht/
\o mnfs man öfters warme Dätnpfe Ton«mit
SAilebi uiid Wasser gekochter Weizenkleie/
mit wilden Chamillea und HoUunderblütett.
vermischt, in das Ohr gehenlassen, spanisch
PliegenpSaster oder auch nur geriebenen Meer-
- 54 -
rattig hinter da& Ohr legen, und w«m dem-
ohnerachcet das Gehör noch schwer bleibt»
hssenna Masticiü 4ans concentrata cum Oko
j§mj[gäalarum dulcium fldif^ig in das Ohr
titfpCein lassen« Man kann anch pulviM Moni-
chü stark mit dem Oleo AmygdoiaruMn did»
dum Ffriben. dann durch Leinewand drfickaa
und so eintröpftidn. Dies Mittel hebt oft eij^
sehr tief eiagewurseltes schweres Gehör gina»
lieh oder verbessert doch wenigstens dasfielba
tehr wieder, wenn es nur fleU§Ü8 ^^^ anhili
ttnd gehraucht wird. . i
Ist der Ausflols, wie mdslewi bei de%
Kindern» eine nach dem Oha% JungepShlia.
^«»uchUgkcic^ so sind gewöhnlich gdinde Äbr;
fuhrungen ui9d das.fleifsige £i|itxöp&lii das
MsnJttlöIs^ allenfalls gewannter aber ja. nicht.
beiiVer >ütseBr Miloli hinlänglich, das lUbd iffc
einigen \N och^n yölilg lu heben.
Ich habe schon gei^agt^ daCi xuweilM der
Gehüigang von der ciusflietsendea Fluchtig*
keit auklebt, seltener ist der Fall, dab er
von der ausiUef««ini)eji scharfen FMC^tigfceit
wand gefressen wird, und so suwichtt. Ist
er gänclich aufwachsen, so mnls «r adt &r
aar Lanietie durch^^linitt^^i, oder aait einer
bfritto Nadei durchstochen werden. Beides
abe« lauis ja mit alief Versieht (geschehen«
d^nui man dem TrommeUVUe nicht sdude.
k -
^ ^ SS ^
c.
^ Ist dier« geseheben 9 so mvdk sogleich ein der
i Oefnung ang^^messeaer QueUmei^sei ton gu-
^ tem Prersschwamme in dieselbe gebracht wer*
I den 3 jedocb muDi derselbe zuvor )a sich^
und ordentlich mit einem Faddn durchzogen
seyn, damit er nicht etwa in den Gehörgang
hinein; schlüpfen , und so noch grölseres Un«
glUcK anrichten k;önDe« Zuweilen i^t der Ge«
hörgang nicht völlig zugewachsen, wie ich
diesen Fall noch ohnlängst beobachtet habe«
Hier ist das tägliche JEiinbringen des Prefs«
scbwiunms allein hinlänglich, die natürliche
Weite der Oefnung wieder herzustellen. Der
Preisschwamm mufs aber nicht so lang ge-
schnitten werden, dals er das X^ommelfell
beriihren kann, weil er sonst durch seinen
Jkei2^ schaden würde; ich tröpfele auch vor
' dem ]ede$maligen Einbringen des Prefs-
achiiramin^ einige Tropfen Mandelöl in , den
Gehörgapg^
Z^uweilen ist nur allein ein Vorrath von
angesammeltem und verhärtetem Ohrenschmal-
ze die Ursache des schweren Gehöres; dies
löset das eir.-getröpfelte Mandelöl auf, und kann
dann leicht ausgeräumct werden.
Ein gröfNeres Uebel ist es, wenn, wie es
nicht sehen bei Kindern und Erwachsenen ge-
schiebet,, eine Eitersammlung nahe am Ohre,
beäonJers nach unten entstehet. Dies Ui^bel,
i- 56 —
%o geringe es scheint, rerdienet grolse Auf-
merksamkeit« Denn Sberlilst mail es sich selbst^
so geschiehet es zuweilen, und wahrlich, nicht
so ganz selten, besonders wenn der Kranke,
selbst, oder die Eltern eines so leidenden
Kindes, das Messer scheuen und das Gesohwiir
nicht zur Techten 2jeit wollen dfnen bssen,
dafs der Eiter sich tief nach innen und end-
lich bis zum GehÖrgange hinein einen Weg
bahnt I und dann meistens die Gehörwerkr
zeuge zerstöret oder doch wenigstens ans . ih«
rer Verbindung trennet. Wenn aber der Ei«
ter diese Zerstöru|ig auch nicht bewfirken
sollte f so ist ein solches Uebel doch . sehr
schwer wieder zu heben, denn ein solcher
fistulöser Gang schliefst sich ^r sehr leicht^
und gar gerne nach auTsen, und bleibt nach
innen offen und im bestandigen eitern. Das
kann man nur dadurch verhüten, wenn man
recht bald erweichende Umschlige, Leinsa*
men odef Weilsbrodt in Milch gekocht^- flei-
Isig warm Ton aulsen auflegt 9 und sobald
man nur irgend fühlet, ^afs der Eiter WUrk«
lieh iluctuire, das Geschwür mit der Lanzette
'öfnety die Eiterung sorgfältigst nach aufsen zu
unterhalten bemüht ist, in das Ohr selbst aber
beständig Charpiepfropfen, mit LiquamenUfyn^
hae und etwas Oel befeuchtet, hiJaeinbringt
und nicht gerne trocken werden iälst; die
. Gbarpie inüls ja mit einem starken zum Ohre
^ hixiau» hangenden Fa^en gebunden werden^
damit sie nicht in den Gehorgang hirvein^glei«
ten könne y weil dies sehr schwer wieder Jierr
ans zu bringeh -ist« ^ •
Zahnschmerzen $ind hier ganz erstaunend
hfttifig, weil ihre erste und leichteste Ursa«
eke, Erkältung y hier auf. der Insel oft fast
ganz unvermeidlich ist. Sind keine hohle
. iZähne da , so heben warme Kräuterkissen auf
d» Backen gelegt^ Senfpflaster oder geriebe«^
ner Meerrettig hinter das Ohr gelegt 9 diesel«
ben gewöhnlich. Ist aber ein hohler Zahn
Schuld 9 so ist ohnstreitig das einzige sichere
Mittel, den doch sonst wiederkehrenden Zahn«
'schmerz los zu werden 9 man reifse ihn aus
lind w6rfe ihn Yon sich! Cajeputc)! auf kleine
Gharpiekuchen getröpfelt 'und an den hohlen
Zahn gelegt 9 ist das sicherste Linderungsmit»
tel, noA besser und wirksamer ist es, wenn
es mit etwas Tinctura ihebaica vermischt ist«
Yor verschiedenen Jahren gebar hier in
Bergen des Soldaten K, Frau ein Kind^ wel»
chesa Schneidezähne mit zur Welt brachte |
da es a4 Wochen alt war, bekam es noch %
Zahne,9 und starb , nachdem es 36 Wochen
alt geworden war und überhaupt 8 Schneide«
zahne bekommen/ die beidezi mitgebörnea
aber wieder verloren hatte.
-^ SS ^
DiA vorEiigUchste -Mittel zur Erhaltung
und Rainigung der Zähne ist nach meinen
Erfahrungen eine liatwerge, die -mir unter
■dem Namen der 2^1mlatwerge der Mad« Pöb^
padour bekannt geworden ist;. sie ist (bigen»
de; 9^ puhms sanguinis Draconis Unc. !#
Cöralliorum rubrorumf BoU armeui^ Otsium
Sepiat ää Orachm» j. MelUs Bojiarum Unc i^
Olei CaryOfihyllorum Gutii v^ J^ssmiiße Cin*
natnomi Drachm- f. Mt D^ Nur darf . es
nicht 7A\ oft gebraucht worden« Das Reini-
gen di^r Zähne vom Weinsreine durch I^iiife
der gewöhnlichen Zahnärzte, ist den gähnen
gewifs öfter nachtheilig als vorthellhaft«
E4 ist bekannt) dafs Menschen auweilea
Jremde Korper hioterschlucken, die ihnen im
üchlunde stecken bleiben und oft groüsfe Angst
Terursachen, besonders weqn sie so hoch
liegen, dafs sie die Luftröhre ausammenpresr
sun; allein dafs auch ganz tief hinunterlie-
gende fremde Körper eben so heftige Angst
hewüikcd wurden» hätte ich kaum geghiubt.
Kine Frau zu B-*tz verschluckte ein ziK we*
nig gekauetes Stück Hammelflefsoh ohi^e alle
Kuorhen; es blieb ihr im Schlünde stecken.
Jtei meiner Ankunft bei derselben iand ich
sie der Erstickung nahe; sie war gana braun
im Gesichte, hatte einen sehr beengten Athem-
g, konnte kein vernehmliches Wort spre-
•ben, war «a deQ /Extremitären gan« kalt,
Wd hatte ^ine fürchteriiolia Ängste Wie gfi^
wohnlich wollte ich da« .i^rachluagene Fleisch
mit .6ioeai Schwämme an Fisehbeio befesti-
get Jiinuater stofsen, allein ^u meiner grö&e-
stea^^Verwimderung muTate ich mit dem Fisch*
lieiiie so. weit in den Schlund hinunter iah-
veOkvdaCs ich nach dfit *«ulsern Ausmeasung
dat jf aiischluckte Stüok Fleisch nur erat auf
dem Magenoiund liegend antraf. Ich mufste
' grofte Q^walt anwenden, um das Stück Fleisch
inr;^^ii Magenoiund hinein «U: atofsen, so dals
es, das f»iqh biegende Fischbein kaum "bewUr-
k^O. .wollte^ Als ich meinen Zweck erreichte,
gab».€^ ein lautes Geiäusch, und die Frau be-
sann und erhohlte sich sehr bald darnach
wieder, . ■ '
Der Schwamm muls nicht nur recht gut
an. dem Fi^chb^ine befestigt seyn, sbudem es
niela auch zn mehrerer Sicherheit ein star-
ker Faden in den angebunden eui ja gnpz wei-
chen Schwamm befestiget werden , der Toli-
kommen die Lauge deis Fischbeins haben muls;
dafuit, wenn etwa upglücklicher Weise der
Schwamm .sich vom Fischbein trennen sollte,
er mit dieaem gut befestigten Faden wieder
heraufgesögtn werden könnte*
Kinder und Erwachsene bekommen hier
oft Drüsengeschwülste ?on Erkältungen am
^ 6o ^
Halse Bnd unter den Acliseln, et sind niete
Scropheln. Am besten man legt sobald ab
möglich das Emplastrum diachylojt cum Gum^^
tnatibuM anf; denn nach diesem Pflaster Ter^'
theilet es sich oft und bald, wenn e^ sidi-
nooh Tertheilen lassen will; ist ee^ber dasa
schon zu spat, Sö gehet es auch desto leidi»
ter und sehneller zht • Eiterung über. Wird
•8 in wenigen Tagen gröfser, so ist die schikeDa
und fleifsige Auflegung des wannen Umsclila«
ge/|f von Leinsamen oder Weifsbrodt ia Ifueh
isu einem dicken Brei gekocht^ xnr leichte*
rea Beförderung der Eiterung am niitslicihsteB
und zuträglichsten. Sobald sich' nur eine.wei«
che reifen Eiter anzeigende Stelle fühlen md
entdecken lä&t, mufs es, besonders am Halse,
sogleich geöfnet werden, damit der Eiter nidit
weiter um sich oder tiefer hinein fresse, oder
gar noch neve Eitersammlungen an eintritt«
dem Stelle beveUrke ; dies ist besonders noth«
wendig , wenn versetzte rheumatische Scharfe
oder Ausschlagsfiebermaterie die Ui^iaehe iH.
Besonders in diesen Fällen frifst deir Eit«
sehr leicht und sehr schnell um sich und'
dann folget, auch noch nach gesohdiener Oef-'
nung des Geschwüres, nicht so gani aeiten
Blutung, nicht als Folge des Schnitts, soo*
dern aus einem vom Eiter durchgefrestenen
^' ^fäfso ; und diese Biutang wird bei Kin-
— fil —
»
dorn iaweilen» awch bei der Anweudiidg dien«
li0her Mittel tödtiiclu Die erste Oefnuog
Biiils. ja nicht zu klein gemacht werden, da«
mit «Dan f sich selbst -aur Schande , es nicht
-liemach. noch- einmal wieder ÖfneÄ miisse.
Ist nnd bleibt es nach gemachter Oefnung
umher noch hart^ so bebandie man es so
lange wie zuvor mit dem Pflaster und war«
men Umschlägen oben darüber, bis alleHärte
tersdiwunden ist» Allenfalls kann man nur
trockne Gliarpie an der Spitze mit eid Wi^nig
von ^ dem genannten Pflaster bestreichen , in
die Obfnung bringen^ damit sie offen bleibei
Wfil das zu frühe Schliefsen derselben durcb-
ana gar nichts tauget.
Krankheiten der Brüste. «^ Man kann
•a nicht oft genug wiederholen, fast ein je»
des Frauenzimmer, welches im Stande ist» ein
Kind bis zur reifen Geburt in ihrem Leibe zn
•mähren^ so zu ernähren, daCi das Kind ge».
annd geboren wird» ist auch wahrlich im
Stande, wenn sie nicht ihre dazu nöthige Ge*
aiindh^t bei oder nach der Entbindung zu«
gesetzet hat, das ?on ihr geborne Kind au^
Jier ihPem Leibe mit ihrer eigenen der Natur
ihres Kindes am besten, Ja völlig augemesse«-
nan Milch zn ernähren, und wenn -e&. auch^
wie der erfahrne Geburtshelfer Steidele an^*
zath^ nur wenige Monate geschehen kdnntei
— €* —
•t> wtif 'le doch das Kisd dabei adr ^M ge-
wisaea; ick weiTs es irdbrlui mm wMBäogtB
£i'fabrtts^[ac^ es gewixint »ebr viel dalMEi, «aek io
f^nTfWeüzi munck&lei küuliobe oder endevsNi-
be&sjCi&tände es sonst za indenaxliea iichieaga.
DaBtk.9 i/ffeadicher Dank Sfy dtM bei»
^ra Müttera Dieiaes VarerLsies dafär gi-
sag^t d«is sie den Trenat^Ldiea and eraslti
Vorsteüangea immer melix aa d mehr nacllij||S'
gebea haben, and vorgetngepen Citfia^lea
nicht aur, boadern auch der Veraanft «ad
deneo ia nuncbea Hänsera schon wiedaihok
gamachtea aad bekaDntea Erfahrangeii so.
geroe folgea ; solche Frinea gestehen es sdMm
jet2t öSentiich und fühlen sich ia »A selbst
tiberzeugt« daCj ihre yom Schöpfer so dardi-./
aus künstlich eingeiichteten Brüste, wahrlich ,
nicht zur Erhebung ihrer Schönheit, odc^ zur
Zierde ihres Körpers, sondern einzig und aU
lein dazu gegeben worden sind, um ihre neu-
gebomea Kinder mit Liebe und Wollust dar-'
aus zu ernühren.
Kaum sollte man es sich in unsem Zd*
ten noch denken können, dafs es noch Aecaib
geben könnre, deren es dennoch unaiöghcli
scheint 9 dais Mütter aus einer gewissen Me»
scheaklasse auch so wie andere Menschen im'
r
Stande soyn sollten > ihre Kinder selbst zu
stillen, und doch giebt es würkUch noch faeaCs
— 63 —
^mehrere solche Aerzt6> die solöhen MUttetto,
irelche xdohtgetd stillen wollen^ nicht alloin /.ui^«
theo, et nicht zä thün; sondern die, wenn die
Bttfittefauch sehr gerne ihre mütterliche Pflicht
erfüllten, ^'O lacge abrathen, und zneistcüs
üit dem Manne gemeinschaftiicho Sache jna-
«ben. bis isie ihren Zweck erreicht ^ und das
.gute edeldedieende Weib von ihrem so ver-
äOnftigen Vorsatze abgebracht haben* Verdis
'aen solche wohl den Namfen eines wahren
Arztes und Menschenfreundes? Nein wahr«
liioh nicht!
Freilich leiden die stillenden Mütter auch
zuweilen dafür, dafs sie selbst stillen ^ «n ih-
ren Brüsten, vorzüglich diejenigen Mütter,
Welche zum ^ersten male ein Kind säugen. Die«
MB sauget das Kind gewöhnlich die Brust«
werzen durch öder wund, und dies ist mei-
jtens sehr schmerzhaft Doch dafür ist auch
Ratb) den Lange uns gegeben hat: man soll
fBÜmlich weifsen Zucker am Lichte brennen,
auf eine Theetasse tröpfeln lassen, und so
unter einen Schrank oder Bettstelle hinstel-
len; hier wird der gebrannte Zucket nach
und nach flüssig, und wenn er flüssig gewir-
den ist, so bestreichet man mit demselben
schon vor der Entbindung« die Warzen Otters,
und nach der Entbindung /edesmal, wenn
das Kind an der Brusc gesegen hat; dies hilft
— 6a .—
SO würde doch das Kind dabei sehr ylet ge-^
winnen; ich weifs es wahrlidh aus vtelFältigen
ErfahrüDgen, es gewinnt sehr viel dabei, auch so
gar, wenn mancherlei Httttsliohe oder andere Ne-
benumstände es sonst zu widertathen sibhienen.
Dank 9 öfiFentlicher Dank sey den bes<-
setn Müttern meines Vaterlandes daftir ge-
sagt ^ dafs sie den freundlichen und ernsten
Vorstellungen immer mehr und mehr nachte-
geben .haben, und vorgetragenen 'Gründen
nicht nur, sondern auch der Vernunft und
denen in manchen Häusern schon wiedetholt
gemachten und - bekannten Erfahrungen so.
gerne folgen ; solche Frauen gestehen es schon
jet2t öffentlich und fühlen sich in sich selbst
überzeugt, dals ihre vom Schöpfer so durch-,
aus künstlich eingerichteten Brüste, wahrlich
nicht irur Erhebung ihrer Schönheit, oder zur
Zierde ihres Körpers, sondern einzig und al-
lein dazu gegeben worden siod» um ihre nen-
gebornen Kinder mit Liebe und Wöllnst dar-
aus zu ernähren.
Kaum sollte man es sich in unsem Zei-
ten noch denken können, dafs es noch Aerate
geben könnte, deren es dennoch unmögtidl
scheint, dals Mütter aus einer gewissen Me»
schenklasse auch so wie andere Menschen im
Stande seyn sollten > ihre Kinder selbst an
stillen, tuid doch giebt es würklich noch heute
— 65 —
sium, oder ein heftiger Schreck) oder, jedoch
selteiier^ ein äufserer Druck i$t, bei Schwän-
gern und Säugenden aber gewöhnlich von
stockender Milch bewürkt wird, ist das erste
und beste Mittel eine Auflösung vom Salö
' Tariari in Wasser ; man thut am besten^ wenn
man etwa alle 3 bis 4 Stunden weiche Leine-
wand m'it dieser Auflösung durchDäfst, dann
''die harte Stelle stsrk d^mit wäscht und reibt,
aber' nicht, wie andere rathen, die gänäfstai
Leine wand auf die Brust legt und liegen läfst^
weil dies würklich zu stark reizt, und oft
mehr sdiadet als hilft.
Es Traget sich: wenn nun einmal eine
aolche Geschwulst von irgend einer Feuch-
tigkeit in der ßrust entstanden ist, und sich
weder durch Waschen und Reiben mit der
d)en angezeigten Auflösung , noch durch an-
. haltendes Auflegen des EmpL diatkyli c. Gum-
i^ maiiBuSy noch durch Umschläge von Weifs«
E brodt mit Bleiwasser gekocht, oder von Ha«
fr. fergriitze, oder von Leinsamen in Milch go-
^ Jkocht, will zenheilen lassen, sondern der
[ eifrigiten Anwendung dieser Mittel ohnerach«
1^ tet, dennoch in Eiterung übergehet, was ist
^ dann zu thun? Soll man sich dem Eiter selbst
'eine Oefnung suchen und machen lassen?
- - Oder soll man demselben mit dem Messer
den Weg bahnen? Nach meiner Ueberaau*
Jonm. XXI.B. a.Ste S
V
V
— 66 ^
I
gung muls ich rathen, weil ai miok binlliig«
liehe Erfahmng gelehrt hat: mm öEoe den
Knoten mit einer Lanzette, aobald man sich
überzeugt hA, da(s wiirklich Eiter in dem-
selben enthalten sey^ und er nicht sehr tia{
liege, und machi sogleich eine nicht zu Ueifla
Oefiiung. Meine Gründe hiexu sind: i) dia
Kranke leidet weit mehrere und oft gani un»
ausstehlicfaie Schmerzen y wenn sich der Eiter
selbst durchfressen soll, a) Je länger der Ei-
tersack in der Brust verschlossen: bleibt 9 4^-
sto ärger frist der Eiter um und unter sich.^ '
3) Nach einer von selbst entstandenen Durch-
fressung des Eiters, oder wenn man auch
nur zu lange mit der Lanzette geaogert hst>
giebt es in der Folge gewöhnlich mehrert l
und oft entfernte Eitersammlungen in der
Brust 9 weil sich derselbe nach allen Seiten,
ungestört Gange sucht und madit; 4) ^^^
lieh bewürkt der durchfressende Eiter ge*
wohnlich entweder eine zu kleine, oder auch
zu grofse und breite, oder doch sehrunföra^i '
liehe Wunde, und meistens eine sehr große, .
oder doch verunstaltende Narbe, im ersterM j
FaDe Hiebt der Eiter sehr langsam aus und
halt dadurch die Heilung auf^ oder die ^a
kleine Oefnung schliefst sich auch an frühe,
und dann entstehen durchaus neue Eiteren* -
haufnngen; im letzteren Falle abery wenn die
(C^efotioji SU grols ist, yerzSgert sich dadurdi
: die Heiluag oft gar sehr. Das Messer aber
i' macht dem Eiter auf einmal Luft, giebt ema
•, v^ine Schnittwunde und heilet, wie bekanoti
am leichtsten wieder, und meistens, weichet
der Wandarzt, besonders beim vornehmen
Frau^/jAKimmer nie aus der Acht lassen darf^
/folget dem reinen Schnitte eine fast 'unmerk«
Uche Narbe. Gewiis Vortheile genug, um
. dem Messer vor dem willkührlichen Durch«
' ( fressen des Eiters , und noch mehr yor der
Ton Einigen empfohlnen Anwendung iLt% Aets-
mittels den Vorzug zuzugestehen*
- Man glaube aber ja nicht, dafs das Nicht-
stillen vor Knoten und Milcbrerhärtungeny
öder Stockungen in den Briisten schütze!
''i Jfein gewils werden Frauen, welche nicht
selbst stillen, häufiger von diesem Uebel an«
'; gefiillen, als diejenigen^ welche selbst stillen;
^ und wenn sie, wie man im gemeinen Leben
|. sagt, Einschufs in die Brust bekommen, so
I heilet.es meistens schwerer bei denen, wel-
che nicht stillen als bei den Stillenden, weil
bei letzteren die Milch noch einen andern
Ausweg hat , und daher der Zu Aufs nicht so
stark ist, als bei denen Nichtstillenden.
Ein zweites Uebel, dem das weibliche
Geschlecht, auch die Unverheiratheten nicht
ausgenommen^ an ihren Briisten au8g«stu( ist,
E a
-. 68 -,
9
ist d«r Krehs. Freilich sind auch -andere Tbeila
dea menschlicb^B Körpers, Toraiiglich dieLef-
aea , das Gesicht ^vnd die Zeugunptheile hi^
von nicht ausgenommen ; auch findet er sicifi
an andern, sowohl äufserlichenjals innerl»»,
dien Tfaeilen, jedoch seltner .ab an den. ge-
nannten. Das männliche Geschlecht 'ist TOa
dieser fürchterlichen Krankheit nicht ausge-
nommen»
Der Krebs ist das schreckUc&ste Uebe[,
welches ich kenne« Daher sind audi ao£
sehr yielen Wegen Versuche gemache , die-^.
sem fürchterlichen Uebel abzuhelfen, und de«^ '
halb sind^ auch fast unzählige Mittd dagegen
erapfohleki worden. Von den sogenannten
Arcanb enthalte ich. mich alles Urtheäs, wdl
ii^ deren Zusammensetzuug mit Sicherheit
nicht kenne, und also über ihre Kraft nach
ihren Bestandtheilen nicht unheüen kann^ und
fibngens kenne ich ihre Wüxkungen nicht,
weil ich nie ein Arcalkum aowenden werde,
ao lange mir noch irgend ein anderes Blittel,'.
dessen Bestandtheile oder Würkaamkeit ich
kenne und von dem ich nur irgend Nutaen hof-
fen kann, übrig bleibt. Die würksam^ten sind
ohnstreitig die mächtigern TSlitibli Arsenieuml
Atropa Belladonna y Auripigmentuml Chdi'
donium mujus, als Aezmittel, Conium macu»
lasumi Lapis inf^mmlis! Liguiura 4€pticä,
■Mereurimliä ^ * Sentica , Uido , Fesicak>ria et
- Füriolum^ woFon einige wenige ionerlicb, cUa
mehresten aber äulserlich angewandt weiden.;
von einigen, wenn sie nur mit Vorsicht und
^. Ordnung gebraucht werden, möchte auch wöhl
\ hin und Nieder Hülfe zu erwarten seyn. Das
\ einzige sichere oder doch das sicherste Mife*-
S' 4el bleibt und ist ohnstreitig das ' Messer, nur
fa zur rechten Zeit und ohne Blodigkeit an«
gewandt, das heifst den Schnitt )a gleich auf
jeinmal breif und tief genug gemacht f. weil
«nan sonst nur Schmerzen und -keine Hülf^
dadurch bewürkt. Ich habe dies leider schon
nehreremale erlebt, wo offenbar die Blödig-
keit und. Furchtsamkeit des schneidenden
. Wundarztes die Ursache war, daia das Uebel
bald und mit ierneuerter Wuth zuriickkcjute
md schreckliche Verwüstungen andichtete;
^er Schnitt war durchaus, nicht breit und tief
genug gemacht worden. Am ersten, und hau«
figsten geschiehet dies beini Krebse an der
Lefze, weilr an dieser Stellender Schnitt ohi*
ifehin mit mehreren Schwierigheken verbun-
den ist, als an. einer jed^n andern ^ beson*
ders, wenn nicht früh genug geschnitten wird^
Sollte aber der Kranke das üdesser durohans
nicht anwenden lassen wollen^ so empfehle
ich aus Ueberaeugung die rom Herrn Geh.
Rath Hufeland ttnd mehreren erEshrnen Man-
— 7« —
sem Als Vürsu^ieh gerühmte' AxßBmmg im '
Arseniks! Es ist waliriich änfseriich imd mit J
der gehörigen Vorsicht angewandt, ein sel|r>
wichtiges Bilittd. Nächst dem empfehle iA J
mit Recht den änfserlichen Gebraooh das ^«^^,
ripigmenn und die Anflösong des Lapidis im^ {
fernaUi. Man sehe Baldingers Magaxin fiir
Aerzte Bd« X. St. a. S. 117, wd ich von bei-
den letttem Mittdn meine Qadlee^ angeseigt
habe. ;»'*
Rippenbrücl^ sind wohl Überhaupt seSü^
Ifir sind während meiner fast Sojähiigen.Pkuv
nur zwei voigekommen, die'ich sehr aiadsdi
behandelte, und deren Heiland mir "doch
Tollkomq^en gefawg. Der «rste Fall war bei
einem Kutscher anf Rügen 9 dem ein stavksi
Pferd mit einem Sehlege ron hinlsen die dbittfc
faböhe Rippe, etwa anderthalb Zoll Tom RBclfr:
grathe queer durchschlug. Ich machte eine i^iiv
fserst «infache Bandage; ich baiid eine breite
Binde fest um den Unterleib dei Geschlage-
nen, so dals der Rippenbruch etwa mittea
unter der Binde' war; ein guter; breiter Rief
menmit Schnallen wäre freilich .wohl bester
gewesen; -allein ich hatte keinen bei' der
Hand. Unter die Binde legte- ich auf das
äufsere Ende der gebrochenen Rippe siemlidi
*icke graduiite (Kompressen, so dab dadurch
I Spitse der gebrochenen Rippe in die Hohe
— 7» —
geswangen wiirde. Gleieh nach angelegter
Bandage lierien Angst und Sehmerzen, wel-
che luiror sehr heftig waren, nach, und ga-
ben dadurch den Beweifs, dafs 'die Bandage
das bewürkt habe, was ich daron erwartete
nnd wünsohte. Auf der Stelle, ^ wo die Rippe
gebrochen war, liefs ich die Binde oft und
aö" lange mit Ameisenspiritus und Salmiac- .
m
Spiritus betröpfeln,' bis der Kranke die Nasse
am blofsen Leibe fühlte. Bei diesem höchst
-einfsdien Verbände und dem damit verbun*.'
denen innerlichen Gebrauche kühler und ge«
finde abführender Mlttßl, und dem Trinken
eines Decocts von Wolferley, Flores Ami^
eae eu. und der strengsten Ruhe, genafs der
J^ge -rasche Mann in 14. Tagen so weit,
dafs er wieder umhergehen und kleine Ge-
schäfte Verrichten konnte; jetzt ist er völlig
gesund, und hat vc^i der zerbrochen gewe-
aenen Rippe auch nicht die allermiadesten
Beschwerden. Der zweite Fall war bei einem
iiber 60 Jahre alten Manne zu B. auf Rügen,
der von oben von einem hohen Scheunendadhe
herabstürzte. Er brach die dritte wahre Rippe
der rechten Seite, etwa 2 Zoll vom Sterno;
^ia war so sehr zerbrochen, dals es bei je-
dem Athemzuge knackte; der Kracke hatte
einen außerordentlich schweren und geprefs«
tcn Athemzug uad heftige Beängstigungen.
— 7» —
A meiner ersten Ankunft bei demielb«pi lag
er ohne alle Besinnung , hatte einen nemlich
sUrken Blutauswurf mit schwereim, äulserst
' angstvollem Hniten, und siemlioh statkes Fie»
ber. Ich legte ihm sogleich eine ziemliGh
breite Binde mitten um den Leibf eine an-
dere um den rechten Oberarm und heftete
an beide Binden kleine Bänder; nun 'EOff
ich die rechte Schulter und den Obemrm so
Stark wie möglich zurück, und bind letsteren
mit Hülfe der kleinen Bander so fest «i die
Leibbinde, dafs der Kranke delpselben dank
aus weder vorwärts biegen noch ziehen kx>iinte*
Hiedurch bewürkte ich» dals die g^l^pcheoe
Rippe so weit hervorgedrängt- wurde»..« dafl
das zuvor nach innen stehende End^ ipi^ dem
andern in einer Richtung zu stehen .ki^m und
Hat Knacken sogleich gehoben wurde** Kun
legte ich einige kleine fl.iche Com^Mressen auf
die gebrochene Stelle, die ich zuvor tijLchtig
mit jiqua vulneraria Thedenii, angefeuchtet
hatte, und befestigte dieselben mit einer Ina«
fsig angezogenen breiten Binde«. Das. angst«
volle Athemholen verlor . sich bald nach die*
sem angelegten Verbände,' und.^da ich aus
vielfältigen Erfährungen weils, daj^ schnell
bewürkte Leibesöfnung bei solchen VprfSUen
die schnellste Erleichteruog verschalt, so lieb
ich sogleich Clystiere mit Weinessig setzen,
- 7? -^
iirid be&crgte zugleich kühlende und gelinde
abführende Arzneien^ auch ein auflösendes
'S
und die Expeetoration beförderndes Decoct.
r Bei meiner Abreise befahl ich, den Kran«
ken ja ruhig liegen zu lassen , und dea.Arm
sorgHUtigst in . der demselben vpn mir gege-
benen Lage und Richtung zu erhalten, auch
: die Copipressen Öfters mit einer Mischung
ans Skiffe 9 Ameisen- und Salmiacspiritus zu
beCauchten^ jedoch ohne die Binden zu lö->
aen. . Weil dem Gefallenen die Brust stark
röchelte und viel Blut ausgeworfen wurde, ao
acbickte ich einen Wundarzt hin, dem Kran-
ken eine Ader- am linken Arme zu öfnen
und ein ganz Theil Blnt abzunehmen; denn
dies und Zakine ausziehen sind die einzigen
chirurgischen Geschäfte, welche ich nicht
iibernehmen mag. Der Wundarzt wari ganz
g^gen allct Ordnung, so voreilig den Arm wie-
der los. zu machen, weil,* seiner Meinung
nach , ' der Kranke doch bald sterben werde,
und demselben das Anbinden des Armes nur
unbequem hej\ allein sogleich nach Lösung
des Armes nahmen die Beängstigung^en wie-
der zu, und. ich wurde recht bald wieder
selbst zu den Kranken gefordert. Ich band
den Arm wieder nach der- oben angezeigten
Weise £est,i liefs alles bei meiner zuerst ge-
machten Anordnung, und hatte die grolae
— '4 —
*rix'e% ienk "Lranjua iachzTch glcicli wieder
'£.- f.r-iitrfi'.^ lan jroise Miedemog seiner
?«^a^-ai$utiwea :n 'lewürkszz» iN'aoli drei
'>fe^i^u rstitfiC ieffseibe fcfin-? Tolüge Besin-
a4i:i vicue*. ad nach vier Wochefi war der
rrcii» :>v;iioa io '▼eit, ciais er zu Pferde an-
r:i..iatj * Uiiaeo, jtlpr ^ Meilen ron seiner
w».io4,.4 -.1 Tttr 38ch Bergen reiten konnte.
4- 1- v-t» v«r er äo wohl, wie ein iiber
V. fcdr «iTeis nur immer seyn kann^ und
. ^ ^>rvK.iene Rippe rerursachte ihm swir
^.ji><^^ ^ar vjeie, aber in der Folge gir
V ..;^- .^<$>ca«verti^a . und der Alte fiibhe aieh
. .v-.-i ^v» .-jeÄUiui, ilais er nach wie vor lei-
s^ix^i .<tfwotinliciien Arbeiten übemehmen
x.^.uivk-. Au .iep Steile, wo die Rippe gebro-
a «%aAi >a»'-c ein Knoten einer kleinen
*...i ;■••«. v<-/«L'*'ei('.'i<f kommen hier recht
, j . . , V-., «tu ;!uuii*r*teu im Winter vom Fal-
,1 «,. .!• ■'.;*<». Uie beste Bandage ist und
. -4 •«..,.» uoi ur l eberseugung die Fest-
..».«.V' aviuii^ d^^ Schulter und. des
\.^ »,..:. i.* SiCr, an welcher der Bruch
. » .u« .,«..*-wn ..•••• cirianJar heilet ein Schliis-
«^u^4iitv|i:« :i tiK»h -iu'. Auch die künstlichsten,
kMPAv«»-^(«Hi Umlagen bewürken nie Hei-
k|^\l«> (Ui «^luamler, wenn der Kranke
#i^^(%>i>A iHciigo Wochen so stille liegt,
iails er -kleine Schulter bewegt. UiAL- wer
könnte dies wohl so lange aushalten ?
j4rm» und Beinbrüche falten hier eben«
falls aehr häufig ror, am . häufigsten auch im
Winter. Sind 'diese Brüche ganz einfach, das
heilst, ist ^er Knochen ganz gerade durchge-
brochen^ ohne Splitter und ohne Wunden
nach aufsen, so ist gewifs die .einfacljtste Be«
handlung die sicherste ijind beste* loh selbst
iuibe ohne Zuthun: eines Wundarztes^ welchea
ich doch sehr ungern thue, mehrere. Arm-
mid Beinbrüche verbunden und geheilet, wor-
nnter ein Armbruch eines Kindes von 5 Ta-
^en warrt dem die Mütter beim Anziehen des
Hteides den Oberarm gebrochen hatte. Mei«
ne Behandlung war wahrlioh bei allen höchst
einfach und der Erfolg allemal sehr glücklich;
Ich brachte die gebrochenen Knochen so gä«
nau wie möglich naöh der gewöhnlichen Me-
thodie au einander, legte dann sogleich eine
doppelte, ziemlich breite, etwa ^1 Ellen lange,
apch nach der Di^ei^ des gebrochenen Thei»
las kürzer, durch und durch mit jfqua vuf-
neraria Thedenii durohnäfste Binde, mitten
' und unmittelbar um den Bruch ziemlich fest
herum, well dies nach meinem Dafürhalten die
beste Stärke gi^bi; dann wickelte ich noch
eine schmälere trockne und ziemlich lange
Binde ganz regelmäl^ig und vorsichtig um, da-
- 78 -
mit Jettes gans glatt würde, md w^mii uk
dann die Vertiefiang» mit hinlSogUchen Com-
pressen aas^^efu'tert batte, so legte ioh an
dreien Stellen, wo sie am wenigsten beteliwer«
ten und doch gcolse Ebdtting bewurktan, li8l-
cei ne in Leinevyand eingenähete, nad an dei
inwendigen Seite gut mit ' Baumwolle oder
Wolle gefutterte Schienen an. Wo der staijk«
fite Druck nöthig in , da lege idi gewdlbiiidi
die erste Schiene hin, und wickele eine jede .
besonders fest, doch so,' dafs alle drdi mit
einer uad derselben Binde ' befestigt wttrdapi
Dies Wickeln und Befestijgen muls ja nak^de^
grolsesten Vorsicht und Adfrnerksamkeit :ge>
achehen, damit ja alles ganz genau aiasefaliMMi
ja nicht su fest, aber noch weniger. M loa
werde«' Nun wickele ich noch eine kUraere
Binde mit den regelmadigstenSchlägeki öboi
Über dai Ganze, und lege dann bei einem
Beitibruche eine ganz einCache, dicht grolse.
oder starke Strohlade an*, die ich -mit • drei
dieselbe umfassenden Bändern befestige. Den
Platfufs binde ich nach gewöhnlicher Weiae,
damit er sich rie wilikiihrlich bewegen kdn<-
ne, aber nie soffest, dafs es beschwere^ odtsr
gar Snhmerzen verursache. Der Hacke^k'mttfs
fa gut ausgefüttert werden^ damit er aütcht ^
hart oder nafs liege; in beiden Falleti entste-.'
^en Scb merken, oft schnelle Eiterungen^ nad
- 77 - . .
sogar. Brandblasen I und dann ist diesem tid-
bei, ßo lange der Kranke liegen muls/ «ohwer
wieder abzuhelfen» Der gebrochene Arm muGi
alleinal in einer Binde getragen werden, bis
•r völlig wieder' ausgeheilt ist, und die Binde
dergestalt an der Kleidung des Krankten b^
festigt seyn, dafs der Arm nie weder wlll-
IdLhriioh noch unwilikuHrlich bewegt werden
köfilke. Nicht gerne lege ich auf der obern
Seite dea Bruchs eitiQ Schiene, wenn es an-
vders die Stella des Bruchs irgend erlaubt, ^ui\'
ten eine anz^legen; denn wenn oben keine
Schiene liegt, kann man besser sehen, ob der
Bmoh gerade ist und bleibt, und ^ es ist ein
wahres Scandal für einen ordentlichen Wund«
arstj wenn ein ganz einfacher Bruch schief
geheilet wird; auch kann man die gebroche-
ne Stelle am besten anfeuchten, wenn oben
keine . Schiene liegt. JNTaoh £rfahruBg und
Ueberzeugung rathe ich 3ies Anfeuchten al?
lemal zu Anfange, allenfalls bis zum zweiten
Verbahde, mit dem Thedenschen Söhufswas*
ser zu thun, dann aber mit dem Goulard-
sehen Bleiwasser; weil aber das Thadensche
Schufswasser alle Bandagen nach und. nach
zerfrist, so milfs nutn «ioh beim zweiten Yer«^
' bände mit ganz neueii Bandagen einrichten*
Ist aber der Bru<:h nur irgend oder gewi/i
MiBjgiUcixtg {dejOiJi fiele Wnndiirj^ta geben «inen
Brach oft als compliicirt an, dar aa walirlidi
nicht ist, am hfiufigsteni wenn ar lai^aaiii
oder gar schief geheilat Wird,) so mnia man
durchaus gar keine steife Schienen antagao^
bis die complictrte Wunde wieder geheileC
ist, oder die Splitter böi Seite und ia Ord-
nung gebracht worden sind; wahrlioh nrina
Regel y wider welche auch noch hante
rere Wundärzte sündigen«
Beim Vorderarmbruche, besondera
nur ein Knochen gebrochen ist, können
stens gute steife Pappsohienen, mit Leinewand
bewickelt, hinlänglich söyii, vomiigli€:h: bei
Kindern; auch ebenfalls bei gani^ kleinen Kia«
dem am Oberarme,
Bei dem kleinen fiinft&gi^en Kinde, das^
sen Oberarm gebrochen war, entstand an der
gebrochenen Stelle ein dem Callna ähnlicher
Tumor; von d^r Gröfse einer welschen Nafsi
der aber hernach dem täglichen Waschen
mit Salmiac und K«:Ikwasser nach und nach
so sehr wich, dals di3r Arm meder ganz eben
wurde; und zuletzt gar kein Caillus mehr an
fühlen war.
Nach meinen Erfahrungen und Bemer-
kungen müssen die Schmerzen eines einfa-
chen Bruches allemal sogleich nach dem er-
sten Verbände aufhören; wenn der Bruch
* onstmä&ig und ao yerbunden worden ist,
— 79 —
«
dUft alles in rechte natürliche Ordnung ge-
braoM worden, und keine Complicatio^ als'
scharfe reizende Splitter, Wunden oder auch
nur Quetschungen, welche Schmers rerursa«
cheli^ mit demselben yerbunden sind; imUetz*
tem Falle werden die Schmerzen nach dem
*
.angelegten Veibaude heftiger. Zum Beweis^,
dals die Schmerzei^ nicht nachlaueni wenn
nipht alles in gehörige Ordnung gebracht
worden ist 9 aber sogleich nachlassen, wenn
alles in Ordnung und gerade gegen einander
^bracht worden ist^ mufs ich einen merk*
wUrdigen Fall ganz kurz erzählen. Ein fun»
ger Bauer L. in T. auf Rügen brach das
Schienbein so^, dafs an dem obern Knochen 1
ein gerader und oben spitzer ziemlich grof&er
Splitter ausgebrochen war. Er wurde von
einem Wundarzte , wie gewöhnlich mit Schie*
nen verbunden, und hatte gleich nach ange-
legtem Verbände heftige Schmerzen. Der
Fuls wurde wiederholt anders verbunden, we«
nigstens die Binden un.d Schienen and^^
upd von neuem angelegt, und doch dauerten
die Schmerzen fort und waren oft so hef^f^
dafs der Leidende keinen Augenblick Aul^
dafür Hatte. Da der Kranke eilf Wochen so
ausgehalten und der Wundarzt den Fuls lange
nicht gesehen hatte, wurde der Bauer despe«
rat, liels sich auf ein Pferd heben, denn anf
* *
Bruch oft als eomplicirt an, der es wahrlich
nicht ist) am häufigsten, wenn er kngsam
oder gar schief geheilet Wird,) so mnfs man
durchaus gar keine steife Schienen antageo^
bis die complicirte Wunde wieder geheilet
ist, oder die Splitter bei Seite und in Ord-
nung gebracht worden sind; wahrlich -4fiae
Regel y wider welche auch noch heute aah-^
rere Wundärzte sliudigen*
Beim Vorderarmbruche , besonders wenn
nur ein Knochen gebrochen ist, können nm-
stens gute steife PappschleneU) mit Leinawand
bewickelt t hinlänglich seyp, yorzügUcfa. bei
Kindern ; auch ebenfalls bei gans; kleinen Kin-
dern am Oberarme.
Bei dem kleinen fünftägigen Kinde ^ des^
sen Oberarm gebrochen war, entstand an der
gebrochenen Stelle ein dem Callns ähnlicher
Tumor ^ von der Gröfse einer welschen Ifafs,
der aber hernach dem täglichen Waschen
mit Salmiac und K6:lkwasser nach und nach
so sehr wich, dals d»r Arm wieder ganz eben
wurde, und zuletzt gar kein Callus mehr au
fühlen war.
Nach meinen Erfahrungen und Bemer-
kungen müssen die Schmerzen eines einfa-
ishen Bruches allemal sogleich nach dem «w
sten Verbände aufhören; wenn der Bruch
kunstmälsig und so yerbunden wordea ist^
— ai ^
der sohöa-vor eilf Wochen gebcocken^ a&4
äodh M' wenig angewac^hseQ war, dals er bei
geriogem Sucueben •■ des Fufses ron neuem
brach, nun noch wieder. anheilen könne» - In-
dela mirfita'ick doch «ikurchans' so' yerfahren,
als. Mcann' ich eineD gan&^frisehen Bruch vor
fi^ httte. . Ich* wusch daher zuerst mit ge«
gahöriger Unterftützung'des FoTses denselben
filNsr und 'über tüchtig mitThedenschen Schnfs«
Wasser, brachte die Knochenenden so genau
msd sa ^erädewiie möglich an einander* Oben
Wo der^ Splitter eingedrückt war, blieb ein^
vlTifttieAüigf.ifer eiche ich mit trockner Cbarpie
st^fiilU^ Dann, yeobandi ich den Bruch gani^
nach meiner schon oben al^fezeigteu MeldKH
40 f und liefs nun die gebrochene Stelle tsgr
lieh dreimal mit einer *Miüchung ausi Salmiac
pnd Kalkwaucr benässen. Gleich nach an-^
gelegCein Verbände waren aUe Schmerzen wegg^
der Kräfake schlief die Nacht nach eilf Wo-
oben. zum er&tenmale ziemlich rvhig. Nach
fUnf Wochen konnte er auf seinen gebro-
■ohenen Fufs -treten und nach sieben. Wo-
den 'mit einem Stocke gehen, und jetzt ver-
richtet, er alle Bauerarbeit ohne Schmerz^
und ohne Beschwerden im Fulse. Fast nn^-
glaublich schien es mir^ dals ein schon eilf
Wochen zuror gebrochener Knochen noch
ztti vöUlgeii AneinanderwachsuBg fähig seyn
Joarn. XXI. B. ?. Sc, . F
— 8a -.
iMt% mul dodft geft^hah« ei wiridifih». Ififtr
kemit diesen -gewils sehr merkwürfigen TsH
Cut jedermaDn, und ich eothak» vttiidi daher
sehr gerne aller Srhlnrte. über denselben.
EiaEiücha BtUcbe am VwderaaMi bedfir-
fen nur einer .leichten Verbandes ^ wenn dtt
Ann nnr so befestigt frird, daCi' deei Kranke
ihn durchaus niäit w iUkuhrlidi bewegen kuimt
Eine Regele welche gewilj bei jedensi Bm-
che gilt»
yerrenkungen sind an attnr ^ühalleB Ues
inenschlicfaen Kefpers, io weidD^n Kntehen
mit einander verbunden sind^^in jedvm'^Gi^
lenke möglich; sowohl in der VeÜ>indilng^dai
Sdienkelbeines mir dem Beckeni*ah cuel^ ia
einem Gliede des Fingers. Ich habe häufigst
Beobachtungen darüber angesÜUt.^ '
Je schneller nach geschehetter'Austonkiuig
Idas Einbringen ipssdliehet , desto deiphter.
Nicht immer werden die grÖFseren. JEüiacheii
sehr schwer und die kleinern «ehr leveht wie*
der eingebracht. Auf eine gute und Kinllng«
liehe Ausdehnung kömmt ^lles an. Bnm '^obw*
kelknochen geschiehet dies am besnsn mit
einem FlsschenKuge. Ist dbr Knochen"* wBrk-
lieh wieder völlig in seiner Lage, ad kana
ihn der Kranke gleich unmittelbar nach der
yoUkemmen^n Einbringung wiUlLährlich nnd
ohne Schmerzen bewegen. Kann er diea nichti
— 83 — '
•o ist 4er Knochen gewiCi noch nicht völlig
wieder in seiner natürlichen Liage« Es yer*-
stehet ^ch von selbst, dafs diese erste Bewa«
gupg mit grof&er Vorsicht. und mit hinlängli-
cher Unterstütxung des ausgerenkt gewesenejn
Gliedes ge$chiehet^ weil sonst der Knochen
4ehr leicht wieder sogleich au&springt. Ist der
Jüpchen wifrkJich ganz in seiner natKrlichen
.Lage, und hievon muls sich der Wundarzt
durchaus sogleich zur Stelle yollkonunen über-
.«cugeni'sa.wird eine Bandage angelegt. Die
.«infachite ist auch hier die beste<: nnr mu£i
1
J^%h Glied dadurch hinlänglich im Gelenke
befestigt und für alle- mögliche willkübrliche
Bewegung i wenigstens fioht Tage hindurch,
.sorgfaltigst geschützt und bewahrt werden,
-sonst geht es. nur selten gut; denn wenn der
iPatient auch noch ;so heilig verspricht » dals
er den Arm oder Fu(s durchaus gar nicht be-
wegen will ; er hält doch nicht Worti^ Gleich
nuch dem wieder eingebrachten Gelenke. wa-
sche ich die Stelle tüchtig mit Thedenschen
•Schufsvirasser und hernach feuchte ich sie täg-
lich einigeoml ruit der Mischung aus Salmii^o
und. Kalkwasser an, weil dies die Geschwulst
am besten zertheilet und verhütet.
Es ist soh&ndlioh, wenn ein Wundarzt
einen gebrochenen Knochen für einen ver-
renkten und einw verrenkten füi! einien g«-
F a
- 84 -
broehenen bSlt» denn beide ImiD|[eB Itabea
oft schrcMrkliolie Folgen ; fa nodi soliSndlicher
ist es, wenn eine fixirte rheumatische Sdiärfe
in irgend einem Gelenke !ut eine V^ren-
kung gehalten und so gehandhabt wird, weil
dies meistens ganz außerordentÜobe Eit^enm-
gen, yerbunden mit den heftigsten und uu
haltendsten Schmerzen nach sidh kieht,- und
doch kommen solche Irrthiimef ni<dit gana
selten vor.
Die Ausrenkung der untern ^Kiiinlade
(luxaiiö maxillao inferioris) ist mir enüge*
male yorgekommen, und zwar beide ipak
nach hinten« Ich fafste mit beideia Giümen
Torne unter die Kinnlade » mit beiden V<mp-
derfingern jeder Hand so weit wie raögUob in
den Mund hinein, und setzte die Finger fest
hinten auf den Kinnbadcen;* drückte daDn
den lUnnbacken mit den Fingern und mit
Unterstützung der Daumen, gleichsam als über
einen Hebel, aus allen Kräften nach hinten
und nach unten« Sobald ich bemerkte^ dab
der Kinnbacken nach unten wioh^ gab idi
mit beiden Daumen zugleich einen stafkeA
Schub nach Yome und nach oben, jopd t)eide
male gelang mir die Einbringung auf den er-
sten Zug, ohnerachtet der eine Kinnbacken
)n 16 Stunden ausgesetzt gewesen war,
Geschwulst ':ilgre ick durch Waschen mit
Tkedenschen S<^\!£sYia%%«t«
I >
M >83 -^
M 'ut 4mp Knoobeii gewilf. noch niclit ?811%
wiedw ii^. s^inar natiirlicbm . Lage« Ef Tar«'
itebat^'siah iKifi selbst, d«fs diese erste Bewa-
{|IMtg>9iit griorfter. Vonicfat.imd mit hJigiiäDg^
üi/ft . üiitferif fiiitiiuig dßs ausgerenkt gewesenefi
jQlip4§R tim^h^t, w^ü sonst der Kc!bc)if|i
4fj^ 4Mcbt wtjsder sogleicjb aufspringt. Ist dar
§ifffichmk .^RTiIrJüich gan;^ in seiner natKrliidien
if98^t; Ml^ m^iüvrn . mnis sich der Wundartt^
durchaus sogldch aur Stelle ToUkommen über«
OWWWHMMWfl eipa, Baridaga^ajngelegt. ,Dia
^Fy}hit»t ist .auch hiarM^ia^.beste«; nu inuifi
^T Qüi^d. dadurch i^iDliiiigli^lir do^ Qeienke
MiP9t%t,jMd^ iiir alla, mPs^f^^ villkührlicha
.*ewegu»gr F«Pig»teM :W^»t.,Tage hindurch,
ilpigfiU(ig|t geftchüut und bewahrt werden,
:*lonst g^ht; es ..nur aelten gut; denn wenn der
{Patient auc||.noch >o heilig verspricht , da&
jer. den /Arm oder FuGi durchaus gar nicht ,hai*
wegen will; er hält doch nicht Wort» Gleich
.-fiaeh dem -wieder eingebrachten, Gelenke. wa-
ndle ^ ich die Stelle tüchtig mit Thedenschen
;fiehu(swas$er und hernach feuchte ich sie tag-
jich ein^geflD«! mit der Mischling aus Salmii^o
nnd. Kalkwasser an, weiL^dies die ^Geschwulst
am besten' aertheilet und trcrhUtet« , .
Es ist aohindlicb, .frenn ein Wundänt
,ainen gebrocheioien Knochen fttr atnen rer*
renkten und einnpi fearrenkten füif eymien ga-
— 86 —
ein lolcher höclbt seltener Fall rorgekonimeii
ist 9 und ich denselben sehr genau beobaoh-
tet habe 9 so kann ich nicht unterfassen hier
etwas yon demselben Torzutragen* Ohnstrei-
tig sind die bei einer Commoiio nteda^ae
spinalis yorfallenden Geschäfte eben so sehr
Geschäfte eines Wundarxte$ als eines Armtes,;
und deswegen erwähne ich dieses miaidLwSr«
digen Falles hier.
Der Bauer j4. M. zu N» auf 'Rügen, ein
sehr gesunder feister und starker M^nn^ hatte
das Unglück von einem siemiich hohen Fa*
der Hola rückwärts hinunter an stürzen; vt
fiel auf einen harten Fufssteig, und ao no«
glücklich y dafs er mit vorwärts gebogenam
Kopfe gerade auf den Nacken fiel, und sioh
also die ganze Last des so schweren Körpers
auf den Halswirbelbeinen und jiuf -den Schul*
tern stauchte. Er lag gleich ohne Besinnung
und ohne alle Bewegung dort, und erholte
sich nur sehr langsam wieder; er. blieb aai
ganzen Stamme und an den untem fand ober»
Extremitäten ohne alle Bewegung. So wui^
er wie eine Maschine mit .erstaunender Mühe
auf den Wagen gebracht und nach Haiiae ge-
fahren« Sobald es nur möglich war^ wurdd
ich zu ihm geholt, und fand dexiselbeh in d-
nem mir hoohst -merkwürdigen und traiitigen
Zustande. De(:grofse| atarke^.i
\
: V^firenkang des Rückj^ats ist zum Gltick
liSchst selten.» doch ist hier auf Rügen yörV
tremgen Jahren eine fiirchteriiohe Verrenkong,
t»der riek^ehr Zersprengnng desselben yor«
gelkllen.
Ein Arzt reisete mit einer frohen Gesell«^
Schaft: und war selbst froh, safs hioten, in ei«
nem imbedeektcn Wagen , - auf einem ausge-
stopften Sacke, und hatte seine Fülse fest un-
ter den zweiten Sittsack, auf welchem Frauen-
aimmer saßen. Er richtete sich in einem
Walde auf y um Zweige yön .einem Baume au
brechen, allein, die^ Zweige fafsten ihn und
aogen ihn hinter über. Kop^ Brust und Arme'
hingen achwebend über die Rücklehne des
Wageiis herunier, i^nd die Fütse steckten so
lange unter dem zweiten Sitze fest/ bi» das
Rückgrat zersprengt Mrurde und das lieber-
gewicht des schweren Oberleibes die Füfse un-
t^ den Sitz heraus rifs, da dann der ganze
Mann Kopf über hinunter stürzte. So lebte
er drei schreckliehe Tage, da er dann end*^
Kch zum: Tröste- seiner Freunde starb. Die
untern Extremitäten waren ganz ohne Gefühl
und ohne Bewegung. loh habe den Unglück*
lidien nitht selbst gesehen » weii% aber, daXs
dies Wahrheit ist.
Eine wahre. Cömmaiia medutlae »pinalis
ist gewifii nhpanfalls sehir s^en^ Da. mir aber
~ 86 —
ein solcher hoclbt seltener Fall rörgekommen
ist 9 und ich denselben sehr genau beobaoh-
tet habe, so kstnn ich nicht unterliassen hier
etwas Ton demselben Torzutragen« Ohnstrei«
tig sind die bei einer Commotio medaHae
spinalis yorfallenden Geschäfte eben to sehr
Geschäfte eines Wundarxte$ als eines Antes^
und deswegen erwähne ich dieses meriLwUr«
digen Falles hier.
Der Bauer j4^ M. zu N» auf Rügen , ein
sehr gesunder feister und starker Mann^ hatte
das Unglück von einem siemiich hohen Pae-
der Hols rückwärts hinunter zu stürzen; er
fiel auf einen harten Fufssteig, und so nn«'
glücklich, daCs er mit vorwärts gebogenem
Kopfe gerade auF den Nacken fiel, und sich
also die ganze Last des so schweren Körpers
auf den Halswirbelbeinen und auf tien Schul-
tern stauchte. Er lag gleich ohne Besinnung
und ohne alle Bewegung dort, und erholte
sich nur sehr langsam wieder; er blieb am
ganzen Stamme und an den untern hnd obenr
Extremitäten ohne alle Bewegung« So wurdtf
er wie eine Maschine mit .erstaunender Mühe
auf den Wagen gebracht und nach Hauae ge-
fahren« Sobald es nur möglich wA*t wurde
ich zu ihm geholt, und fand deuselbeh in ei*
nem* mir 'hoolbt-merkwürdigen und traurigen
Zustande. Decgrofse, atarke,.adMI attdiiacb-
- «9 - .
entstand das Kribbeln i^nd hernach b^ fleillii-
gein Fortsetzen desselben der schon gemel-
dete Schmerz. Beifies . betrachtete ich. als ei^
^ wünschte Vorboten.^ »ner neuen Belebung,
und ich hatte Recht; denn, nach und nach,
(»esondcHTs da ich die Hände Tag und Nacht
mit , wollenem Zeijge umwickeln liels^ Wurde
dejr Sehmerz ]^eniger, ua4 es fanden sich
Jdeine Bewegungen einzelner Glieder der Fin«-
^^>fin. Diese Bewegung nahm immer mehr
, ^ gondv.mehr zu, und .wprde. endlich so stark,
dafs. der .Kranke die ganze Hand drehend be-
wegCA und nach mehreren Wochen sogar auf-
kebea konnte. Mit- den Füfsen i^ahrfe es
noch länger..als xnit den Händen^ aber end«
lieh fand sic^ . doch auch wieder etwas Be«
wegkzaft in denselben, vn4 nach 1 6 Wochen
war der Kranke doch endlich, so weit, da&
er auf einem Stuhle sitzen konnte, wohin
..er gleichsam gesdil^pt wurde, dexm Stehen
und Gehen konnte er noch l^ge ^icht. —
Sobalb ihm die Hände, unter das Oeckbft^
^gelegt wurden, klagte er über vermdirjceii
Schmerz,, und wenn sie nicht dicht in wol-
len \ Zeug eingewickelt waren ^' auch bei den
heilsest^n Sommertagen ijüiber Empfindungen
Ton^Kälte. — Essen mochtß der Kranke nach
' den ersten zwei Tagen; seines. jFall es xecht
.^(emey nn4 ecibatte «Mob:>fol|ko9ipmenen Ge-
^ 9« —
schhiAck, doch ging tu Anfange sein tta^en
stark, auft und mufste ich die uaangMehma
Spannung desselben mit'-einer fleifsigett Ein-
rabuög vom Olea Cejepud mit dem Oleö
Chamomiliac cocio mildern. ' -- -^
Meine ganse Behalidluag dieses lÜ^hkea
beJtand' in folgendeäi. ' Zu Anfange gib ich '
zur LeibesÖfnung fleifsig und reiehUch ton
einem Deeoct aus viel' Faleriana mit Jntäjh
pa^ foliis Sennaei Sal mirabüe GlauberVifVßük'
na mit Honig und ^Wasser gekocht, wobsi
mit d^r Tinctura Cantkandu&ii ^Sn/Mne-^bd^
nein «a Unc. 9» Spirii» Salis ammoniäti Ukt.)*
et Formicarum Unc. *viij\ fleifsig g^ascben
wurde« Da dies Aüsle^rungamittel* keine Lei^
besjifnung bewOrken wollte, nähitt kh Pillea
ans dem Mercurio dulei, Saponi^ Jt^i^pa^
/theo, e. Asa foetiia ec Excraceo Vahrianae.
Als dies alles aber keine Erö(nuhg' und kei-
nen freien Abgang des Urins bewürken woll-
te, so gab ich hrrnaoh niir Mor]febs und
Abends ron den eben angezeigten PiFlcte, nud
am Tage ein Deeoct ton Con. Chinäts e*
yaleriana^ Flor, Arnicad und ChtmASihiilä^
so daf« die Dosis der China nadi und-'näfth
T^rgrölicrr, und also das Deeoct reiMIrkt
wtirde« Alle Abend nach neun Uhr- ab^rliels
Cr. /, Gr. 4'(' auch hernach Gr. if Opü
ien. Naeh Vclitrig ger Anwetidüag di#^
, - fff; - •
ser Metkon^^V etw^a fier Wochen nach gesöhß*
.heoem Fälle, fing der Urin an vpn selbst>
'jedoöh unwillkuhrlicb auszüfliefsen ; naoh vnd
Dach fühlte es der Kranke , wenn der Urin
ansfli^fsen ^wollte, und na^h sechs Wochen
konnte er denselben ordentlich lassen« Aber
init der Xieibesöfnang hieh es weit schwarer;
deim lange wollte diese gar nicht ohne die
oben aDgezeigten stark reitenden Clystiere
erfolgen, und nur erst nach länger als aechl
Wochen erfolgte dieselbe unwillkührlich und
ohne alle Torhetgehende Empfindupg; jedoch
,«la sie wenigstens vier Wochen so gans ifn-
wissend erfolgt war, empfand der, Kranke ei<»
niges Vorgefühl, und wenn er nun auf ; ein
Becken gelegt wurde, so erfolgte dieselbe
nach längerem oder kürzerem Warten yom
selbst» Wahrlich dies war ein schwerer Kran-*
ke lowphl für den Arst als auch für seine
Frau, Freunde und Verwandte, denn er war
seiner Grölse und seines schweren Körpers
wegen ^nz unbeschreiblich' schwer zu hand-
haben^ und doch mulste er so * ött gelioben
und gereinigt werden^ .aber niemand 'liquide
det treuesten Sorgfalt und Pfleger für densel-»
ben raiidey denn er fand greises und allge«
meines Mitleid, und^-er verdiente es auch. — «^
Da die «Se- und Eofeteämies wieder in Ord-
nung waren^ und siöIl dannoch die.;Beweg-
— 9« —
knft sidit ▼•nndixen wollte , lieft ich den
Knsken des Morgens die angezeigten Pilieo,
«nd am Tage China und Valeriana in Sab-
stans ud in mchlidier Dose nehmen, -ab«
das Opium liefs ich weg, weil ich dies haupt-
sächlich mir der heftigen Schmerzen und der
nüdidichen Unruhe wegen gegeben hatte,
und beides jetzt verschwunden Wjtr. Znlettt
brachte ich ihn in BSder, stark mit Hepar
Stiifaris geschwängert, welche Anfiings Wttm^
nach und nach aber kälter angewandt war»
den. Das Baden war aufsorst beschwerHcb,
denn es kostete erstaunende Mühe, ihji in die
Wanne hinein und wieder heraus zu bringen«
Narh jedem Bade wurde er, wenn er si^iror
im tlade tüchtig mit wollenem Zeuge gerie-
bi^n war, in einen wollenen Mantel gewickelt
itud lo ins Bett gelegt. Nach dem sechsten
Itadi« erschien Schweifs am ganzen Körper,
(lisi bis dahin nur immer allein am KopJEeund
IUI (jesichte erschienen war.
Endlich war ich so glücklich, den nnglück-
iiuhba Kranken nach mancher Anwondnog
^1.11 Hül^kfi^itteln aller An, und nach dem
.</ tfriiiüdfstHn Bestreben, von allen Seiten
Hfiiin »u sf^baflon) so weit gebracht sn ae-
i^ fUls tt sich selbst auf Krücken Sam^
li uuA gleichsam langsam kriechend nm-
Uicban und sich an die. freie Luft
<■
A — 95 —
I
^MchUppku konnte, vrelohM er deon ^auch,
wenn es die Witterung irgend erlaubte, tig-
(eh that, lind wodiirdi er sich ganz aulseror-
dentlieh gestärkt und erquickt fübke. Im
September -desselben Jahres besuchte ich Um
bei Gelegenheit einmal wiieder, da er mir
idenn s^gter es gebe ja ein Kraut unter dem
Mamen Stab np un gab ! (Stehe auf und gehe 0
'>t$ ist Gentiana cümpestris Linnüy desiea
'Gebrauch vielen lahipcm Menschen Hülfe ge»
itehäft habe. Ich schafte ihm das Kraut, weil
jti|it bei meinen häufigen Jugendlichen^' botani-^
iMdien Excursionen sehr bestimmt erfahren
hatte, Yfo es auf meiner yaterlffndsinsel in
'Menge za suchen sey. Ich liefs ihn eine
ganze Zeit alle Tage ein Lipth, mit einem
Pott Wasser eine halbe Stunde gekocbt^^ trin>-
iLen, und es half ihm wUrklich vorwärts, so
dafii er schon, nrach vier wöchentlichem Trin-
'keh dessc^lben, weit besser gehen und stehen
könnte. Als %eitke Hände schon lauge wie*.
>
*der Bewegkraft hatten, und er seine Arcie
schon ziembch iu die Höhe heben konnte,
waren doch seine Finger nodi so steif, ^daCi
er sie gar nictit zusanunen schliefsen, und
noch weniger etwas damit anfassen und fest-
halten koiinte; ja als er schon ganz alleine
sitzen und mit Krücken gehen konnte, hatte
er doch noch nicht so viele Kraft in seinen
Händen, dafs er ohne BeihUlfe e&sea koiKC^X!^
.- 94 - ■
' Auch sein Rücken schmerztt ihm' laaga
und oft sehr heftig ^ vorzüglich im Krantxf «
in . der Verbiodung des ossis tacri mit den
T^ertebris lumborum^ und hqage hatte er io
demselben gar keine. Haltung; ale/er acboB
auf einem Stuhl^ sals, komite ec .es rei^t oft
vor Schmerzen nicht aushaken 9 und dami
verliefs ihn oft die Unterstützung dbs fificfc»
gracs so sehr, dafs er ganz in einander mii|l
und fast in einen Klump zusammen ,fif|,-sp
dafs. wenn er nicht auf einem sichern jAifir
stuhle gut befestigt gesessen, ör wal^xliql| fecl^
oft plötzlich hinunter und auf , die Erda^ g^
fallen seyn würde.
Jetzt ist er sehr leidlich und kann, äit
eiaeni Stocke ziemlich umher geheBi o Mch \
mit seinen Händen und Armen etwas >arbai«
ten. Nicht allein die Kunst, sond^ni ^c)i
die Zeit hat viel zu seinem gegenwärtigfi^j^ ,
finden durch allmählige Herbeifü)u]i^]lg 4*^
nothwendiger Naturkräfte beigetragen« .. Alir
ist und bleibt dies immer ein höchst jneikr
würdiger Fall. 1» ,
Brüche (Herniae) aller Art, beaondai»
Leistenbrüche (H» inguinales) j sind hier gsr
nicht selten. Die Ursachen sind am häufig-
.sten Anstrengung bei schwerer. Arbeit; das
'lier ganz gewöhnliche Aufspringen auf UQge-
ttelte Pferde; ni^us vehemem alvufn eseo»
- 9.5 ~
ii6ra/t £y-| Anstrengung bei- det Geburt^i wo-
' duro}^- der ^j^uchring:eu weilen ao sehr au»ge«*
dehQt^^¥jr^^9..-4A^ djeser zu starken • Ämideli-
iwiigi 3JI»rii4ph . -^urct^^u» Erschlaffung Jp|g^p
':j mu£^. Dieser Erschlaffung folget da^n i^ehr
-' ^ leiduT 4^h der Entbindung beim . Aufsteigen,
' Aufheb^i!^ schwerer Dinge> Anstrengung der
f Kräftf» a^id vorzüglich der Bauchmuskeln) ein^
iftki^licher ßruQh. zuweilen gar an beiden
( Seilte zugleich, wefMgsten^ habe ich einen
doppelten Leiateübru^ Weit häufig^- beim
Frauenzimmer f als bei Mannspersonen beob-
archtet* ^ ist .nnmöglidh , über dies^ii Ge-
genstand noch yiel zu sagen» da mehrere. be-
deutende Mjinner, vorzüglich der H^rr JI<>&
rath ^ickiefi mein ehemaliger Lehrer und
bespjidetefr/. freund) so viel Gutes und Lehr-
retcbes über die Brüche geschrieben haben*
Dennoch ^ago ich es einige mir merkwürdig
, scheinende Bemerkungen hier bekannt zu
inacheUv unhekümn^^erti ob eben dasselbe auch
achoQ von andern bemerkt worden sey; denn
ist es dies, &o ist es doch von mir wenig«
atens bestätigte Erfahrung und W^ahrheit, und
dies ist dum ausübenden Arzte und Wund-
arzte immer -viel werth.
Der Annulus abdominalis ist oft ganz er«
staunend ausgedehnt, und dennoch entsteht
bei dieser grofs^n Aua^dehnung^ Einklenunung,
ja Todesgefahr*
^
Langsam MBgetretene und adum-lMigt
äii^WtretekiL tewesene Bruche, Ülä^'Weilii sie
iidh 'einklemmen, weit ftchfrerlnpr ^Mtttiiw n
1>ringeny alt plStztick'Msgefreitaie Ukd>:i^
gleich'^ingekleintnte. ' " ' "^^ *" - ^-'*^'" «'
Bei Matmspersonen sind die'BrlteM Itidi*.
ter zuruclL' zu bringen als beim Fhiuteabai^ ,
kner^ meinem dafürhalten nacir, ireS 'dii-
Wuiidarzt b^i Mälonspetiont^; S(^ Miij^ -adiäl' ^
etwas vom Brüche im ^äroA> li«^|- - denüAdi ' '
von allen Seiten "iünfässen und g*emic3di0hü '
nachdrücken kann» -. - . !^
Brfiche solcher Menschen, Mdmoi /'ittM
nadi geschehener ' Einklemniung^^^ikNdi gif
keide, oder doch wenigstens ketitk nuSkA rei-
zen den Arzeneiinittei (^nij^/ca) liiir ftcilorde*^ ^
rüng der Leibesöfuung gegeben' liat,- 'soliderA
die nur' etwa krampflindernde und t/twi&dtum^
de Mittel und Getränke bekommen tebtäi
allenfalls auch gelinde reizende Glystiere, for- ,
zaglich mit "Weinessig, sind leiäitto^^ndrOok
zu bringen, als die, bei welchen mui.Ak^
Jalappe, Mercurialpillen und dergleidhea ge^^ .
fährliche Sachen mehr gegeben hat*
Menschen,' bei denen der Bruoh fonf- bh
sechs Tage eingeklemmt gewesen ist^^und die
niöht binnen der ersten Stunde nach ^ erfolg» '
ter gänzlicher Reposition grolse Erleichterung
bekommen, auch solche, denen vor der Re-
position
-• 97 —
Position stark reizende ^, oder dem Operateur
ihbekannte Arzoteien , jgegeben wordea sind,
aüiBsen nobh nach der Repo«ition sehr ror«
ichtig behandelt werden; am l}.esten so^ ab
renn sie in Gefahr wären , an einer Eatziin?)-
II,
fung zu sterben I denn sonst sterben sie zli-
^eiien noch nach glücklich und init aller Ord-
fang und Vorsicht vollendeter Reposition
lötzlich und ganz unerwartet« Ich habe selbst
freimal Gelegenheit gehabt, solche Fälle zu
»•obachten. /^
Fast alle incarcerirte BtUche können zu«
Sek gebracht werden, wenn nur der Wund^
iFzt bei seiaem Geschäfte unverdrossen istj^
md nicht müde wird, bis er seinen Zweck
röllig erreicht bat. C
Die unermüdet fortgesetzte Taxis ist ganz
>]mstreitig allen andern Handgriffen, der An-*
irendung aller innerlichen und äufserllohen
Irzneimittel, allen Arten von Clystieren und
dl^n andern Historien durchaus vorzuziehen»
^di verstehe hier aber uuter^dem Worte Taidr
lur allein die vorsichtigste, langsamste uod
loverdrossenste Bewegung, Ziehung, Schie-«
>ung. des Bruchs, verbunden mit einem fast
mmerwäärenden gelinden Drucke desselben
regen den Annulum abdominaUm. Ich werde
lies alles. hernaoh durch merkwürdige Kran-
Lengeschichten zu erläutern und zubeweHi^a
- S8 -
•«eben. — Die ei&faclisten Bmchbinder sind
I
die besten, doch keines ohne StdUfeder und
nicfat out ein&r zn kleinen Epilotte. Die Epi»
lotte muis ja gut ansgefiitt^ s^yn, und wiU
sie dennoch den Bmch nicht gleich anfangs'
zuc^cIl halten, so lege man eine, einer mi«
ulgen fiaciien Hand grofse, wenigstens Ew61f-
Ciche Compresse ron iveicher Leinewand un«
ter die Epilotte, so steht der Bruch gevrils*
Kein Wundarzt muls jemand ein Bmchband
zn tragen anrathdn, dessen Broch er nicht
selbst untersucht hat; oder wenigstens mnls
er bei Abweichung des Bruchbandes dafür jK>r*
gen, dals das Band von einem wUrkfich er^
fahrnen und yeraünftigen Arzte ^dder Wund-
ärzte angelegt werde ^ damit das Bmchband ,
ja nicht auf einen noch ausgetretenen Bmdi ^
zu liegen komme^ denn dies ist meistens sehr
naöhtheilig. Auch tiägt mancher ein Bmoh-
bandf der es wahrlich nicht thujn sollte;, so
habe ich hier einen alten Herrn gekannt, der
oft über seinen Bruch klagte, noch öfter aber
Über die Untaugiichkeit seiner BruahbSnder«
die ihm doch so yiel Geld gekostet hätteo»
und wovon ihm selbst einv sehr berühmter
*Vundarzt eines angelegt hatte. Nach ^ein
de des alten würdigen Mannes» er ataib
besten Wohlseyn plötzlich . am Schlage,
und untersuchte ich seinen Bmoh, den
— 9» -^
er mir bei seinem Leben nie hatte zeigen
wollen I und worüber er dock sö oft laute
Klagen |;efiihrt -iiatte. Ich fand eine grofse
Sarcocele, und um den Leib die Epilotte mit
yieler Sorgfalt auf den Bauohring gepalsty ein
prächtiges englisches Bruchband.
Es ist fast unglaublich, wie Weit sich, der
jinnulus abdominalis j nach Unlständen xu«
weilen plötzlich, ausdehnen und dennoch sich
der zur Stunde erfolgte Bruch sogleich in«
carceriren köune. Nachstehende Kranken-
geschichte dienet zürn Beweise. Ein junger
^rascher Bauerknecht 2u TeibbenU auf Rögeni
dem ich schon einmal einen eingeklemmten
Bruch zurück gebracht und ein schönes eü-
stisches Bruchband angelegt hatte, nahm nach
einem halben Jahre, weil er gar keine Be-
schwerden von seinem Bruche spürte 9 sein
Bruchband ab und legte es bei Seite* Lange
darnach, da er Abends zuror sehr yiete Kar*
to£Feln und so schnell gegessen hatte, d^ISi
er gewifs die mehrsten ungekauet verschluckt;^
wollte er Morgens darauf mit mehrern L^i^-
ten liber Land gehen, und da djese sohpn
auf dem Wege waren, noch zuvor in der
Geschwindigkeit zu Stuhl gehen. Die über-
mäfJiige Anstrengung bewurkt ein plötslichea
Herausschielj>en einer solchtvn Menge in den
Hodensack^ dafs er ypn den damit ?erbun«*
G »
denen heftigen Schmerzen sogleich ohnmäch«
tig wird; da er sich wieder besinnt, Juinn er
sich nur mit vieler Mühe so weit aufrichten,
um halb kriechend ins Zimmer ziirück. zu
kehren. Seine Angst nimmt mit jeder. Stunde
XU i er bekömmt heftiges Erbrechen und fürch-
terliche Schmerzen im Unter leihe* Cljstiere
und wiederholte Verbuche den Br^^ch xuriick
zu bringen, fruchten gar nichts. Das Uebel
wird gegen Abend immer ärger und heftiger,
und endlich wurde ich in der Nacht göholt^ -
so dafs ich um 12 Uhr dort eintraf. Ich find
den Kranken nicht nur die heftigsten Schmer«
xen leidend^ sondern ich fai|d auch einen
Bruch, der in seiner Ausdehnung etwa einen
Pott fassen mochte« Dieser grolse Brach war
ganz mit grolsen Kartoffelstücken angefüllt»
und der Bauchring krampfiiaft, von dem gro-
ben Reiee, welchen die Kartoffelstücken ver*
ursachten, verschlossen. Ich gab sogleich i5 .
Tropfen von der Tinc{ura thebaica mit einem
Theekopf voll ganz kalten Wassers, und legte
auf den Bauohring Comprossen, öfters fiisch
mit kaltem Wasser angefeuchtet. Bedenkli-
che Umstände waren aulser der Einklemmung
bei diesem Kranken gar nicht. Erwn eine
halbe Stunde nach angefangener Fomentation
fiog ioh an, um keine Zeit zu yerlieren^ die
Kartoffelstücken im Bruche langsam und vor- *
»
'7
*- XOI «^
sichtiges«! zermalmen/ und ab ich mit meh«
reren zu ober^t nach dem Bauchringe hinlie^
: genden Stücken feitig war, yeirsuchte ich, ob
-. die krampfhaft:^ Spannung etwas nachgelas-.'
! aen habe und die Reposition des Bruchs
\ ntöglich zu machen seyn werde. Es gelang!
\. denn ich fühke Beweglichkeit des; Bruches im
[ ^Annulo ; eine ganz eigene Empfindung unter -
^! dem Fingern, die ich /e/z^. fast allemal so«'
\_ gleich bei der ersten genauen und auCmierk-
- Samen Untersuchung eineii jeden eingeklemm«
; ten Bruchis bestimme angeben , aber dufchaus
iiicht beschreiben kann, ohnerachtet ich es
wohl wünschte. Aufmerksamkeit , Erfahrung
i und genaues feines Gefühl kann und wird
" dies auch gewils einem j^den scharfen Beob«
p lichter selbst lehren. Morgens 6 Uhr war der ."
- ganze Bruch mit allen nach und nach von
r;i mir zermalmeten KartoiBFelstücken glücklich zu-
';: rück gebracht^ der Kranke vollkommen wohl,
firoh und munter , ich aber nrüde und er«
^ schöpft; denn eine solche anhaltende Anstren-
gung zur Reposition eines eingeklemmtmi
Bruchs greift wahrlich ganz, erstaunend aiu
Doch mufs durchaus ketin;Wunda;rzt bei die-
ser Arbeit so müde werden^ dals er den
Kranken ohne Hülfe liegen lafst, oder gar,
weil es ihn zu sehr angreift, für hülflos er-
klären ^ welchen er nach ineiner Ueberzeu»
*— loa —
guiig bei fortgesetzten ernsten und ansdaneni-
den BemiihuDgen doch meistens obnfeblbtr
an retten im Sunde seyn würde«
Ich werd*:^ y\^ mein aufrichtiges Glin-
bensbekenntnils übe» die Brüche ublegen, nm-
au beweisen I dais das Wahrheiten sind, wii
ioh oben gesagt nnd'angefiihrt h&be.
In meiner sy jährigen praktischen Lauf-
bahn habe ich wenigsten^ 5o 'eingaklem«ita
Brüche su behandeln gehabt, und da^on habe
ich drei Frauensimmer und eine Mannsp»-
son, ohne dafs der Bruch reponiret wurde,
sterben gesehen.
Im Anfange meiner praktischen Lanfbahn
beschäftigte ich mich weniger mit gewShnli«
chea chirurgischen Operationen, w_eilich durch-
aus praktischer Arzt mit Leib und Seele und
nicht auch zugleich alltäglicher Wundarzt seyn
wollte. Zu Anfange wurde ich daher nur ge-
wöhnlich zu solchen Kranken gerufen» wann '
Wundäizte dabei in Verlegenheit waren, oder '
Gefahr befürchteten. Daher sah ich im An-
fange meiner Praxis drei Frauenzimmer an
eiugeklammten Briichen sterben. Bei der ei- ^
nen wurde ich nur einer heftigen Verstopfung
wegen um Haih gefragt; ich yermuthete nach
den angegebenen Zufällen einen Brneh, ak
i dieser wurde gelängnet; als die Znfille
r nachlassen wollten, besuchte ich die
• _ - -^ io3 — ,
1Cra\ike ohnyerlangt) beistand auf eiiwr l/n-
ter^uchung, und fand leider würklich einen
<• (eingeklemmten Bruch, einer welschen Nuls
grofs, der schon so * schmerzhaft war, dafs
ich ihn kaum berühren durfte, ohne die Frau
in das ht;ftigste Geschrei zu setz/^n. Die Ein-
' 'kiemiiiung hatte schon acht Tage gedauert.
Ich lief«» sogleich kalte Umschläge von China
mit Salmiac und Kalkwasser zubereiten und
ficifsig frisch ai^flegen, allein schon dieselbe
Nacht starb die Frau. Die andern beiden
YiitQn Frauen von Stande^ bei welchen meh-
rere Aerzte und erfahrne Wundärzte zu Rathe
gezogen wurden. Auch diese beiden hatten
ganz kleine Brüche, nahmen eine Menge Arz*
--neien mancher Art; ihnen wurde mitClystie-
ren aller Art, fast mit allen möglichen äufser-
lichen Mitteln, kalten und warmen Umschlä-
gen, Einreibungen vpn Opium » Ton arnfgel^-
setem Phosphorus und mehreren schönen Sa-
chen bais zugesetzt, aber alles yergeblich,
denn böide starben offenbar uud ganz aUein
an der Einklemmung ihrer Brüche« Die Eine
wurde sogar nach dem ernstlichen und drm*
genden Verltingen eines erfahrnen Wundarz-
tes fast auf den Kopf gestellt! Ein, meiifer
jetzigen völligen Ueberzeugung nach, höchit
thörichtes Vornehmen, und dennoch gdschie-
het es noch heute von sonst getchicktdn Wuihd-
' I
— io4 —
md zwar nzs d«ii
ftctieB fidolea cAverer Z^t. DieM nir Beb
mmügmehmeii Toöes^lie bewogen mich die-
ser Seebe %ea er&stbc:: iiachzudeBluai, tmd
■tick selbst, wenn idi übt irsend Gelc^gen-
heit dan üiad, mit der Reposidon eilige«
kkmmter Brodie zu besdu&igeo. Die FoIgB
wer, deüi mir nach der Tjox nur ea& ciniiger
Meim mit eixiem grolsen eiagek lemmtm nd
gf^if$ engewechsenea Brache gestorben tft;
et war ein Greils. Ich bat ench einen er*
fahmen Wundarzt diesen Kranken sn be-
suchen; allein anch dieser bestätigte die An-
wachsoog und die Ohamoglichkeit den Bruch
zurück zu bringen. Ich machte denVennch
Aex Reposition an verschiedenen Tagen ^ nnd
brachte den Bruch allemal bis zn einer be*
stimmten Gröfse. Dann aber stand er anf räi-
mal unv^errückt fest, und die Zu£üle der Ein-
klemn^nng endigten sich nur mit dem Tode
Mein Verfahren bei der Reposition einge-
klemm tcr Brüche ist so einfach wie möglichi
und wahrlich auch der Erfolg so TortreBich
wie möglich ! denn ich habe schon yieleu
Brucbpstionten auf diesem einfachen Wege
das Leben gerettet, selbst einigen, wie es
hier allgemein bekannt ist, welche von ge»
scbic^kten und erfahrnen Wundärzten verlad
scUf und die Reposition ihrer Brüche als ohn-
' möglich bourtheilet und an^iegeben waren.
— - .io5 •»—
,1
Sobald ich erfahre, dafs ein an Verstopfung
leidender Kratnke einen Bruch hat> so ver-
ordne ich gar keine Arzneien ^ sonderi^ be^
suche den Kranken, sobald es irgend mögli<;h
' ist; finde icfh den Bruch wUrklich eingeklemmt^
so lasse ich allenfalls, tuerst ein ziemlich rei^
zendes Clystier setzen, um dadurch die Be-
. . wegung der Gedärme nach imten desto mehr
' zu befördern y gebe zugleich lo bis i5 Tro^
pfen der Tinctura ikehaica mit vielem kalten
Wasser ; lege meistens Fomemationes von kal««
tem Wasser auf den Bruch) besonder^ wenn
er sich sehr heils anfühlt nnä irgend schxperz-
haft ist ; ersteres mildert den B^iz gegen den
Bruch von innen und von oben, letzteres
stärkt die Haut, und mildert die Schmerzex|
während der Reposition, die auch of( dnrch
unvorsichtiges Ziehen und Hin- und Herfah^
jren an den mit Haaren bewachsenen Theüen
vermehrt werden« Ist die Reposition a^hr
beschwerlich, und kann ich damit nur sehr
langsam vorwärts kommen, %o. wiederhole ich
in den für mich und den Kranken nothwen^
digeii ErhoIuDgszeiten das Auflegen des Ital-
ien Wassers öfters; dies giebt der Haut je-
desmal neue Stärke und meinen Fingern meh«
rere Festigkeit beim Arbeiten» Ich legje den
' Kranken gerne mit dem Kreutze etwas hoher
als mit dem Kppfe, oder dqch wenigstens in
X"
— I C'5 *—
•:«s--? itae-sr?»rir?ff Läge, lisse den Hacken
-e> 7*1 w» iar >«c», an welcher der Bruch
... aacn ifss Lfc^e hinaiifWarts aiehen, und
'^« iVsi^ xi^r:! iaswiits Irg?n: der andere
"** j.« Tiasc i-*£Tsnt wi# er wi=l, nur nicht gera-
j- i^at^'^c-^äLT. Dann ichreite ich xum Werke,
tr-^ ^;. -fe ans T*rzs so: mit einer Hand nm-
...2 i«s <:ii5pre £Dde des Bmchs, nm
:«v:j:: ..•jaiTfr w^i- ich will und wo es nothig
'^c ::?ic-£K*':Vi rni nachschieben zn könneoi
. i^:: ^.r 52 >ra H*n^ fasse ich den Brach
t*.i^,' 4.J« ^ajciic^» rnd mit dieser Hand
..vjvÄ^, vliva-.'» $cbi«be ucd ziehe ich den
Hiu%'> c;.taa uivr*^iüJ<»t um und gegen den
^ML^ohii*»^, j:t ^--füJe so, als wctn eia Ffanen-
^,!^»AUi fctfv^r \::Tjta:a und yorsichtig Wurst
•.V . . i..vr ^ o* J:e5 ge5chfehet Aniner mit
.lii ,;*vi...MLCii 'v'cl.ali^teir und Sarftheit, so
.1.1.« acA I'.aitf^c J^Sei Jurchius keine heftige
• iiu.iiicii oiiipr^uJou mui's. Liegen Stucken
wi /.«.ai tijitciniu^ . so suclie ich diea^ dort
'ii^M;a u*i.l ^-horoe SU zerdrücken oder
%..» »ii Jiiii; ^.uiia:e4wäits au schieben, wenig«
.ii.u* >.;^'a.ä.Lhc !ucsu>n)s lu Anfange am be-
.i.:ii. tu» dvi tii Lich m Gleiten ist. Will der
\\^>f ^' luf üi;taoui Wege bald Anfangs gar
^pMit s\> &uchd ich dtirch drehende,
^1 KiejMÜL-h fest acfassende Bewe-
^ua Biuch weiter
mm 107 —
oder ans dem B^uchringe gleichsam heraus zu
xiehen* iSndlich gelingt es doch einmal; nur'
ja inmier langsam und vorsichtig, vorzüglich
unverdrossen und uoenoüdet. Weicht jder
Bruch nur erst ein wenig unter den Fingern
am Annuloy so wölivere und d^l^oke ich mit
der andern Hand den ganzen Bruch gelinde
^ jia^h und so fahre iclr fort, bis alles bei Seite
tmd auch das letzte kleinste Stückchen durch
deft Bauchring zurück gebracht ist. ~ Dies
ist die wahre Taxis! dies ist der>ahreWeg,
' aüF welchem der unverdrossene Arzt und
Wundarzt seinen Zweck, Brüche zu reponT-
ren, sicher -erreichen kann. und wird; ohner-'^
achtet mir ein^ eine ansehnliche Stelle be«*
kleidender fremder Wundarzt, bei einem Bnich-
pati^nten, bei welchem derselbe mit einem
^nndem geschickten Wundarzte schon viele
f Versuche vergeblich gemacht hatte, da er
sah, dafs ich diese Handgriffe' machte, sagte:
auf diesem Wege werden Sie auch nicht viel
ausrichten! Ich antwortete gar nichts, son-
dern fuhr ungestört fort, und richtete alles
was ich wünschte aus, denn innerhalb vier
Stunden brachte ich den Bruch allein auf die-
aem Wege , Und ohne alle andere Beihülfe
glücklich und völlig zurück, ohnerachtet die
beiden Wundärzte ihn zuvor in zwei Tagen
nicht hatten zurück bringen können, und ap
— io8 —
der MogUcUceit ihn zurück zu briitgeii über-
all- zwcifelteB. Ich bin meinet Sache jetzt so
gewils, daTs' ich fast gar nicht mehr an dar
Möglichkeit einen jeden Bruch auf dieiem
fVtge zu reponiren zweifele , wenn er' nidbt
würklich angewachsen istj und dies sind, dem
Himmel h^j Dank, seltene Fälle ; oder wenn
es kein würklicher Darm - oder Netzbrach sey.
Mir scheinen die sonst oft Von bedeuten*
I
den Wundirzten yorgenommenen, und tvMs
mir bei Repositionen eingeklemmter Bruche
mit angesehenen Handgri£Fe äuiserst thöiidil!
'^ie ist es möglich, einen eingeklemmtes
Bruch mit solcher gewaltsamen Anstrengung
zurück bringen zu wollen, dafs der Kranke
für Schmerz aulser sich kömmt, und dem
Leidenden vor Angst der kalte Schweiis aus-
bricht? Wie ist es möglich, dafs ein grofsef
eingeklemmter Bruch dadurch zurück zu hnor
gen scy, wenn der operireude Wundarzt ei*
nen greisen starken Kerl in die Bettstelle hin-
ein steigen, und denselben die Füfse des lei«
denden Bruchpatienten auf beide Scbultem
nehmen lälst, der Wundarzt dann auf einen
Stubl steigt, mit J[)eiden Händen den Bruch
umfalsty und so den ganzen Bruch aus allen
>en Kräften gegen den Annulum hinan«
kt, indem er denselben zugleich mit Ge-
hin und her drehet, wiihrend da£i der
~ 109 —
Beinträge^ abwechselnd mit dem Operateur
/ «:hüttelt? Und doch 'geschieht dies noch 'heu-
tiges Tages Von sonst wahrhaft gescheuten
Männern und erfahrnen Wundärzt^m. Die
einzige IVIoglichkeit» wo dieser sonst wahrhaft
: sonderbare Handgriff Hülfe höffei^ lasseQ könn"«
te, wäre wohl nur dann, wenn ein ganz klei«
ner Theil eines Darmes eingeklemmt, wäre,
und der Wundarzt von diesem Manövre eine
Zurfickziehung des Darmes durch , Hülfe der
Schwere der übrigen Gedärme erwartete.
Mir ist unter vielen Bruchpatienten lange
keinei: vorgekommen, aufser dem aogefilhr«»
^ ten Alten , dem ich den eiogeklemmten Bruch
. sieht glücklich zurück gebracht hätte; aber
'r ich bin auch unverdrossen bei meinem Ge«
I Schäfte, einige kletne Pausen zur nothwendi*
^ gen Erholung für mich und den Leidenden
; abgerechnet, geblieben, bis ich meinen Wunsch
^%yöllig erreichte. Selten bin ich unter zwei
Stunden fertig geworden; aber noch nie habe
^ ich, auch in den desperatesten Fällen^ über
sechs Stunden gebraucht, um den Bruch yöl- '
' lig zu reponiren« 'Während dei' Operation
lasse ich den Kranken gar nichts nehmen, als
dann und wann einen guten Schluck kalten
Wassers. Aber sobald der Bruch gänzlich zu^
rück und ein gutes paüliches Bruchband^ oder
wenn das nicht sogleich zu haben | eine gute
— HO
Bändige angelegt ist, lasse ich ein Oystier
Ton Gentsüime mit Chamillen und Honig
durchkocht, ^and mit etwas Weinessig Ter*
mischt beibringea, und dann einen gelinden
klihlea ErofbnDgstrank nach und naob neh-
men, zugleich recht ileilsig Gerat» nnd Ha-.
f(9lfsähme trinken, und so sehe ich jieit' meh-
reren Jahren alle meine Bruchpatienten bald
und Föllig wieder hergestellt umher wandern.
Zuweilen begiebt es sich« dafs ein Knab-
lein ohne einen einzigen Testicul geboraa
wirdf die »ich daun aber meistens in der Fol-
ge Ton selbst und ganz unbemerkt einatelien*
Zuweilen aber wird ein solches Kind «udi
nur mit einem Testicul geboren,^ nnd der
zvreite kömmt in diesem Falle entweder bald,^
oder nach einigen Jahren, oder auch, wenn,
der Mensch schon erwachsen ist, oder auch
gar nicht nach« Wenn er späterhin nach-
kömmt, kann dies zu grolsen Irrungen Ver-^
anlassung geben, denn er kömmt ja auf eben'
dem Wege, und durch dieselbe Oefnung her«
vor, durch welchen die Lei8t*&nt>rüche htfräus-
treten; auch ist dies eben dieselbe Gegend^
in welcher man zuweilen Bubones^ wenigstens
am häufigsten, und auch andere angesohwol^,
lene Leistendrüsen (Glandulae inguinales) an*
trift. Man hüte sich also ja, dals man. nicht
einen noch kommenden Testicul für einen \üa*
111 —
^ fingenden Brucfi, oder gar für einen Bubo
* ' anseile. D«)r Testicul schmerzet, sobald man
^ ihm nur >ein vvenig^ drückt, und bemr At man
^ dies, HO fühle man nur gleich nach dem Ho«
dehsacke. ob auch der zweite Testiciil fehle*
r Fehlet er wUrkÜch^ so reibe man nur fleifsig
^ erweichende Oele auf und um die Stelle ein^
^ wo alsdann der Testicul sitzet, lege ßeifsig
;^ . Jkühle erweichende Umschlage auf denselben
' : und streiche oft mit der Hand von oben nach
* 'unten Hagsam und vorsichtig über und hin-
ter denselben 9 so wird ^r seinen Weg schon
ohne ^ weitere Hülf^ nach und nach von sdbst
finden. Da ich weils, dals dies Journal n^;ht
. nur von vielen Aerzten, sondern. auch von
vielen .grofsen Wundärzten gelesen wird, so
h yeranla&t micli eiJa in meiner Jugend mit an-
gesehener merkwürdiger Fall dazu, hier diese
Warnungen anzubringen« Ein würkÜch ge-
schickter Arzt, ein öffentlicher Lehrer^ der
nie gewohnt war- übereilt zu handeln, wurde
von einem ' Studenten einer Beule wegen, die
bei demselben in den Weichen entstanden
sey, und die ihm zu Zeiten grolse Schmer«
zen verursache, zu Rathe gezögen. Der Arzt
untersuchte den Klagenden^ und weil die Zei«
eben eines Bruches fehlten, er «her doch
eine harte Beule fühlte, und der IVIUsensofan
wohl in dem Rufe eines ausschwei^nden Le^
c-? IIa -•
r
/
I
bens Stande so ftoUofs der sonst so üb^rle-
gende Ar^t zu schnell auf eiaen Bubo, rer-
ordnete zertheilende Mittel und inneriich '
Mercurialia. Da aber . diese Anordnungen gar
nichts helfen wollten^ und die Beule ganz' un-
verändert blieb, wie sie war, so beschlofs der
Arzt den Bubo zu öfhen, und denselben durch
den Schi^itt zur Eiterung und so wegzubrixH
gen. Da die Operation eb^n gemacht werden
sollte , entdeckte der' Lehrer' seinen Imhnm
zu seiner gröfsesten Freude selbst vüad noch
gerade zur rechten Zefit, und gab mir dadurch
als seinem Schüler und Zeugen dieser Ge-
schichte die nützliche Warnung in ähnlichen •
Fällen f örsichtiger zu seyo.
Mir ist ein solches späteres Nachkommen
eines Testiculs schon tiermal selbst voige*
kommen ; einmal bei einem ganz erwachsenen
Menschen, und dreimal bei Knaben zwischen
dem sechsten und zehnten Jahre. Meistens
kann man sich schon durch die (Jntersuchiiiig
dadurch Überzeugen, dafs die erschienene
Beule ein Testicul sey, wenn man sich den
Klagenden aufrichten und nach hinten über-
biegen lafst, weil alsdann der Testicul von
der bewürkten Spannung sogleich ernstlich
schmerzt, und wenn dies der Fall ist, so darf
man sich den Patienten allenfalls nur selb^it un-
tersuchen lassen { so wird er bald die Ur-
taiobe
— '«5 — .,
Sache sethdr Klagen selbst finden und ange-*
ben können, und der Arzt alsdann sogleich
bestimmen ^ was weiter zu thun sey.
Subones habe ich hier auf der Insel noch
' nie zu bemetken Gelegenheit gehabt f denn
morhi venerei sind hier sehr selten.
Eitersammlungeit aber, Ton Metastasen
nach den Weichen, sind hier nicht so selten«
Wenn sich in den Weichen, gewöhnlich aber
nur an einer Seite, eine schmerzhafte Span-
nung, eine von aulsen fühlbare, etwas ausge«
xeichnete Hitze, Geschwulst und gar RSthe
.findet, so muls mansogleieh und mit allem
£mste warme erweichende Umschläge aufle*
gen lassen, damit der Eiter ja sobald als
möglich nach aufsen geleitet, und der Kranke
Tor der Ge£ahr geschützt werde, dais sich der
Eiter tiefer nach innen siehe , Knochen an-
fresse,, und so endlich vieles und grofses Un«
glück anrichte. Sobald sich nur eine gans
kleine Stelle aus2seichnet, die auch nur einen
ganz kleiaen gelben Eiterkopf hat, und sich
drum herum eine ^ grölse bedeutende Span-
nung und viele Hitze spuren laCst, so fahra
jBian sogleich . mit einer Lanzette gerade in
diesen Eiterkopf hinein. Kömmt Jauche oder
Eiter zum Vorschein, so mache man alsbald,
^ nach der Richtung der Muskelfasern , einen
langen Schnitt, damit ja die Jauche oder der
JojBrn. XXI,. B^ a. St. H
\
/
Eiter auf einn^al eitfen lunlän^ichen AtüfluiGi
bfkomme. Ich habe selbst mehrere solche
EitecaJunmluDgen geofxiet, und es kamen wahr-
lich mehr denn zwei Pott Eiter zum Vor-
schein 9 die man doch 9 nach dem aüfsem An-
sehen zu urtheilen, keinesweges erwarten
durfte. Wartet man abdr mit dem Oe&en
der Eitetsammluügen tiur etwas im lange , $0
senkt sich der Eiter entweder sehr aohneQ
und unerwartet durch die CeUuIoiSft in don
Schenkel und richtet dort grofse VerWüstuD-
gen an^ oder er senkt sich auch 'tiefer in
das Becken hinein, und Frist entweder die
aulsem Seit^ der Beckenknochen an,, oder
er macht sich gar Wege Biach der innem
Beckenhole hinein, und frist diese Kiiochea
von innen an, oder er bahnet sich von dort
wieder einen Weg durch die Mutterscfaeide,
oder auch durch das Mittelfleisch, iDder-anch
durch den Mastdarm. Alles gleich übel, und
fast jsUe diese fistulösen Geschwüre sind sehr
schwer, oder auch gar nicht zu heilen; denn
dem genommenen Wege des Eiters kann dei^
Wundarzt nur selten mit einer Sonde» <rdw
mit Einspritzungen nachfolgen , vörtUgUch
wenn der Eiter in den Weichen fftr nidU
sichtbar geworden ist* Hat man aber 'in den
Weichen einö Oefnung, so kann man dödi
wenigstens zuweilen noch ^twas Ton an^pis-
.1 »
/ • ' ■ ^
seiidkittJBliupItÄllgeii'^liöffidii und «irwärten;
. . g«iirähi|lie&9 wenn Atvdi-^ehi» Rtfdicalk^ ei^« /
fi^I^pM' «oBt^ so beiri^kt-ttiBÄ d^ck gewifii als«
> ^ffnf Brleichteruag. OsvrohnUoh al>dp stler^
' iMfk icdch* Kranke eines elenden i jibrnnetll*
ivcdien^nod noQh des« sehr* iaqg^afmen aii^zeh*
■^ Yetifaden Todesr
. i >^Zuff etlenentstelien aneli kleine und grdß^
^Uerbeukri in den'Weidlieni deren allmnlge
^Irsache freriide ron äiiren na<fk au£ie^ 4i$n-,
gende JCdf^«« sind.r .Votita^h ^ewtirkeBL
«prsnckeslei vetsehlockfee Z%«ge, welcke^^nl^^t
Yon Menschen yerdauet werdi^n fconnetti od#
-^ -WUrmer solobe Vereitecangen. Diese Dinge
./ und Würmer bahnen* sith rermöge das von '
. ihnen bewfirktc^ Räaes einen Weg durch die
Gedärme» nad-^ben se doreh die äußern flei«
* *" ' . ■■
; %eliigten Bedeckwgen» \ In letzteren Nerregeii v
I \«ia Entzündung, der y«!«eit<mng folget} wo-
f -dnrch entw'eder die Haut dürchgefi^essen, ddnr
idoeh wenigstens nach nnd nach so «obf reitet
^ wird 9 dals sie von einem Wundärzte ohne
' Sedenken kann g^äfnet Werden , 4^ dann gü^
WÖhnKoh der fremde ung^öhnlich Veriohlüofc-
' te Körper oder die -Wünn^ -bald zum Vor-
scheine kommen,: oft aber auch nooh mit Zan«
' gen i hervor gezogen #eiMeü teflssen, weii»flijs
Buvor ^m&hsam durdi^ eine-' Sonde entdisfckt
worden, sind« ... -^ •
. H IS
^ |i6 — '
Von YerKhlttckten fremden KikpetUf be«
ioadeit^ Nadeln» die an manchen SteU^n des
Leibes, oft aus den Weichen und aua dea
Bändle heraus schwären, hat man fiele Exen*
peL So hatten auch wir im Jahre 1796 einen
Kranken im hiesigen Landeslaxarethe, der|
sich selbst unbewnfsty eine Nadel mnlate Ter?
schluckt haben. Es . wer ein jnnger, rasch«
Kerl, und dennoch hatte ohne Zweifel die
verschluckte Nadel ihm einige :.Uire Klink-
lichkeit find oft heftige Leibessehmerften, Ter-
ursacfat. Diese Schmerzen fixirten sich nach
und nach in der fechten Weiche, und ah der
Stelle entstand eine ErhabenhMt,^ der end-
lich Entzündung und Eiterung folgte» Der
Eiter frais sich durch, und es kam eine sehr
grofse Stecknadel zum Vorschein, die mit
einer harten Kruste ganz überzogen war« Wis
er im Lazareth aufgenommen wurde ^ war die
Nadel schon heraus. Bei der ersten Unter-
suchung fand sich eine Oefnung etwa s^ Zoll
vom 'Bauchringe nach auswärts ; diese Qef-
nung war wenigstens 6 Zdil tief, und ging
gerade nach einwäits und durchaus gar nicht
hinaüfwärts; nach dem Gefühle zu urtheilen,
welches das . Einbringen der Sonde daribot,
ging der Weg, welchen sich die Nadel ge^
bahnet h^tte, gerade durch das Becken, doch
iüblte man durchaus nirgends einen entblSA-
./ ' I
■«■■'-. ' ■ > ..
\i s . ^ ■
\ iud KflOtüciil* Awi dar Oefmi&g fldfii iäh^
; iifih <ri^'^ JESter , di^ iiier Icsitie' Zeichta Tpä
Beinfirafii) noch weniger ^Töti DArmniirdidgs*
r , Iceitön {Faecei) knit s^^dh^tUhrte. Die Wuüde
^'Wiirdel iti&Bgs of deutlich gereinigt i dann im*
' 48ii^r^|iiit bals^tdischen und nie mit reiienden
> ; jUEltteln MsgespritSM uAd mit einett unsöhnt- *
//ifigeiBi PA^ter bedeckt. ^ Ick -glaube^ dafs die
\ iSJüspritzangen reizende Mittel^ bei solchefi
^'?JPift0ln im Unterleibe immei' mehr acbaden ab ,
ttaitsEeiiy und dal^man sidh derselben 'i&st nie
'Ikidtenett mnb, wenn nan würklidh belfeiiy
'^:^9d bicht in den mehretten Filllen das Uebel
. Urger' machen Will« Biitaen seoha 'Mbnatei^
- wurde die völlige Heilung bewürkt« Die Wun«
'de scUoft Siebs langsam bei gÄnz allmählig ab- ^
jiehmend^ Eiterung, und yemarbte sich sejü'
; mit* D^r Kranke erhbke sich b^ fieser Aus-
'lleiliing io( sehr, dafs er dabei stark und fett
'• wurde. ' Dennoch ist die Wunde, da sie scdion
, sehn Wodien völlig geschlossen gewesen^ ganz
iron selbst wieder aufgcbroidien, und zwar
^hü sehr atarker und erhitzender Em4iearbeit.
Jedoch nach einiger !^it hat sich die Wunde
^ fast ganz yon selbst wieder- geschlossen^ und
j^zt soll sich der krank. -gewesene yollköm«^
' snen wohl befinden und ganz gesund seyn^
t' ' Audi Wälder kommen zuweilen aus dem
, Bauche und aus d^ iV^Teichen: nach Torher-
/
- I
0m^ t^ .mm . : » X
^gttngpnm EntsaodaBl tu^ Y^ftimnmii jm^
TOT. Ich kabe 4bU .Pimktiker «19%*, ioleto
f &II0 .geieham; Bat «teer Frm hmm. ^f!^ 1
aem ftolcheki GeiCihwUrd ^iwch vtfd< atdi K
WiiniMr nnd dock lu^te di# \yii«d# MäiMcl
leicht wieder ixL Dies, wttirdd ^ r^rfhi^
nicht geÜMUn haben» wem» die WiiObar jufdi
TorhergegaD^ener Entaunduög und^VveitiK
nuig gerade durch die Gedänner gekoqiMpi
Wären. Nein ohne Zweifc»! satigeii li^MMt '
gane gewöhnlich naoh «nd nacb 'deageMlt
duroh die Häute deir Gedärme, da6 aMü^
mal die von ahnen bewiirkten Oe^ottügeit, m ■
deii Häuten der Gedärme gerade /gelfeQ-^.fttt«
ander sind. Daher bewürkt «nch dies '/Jfag/h
nannte Durchfressen der Würmer AtäfJtiMuii '.. \
feiten einen Durchbmch der DaaAwveiäig- ,
keiten, tind ako auch selten einen 'kfiijstii» *
^ chen After/ und gewi£i noch selt^ev- wfiiit«^
. liehe Gefahr. Anders ist dies fireflfcH^iWMn
ein grolses Geschwür nach Torh^rg^angeoer
' anhaltender Kränklichkeit entstehet^ und dapi
beim Au&ruche des Geschwürs^ anjT einfl^al'efa
ganzer Klumpen , Knäuel Würmjer , , <od^ Hb-
derer ünTerdaueteff. iMrter fester Oucik^^Vmi
Vorschein kömmn ^> ^'
Der Stein (Caiculus urü^riwf) . mi:
nicht sehr häu%, aber desto hlil^Gg^r "wiehst
f die Säreniraub0.(j4rbuius Vym.Ori^Hitf
^\
^ -t
*^'J
419
■>-',•
lÄ» 1|i oioldier Menge kJd dm fpgeuii^i^
geä )^ ohbweit d^r Wiihiaten Prora gafa]i499
wird» diiJGi g^nt Denuobläii^ TQit hieraus da^
iHiit frelrielieii wetd^n köanie. ^^Yon der WUxk»
^ iMlkdt dieses Krautes^ ^^cbes uo« der $c^Yre;n
4«^ idßrray so sehr empfohlen hat, aU Xaxv-
K - 4^Yüligi&^ttel g^gen denScoin, und voD,4^r
;,"' f[«9t yottreflicheo Wiirkung der^ fixen Luft,
' ; . ii^eh Halmes Methode gegeo» 4®n Sla^epsteio^
^VihB ieh ftchi^ii eheaialB in ßaUingexs Ma^ai-
L uü ßii^ A^rzte 6d« ;^. St 9« ^ 117^ xneine
r. Jpi^dapken gesagt; liie Vartreflicbk^eit' dieser
headeo Arzneimittel habe ich hernach noch
tertohiedentlicb hesitätigt gefitiidc^n, und aol^
Kann beid«« nach meinen .Erf^fariingen ^ ani»
dem Aentlen Ahi ditf i)IlerVpr£iigU<:hstezi eitk^-
l\ pfehlen« . ' -
JEane wiihro Steinoperation habe ioh niä
selbst 9a machen Gelegenheit gehabt; jedoch
bbe ich ^or-«t^ 19 Jahren einen Stein. bei
•iner Tischlerfrau in Gingst, M0r auf ^Sgesi
ansgetchnitten^ Mir sagte man,' da ich jN'achU
au ^dieser Frau geholt wurde , sie leide fqrch«
tttlicH an einer gnuzUchen Urinrerhaltungrjial-
lein beim Aus&agen der Kranken selbst; 4|j^
fuhr ioh sehr bald, dals ihr jU'ebeLTQn einem
Steine henriäre, der Termuthlieh sohön in dw
Uce^ira iieü. Ich «nterfnäkte : d^swdgen di«
\
fr
I
Kranke AelUt jw vaginäm^ und fand den
Stäin wiirkiich in dertelben Und schon hii
%tnk einen ZoU ron der Tordem Oe&öng
derselben Torgednmgen , und gewaltsam ein^
gesperrt, so da(s er sich 'weder durch gelin-
des Streichen, noch durch ernsthaften Druck
weiter nach rome wollte treiben lassen. Der
Leib der Frau war' ganz erstaunend auFgetria-
ben^ und sie hatte heftige Angst und Schmer-
len 9 weil sie schon seit drei Tagen gar kei-
nen und auch schon einige Tage znrcMr nur
wenig Urin los geworden war. .leh entschlois
mich daher sohneil und schnitt die Uredm
hinten und über den Stein der Länge nach
au£ Der Urin flofs.in BSenge ab; abw der
Stein wollte sich noch nicht durch die für
denselben zu kleine Oe&ung heraus neWen
lassen, obgleich ich es auch mit der Zange
yersuchte ; es brach ein Stück yom Steine ab,
allein der Stein selbst blieb zurück, und die
Frau wollte sich durchaus nicht bewegen las«
sen die Oefnuug noch gröfser schneiden zu
lassen. Ich gab mich auch dabei wieder, wol
ich hefte, der stete Andrang des Steines wer-
de die Oefnung schon von selbst erweitern^
und er ohne weitere Hülfe bald zum Vor-
schein kommen» Jedoch um dies zu erleich-
ti, liefs ich Leinsamen in Milch koohen,
^h wollen Zeug durchdrücken/ und in
lai
dem Slhiiie weiche Leinewmd dorth und
durch nässen und so öfters frisch gewannt in '
xdie Va^a hineindrücken« Dies that diege-
liofte Wurkung bald, denn schon am andern
Mor|ien war der Stein yon selbst heraasge£ü-
len> und die Frau schickte ihn mir zu. Er
wiegt 7§ Quentchen, ist weiAlgrany oymi, siem*
lieh glatt, und besteht aus sichtbaren La*
mellen# Das Merkwürdigste bei dieser nn«^
gekünstelten Steinoperfition ist ohnstreitigy
dals diese Frau lange yor der Operation den
Urin nicht hatte halten könäen ; ein Fehler, ,
welchen sie im Wochenbette bekommen hatte,
und nun nach der Operation konnte sie den
.Urin nicht nur halten» sondern auch natUi^
lieh lassen.
%
— isa •■— ' ♦ ' 'i
« K
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n..
• Da« ;.g e 1 b fe F i e h"et. ^
■ ■■ .1 i ' ■ ■*-
Fragmentarische Nachrichten über di»
letzte bösartige Epidemie in "Mak^
und iwet den Nutzen def
■ *
' tuns^en an derselheni
£m AufBug aus einem Privatschreiben des Koni^lfcli'Fnii-
iaitchea General- Co nsuls üerm Bjooae daselbst; neb«
einem Schreiben des Dr. Don , Josef Altara* ifi. AM-
cante über den Nuuen der Qeleinreibnngen li«i > dam ^
gelben Fieber. Mitgetheilt und aus dem Sp^niadia«
überseut vom Mi^disinal-^Ratb Borges.Mi lUiadwm,
m 4* Januar d. X erhielt ich doreh 4ie
bocbgeneigte Mittli^luiig der Kdinglichea kotli'
Iqblicbea Ostfriesischen Krieges» und Ddnuu- ^
nen» Kammer, welcher ich auber den Atejp-
kadien Originalsehriften über die roriet^tf^
smie in Malaga schon mehrte NötiMi ,
Ue letzte ungl^oh rerheerendetd JKnunk- ,
• i
^ '.
hett -^ftidtet TtMlttftfcäf twifi lioi ihrer Ab*-
kunft in OeutstÜoiid TJSlli«* gereinigte Bl&t.^
tär (null baue «i4 «u dem Ende^ ofaiiQ- «ie
mit den Händen ansüßen ^ aufsei« MesMr
ge«pieCit^ in Essig getaachty itad 'abdaim ga»^
hüfig fiusgeränchert^: det'-.Miidffkler. Zieitaog»
worin: äi^ Methode des Drx Ihm. /<ti^ Alm^
rot ia ÄlicADte» daa gelbe Fieber durch OeI*>
ejnreibuDgen^su heildof von ihm- seihte mit*
getheijt; ist« Da, wohl alle Mtu^ufohten^ wel«>
che.uiu anjeujt über diese mäcderiifohe Krank«
.jMt tus Spanien 4ingesandt -wisrdett , nicht
olin9Ti4|Ueiti|[es Interetse gesäten werden mög-*
^ten« ao nehme ich. keinen Anatand, die Uch
beraetsung dieisea Artikels Ihn^i mit der Bicite
Msufenden, denselben in Ihrem, beliebteio,'
nnd ron Aerzten allgemein gelesenen Joui*
n^^ einen Platc su gönnen. Noch schicke
ichldie^er UeberseUung einen Auszug aus m«*
nem mir am 25. d« M* gleichfalls mitgetheiil«
ten Privatschreiben dtf Königlichen Generei«
ConauU Herrn JRoo^e, womit jene Blätter ein«
gingen I voraus, weil ea ebenfalls sehr wich«
tige Notiaen Über die leute unglückliche £pi«
demie in Malaga enthält«
Ssn Kafaol d«D lo, NoTember i8fl4'
Leider hat m das Ansehn, als wolle sich
■ ' •
^ai gelbe Jßieber in Spanien eiaheimiach ma-
/
/
- '-4 -
eben; demi nit Endeos fcnm dMnud dai-
MD Eiofiilmiiig TOB aalMB nickt aad^efirie»
#«ft werdaD« lieber dem DBspnmg dendbea
wird tebr TCftdiiedeB gerochen, doidisdieiBt
die wahndiealiobite An^^be folgende m tcyiLv
In demjenigaB TheOo umerar Stadt, wclaher
miter dem Namen Potm dulees bekannt itt^
wftien im Jdve i8oa mduere Pencmte la
#;ioem kleinen Laden am geO>en Fieber ge-
storben 9 weldier defshalb ent Befiehl der Re-
gierung remumert wurde. Der FiflrmhBmor
des JFIansef Beüi ihn in diesem Jahre otBieny
«od die Familie y wi^chö selbigen beeog» Bei
1^ erstes Opfer der Krankheit. Enragt mai^
lirelche geranme Zeit Ton jener Epoehe Im
aar merklichen Deberfaani^idimBng des De-
bets Terflols y so ist wohl mit Recht m be-
dacrem» dar» sich die Regierung, aller eriul-
Cenen Warnungen ungeachtet, so durchaus
nnthjitig yerhielty und die goldene Zeit Tor-
nbsSnmte, ^m Uebel in der Wie^e an ersti-
cken , eine Möglichkeit^ wovon im Jahre i6oi
der zu Cadiz commandirende General Dm
Tomas de Moria ein glückliches Beispiel 'ge-
geben hatte. Denn auf Anzeige des erst be*
fallenen gelben Fieberkranken liels dieser sol-
chen damals augenblicklich in ein entferntes
Lazareth, die übrigen Hausgenossen ab^r an
eiaen andern entlegenen sichern Ort in strenge
^ I)3aste bekaimte-würksaxMMineliruidQai^
\ Rttrtigung dei Hauses ai](|f^>r4i^, .Ii6d.-Ctdiz
[V Terdttikte dieteti und ttderif :AS^I>!pf^igen
f' MuCsregelii seine Rettung« ; .^alis^cbeinlicli
. unteriicfs das hiesige 'GouyeniemeBl'tw wohl-^
^ gepeiuen Absichten ^ gleiche Cnd]rgie[ su be-*
W^€tn# Die Perspective ein/er Hubgersnoth
flur bei dem groisen Getreid^päng^ nicht
weniger schrecklich > und niag ?fohl haupt*.
; aiehlich das Gonvemement T4|ranla£H haben»
dasjenige hartnäckig für niobt- ansteckende
Faulfieber zu erklären , und erklären au las«
sen, wa» knehrere Aerste schon anderthalb
Monat früher für das gelbe Fieber insgeheini
'^ ang^ieben hatten* Man glaubt so gern, w%a
man wünscht, und es ist daher nicht b^
jEremdendy dals viele die Reptoduction dessel«-
ben bis auf die letste Stunde becweifelteB^
da hiesiges Gouvernement so positiv das G»«i
gentheil versicherte. Namenloses Elend hat
indeis dieses Verfahren über einen grolseii
' Theil von Spanien verbreitet > und haben dio
^ nach allen Orten ausgewanderten Malagaer
Gadiz, Gibraltar, V^lez^ Antequera, Granada,
Alioante» Garthagena u. a« mit in das Un«
l^ück ihrer Vaterstadt verwickelt* In Malaga
kann nun, Gott sey Dank, die Krankheit so,
fut ak beendet betrachtet werden» Höchst
Deum gesttngeiu^' Uik tinterlaiie dakot^iiielit^
soloMft der iUtaiglilihen ' iUiBmer offioiek* jex
berichti^V'*Mfic))L M dieser. Gelegenheit ;a)k
neuern Schiifl^ und Verordnungen^ ijas giU|e
Fieber betreffend; deren ich habhaft' werde»
kann^ emsusenden^ ZorUeilutig dep^Knuüt»
heit sind vefschiedene neue Versuch* .geh
macht worden. In der er^ea Bgriode ders#l«
ben hat man besonders hSofigen und' uüinb
tf^nden Schweifs zu befördern gesuo^ 9 und
dabei für Reinigung der Baueheing)W«ide^
entweder durch gelinde Brechmittel, oder C^
stiere gesorgt M^arme Weineasigbader wor-
den bei einigen init Erfolge gebmudit; >' Bei
viefen sind die Oelfrictionen voa poCiuw
Nutzen gewesen* ■ Weil diese Methode»- «o
2^iemUch allgemein für die wUrksamste gahat*
ten wirdi so überreiche ich Ihneri hiebci aw«
Blätter unserer Madrider Zeitung, woriua Süa
über die Anwendung dieser Kur das ISähert
ersehen werden. Für untriigUch kann^di«es
Mittel indefs nicht gelten , denn yiele sinjl,
aller Oeleinreibungen üugeachteti in d^e aiii»
dere Welt gegangen« l« überhaupt is^ ^aiuch
dieses Jabr die traurige Erfahrung auff. Neue
bestätigt worden , d*fis bis jetzt' kein heiHUir«
tes Mittel gegen, das gelbe Fieber geftinden
ist* Eine und dieselbe Methode ^ ytsidütwji
irrmMig oder dr^iftig gdb^t »od, ist bei
einer eddem drei- und vier&chen ZeU ofamV
Erfolg igeweieA; Besondere PrüteTr^iMMi*!-^
tel sind dieimal nicht gebraucht vrordee« .• Bei
den sieisten scheint ein» erstaunojistlrikdige
Gleicbgultigk^^it liegen des Uebel geUbcfschir«
zn -haben. Betten und Meublea wurden pja»*
wenige 4 und allein auf Verlangen der Uans^r.
genossen Terbrannt^ demnach w^ren xlie Ver«
heemngen der Krankbi^ nngieidi gr(User,
* .ah Toriges Jahr» Die Zahl der ^GestorbenM^
ISÜt sidk gewils ohne Uebertreihung jfiuf i4
bis xSooD schätz^ » andere geben selbig auf
it bia asooo an- Churianai welches foltJifa*
lagter FHiohtiinge war, ist Ton der JCrank«.
' hrit reridioltit gebhöben j welches um so bb«
wundetnswUrdig^er ist^ da über dreiisigp^;
^nen, welche sich in Malaga das gelbe Fief
her gehölt hutteuf daselbst gestorben «pind»-
Kein einziger von denen , welche nicht nadi;;
Malaga gingen , wurde angesteckt » selbst die«!,
jonjjieniüacht^ Welche den ^Kranken beistan»
den. tf an Schreibt dielk deü vielen ^eromati»
sehen Rräutenk tu, welche tagUoh ans Man«
gel anderer Feuerung in den Oefen der Bäcker
rerbrannt wurden. "^^ -
•} Ob idb gltidi die GlatibwutlUgkeic j^i Umh R.
im inindtfstea nicht in Zweifel «iahe } •• halt« ich
^ doch diessB FaU aait Chi^t|is> wtlaho^ «r aiirvoua
5^ ia8. —
Von meiäer Familie, Freuodan und An*
Tt wandten ist diese» Jahr 9 einige DieastfNjMi
then ausgenommen, niemand gestorben, denn
aUe haben üi Zeiten das einsige sichere BfiS*
iungsmütel, nämlich die Flüc/ii ergriffen^ — «
So nel aus dem Schreiben des gelalligeo,^
treulichen R. Jetzt die Udbeisetaung des
oben erwähnten Artikels:
Madrid 3o. October x8e4^
, Auf die Naohridit, dafs Dr« Den Josef
"jücaraz in Alicante von den OeleinreibuHgen
xur Heilung des daselbst heirschenden gelben
Fiebers nnt Yortheile Gebrauch machte, bat
ich ihn sogleich, mich umständlich zu unter"
nlchten , ob diese * Nachricht gegründet sey,
oder nicht. Et scdirieb mir unterm no. d. AL
folgendes:
Mein «Herr! Ihr Schreiben habe ich em-.
pfangeo, allein bei meinen Vielen GeschäfteUi
und der wenigen mir übrigen Mnlse, "V^ar ich
solches früher zu beantworten nicht im S^n-
de; auch ist es mir eben deswegen noch jetzt
nicht möglich , Ihnen eine so ■ umständUchPi
Auskunft zu geben, als ich wünschte, uii4 Sia
es verlangen» £s ist ?öilig gegründet, dala
ich
Hörensagen su hkhert tcheint» und beftsndersjdiasa«
gegebene Ursache« warum der Ort befreit geblieben
<eyn i q11| — « für eias Fabelt äinm^ d^ EüHMtUfd,
\ -
•— zag -^
t
ich bei dem gelben Fieber, iifelohes mftn t4il! «
dem Änfatnge des Septembers hieselbst Walir*
nahm 9 von den 'Oeleioreibungen^ die toa via*
len Aerzten, Welche Kranke dieser Art zu be^f
handeln Gelegenjbeit gehabt haben, so s^hr
ent^foblen sind, ebenFalls Gebrfiuoh zu ma-
chen anfing ; und der Erfolg hat meinen ^a-
ten Wünschen völlig entsprochen. Die Me-
thode/, welche ich bei dieser Operation be-
folgt habe , ist die nachstehende : In dem Aül-
genblioke, wo Personen von der besagten
Krankheit befallen werden^ lasse ich den gan-
2en Körper, Brust und Gesicht ausgenommen^:
mit gewohnlichem Olivenöle etwa fünf Minur
ten hindurch einreiben/ Gemeiniglich wird
zu dieser Einreibung etwas mehr, als ein hal«
,bes PFund Oel verbraucht Gleich nach dem
Einreiben lasse ich die Kranken awei Ta$sen
Fliederthee trinken, sie warm zudecken, die
Fenster yerschliel'sen, in dem. Gemache mit
Zucker räuchern, und alle drei Stunden eine
Tasse Fleischbrühe geben* In der Zwischen-
zeit bekamen sie wieder «eine Tasse des et-
wähnten Thees, und mit dieser Methode fiihr
ich so lange fort, bi^ ein reichlicher allge-
meiner Schweiüi ausbrach, worauf gewöhnlioli
ein galligter Durchfall folgte. Kommt der letz-
tere nicht von selbst » so suche ich ihn durdi
Clystiere . von Seeyrafser au erregen« , Mit die;
Jeiurn. ZXI.B. a.^r. I
— t9o —
sen beiden Ausleerungen, auf eine so einfa-
che Weise henrorgebracht, ist^es mir gelun-
gen, die Krankheit in den ersten zwei Ta-
gen f und ohne dafs sie bei (Einern der Indi-
viduen, welche ich unten nennen werde , in
die zweite Periode iibergegfmgon wäre, zu be-
seitigen ; auch habe ich nachher nichts weiter,
ab die Chinatinktur bei solchen ferner ge-
brauchen lassen, welche durch die erwähnten
.Ausleerungen geschyi^Scht waren* War die
Krankheit beroits in die zweite Periode über-
gegangen, welches gemeiniglich am drittel
und vierten Tage der Fall ist, so waren die
Oeleinreibungen neich meinen ErFahrungen
nicht mfhr so sichf3r, weil das Nervensystem
bereits zu sehr an^jegrifFen war. Indels sind
doch noch viele auf eben diese Art geheilt,
wenn gleich die Ki'ankheit bereits in eine spä-
tere Periode gekommen war, und die fiürch-
terliclien Zufalle, als schwarzes Erbrechen,
blutilüsse und Zuckiihgen eingetreten waren.
Die beigefügte Liste enthält die Namen
aller, welche in der ersten Periode der Krank-
heit durch die Oeh 'inreibungen allein^ und
ohne das geringste andere Mittel geheilt wur-
i uelirero nicht mitgerechnet, welche mir
greisen Anzahl der Kranken^ und bei
hrigen Geschäften entfallen sind. 2u
iegla ubigung habe ich diese Liste
> \
* ^
,♦
, i3i '^
.[
tßit 'Genehmigung ttn^rs ^Qowrerüemii roh
^inenr Beamten ^ der Gr«5ttadUBitskomixiis6|oa
attestiren lassen« • ^- '/ .^V:. .
Entschuldigen Sie- die Kiirz^ ineines Schrdi«
bens* Ich bin u. ä. w. " ," - \'
''• ' -Josef Alcärag* •
Namentliche Line der Per^qnen^ welche voni
benannten Arzte ^durch die Oeleinreibun^
getf. vom gelben Eieher, geheilt ^ind^ ?^^
rere andere nicAtrinutge^chnee^ deren er
sich beL der grofserk, Anzahl seiner -Krun*
hen nicht mehr erinnetS»
Dr» .Don Josef Alcaraz
Don-Aafael Alcärisi2 • -
Doila Maria Aicaraz ' •
Hosa l2k|iäerdb ^ »^
Maria Minnera* » *
ihocencia ^anta /Maria - '
Margarita Santa' Maria
Josef Ferrer ♦ ♦ • • •
Don Juan l^iran »
Don Jottfuin Soler
Teresa Porcell »
Doua^ Maria Antönia VareSa'
Dona «Maria* Varela r-Merler.
Juan Garratala : •
Nicolas Carratala •
Don Josef Martriu
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Dr» OoA VHomi^eo Pitalua
Josdf BoquUini •
Juana Jorda
2)AariMJLa Jorda •
Francisco Perez
Zwei Bedienten der Dona Francüca &an
Don Pedro Tomas
Margarlta Gomalex
Maria Goder
Luisa Palau - •
Don Juan Francisco David
Nicolas I ein Geistlidier
Maria Bautista »
Teresa Blanco
DoB Pedro, ein Geistlicher und seiMi
Haushälterin
Die Wittwe des Don Gregorio Campos
Lorensa Perez . • • »
Doüa Trinitaria Ferrer • •
Baiit^^ta Botella * • . •
Maria Verdu • • •
Don Nicolas de Mödena « ,
Po&a Maria Ana de Mödena j Puch
HmJU Tlovcntina de Modena
la da la Cruz de Mödena
ll de Mödena
Summa 4^
-- i33
\
f
ßon Atfhnso de Furundar^a^ "ObrUt-
liienteiiiftnt der Artilletie imd Kommandant
dieses Platzes; bezeuge hieinit, dafs ich
bei meinen täglieh^n KfankeEnbesuchenv dio^
ich als Itfitglied der Gesundheitskommission
mit dem Dr« Don Josef AUarat im vierten
Stadtyiörtel'mtMshen mi^fst^, einen Augenzen«»
gen abgegeben habe, wie aHe in Vorstehen-
der Liste benannten Personen durch^ die OeU
einreibungen aHein geheilt sind: auch w^ifs
ich Hoch yon y^rschied^hc^a ändern ausserhalb
dieses Viertels, dafs sie auf 4^^ nämliche Art^
und von demselben Apx» geheilt wurden. Zu
mehrerer Beglaubigung habe ich mit'Geneh*^
migungunsers' Herrn Gouverneurs dieses Zeug«
nits ausgestellt und eigenhändig untersehfia-
ben« * ilUicante 226. Öctober i8o4m
Alfonso de Ft^rundarena*
s.
Nachricht, "von der Krankheit in JSfa-
laga und Alicante.
Aimt d^ Briefea der fraasöaiscken HaadhiiigiagMitStt an
den Minister der Marine und Colonien sn Paris geso«
. ^^en und vom Herri\ Dr.^ Km^audren, Arsc der Ma-
rine , dem Herrn Dt^ Friedlander gefalligst mitgetlieilt.
H
err Kemudren ]nrii|de'von dem Marine-
.N
•i
— i34 —
minister autoiisirt^ die Auszüge der SteHea
seioet Correspondenz der Parisexi . incdizini-
schen Schule zukommen zu lasseoi die das
gelbe Fieber betreffen. Folgendes ist das We-
sentlichste dessen was %ich in die^n Papie-
ren gefunden hat«
In den er>ten Tagen des . Vendemiaire
d» J. XU. zeigte bich in Malaga, in der Stadt
sowohl als auif den Sohiffep, eine Krankheit)
die der Französische Arzt der Armeen, Herr
DelestreSf für ein gallichtes faules und an-
steckendes Fieber erklärte. Innerhalb 8 Ta-
gen wurden 49^ Personen krank, yon wel-
chen etwa gq gestorben sind.
In der Mitte des Monats waren i6ö Per-
sonen krank 9 und 4 Wochen nachher erhielt
man die Nachricht« daüs die Krankheit sich
yermii^erte und dafs man yiel Gutes yon.der
sich eiaiindenden Kalte erwarte / die der
Schnee, der die Malaga nahe gelegenen Berge
zu bedecken anfing, hervorbringen muls. -^
Am Ende des Monats Frimaire desselben Jah-
res meldete der französische Commissair Herr
Mornard endlich, dafs von 70000 Einwoh-
nern, die die Stadt nicht verlassen hatten,
14000 gestoiben seyen, doch zweifelte er sei-
"ler an der Genauigkeit der Angabe. Zugleich
»richtete er, dals auf Veranlassung des vom
üUchQxx Gouvernement geschickten Arztes
^rre;i^2a; die ^Kirchen, und I^off^Iiäuser yx^-n
der vfröfliiqt -lind diis ,7a I)pum gesungen, if.pr*
den wäre.
Der Marinem inistjsr erhielt übrigefna übe];
die Natur der Krankheit imd ,^ie angewen«*
deten licilwttel keine andere Nachricht, a\i
dafs HeJ^r Arrejula daium für gut gefundao
faabe^ den Einwohnern die Furcht zu beneh-
' nien, und sie zu beruhigen, weil das n^orali^fa^
sehr viel EinAufs auf d^^ Qang der Krank-^
heit hätte, ..er scheint hierin:' den^ B^jspi^
Englands gefolgt ^zu seyn,. welches in dex^ Jahn
ren i635 und. i636| als dt^ Ppst^die ungtü^lcji
liehen Einwohner zu aller Art von VerirwÄ^
feiung brachte, die verschlossenen Hättset;r 2|i^
eröjQPne^ sich entschlols y und :das Aungf^t^^a
erlaubte 9 wodurch die Krankheit um ;:3rig}e^
sich verjuindorte. Die Maafsregel, di«:iiHniiJ9
bester Absicht in^Malaga getroffen hat, war
aber ungünstig, und um so gefährlicher; jiuSt^
gefallen, lyeil die eröffneten Qe})äudf^ Yerr
sammlungshäuser waren, 'Uii4 d^^ religiösQii
Ceremo^ien nur die uninitt^Ibf^ren Y®?Mnr
düngen und Berührungen l>^giaist|gteii« . Qi^
Krankheit war wUrklichy ?vegfen 4ör eingetre-
tenen Kalla, schon fast im volligen Abnehmea
gewesen, aber diese gewagte Maalsregel :dei(;
Herrn Arrejula machte, dafs sie sich um mehr
als 4 Wochen noch verlängerte, und erst den
. — x56 —
yten Planosa^ ako nachdem die Kranklieit
4 MoDJte f;ewiith^ hatte, hörte aieToUig an£'
Den ayten wurde der Cordon der Truppen
aii%ehoben und die Verbindung mit dem In-
nern Lande wieder hergestellt.
Diese Correspondenz war freilidi von kei-
nem Arzte geführt worden, und lieCi daher
manche Lücken über dte mati Au£klärung hätte
wünschen mögen, allein über die Ursacdien
der Krankheit blieb fast kein Zweifel. Es
war ausgemacht, dals die Krankheit durch
das Einbringen fremder darch GontrebandQ
und Unter» chleife eingeführter und angesteck-
ter Waare ans Land gebracht worden war;
Andere meinten, dafs die französisdien T^ns*
portschiffe der Desaix und die Union p die
Ton Marseille mit Truppen nach St. Domingo
bestimmt waren und des Krieges halber in
Malaga verweilen mufsten^ die Krankheit yer-
anlafst hätten; allein die Schiffe waren schon
g Monate vor dem Ausbruche der Krankheit
da gewesen, und hatten nur 4 Kranke am
I Bord, die durchaus keine Symptome des gel-
ben Fiebers äufserten.
Was übrigens keinen Zweifel über den
zu^st angeführten wahren Ursprung des An-
steckungsgiftes übrig läfst» ist der Umstandy
dafs die Mautdiener und ein Vorsteher ders-
elben von dem Wegnehmen der^Waarei. de-
* i
ren Niederlage in einem Hause der Stadt rer«
rathen lyorden, gestorben waren. Ein gro«
der Theil derjenigen, die sie herumtrugen>
verkauft oder gekauft hatten ^ starb ebenfalls.
X Nachher schienen die Symptome derKraok«^
keit zu verschwinden, und altes war ruhig^^
allein diese Ruhe dauerte nur bis zum Mes^
lidor. Denn den soten dieses Monats achrieb
der Cömmissair Momardy dafs eine Krank-
heit, die die obrigkeitlichen Personen Faulfie-
ber nennten, und die nach dem Ausspruche
der Aerzte mit dem gelben FieDer Aehnlich«
keit habe, viele Menschen wegraiffte, vaA Sehr
acuter hitziger Natur aey. Die Krankheit,
sagte miatn, wäre nur 5 Tage eigentlich ge-
fahrlich , aber das Genesen dauere lange, und
die Ruckfalle seyen häufig. — Im Therihidor
waren viele gestorben, mehrere entkommen;
hn Fructidor starben mehr all ]oo im Tage;
und gegen das Ende des Monats ^ogar ge-
gen 3oo taglich» Nächstdem litt die Stadt
von Hungersnoth, von. Diebesgesindel un9
vom Meuchelmord, und das Leben schien fast
hier die gröfste Plage, Die Kaufleute hatten
ihre Xaden und Comp toire verschlossen , die
Hälfte der Eiiüwohner hatte die Stadt verlas-
sen, und wurde auf den Gutern von Bandi-^
ten und Contrebandiers verfolgt, die den Au-^
fenblick benutzten« um das Liaxid zu plUn«
— i38 —
cletB. Kaum gab es auf dem Lande noch et-
-was den Hunger zu. stillen, und vergebens
suchten die Einwohner wieder zur Stadt zur
rück zn kehren^ um wenigstens in ihren Häu-
sern uina;ukomn;en, der Trup^enco^don ver-
hinderte sie daraUy und viele starben auf
freiem Felde. •—
Iji Fructidor brach auch plötzlich die
Krankheit zu Alieante in yerschiedeliep Quar-
tieren der Stadt aus, namentlich in jd«r sor
genannten i^rofsen Strafse, wo die Kaufleute
wohiion* Don 224ten hielten die Aer^te das.
Fieber noch für nicht ansteckend, aber den
folgenden Tag erklärten sie es für das voll-
kommene gelbe Fieber UQd zwar ^dasselbe,
welches die Franzosen unter dem Namen die
Krankheit von Siam characterisirt hatten»
Man mufs übrigens das Uebereinstimmen-
de bewundern» welches in den Berichten
zweier an verschiedenen Orten lebenden Com-
inissaire, die dem Marineminister geschrie-
ben haben, statt findet, Herr Angelucei^ Com-
suissair der Handluogsangelegenheiten in Ali-
eante, meldete: dafs den 3ten Fructidor Herr
Vcnc.ro ^ der Commandant eines Briggs, wel-
dies zur Bev/achung der Küsten dient,, ans
Land getreten sey^ und nachdem er förmlich
erklärt hatte, dafs er mit niemanden Verbin-
dnog gehabt, und au eh. keine I^euigkeiten am
r " • ^ ■ -
!ßprd j^ätte;, habe, et 3 Kranke atisgo^.Qtet» von
welchen einer 24 Stunden- nachbex, und die
' ' ■ • • ' * > •. . •
andern bald dai auf 1 gestorben f^eyen. Die
Krankheit hät'e mit eoi^m- fast unmerklichen
Fieber . angefangen» wurdf aber bald s^hr hef«
tigy indem die Kräfte zugleich schwände^, die
Auge9 sich entzündeten und ein heftiges Blut-
brechen erfolgte, Näch«tdem hätten die Aerzte
bemerkt f. ^^f? ^^^ Haut der VerstorbeQe^
gleich gelb ward, und ohne Anstand erklärt^'
dafs die Krankheit das gelbe Fieber sey. . Doch
gestattete man der Equipage ^ des Briggs frei
XDit den Einwohnern der Stadt zu communi-
ciren* Der Gesundbeitsrath befahl eidlich
i dem Commandanten die Rhode zu verlassen
und ins Meer zu setxen, mit dem JBefehle
kein SchiJQF zu untersueheo und in keinem
Hafen zu landen. Den 4^en k^m ab^r dd$
• ' »
Schiff in der, Rhode, an dem Orte den man
• 1. . . - ,
le Barck nennt, zurück, .u^d sendete ^inen
Offizier. ^ns Land 9 iim zu bitten, dafs man
die Ordre widerrufe. . Man schickte den ioU
' genden Tag eine Commia;$ion an Bord^ um
den Zustand der Equipage zu untersucheui
aber in demselben Augenblick sah sich Herr
Venero zu erklären genötfaigt, dafs einer dej?
Mannschaft am Bord gestorben, und ejn^ an«
derer in letzten- Zügen läge. Den 6ten wur-
de Herr Venero von neU^m der Befehl er*.
— i4o —
tlieilt den Hafen zu retlassen, nnd sich nach
Mahon tu begeben, um daselbst tlie Qnaran-
taftie zu halten. Nachdem' er wiederum 7
Mann verloren hatte, kam er den igten um
10 Uhr noch einmal nach Alicante znrilcki'
und hatte i3 Kranke am Bord, von welchen
der Chef der' Comptabilitat in den letzten Zu"
gen lag. Erst den 24ten fuhr er wieder ab,
jdachdem'der Chef der CbmptabilitSt den Abend
zuf ojr auf dem Schüfe des Commandanten ge*
storben war.
Hatte die Flotille, die die Kulte bewacht,
das Fieber mitgebracht 9 so mufste man sich
wundem, dafs es nicht bei der ersten Lan-
dung gleich gefafst habe, wo die Einwohner
mit der Equipage noch in Verbindung $tan>
den. Doch brach sie erst z4 Tage' nachher
aus, und Herr Angelucci meldete noch in
seinem Briefe vom i4ten Fructidor, dafs in an
nie zu Alicante weniger Kranke gesehen habe
als um diese Zeit. Doch ist anderseits nicht
zu leugnen, dafs dasselbe Schiff zweimal in
der Zwischenzeit mit einer gröiseren Menge
Kranke gelandet sey.
In mehrern alldem Briefen des Herrn
Angelucci liest man, dafs der Ursprung des
Krankheit zu Alicante einem Ballen mit Baum-
Yugeschrieben werde, der von GibraU
iiickt worden ist, und sich in dem
~ i4t —
Hauae det Herrn Laurent ^ Capitain des Ha«
fens, verborgen befand« Dieser CapiUiin war
gestorben ) und die leisten, die dasselbe
Schicksal hatten, hatten in der Nachbarschaft
gelebt;, w^r nur in das Haus bineintrat, ward
W(ie vom Blitz getroffen. Das Gouvernement}
Welches sich in der Nähe dies^ i^auses be-
£uid, von welchen zwei Leute gestorben wa«*
' ren, wurde zum Quarantainehalten genöthigt,
und die Archive wurden nach dem llathhausa
gebracht*
Die Correspondena beweifst auch, da£i
wieder eintretende Wärme dw Luft die l(rank->
heit wieder erweckte^ . Stets sprechen die
französischen Gommissarien von der entsetz«
liehen Hitze und von der Ungeduld mit der
man dem Naohlassen derselben entgegensehe/
Man erwartete Regen , der 6 Monate ausge-
blieben war, man hofte^ dals der Regen wie
gewöhnlich im Anfange heftig seyn MTurdei
y^eSi ein kleiner Regen eher ach&deh konnte»
Die Correspondenz enthält übrigens we^
nig über die Yorbeugungsmittel, die man an«>^
gewendet hat. ^ Herr Delestre befand sich noch
in Malagi, al. die Krankheit von neuem au»-
brach , behand^te dieselbe mit |[Btem "Erfolge,
und man lobte vorzüglich seinen Eifer und sei-
ne Uninteressirthßit. Das spanische Gouver«
nement achif^e zum iweitenmale Herrn jir^
r
— 1^3 — ^
rejula nach Malaga. Aber dieser Arzt' liatte
das Zutrauen oicht ge\ironnen ; man warf ibm
vor, dafs er sich das erstemal nicht damit
beschäftigt habe^ die Stadt reinigen zu lassen.
Doch war nun der Cordoa der Trappen hei^
gestellt und der Isafen gesperrt* Diese Maals!-
regtl nahm man sowohl in Malaga als in tüi-
eante; zwei geräumige Klöster wurden nbri*
gens in i^azarethe verwandelt ; denn die Geist-
lichen, die die Flucht nicht ergfi£Pen hatten,
waren gestorben.
Den aiten Pructfdor ward Berr t^elestres
selbst von der An&teckuDg befallen, man sagte
ihn sehr krank, aber die Correspondenz er-
wähnt fernerhin weiter nicht desselben. Fast
alle Aerzte waren gestorben, und es fehlte
daran so sehr, dafs man die Kranken Leuten
überlassen mufste^ die nichts von der Kunst
Verstanden»
Man hofte in Alicante die Krankheit, an
dem Orte wo sie entstanden war, ersticken
^u können. Den a8ten Frucfidor rief der
Gouverneur die Vorgesetzten und alle Agen-
ten der fremden Nationen zu sich, um ihnen
die Lage der Stadt zu schildern, und zugleich
zu beschliefsen , dafs alle Verbindung mit der
•na;enannten grofsen Stralse, welche der Haupt*
des Uebels war, unterbrochen werden
Würklich h4t man auch nie eine an-
• I
~ 145 , — .
steckende Krankheit mehr an einer Stelle be-
grenzt'^gosehen: Ntir der Mittelpiinkt der
Stadt schien ausschlierslich angegriffen, und
alle Vermögendere waren aufs Land geflüch-
tdt; die Armen, die Handwerker und über-
haupt die arbeitenden Cias$en waren allein
geblieben, und man beinerkte, dafs diesfe am
*^enigsten angesteckt wurden. Herr Ange-^
lucci meldete z. E. daß man in den Vorstäd-
ten sehr gesund wäre/ und dafs es auch in
den Gefängnissen, Hospitälern, Casemen und
auf Schiffen in der Rhedf5 gut ginge,, so wie
überhaupt in dem Quartier ' der arbeitende^
Classe; dafs es sich aber ganz anders im Mit«^
telpunkt der Stadt verhalte.
Hieraus sieht man offejibar, ' A^ts die
Krankheit nicht von sehr all^emeinea Ucsa«
chen entstanden ist, wie etwa eine verpe*
stete Luft wäre, oder ein ungesunder Boden.
Man kann die Gegenwart einer eigentlichen
Ansteckung durch BerühruDg nicht verken-
nen, da Materie diese hervorgebracht hat;
der plötzliche Eindruck auf Personen, die ihr
unterworfen waren, so wie das Eindringen in
benachbarten Oertern, macht diese traurige
Wahrheit unbestreitbar. Aber merkwürdig ist
es, dafs die Krankheit so lange in demsel*
ben Bezirke geblieben ist. *^ Selbst öffentli-
che Aiostalten, wo oft so viele Ausdünstungen
- ,44 -
ausbrechen, und die denmich so vid Aakge
angesteckt zu werden habeo, sind aasgaaohlos-
aen geblieben*
Im letzten Briefe vom 5ten Jmut Compli»
mentaire meldet Herr Angelucciy da£s die
Krankheit, die bis dahin ganze Familien in
einer Minute weggerafft hatte, jetzt nicht mehr
ao heftig wäre. Er ahndete nicht, dals ec
selbst seinem Ende so nahe %ejy er ist den
laten Vendemiaire gestorben, und der Staat
verliert an ihm einen treuen Diener. Der
Minister erwartete übrigens einen umstiadli-
chen Bericht über die Krankheit ron ihm^ der
nicht angelangt ist.
Seit demr siten Fructidor war dio.Hitie
weniger stark, die Nächte wurden fziacher,
und man fing an einige Hofnung-zu hegen»
Den sSten nahm die Hitze noch mehr ab^
und den Sten Complimentairtag waten nur gB
Personen gestorben, welches man ftir eine
groise Abnahme der Sterblichkeit hielt! Den
6ten Vendemiaire d. J» XIII» hatte es drei
oder viermal kurz aber stark geregnet, und
dieses hatte die Luft erfrischt. Den i4ten'
des Monats endlich hatte die Krankheit in
der That beträchtlich abgenommen.
Herr Sonini bemerkte in ' seiner Beise
ich Griechenland und der Türkei, dals die
t in Constantinopel durch einen heftigen '
^ Sturm
— i45 —
;
\
Stulrm plötzlich aufhörte; man bemerkt oft
dasselbe beim gelben Fieber auf Schiffen, die
von America nach Europa kamen. Hierdurch
unterscheidet sich die Krankheit ?om Typhus,
dejr in unseren Climaten besonders im Win-
ter herrschte, und beim Eintritte der warmen
Jahreszeit vergeht. Wül man daraus die Fol-
gerung ziehn, dafs die Ansteckung des gel-
ben und Hospitalfiebers von verschiedener Na-
tur seyn müssen? Diese Frage bleibt bis jetzt
unentschieden.
Nach einer Annahme, die ziemlich genau
licheint, belief sich die Zahl der Todten in
Malaga auf i5 bis i6ooo. ,
Die Hungersnoth liefs sich stark fühlen,
Leute die die Stadt verlassen hatten, mufs-*
ten sich zurück zu kommen ent^chliefsen ^ in
der Hofnung einige Nahrung zu finden, und
der Raubsucht und Bosheit der Diiebe zu ent«
gehen, die das Land heimsuchten. Man kann
leicht denken, dafs diejenigen ^ die so. heim-,
gekehrt sind, nach wenigen Tagen gestorben
sind. Man verbot zwar den Rückkehrenden
aufzunehmen, allein es half nicht i denn man
wufste dem Verbote zu entgehen. — Auch die-
jenigen, die fri^ich in die Stadt fcamen, ohne
vorher da gewesen zu sdyn, wurden von der
Krankheit ergriffen; dieses vermehrte die
Furcht für dieselbe nicht wenig, denn mku
Joarn.XXI.B. 9. Sc. K
~ i46 —
Termuthete dadurch, dals der Keim zur Krank-
heit sich noch in der Stadt befinde« Man
behauptete ^ogar, dafs die St4TbIio£keit nur
darum abzunehmen scheine^ weil die Popula-
tion durch Emigration und den Tod völlig
geschwächt sey.
Noch weiCi man nicht, ob etwa* um die
Stadt zu reinigen geschehen ist, man muls
vielmehr fürchten, dals man sich, mit nicht
hinlänglichen Mitteln begnügt , und nur wie
im vorigen Jahre Processionen und reUgiose
Ceremonien anstellt. — Die Ansteckung hat
sich von Malaga aus in den umliegenden Ge«
genden verbreitet, und namentlich iii Yelei
Malaga , wo man einige Früchte holeb wollte,
und daher in gröfsere Verbindung fenit dem
eigentlichen Mittelpunkte der Krankheit kam.
Die Krankheit wüthete auch in Antiguer-
ra, und fast die ganze Küste von Cadix bis
Alicante schien angesteckt, welche etwa eine
Länge von i5o Lieüx beträgt* Man behaup-
tete, dafs die Krankheit sich von Mittag nach *
Norden ziehe, und dafs man fürchte» .fiarcel»
lona würde im nächsten Sommer von dersel»
ben ergrijff^n werden*
Merkwürdig ist der Umstand, den man
%0 Tage vor dem Ausbruche der Krank»
tft Alicante beobachtet hat. Man be-
aiUnUoh ein kleines völlig unbakann-
--• i47 -
tes Insekt im Lande, welches ganz einer JFlie*
ge glich, aber einen weit kleinern Körper
und viel läftgere und schmälere Flügel besitzt;
dieses besäete plötzlich den Spaziergang, der
sich in der Nähe des O'rts^ wo man die unglUok*
liehe Waare yermuthete befindet« Es warf
sich zu Millionen auf die Augen ^ zum^J aber
^auf die Lippen der Vorübel^ehenden, ohne
dals man es durch irgend ein Mittel zniti flie-
hen bringen konnte. Eü liefs übrigens auf
der Stelle, wO es haftete ^ einen solchen ca-
daverösen Geruch zurUck^ däfs tnan genö-^
thigt war dem Spaziergange zu entsagen. Mati
behauptet eben nicht, dieses Insekt im Hause '
des Herrü Laurenti gesehen zu haben ^ auch
wird nicht erwähnt, dafs die t^ersoneni^ ^^e
dieses Insekt plagte ^ von der Krankheit er-
' griffen worden sind. Uebitigens ist es nicht
das erstemal 9 dafs man solche Erscheinung
beim Annähren i^iner gefährlichen Krankheit
wahrnimmt. Man hat etwas ähnliches in Phi-
ladelphia beobachtet. In ungesunden Clima*
ten, die. endemische und ansteckende Krank-
heiten besitzen, ist die Verniehrung der In»
Sekten^ wie z. B. in AfHcH ungeheuer.' Hern
^/inar behauptete in seiuer Medicine eclaird
pat les Schnees phystques^ dafs eine kohligta
Krankheit (maladie Charbi>nnetise) von Thie-
ren auf Mentohen durch Insektenstiche ver-
K a
A - i48 -
pflanzt worden ist, zamal durch eine Art von
Fliegen.
Die Begierde, diese Nachrichten so schnell
als mö^ch mitzutheilen , hat dem Verfasser
Herrn Kerandren, Arzt der Marine und der
Golonneuv nicht erlaubt 9 der Reduction der-
selben alle die Sorgfalt zu geben, deren sie
vielleicht fähig i/vare. .Denn er wurde in die-
sem Falle mehr von der Nothwendigkeit seine
heilige PIlicht zu, erfüllen, als von der Be-
friedigung seiner Ruhmbegierde und aetner
Eigenliebe geleitet. Die Abhandlung ist übri-
gens den i3ten Brumaire zuerst in der Ge-
BcUschaFt der Ecole de Medecine vorgelesen
worden, und seit jener Zeit scheint nichts
beträchtliches mehr nachgefolgt zu seyn, und
die Krankheit hat, wie man seit 14 Tagejoi
vernimmt» völlig aufgehört
— 149 —
m.
Kurze Nachrichten
und
medizinische $Jeuigk ei teo;
Btobaehiuhg einer aer vom Herrn Dr. Ma^
demacher im Skten Stück 'des isien ßan^^
des dieses Journals miigeiheilien sehr äku'
liehen Lähmung der Gesichtsmushebiy die
aber offenbar eine Wirkung der KiUe war.
JL/ieser Fall betFaf mich selbst. Ich bin sehr
oft mit Kopfschmerz , behaftet und bediene
mich gemeiniglich des kalten Wassers , im
Winter aber des Schnees und Eises zum Um-
schlage auf das ganze Vorderhaupt und auf
beide Schläfen mit ziemlichem Erfolge. Als
ich dieses vor einigen Jahren im Winter eines
— i5o —
Morgens getban hatte, bemerkte ieb an dem-
selben Tage bei der MittagsmaMzeit^ dafs die
rechte Backe und die rechte Hälfte des Mun-
des mir beim K^uen und Hin- und Herschie- ^
ben der Speisei^ ini Munde ihren Dienst ver-
sagten* Pa ich guten Appetit hatte und mic||
übrigens sehr wphl befand^ so bekümmerte
ich mich bei der Mahlzeit nicht weiter darum
und behalf mich mit der linken Seite« so gut
ich konnte. Nach Tische stellte ich mich ror
den Spiegel und untersuchte meib Gesicht*
Wie erschrak ich, ^Is ich nun sah, dals nicht'
nur meine Backen und Lippenmuskeln ten-
dern ^uch die Augeplieder und die Muskehl
der Augenbraunen dieser Seite vöUig gelahmt
wären I Ich konote die $tirn nicht ninzelu,
die Augenbraunen nicht in die Höbe heben,
und das Augenlied nur halb scbUeXsen, Wolke
ich das Auge ganz bedecken, so mufsfe ich
die Hand zur Hülfe nehmen, Eben so wenig
WUT ich im Stande, einen Bissen mit der rech-
ten Hälfte der Lippen fest zu halt^^n, und
WDJlte igh 4^9 Speichel mit Macht von mir
werfen, 90 mur3te ich erst die gelähmte Hälfte
der Lippen mit der Hand zusammen drücken.
Auch behauptete meine Mutter^ d)|Is mein
Mund nach der Unken Seite hingejsogeii war*
Jedoch mvfs ich gestehen | dafs ich dieses
nicht wahrnehmen konnte«
-\
~ i5i —
-* Ich iBWeifelte keinen Augenblick, ^a£s ich
mir diesen mifslichen Zufall durch das. "V^^a«-
sehen des Kopfes mit eisigem' Walser zuge«
'zogen hatte, ob mtcb gleich die gänzlich«
Abwesenheit des Schmerzes, dieser so ge-
wöhnlichen Wirkung der Erkältung, nicht
wenig befiremdete. Dem gemäls wendete ich
den liquor oc. succ. innerlich und äuTserlich
An, legte mir auf die Stirn über dem. Auge
ein Qlasenpßaster, trank einigemal im Tage
einen Aufgufs von der ^Arnika und be;obadi«
tete ein warmes {legim. .Bei deqa Gehrauche
dieser Mittel erlangte dei; Wille immer niehr
und mehr E(errschaft über die .gelähmten
Theile und binriea acht Tagen koz^nta ich sie
alle nach WiUkühr bewegen. Jedoch behielt
ich in den Lippen eine ganze Zeit lang noch
'eine ^Schwäche, , welche ich bosofidert beim
Ausspulen dei^ Mundes merkte ; denn ich
durfte nur ein wenig bei gesc^osseneni Mun-
de die Efacken blähen , uo^ dem Wasser zwi«
scben ihneii und den Zähnen Platz zu ma-
chen , sQ lief dieses sogleich Widei: meinen
Willen znm JVIunde heraus.
I^änn man wohl jede naohtbeilige Wir-
kung der I^älte auf den Körper rheumatisch
nepnen ? Beiin eigentlichen Rheumatismus lei-
den h«upi8jächlich die Muskeln und die Blut-
gefäfse, in dem hier, erzählten und in dem
— i5a — *
Falle des Herrn Dr* B. haben nrsprünglicli
sdi6 Nerven gelitten. Der Rheuinatismus er-
regt eine starke Reaction, in den erwähnten
Fällen war alle Reaction aufgehoben. Viel-
leicht ist der Rheumatismus einzig und allein
die Wirkung eines- zu schnellen Uebergangs
yon Wärme zu Kälte, oder der gleichzeitigen
Einwirkung dieser sich entgegeBge$etzten Po-
tenzen auf yerschiedne Theile des KötperSr
die Lähmung hingegen Wirkung der Kälte
an und flir sich ohne Rücksicht auf . den
gleichzeitigen oder yorhergegangenen Wär«-
mezustand. (vom Herrn Dt, ' Sciiönemann).
Bestätigter Nutzen des Oels in der Medigin.
Hier herrschte vor zwei Jahren im Herb-
ste die Ruhr. Ich erfuhr damals zufälliger-
weise die gute Wirkung des Oels und ver-
ordnete in der Folge allen meinen Kranken
eine Emukion des Mandelöls mit arabischem
Gummi, Laud. Liquid* Syd* und Syr aUK
Die Wirkung war bei allen erwünscht* Da-
mals bereits beschlofs ich 9 dieses Mittel bei
lern Krankheiten mit Lokalreizen . zu ver-
»Q, und der Aufsatz des Herrn Heraus-
\'
I
/
gebers im 4^^!^ Stuck des lOten Bandes be-
stärkte mich in diesem yo]:satze. Dem zu
Folge wendete ich es bald darauf in eitler
schmerzhaften Urinrerhaltung und bei einigen
Kranken an, die an einem katarrhalischen Hu-
sten litten. Das Mittel bewiels sich auffallend
heilsam, und seit der Zeit wende icl\ in der-
gleichen Fällen und selbst bei Brustentzün-
dungen weder Oxymel noch Gotdschwefbl an,
sondern schreite sogleich zu dieser Emulsion
und noch habe ich nie Ursache gehabt, meia
Verfahren zu bereuen. Eine belegte Zunge
ist n^ir kein Contraindicium , und ich wende
allenfalls- beiher, wenn es 19er Zustand dej
Fiebers erfordert, auch noch Brechmittel,
Salze und Gotdschwefel an, immer aber blos
<les Fiebers und des Zustandes der ersten
Wege wegen. Fiit die Affection der Lung^
ist die Emulsion allein yollkommen binrei-
chend. Auch wider die Nachwehen habe
ich mich des Oels mit Vortheil bedien^ (von
Ebendehiselben),
'*^
5.
Minige' Bemerkungen über die Kuhpocken,
Die Impfung der Kuhpocken ist hicr^ in
der Stadt Montjoye und den Dörfern beinahe
— i54 —
^-t.«^HJn ?♦ ist sonderbar, dafs die Land-
. .. ..<»ich mehr Neigung zu. dieser Inocula«
«^>Mi(i aift zn der mit Menschen pocken hat-
^^ Vlan klagt darüber, dafs die Impfaogi
. ^«.4;U;licü mit vorher getrockneter Lymphe,
.'»c ft^hj schlägt* Mir geschieht dies nur sehr
A^ittiA. Vielleicht rührt dies VOQ der Methode
:ru'. Ich sorge dafür^ dafi die flachen *)
Giäser, zwischen denen icli die Lymphe auf-
bewahre, überall gut gegen den Zutritt der
LuU verwahrt sind. Vermittelst geschmolze-
nen Wachses, das mit einem Pinfel über die
Header den; Gläser gestrichen, wird, geschaht
dieik am besten« Das getrocknete Qift ver-
diinne ich mit etwas kaltem Wasse^:, das ich
mit der Spitze einer Lanzette aufnehme und
mit derselben zu einer ßyrupsdicke verarbeite.
Ikfit der nun schon mip fliissigem Gifte in-
ficirteii Lanzette mache ich, mit widerholten
Trügen, einen yier bis sechst Liaiea langen
Ouerschnitt, oder vielmehr Ritz in die Haut,
so dais kaum etwas Blut kömmt» Durch. die
(j<tnzette ist nun schon dem Blute das Gift
nutgetheilt. TJm aber noch gewisser zu seyn:
10 nehme ich mit diesem Instrumente den
*) Ich fie]i9 datyftif^en die flachen Gläser vor, wÄlwir
\ii$ jetzt noi.h niclit gemfs \Yissen, ob nicht die Luft»
••|b«t die «"'ngetclilos^ene, da» Gift verändern, de-
^npo^iirep kann.
— i55 —
Rest der verdünnten Lymphe voni' Glase und
vertheile diesen du^'ch. die ganze Länge des
Hautritzes^ Wenn alles trocken ist^ sq wird
das Kind wieder angezogen*.
Auch hier mufs diese Krankheit bei den
KUhea nicht selten sejn --* wenigstens nach
den Erzählungen eiaiger aufmerksamen Land-
wirthinnen, die mir alle Zeichen derselben
richtig angegeben haben, gelbst b&be ich sie
bis jetzt noch nicht gesehen«
Zweimal habe ich melkende Kühe mit
friseher Lymphe inocuJirt ^ aber beidemal ver-
gebens«
Im Ouriedepurecmen^ j yorzUgUch in den
Städten Lüttich und £z/;i6/Zy woselbst man
wahrscheinlich noch ein Vornrtheil gegen die
Vaccine halte, regieren jetzt bösaitige Blat-
tern, die yiele Kinder wegr^en« Bei den
Häqsera der^ Vaccini^ten jgeht natiirlioh der
V Würgengel yorllber, Piei ar^egt AufmerJ^-r
samkeit und Nachahmung«
Jet^t fangen auch die Herreii Bischöfe
auj diQ Vaccipation zu empfehlen« Dies ist
bei dem grofsen Haufen das beste Mitteli die-
selbe allgemein zu machen«
Der Aussqblag, deiT sieh nnofa der Kronk«-
heit Qft einstellen so]!, ist mir bei den Ifua-
^ derten, die ioh yapcinirt habe, nur sehr sel<r
ten Torgekommen« Pa^ nämKchQ habeii mir
-. i56 —
m
die Herren D. Lasoinne und Reumoni in
4
Achen gesagt. Vielleicht rühret dies wohl
daher ^ weil ich jedesmal nach dem Verianfe
der Krankheit eine Mercuriallaxanx gebe, wo-
fern nicht ein . asthenischer Zustand dies ver-
bietet. Uebrigens ist anch der Ausschlag,
wenn er erscheint , meistens unbedeutend,
und dauert höchstens einige Wochen. _
Man behauptet, dafs blols dann die Lym-
phe aus der Impfpustel genommen werden
müsse, wann diese noch ganz helle sey und
wann sich die areola erst zu bilden anfingt,
— r also gewöhnlich zwischen dem siebenten
und neunten Tage — dals eine spätere In-
oculation mit schon trüber und eiterairtiger
Lymphe einen falschen Ausschlag, der nicht
vor (Jen Pocken schütze, verursache: Dies ist
ein viel zu wichtiger Umstand, um nicht oft
und sorgfältig untersucht zu werden — auch
kann er der guten Sache grofsen Schaden
thiin. Jeder Privatarzt wird sich freilich, wenn
er klug ist, wohl hüten, mit anderer als Was-
serhelier und zwischen dem siebenten, und
neunten Tag»? genommener Lymphe Zu in-
oculirrn, weil er von dieser gewifs weifs, dafs
sie vor den Pocken schützt, und weil er nioht
Vorbunden ist, seinen Ruf, als Arzt, wegen
einer noch nicht ausgemachten Sache auf jdas'
Spiel zu setzen. Da aber jetzt beinahe fedSr
I
Prediger, Kivfinann, alle Weiber etc. vacci-
nirexii und da diese vielleicht dann nur Lynx:
phe nehmen 9 wann sie derselben viel in dei^ '
Pustel finden: ' — also^ wann dieselbe sdiOA
Eiter ist "^ so ist eine Untersuchung hier*
über V meines Bcdünkens nach^ sehr nothwen«
dig. Diese- könnte am Besten in einem Find«
lingbhause veranstaltet werden. — ^Jetzt soll -
ja auch schon^ nach einigen Bdobachtern^ der
trockne Schorf zuc Inoculation dienen» (vom
Herxn Dr.* Jonas zu Blontjoye).
iW^
4.
Empfehlung des phosphorsnufen "Eisenliquors
vfider den Knochenfrafs der Zähne und
vielleicht auch anderer Knoöhe^»
Es giebt zwar schoa^ ein grolses Heer von
Heilmitteln ) welches mit jedem Tage noch
mit neuen vermehret wird> so.dafs man eher
eine starke Verminderung als Vermehrung
derselben wünschen möchte; dennoch kann
ich nicht unterlassen» das ärztliche Publikum
mit einem neuen von mir in dieset hartnäckig
gen Krankheit angewendeten Arzeneimittei
bekannt zu machen , in welcher bis jetzt fast
alle empfohlene Mittel als wenig oder gar
nichts würkend befundw worden.
— i58 —
I
Vor einigen ' Jahren wurde ich von ei-
nem fangen Manne wid^r eine besondere Art
von Zahnschmerzen um Rath gefragt, mit wel-
chem er sich schon über ein halbes Jahr ge-
quälet, und wovon ihn nichts berreien kön-
nen. Er empfand keine listige brennende
oder zuckende Schmerzen in den Nerven der
Zähne 9 noch ein Stechen in dem Zahnflei-
sche^ sondern einen periodisch kiiraseren, bald
längern ' dumpfen Schmerz in def obern Hälfte
des. linken Kinnbackens, der je zuweilen mit
einigem Zucken begleitet war. Bei einer ge-
nauen Untersuchung fand ich gerade in der
Gegend} von welcher dar Schmerz Ausgehen
sollte, tyrei Zähne, die stark cariös waren.
Ich liels ihn zur möglichen Heüungi und Ret-
tung der Uebrigen , da sich der Patient nicht
zum Ausziehen der Beschädigten bequemen
wollte, die Phosphorsäure anhaltend anwen-
den, ohne Jedoch nach mehreren Motiaten et-
was mehr äh das Verschwinden det Sdimer-
zeü bewürkt zu haben; die kranken Zähne
waren .während des Gebrauchs noch tnürber
geworden, und ich konnte deutlich wahmA-
men, wie sich die angegriffenen Stelleii im
Umfatige Vergröfsett und tioch einen J&eben«
stehenden Zahn mit umgesteckt hätten«
Da nuii das phosphorsaure Eisen in Tolt
kommener Sättigung eine harte unauflösliche
Verbindung darstellet und «eineti Bestandtheil
unser» Bluter abgiebt) so leitete mich dieses
auf den Gedanken: dafs dies wohl zur Här«
tung der Knochen, mit beitragen und ein
Ueilmittei abgeben könne^ Zu dem Ende be?
diente ich mich einer isolcheh Phosphorsäiirei.
. die nach der Vorschrift der neuen Pharma^
oopö bereitet woirden, setzte sie in einem
porzellainen öefäfse über ein Lampenfeuer«
und brachte^ wie sie 2ur Hälfte abge]ca.ut:ht
war, von Zeit zu Zeit ih $ehr kleinen Por-*
tioiien, so wie die Auflösung geschehen , ei-*
n^s höchst oxidirten Eisenkalks hinztL, (t^el-r
eher durch Zusatz von sehr kleinen Portio-
nen Salpetersäure in seiner^ salzsauren Auftö-
, sung, und durch Fällung mit kaustischen Kali
' bereitet war,) bis sich etwas yon derselben
unaufgelöilst auf dem ^ Boden des Gefälses
zeigte^ welches ich durch Zugie&en voii «(in
wenig wuer Phosphorsäure iind gelinden Auf-
wallen wiedet anflösete; nach dem ErkaltelL
war die Mischung ungefärbt^ klar und Von
säuerlichem stark zusammeniiel^endeil . Ge«
schmacke«
Dieses Mittel liefs ich ^ . wie das Vorige,
alle zwei Stunden zwanzig Tropfe^ auf aus-
gezupfte Leinewand. g4^tröpf«»lt anlegen ^ und
Blorgens luid Abends rermittelst eines SchWftitt-
mes die Zoihne damit abreibetn^ ni^oh den Oe«
N
S
— i58 —
Vor emigen ' Jähren wurde ich von ei-
nem fangen Manne wicl^r eine besondere Art
von Zahnschmerzen Um Hath gefragt, mit weL
chem er sich schon über eih halbes Jahr ge-
quälet, und wovon ihn nichts befreien kön-
nen. Er empfand keine h^ tige brennende
oder zuckende Schmerzen in den Nerven der
Zähne 9 noch ein Stechen in dem Zahnflei-
^ sche^ sondetn einen periodisch kürzeren, bald
langem^ dumpfen Schmerz in dei obern Hälfte
des.Iinkeh Kinnbackens, der je zuvveilea mit
einigem Zucken begleitet war. Bei einer ge-
j^auen Untersuchung fand ich gerade in der
Gegend, von welcher- d^r Schmerz ausgehen
'sollte, £wei Zähne ^ die stark cariö's waren.
Ich liefs ihn zur möglichen Heilung, uud Ret-
tung der Uebrigt&n, da sich der Patient nic^t -^
zum Ausziehen der Beschädigten bequemen
wollte, die .Phosphorsäure anhaltend anwen-
den , ohne jedoch nach mehreren Motiaten et-
was mehr äh das Verschwinden der Schmer-
zen bewürkt zu haben; die kranken Zähne
wären .während des Gebrauchs noch mürber
geworden^ und ieh konnte deutlich tvähm^-
men^ wie sich die angegriffenen Stellen im'
Umfafage VergröCsett und Hoch einen Heben-*
stehenden Zahn mit ^Angesteckt hatten*
Da nun das phösphbrsaure Eisen in roll^'
Jkdmlfi(&ner Sättigung eine harte unauflösliche
/
— i6i — ■• •
Aerztei welchen eine anisgebreltete Praxis /cur
öftern Anwendung dieses Mittels Gelegenheit
giebt , zu bitten , es ihrer Prüfung nicht un^
werth 2U halten, und werde xnich freueb,
wenn es ihnen nützlich istv ohne mit denen zu
. hadern 9 die es ungeprüft vörachten sollten,
(rom Herrn Schobeli).
Journ. XXI. B. s. St.
L
t
— l6i2 —
I .\
Inhalt.
I. ErUhrungen und Bemerkungen über dieKrank*
heiten auF der losel Rügen mit untergemisch-.
ten Krankbeitsgescbichten. Von Dr. Moritz von
Willick, Köni^l« Scbwedischem Leibarat« * • 5
M, Das gelbe Fieber. '
I. Fiagmentarifdbe Nachrichten über die leiste
bösartige Epidemie in Malaga und über den
Nutzen der Oeleinreibungcn in derselben.
Vom Medisinalrath Borges in Minden. • ISS
9. Nachricht von dei* Krankheit in Malaga und
Alicante. Vom Herrn Dr. Kevaudren, , i33
m. Kurse Nachrichten und mediziniache Neuig-
keiten.
I. Beobachtung einer der vom Herrn Dr. Rade",
machet im 2ten Stück des iten Bandes die-
aei Journals mitgetheilten sehr ähnlichen
Lähmung der Gesichtsmuskeln, die aber oU
fenbar eine Wirkung der Kälte war. • ^i^
9. Bestätigter Nutzen des Oels in der Medizin, i53
3. Einige Bemerkungen über die Kuhpocken« . i65
\ r ^
.^■
— i63 —
Seit9.
^, Empfeblung des plios|»bpF8&uren Ewemhquorj
•wider den Knocbenfrafs der Zähne undvipl"
leicht auch ac^drcr Knochen. . « « . iSj
Mit diafem Stäche des JsumaU tvlrd ausgesehen;
, . • y ^^ *
Bibliothek der prdktifchen Heilkunde. Viet^
zehnter Band* Zweites Stück.
Inhal tr
Hefiker , Kunst die Krankheiten der Mensehen zu '
heilen t nach den neuesten • y er besser ufigen in de^ Arznei-
Wissenschaft, Erster Theil,
i .
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v-
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J o u r n a I
^ *
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pratitifchea
Arzneykuride
Bnd
Wundarzneykunft
berantg^gab^tt
▼DA
C. W. Huf e 1 a n d,
Konigl.Pristtli.GebdiinetaRadll^ wirkl.Leibaret, Eßrector
dM CoU^. med. dblnurg., Ilßm Ant der Gbtrit^
fL f. Wi
Ein und zwaiuigner BttcL Drittes StSdk.
Berlin i8o5.
In Ct^mmiition b»i L. W^ Witticfa.
1
\
•-^M
t«,.^^«»!
.•HXif.
. I. '
/ ■
I
Darstellung
Gall'schen Gehirn- und Schädel-
Lehre. *) :
I
f
Von- •■• •
Dp. C. H. E. BischoflF,
Aii£i«rord6ndtcheai Profcitor am Köstgl* CoUegiooiedico-
cliirur^ico und practitchem Arsto ini Btdiä| ...
f
/. Gehirnlehre.
^all warde durch di# Unrersebrtbeitder
•teskriifta bei betriohtlichen wahren Hydro*^
*) £$ ward nidtt uberfitUaif teya ta bimerkao, dafii
, dieto QaffiKellung awar weaentlich id dat Form uad
AnordounK» salbte liia und da in dar Baniitaung dar
Thauachan, abar nicht dem Gahalta«nacb vo6 dan
öfianilicb hiaaalbtt gabaltanan vnd au 4nriadathc^ta»
A a
^ Q ^
ctpkati» intemii^ A* b. bei Wasienrnhäitfiiii*
gen in den ttumhöhlen, bei denen das genta
Gehirn in eine oft kaum eine Linie dicke
Menbran ansgedehnt wird, donnf geleitel^
dala das Gebim nicht, wie man bia&er ge«
glanbt, eine breügte Sobstans .aejTf aondem
eine Membran teyn müsse.
Da ihn n«n zn gleidber. Zeit pathofo^
sehe ErsGheinxkngen, naoienilich die Lakmovi-
gen der Extremitäten nach Verletsungen der
HiUnisphiren des Gehirns darauf aufmerksam
machten, dals ein uunnterbrochener Zuiain«
menhang «wischen diesen und dem Riioken«
marke statt finden müsse |^ so beniuheE# lieh
Gull, denselben so wie aubh jene membra«
nöse Beschaffenkeit des Gehirns anatomiiok
darxntktm^ und sah den unsigtichen FleÜs
imd die Mühe mehrerer Jahre , welche er .
hierauf rerwandte, durch die Bestätigung sei«
Äer anf physiologischen Gründen beruhenden
aslsB Ton nft geboitoo Vorletungen det Dr» GM
abweicbt; dalj sie ferner niditt weiter seya toll« «k
^u sie beia|t, eine Darttelliing und \mn.% JCridk
Denn f u einer loidbtn mo^ et ^acb dea badeiiMb
d«^n Lucken , welche die GalUcbe Oebira • und Sdii»
dellebre, n«cb Dr. GmlU mundlichea Vortrifebt aocb
su' baben icbfunt, und auch deihaiS viel su fiüh aeya»
weil wir uai noch nicbt rübmen können, im foUataa*
digen und sicberen Beiitie der widitigsa Mnra und
Wabrsa Metaanfsn Qmiii au seya. Dr. B.
• I
1 % '
VenBUthinig r^iebltdb b^Iobnta [Her Orund,
warum Ǥ ihm ^gegen alle Anttomeii der Vor-
welt und Tor allen Anatomen der Mitwifelt ge;"
lamgy ^be BesclMiff^nheit det Gdtirns wUr
lieh sa entdecken und anatomisch darsuthim,
liegt ^atin i dala et , durch die Natur geleiteti
das Gehirn nicht, wie alle bitherigen Anato««
Qiea thatea , vbn oben hinab , sdndem yom
Riiokemnarke aus naöh oben hinauf -unter«
iüohte» Er wiirde hierauf durch/ die Natur
geleitet/ indem dteie das Giliini nebat seineii
Treuen in den ThierUassen in dieaer Direoi«
tioo alimablig ansetzt^ und weil daa Gehirn
nebftt seinem Theilen in den f^erschiedenen
ThierUassen in dieser Directiön allmihhc
heraustreten/ B^i den einfachsten Thienn^
s. B. ^en Poljrpaoi findet man hh$ aUge«
mein zerstreuete Narren, dann in foÜkomn«
neren Thieildassen schon einen Stamm der-
selben, das Rückenmark^ bei den noch roBm
kömmneren Thioren endlich aus' diesem hin*
austretende Nenren. In den höheren T&ieiw
klassem bilden nun diese aus beiden ffiUlten
des Rückenmarks ^ doppdU; hinatistretendea
Nerren theib das Gehirn y theils dfie Nerfnoi
welche ohne Ausnahme alle Vom RBckenmärka
entspringen 9 jedoch ao» dab einige Toa ih-
i . "t - •
^) Denn das Ruckenmfrk/ du Gelüm sind dopjptlc
wie slls Organs di% mnimaiUektm LsbeiM*
— 8 —
nen im Gehirne su entspringen «cbeineti, in-
dem sie erst im Gehirne ron der übrigen Ner*
renmat&e abgehen ^welches ADet hier Torlän-
fig Ton Galli Entdeokangen anfioipirt pejn
IM«)»
^ Oat Resuhat_^Ton GalU Unterfudrao^en
ist nimlioh folgeo^fs:
Es giebt im ganzen Rärper keine Hwr'^
wnsübstant oder Nerrenmsrk, sondern nur
Nenrenfaden. Diese Nerrtn.fäden tatslehen
in jeder Hälfte des RUckenmarks mit m^reren
BUadeln, wel^.^e von dem P{erdeschwei£d des
Ruckenmarks (cauda equina) an bis zum Ter^
»läogerten Marke (medullü oblongaia) neben ein«
ander hinaufsteigen« Diese Bündel und dnricb
Furchen .und eine der Rinden^ubsians (attifüen-
iia coräcalis) ahnliche Sulse getri^nnt* Jedes
dieser Nerven - Bündel oder jeder dieser R(ik«
kenmarksnerven besteht aus feinen Nerrenfa-
Sern 9 die nicht mehr durch ein Intermedium
getrennt sind. Bei grolsen und alten Thieren
kann man diese Bändel bequem auseinander
ziehen.
Aufser diesen im Ruckenmarke mit mehre^
ren Bundein entstehenden und ron da hinaus*
tretenden Nerven, giebt es noch eine zweite Art
von turUcktretenden Nerven, die da, wo die
hinaustretenden Nerven ezcentrisch {NB. vom
Hilckenmarke aas gesehen) sich endigen, wie
— 9 -^
Mf JB* die Vlas .grode Geluri\>ildeiid6n JKer«
Ten ii| der RindensulMtaiis*, entstehen mii
•ich in. dieser RiicMeht zu den hinauttreten^r
den^ Nerren verhalten, , wie die V^nen jm den
Art^en« Oie^e zurü^hireie9$den Nervea ge«
inngen aber nicht wii^ich sum Rückenmarkes
aondern treten auf dem Wege dahin aus bei*
den Uälfien de» Gebimt und aller btihef in
ihm gerechneten Theile aiuammen und bil;
den Camifiware/i» .
Lernen wir jetst beide Arten ron Ner«^
Ten und die Thßile, weldie sie in dem obi»
gen Sinne excentritch und concentrisdi bil-
den > näher kennen«
L Die A/iiaiairttiBefM?ea Nerven nnd Ner*
renmaiaen.
Alt allgemeioea Bferkmal für dieselben
lalst sich angefaen;
a) dafs sie harter anmfohlen sind, so d^Ie
man sie durch das Gefühl augenblickliob aa
ihrer grölsem Cohäsion erkennen und von
den «nruckiiretenden unterscheiden kann;
V) dafs sie* sich In derDirectioil tob In-
nen, nach aufseD« d. \u Tom Ruckenmerke ans
nich der Oberfläche, des Gehirot n« 's« w# su,
T^rstärken;
tf) dafs sie SU dem Ende durch Gaii|^
gehen ^ die auriicktretenden aber nicht»
Die hinaustretenden Nerren bilden, wie
— lO -^ -
wir sogleidifeheii werden, ezoMtriieh die
wichtigsten und gröCiten NerFenmassen^ die
ein hundert und tausendfach gröläeret Volu«
tuen haben, als jene.Nerren selbst» Dieses
konnten, sie nicht , wenn sie nicht auf ifaram
ezcentrischen Wege einen betriehtlichen Za«
schuls an Masse erhielten. Dieses gesekiefat
auch an bestimmten Stellen des grofsen und
kleinen Gehirns, wie auch im corpore olivare
u. s« w. , die Call Nervenknoten oder Gan^
gUa nennt. Diese Ganglia sind nichts ab ein
Gewebe und Ausbreitung der hinaustreten-
den Nerven, mit einer sulzigteUi derJUnden-
substanz gleichkommenden, Masse jindisches-
sen , die ihr £mährungsorgan, gleidbsam ihre
Matrix, ist
Diese Ganglia haben, wenn ma»- Ein*
schnitte in dieselben macht, auf dem Schnitte
ein gelblich grau-röthliches und^, in ^ Anse-
hung der Form, ^^ackigtes Ansehen, und Ter»
rath^n beim Anfühlen eine festere Textur ab
die Masse der übrigen Neryenfaden, die im-
mer auflpallend verstiirkt wieder aus ihnen her«
austritt. Dafs diese Ganglia zur Verstärkung
der hinaustretenden Nerven dienen, lehrt also
theils der Augenschein, theils aber auch der
Umstand^ dsGi Nerven, welche sieh weiter
ausbreiten sollen , wie z« B. der Gernehs*.
nerv in die ganze Scbneidersche Haut, mehr
— II 1-
GangG* ktben und bilden^ wie isAdM^ Ner^
fm von betehriuikterer ABsbrekosg^ Der
bmUms dnerms des Biedmanren i»l anoli atoh»^
lAi das letste Gaiglioay weloke» dfeter Ner?
TOT seiner weitem Atisbratiing ia die-ScImeH
defwJie- Hmt bfldeL
^ Uebrigens bestiUigfc «eh^ dieses Geset» dei^
IFeietiikiing dw Messe dufeh Knoten aiMdi
bei den Pflenseii*
Um mm auf cfie Netiren^B&idel» wäx wd^
eliMi die Irioanstreteaden. Nerfen in jeder
Bälfite des RBdMunarkesrentstdMtti und yon
welchen iHsfetat acht Paare bekannt sind, «zu-»
rück wi komoMAy so hat jedes derselben eine
bestimmte Verrichtnng mid bildet bestimmte
Nenren nnd Nerrenmassen, mit denen esda^
her im bestimmtai Verhältnisse steht; So
strtit s. B. dasjenige Paar Bündel^ welches die
HamisphSren oder das greise Gehirn bildet^
nemlich die sogenannten Pyramiden (corpora
pyranädülia) mit den HamisphSren oder dem
greisen Gehirn stets im Verhältnisse. Bei
grolsen Himisphiren finden sieh auoh-immtfe
greise Pyramiden und umgekehrt*
Die Ordnung, in welche^ die- widitigsten
Ton diesen acht NerrenbUndehi di^ergiren und
dieihnenxugehörigenTheile bilden, ist folgende :
Zuerst und ans dem am meisten nach
anfiien des Htickenmarks und zwar insbeson-
— w —
dere dos i^erBogerten Marks gtlegmuxBBnM^
Paarf» tntea auf jeder Seite abs diejeiii§ea
Ner veo&deii , wdcbe deo nerpuat «eeetfOfiiiM
bilden I «nd der nervuq o^uiomowiu», Dea
€orptu olUmrß iic auf jeder Seite das femeuä«
achafüidie Ganglion für diese Nerven ,. wal»
ohes dieaelbeii ab Junaustieteade Nervao Ila-
ben müssen. Das eorptu olivmn tmgt end^
wenn man einen Einschnitt in dasaelbe aandir»
gana das gelblich gran-rotliliehe Ansehen ei-
nes Ganglion, Man kann den Nervam ocn-
hmöioriuin bis in dasselbe verfolgen*
Mehr naob der Mitte des TerlangertenMarka
sn folgt nnn dasjenige Bundel-Paar, welchea
das kleine Gehirn bildet ,nnd bisher mit dem
Namen corpom remfornw s^ prqceuau cens*
belli ad meduUam oUongmtam beseiobnet
werde* Dieses Bündel- Paar £nde| aicb beim
Manschen nnter allen Saugethieren am grofii«
teUf eben so wie das kleine Gehirn, welcbes
▼on diesem Bündel -^Peare gebildet wird nnd
mit ihm immer im gleichen Verhältnisse steht
Bei den Tbieren aioiu es immer mebr^ ao
wie das kleine Gehirn nnd der an dasselbe
geknüpfte Generationstrieb snrucktritt; ao dals
bei Eier legenden Thieren blos nur der Wnns
noch vorkömmt. Der neben dem Wurme
anf beiden Seiten liegende Theil des klonen
Gehirns y wird übrigens nicht von den »rpO"
— ll —
I
r ■ I
stf eifea gebildet, die in der Ti^rtea Himhobie
an dem yerläofierten M^irk« varlLommeft,' und
tus der Mitte derselben hinaustceteo« Dafii
•dieie ,Neryeii8trei£m niclit dia Ursprünge des
Höroenren iind, wie Summmrring behauptet^
wird dadurch bewiesen, da&ieish dieselben bisü
■iänohen Tbieren» s« B. deqi Ochsen, Hunde ^
Schweine u. s« w«» die doch anch1iören|.nnf|
starke HSrnerren haben, g» nicht Enden« ■
Auch bei diesem das kleine Gehirä MI»
denden Bündel- Paare findet Jich das aegege •
bene Merkmal der Tom Riickenmarke hin.»
austretenden Nerven ^ nemlioh dafs sie durchs
ein Ganglion gehen. Das Ganglion des kleinen
Gehirns ist nemlioh das m dem sogenannten Le*
bensbanme {mrkor piuui) liegende corpus eüiare^
Man erblickt dasseU>e^ wenn man den (bei
umgekehrtem Gehirne) «i der unteren Fläche
des kl^^inen Gehirns in dasselbe hineiotreten-
den corporibus restiformibiu nach streift, oder
wenn «man «n der obern Fliehe des kleinen
Gehirns, etwa \ Zoll breit von dem üande^
mit welchem die Hemisphären desselben ia^
sammenstofsen, einen graden ton Junten nach
?om laufenden ' Einschnitt in das kleine Ge*
him madit«
Nachdem die das kleine Gehirn bilden-
den Norrcn durch dieses Ganglion g^angen,
— 14 —
biaiten ti« tick excentriMsh ans v&A endifea
und Terlaufen sich in die das klüae Gahirft
wie dit grolle umgebende Solie (mbsumHim
cinerea s. oortiaUisy Mit dieser bilden sie
mun eine Nerrenkaut« die im kleinen Gehirne
in paiallel laufenden Falten sasammemgelegt
ist 9 welche maa aber ebien so entfidten kann»
wie die Winduofen der Membran , dim die
läamispharen bildet«
Nächst diesem BBndeU Paare feigen die-
ßiindel-P.iare für den Hörnernen, der Rieoh-
i&erven und Sefan^nreo. Sie gehen ala Un^
austretende Nerren sammilich dnrch Ganglien.
Das hintere Paar der vier HOgel sind das
«rste Ganglion des Riechnerren, so wie dtfs
vordere Paar derselben das GangUon des~Seh-
nerven« Man icann diese beiden Nierren bis
zu diesen GangUis verfolgen»
Das wichtigste yon jenen acht Bündel-
Paaren aber ist das mittlere, wddies bisher
die Pyramiden genannt wurde. Dieses Bün*
del-Paar ist nämlich der Ursprung des gan-
zen greisen Gehirns oder der Hamisphavon«
Dieses wird bewiesen:
i) dadurch, da(s in den rersdnedenen
Thierklassen die Gro&e der I&mispkirBn mit
^-"^ Gröfte der Pyramiden immer im gleichen
liltnisse steht Bei betiiohtlichen Himi-
an findet man auch immer grolse Pjra-
und umgekAbn;
^\
— *i5 f-
a> dadurch, da& di# Pyraimden sich -im
mmaterbrocheneD Laufe bis zur Oberflfi^i9>
der Hämisphären begeben. Dies geschieht auf
folgende Weise:
Zuerst durchkreuzen sich diese beideo
B&ndel eiwa einen Zoll unkelrhalb der Varels«
Bracke und treten mit ihren Nervenfissilm
durcheinander, so dafs das lin&e Bündel siah
auf die rechte Seite Und das rechte auf diät
linike Seite begiebt und daher in dervFoIgei
die linke Pyramide die rechte, und das« rechte
die linke Hämisphäre bildet« Denn ifachden^
beide Bündel naudh ihrer Durchkreuzung not:h).
unterhalb der Varols» Bracke wieder ajos ein*^
ander getreten^ durchkreuzen sie sich niohl:
wieder und bleibeui das Aüfangs rechte hän^
del auf der linken und das linke Bündel auf
der rechten Seite.
Aus dieser Durohkreuzungi die nvan, wietnn
inan das ?er}ängerte Mark gehörig Ton der
weichen Hirnhaut (pia mater) gereiliigt hat und
die Pyramiden, etwa in der Mitte, Torsiohtig
eus einander zieht, sehr deutlich erblickt, er-
klären sich die krankhaften Erschemungeir
auf der rechten Seite des Körpeiis^ durch Ver-
letzung der linken/ Hämisphäre und umge»
kehrt.
Als hinauftreteiide Nerven sind diese bei'*
dm Bündel oder iUe Pyramiden dem Geietze
— i6 —
Mt^worfen, durch Ganglien tu gehen« .Und
swar gehen diese die Hämisphkrea bildenden
Bündel durch zwei .Ganglia.
Das erste von diesen ist die Varols«' Brück»
Pons Varolii s. proiuberanüa annßilaris fif^Uli-
siu Diese ist nämlich zun Theil die Coznmis
sur der zurücktretenden Nerven . des kleines
Gehirns, (welcher hier enticipirt seyn mag),
theils das Ganglion der die Uämisphiren bil-
denden Ner?enbündeL
Schon äufserlich an der VaroU«*Brücka»
noch besser aber, wenn man> nämlich bei um-
gekehrten Gehirne, einen ganz leichten ober*
Bächlichen Einschnitt in dieselbe macht« nach
der Direction der Pyramiden gegen die Mark-
schenkel des grofsen Gcdiims (cfura C0frbn)^
'und die Ränder dieses Schoittes Torsichtig aus
einander zieht, erblickt man die von beiden Hälf-
ten des kleinen Gehirns queer herüber laufen«
den und oben in der Brücke als ihrer Commisaur
susammenstolsenden zurücktretenden Merren
des kleinen Gehirns« Streift man nach derRidi»
tung dieser Querstreifen nun «^ etwa mit dem
Stilett eines Skalpells oder mic einem bauchig-
ten Skalpell «— etwas tiefer hinein in die Snb«.
atana der Brücke, so stöfst man -^ etwa aohon
t-— 9 Linien tief unter der OberRäche dar«.
^ben auf eine der Länge nadi von den Py«
zu den Markschenkeln des groben Ge»
hirns
— 'i5 —
, b) dadurch, da& di# Pyraimden sich- Im
mmaterbrocheneo Laufe bis zur OberflfiAa
der Hämisphären begehen. Dies geschieht auf
' folgende Weise:
Zuerst durchkreuzen sich diese beiden
S&ndel eiwa einen Zoll unkelrhalb der Varols«
Bracke und treten mit ihren Nervenfasern
. durcheinander, so dafs das lin£e Bündel siih
auf die rechte Seite und das rechte auf dioi
liiiiLe Seite begiebt und daher in der n Folg«
die Jtnke Pyramide die rechte, und das« rechte
dlß linke Hämisphäre bildet. Denn ifachden^
beide Bändel nach ihrer Durdikreuzung noch^
unterhalb der Varols« Brücke wieder ajos ein*«
ander getreten, durohkreuzen sie sich nicht
wieder und bleibeui «das Apfangs rechte Bün«
del auf der linken und das linke Bündel auf
der rechten Seite.
Aus dieser Durchkreuzung, did m^an, wenn
. inan das yerlangerte Mark gehörig Ton dar
weichen Hirnhaut (pia mater) gereihigt hat und
die Pyramiden, etwa in der Mitte, Torsichtig
aiis einander zieht, sehr deutlich erblickt, er-
klibren sich die krankhaften Erschemungeir
auf der rechten Seite des Körperis durch Ver-
letaung der Unken: Hämisphäre und umge»
kehrt.
Als hinaustretende Nerven sind diese ^ei«*
dm BUndai oder die Pyramiden dem Geietse
I
A
tt^lfrworfeiii durch GaogUen tu gehen. _Uei4
swar gehen diese die HämisphSrea bildendea
Btindel dui:ch zwei .Ganglia.
Das erate von diesen ist die VaroIs^^Briiokt'
jPons Varolii j. protuheranüa annularis ff^äli-
sü. Dieaa ist nämlich zun Theil die Commis
'sur der zurüibktretenden Nerven des kleinej^
Gehirns ) (welcher hier enticipirt seyn mag)^
theils du Ganglion der die Uämisphäreii bil-
denden NerrenbündeL
Schon äufserlich an der VaroU^Brttcfce,
noch besser aber, wenn man> nämlich bei. umt
gekehrten Gehirne, einen ganz leichten ober«
Bächlichen Einschnitt in dieselbe macht, nach
der Direction der Pyramiden gegen die Mark-
Schenkel des grolsen Gehirns (crura cetebri)(,
und die Ränder dieses Schoittes vorsichtig aus
einander sieht, erblickt man die von beiden Hall-
ten des kleinen Gehirns queer herüber laufen«
den und oben in der Brücke als Ihrer Commisaur
siisammenstolsenden zurücktretenden Merven
des kleinen Gehirns. Streift man nach der Rick«
tuBg dieser Querstreifen nun «^ etwa mit depL
Stilett eines Skalpells oder mic einem baucbign
ten Skalpell «— etwas tiefer hinein in die Snb«.
atani der Brüeke, so stöfst man -« etwa soImmi.
t-— 9 Linien tief unter der OberRäche def*.
aelben auf eine der Länge nadi von den Py«
»amiden zu den Marksch^nkebi des groÜNdn G^
hirns
•>- VJ —
iiirns in unünl^broobenetn Laufe durchstreifen-
de Schicht. Yon Nerfenfasrrn. Zwischen die-
•en d,er Länge na<ch durch die Brücke gc^ heo*-
denNervenfttreifen und jenen Que/streifen aber
erblickt man jene den Gaogliis eigenthiicnlr«
che^ wie auch die -äufsere Fläche der^Nec-
Tenhaut überziehende und gl<sichsain ihr letz*
tes . G^iDglion bildende Sülze, als das £rnäh-
rungsorgan der Idnglichten Nervenstreifen, die
in auffallend gröfserer Masse wieder aus der
Brücke* hinaus , als in dieselbe aus den Py-
jtamiden hinein treten. •— Streift man nun jene
Schicht der von den Pyramiden her der Län-
ge nach durch die Varols- Brücke streifenden
Ni^rrenfasern weg, so stöCst man wieder auf
eine Schicht von Querstreifen , die aus beiden
Hälften des kleinen Gehirns zurücktretend in
der Brücke als in ihrer CoAimissur zusammen-
«tofsen. Auf ' diese Schicht von Qaerstreifen
folgt wieder eine von länglichten, von den Py-
ramiden herrührenden, Neryenstreilcn u. s. w*
Call hat bis jetzt eüf Schichten dieser
¥on • den Pyramiden der Länge nach durch
die Yarols-Brüoke, als ihr Ganglion , gehen-
den Neryenstrei:en entdeckt.
Nachdem nun auf diese Weise die Ner-
Tenfaden der Pyramiden durch die Brücke,
als ihr erstes Ganglion, gegangen und in sehr
verstärkter Masse wieder aus demselben her-
Journ. XXI. B 3- Sr. ß
«» 20 -^
sich in dieselbe (die Sulze), die gleioksam ife
letztes Ganglion ausmacht (??)» «lidigen»
Auf eben diese Weise, wie die hinaus-
tretenden Neirenfiisem des grofsen und klei*
nen Gehirns , endigen sich auch die hiBaut-
tretenden Nenrenfasern der librigen, yomRük-
kenmarke entspringenden Nerven in eine sul-'
«igte Masse, die gleichsam ihr letztes Gan-
glion, und an den verschiedenen Stellen von
Verschiedener Beschaffenheit ' ist« Im Laby-«
linthe erscheint die sulzigte Masse, in welche
die« hinaustrr^tenden Fasern des Hfirnerren
sich endigen^ wie eine blolse durchsichtige
Gallerte, in der Nase ^/ejenige, in welche
sich die hinaustretenden Fasern des Riedi-
nerven endigen, als eine seröse Haut «^ die
membrana Schneiden u. s. w* — An einigen
Stellen ist diese Substanz in ein härtliches
NervengeSecht verwebt, wie z. B. in dem
Ganglion des kleinen Gehirns, (deni eofpoft
,ciliari)f und in dem Ganglion des nervi ae-
cessorii und oculo^motorii (dem corpore oli»
vari). An anderen Stellen liegt sie wie eiiie
graue snlzigte Substanz da, z. B. im groIseB
Gehirn - Ganglion und auf der Oberfiäche das
greisen und kUinen Gehirns«
Aus der sulzigten Masse, in welche sid
auf di^ angegebene Weise die hinauatreteib
den i^ervm 4^ grobm wie ^9« kleinm O«*
l
- «9 -
das eigMtlkJie Ganglion aind) und die gestreif-
ten Kc&rper {porpora stri<ua)f (die eigentlich die
schon ' fen^tft dieser Panglion divergirenden
Neri^^streifen sind)| welche dasgroI&eCcilüm-
Gaoglftoa ausmachen.
Dieses grolse Gehirn •Ganglion besteht
nämliiah aus zwei sulciglen Massen» syrischen
denen die von den Pyramiden herrührenden,
in der Brücke als ihrem ersten Ganglion ver-
stärkten ^ Nervenstreifen in der Mitte durch- «
atreidien. Nimmt man bei- .umgekehrten Ge-
hirne die obeire von diesen beiden sulsigten
Massen behutsam weg, so kann man die ^er-
venstreifen von den Markschenkeln des grofsen
Gehirns aus ganc durch das grofse Gehirn-
Ganglion verfolgen« Jeder von den Nerven-
streifen, die man alsdann erblickt^ bildet eine
besondere Windung des Gehirns und ist als
Organ einer besondern Geistesverrichtung an-
zusehen* Nachdem diese Nervenstreifen nun
wieder aus dem grofsen Gehirn 7 Ganglion in
verstärkter Masse hervorgetreten, divergiren
sie nach allen Seitei) in die einzelnen Win-
dungain des grofsen Gehirns, und zwai; auf die
Weise, dafs sie in die sulzigte Masse, die das
ganze Gehirn, umgiebt (die Rindensubstanz)
liiaeinstehen , nachdem sie sich zuver auf
derseU>en neben «einander verhi;:eitet iiaben, '
<so da£i; sie iiiR# N^rv^inhiBuu büd«n^ ^tid^
— «ft —
Sie liegt unmittelbir hinter uaH untat
der Verols-BrUoke und beim MeDs<:hen ron
derselben bedeckt ^ bei Thieren aber, wo du
kleine Gehirn, folglich auch die Bracke ab
die Gommissur des kleinen Gehirns kleiner
ist, völlig blos und freL
a) Die Commissnr der rarfioktratendea
Faden des Biechneiven»
Sie ist der Querbalken zwischen dem hin-
teren Paar der Vierhügel oder dem GaD|^ioB
der beiden Riechnisnren.
3) Die Comraissur der lurüc^trate&dan
Nerven des kleinen Gehirns.
Sie wird| wie schon bemerkt worden, in
der Brücke gebildet. Bei umgekehrtem Ge-
hirne sieht mian an der Varels** Brücke ganz
deutlich die aus beiden Hälften des kleinen
Gehirns quer heriiberlaufenden und ia der
Brücke zusammen stofsenden, zuriioktreten«
den Nerven des kleinen Gehirns« Piete wech«
sein, wenn man üe fortstreift, wie bereits oben
bemerkt worden ist, in der Brücke schicht-
weise ab| mit den der Länge nach durch die
Brücke gehenden, von den Pyramiden her-
rührenden und für die Hämisphären. bestimm-
ten hinaustretenden Nerven*
4) Die Commissuren der zurücktretenden
Nerven des grofsen Gehirns.
a) Die gröfne und wichtigste von diesen
'^v
• ' , : \ ■
«-«• ftS' "fM
ist tdts eojj90J eallosum. . |ik. diese« T^eii|i^ea
•ich nicht aUein die. ineistei;!' zuri|oktreteiv)<^
JNferyeii' 4ef ganzen Hiiipispharen, 96i|4f)pi
auch liQch die übrigen, besonderen GQqmpiCsii-
ren der zurücktretenden Neryen 4e^ grojden
Gehirfk«, iiämlipll
b) die Coh'Ptissura. ßnierwr oder dio Yer
einigung 4^r?iU2}ücktretenden Nerven der yor^e»:
ren und mittleren Gehirnlappeii oberhalb des
Sehneryen» Pa$ ^epti^nn^ pellucidum ist ' ein
Theil oder eine Fortsetzung dreier CQinaiis8ur»i
, Pei Thieren« WQ dif» mittleren Lappen
Ueiner sind , ist auch die CoftuiHissura ßnie^
rior schwächer; und bei diesen glebtder Ge-
ruchsnerye auch zurüolLtf et^ude l^feryeii zu
derselben«
c) Eben so treteA nuii auch *die suriick«
tretenden Neryen der hinteiren Lappen des
groGsen Ge|4nis. in ^inQ I)e|ondere Gommia«
sur^ Commissutß' posterior f zusammen
4) Aulser diesen Commissuren bilden die
zurücktretenden ^eryen dea grolsen Gehirns
nun hinten und yorn am qqrpore calloso noch
einige besondere Comnussuren, die eine Art
yon Umschlag an demselben bilden*
Auf&er den bisher genannten Nerren und
Neryenmasaen atreiidit nun noch eine zarte
- »4 - '
Nerrenmasse vom Rückenmarke ans kwiacIieB
«
den 'beiden HäLfcen desselben hinauf durch
alle ^ Sie doppolten Organe, wc^lcbe dnrcli dia
'Neryenbündel des Rückenmarks gebildet wer-
den. Diese Nerv^^noiasse ist gleichsam dos
Verkniipfungsban^ zwischen den doppelten Qr«
ganen nnd erschmnt an der grofsen Commiisnri
dem corpore calloso^ sSa die Maphla
•■»
I
I
W 'S'öMdrel^ und brgan&h-Lbhrii:^
*.
■»-?.■•
liiV 14t ^a der. ßeWrnleJire bemerkt worden,
dalkjiöder von den im g^rößen Gehirp-Gaii-
JSUqft yprfcommendea Nfit^renstreifen eine, bev
sondioxe Wiindung der Hämisphärea bilde .un4
als Organ einor besonder^ Gcistesvejriphjljyng
^zi^e}ien say, d* h. ais •ein Theil^ auf wel^
chen der Geist bei einer besummten Thäliffkeii
würki{,. i^{i(i welcher daher^ für diese h^slimmte
Einwürkung empfänglich und organisir^ w/.
Die Kenntnifs dieser Organe durch Beob^
achtung der WülbungeJi unu Veijtiefungen des
Scliädels, welche dieselben bewtirken — - folg-
lich die Kenntnilsdcr. zw^ckmäfsigen Einrich-
tui^ de^^Gehirns zu seinem^ Zwecke , Organ
der Qeistes Verrichtungen zu seyn^ ist der Ge-
g9ns|:^'d der Schädel- u^d ^Organenlehre/-
Au9 dem l>ereita , festgesetzten Begriff)^
eines Organes ergiebt.j^ij^, schon , dafs wir
d;i;*ch Beol)achmng des. Schädels nic^tdie
HaodJl^n^^weisen od^.viyürHIfc^ qfisggbifdete
Eigenschaften c^s Mci^phen^ fordern njir An-
lagen, Qür die Möglichkeit fieser ^^derj'^ner
Geisjt^sthätigkeit bei ^ei^^m Ii^ivji^uo,,,; erfor-
schen köaneu. Und ^ifjgp,!|;i diese sind wir nicht
im St^nd^j alle am Soh^ijelzu erkennen, ,weÜ
nicht jalle Y^^f^öge ihref ^.Lagg sp..;a.^ den
— ^ ~
SAmM wirken können i dalt dadiueh ^eine
Wöibnng desselben entstände.
Alle Organe — Folglich auch atte Anlagen^
sind den Menschen und Thieren angeboren.
Allein 90 wenig wie ans' dem angegebanen
Begriffe dei Organs die Mcterialitit der Seele
folgt« eben so wenig folgt aus dietet Beh^np*
tuog der Vdrli-st der moralischen Frefheit;
welches unten noch deutlicher erhellen wird.
Die Verfichtung des Gehirns ist drei£idi:
i) Organisches *Leben*
2) Sensitires Leben*
3) Denkendes Leben. **
Jeder dieser Verrichtungen steht ein beson-
derer Theil — eine besondere Masse des Ge*
bims vor, und nur in Rücksicht desjenigen
Theiles des Gehirns, welcher der letiteren
Torsteht, nämlich der Hämisphären , hat der
Mensch das gröfste Gehirn , und nicht ür Aer*
haupt, wie man bisher angenommen hat, w^
der in Verbältnils zu der Masse seines KSt^
pen, noch zu der Dicke nnd Stärke der ans
dem Gehirne entspringenden Noren, wie
mertng behauptet.
left das Gehirn fiberhanpt das Organ
(Mvsrerrichtungen sej» wird dadorch
9 dafs bei Acephalis d. h» ohne Kopf
i^' bei den iHnfischercn Tbie»eo, c.
^ tkj ^.
B. Jen PoIjTpen^ wo letztcnte maBgetn,^ audi
das Gehirn felhlt» cUfa dieses hingegen in den;
Thierklassen eintritt ^ so wie sich Geistesfä*
higkei(ta zeigen, und sich steigert > je voll«'
Lommener die Geistesfahigkeiten in den Thier-
klassen heraustreten; da(s Krankheiten^ Ver-
letzungen des Gehirns allgemeine oder (heil-
weise Störungen der Geiste&yerrichtungen zu
Folge h^ben ü. s. w«
Dafs aber femer die Hämispkäfen die
eigendiehen Organe des Dei^ikens enthalten,
wird dadurch bewiesen, dad sie in d^ ver-
schiedenen Thierklassen an GrÖfse und yoli-
kommenerer Entwickelüng in demselben Ver«
hältnisse zunehmen, wie die Geistesfähigkei-
ten heraustreten, und daf^ sie. sich am yoU*
kommensten und gröfsten entwickek beim
Menschen finden.
Die dem organischen und sensitiyeijk Le«^
ben vorstehenden Massen des Gehirns, n^m-^
lieh (die nach untön an der Basis desselben
gelegenen Theile und das kleine Gehirn, fUi**
den sich' auch bei den Thieren,^ ja häiifig
selbst vollkommener entwickelt als beim Men«
sehen. Allein es £6hlt den Thiereki4i9.yoU«
kommenheit der Hämi^äre» , wel^^he der
Mensch noch mit jenen Massen des Gehirns
vereinigt*
Gegen diese Behauptung, dafs das Ge-
— aS —
him und zwir die' HSmisphSren desielbön
Organ der G'-stesTerrichturigea waren, lut
man eingevYorfea :
i) Dafü man oft an der Stelle de» Gei
hirnt im Schä'lel Wasser Qcd do(^h die Gei«
steskrSTte unversehrt gefunden habe« Do
G.;hirn könne daher nicht Organ der Gei-
stesrerrichrunffftn seyn. ' ' ^
Dieser Einwurf wird aber durch die oben
dargcthane menibranösd Beschaffenfareit des
Gehirns völlig gehohen» Denn da^ das Ge*
fairn nichts ist als eine su^ammengefiiltete
Haut, so läfst sie sich auch, ohne verletzt zn
werden» wieder entfalten. Dieses geschieht
nun auch beim wahren Hydrocephalus ittier»
nus^ dr h. bei Wasseranhüufungen in den
Hirnhöhlen y *) durch die ausdehnende Ge»
walt des Wassers. Die Hirnhaut *wird da-
durch nur entfaltet und gegen die Wände des
Schädels dicht zusammengecTränfi;t, welches
man bisher deshalb nicht entdeckt hat, weil
man bei Untersuchung der Wasserköpfe zji
rüde zu Werke gieng, und sein Hauptaugen.«
Merk, immer nur auf Schädel , nicht auf das
Gehirn richtete. Dr. Gall hat dieses aber bei
seinen häufigen Untersuchungen der Wasser^»
*) Denn die WasseraBkäufungen zwischen id«r Ober-
fläche def Gefairni und dem Schädel (Hydrocepfuäas \
exiemus) tiad äufserst selten und nio so botxaditUcb,
cfafs das Cran'mm ftebii ^«i^vii^ vvx^^^^^'dx -srurdle. {
— Ä9 —
köpfe immer bestätig gefunden^ üisbesondere
noch bei dem merkwÜFdigatt^ betcaobtlichi^
Wasserkopfe einer zwei und fünfzig Jalir alr
ten Frau.
a) Hat man eingeworfen: dafs oft'^anze
und beträohtliciie Theile des Gehirns entya-.
der durch aulsere Verletzung oder durchritt*
nere ZerstiJrung verloren gehen und dennoch
die Geistes irerriohtnngen ungett^rt bUej>en»
Auch dieser Einwurf wird durch die pbea
anatomisch dargethane Doppelheft des Ge-
hirns uad seiner Theile völlig gehoben« Da
ihr zu Folge auf der einen Seite difeselbea
Organe vorkommen, wie auf der^ anderen,- ao
kann das Organ der einen Seite sehr wohl
yerletzt, ja gänzHoh zerstört werden, ohne dafs
die bestimmte Geistesthärigkeity deren einet
Qrgan zerstört ist, dadurch aufgehoben würde*
Das Gehirn ist mit seinen Theilen dop-
pelty wie alle Organe des sensitiyen oder ani«
malischen Lebens, wie die Augen, Obren, Mus«
kein u« a. w.,* da hingegen die Organe des ve-
getativen oder organischen Lebens einfach
sind, wie z. B* der Magen, die jLeberu. s. w*
Ztrar acheinen hier einige Ausnahmen statt
SU finden^ z« B. die Lungen, die Nieren» Al-
lein: i) Sind diese Organe nicht vollkom-
men doppelt^ inde^i die Lungenflügel wie
auch die Nieren von ungleicher und ntcüaMEx*
der BescbaßFeabeit sind.
— Zo —
%) BiUten ff^iwmA^ Auam Owf^um ^em. C«-
fliji!iv^h«ni I^bea. (^honsa faaib deok ciao^
hftib H#»m 8nfi#^^a zu.
3) H«t man ^a^^woT&a: naa habe du
f >i)liim oft ▼«vst^nert nnd docii <üe G«iscea-
kfikt/) 'in^l VdTTicbtangpn noreneiat gefoBden.
Allein untfir aliea d^,a Fiileo, wo man
jirik,inigtn f>/ncretion«?n ioa Gehirne {[ACandeB
hatf i«t doch ki^anor Torgekomaaen^ wo das
Cehirn gänzlich xurfit/jrt war«
if) Hat man endlich eingeworfea: da&i
wenn das < i eliirn doppelt und Organ der Gei-
atesyerricbtungen seyn soll, auch die Vontd-
lungrn u. f* w. doppelt teyn mii&ten,
Uinser Einwurf kömmt aber vollkommen
überRia mit der Frage, warum wir mit zwei
Augon, xwpi Ohren u. s. w. nur einfach se-
hen, hören, u« s. w. und mufs eben ^o be-
antwortet werden. — Das Organ ist ja nicht
Priacip der immer einfachen Geistesthatigkeit
beim Sehen, Hören , Denken, aondem laa-
teiielle Bedingung ihrer Aeviseruag.
Za der Wichtigkeit der Grunde /i^ aad
der Nichtigkeit der EiawSrfe ^i^gaa jene
lyimig, dals das Gehirn and awar die
dtoen die Oi^ae des Deakena «adMd-
aedi: dala das Gekia Unt
^ Sx —
der Er(ßhntag zum/ örgliDiioken Leben mipfat
nothwenaig ist^ indem ja Friichtd ohne (^e*
Urny ja ohne &ück.eiimftrk idoi' Matterleibe ge-
lebt Aben und geboren worden sind; dalk
man )mer in allen Fänea des Blödsinns lind
der loecillitäty z. B* ikich bei den Cretins,
Kopf unr Gehirn^ insbesondere )aber die fl«"-
misphäre desselben unvoUkommeber entwik-
kelt findt, i. B. wenigare-und^flaohem^^indit:
•o stark ^usgewürkte und« nicht aa tisfö Win»
<]ungen , aber mehr Symmetrie in ^^nselbetu
Beim Meischen sind die Winduhgen ni^ foU*
kommen i^mmetriteh; sie werden es aber in
den Ferschiedenen Thierkla^sen immer mchiCi
je mebt die Geisteskräfte zurücktreten und
das Gehirn an Vollkommenheit abnimmt»
Es ist bereits zu wiederholten malen be*
merkt worden, dals jeder von den im. grop-
Isen Gehirn - Ganglion vorkommenden und
von da , jeder seine besondere, Windung, bil-
denden Nervenstreifen, als Organ, als der
Nerv für eine bestimmte Geistesthätigkeit an*
zusehen aey, dals demnach jede besondere
Geistesthätigkeit ihre besi^nderen NerFea, ihr
besonderes^Organ habe, wie jeder Sinn;, daiii
folglich das Gehirn nicht ein SeeUsnorgan^
nicht ein gemeiaschafttiohea Organ •t'är^aib
i
— 5a —
Geistesthatigkeiten^ sondern ein Sammelplatz,
von Organen sey.
Wenn gleich die Behauptung , dafs jede
SeeleoLrafc ihr eigenthiimliches Organ be,
aohon aehr alt ist, indem yiit, sie bei oer-
haavßj Haüw^' v. Swietenj ScheUhamer^
Glaser y Jacobi^ Sommering^ Tiedefiknn und
Proohasha £nden und-die Academieu Dijon
acfaoD einmal die PreisErage aufvrarf^den Sicx
der einzelnen Organe zu bestimmen so ist
es doch Tor allen Dingen nothig, len Be-
weis für die Mehrheit der Organe gründlich
MM führen, Folgende Erfahrungen 4id es, die
ihn liefern:
i) Das Ausruhen von den Aeufsemflgen
einzelner Seelenkräfte. Dieses wäre nicht
möglich, wenn zu jeder Geistesthätigkeit die ^
ganze Gehirnmasse erforderlich wäre.
fi) Die yetrschiedenen Seeleokräfte stehen
bei den yenchied enen Individuen einer ThieV'
klasse, sowohl Menschen als Thieren, in ver-
aohiedenem Verhältnisse zu einander. Daher
müssen die Organe derselben ^ d. h. diejenige
Theile der Materie, durch welche sie ihre Tbi-
tigkeit äulsern, auch verschieden seyn« Wtre
nur ein Organ für alle Gelstestfaätigkeiten da,
so mülsten z. B* bei einem grofsen Tonkänstler
euch alle Organe ezceliiren« Bei der Mehr^
bßit der Organa tbec koni^ ^xacJol den ▼»*
— 33 ^
schiedenen Grad der Entwickelung das eine
Tor dem andern excelliren, und ein Indivi-
duum, ohngeachtet alle Individuen einer und
derselben Klasse yan Thieren ein und dißseN
ken Organe haben, sich durch diese oder jene
bei* vorstechen de Geistesthätigkeit auszeichnen*
Auch bei den Thieren ist das verschie-
dene Verhaltnifs der Seetenkräfce zu einan*
der bei den verschiedenen Individuen sehr
auffallend. Der leine Vogel lernt sehr schnell
Melodiien pfeifen, ein anderer von«- derselben
Art, Alter u. s. w* sehr langsam oder gar
nicht; der eine Hund ist sehr treu und an-^
liänglich, der andere läuft zu Jlddermann
3) Die Geistesvermogen sind in den ver-
schiedenen Klassen der Thiere in ungleichen
find von einander unabhängigen Verhältnissen
ausgetheltt* ' Gehirn haben sie doch alle. Al-
lein die Seelenthätigkeiten hängen eben nicht
Ton der ganzen Masse des Gehirns^ sondern
von den einzelnen Theilen desselben — von
itoehreren Organen ab, von welchen diese
oder jene nur bei einigen Thierklassen>"vor*
lianden sind«
4)' Die verschiedenen Geistesvdrrichtun«
^en und Krifte entwickeln sibh nicht in glei«
chier Zeit in gleichem Grade, eben so wenig
"wie die Sinne, da für diese atich mehrere Or-
JoQin.X^I. B. 3. St. G
- 34 -
gane rorhanden sind. -^ Die« wlre alcht
möglich, wenn das. Organ deiaelben' eia iind
die nätiilioho Hirfun^sse wäiei, sondern nur,
wenn mehrere Organe da sind) von denen
eins früber^ andere später entwickelt werdeOi
einige früher , andere später in ihrer Thätig-
keit sinken.
5) Die theilweisen Verletsungen des Gei-
stes, z. B. auch nach theilweisen Veiletzun-
■
gen des Gehirns^ wie auch die theilweise In-
t^ität des Geistes wären gar nicht moglicli,
wenn allen Geistesthätigkeiten nur ein und
nicht mehrere besondere Organe vorständen.
Aus dieser bis hieher dargesteliteli und
sowohl anatomisch als physiologisch bewiese-
nen Theorie, dafs das Ge lirn Organ der Gei-
stesverrichtungen, und dafs es nicht ein Or-
gan, sondern ein Sammelplats von Organen
sey, erklären sich nun manche Erscheinao-
gen, die ohne dieselbe schwer zu erklaren
sind, z. B.
d) das fFachen; ist der Zustand dar
Spontaneität über alle Organe des animalisoheo
Ly^bens.
b) der Schlaf; ist (versteht sieb, dafs Al-
les dieses nur vom. gesunden Zustande gilt.)
vollkommene Ruhe der Organe des animali'
sehen Lebens, welche sich eben dadurch voa
nen des organischen unterscheiden, dsls
^ 35 — .
diese nie ermüden in ihrer Tfaätigkeit Dti-*
her ist auch bei den Thieren> die einen Win-
terschlaf halten, der Antheil des animfali&chen
Lebens an dem organischen auffallend gering€r.
c) das Träumen ; ist eine bestimmt^ Thä*
tigkeit eines einzelnen oder einiger Organe'
des animalischen Lebens . während die ühri-*^
gen ruhen. Durch eine solche Thatigkeit ei-
nes einzelnen Organs wird auch d^s Beyrufst-,
seyn der übrigen mit erweckt. Bewufttseyn
ist nämlich eine allgemeine Eigenschaft aHer
Organe und hat kein besonderes Organ, Da-
rier denn'^durchaus kein Traum ohne Bewufst-
seyn ist, wenn gleich wir uns meistens der
Tiaume nicht erinnern. Allein Vergess^heit
des gehabten Bewulstseyns findet ja auch in
der Kindheit statt.
Jene Thatigkeit eines oder einiger Qr-
gane des animalischen LeDen3 bei Ruhe, der
übrigen, die wir Traum nennen, kann im
kranken Zustande auch ohne Schlaf entstehen,
und erzeugt dhnn das wachende Träumen
mancher Menscfa^en^ desgledchen das Nacht«
wandeln. Durch die Concentration des, gan«
zen animalischen. Lebens auf ein oder einige
Organe bei diesen Zuständen, werden dann
ungewöhnliche Kraftäiriserungep , die Losung
der schwierigsten Probleme, £xsta%eii und der-
j;leicheii möglich. . ,
Ca '
— -36 -t
y
d) der mAgaGtistihe "Somnambulismus; ist
der Zustand der Desorganisation, d.h. der Bern«
higung aller Organe "vvährend' eines tUätig ist.
e) der Wahnsinn oder diejenige Geistes-
Zerrüttung^ ^e in fixen Ideen besteht; ist
.nicbts als verlorene Willkiihr über ein Organ
des aoitnalischen Lebens durch erhöhte* Rei-
zung oder Thitigkeit desselben.
So weit läfst sich die Behauptung» da(s
daa Gehirn Organ der Geistesverrichtungen^
und nicht ein Organ, sondern ein Samoiel*
platz von Organen sey , durch Anatomiq und
Physiologie des Gehirns beweisen.
' Voiikommen bestätigt aber wird diese
Behauptung dadurch, dafs es möglich ist; die
Anlagen (d. h. die Möglichkeit dieser oder
jener Geistesthätigkeit bei einem Tndividuo),
welche ein Tfaier überhaupt und welche es
im herrorstehenden Grade hat, an den vom
Gehirne berührten Tfaeilen des Kopfes und
Schädels, vorzüglich also an der Oberfläche
des Kopfes und zwar an den Erhabenheiten
desselben zu erkennen, weid^ die einzelnen
Organe, deren Sammelplatz das Gehirn, ist,
hervorbringen*
Wollen wir nun aber die Geistesanlagen
und den höheren oder niedrigeren Grad der»
• I
selben an ihren Organen im Gehirne uild nn
der Form des Kopfes und Schadeis erik^enneiiy
so mufs zuvor bewieaen, werden:
I. Da/s von gesunder gröjfserer quand»
taiiifer Enc^ickelung eines Organs grofsere
Kraftuujserung jbu- erwarten^ sey^ *) s'
Diesen Satx finden wir in der ganzen
thierischen Oeconomie und überall in dersel-
ben das Gesetz bestätigt: je gröfser das Or-
gan y desto gröfsär die Kraft*
Man darf hiebei nicht an greise gesunde
Hände denken, Ae dieae wahrhaftig selten
feiner fühlen als kleine Hände« Aber es sind
]a auch nicht die Hände als Masse, aondern
nur ihre Nerren die Organe des Fühlens ode^
Tastens. Diese werden in Hinsicht ihrer
Gröfse und Mc^nge immer mit dem Si^ne des
Betasten« in gleichem Verhältnisse stehen.
Dasselbe findet man in den rerschieden^n
Thierklassen auch bei den übrigen Sinnen
bestätigt. Thiere, die kerrorstechend scharf
sehen, scharf riechen, fein schmecken u. s. w«
haben auch respective hervorstechend grofs^
Seh- Geruchsf- und Geschmacksnerven* Die
Organe der Geistes verricj^tungen, die Hämi«
Sphären des Gehirns ' finden sich am ypUkom«
mensten und gröfsten beim Menschen«
*) Von der ^alitaüveit, Venchiedenheit dsr Organs
iik£it tich bis fetst oichtt suuagM.
— 58 —
II. Daft die Farm des Gehirns die Form
der inneren Knochenlamelle oder Tafel des
Schädels vom ersien bis zum leizien Augen*
blicke des Lebens bestimme^ und man foig"
lieh von der Form der uufseren Fläche des
Schädels auf die des Gehirns so lange schliß
fsen könne^ als die äufsere Lamelle der Schä*
delknochen der inneren parallel lauft»
Schon die erste strahleDrürmige and sich
an das Gehirn «oschmiegende Ossification der
Kopfkoocheii aus einzelnen Verknöchemogs-
oder Ossificatiompiinctcheo, wie aach die erst
spät erfolgende , feste Vereioigang der Kopf-
knochen berechtigen uns zu schlielsen, dals
die Form der inneren Lamelle der Schidel-
knochen schon bei ihrer ersten Bildung be-
stimmt werde durch das Gehirn.
Au&er allen Zweifel aber wird dieses ge- .
setzt werden durch die Beleuchtung und Wi-
derlegung der Einwürfe, welche man gegen
die Möglichkeit der Erkenn tnifs der einsei-
nen Organe für bestimmte Geistesthatigk^i*
ten aus der Form des Kopfes gemacht hat;
Diese Einwürfe sind folgende:
i) Liegt auch ein und dasselbe Organ im-
mer an derselben Stelle des Gehirns und kann
man daher am Schädel bestimmt die Stellen
angeben, welche den einzelnen Organen cor-
respondiren ? — Da das Gehirn Ton so wei-
— V 39 . ~\
eher, fast flSssiger BesobaEFeoheit ist, so wäre
beinahe das Gegeotheü ansanehnien. — ^^
«Alleia der Augenschein lehrt, dafs sich
die Lage der einzelnen Organe nach. bestimm-«
ten Gesetzen richte, Indern die Falten iind
%\^induAgen der Hirnhaut beim Menschen i^
nahe^ und bei einFachetenTbi^reti i)ollkömmen
symmetrisch Isind ün9 immer an denselben
Stellen Hegern Daher kann man von der be«'
stimmten äuiseren Form* des Schädels auf die
bestimmte Form des G(^hims schlxefseü. '
Wie weit sich ein Organ und sein Merk-
mal am Schädel erstrecke, läfst sich nicht ge-
nau angeben; wohl aber läfst sich die lela-
tive Vollkommenheit der einzelnen Organe
auf der äufseren Oberfläche des Kopfes wahr-
nehmen«
2) Wenn auch die inftere Knochenla«
melle der Schadelknoohen vermöge der eigen«
thümlichen OssiHcationsart der letzteren durch
das Gehirn geformt wird, so dafs sie den Er-
habenheiten und Vertiefungen seiner Ober^
/lache dicht aufliegt ; kann man dann auch
von der Form der aulsezen Lamelle aer
Schädelknochen auf die der inneren aohlie«
fsen? — ^
Allerdings ; denn die Erfahrung und Beob*
aphtung lehit, dafs im gesunden Zustande^
etwa bis in das vierzigste Jahr, die äulsere
-- 45» —
LiftBüril» -der feAdJima hrii äflr
?> i«t « ijchr «oiiasciMBilickeT^ «daSi -die
wmA 4m Fugm. d<» G^^äurss sicm aiudi
FiMidw Sdukdusm rkite?
dir G^an i:gitidfeB, werden, i
dufdi dj/e EbtMiciUi der KcodieB, diefli dm^
dMp tttcb «ttffea wSrkesdo Thifijgfcrat d» Ge-
Nur weim die KopfluioclBao latlgeclagi
UßA di^ OeiiirAaiaMe serstort wird, nur dann
^ouutit V^rrlHsttSg der Seelenkräfte, «adibe-
hÄll /iiffr Schädel die Form, welcher die äa-
bi$fit Gewalt ihm gab« Sonst aber stellt das
O^hirn <li# ScMdelkaochen in die Form wie-
der heff W<;lch6 »ie vor der Geburt hatten.
tifthf fiu[S$lltod wird dieses durch den merk-
ifUrJigeo äcbädel eines erwachsenen Men-
soben bctwias^n 1 den Ga// besitzt und jeder-
fiiann %*$ifif» «-* An diesem wurde durch die
lißYif^ttchti ZsDge die äufsere Knochenlamelle
lies Mohtfitalbeios auf beiden Seiten serbro-
und daher nicht wieder in ihre vorige
reftlituirt. Man erkennt daher an ihr
- 41 -
ganz voUkommen und deutlich die Spuren
lind die' ganze Form der 24inge» Dieses ist
aber nic)it der Fall an der inneren Knochen-
Umelley/ an der nun nicht den leisesten Ein«
drtiek. erkennt, weil sie nicht zerbrochen und
daher durch die Thatigkeit des Gehirns wie-
der in ihre gehörige Form restituirt wurde.
Dals die Gewalt der Zange in diesem^ Falle
auch auf die innere Knochenlamelle der Schei-
telbeine gewürkt und dieae gewiCi betracht-
lich eingedrückt habe, lälst sich bei einer so
heftig einwtirkenden Gewalt, wegen der Zart«
heit und Dünnheit der Kopfknochen bei der
Geburt und auch deshalb keinen Augenblick
bezweifeln, weil die äufsere Knochenlamelle
in diesem Falle gänzlich auFgedrückt ist auf
die innere I' und die schwammigte Substanz,
die Dipplog, zwischen beiden zerstört ist.
Die Hauptursache der nach aufsen wür«
kenden TH^tigkcit des Gehirns liegt in d^r
yom Kreislaufe des Bluts herrührenden rhyt-
mischen Bewegung des Gehirns.
Eben so wie diese bewürkt, dafs Tumo«
res oder Aneurismtta in den Membranen des
Gehirns nie nach innen, sondern hnmer nach
auiien wUrken^ dals bei Verwundungen des
Schädels die Gehirnmasse nach aufsen dringt,
dafs die Gefäfse des Gehirns und seiner Häute
Rinnen • in die innere Knochenlamelle des
N
- 4a -
Schädels drücken^ eben so hewiirkt sie ancht
dafs Eindrucke and Verschiebaogen der Schi«
dellÄiochen bei der Geburt, wenn, nur die
Knochen nicht dabei zerbrochen und die un-
ter den Stellen, welche Gewalt' erlitten ^ be«
Andlich*'n Theile dfs Gehirns nicht serstSrt
und paraijsirt werden, wieder ohne alle in*
fsere Hülfe gehoben werden. -^ Wer bringt
denn wohl die Köpfe der Thiere, die doch
sicher oft auch bei der Geburt gedrückt jDind
rerschoben werden, in. die gehörige Form?
4) Aber entifickeln sich nicht die wich-
tigsten Organe des animalischen Lebens, nnd
die der Geistesrerrlchtungen erst naph utid
lange nach der Geburt, v?ean die Schüdel-
knochen laugst Torwachsen siud? Und kann
das Gehirn dann noch wohl auf die Form des
Schädels würken, und Merkmale der Organe
und ihrer gröfseren oder geringeren Eatwik-
kelung an demselben hervorbringen? -—
Ohne über das Wie.^ hiebei Recheo-
schaft geben zu köon^^ i^t so viel ausge-
macht, dtil'i der Schädel auch dann, wenn
schon die Knochen desselben verwachsen sind,
durch das Gehirn geformt werde. <--« Man
beobachte nur die Köpfe der Kinder, wie sie
K nach und nach anders gestalten, D^e
in Organe der Geistesverrichtungen, wel-
ich bei Kindet'n entwickeln, sind die tat
T 43 --
das Aulfassen der Aufsenwelr, der eioselnen
SaöheD) Orte'u. •• w.» welphe» wie wir un-
ten sehen werdcfn, tn den dem unteren Theile
der Stira corfespon(}irenden Stelleb des Ge«
hirns liegen. Die Entwickeluog dieser Or-
gane lä&t^ftich nun auch in der allmähligen
Bildung des Schädels yoilkommen nachwei-
sen. Denn, wir bemerken, dafs bei allen Kin«
dern im yierten, fUnften Monate der rordera
Theil der Stirn , welcher jenen Organen cor-
respondirt| anschwillt und sich nach rora
senkt.
Dieses bestätigt sich auch bei dem 0^-«
gane der Geschlechtsliebe ^ welches den depi
Hinterhaupte eorrespondirenden Theil des
Gehirns, nemlich das kleine Gehirn einnimmti
wie unten bewiesen werden wird. . ^
Bekanntlich ist das kleine Gehirn im Ver«
hältnifs zu dem grofsen bei Kindern viel
schwächer entwickelt , wie bei Erwachsenen*
Die allmählige Entwickeluug dieses Organs
in Mifsverhältnifs mit den übrigeUi giebt sich
auch durch die Bildung des Schädels kund.
Es beträgt nämlich der, dem kleinen Ge-
hirne oder dem Organe der Gesoblechtslieba
correspondirenrle, Raum des Schädels zwi-
schen den beiden zitzenförmigen Fortsätzen
der Schläfenbeine, von einem zum ander.en
hinüber gemessen, bei Kindern anderthalb
- 44 -
I
Zoll und der, einigen tndei'n Orgaaea cor-
reapondirendei Raum des Schädeli, zwischen
denselben Fortsätzen und der Höhe der Schei-
telbeine drei Zoll. Bei fortschreitendem
Wachsrhucne aber, wenn sich die Geschlechts«
liebe und ihr Organ mehr und mehr ent-
wicicelp, bleibt dieses Verhältnifs am Schädel
nichts und der Raum swischen den beiden
Zitienfortsätzen nähert sieb, wie die Verglei-
chung mehrerer Schädel von rerschiedenem
Alter unwiderleglich zeigte an Breite immer
mehr und mehr dem Räume zwischen den
Zitzenfortsätzen und der Höhe der Scheitel«
beine, so dals er demselben nach roUeode-
ten Wachsthume roUkommen gleich ^Sojntf
ja selbst ihn Übertrift.
Aus der Widerlegung des dritten nnd
Tierten Einwurfs erhellet auch die Nichtigkeit
des Einwurfes: dafs manche Nationen den
Kopf der Kinder formen, und deshalb, wenn
jene Behauptung, dafs der Schädel geformt
werde durch die Organe der Geistesyerrich-
tungen im Gehirne, wahr sey, man bei die«
sen Nationen die gröfsten Geisteszerriittun-
gen wahrnehmen müsse. — «
Denn wir haben gesehen: dals zuvörderst
ichiebungen und Eindrücke der Kopfkno-
,j wenn nur die letzteren- nicht serbro;
. nnd das darunter liegende Gehirn nicht
- 4« -^.
*
paraljiirt werde , durch Ait ThSti^eit des
Gehirns wieder gehoben werden, dafs fierner
der Schädel auch, Wenn seine einzelnen Kne-
cben längst verwachsen find, geformt ^erde .
durch die Thätigiceit des Gehirps und seiner
Theile: Woraus folgt ^ dats wenn auch ^ie
Form des Schädels nach der Geburt durch
äufsere Gewalt verändert wird, die Entwicke-
lung der Organe und ihrer Merkmale am
Schädel doch ihren ununterbrochenen Fort-
gang nimmt, -« versteht sich, wenn die Kno-
chen nicht serbroChen und das daruntef lie-
gende Gehirn nicht terstört worden.
Uebrigens melden aber auch die Reise-
beschreiber, dafs bei denjenigen Nationen,
welche die Kopfe ihrer Kinder im hohen Gra-
de und durch eine lange anhaltende aulsere
Gewalt verunitalten , (wo also häufig die Schä-
delknochen zerbrechen und die unter densel-
ben liegende Stellen des Gehirns paralysirt
werden müssen), blödsinnige sohwaohköpfige
Menschen sehr häufig sind,
5) Da aber die Ossification ohnläugbar
gewissen Crystallisationsgesetzen unterworfen
istf (denn wie will man sich ohne die An-
nahme derselben die Entstehung der Höh*
len des Stirnbeins, der oberen Kinnlade u»
s. w. und den ganzen Ossificationsprocers
überhaupt erklären ?) wie kann denn die Forih
- 46 -
des Schadeis bestimmt werden darch die Tha-
thigkeit des Gehirns?
£s dient hierauf xnr Antwort:
Wir beobachten dieses in der gansen 'Na-
tur sehr häuCg, dafs ein Naturgesetz dena an-
deren untergeordnet sey, das niedere ange-
hoben Werde durch das höhere. So wir4 iä
diesem Falle das physische Cfystalliaationsge«
setz aufgehoben durch die lebendige Thatig-
keit das Gehirns»
Wir sehen überdies sehr häufig, dafs Kno-
chensubstanz unabhängig von den gewohnt
eben Gesetzen der OsAiücation erzeugt und
dals das eigentliche Gesetz derselben au^eho
ben und abgeändert wird durch die Thätig'*
keit des Gehirns* Denn beim Mangel des
Knochens z. B. durch die Trennung der So-
turen bei Wasserköpfen , sowohl in der Ju*.
gen dals im Alter, nach der Trepanationi nach
Verwundungen u« s.w. wird nur die innere
Knochenlamelle, nicht die äufsere ersetzt« Er-
folgte hier die Ossification nach bestimmtea
Crystallisationsgeietzen, so müfste auch die
ändere Knochenlamelle ersetzt werden. Auch
rd die innere Lamelle nicht wieder herge-
he trenn durch die Gewalt , welche das
kohenyerlust bewUrkte, auch das Gehim
;5rt wird. Dann bleibt aber auch immer
)d tine Nervenkrankheit auriick»
• - 47 - .
6) Werden aber die Form und die Er-
habenheitea desSchädeli nicht vielleicht durch '
die WUrkung der an ihm befestigten Muskeln
hervorgebracht 9 da wir sehen, dafs die Mus-
keln doch, an anderen Knochen durch ihre
Würkung dergleichen Erhabenheiten und Her-
vorragungen bilden? «-^
Da, wie bereits bemerkt worden, die in*
nere Knochenlamelle der Schädelknochen der
äufseren stets und selbst im höheren Alter,
wenn beide Lamellen beträchtlich von einan«
der abweichen, entspricht und parallel läufd
so bedarf diesisr Einwurf keiner weiteren Wi«
derlegung, indem die Muskeli^ doch wphl
nur auf die Hulsere, ntcjbt aber auf die in«
nere Lamelle der Schädelknochen wärken
kann.
7) Wenn der Wachsthum und die £nt-
wickelung'des Gehirns und seiner Theile Ein«
fluls hat auf die Form de» Schädels, so mii^
dieseljbe auch durch Abnahme und durch ein«
tretende UnvoUkommenheit des Gehirns ver*
ändert werden.
Dieses ist allerdings auch der FalL -— ^
So wie nämlich im Alter die Geiateskräfie ab*
nehmen, schwindet auch das Gehirn, die Wi^*
düngen desselben treten weiter aus eiaander
und sinken mehr ein. — Alsdann sinken nur
entweder beide Lamellen der Schädelknochen
- 48 -
dem Gehirne nacb^ so daüs die Erhab^Dhei-
ten des Schädels (meistens znerst die der Stirn)
nach und nach ainken und rerschwinden, und
der Kopf überhaupt kleiner wird, wie dies die
tägHche Beobachtung alter Subjecte bewailst,
oder die Knochen des Schädels werden theib
durch Ansetzen von neuer Knochenmasse an
die Stelle des geschwundenen Gehirns, theils
dadurch dicker, dals die innere Lamelle der
Schadelknochen dem Gehirne nachstnkt nnd *
neue schwammigte Substanz (dipploe) zwi*^
sehen sie und die iulsere Lamelle der Schi*
delknochen abgesetzt wird. Daher denn andi
alle Köpfe im Alter entweder kleiner oder
schwerer, oder auch beides zugleich werden.
Aber nicht allein im gesunden Zustande
bestimmt das Gehirn die Form des Schidels,
sondern auch im kranken; Krankheit des Ge«
hirns bewürkt auch kranke Form des Schi-
dels, so dals dieselbe selbst zum diagnosti«
sehen Merkmale der Krankheit des Gehirns
dienen kann.
Beim imierep Wasserkopfe treten mei«
stens die Scheitelbeine {ossa parieiaÜa) nach
aufsen. Anfangs aber drückt das Wass«* yor*
züglich nach unten, macht den Boden det
Schädels (basis cranii) platter und die Au*
genhölen {orbiiae\ enger, so dafs die Auges
dadurch hervorgetrieben werden»
Wenn
. — -49 - —
/
^Wenri ein Wahnsinn lange dauierti so
schwindet sympathisch allmähiig ein Theil dies
Gehirns nach dem andern , bis zuletzt Bl«d>
sinn erfolgt. Pleses hat auch immer ein Klei-
Her- werden , meistens aber ein . SchwQter-,
Dichter- und Dicker- werden^ des Schädel$
sur Folge, indem, wie bereits angegeben^ die
innere Lamelle der Schädelknpchen dem
schwindenden Gehirne nachhinkt und der- er-'
weiterte Zwischenraum zwischen ihr und der^
äuTsern Lamelle mit neuer Dipplpe aufgefüllt
wird. Man findet auch diircfagehends ^ die'
Schädel der Wahnisinnigen, Wienn nlmlicU der .
Wahnsinn nicht mehr neu und nicht -etst vor
Kurzem entstanden ist, 'rorzüglich' abeir der
Blödsinnigen auffallend schwerer,^ dichter und
dicker.
Wenn man daher bei Wahnsinnigen am
Gehirne keine Spur einer Zerstörung oder
Anomalie findet, so beweifst dieses nichts.
Am Schädel aber kann man erkennen, -ob
und dafs es krank gewesen sej.
Auch bei Selbstmördern hat Gall den
Schädel schwerer und dichter gefunden« Er
zieht hieraur^den Schln&/ dafs der Selbstfaord
auf allgemeiner Krankheit des ganzen Gehirns,
und nicht eines einzelnen Tfaeiles desselben
beruhe, dafs folglich der Lebenstrieb kein^
besonderes Organ habe*
Journ. XXI. B. ^.Sh D
— 5o —
Leidet nur ein Theil dn% Gehirns, so ist
auch laut d^r Erfahrung nur ein Theil des
Schädels verändert»
Bleibt ferner das Gehirn durch Krank*
heit oder nachtheilige Eiuflü^d unentwickelt,
io bleibt es auch der Schädel« £r bleibt kleia
und wird (est wie Elfenbein, wie man diei
bei unvollkomaien entwirkelren Kindern^, aber
auch bei Blödsinniggeboriien, bei den Kaker-
laken und solchen Völkern beobachtet, die
durch lange SclaVerei in ihrer Entwickelnng
ui^terdrlickt sind. Bei allen diesen findet mao
den Schädel durchgängig kleiner und dicker.
Durch die Widerlegung der bis hleher
aufgezählten Einwurf>3 und alles Bisherige,
würde sonath die obige Behauptung: dafs das
Gehirn die Form des Schädels bestimme^ and
man an ihr nicht allein die Gegenwart ^ son^
dern auch die gröf&cre oder geringere £nr-
Wickelung deijenigen Organe« deren Sammel-
platz das Gehirn ist^ erkennen könne ^ bewie*
sen seyn«
amf^
Ehe wir nun aber zur Bestimmung tmi
Aufsuchung der einzelnen Organe afii Schä-
del ^ d. h. der Erhabenheiten desselben ^ wel-
che den Organen im Gehirne entsprechen,
schreiten, bleibt zuvor noch eine sehr wich-
•*
s - V _ 5* --
tige titoä bis jetit flicht gaht vol!kommeh zu
losenda Frage zu berichtigen,- liämfifch die:
fun. t/velche Geistesanlagen und Krüße kaHH
und soll man Organe suchen ?
Den Sitz det S^ele im Allgemeizreir kn*
iEUgeben, geh (igt nach dem Bisherigetr oitht.
Man kann auch denselben nickt bestininien,
weil sich koiil Punkt angc^ben läfst^ WO ailö^
diilzelnen Nervall und. Oi^gane für di<^ i^iniiel«
tien Fähigkeiten und Neigungeli sich Ver*
einigten*
SomrHeringf Hjpothesd ^otit Sitte iet
Seele in der Feuchtigkeit der Vierten Hirti-
hole ist nicht haltbar ^ weil sie auf falsclien
Annahmen beruhet ^ indem einmal die <&6«
genwart der Feuchtigkeit in detseibeti im le- *
banden und gesunden Zustande noch nicht
erwiesen isti und zweitens auch Hiebt alle
Nerven^ z. B« der Gehornerire iü diese Hil-n«
hole eddigf^n«
Das Thier ttbdtbaupt unt^tscbeidet Sieh
töA der gansen übiigen Natur dadurch ^ däü
es die Dinge ^n6$et skh^ die Aufsenwdt waht-^
tudimt^ fiewuCitseya derS§li>($ib bat und da^ :
durdh fähig wird^ auf diehelba IlttS^ &icb bet«
aus ttt reagif^i« Doch vernlmtiit das Thieir
Hut so viel von der Au(si»nWelt^ als ^s Or^ '
gatte h2^^ dieselbe währzUfiehmcn^ je einfa*
ch«lre> je Wetiigete Orgitoo es bat ^ desto eil-»
— Sä-
ger die Welt des Thicres. Je yonkomniener,
je zahliticber die Oigane in den TfaterklasMD
Hecaustreten , desto mehr erweitert sich dem
Thiere die Welt, desto mehr geht der innere
Sinn auE
Hiernach lälst sich nun auch die GrSnza
swischea der Thierwelt insbesonriere und der
Menschenwelt bestimmeD. — \Vir Nf>h(^ ;, dals
ohngeachtet die Thiere grörsrenf n^-, ■; (. ^.nso
yollkommene^ ja selbst vollkoinnu".cio Sina-
organe haben, wie der Mensch, dieser doch
einer yolikommrnere Wahrnt'hmung der Au«
fsenw«lt und einer yollkoajmenrren Reaction
auf dieselbe fähig ist; w^ium? Weil der
Mensch für mehr Mudiricationen der Aullien-
welt Empfänglichkeit hat, wie das Thier; weil
der Mensch Kräfte hat, die bestimmten Ver«
hältnisse der Äui'senwelt, welche er wie das
Thier und das Thier wie er durch den äufse-
ren Sinn wahrnimmt , mehr auszubilden , su«
sammen su stellen in mannichfachen Verhält-
nissen, zu sondern u. s. w., kurz, .weil er in-
nere/} Sinn, weil er Denkkräfte hat. -^ Da-
her mufs er auch nun Organe haben, die dem
Thiere fehlen.
Welche sind denn nun die Modificatio-
^ 'Veit, für . welche der Mensch Eop
"v folglich auch Organe hatP WeL-
Organen sind unabhängig und
' . \
— 53 —
Im Allgemeihen bezeichnen wir äie Fa-
kigkeiten, welche der Me'nseh zeigt, mit dem
Namen Verstand^ bei den Thieren mit dem
Nftmen Instinct^ An sich sind aber Verstand
luhl Instinct nicht unterschieden. Beiden
liegt gleicher Sinn, unfd' Kraft zum Grunde
z; B. dem Bauen des Biebers. wie dem &q%
Arcfaitecten. Allein der Mensch unterschei-
det sich dadurch von dem Thiere, dafs er
diese Kraft versteht^ \xxA hat daher Verstand.
— Instinct bezeichnet daher nur das Nichts
Ferstehn seiner Fähigkeit, die das Thier au-
fs er t — i den Trieb*
Ndn müssen wir aber bei Menschen und
Thieren für ^ie einzelnen bestimmten AeuFse«
rungen der Kraft, welche das Prinzip aller
Oeistesthätigkeiten ist^ auch besondere Or-
gane annehmen. Denn woher sonst znyör-
derst bei Thieren die einzelnen bestimmten
Instincte oder Triebe? Man erwiedere nicht:
vom Bedürfnisse* Denn wie häufig sehen wir
nicht Thiere ihre dringendsten Bedürfnisse
nicht befriedigen, z. B. Hunde und andere
Thiere den unbehaglichen Zustand der Nässe
und Kälte nicht Aiehon, ohngeachtet die Mit-
tel dazu ihnen zu Gebote stehen? Woher
ferner beim Menschen die einzelnen hervor-
stechenden Fähigkeiten und Neigungen^ die
man gewöhnlich angeborne nennt?
« 54 -
In wie Tiden Fällen ist z« B« der Trieb
lum Stehlen ftchiecbterdings nicht RMultat
der Gesellschaft und de« Bedürfnisses, Hilt
man ni ,ht FäMe. dafs Fürsten und Könige
st^hltn und dafs die begütertsten und gebil-
d^;t.ten Menschen dem Triebe zu Stehlen nicht
'widtfrstpben konnten? — ^ So sind auch die
T^*rworfenstcn Menschen der g^Öfsten freund*
schaitlichen Anh'inglicbkeit fäh;g; woher?
Doch wohl rieht durch morali^chea Raison-
nement unrl Verdioost. Letztere sind'Wnhr^
lieh auch nicht immer die Quelle des matter^
liehen Liebe, wie auch schon die gewöhnli-«
che Deokait, dafs die AnhängUchl^eit der
Eltern an ihre Kinder, und der Kiqdeir A^
ihre Ehern etwas Angebornes sey, aodeutett
Ferner beobachten wir auch bei m^ni^ieil
Srl^nschen Rtligiosität und Irreligiosit^it viel
zu oft unabhängig von allen Raisonnirep und
alit^r Vernunltherrschaft C^-')> ""^ nicht für
die Religiosiiätji wie für die übrigen genann«
ten F.ihigkeiten und Neigungen ein besonde-t
Xts ür>^an annehmen zu müssen.
Nur für die einzelnen bestimmten Fähig«
keiton und Neigungen, die den Geisfesthätig-
keiton und Handluijgsweisen des Menscheoi
wie den Insrinct<^n und Handlungsvir eisen der
Thiore zum Grunde !-egen, kann fnan daher
Organe suchen und finden, nicht aber;
^ »
Nachdem wir somit die. Hiilfsmittel ken-
. Aen gelernt haben, deren sich Dr« Galt zur
AulFindnng und Bestimmung der' einzelnen
Organe bediente, geben wir zur Bestimmung
und fCennrnirf derselben selbst über, so wie
sie aus reiner Naturbeobachti^ng hervorge-
gangen, ; '
I. Diejenigen Organe, durch welche der
Mensch zur Würkung auf die Aulsenwelt un-
mittelbar befähigt ist: ''
I. Das Organ d&r G^schleckisliebe.
'Wie bereits bemerkt worden, ist clas kleine
Oehirn das Organ der Geschlechtsliebe; und
giebt sich am Schädel iind zwar^am Hinter-
hauptsbeine durch den unterhalb der Linea^
semicircularis inferior nach den grofsen Hin«
terhauptsloohe zu gelegenen Theil desselb^n^
];^ an lebenden Menschen daher nur durch die
Dicke und Breite des Halses und Nackens zu
erkennen» Es erscheint am Schädel dopp^It^
weil, wenn gleich beide Organe der Geschlechts- -
liebe, beide Hügel des klmnen Gehirns zu-
aammenstofsen, doch jedes, wegen der zwischen
ihnen liegenden Crista occipitalis interna ^ine
besondere Wulst am %Sx:hädel bewürkt»
Dafs das kleine Gehirn das Organ der
Geschlecbtsliebe sey, wird bewiesen:
ä) dadurch, dafs sich dasselbe, wie gleich- ^
.falls ous dem Obigen schon bekannt ist, nebst
— 56 —
Dasselbe gilt ja auch yon den Sinnorga-»
nen. Durch Uebung sind wir s. B. im Stan-
de, bestimmte Gerüche — bestimmte Thätig-
keitea des Gprucbsor^aas hervorzurufen, ohne
Gegenwart des rit^chf^oden Gegenstandes;
r) die Unheilskrafc — Judicium. Ein fedes
Organ bekommt Judicium , wenn es durch
UebuDg noch höher gesteigert- potenziirt wird
So entsteht Ton- Judicium, Zahlen -Judicium,
Ort -Judicium.
d) die Einbildungskrofi oder ErfindungSp
kraft kann allen Oiganen gemein werden;
denn bei einer hoch höher gesteigerten Tha-
tigkcit d'3r Organe als diejenige , durch
welche dio vorigen Vermögen, nämlich das
Auffassung* vermögen 9 GedächtoÜs und das
Judicium cocstituirt werden, entsteht in al-
len Organen productive Kraft nach aufsen —
Einbildungs^ oder Erßadungskrafc^ das Ver-
mögen, Zahlen- oder Ort- oder Tonyerhält-
nisse aus dem Inneren selbst zu erzeugen, ihre
Existenz von vorn zu machen , ohne sie im
Gedächtnisse zu haben — also das, was man
eigentlich Genie^ Urkraft nennt, als die höch-
ste Stufe der Ausbildung und Kraft des. ein-
zelnen Organs.
Aber eben, weil diese erst ans der
Entwickeliing eines oder einzelner Organe
hervorgeht, wir:! es nie ein Genie für
allö Fähigkeiten, immer nur für einzelne
geben.
3) Für die verschiedenen Stufen der Äus^
bildung des Emp&fldnngsyermögeiis , nämlich
Trieb , Begierde und Leidenschaft* — So ist.
z. B. die Anlage der Gescblechtsliebe bei der
Geburt da. Im dritten, yierten Lebensjahre
zeigt das Kind schon einige Entwickelung der-
selben, melir loteresse für seine Geschlechts*
theile. Beim Jünglinge« und Mädchen wird
die Anlage Triebe bei Cultur desselben Be^
gierde und endlich Leidenschaft (passia)^ Für
diese Stufen oder Potenzen der Anlage kann
man daher kein Organ suchen lind finden,
sondern nur für die einzelne bestimmte An-
lage, aus deren Entwickelung sie hervorgehen.
4) Für die Afjecten. Sie sind nur Mo-
dificationen anderer Organe. Freude ^ Froh^
sinn z. B. entspringen aus . der Zusammen-
stimmung aller Organe, aus der Harmo-
nie ihrer Thätigkeit, finden sich daher am
meisten bei jungen, gesunden Menschen,
Schmerz, MiTsbehagen hingegen das Resultat
der Disharmonie in der Thätigkeit der Or-
gane häufiger in dem höheren Alter und den
reiferen (auch den frühreiferen) Jahren»
5) Für das Gewissen.
Da wir sehen, dafs so viele Menschen
die grüfsten Uebel- und Schandthaten ohne
— 55 —
^'i^iTy^A, ii^i «:%« Gff^i^vea tccb ein bvsoa-
<f^r'5 Off<B he*^ tJDd cit i!«»«i g-oi»:Tcr
oder ^•;rB?*?'*rr E .t^rick^liiE? :sb Veihältniise
M* fae. A!}>ia ({''»'.noch finrfri s.ca und giebc
es kein Org n für da« Gewift««-n. Denn ds
Gewiift^.n ia zu;n Tnetl nntUrlich^ zam Thefl
künalicb ncd trno'^l/^n. Dai naturüclie Ge-
wissen ist nichts, als das Kesnltat des Wider-
spru'.h^ f^c!^" '^^'* na'drhchen angeborenen
N^i^ung'jn, od'.-r der Uebereinstimmnng mit
dens'^Ib^n von aafs<;n, und kann daher kein
b':soDd';res Organ falben. Vermöge dossd-
bf'.n bffp'u^^t ab'^r z. B. der gutmüthige, stiDe
Mansch cin<* rasche, in Uebereüung, im Zor-
n«? rollbrachte. That und der Bösewicht die
iNi'.htbefried.'gung adner schlechten Neigung
bf;i gehabter Gf^lp^jcnheit auf gleiche Webe.
I'ni dirrs^tn natiizÜchen Gewissen das Gleich-
grfwicht zu halten und es richtig zu leiteni
mufs das kämt liehe durch eine Menge künst-
lich hcrboigorühitrr Motive hervorgebracht
wciid^n. Da dit;ses künttiiche Gewissen also
^rst da« H' sultat von- einer Menge künstlich
h«$rboigefährt( r Motive ist), so kana es keia
t;inz^lnes Organ und überhaupt kein Organ
d^für gob( n, als in so tern diose Motive Tbä^
tigkcitr:n di^!5-'!s oder jen«s Organs sind^
6) Für liio Ftrnunjt* Sia ist daf in-
-, «9 — '
und durofaeinandefr WUrjten aller Fähigkeiten
nnd ihrer Organe«
Gegen diese Behauptnngf (^efs jede ein-^
teln^ beatUnmte Fähigkeit und Neigung ihr
besonderes Organ haben müsse, hat mw TPt->
«üblich den Einwurf gemacht:
Oab dadur h die moralifche Freiheit ver^
nichtet weide, indem ja, wenn Einern Men-
achen dieses oder jenes Organ im eminenten
Grade angeboren worden« er nicht imstande
sey^ ge^en die daran geknüpfte Fähigkeit
oder r^eigung zu handeln; -^ ein Einwurf^
der wegen seiner grolsen Wichtigkeit; berückt
sichtiget und gehoben werden mufs.
Hierauf dient zur Antwort, dafa laut dem
Obigen durch das Organ nur die Anlage, nur
die Möglichkeit dieser oder jepejr Geistesthätig-»
keit, diesea oder jenes Triebes gesetzt sey, die
ja auch offenbar und laut der Erfahrung dem
einen Menschen in höherem Grade angebe*
ren ist, als dem anderen. Nicht aber ist daa
Organ aufgestellt worden, al$ das Prinoip der
Geistest hätigkeit oder des Triebee selbst, so
da£i, jenes gesetzt, auch diese nothwendig
gesetzt werde, Folgliob kann auch durch jene
Behauptung die moralische Freiheit des. Men-
schen, seine Hestinimbarkett* durch Motive
nicht aufgehoben werden« Diese erkennen
wir ja in gei?issem Grade euch den Thieren
sich zvLpMch auifallepd bei Ki^dein und bei
drn AflFei^ fixid«'t. welche nimiptlich «ich i)tirfdi
grol'se EmptindliphKeit auszeichnen, aa wurde
Call hieduf'ch verlritot, diese|i Theil de« Ge-
hirns für ddK Ofgan der Kmpfihdlicktseii n
halten y wie inai^ auch in yertchiedenen Dai^
Stellungen der Qallschen Schädellel^ra anga»
> geben findt^r.
Da ab(>r Gn// bald anfing einzusehen, da&
EmpÜP'Uichkpit eine ailgemeii^e Eige^iaQliaft
aller O/ga'^e §ey, d/ifs e^ folglich (^eio bei
sonfl^res Qrgan dafür geben köpne, «o wurde
er dadurch zi^ weiterei;! Untefsuchungen genö?
thigt, lyelrb^ ihn überzeugten, dals ^^rt dtf
angegehfnen ß^telk des, Sc^iädels correapoDdi-
rende Theil des Gehirns.. das Qrgan ^e^ |Ud-
der- nnd «Jungenliebe sej, welches bei |Un*
dern auf eine ei^^enthümlicbe Weise modi?
ficirt, d.ie Li^be der Kindef und Jungen n
den Eltein coctotituirt.
Pafs der i^ngegebene Th^il dea Gehinul
das Orgjan der Kinder- v(nc| Jiingenlie^ a^ey^
^ird bey^iesen:
d) dadiircl), (^afs er sicl^ inii Allgemein
|x^TTor£ttechend bei Weibern und weiblichen
Thifren, und ui^ter lettterei:^ ^es^nder^i iq
dei^ Thiergatmngen findet, ix\ welche^ ^id^
'- ^iSLS Manj;icl^en gs^r nickt un^ d^O Junge^ he«
ln\ffiert, ^i? z^ fr. de? Oc^ d?? Rundj, de(
h.^ u. s. w*
- 6t -
/
t^n, von denen v^ir nichts wissen; und cJals
deshalb ein Vergleich mit ihnen und Tön ih-
nen nicht möglich spy. — Solche Eigenschaf-
ten aber konnten die Thiere nur haben, Wenn
sich im Gehirne d^^rselben'Theile Jäi^clen, die
der Äiensch nicht härte. Solche Theile fin-"
den sich aber nicht bei den Thieren.
^ Schwierig ist es aber zu bestimmen': in
vrie fern sich die Eigenschaften der Menschen
und Thiere vergleichen lassen; ob z. B. das-
jenige Organ, welches sich bei allen Thieren
findet» die die Hohe suchen/ dasselbe sey,
an welches beim Menschen der Hochmuth ge-
knüpft ist?
Ferner: welche Eigenschafteii positiv, wel-
che negativ sind? Ob man für Geiz oder für
Freigebigkeit, für die Feigheit oder für den
MutK ein Organ suchen soll?
lieber alle diese Fragen hat Dr, Gatl die
blofse sinnliche WahrnAmung und die dar-
auf gegründete Erfahrung entscheiden, lassen,
die überhaupt, wie er versichert» die einzige
Quelle aller seiner Meinungen^ Behauptungen
und Entdeckungen sind.
Um nun die Orta am Schadd zu bestim-
men, welche den einzelnen Organen der Gei«
stetfiUiigkeiteA nnd Neigungen im Gehirne
~ 62 —
Gorrespondireti, und welche wir kinfuhro als
das continens pro tontento ^^Organe*^ neniieQ
werden, gi'i^g (oil^ wie bei alleti seinen
BeobachtuDgea von r^n^T ^piirer Beobachtung
aus, und bediente sich dabei folgender Hiiib«
niiiieL
1) der Beobachtung lebender Menschen
und der Vergleichung ihrer Fihigkeiteo und
Neigungen mit dem Baue ihres Sohiidels im
gesunden Zustiii«^ '»
GqU wurde durch dieselbe belehrt« dals
die verschieden hervorstechenden Fähigkeiten
und NeiguDgen nicht auf einem allgemeineD»
sondern auf einem besonderen Baue des Schä-
dels beruheten« Bei gleichen herrürstechön«
den Fähigkeiten oder Neigungen fand er näm«
licrh nicht eine Uebereinstinimung in der Putm
xles ganzen Schädels, sondern nur an ein und
derselben Stelle des Schädels eine besondere
Erhabenheit und beim Mangel jener Fähi^
keiten und Neigungen statt der Erhabenheit
an derselben Stelle de* Schädels eine Ver*
tiefung.
Um Beobachtungen dieaer Art üuf^üstel^
len, mufs man aber^ da allen Mensrchen giei'
che Organe angeboren slnd^ nie mittelmäfsige
cte, iondern vielmehr nur solche uotet-
ii die durch hervorstechenden Besitz
dan|;el einer Fahlheit oder Neigiui^
• •
— 79 —
Organs für den Geschlechtstrieb, fiir den Wan-
dertrieb mancher Thiero, wie die Thätigkeit
der Gebärmutter des Weibes, welche die mo-
natlichd: BeiniguDg bewürkt, nur 2U bestimm
,ten periodischen Zeiten vorhanden ist, zu an-
deren nicht, kann auch die Thätigkeit dieses
Organs nur lu gewissen Zeiten vorhanden,
das Oigan zwar da, aber unthätig seyii, und
^ durch die ychwaügerschaft il. s, w. erst auf-
gereizt werden.
Dafs eine solche Aufreizung eines Organs
•awi gröfserer Thätigkeit mö^Üch sey, beWeifst
schon die £rfal>rung, dafs Maulesel, die doch
' in der Regel -kj^Sruchtbär sind, in wärmeren
Gegenden und durch reichircheres Futter frucht-
bar werden können.
3) Es* finde sich dieses Organ ja auch
bei Männern und solchen Thieren» die das -
Generationsgeschäft gar nicht übten. . •
Dieser Einwurf widerlegt sich/ schon aus
. der Widerlegung des vorigen, indem das Or«;
* gan wohl vorhanden seyn kann, ohne thädg-
zu seyn.
Beiläufig kann dieses zum Belege dienen,
wie wenig gegen die Organenlehre vom Ma«
terialismus die Bede sjeyn könne*
4) Manchen Thiergüttungen, die doch ?iel
Kinderliebe zeigen, z. B. der Katzen ^ fehlten
die hinteren Liappan des greisen Gehirns ; in
welrhen dieses Orgsn grade ruhen »oll.
- 64 -
und zwar diejenigen in Tonügllcheoi Grade
entwick.elt, die lant der Natorbeobachtong
auf ihre fixen Ideen Be^ug haben; x, B» auf-
geblasene Narren ein starkes Organ des Hoch-
mutiis, religiöse Schwärmer ein ezoaasires Or-
gan der Theosophie u. s. w. Bei einer Kind-
betterin, die in dem Wahne stand, sechs Kin-
der SU bekommen^ fanc! Gl II das Organ der
Kinderlie'ie sehr stark entwickelt. Es kana
zwur wohl eine Geisteszerrilitung, selbst eine
solche, dir? in fixen Ideen besteht, vorhaiiden
seyn, ohne dal's man ein hervorstechendes
Organ en^d- cktr. Allein, wenn ein solches
angeboren ist, so ist auch immer Anlage zn
Gei^teszeriütrung^n da. Diese enti^tehen auch
leicht, wenn ein Organ durch excessive Thä-
tigkeit im Mio Verhältnisse entwickelt nnd über-
reizt wird.
Bei Geisteszerrüttungen, die in einer sol-
chen entweder angeborenen , oder durch ex-
cessive Thätig^eit veranlalsteDy un verhält ni(s-
mafsigen Entwickelung eines einzelnen Or-
gaas begründet sind, ist di^ HauptindicatioB
die: die Thätigkeit eines solchen Organs her*
abzut^timmen , z. B. dadurch, dais man an-
dere Organe in gröfsere Thätigkeit zu setzen'
versucht, dem Patienten andere Beschäftigung
empfiehlt.
4) Der Beobachtung des Einflusses , wel-
chen
^ 65 ^ - '
bhen Verletziiogeh iiiid yer#uhdimgen des
Schädeis auf dlfy Geistej^ra^Üigk^iteii uh4 Nei^
guiigeh hafoien;
Allein dieses tlütfsniiitiel tut Auffindung
und Üestidditiiitig der einielbexi Organe ist,
so gröfs <äs ^ch ^^yii würde/ siefhr trügliöh^
weil mad ton dism Sitze dei* äüfsisreh Verlez-
I
zun^ dei Schädels tdcht mit Sicherheit auf
*den Sitz der VeHetzung dö« Gehirüs söhlie-
fsen käiiii; wlsil ferüer, Wenn inäii äubÜ
wirkliüH ^ine der äülsern Vi$rletiung das Scha-
det entsprechende Verletzuiig des Grehiins
eMdeckt^ maä dobH auf deä $itz des Or-
gans für die dabei Verstörte öder geschwäch-
te Fähigkeit bder Neigung nicht sbhlibfseil
kaniii iiidem sehr oft nicht rerwühdete Stel-
len das Gehirni ini^ht^ ierstört ^iiüd , als diö
verwundeten; Man Hat nach tödtlichen Ei*-
schiittetiiti^pn dei Gefairns bfc nibhts <ixitdecki,
^ als hur Vieftmihderuiig seihet Volüiceä^; ^ati
kanii in eitiöni solchen Fälle dobh wohl nibHt
sageii^ daGi däi Gehirn iiidit z^IrstSH lej^^
und doch diöSt^ild dar Zetstörühg Ifticht ali^
gebeüi
Da^ieibd gilt iücli «rbhi Von Aef ^eol^
achtuü^' des Effectes; deü loöal« ÜittH itJt
äen S<ihädel äng^wtodeit; iieiiii - Wäiinsidtiei^
bei Axhä Idee|i üi k. ik. zeigbfa i ^ eitf äülfs-
tüittelj ik ttcke% Oält |edbch bdi Bestiiilittling
Jöaro. Xxi, i, S. it. ]^
^ &i «
iiehm«li Dame lü Wieti und bei mekrmrem
hundert anderen rauCiuchtigeli MeniCtoo, be^^
sonders aus dem Pobel) bei Oass^njungeki,
Soldaten u. s. w. Bei ferneren • Untersuchuo-
gen aber^ «u welsben GaU hier4urüh reran*
laCit wurde 9 fiind er dieses Organ aaeh sehr
hervoratehend bei aaufsUchtigen Huadea und
allen Torsiiglidi raubiiohtigen Thieren»
5. Dom Organ d^ Würg" oder
Dr. Oall wurde zuerst durch die Beob«
achtuug, dab das Gehirn bei fleischfresaeu-
den Thieren (ronz/c^no) eine andere SteUung
und Richtung zum GehSrgange habe^ als bei
den Ton Vegetabiiien lebenden Thieren (herU^
9ora)^ darauf geleitet) dafs der fleisch£resseB»
den Thieren ^gene Sinn, andere Thiere lu
ihrer Nahrung zu wüi^en und tu mcNrdeO)
gleiohfalk mit durch das Gehirn bedingt aey.
2Bieht man nämlich eine perpendiculaire
Linie hinter dem Gehörgange , so fallt bo
den von Vegetabiiien lebenden Thieren bei-
nahe das ganze Gehirn ^ die Organe der.Ge*-
schlechts-und Kinderliebe ausgenommea^ nach
Tom dieser Linie zu^ bei fleischfressenden
Thieren hingegen ein grofser Theil der Hira-
masse noch hinter diese Linie. ^J| . Beim Men-
*) Es %9j hier eih fut- allemal bemerkt» dala Dr. GmII
. dis Richiigktit aller Tsikommenden aus der . Tcfglei-
' — 67 T-
Benutzung der Erschieinttngen nach Varletzunr
gen des Schädels und Gehirns zur AulFinduiig .
\ der einzelnen Organe der gröfsten Einsöfarän-r
^ kung und Vor^'icht; ^
s*. 5) Der Vergleichung des* Schädelbaues der
\ Thiere init ihren Fähigkeiten und beider mit
f clem Schädelbaue und' den Fähigkeiten der
' Menichen.
Zwar ist die Anatomie des ^Schädels in
der vergleichenden Anat6mie noch sehr ver-*
nachlässigt und die Gongrur nz der Stellen an
.Menschen- und Thiersohädeln sehr schwer zu
bestimmen. Doch giebt die Vergleichuiig der
Schädel solcher Thiere/ die gewisse Fähigkei-
ten oder Neigungen mit- dem Menschen ge-^
mein habpni groi'sen Aufschlufs über den Sitz
der Organe für dios'^lben. So findet sieh z. B.
- das Organ des Tonsinnes sehr auffallend bei
~ den Singvögeln« /
6) Des Abformens der Köpfe und SchS«
del in Gips.
Wenn man die Schädel au<:gezeichneter
. Menschen nicht selbst besitzen und sammlen
kann, ist dieses HiilFsmittel von grofser Wich-
. tigkeit, A^ die Vergleichung und Zu'>ammen-
Stellung einer grofsen Menge von Schädeln
solcher Menschen, die in einer bestimmten
Fähigkeit oderNeigung excellirten, den gröfsten
Aufschlufs über den Sitz der Organe für die
E 3
- 84 -
Gleichen 9 sondern nur im Zone; und der
Menich thnt dieses wie sie» --- Ow Memeh
unterscheidet sich hieritt fOtt delr fleiicMfres-
senden Thieren Hur dadnrcti, defs er mehr
Motive, mehr ändere l^riebe hat» die dieses
Sinne das Gleichgewicht halten , ao <ieia der-
selbe sich bei ihm nur durch Tödten der Thiers
für seine Erhakung äulsert» So lehn dis
Beobachtung, dals dieser Sinn und das Organ
dafür bei Menschen und Thieren immer im
nmgelLehrten Verhihnisse stehen mit dbr Gfl^-
miithigkeit und ihrem Organe. Je gröfsOf der
Mordsinn eines Indi?idiii ist, desto kleüner,
desto schwächer entwickelt ist immer das Or-
gan der Gutmüthigkeit — Thieren» die hlcM
Tom Morde leben» fehlt das Organ der GQ^
miithigkeit gänzlich.
Wird beim Mensdien dem lAordsinna
nicht das Gleichgewicht gehalten und dis
Organ desselben daher im yorzUglichefl Grade
emwickelt, so kann die Willkühr über die
Thätigkeit dieäres Organs verloren gehen und
dadurch ein blinder Tiieb sum Morden ent-
steheui den die Geschichte vieler Verbrechef
veriäih. Solche Verbrecher, die aus einem
blinden Triebe ohne alles weitere Motir mor-
deten > sind ohnläugbar als Verriickte ankuse-
hen, so gut wie diejenigen UnglUcklidieni .
die an irgend einer anderen fixen Idee leiden.
— 86 ■-
ßp Das Orgßn der Schlaufteüy
d. Ii. der Gew^ndheit im Gebraiic|^6 der Mit«
' jtel zur Erreichmig eine» Zweciges. So gut
^ wi^. diese Fähigjceit, mit scfarlechten oder
exce^t^Yeu' aader^n Fähigkeite;^ uod Neiguop»
gen vereinigt, die jicbr^CslUichsten.firscheiauiv-
g^n daTstellt, so briiigt ^e fiilch mit guteE
^Sigenj^ohalt^a verbundien di^ sphopsteii Er-
scheinuDgen hervor. Dem Schaiispieler und
^ ;6/:him$pi/eId|qhter ist Ma and das Organ dersel-
Jben unentbe^lick, um die jEßjifie WendmU» Vef*
JlpiMpfupguJid Entwiqkelujig d^ Vc^li^tnissid
^und BegebeiilvBiten gesobic|(t AuTKOfX^^fk. Jiu
Gall behauptet die^^ Org^n bei dem grpläten
- Schauspieler upd der ersten iSohapspielmii
Bedins^ |a yielleicht Deutsohlands , nvj^e aadi
bei einem bekannte^ Schauspieldichl^r im her«
vorstehenden Qrad^ geAmden ^u. haben.
"Sa. li^gt die^ea Qrgw yqjt ni^d üb^ 4^1
Organe de9 Mordnuns^ ohngefahr drei Fin-
-ger breit . gerade jiber dem Gehorgapge 9 am
vorderen unteren Wickel (angulo sphaenoim
dali) dßt Scheitelbeins und ers^dieint gleich«
£aU& doppelt em SohädeU
E% findet sich dieses Organ sehr i^uAal-
lend bei den verschlagensten Raubthieren) bei
Panthern, Tiegern» wie auch bei Kataeui beim
yiel£ra{s> bei 4en Windhunden und bei loan-
cben Arten von V(igaln«
~ do ^
7« Bas Organ des DUthssinneSn
Itt das nach yom, £ut bia nach den An«
gen hin, yeriingexte Organ der Sohlanhair
nnd stellt sieh daher am Schädd wie djasai
doppelt dar. Es nimmt am Schädel denjeni-
gen Raum des Stirnbeins ein, welcher die hin«
tere Hälfte der Linea semieircularis deaset
ben nach der Krananaht (Suiurm coronaUä) aa
umscfareibr. —
Ist da» Oi^gan der Schlauheit nnd sngleidi
das dea Diebssinnes stark entwickelt, ao he-
rkömmt der Kopf dadurch ein sehr brekes^
aber ron oben platt gedrücktes Ansehen«
Wir verstehen unter Diebssinn nicht
'durch Noth erzeugte, sondern Yon einem ü
neran Drange berr Uhren de Neigung zum Steh-
len, Ton welcher die Psychologie ao Tiela
merkwürdige Beispiele bei Menschen aufstellt
«nd welche wir bei manchen Thieren a. Ba
Raben, Elstern , K atzten, Affen n. s. w« so
hervorstehend wahrnehmen, die auch nicht
»o\yohl Gier nach Eigenthum, als vielmehr ein
Drang ist, den Sinn der Schlauheit au üben«
Letzteres wird dadurch bewiesen, daia man
nicht allein diesen Diebssinn oft bei den he-
güterfst^'n uad cultivirtesten Menschen beob-
achtet hat, a. B. bei dem ersten Konige Ton
Sardinien, Victor, sondern auch dadurch, daüi
dergleichen Diebe wie «noh Thiere a« B. die
^ 97 w.
SIster jDtoHyollbrachteBt Di«bsuUe 'gern und
Toa 'selbst .da8 Entwendete wiedei* zui:p^lie-
-fem, )« eineiv uniwiderfttehUchen Ebrang fuli-
leni dieses sii thun. Der Diebssinn ist deia>^
Bach als ein l^cek der Sohlaiihait und das
' OrgUa dafür als ein Wucher des Orgaas der
* Schlauheit anzusehen.
Dafs 0B ein besonderes Organ für diesen
Sinn und zwar an der angegebenen Steü»
geh&y wird nicht allein dadurch bestät^t) daft
man dasselbe bei allen incorrigijblen und aus
bloisem Diebssinne stehlenden Dieben auffaU
lend entwkkelt und herrerragend ^ndet, son-
dern auch dadurch, dafik man Falle beobaoh-'
tet hat^ in welchen durch YwlttmxBg jenei'
Stelle der Hang nwm Stehlen erst haorvorgA^
hradit wurde.
Man hat ferner Beispiele, ^dals sidh d^v«
selbe bei Weibern immelr während der Schwan«
• gersc)laft äu&erte« Wie wäre dieie Evschei«
npng möglich, weni| der Diebssinn nicht 'läi
ein besonderes Organ geknüpft wir«»
Gegen die Annahme : dieses Organa hat
inan eingeworfen: .
a) Der Begriff des Eigwtikumi gehe ja
erst ?rie das Eigenthumsreoht en der Gesell-
sdufir henror, sejr kein natüvlidier Begriff,
also könne ai|oh de» Hang, (einem anderen
das Eagentkuoi an nehmen i - kein natUrlid^
sejn. — ^
— 9» —
Bei reeht gntmüthigen Meoaehen nnd Thie-
ren fand Dr. G^l! die an!>egebene Stelle dai
StirnbeiBi recht aitffa'lend in eine linglichtt
Erhabenheit h^rvoi ragen, bei grausemen Mob*
sehen nad Thifr#n hingegen, s. B. bei dei
Caraibpn, bei Kobe^pierre, bei Grooodilleii
bösartigen Hähnen, bwim Adier u, s, w. vertiefiL
An der Tollkommneren oder vnroUkomni*
ner«*n Entwickelung dea angeg^eniSn Theib
d*t Stirnbeins kann man auf den enten Bliok
bösartige* Thiere, n. B« böaartlge tüokifabe
Pferde, Kiihe u. s. w. yon den gutartigen an«
terscheidfn und swar ao üdkm, da£i viele
Pferdekenner und Pferdehändler, besonden
die französiachen, die Beschaffenheit der Stioi
der Pferde sehr berücksichtigen«
^* Das Orgqn dßs Darsteüungs^ Qdär ^aek»
(^htnungs Vermögens^
Dieses Organ giebt sich dureh eiiie ki«
gelförpiigQ iVufwölbuqg des obersten Theili
des Stirnbeins » also der das Organ der Qxitr
inüthigkeit und das unoattelbar hinter dem-»
f elbea noch am Stirnbeine gelegene Organ der
Theosophie (welches wir noch unten kennet
Jemen werden) umgebenden Gegend dea Stirn»
beins lu erkennen. Es kann dies Organ, wenn
die in der Mitte dieser Gegend gelegenen
Oi^g^ne der Gutoiuthigkejt 9dd T^eosophte
nicht aulFtllend maogeln^ qhf in einer einb«
eben Wölbung am Schädel erscheinen. <-—
Es findet sich dieses Organ anffallend eiie-
wickelt bei allen guten Schauspielern und bei
Rindern. Ob es nicht den Affen auch suzu«
schreiben sey, läist sich bis |ettt niQ^t wohl
entscheiden«
lö. Das Organ der Mubv^uphi oder Sim
telkeis^
Liegt am Scheitelbeine, yon Tom nach
hinten gerechnet auf beiden Seitiön iii der
Mitte .neben der Pfeilnaht oder nehei^ dem
unten näher zu beschreibendem Organe de^
Hoohsinns, welchem die Mitte der Pfeilnaht
\md. der dieser zunächst angräns^en^ Theil
der Scheitelbeine correspondirt. Es erscheiinen
deshalb die beiden Organe der Ruhmsucht nicht
einFach, sondern doppelt am SchSdel, da daa
Organ des Hoqhsinas zwischen ihnM Ii«gt.
I !• Das Orgau dor BeharrlickhfiU oder Fem
Higkeü^
Oiebt sich am Schädel durch efne kugel«
förmige Aufwölbung des Seheiteis pder nach
dem yor Augen habenden S^hiiijd der Qe-i
gend %\i erkennen , wo die anguU ffonUkUA
ossiuni bregmaris zusammenitofseit«
Dei recht festgläubigen Manschen luldQt
- 9' -
man dieses Organ nebst dedl onten zu ei^
wannenden Organe der Tfaeosophia «nffaDeBd
stark entmckelt«
II. Diejenigen Organe» darch weloha der
Mensch befähigt ist^ sich mit der AoUeDwelt,
die er durch die Sinne /empEsngem ^a(cli yeii-
trauter su machen, ak durch den äniMni Siim
allein geschehen kann^
Ehe Galt fand, dafs Gedäehini/s eine all-
gemeine Eigenschaft aller Organe ^ey^ stellta
er diese Orgfne als eben so viel Vfi^duedaae
.GedäcbtQi&organe auf, da dei: üyleasdn aben
durch sie betähigt ist^ di^ d^rch die JiiilaerflB
SiDne eujpfaogeoe Aufsenwalt unter mannich^
faltigen Verbäicni&sen zusammen zu atollea o^d
fest KU halten. -^ Schicklicher aber weidea
m
sie als besondere Sinnorgane autgestellt« deren
Thätigkf^it jedoch, wie wohl sq merken itf|
gleichfalls productiy werden kann^
Schon aus d/er im Allgemeinen angegebe-
nen Bestimmung dieser Sianorgane läfst sich
analogisch achlieften, da£s sie am aofaickjidl-
sten ihre Lage dicht neben den Sinnwerkzeii«
gen haben würden« So verhält es siohdemi
auch« Die^e Organe sind folgende;
i) Z?aJt Organ des Sadtninn^^
oder der Ijrziehungst^higkeit, oder d^ Bio«
dific^bilität durch Aufseudinge, eHeiiMlIa das
Organ dek Sachgedwhtnwes genannt.
— gS —
Sachsinn bezeichnet den Sinn für di^
thatsächlicfaen Verhälmisse > oder die Fähig-
keit eine Mengf^ äurseter S&oh eindrücke auf«»
zuia&sen und feu zjX holten.
Oas Organ des Sachsiuhs liegt übet der
Naienwurxel «irischen den beiden Augenbrau-
nen > auf und über der GUihella ossis fron»
iis und eriMrheint am Schädel einfoch, weil die
gleichartigen Organe von beiden Seiten dicht
zusammenstofsen.
Man findet dieses Organ miffattend ent-
wiofceit bei allen eigenilieh gelehrten, kennt-
nilsreichen Männern > wie auch bei' allen be-
zähmbaren Tbieteift starker, als bei den von
Natur wilden uind unbändigen» So t. B« ha**
ben die zahmen Schweine, die nähmen Gänse
u* ft. w. dieses Organ -sehr hervorstechen^
vor den wilden, die leicht bezäbmbaren Äffen
vor den schwer zu bez&hmenden»
O. D^s Organ das Oruinns.
Orisinn bezeichnet die Empfinglichkeit
für Ortseindrticke , die iPähigkeit Oerter auf-
zufassen und leicht wieder zu erkennen.
Durch ihn sind Menschen und Thiere erst der
Begriffe vom Aanhie fähig. (?!) Et ist den
Thieren nöthig und manchen gänzlich unent-
behrlich, weil die Thiere iibcärhaupt bes.tiffimte
Wohnortb h^en und weil . j&anche von ih-
nen grofse Wanderungen machen sollen.
>
- 7«t •«
sich mpMch auifalleptl bei Ki^deni und bei
den AfFfli^ Bnd^t. welche «immtUch ^ich 4tarfdi
grol>e £mptindlicb{ieit auszeichnen, «q wurde
G^ill hiedurch verleite^ diesein Theil dea Ge-
hirns für dd^ Oigan der KmpfindlichkeU sn
halten, wie fnaq auch in yerschiedenen Dar-
stellungen der pallscben Schädellel^« «ige»
geben findet«
Da abfr Gall bald anfing einzusehen, dals
EmptirHIichkeit eine i^llgenieine EigefLScluift
aller Qrgane Hey, d^tfs e^ folglich (Leii| \^
sonH^res Qrgan dafür geben köane^ so wufds
er dadurch zu ^^iterei;| Untersuchungen genS-
thigt, iF^e!ch<' ihn über^^eugteii, dafs defi der-
angegebenen 3.telle des. Schädels corraspondi-
rende Theil des Gehirns. das Qrgan der Rin-
der- und ^ungenliebe sey, welches bei f^ia*
dern auf eine ei|>enthümlicbe Weise
ficirt, dio Li^be der Kinde^ und Jungen
den Eltern codititnirt.
Pais der ^gegebene Th^il dea Gehinui
das Organ der Kinder- v^nc| Jungentie^ ^ey^
Hfird bey^iesen:
a) dadiircl^i ^i^f^ ^r sich ioi Allgemein
l^e^Torstechend bei Weibern und weiblichei)
Tjiffren, und ui^ter lettteren |>esonder$ iq
dei^ Thiergattmigen findet, \o, welchen sjclf
das Minncl^en gar nicht um dio Jungei| be*
ltun\|nertji ^i? z, B, Afi\ Oc!\s^ der l^iiftdj, der
Hah^ u. s. w*.
-^ gS -
Andere, «ehr schnell und deicht wir^det «tk et«
kennett* Sowohl Menschen als Tbiere ntuU-«
ten diesen Sinn haben , weil sie gea^^llig le*
beft sollen» D^-r Name Personen sinn i^i ei»
|[entlii[)h nicht i;echf pas^eA^» D-ich f>*hlt es
bis j^zt an ein^m b^spr^n Püf dte^^e Fühigk^-it»
Bs liegt di^ÄPS 0-.i;in ioi Gehrfn« njpbeti
dem Siebb<rine und gi^^r aich am Sohädpl in
• der Augenhöhle^ iint^r dem ß^ramine suprm»
orhitali nach der Nikse za und über df«m Thrä«^
nenbeine su erkennen, indem d'f^r ang^gtobefid
Theil des Gehirns auf diesen Theil der Or^
bita abwärts drückt. Es erscheint demnach
doppelt am Schädel. I&t dieses Organ stark
entwickelt, so werden daher die Au£[en da^
durch etwas einwärts tind abwärts gedrückt und
bekotlunta eine nach der Nase zu schielende
Riditnng. Doch kann dies auoh dnrch röf*
Bügliohe Eatwickelung der benachbarten Or^
- gane unmerklich werdefeu
4- ^^^ Organ dei Farbensinns^
-. - «■'
Ist. das erste von den bisher anPgezählteÄ
'Or||anen, welches den Thieri^n fehlfi da diesd
keinen Farbensinn i d« h. keinen Sinn für das
- Golorit habem Dais Sttere nnd Putief Ha&
gegen ^9 brennendrbtlie Farbe feei^en^ be«»
ruhet nur darauf, dalä< diese als ein heftiger
Rei2^ auf das Auge wUrkt and dadurch eine wi*
dxige Sensation yeranlalst«
- 96 -
Es Hegt dieses Organ diclit mebAi da
Organe des Orttiant nach atilscoy giabt äA
äurserlich also durch die Mitte des ÄMgtSt
brannenbogens zu erkemietii erscheint dikci
«doppelt am SchadeL Es giebt dieses Öign,
wenn es vorzüglich entwickeh ist 9 dem /b-
genbraunenbogen eine bestiminta bogenfiK^
mige Richtung 9 dem Gesichte aber ein rii*
deS| weichliches Ansehen. }'
Dr. Gall hat dieses Organ ölilke A»
nähme bei allen Menschen bestitigt .fSfhfr
den 9 die sich durch einen fevtiiglichen 8itt
fUr das Colorit odef durch eins gesohi^
Behandlung der Fasben ansieichnetmiu
S. t)as Organ des Tcnsütm^
Es liegt dieses Organ Über dem llafieM
Augenwinkel, oder nimmt bestimmter dttj»*
nigen Raum des Stirnbeins ein ^ welcher die
vordere Hälfte der Linea semidfcubmrii -entf
fron tu umschreibt, deren hinter« Hilfte irie
wir bereits gesehen habeil, dem Organe des
Diebssinns correspondirt; Es enchdint daher
doppelt am Schädel Ist das Orgen des Tot*
Sinns vorzüglich entwickelt, so ist ei fblglidi
auch der angegebene Raum des Schädels, ent-
weder in die Breite ödet in die Linge ettsge-
dehnt , so dafs das Gesicht dadm^h nntwedsr
ein breites ^ oder ein länglichtes hohtsf; Anse-
■ IlSB
- 97 - '
lieii bakommt, wie jenes z. B. bei Fioiü^ dte-
ses bei Kaiser Joseph -s%hx amffallend statt fin-
. det« Dn Qall bat dieses Organ gleichfalls
' ohne alle Ausnahme bestätigt gefunden^ vrie
das vorige»
Es findet sich (fieses Qr|;iti). auch bIS den
ThiereU) vorzüglich bei den Singvögeln, und
bei ausgeteichaeten Singvö;^eia ^ehr hervor*
ateohend« Selir attffatleAd fikdat sich dasselbe
.a(» B. auch bei einer Gattung von Sumpf v dl
geltt) dem Wasserrohr -Spott Vogel ^ der die
Töne aller hinderen Vögel^ a^bst des Kuckiidb
und der Wachtel t nachmachen lernt* Selbst
bei den Vögeln herrscht in der Entwickelnng
dieses Sinnes bei den verschiedenen Tndivi<>
duen einer und derselben Speoies grofse Ver^*
achiedenheit* Der eine Dompfaff lernt schwer
oder, niemals ein Liedchoi pfeifen ^ der an«
dere augenblioklich*
Manchen Thiergattüngeü fehlt ^eses Or«
gan /gänalicb a* B. den ACFen* Diese habdn
daher einen sehr achmaleu) platten Kopf»
Denn bei diesen Thiereni denen der Tonsinn
fehlt > ist nicht allein die kufsere Wand tfer
Augenhole^ insofern sid nkinllch votfi Stirn-
beine gebildet wird^ soüdem auch die obärf
Wand deiaelben mcht töin Gahirüe berühirf,
und der beim Menschen die Stirn bildende
Theil des Stirnbeins dicht aufliegend auf den
^•■ni« xxt B. |i s» Ö "
- 98 -
1
ditt Angenhöle bildenden Theil desselben; At
hingegen beim Mi^nschen und denjenigen T&ie-
ren, die dieses Organ haben, nur die aulsen
Wand der Augenhöle, insofern sie nätnlidi
vom Stirnbein gebildet wird, unberührt bb&t
ven dem Gehirne und der pars Jroniatii oh
sts/rontiSf nicht aufliegt auf den pars olrblifäb»
6* Das Organ da
JIa nimmt dieses Organ die SqCmrM
^Eoken der vordem Lappen "^des grolssn' Ge-
hirns ein und giebt sich "am 'Schädel untsr
dem Organe des Tonsinns^ an der äofs^erstea
Ecke des Äugehbraunenbogens und fifai den
äufsem, oberen Winkel der Augenhjtie ;' oAtf
an der Gegend des S.chädeb' ra etkeboo^
welche die Apophysis jugalis seil fnalaris m- )
sü frontis nach oben und hiüten ukn^eh,
nnd in Äfft JBossa glandulae lacrymalis äsA
frontis. *— Den Thieren fehlt dieses 'Organ
gänzlich wie der Zahlensinn. AuflPatleiÄd sä-
ten findet es sich bei den Negern^ yortäglich
entwickelt hingegen immer bei solchen^ Men-
schen, die viel Fähigkeit zum Aufiastf en' und
in der Behlindlung^ von Zahlenrerhfltnissoi
zeigen* Kästner hatte dieses Organ iin hohen
Grade entwickelt«
Call kannte einen ManUi der tu bestimm*
ten Zeiten sich anstrengend mit Benduinn«
— 99 —
gen b68C^äft%en mulste und alsdann über «nen
auffallenden Schmen in Üer Gegcoul dieses
Organs klagte. . -^ . i
. 7. Das Organ des ff^ortsinns*.
Wortsinn bezeichnet^ die Fähigkeit, Na-
men und and^e Wörter ohne Zusammen-
hang uild folglieh aifoh ohne einen Sinn da«
mit. SU verbinden 9 leicht aufzufassen und zu
behateen*' Denn Wortsinn ist noch rersjbhie-
den Ton Sprachsinny wie sich bald aeigen wird;
j Es liegt .dieses Organ am unterem hinte«
rea Theilo der awei vorderen Gehimlaj^K
und giebt ^ich am Schädel im Grunde xto
Augenhöle am hinteren Theile der lObefett'vom
Stirnbein herrührenden Wand dersrfben, am^
lebenden Menschen aber durch ein herjroiste-
hendes Ansehen, der Augen zu erkennen^ es
ersch^nt demnach doppelt am SejhädaL -.
8. Das Organ des Sprachsinns.
*
Man: könnte dieses Organ auph das Or^
gan des philologischen Talents nennen. 0ena.
es äufsert sich der Spraohsinn nicht sowohl
durch leichtes Auffassen von bloisen Wörtern.
wie der PFbrtsinn^ als vielmehr durch Leich«
tigkeit, Spradien zu erlernen, ihr EigenthUmli-
che^, ihren Geist aufzufassen und — bei höherer
Entwickolmig «- auch schaffend darzustellen.
G a
— lO« -«
TlMye disr
iitil* de» StirmbeiiBy ta
dtfpa Tli<^ der obcnm Waod
«nd soBur flndi das Ange
•ai lebendes Menadie« dmck
WoU her ruistehaadee , eis
des ABtehea der Aogea ib erkeanca» Bd
ffobm Pinlok^eB s. B. auch bei /P^^leeb-
•cbtei mea dieses sdir eaAtUeiid. ^-«
Dmm Thierea, selbst de« Mwiirtoü Ob-
fiefasUB AAn, lieUf dieses Oigu, m» da
SprscfasmiLi Denm dsfs sich Tiele Tbieie dank
einfsrhe and zaseauneaginetite Töne csksa*
Ben nad mittheileiLi ist nicht Spnuh « ssa-
dern Tonsinn*
Dsfs rnsncba Kincler sö schwer \ami so
spit erst sprechen lernen, li^gt in anfoULOfii-
meaer Entwickehiog dieses Organs und nidit
der eigeatüchen Spimchwerkseoge ^ wie aan
gewöhnlich glaubt Letzteres wird dadhrcb
bewiesen I dals oft Menschen bei den nn?oll-
kommensten Sprachwerkseugen spreidien Ier>
nen, (wie Lohsieins Disseitation, betitdt: Fe^
miaac tUnguis hisuma beweibt) and bei der
im^ tot ^m
! '
• \
, groftf en lätegriiSt derselben oft. telir tclnregr
oder gär nicht. — Kämmt dieses Organ gar
nicht 8ur £ntwickeluii(^y SQ ist Blödaimi dib
l^ol^e dayon«
.. 9« Dan Organ de^ Kuusisinnju
KunHsinn bezeichnet hier nicht säWoU
. die Fähigkeit zur Hervorbringung von Weifit
kei;! der schönen Kunst ^, als yielmebf übei^
hi^i^ip^ diQ F^bjgkßit) Formen au{ifu£i«sen imd
auch zu prodttcireQi welche freilich d^aijeni««.
gen, der ein Werk der schönen Kunst dar«
stellen will und soU, auch un)Bntbehriieh is|;>
aber doch nicht allein dazu 'befähigt, sondern
augleich ein Hinzukommen anderer Fähigkeit
ten, a. B^ des Farbensinns , des Spradisinna
u, s« w« voi-aussetzt, wenn sie zur Hervor«
bringung edler Kunstwerke treiben soU. 'So
findet man dieses Organ, zwar bei Raphad
■gan& aulserordentlich stark entwickelt,^ aber
auch bei mechanischen Genies, z« B. bei ei«
. nem yorzijiglich geschickten mathematischen
Instrumentenmaehev in Wien, der zugleich
^ das Qi^ah des Zahlensinns ^sehr hervorstechend
besitz,* ferner auffallend bei Mädchen, die in
Handmrbeiten, Put^maehen und dergU^eine
vorzUgKohe Geschicklichkeit besitzen und end«
lieh auolr beim Biebei\
Ss gi^ «icb diese» Orn^aa um Seliidel ia^
Es liegt diMbs Orgaü am uatereft irwde*
tm Theile der zwei vorderen OehimleppiBii
und giebt sich am Schädel am Augeiih6I«iii»
theih des Stiriibeiil8| in der Vorderen oberen
Wand del* Augenhdlei C¥ri»€heft detü Organe
des Personen- und dem des Zmhlensinnä, und
da es bei rorxiigliolier Eot^ickelnng de» tw-
deren Theil der oberen Wand der Aagenhöle
nnd somit auch das Auge nach unten drückt^
am lebenden Mentchen durch ein nidht ^a^
ffohl herrorstehendes , als rielmehr kingeB*
des Ansehen der Augen zu erkennen« Bei
grofsMi Philologen s» B. auch bei /iF^^be<d>-
Mktet man dieses sehr auffallend« >-»
• r
Den Tliieren, selbst den Menseheft üu*^
fichstea Affen, £ehlt dieses Organ, wio der
Sprachsinn. Denn dafs sich Tide Tfaiere €«rch
einfache und zusammengesetzte Täne erken«
Ben und mittheilen^ ist nicht Spra^^ )san»
dein Tonsinn*
Da(s mandie Kinder sö schwer lind so
spXt erst sprechen lernen, liegt in unroUkom-
meneir Entwiokelung dieses Organ« und nicht
deir eigentlichea Sprachi/^erkzenge^ wie msn
gewöhnlich glaubt Letzteres wird dadurch
bewiesen, dsfs oft Mensehen bei den unyoll«
kommensten Spraohwerkzeugen sprechen ler*
neu« (wie Lobsteins Dissertation, betitelt t Fe^
minae clinguis historia bewei&t) und bei der
^ tot ^m
• \
groftfen lätegriiSt dmelben oft^ telir tclnr«
oder fflft nicht. — Kämmt dieses Organ gu
nicht sur £xitwickeluii(^y SQ ist Blöddopqpi du»
f ol^e dayon«
»
.. 9« Diu. Organ de^ Kunstsinns^
KunHsinn bezeichnet hier nicht söWoU
. die Fähigkeit zur HervoibriDgung von WeHi
kei|;i der schönen Kunst ^ als yielnnstbr Ubem
h^i^ipt diQ Fähigkeit) Foroden aufifufiSisen imd
auch zu prodttcireiii welche fireilich d^ooij^ni«.
gen, der ein Werk der schönen Kunst dar»
stellen will und soU, auch untatbehrlieh ist^
aber doch nicht allein dazu befähigt, sondern
augleich ein Hinzukommen anderer Fähigkeit
ten, a. B^ des Farbensinns , des Spraduinna
u, s« w« voiraussetzt, wenn sie zur Hervor«
bringung edler Kunstwerke treiben aolL -So
findet man dieses Organ, zwar bei Jiaphael
gan& aulserordentlich stark entwickelt,^ aber
auch bei mpcbanischen Genies, z* B. bei ei»
nem rorzijigUch geschickten mathematischen
Instrumentenmaehev in Wien, der zugleich
^ das Qi^an des Zahlensinns /sehr hervorstechend
besitz,' ferner auffallend bei Madchen, die in
Handmrbeiten, Put^maehen und dergU^eino
vorzUgKche Geschicklichkeit besitzen und end«
lieh auoir beim Bieber,
Ss gi^ 4icb diiaos Organ am Sduldd in,
— lOB —
der SoUafegegend , bioter dem Orgttne du
Zjahlensinns und onter der Stelle su eriKeiip
Ben, wo die Organe des Tonainn« und des
Diebssinns xusammcnstorsen^ oder em Stirn-
beine unmittelbar binter d^^r Apop jsis jug^
lis desselben und über seiner Zusanunenfö-
gung mit dem gro&en Flügel dee K^lbeini
{ala magna assis sphenoidei)^ es ertcbeüit da-
her doppelt am SchädeL
10. Das Organ der BeduchiUckkeii oder Cir^
cumspecnon.
Es giebt sich dieses Organ an der Miktedes
Scheitelbeins y jedoch mehr nach den SchliCen
«Uy hinter und über dem Organe der Schlau-
heit und des Wortsinns, also an der Gegend
um die Linea semicircuiaris nssis bregmaäs
und oberhalb derselben, demnach doppelt am
Kopfe XU erkennen.
Dieses Organ findet sich bei . Kindern
stärker entwickelt als bei Erwachsenen ; daher
dijB Kopfe der Kmder in der Gegend des. Schein
tels so auffallend breit. Es wird hieran» viel«
leicht erkläibar, dais Kinder bei allen ihren
Wagestücken so gut, ja unbegreiflich, glück»
lieh dayon kommen. — Unter mehreren hun-
dert Bettlern, den Virtuosen im Leicfatsibne,
fand Dr. Call dieses Organ nur bei iwei Sab-
jecten und auch bei diesen nicht, besonders
stark entwickelt. '
-* xo3 -c
üebrigen» findet sich diesei Organ audi
bei den Thieren. Das Reh, das oircumspec«
teste unter den l'hi^ren , basitzt es im hohen
Grade, noch auifallender ^ die Gems» Der
Hausmarder^ wie auch alle diejenigen Thiere»'
die Nacbt$ aruf ihren Raub ausgehen, haben
dieses Organ ^ iiebs^t dem Organe der Schlau-
heit yorziigUch stark entwickelt uncT starker
als andere, mit ihnen übrigens ziemlich über-
einkommettde Thiere, die nicht Nädits auf
den Raub ausgehen. — « So hat z» B. der Scbu^
hu, der Ubrigdils auch bei Tagie sehr gut sieht»
weil er die. Pupille nach Willkiihr erweitern
und yerengem kann, dieses Organ sehr auf-
fallend starker wie der Adler, die Fischotter
dasselbe Organ auffallend stärker;, wie der
Fuchs 9 mit. dem. sie doch sonst so ziemlieh
übereinkommt^ Auch beim Maulwurfe findet
sich dieses Organ sehr herirorstecbend , wel*^
ches . Dr» Gall auch bei allen bedächtlichen
Mienschen iind oht^e alle Ausnahme bestätigt
gefunden hat.
II. Das Organ des Höhesinns» ^
Dr. Ga/Z nannte dieses Organ ehemals
das Organ' des Hoohmuths, rertauschte aber
diese Benennung mit der gegenwartigte, seit
er das Organ, an welches der Hochmuth ge-
knüpft istv-'tind welches man bei allen hoch*
\ *
a^WA^'y MijMiutmt" MeDiofafls beobacli-
f^t, ■nch-bM'*d)chett Tbierbti sehr herTOr>
fMobmid £tfd«'ir«l<lM rlie Häbeo lieben nsd
^lUAieDf ■• & bei'äAa G<^birgsretieD, bei Jen
OMaie4i !>«>■» Adlnr und allen Vugel, wdeha
4le Höben ■odieB. All« diese besitzen diei
Orgu luffiillond «tSriMt, als diejenigen T^eti^
di« ia NiedeniB^m leben.
.\ ' Am Sfnntchen dwtes Organ lu beobacb«
tea, fast nun voraüglich in Irrenhäuiern Ge-
Iflgapbät, wo man det aufgeblasenen Nanen
Inder to net« findet Merkwürdig aber irt
M, dab dwae« Organ aucb beim Meotcben
Uttt der BepbadiliHig eise doppelte Modiäca-
tioo faaben kann, indenr •§ twil püll^i»|t-^atf
diea iat . meisten» der Fall) di
jHocbmütbt den lädierlichan 8teli,'bai
ren aber eine unwiderstefaliche M«»t|pM»Jt- irf
Bergen «i Wobnen, oonilitniitr - :, i r -;
'£s liegt diese» Oi^B dicht UnUt ft(«>
Scheitel, iWitchea den beiden oben enyg^f
. benea und beschriebenen Organen der Knlni»
äucbc oder Eitelkeit, nimmt folglixih an ScU«
jcl die Mitte der PfaSndit und die Ug^ia»
»ende Gegeod-deV Scheitßtbeine eia^ £•■•**
scheint am Schädel our'einfacfa, irail.difi']Mlr'
den gleidiartigeii Oi^aoe anE def „Mitta «ad'
Höhe das Geliirn»\dicht neben eüMtncI— .Vjfej-
g^nd und lusaatmetiatoiMpd ]iw.«j|9»)*^'*'^
ftm Scbäd«! b«VHtk«n. ,
\
IIL' DiejeoigMi Organe, «a welch« dia
hÖherea Oeistesthatii^eiteüi ^koj^pä ^nd» dis
den Mensehen detenniniren.
Schon vor aller Beobachtnnjg nnd Unter«
sucbung über diese- Organe, die dem Men*«
sehen antsehiiefslich eigenthiUnlich #ind und
die Scheidewand zwischen ihm und den Thiev
ren aasmachen , hätte man darauf Ta^faU^n
müssen^ sie da aai suchen, wo der Meneoii
allein noch Gehirn hat, nimlieh an dem vor-*^,
deren Tlieiie der Stirn« Dieser hebt, sich zwar
auch bei den Thieren stufenweise, je mehy
•
die Fihigjkeiten derselben heraustreten ; al}eii|
die yollkommene, aiifgewölbte Stirn hat nuv
der Mensch allein« Die an dieser sieht- und
erkennbaren Organe , welche Dr. Gall nuv
auf dem Wege der reinen und durch keine
Speculation yerfaUehten Naturbeobachtung auf«
^ehinden au h4ben behauptet, «ii^d folgende;
1 •
I, Pßs Organ des vergleichenden SQharfsinns^
Vergleichender Scharfsinn bezeichnet d^A
Vermögen, Aehnlichkeiten und UnihnUchkei-«
ten aufzufinden, welches alle gute Volksred«
ner bedürfen, um( zum Volke in Gleichnwen
reden zu können, '
Es liegt d» Organ für dieses Vermögen
in der Mitte yor der Stirn, über dem Qr«
gane des fiaqhsinna oder der &r9i<lbttll|liiv
hiVkeit, nii^ unter dem Orgine i€f Gutmii-
fhigkeitt so da£i , diese drei Organe , in einer
graden I^inie^ von der glaMia 9t«r Pfeilnaht
gesogen» iiso folgen; das Organ d^ Säch-
s.nni^, d^s rerf^leiclidndea Scberfsinns^^ 'der
GQtmütbigkeitjt (und hinter diesem das Oig^
der Theosophie, von welchem sogleich die
Rede seya wird.), Es erscheint dieses Organ
gleichfalls nur einfach am Söhadel«
Pa Call hat dieses Organ bis jetst noeh
immer ganz voj^nglich entwickelt gefiuded
bei allen beriihmten Volksrednern^
2« Da^ Organ des metaphjfsUchcn Ttefsinm.
Es liegt dieses Organ auf beiden Seiten
neben dem Organe des Scharfsinns. Ist es
Torzüglich entwickelt, so ragt die Stelle des
Schädels, welche beide Organe einnehmen in
einer Halbkugel über die Seim herVor^ gleich*
sam über die Welt der Sinne hinaus. Es. er*
»■ » ■
scheint daher dieses Organ nicht doppelt am
Schädel.
Dafs diese Form und Organisation atif
etwas Höheres hindeute, müssen schon die
Alten gefühlt haben, weil sie den Kopf des
Jupiter und anderer Gottheiten in dieser' Form
darstellen, so nämlich dafs eine Directions-
linie der Stirn und des Gesichts mit der Ho*
rizontallinie nicht einen spitsen^. sondern mehr
feinen rechten Winkel bildet»
t
/
^ .5. Dat Organ des PFUzm^
' Et liegt dieses Org«n euf beiden Seiten
neben dem Organe des Tiefsinns nach aufseii
und giebt siob, weim es Torzügbch entwickelt
ist und die zwischen biegenden Organe nicht
sehr stark sind I durch zmrei.Kugehi auf bei-
den Seiten Ter der Stirn oder durch die Tu*
bera frontalia des Stirnbeins, foIgUch doppelt
am Schädel zu erfcennc^n. /Sind' aber die zm*
sehen den beiden Organen 6»^ Witzes liegen-
den Organe des Schar£unns und des Tiefssonis
zu gleicher Zißit aucA stark entwickelt^ so flie-
isen die angegobenen beiden Kugeln mit den
Erhabenheiten, welche die letzteren Organe
alsdann am Schädel bewürken, in einen IU£F
vor der Stirn zusammen. Diesen ganzen Riff
^n^nnte JDr. Ga2/ ehemals das Organ des i?eo6-'
achtunffsgeistes^ verwirft liber gegenwartig diese
Benennung als irrig, seit er eingesehen hat,
dais BepbachtungsgeUt eine allen Organen geb-
meinsame Eigenschaft ist.
Jetzt nennt Dr. Gäll die bei Gegeniwt
der drei genaimten Organe des ScharJGiinns,
des Tiefsinns und des Witzes vorhandene
Fäbi^etty alle Verhältnisse zu nmfassen, zu
vergleichen, Inductionsgeist , dessen Organ
also jenfer Riff ist., den jene Organe '4>ei
vtMTziigUoher £ntwickelung^-^m Sohädel be*
würken;' : '.
4* D^s Orffan der The^to/Aie,
od«r ancli du Or^ma des GlMibflaft, odordcf
BeUgioB.
Es liegt dieses Orgia, wie sdion obei
los Vpibeigehn beoerkc worden gevtd» hintec
dem Organe der Ontniätliigkeit, am luatev-
•t«^n, obersten Tkede des StirnbeiAS in dsr
Kutte.
Es fin-Tet sidi dieses OrgW «— gleichsah
des Siegel dfyt Menschheit -— enffallend entirifc-
kelt bei allen sehr frommen, andatilidgenlleft-
•ehon. ferner auch bei allen theosopUscbsn
Völkern , 3, B* den Fgvptiem. Bei Mm die«
aen ^te gt die Stirq immer sanft lA dieHöhSf
so ASm ciie Haare sich au beiden Seiten schei*
teln, .gc«^^ ^n wie man die ChristnskÖpfe ab-
;0ubild»rn pßtfgt, die man gewifs nicht ohne
Grund gerade so und nicht anders abbildet. -«■
Aus der Betrachtung der bis hieJier auF»
gezählteq und allein auf dem Wege .reinei
Naturbeobachtung aufgeAmdenen Organe erge*
ben sich noch folgende allgemeine Resultate;
a) Der Mensch vereinigt alle Organe in
aioh,^ die sich nur irgeod in der Tkierweb
fipden, so daü man aus einem Menad^toge«
hiriie durch bloike* Wegnehmen der eiiudU
peii Theilo alte Thjergebirne darstellen kwa»
k) Die Organa derjenigen £^enaobafte%
vrelobo den Thiereu fehUn, liegen beimltfeii«
— log —
r '
sch«a M,d«^r Stella dea Gehirns | welclie die ,
Thiere nicht haben»
Minige fJ^orte über di6 Hülfsqu^lltn der Or^
ganen.T oder Schadellehre*
Die bisher yon mehreren groC^en Natur«
forschem angestellte Vergleiohting d:^r Dano^
n^len Verschieden bei teti ist «war wr^hl in Aa«
' aehung der GeiichtsbilfJung. niebt aber ul An<»
aehung der Bildutig dos Scbäd'el.i wichtifi'lii&d
ergiebig, von wY^icfafT If^r2teiet4 in dt-r Jii>her
dargestellten L^hre dil^^ln (\h^ Rode ist. Voa
der Vergleichudg der nationaltfn Verschieden«
heiten in der Bildung des Schädels liefse sichk^
nur diann etwas erwarten, Weno sich ein all«*
gemeiner Charakter einer Nation exifitellea'
liefse* Dieaea ist aber uniiK)gUc{i» Wäre ea
aber auch möglich, ao lafst sich doch vpn Att
Form einiger Weniger oder einiger Ourzend
Schadef nicht auf die Form einer ganaen Na»
tion schlie(aen| wie doch Jene Naturforscher
thu«. .' :
Man mtilste die Beobachtungen Ühev die
Schädelfbrm einer Nation achiecbtetdings in
ihrer Mitte anstellen und wtirde dann «licher
auf manche interessante nationale Verschie-
denheiten stofsen» Allein nie wtt» df> man dncbi
nach der Schädelform die Giäoaiinia ayi^ischen
daa einielnen N^tioaea acharf und bestimmt
«^
— HO —
zieben kSnnen, da sich gewift jede Stdiadd«
form, die vollkommenste wie die . niediigitfl^
noter jeder Nation findet» so dsis oCt Neger-
nnd Europier- Schädel rollkommen fibenin-
stimmen«
Die rhytiognomikf wenn mim darnatBr
die Deutung der angebotenen Zjüge und die
Erkenntnis der Geisteseigensehaf ten ans den-
selben versteht) ist eis solche nicht inB^|lich,
kann daher auch keinen Aaf»chluCi 'über die.
■
Organe der Geistesverrichtungen geibeiCi —
Denn das Gehirn^ welches die Organa dar
Geutes Verrichtungen enthalt, wUrfct natf- aaf
den Schädel, aber auf keinen andren Theik
Dals das Gehirn auf den Bau und die Fm
aller anderen Theile des Körpers «keinen Sin«
Hufs habe, beweisen die ausgebildeten ftiidiia^
die ohne Gehirn geboren worden nod die
Thierci welche nur ein unvollkommenca odia
beinahe gar kein Gehirn haben.
Es liefse sich hiegegen vielleicht eiAwen«
deni ob denn nicht die Bildung des Gehirns
und seiner Theile mit der Bildung des Ge-
sichts und seiner Theile in einem bestinunten
Verhältnisse stehed könne? Physiologisch lifiit
sich dieses iwar nicht beweisen; woUr aber
kömmt es häufig in der Er££hrfu>g ?or, «jabdoch
— XII —
\
mit so häufigen Ausnahmen^ dafs es, wie^ZiO«
Vaters Beispiel beweifst» bis jetat niclit mag«
lieh war, auch nur ein einziges lestes, bi«
cheres pbysiognoniisches Gesetz auFifu^tellen«
Hätte Lai^ater 'hijiieichtf dafs das G^hrn nuf
auf den Schädel und nipht auf das Gesicht
würke, und hätte er dem zu Folge am Schä*
ddl gesucht) so würde er g'üukHcher ^wesea
seyn^ in der 'Erforschung der geiitigtfif Aüia»
gen aus der Form der Materie.
mtttim
Die Paihognomik ihet dder dieDetHang
der erworbenen, durch die Binwürkühg des
Gehirns geformten Züge.und tlle Erfcetfntilifs
der Geisteseigenschaften aus denselben, ist
• * •
möglich, beruhe^: auf den sichjsrtteti StQtcen
'und "kann bei Auftudiang der einseinen Or«
gane für 'die einzehien GeistesrerrichtiAigen
eine wichtige und ergiebige HQIfiqeielie seyn.
Der pathagnomische .Ausdruck^ der Ge-
genstand der Pathognomik, ist nun entweder
dauerharti z. B* wenn er durch liabitaelleBe«
schäftigungen erworben, oder er ist yortiber-
gehend bei Ausbitichen der A£Fecte& «ad Lei«
densohaften»
Der pathognomische Ausdruck bri letzte«
ren aulsert sich vorzüglich in dem Gaberden-
spiele^ da die Thätigkeit de$ Gahirna eiaon
— 113 —
yofsiiglichm Einflols auF die willkulirliclKiii
Muikcla hat^ nnd wenn aia eine ^bestinuBl»
bt, auch ^in bestlaimtefi Geberdenspiel be*
wUrkr. Das Studium dess :lben r^ di» A^fl#
ist daher bei Erforsch ung der e:naelnan Oc^
gaoe fiar die einxeluea Geistesyeiriqluimgai
nicht auiser Acht zn lassen. Dr. Gall benvM
die Mimik nun insbtssondere, um die bsi*
stimmte Lage der ein^eloen Organe sn erfbr«
sehen und su beweisen (f), nnd fand diesa«
gleich auf anderen Wegen erforschte L^gi
derselben hSufig durch die 'Mimik baatätjg|L
So ist s. B. schon oben angeführt : wor«
den, dais woUfistige Mädchen im gereiattis
Zustande die Hand in den Nacken ^^ iBolg-
lieh in die Gegend des Oi]gans der GescUechtH
Hebe legen. .
Will man ferner irgend eine Sadie' wie-
der hl das Gediohtmls surückrulba ^ ^Welaks
Geberde macht man gewöhnlich? Man drOckt
entweder die Augen nach oben -«-> gegen das
Organ des Sachsinns , oder man Ifeibt odat
klopft dto Gegend dar Stirn, wo es liegt.
Eben so legt tnan gewöhnlich beina aäar-
fen Nachdenken die Hand ^er über die Scfra,
grade auf die Organe des Sdlarfsiiuis«
Auf gleiche Weise bestätigt ^ioh das Or«
gan des Tonsinns in der Mimik* Denta Ma«
sik^r wiegen z* B« bVim Geigen o^ eteet
hideren
x
\
anderen ' TilStigkdt des Tonsumt dev^Korpw
gewöhnlich nach rechts und links anfwärts in
die Oirection des Organs des Tonsinns.
Auf diese Weise fand Dr. Call die Lage
yon beinahe allen Organen durch die Mimik
bestätigt 9 und schlofs^audi hieraus i daft die
Nerven der:.BxQ>eftilۊtSBa Oonte dem Gehirne
in unmittelbarer uniyi^ybrochener Verbin*
düng -ständen, wie in der Gehirnlehie anato-
m&öh'-'darge^n wArdem - ' ^
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Jouni. XXI. B. 3- |t*
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Bemer kungtta
Cbft
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OalU Gebirnorganenl^rlirtk
Von
t>t. C W. Httfalaad»
I
JVlit groltem VergiiBgeii und Intoffette hiba
ich den würriigea Iftim idbit teiBe Ueno
Lehre TOttragen hörea, und bin TSlIig ibeN
seugt worden, di£i er vx den merkwürdigaMi
Erscheinungen des aohttebnten Jehrhtuidett%
und eeine Lehre bu den wichtigneti und
kühnsten Fortsdiritten im Reiche dier li^aa^
forschttog gehört*
Man mufii ihn s^bst sehen und hörettt ttii
den uttbebngenen, von f eder Charhita&eriei tftv
wiJu'heit oder trsnsoendentellen SehirimMrei
vreit entfernten Maon kennen lu leman» Ifir.
I
t
«iiiedi üitäieii Qtäie. ydtf B»6biolitMiygi»b%
Scharfinna. . und lAdtidrionstftleot biefftht^ is
der Natur aufgewachsen ^ und dntdx ttefea
tlmgaog mit ilir «u iltfeHi Vbi^rautM | gebil-
det ^ fabte er eine Menge MerknMle 4ind£iu
scheinnngen im gansen Oebiet<^ delr ov^ant^
sehen Wesen aufi irdcbi» bisher entweder gm
nicht oder nur oberfläehlidi bemerkt worden
waren, stellte sie mit sinnreiclieiii Geiste hri^
sainmen^ fand ihre analogisdien Vi^rhUsnJsij^
ihre Bedeutungen ^ wg Sehiflasy 4amm unlt
seute Wahrheiten fest, die eben dadufdi
bäehst adMtabilr wetden» dhb ase rea qnpi*-
risoh, blos der Netni* nachgesproeben sind «^
So bildete sich seine Ansicht ton der Be>'
»
schaffenheiti deni Ziisammenbangf und de^
Verriohtungen des Nerrensystema^ . Er selbig
sdireibt seine ButdMknngen bj|os ,4fi^ tni^tf^
er sieh niit gänt reinem und ofnem Sinnender
Natur hingegeben f Und sie , durd^ alle jUira
Abstttfungcoi^ .kittdtttdi, fon der mnlaohiften
Dirstdlung ihrer bildenden Knft an bis snr
Yollfcommensten^ Tnrfolgt habe« «^ DiJier ist
es auch Ünrediti diese I^ehfe System, su naa»
nen und als solches an benrtheilen« - Din wthr
ren Natpuforscher sind schlechte flystemati*
iMti aie würden nicht Mo richtig seheni wenn
ihr Geist schon fon der Idee eines ^y^tent
mnginge» Sin wBrden die Realitiü f^kgaif
tia
Eitlihck^rgi Wcfka gefct^ mal
ffoch gfeU et gfoife LickcB,
bä
Idi \ukm €§ tär Pflicht, «moU gBgi
dm Wthriteit di feg« cka
• c
— It7 -
es offenbar' vm Wahriieit 's« A110 Ütf diels
freimüthig darzulegen, und ihn darinf anC«
merksam zu macheiL «^ Mann kaon das Wahre
an einem nenen Systeme wahr finden 9 ohne
das Mangelhafte an Verkennen; när diele
'^igt» glaube ich, 4en unpaitheüschen nnd
nicht eingenommenen Prüfer an, nnd bringt
die Sache weiter/ da hingegen die, welche
entweder alles annehmen oder alles ?erwer«
fen, dadurch entweder Enthusiasmus odet
Animosität verrathen, wdches beides demi
Geiste die Freiheit nimmt, nnd eine unbeEut«
gene Priihing nnmSglich macht.
Man mnis bei Beurtheihmg der (lalliachen
Meinungen dasr anatomische ^ das, was sidk
blos auf die Bildqbg und Struktur des Ge-
hirns bezieht, von dem physhlagisehm ^ was
die Verrichtungen desselben begreift^ sorgfiÄ*
tig nntersohddett« Das entere sind Gegen»
stände der sinnlichen Wahmehmnng,'imd kSh-
nen also auch..nur dadurch als wahr eikannt und
entsohieden werden. Das zweite nnd schon
Resultate der Wahmehlnung, durch Induk-
tion und Schlüsse aus mehreren Erscheinnn-
gen abgeleitet. Diese müssen'immer 4la Hy-
pothesen betrachtet werdnn, nnd ihre Wahr-
heit lädt sich nur durch PrtiFuii^ der SchlBsse
nnd ihrer Voraussetzungen aüsinitfeln.
Zuerst das Poetische. Was hat Cil/^.in
iW-fflMtiMUMet GeblnM gueigt, WM
«hM «idW frnftteo ?
^ .BMl M*<.Hen ProL Bitehaf/iax tax
MkMXtet &ehr giÖDdlich nad
, «tut ich kaaa weiter nickt» Ua».'
,: ab <Uri ich raicb vos <l«r jji<
üfaMM^'^Welben, |i&r>teatbeils (beftondan
WM die iflRI ihm sogeuajuite faiaatuoreteadf
l bnrüt) selbst durch GebirtkMk*
l^«hDe GalU Präparatioa« üb«*
IMVt Jl^M« *- Ich habe geaehen, di» Ab-
«Mtwg -^"S verlaufenen Marks in B&ndel»
di» OarCjUreasDog des iimero Paar« denel«
Imh,.!» dn Pframidalkorpem, daa mit Qu»
ian|Uf»> «i^iirnuscbte »chichtweiie Ooroti-
•«niqfiW dw. LonguiiudmaUasem dozvh dit
|Meke,.dea Uebergtng dieier Snbstans ia
die - OehjrBiahenltel , die eyrürmigci GrÖfif
^fA BMol^fiubflit der gestreiftea Körper, dif
itBl|mf3naig< Verbreitung der Nerrenmb^
•tana uob «llen Funkten der Oberßäob«, die
F-nifatnun d*s Gehirns in eine Haut oder
. Ttelntdir Jn . eiae ßacfaenartige Auabreituogi
' die £nt«tehiing des Augennerren von deo
y^B^ligdi). Alles dieTs sind Gegenstände, die
isir.-rpKber. «itweder gar nicht, oder wenig»
j||!eiu.-aicbt mit der Genauigkeit und ip dem
Zncammenliaiige kannten, und wenn wir aufh
Mi^eUo^.dal« GaU inder üulkera Form dipJ
I
— <I9 ■•*
imrsehledeaeii Tlmli^ dei Gehini- Bidils B«ui
entdeckt bat, so ist es doch unleuflMr» dab
er fliw die ionere Struktur und den Zusam«
paenluttig seiner verschiedenen Theile ejin gani
adues lacht verbreitet hat^ md. ^e& alle^
schon würde genug seyn^ um seinen Namen
M verewigen. --^ Ein jeder , der Angea hat»
kann sich davon selbst übeneugen; aber frei-
lieh geh4(rt dazu die Methode der anatomi«
sehen Ud^tersnchung» die GaU aogewendH
bat, und ohne die er nie auf dieie £ntdek*!
hangen gekommen wäre: nümBok einmal die
Uni;enuc]|ii;pg von unten« von dem verlftngar«
ten l^^k} anaufangen, und dasselbe naeb
oben in seine Verbreitungen au verfolgen |
sweitens nicht das Messer, welches die Tkeile
aerstörty aoodern stumpfe Körper aur Tren-
nung und Entfaltung dieser breiigten 'Tabelle
au gebrauchen« -^ Die genauere Prüfung die*
ser anatonuschen Entdeckui^en fibecbuM idi
großem Anatomikem als ich bin» aber no«
befangenen j nur Wahrheit anehenden» nnd
nicht die Person mit der Sache verwechaeto^
oeuf Männern»
Ich halte mich hier biet an das £]nSP*
Aeiisohe, wosn aber freilich aUes, waa nidit
ainnlich daratellbar isl^ folgUeh aneh mehrerea
von dem sogenannten Anatomischeni a« K die
Richtung de« LeuCs dar versohiedeneQ Qehjm«
messen, gehört«
Aneh aieiies ist im Tontäimriton AaÜMM
so ToHstilndig dargestellt wordeift^ dels Wi
aichts hinzutiitetteii remiig, ttkiil -es «b dks
Wesentliche der GaUschen Lebte mm Ghiete
legen kann.
Im Gänsen bin ich mit Herrn Gnltdtnin
ToUkomnien uberein^tünmend , dals das O»-
stige iä uns durdi Organe warkt, (welches ji
'fede Bewegung dei Ai'ms vom WiHea ker-
torg«bitcht beweiset), dals diesem ttuArielle
Befitogung der Seelenthätigkeit nickt blos ron
'^M ''grobem Aenfsemngeni, sondern eidk von
' den Innern nnd feinem ThStigkjsHMi^- Empfin-
- dangen, Y orstellüngen , Ideen » -gifcOy dafi
das Organ dies^ innem nnd hohekir' Geistes-
diätigkeit das Gehirn sey, nnd dals man mit
"ftotker Wahrscheinlichkeit annehmet kana,
so wüe der anfsere Sinn seine besonderen Or-
gane labe^ also auch der innere Sinn seine ver-
schiedenen Organe im Gehinie haben taSgei
wie anch die so mannigfaltig geformten nnd yer-
sohiedenen Substanzen ifn Gehirne sehon an-
' deuten. — Diese Meinung ist aber keineswegs
neu oder Herm Galt eigenthiinilich ; sondern
'isehon lange nnd schon oft Ton den Aerxten
' geaufsert. Herr Call giebt £efs selbst lu,
*iind f&hrt TorzügUch den yerstoibenen Afej^er
^ Zum Beweise, wie Iioge ich ichoa mit Hana Gaü
Nor glaube ich^ maA nfUfle liier wohl
«BtenolieideD, das Geistige, in so fern es auf
die Aursenwelt sich besieht und mit ihr in .
Verbindung gesetit werden soll, und das Gei«
stige, in so fern es dieser ThiKgkeiten selbst
übereinstimme« auch ohne ihn sa kennen > diene
folgende Stelle, die ich Tor 15 Jahren ichrieb:
» Nicht etwa • dafs ich die Seele aelbtt an den Thei-
len oder Prodttcten, oder Eigenachaften dea Körjiera
rechnete. Keinesweges ! Die Seele ist in nieinan Au-
gen etwas gana vom Körper verschiedenes« ein We-
een ans einnr gana andern» hohem» intellectuellen
Welt^ aber in dieser sublunirischen Verfainddngt und
um menschliche Seeie an sayn » nula m Organe ha-
ben, und atrar nicht blofs an den ^Handlungen» son-'
dem auch au den Empfindungen» ja selbst. äa den
hohem Verrichtungen des Denkena und Ideenverbin-
dena und diese sind das Gehirn- und ganaa Nerven- ^
System. Die erste Ursache des Denkens bt alfto gei-
stig» aber das Denkgeschäfi selbst (so wie et in die-
aer mtiiichlichen Masdiina getrieben wird) ist orga«
nisch. — So allein wird di^ so au£ßillend M^ani-
sche in vielen Denkgesetaeik» der EinflnCi physischer
Ursachen auf Verbesserung und Zerrüttung det Denk-
geschäfts erklärbar, und man kann das ÖetdiaA selbst
riiatariell betnchten und heilen» (ein ^äll» den un-
ser Beruf als Aerata oft mit eich btiagQ ohne ein
Materialist aü sajn» d» h« ohne die erste Ursache des-
selben» die Seele» für Materie au halten» welches mir
waoTgstans absurd an seyn scheint. « 8. lÜsine Ma*
§robioUk I. B. p. 140.
Nofh avffallaader finden' sich mehrere •jpeaielle
^1^. "kiHBiff äs« dbifiber Boot VMBMrfk vnd
. fifidtt«: rmTsoaut, «dl hwrJMWt. witt, «d*
^0c; jwl Tg^iffr ia dit liwmigfiMjys briagt
OiMF-lMiMBi cigemkuaUcbca GciitssMKiicb*
^wv^ik öd mrer lifKif nidit an OijpuM §»•
jttwie« 0*4 durch Organe modifiiän^ «ad dÜb
OmOrnkg Umb fei Af «^jr# jihkmmJhmg ws GdUnuk
AücAciMMfi jMr4 Vetpnmg der Kerw&m^
O^^tr 1779* leb will nur einig« iSrwH—
5. 56. » Ui« Brücke dei VanJt. cUt THÜif«»
Vark und riat Alck^amftrk «iod die TIimU du Gi*
kif a« » Welche vom Schöpfer mu dem Labia aa^ |e»
aaaetcen f e bimden wurden.«
S, 36. » £• rrägt lieb : Getchekea die BaaibeStu*
gen der einzeln ea Seelen krafce in tinaelaeo b«ai"
den d««u orginitirten Thoilea de« Gehifnafw dieb
wird wehrst beinlich gemtcht durch die thdkniie
Aufhebung eluxelntr SeelenkrAfce bai Verlettuagn
aqd Kriiikbeieen«
S. ^i, mIcU sehe keinen Widetipmck daiin^
wenn ich annehme, dafs jede der Seelanwurkungaa
in beaonderen Gegenden des Gehirns geadiiabt. b»
deiu an einem solchen One die einxelnea Theile
durch öftere Wiederholung der Wiirknng jnt)u' aai-
gebüdet werden, ao wird euch der Trieb der Sifte
dorthin vermehrt.« (folglich ihr UmCang veorgrplaeft).
S, 49, nDie Meipung ist viel wahracheiniichef,
die Verrieht uqgeu der Seele geschehen in d^ Thei*
lea decGehirnfi lelbat. alf iu den Höhlen deaaelbea eca»
abar u, ea wäre eiQe «u£s«r«t gewagte UaiefBfbimng,
q Wehnplete der einseinen Seelenkrefka md ibra
jbllMig aiil Qawifihaic baitiinaieA m waUaa.«
I
g^ßht miok GüU yoUkoiuiMn sut indem e»
9«i;t; «Ich kamie kein Org«a Air Yenmobf
WiOl^ülirj Bewufttseyii, Ged&cbtaila, Modem
diese Faeeltaten iphören eilen Organen eo^
aind-ei^ keina in speme gebunden» Mmdem
j^emeinscbafUicbe Karektere und QoaUtaten
dea ganxen Inbegriffb«i!
XJebfigent neont er eelbtt die Organe noT
die Bedingaogeni die Anlagen anr Thätigkei^
wodfurcli aUo immer erst etwas alt noik«
wendig geseut wird« was s^e in Tbitigkeil
aetat» aUo das Geistige, woraof er lick abef
natarlidier Weise bei dieser Unte^oeluiDg gar
iucbt einlassen kann«
Nan geht af>er Galt weiter, er aagts ^^e
Organe liegen anf der Oberfläohe des JCiehirns,
die Ausbreituog Qcjer Fortaetiung der O^^bim^
nenren, die wir die Hämisphiren neniMMi» sind
der Sita derselben^ nnd iob bin im &aod#
den meisten derselben ihren Ort ananwelaenj
femer, sie beaeichnen sich durch Srhahenhei-
ten anf der Oberflache des Gehin»jt weli^^
die correspoJidirenden HerrortreitNingefi den
Schädela bewurken, nnd man ist daher .109
Stande, aus den etaielnen Srhabeoheiten dee
Schadela auf die innem Geiftesanlagen dea
Menscheo au schlieläen« Pie Beweiae sind
oben angestellt worden«
Hierüber eriaube man mir hier nun «M|(|
— . HO — •
ziehen kSnneii, da sich ge\iirirs fede Schädel«
form, die vollkommenste ifie die niedrigslet
UDter jeder Nation findet ^ so dals oft Neger«
lind Europäer» Schädel rollkommen überein-
stimmen»
Die Fhysiognomik f wenn mkn darunter
die Deutung der angeborenen Zfige und die
Erkenntnils der Geisteseigenscfaaf ten aus den-
selben versteht) ist als solche nicht mägtich^
kann daher auch keinen Aufschlufs über die.
Organe der Geistesverrichtungen gebefiC« — -
Denn das Gehirn^ welches die Organe der
Geistes Verrichtungen enthält, wUrkt niif auf
den Schädel , aber auf keinen andcären Tkeik
Dals das Gehirn auf den Bau und die Form
aller anderen Theile des Körpers «keinen £tn-
ilttüs habe, beweisen die ausgebildetea flrüchte»
die ohne Gehini geboren worden und die
Tbiere^ welche nur ein unvoUkommenea oder
beinahe gar kein Gehirn haben.
Es Uefse sich hiegegen yieiieicht einwen«
den, ob denn nicJit die Bildung des Gehirns
und seiner Theile mit der Bildung dos Ge-
sichts und seiner Theile in einem bestimmlen
Verhältnisse steheii könne? Physiologisch lälst
sich dieses iwar nicht beweisen; wohl aber
kömmt es hinfig in der Erfahrung for, jedoch
— «a5 .—
eilend , da& d^rch die ganx« Jfteihe der ver-
schiedeiieii .Thierklfsfeii Undorch bis zum
MalMicheii g»ö£itfliitl|eils gewisse He^Fomigim-
g)iäi des Schideb odtgewis^eift Seelenanla^en
veifcuodeil sind. Aber froDa dor Bfswedfi^ ent-
Sjcheidüod sejm solltei so mufsre nie eine Aus«
aaboe statt fiadeiii denn, wie Gail^elhstzvL*
giebt| wenq eine einzige Ausnahme statt fin^
det, so ist das pesetz falsch. -— Und solche
Ausnähmet^ habe ich sehon jetat, AfOt .ich, nti^
erst engelcaDgeD habe», -daraaoh au fotichtn,
nehfete gefunden* — > Ich will nur z>Yei be-
merken/ Hervorstehende Augen (KloMu^en)|
sollen nach ihm immer vom E)aseyi| eilnes st;'r«
ken Worfgedächtnisses ? teugen» aber ich habe
sie bei mehreren Menschen mit eiSiepi sehr
sehwachem Gedeobtiiili^ dieser An^l^efunden»
m^ Ferner das Organ der Theosophie habe
ieh kttrzlidi in einer auf^eri^d^iltliCthen'Vol}.
kommenheit, wie eine Kugeii bei eixiem. Men-
schen gefunden^ der ^cbt die mindefte be-
deutende Neigung dani.?errieth..
Der zweite Beweifs wird.^ aww dadurch
•auch geführt, dals da, wo diese Erhöhungen
fehlettt auch jene Seeieuanlagen jfehieo. Aber
nur dann könnte er evident gemacht werden,
wenn hier^ wie bei andern Qrgsnen, t>ei ei-
nem roUkommnen und thitigen Zustande des-
selben durch DjTuck pder ^erstöru^g 4as Or»
gfloft die VonriclitvBf (hiiur die fiedeiuiiliige)
ftufgehobea wardeft UMiiite» Weichet aber bei
dem Gehime» wo die Verlefcawig «d klebt
todtlieh ist, «nnitgtieh M «eyn scbeiüc» Deck
hat matt bei Venraado^gta Beispiele, daia
bedeuteüde Portioneii det GdiitnoberBidhe
(also Gallaöhe Organe) weggefionunen wordaa
aiitd^ und der 'Mensch fottgelebf hat^ liber
mir ist nicht bekannt, däis man tob etaem
dieser Mettschett nachher den Mangel der be»
atiiiimten> diesem Ort» angehtfrigen» ftwJna»
anläget oder Neignng^ oder GescdunUieUMlt
wahi^enommen bitte. . . j
^ IL GfOiae nnd Ener^e eiMi OinaaMle«
hen nidit imwer tm direeten Verhühmbt
Die innepe Qoalitit uid mehr odelr iMnifü
kräftige. Anhge der Maste^ bestimme ii|ie Bnü*
gie der Kraft gewiia eben so sehr« Die t^ua«
lität lumn also das erftetten^ wm an QnaiitU
tat oder Atisdehnimg fehlt Dieb ist der Cti«
terschied der intensiren ttttd etteosifea Volk
kommenheitt und der ScUiiIs fon der ärfiise
allein anf die VoUkommenheil ist JEblglioh trÖg«
lieh« Auch lehrt dieis die firfahrnng. Klei«
ne Menschen sind im ganten energlscKei', alt
grofse^ kleine Augctt sehen ttirker und danecM
hafter als groise« Und dai^ was ron andern
Organefl gilt^ muls attch tom Oehirnorgane
£elten# Das eröfiere oder geringere Maäla
Ton Kistft eioM dieser Organe kann also oieht
hlo$ aUeiti darch seiiie Gtölse besritbaibar seyo. *
Und doch gründet sidi dib iBallsdie Lekr«
gftnt tuf diesen Satz. ^
III* . £• ist bekannt» dals krankhal^e Ver«
gräberungeoTorganiioher Tbeile entstehen kön«
nmXf die keineswegs ein Qeweifs rertnehrter.
VoUkomoienheit« sooflern vfelmebr ein# r krank«
haft rermehrten AnhäuFutiig dej^ Nahrungs«^
aifoe eines solchen Theils sind, und die kei*
neawegs die Energie seiner Kfaft^ufferung^n
erhöhen, sondern termindern. Man nennt sie
Siibstanzenormitaten <| HypeUot^niaationGn«^
So kann die Leber ^ der Magen, tb Wie f^as;
Heri, und fedes innere Eingeweide, ein Arai^'
ein Fuüi) ein Aiige^ eine nngewöhaliobe Ver«
grö&erung aeiner Substank erleiden» nnd men-
kann keineswegs daraus auf leine Vermeh*
rung ihrer Krmft^ sondern yieimehr nnf eine
Vermindemng derseibea soUieCsen» <«>« Ein
ähnlicher Zustand kann Ja aber euch ein#
■eine Organe des Gehirns treffen, und wtre
es dann ni^t unrecht > eue ihrer VergrttftnN
rang auf eine grdfsere ThBtigkeit derseibea
SU schlieisenit *^ Man wende nicht eiä^ da&
dieis dadurch widerlegt würde» dafs alsdanb
nur einerseits eine aoldm Yergrttftemng «tatC
finden werde» Bei oerrespondirenden Or/nN
Ben geschieht ea aehr kluhfi duft beide
bea wird (Uh/I
1 abrr cbduratt^
IV.
9M im boeni «ites Organ« eotsteliMi, wo^
darch iBipi Thäügkeit aufgehobea
muag tiatß Orgaos). Non *rird
nidtt die Grolse des Organs, wecigstetu nicht
di« KBocbaner heb ung des Schädels, abgcplat-
■ tatt {• t^st wean das Innere schwiadet,
iouner der Schade! ^ sondera es
er Raum an dieser Stelle mit Kao-
I am. Hier gilt also wieder kein
I V9m der vorhaadeoen Erhabenlieit auf
4ia WlUiuUne Kraft. — Und selbst die Ner>
T«iinibstuu kann im gelähmten Zustande noch
Mfer luge ikre GrÖfse und Ausdehnung beibo-
hattSD wie die Erfahrung an äursernNernn lehrt.
'■ '"V*. Wii wollen zwar zugeben, dals dar
nilMrhidrl nicht allein bei der ersten fiü-
dnngf aondern auch bei der durchs ganie
Leben dänerndea Fortbildung die Formen de*
danintsr liagenden Gehirns annimmt, wel-
fliaa sieh iheils aus dem Gesetze der nie auF-
ktfrendeu Regeneration auch der festesten
Tkeile, thnl* aus den merknürdigen Bsispie-
l«n Toa Aiubäioa^en und For ATStitndar^jtngBn
— l«9 —
ii^ den härtesten Knochen durch darattClie^
gendo widernatürliche Geschwülste > Anevrysr^
men n. dergl. beweisen lafst.' Die innere Schä^
delfläche zeigt ja deudioh die Eindrücke der
darubter liegenden Gefafse.
Demohngeachtet scheint mir diefs nociL
nicht hinreichend, um alle EdbabenheiteÄ der
äuGiern Schädellläche für Prodacte d6r innera*
ausdehnenden Kraft der Hirhmasse su halten^
Meine Gegengründe sind folgende: . . > f!
... i) Die beiden Gränsplatten des Schädels
laufen offenbar nicht immer« paralleL Piels,
zeigen schon die horizontalen, nodi :mehr diet
yertioalen Durchschnitte deutlich. Am sinnliph^,
sten aber läfst sich es durch folgendes Espen»
ment darstellen. Wenn die äu£iern Erhaben«
heiten des Schädels blos Würkung der .Form-
4es Gehirns sind, so muls durchaus die ian
nera Oberfläche des Schädels an allen del|(,
Orten Vertiefimgen haben» wo die äu&era
Fläche Erhöhungen hat. Denmach ' mufs eia
Abgufs der innem Oberfläche mit Gyps oder-
Wachs die nämliche Figuration in etwas ^lei*
nerm MaaiVstabe darstellen, die die äuisere'hat.
Ich habe die& Experiment mit mehreren SchaV
dein gemacht, und bei einigen bemerkliche
Verschiedenheiten des Abgusses mit der äu*
fsern Schädelfläche gefunden.
ü) Es kann durch mancherlei Ursachen^
Joarn. XXI. B. 3 S^ I
— i3o —
geMchAen , dals an numcheii Stellffi die Kno-
ch«B8iibsUiii der Oiploe sicli stärker anhiaft,
demnach allda die äolsere Platte toq der in-
Dem entfernt, and eine Erhabenheit bildet«
die keine corretpondirende Vertiehing ininet*
halb mit aich fuhrt.
3) Die Wirkung der Mu&keltt wrmag al«
ierdingf Erhöhnngen der Knoohen lu bildeBf
wie wir dieis durch den ganxen Körper se»
hen« wo sieh Muskeln ansetzen, nnd dieA
mnCs also andi am Sch&dei der VaD sejm^
nnd die Heryortreibnngen in der Xsegend»
wo sich der Scblafmnskei ansetitj so nach
dai wo sich die Muskeln des Hinterliavpts
attsetien (die Organe der Kinderliabe nnd
GesoUechtsliebe) ^ würden daher keineswegs
blos als Producte nnd Beweise der Gehirn*
masse angesehen werden dürfen. So konnte
die Henrortreibung am Schlafe oft nur be-
weisen, dafs einer ein starker Kauer sey,
nnd das Organ der Kinderliebe, dais eine yid
schwere Lasten, auf Kopf und Hucken getra*
gen habe*
4) Die Erhabenheiten an den tintem Thei«
len des Stirnbeins über den Augen rOhi^n
offenbar oft mehr von den innern Anadeh*
nnngen des Knochens her^ die wir Stimbo*
'^n nennen, als von dem Gehirne ^ und die
unheilung der hier liegenden Organe wii
■ - i3i. ~
dadnfck sehr triiglich. Ich habe Schade! ge«
sehen y wo sich diese Höiangen bis^Uber die
Hälfte der Stirnknochen hinauf erstreckteü.
^S) Es ist unleugbar, dais fiulsere und in*
nere iufätlige 'Ursachen Knoehenerhebungen
am Kopfe hervorbringen können* Von den
äufsern will ich niur Schiige und Fälle, von
den innern die Gicht und die venerische Krank«
heit erwähnen, von denen es bekannt ist, dafs
%{& Knochenbeulen auf Zeitlebens erzeugen
können. — Dieser Irrthum, sagt Ga//, wird
dadurch rerhindert, dafs solche Erhebungen
nur auf einer Seite sind, die Erhebungen de|r
Organe aber sich auf beiden Seiten correspon-
dirend zeigen« . Wie aber, wenn es einen sei"
chen Platz trift;, wo die Organe beider Sei-
ten zusammentrefiFen und in eiua flielten»
also auch nur e^e Erhabenheit bilden « a. E^'
das Organ des Hochsinns, der Theosophie,'
der Kinderliebe ? Hier sehe ich nicht, wodurch
man die Täuschung verhüten will. ' -
Besonders wünschte ich, dafs man in
denen Gegenden genaue Untersuchungen an«
stellte, wo die Gewohnheit herrschend ist,
von der ersten Jugend an die schwersten
Lasten auf dem Kopfe au trägen, Wie i. B«
die Rheingegenden* Ein fortdauernder Drück
von aufsen mufs nothwendig nach eben
den Geietaen die Himschaale nadi innen
— i3a —
drücken fviTid äho die Antbildimg der Organe
fln dieser Stelle hindern) alt der fortdauernde
Druck des Gehirns Ton innen heraus den
Schädel nach aulsen drückt. Letsteras ist ein
Fundamentalsatz der G^llschen Lehre, und,
wenn er wahr ist, so muls auch das erstere
wahr sejrn* -^ Demnach müCiten nun bei den
Bewohnern jener Gegenden die Organe des
Hochsinns, der Theosophie und Stetigkeit nie-
dergedrückt seyn^ und auch diese Geistesan*
lagen müfsten fehlen, denn die Organe sind
ja mechanisch in ihrer Ausbildung gehindert.
— Fänden sich aber entweder die Oigane
trotz jenes Drucks oder fanden sich die Or-
gane nicht und doch jene Geisteseigensobaf-
ten, in beiden Fällen wäre es ein Gegenbe-
weifs gegen Galls Lehre, denn daa^ erstere
zeigte, dais ein anhaltender Druck die Bil-
dung des Scliädels nicht yeräadert, und also
wäre auch die Gestaltung des Schädek durch
den Druck dos Gehirns unei wiesen, das «weite
zeigte, dals die Geisteseigenschaften da seyn
könnten, ohne äufserlich bemerkbifre Orga-
nen, und dann wäre die ganze äulsere Orga-
nonlehre falsch.
VI. Herr Galt gesteht selbst, dals er
noch nicht alle Organe und ihren Sita kenne,
und es sind auch allerdings noch manche Ge-
müths- und Geisteseigenschaften übrig, die
— i33 —
• I
noeh keine» Organe kaben^ und die däoh durch«
aus welche haben milsAen, da sie keine Kunst-
Produkte sind, sondern sich ron der ersten
Kindheit an oft schon auffallend als Anlagen
zeigen y z. E* die Eigenliebe (der Egoismus)»
Es ist eine Eigenschaft, die man oft schon
bei den kleinsten Kindern bemerkt, alles auf
sich zii beziehen, alles fiir sich zu behalten,
nichts mitzutheilen, neidisch gegen andere zu
söytf; da wir hingegen bei andern Kindern von
Anfang an den Trieb finden, sich über andere
zu vergessen, alles mit andern zu theilen, ge-
fallig und umgänglich zu seyn. Eitelkeit, Hab-
sucht, Geiz, Ruhmsucht sind nur Producte
lind yerschledene Formen des Egoismus. Auch
mufs ja wohl Selbstliebe eben so. gut ihr Or^
gan haben, wie die Liebe anderer, und der
iSrieb zum Selbstmord als Krankheit Uefse sich
dann erst richtig erklären. Femer miilsten der
^Geschmack- und Gernchsinii ihre hoher poten-
tiirten Organe doch wohl eben so gut haben,
'als der Ton- und Farbensinn, denn Schmek-
ken und das Schmecken rerstehen ist bekannt«
lieh zTreierldi. '-— Eben so wenig scheinen mir
die entgegengesetzten Gemiithsneigungen blos
durch den Mangel der Organe, nach Galls
Meinung, erklärt zu werden. Mangel von
Gutmüthigkeit ist blos Gleichgültigkeit aber
noch nicht Bösartigkeit. Mangel an Liebe ist
.«
— i34 —
noch nicbt HaLi nnd Mangel an 6fl» ist noch
nicht Freifftbigkeiu — MiiTsten nun nicht also
auch für diese entgegengesetzten Neigungen
eigene Organe nngencmmen werden? -* Und
wie nun, wenn sich eine Nnigung bei dem-
seib'in Menschen in die entgegengjsetite Ter«
wandelt, wovon wir Beispi^-Ie haben? Wenn
z. E. ein Freigebiger nach plötzlich erhalte«
nen Reichthume ein Geizhals wird? I-tt dem
ein neues Organ gewachsen? Diels ist ykht
denkbar.
Es mögen nuiH diese noeh unbekannten
Organe gefunden werden, oder niclitj ao müs-
sen wir sie doch ali vorbanden annehm/en,
und in beiden Fällen ist die Sache milslidu
Werden sie nicht gefunden» so macht diels
die Deutung der jetzt bekannten sehr nnge-
wifs, denn es kann, ja es muU ein Theil von
de^ ihnen angewiesenen Schädeldistrioten auch
aaJcin Organen mit gehören, und wer kann
nun unter cb.iden, wie yiel davon den be«
kannten oder noch nicht bekannten Organen
zugehört?
Werd'jn sie aSer ai^fgefiinden» so sehen
wir am Endo did ächäleiitäche dergestalt mit
en bedeckt werd<!n , d^fs di^ einzelnen
9 sich immer mehi verkleinern, und es
th seyn wird^ sie durchs Gefühl zu
Iden*
-• ,35 -
: Dazu kommt, dafs Herr Oail acJbst aa-
nimmt f jede Windung des Gehiros. {Gyruß
cerebn) sey ^in eigene« Organ 9 dann kamen
wenigsten« 3»o Organe auf jede Seite, und die
Gyn eerebri drücken sich doch bekanntliqh
nicht auf der Äulsenfläche des Schädels ab«
: VII« Herr Galt theilt die ganae NeRvan«
masse in hinaustretende und surUcktretenda,
und behauptet, dals überall, wo die eine ist^
auolf die andere angetroiFen l^nde; Jeder
Nerve und so auch das Gehirn vereinigt beide.
So sinnreich urd mit den Gnindfunctio«
nen des Nerrensystema libereinstimmend diese
Idfe ist) so ist sie doch keineswegs empirisch
dargestellt Allerdings sehe ioh, dals die eine
Portion Gianglien, die andere Kommissuren
bildet, dafs die eine etwas derber als die an-
dere ist; aber dafs ^e ^ine hinaus > die an*
dere surucktritty das sehe ich nicht, und kann
«s nicht sehen«
Das Unterscheidungsseiohea, dais di^herr
austretende Masse von Arterien, die snriiekr
tretende von Venen begleitet werde, iat ad^pn
deswegen unstatthaft, weil überall im mensch-
lichen Körper, wo Art^i^A aind» auch Ymen
angetroflPen werden«
VUI« Wo ist nun der Bliüelpunkt fiir
die hinaus- und suriicktretende Ner?enmasse?
Esmula einer da aeyn, denn sonst würde selbst
— 124 —
BemeAüiigeti und iZweifel anftustellen , die
mieh wenigstens hindern, die Sache ab TälU|
auigeniacht ansunehmen*
. I. Das ganae ist und bleibt K^othese,
obgieüch bis au einem hohen Grade 'det W^hi^
scheiiiliehkeit gebracht; denn die aufgestell-
ten Beweise sind noch nicht alles erschöpfend,
alle Ejnwfirfe auJFhebend,
Der Häuptbeweifs I um in der PhymIUh
ffie die VerHohtungeu eines Organs nit be-
Itimnien, wird dadurch geführt, dafs das Da-
ieyn desselben Immer auch die VerriGhtutiB
mit sich f&hrt, das NIchtdaseyn des Organa
hingegen oder die Hemmung seiner Tbitig^
keit andi das Daseyn der Verrichtung auf-
hebt. Je mehr Alan diesm Beweifi^ durch dne
Reiho Ton In£vidnen oder noch mehr Von
Tcvsc hiedenen Gattungen Ton organischen We- .
aen dturchfiibrti desto beweisender ist er. So
s. B. die Verrichtung ^der Nerven, dafs sie
die Organe der Empfiodung und Bewegung
sind» Ward dadurch erwiesen, dafs, wenn man
die Nerreii eines Theils zerschneidet oder an-
aammendrudit» auch die Empfindung und Be-
wegung dieses Theila aufbort. Nun fragt sichi»
siüd diese Uauptbeweise fiir die Organe dea
Gehirns befriedigend g<^fuhrt worden?
Mir scheint es noch nicht. Denn was
diu Mste betrift, ao ist es zwar allerdings auf«
— Ia5 .—
£iUend ^ dafk dafch die g«aM J&eihe dur ver»
sohiedeoen .TJuarUfMeii Undarcli bu zum
MeteiDhen g»öijtentl|6iU g«wi»se He^Tfomgnn-
f €tti de» Schidek ttiit.g«wi^e# SeelenanlaK^n
vtebuodeik siad. - Ab^ ireoa f)er Bewei£% en^«
•cheidepd «tyn ioUte^ so miifsre nie eine Äub«
naboie statt findaiif denn» wie GtfU^elbst su*
giebt, wena eine einsige Amnabme statt fin^
deCy so ist das p^esets £sl»ch. '— Un<i solcbf
Ausnabmeu habe ich sebon jet8t|. if o .ioh^ nuip
erst angefaDgen ' habe, darnach au, fotkctktn,
mutete gefunden« -^ Ich will nur s^yei be-
naerken/ Hervorstehende Augen (fUottau^en))
sollen nach il|m imni^ rpm E^seyii eilnes strr«
ken Wortgedachtiusses ji aeiigfii, aber |cb hübe
sie bei mehreren Mens^Bhen nujit . eifui^ sehr
schwachem 6ediiabiaDaI)^ dieser i)^
•«- Ferner das Organ der Xheospphie habe
ieh kiirzlich in einer ,iui(>eriOffd^tUchen Voli«
kommenheit^ wiis eine Ktigeli bei. einem. Men*
seilen gefunden» der jSii^t die miiidesce be*
deutende Neigung dasu.?errieth...' :.
Der zweite BeweiTs wird., swar dadurch
anch geführt f dafs da» wo diese Erhöhungen
fehleat auch jene Seelepanlagen fehleo. Aber
nur dann könnte er evident gemach): werdeui
wenn hier, wie bei andern Qrganea, tiei ei*
aem volikommnen und thätigen Zustande des*
iriban durch Df uck; pder SerstöruDjg 4^s Or*
— l38 —
«inM TrialM oder einer NeigpDg ampindcC»
denn wer möchte wohl das Ifüsbehagen, das
ein Leckermaul iiber eine Terdorbene Sdiiis-
ael fühlt, auf Rechnang des Gewisaena acbrei'
ben, and doch miUäte man ea nack Gmik
ErkUmng. — Nack obiger Abiaitang wird
vielmehr das Gewissen das edelste Untexpfand
nnterer hohem gottlichen Abknnft, »aiohnul
nna wesentlich Ton der Thierwdt anar «ad
knüpft nna an eine habere Geiaffirwelt ani
awischen welcher nnd der Thierwelt eben der
Mansch in der Mitte steht, und Ton welcher
er nur Ahndungen haben kann, wie etwa daa
Thier Yon der MenschenwelL — Ich isöchto
sagen, das Gewissen ist der moraliache In-
stinct, und so wie daa Thier Anlage der Men-
schenwelt aber blos als Instinct hat« die erst
im Menschen zum Ver&tehen kommen und
dadurch aufhören Instinct au seyn, eben so
hat der Meosch Instinct der Geisterwelt , die
er erst in einer andern Sphäre yerstehen ier«
nen wird.
Das Resultat meiner Prüfung warn also
dieCi: Ich nehme die GalUche l^kre -an^ in
so weit sie der geistigen Thütigkeit das Ga-
hirn zum Organ ^ und in diesem den einsel^
nen Thätigkeicen auch besondere bestimmi0 Or-
ganisationen anweiset j aber ich leugne y dafs
sich diese einzelnen Organe immer durch Er^
~ i39 ~
habenkeiain det Gefiimoberfläch^ ausdrücken,
und nach mehr, da/s die Erhabenheiien des
Schädels Bios aus" äieser Ursache enisiehen^
und /olglich ein sicherer Schlafs aus ihnen,
au/ die innern Geistesanlagen i^u machen isu
-<- Die Lehre ist also wahr in der Theorie,
aber noch keineswegs in der Erscheinung.
Oder mit andern Worten i die Organologie i%t
im Gänsen wahr, aber die Organosoopie ist
VtsaFerlästig.
^influfs und An,wendung der GaUsqhan
Lehre*
Nützliche und schädliche Folgen.
«
Ich komme nun zn einem Pmikt, der
zwar nicht die Sache selbst betnft» aber einen
grofsen Theil der Menschen noch mehr inter«
essirt als die Sache ^ nämlich die Frage:
Wozu nützt es? Kann es Vortheil oderSoha^
den bringen? ...
Ich weifs zwar sehr wohl, dals es unrecht
ist, bei neuen Entdeckungen zuerst darnach
XU fragen, was sie nützen, und noch mehr dar«
nach den Werth und Unwerth derselben zu
bestimmen, oder wohl gar, wie man gethan
hat, nach solchen vermeinl^dito Folgen
— i4o —
Sache selbst m rernrtheilen. -^ Jede Wthr-
Iieit ist gat und n&tzlich« Jede neue Ent«
deokmigy wenn sie nur Realität hat, iat eine
Erweiterung des Reichs der Wahrheit y und
abo auch der menschlichen Vollkommeiiheit
tmd GlückseUgkeit) die mit jener eins 'ist.
Ihre Folgen müssen gut und heilbringend sejrn,
gesetst auch| dafs wir sie jetzt noch nicht
einsehen, und. schaden kann siie nur durch'
Mifsbrauch, und was ist wohl in der* Weh/
auch von dem yortreflichsten, was dadurch
nicht schädlich werden könnte? —
Hier also nur so fiel über diesea Gege;n* .
stand, als nöthig Ist, um Mifsbranöh' m ver«
hüten, unbillige Unheile zu berichtigen, und
Winke über künftige Anwendung tu jgehen. *
Wir können die Anwendung dieser Lehre
im Allgemeinen und im Besondem betrachten*
Was das Allgemeine betrift, so muls ich
zuerst zwei Einwürfe beantworten, die man
der Oallschen Lehre gemacht hat, und die^
wenn sie gegründet wären, allerdings dä'sgrS/ste
Gewicht haben wüiden, nämlich da/s sie den
Materialismus predige j und dafs sie dem
menschlichen Geiste die Freiheit (/olglich auch
die ßforalität) nehme»
Der erste Punkt beschuldigt diese Lehre,
sie stelle das Geistige in uns ah etwas Kor^-
perüchcs, vju der Organisation Abhängiges,
- i4r ~
und mit ihr Eins seyendet auf^ und |[dbe4li-i
durch dem leider so überhand nehmendca
JVIaterialismuSy nach welchem der ßeist ein
»
blofies Attribut des Körpers sey und mit dem
Körper yeirgehey.eine neue feste Stütze.
Diels ist aber offenbar nicht der Fall*
Call unterscheidet sehr sorgfälti'g den Geistf
die Seele» von der Organisation; die' Organe
sind nur die materiellen Bedingungen seiner
Thätigkeit, nicht das Thätige aelbst; Qhne
Zutritt und Einflufs des Geistigen sind si»
nichts ; Ja er nimmt selbst die höhe/e intel-
lectuelle Geisteskraft» Vernunft, Bewulstseyn,
'Wilikühr, ab etwas nicht an einzelne Or-
gane gebundenes, sondern über allen gleich-
förmig schwebendes I aus.
. Wer darin Materialismus findet, der mu£i
ihn auch eben so gut darin finden, wenn
man sagt, der Körper hat Einflufs auf den
Geist, und der Geist auf den Körper, woran,
' aber doch bekanntlich niemand zweifelt« Ob
I
man sagt, die Seele bewegt den Arm durch
die Nerren, oder sie wird durch Vermittlung
des Augennerven vom Lichte afficirt, oder»
sie bedarf gewisser organischer Verrichtun-
gen um ihre höhern Thatigkeiten zu äufserni
diels ist alles einerlei. — Es heifst weiter nichts,
als die Seele braucht in dieser siiblunarischen
Existenz eine materielle Bedingung (eine Or-
— i42 —
ganiiation) vm aaljer sieh und in sich thitig
XU sayn, um als ein Wesen dieser Sphin
heraussntreten , aber auch zogleich in ihre
Sphäre bestimmt und beschränkt au werden.
Die Seele selbst aber wird hierbei als ein gans
Ton der Korperwelt verschiedenes Wesen an-
genommen, welches zwar dnrdi ein uns ewig
unbegreifliches Zauberband in diesem Leben
mit der Körperwelt Terbunden aber nichts^st
Körper ist — Dadurch allein unterscheidet sich
der Materialist Ton dem Nichtmaterialisteni dais
der erste den Körper als die einsöge Urmche^
der letztere aber blos ah Bedingung der See-
lenthätigkeit ansieht. Das letztere ist Galls
Vorstellungsart, und wer daiinn den Mate«
rialismus ündet, der weifs entweder nicht wai
Materialismus ist, oder er hat GaU nicht Ter«
standen, oder er will ihn nicht Terstehen,
oder er kann ihn nicht Verstehen, weil er
selbst schon ein Materialist ist, und sich freut
etwas in sein Lieblingssystem ziehen zu könnefl.
Zum Ueberiluis will ich noch eine Be-
merkung hinzufügen, die die Sache sogleich
aufser Zweifel setzt. Wärcfn die Organe die
einzige Ursache der Geistesthätigkeit, warum
aiad sie denn nicht beständig alle in Thätig-
t| warum können wir nach Willkühr un«
T Geistesthätigkeit die oder jene Richtung
4, die oder jene Geisteskraft, die oder
— i43 —
|eno Neigung hemdhen lassen und auoii wie^
der hemmend -— Wis ist das^ was diels be«
stiatmi ? Das Organ selbst kann es nicht seyn,
sondern etv^as aufset demselben) «-^ folglioh
der Wille , etwas freies fon der Organisation
nicht abhängiges ) d. h» etwas geistiges« -^
Ferner, worin liegt denn der Unterschied zw!«
achen Schlafen und Wachen , zwischen der
Geistesthätigkeit im Traume und der im Wa-
chen? fn nichts anderem als darin ^ da£i
dort die Gehinorgaue thStig sind ohne Witl«
kühr und Spontaneität ^ hier aber niit Will-
kUhr, und zeigt diels nicht klar, dals die Thä-
tigkeit der Organe und die Willkiihr zvfei
ganz verschiedene Sachen sind?
Der tneite Vorwurf, dals dadurch dem
Menschen die Freiheit und aUo auch die Mo-
ralität genommen werde » ist eben so wenig
gegründet* Denn die Organe bestimmen blos
die Anlagen^ keineswegs aber die Thätigkei-
ten der Handlungen selbst. Diese sind und
bleiben unserer Willkiihr überlassen, und es
hängt von uns ab, so gut wie b^i den äufsem
Organen unsers Körpers »^ diese Seelenorgan«
zu brauchen oder ^icht zu brauchen. Der Ua«
terschied ist blos^ dafs der, der irgend ein
ToraUglioh starkes Organ hat, mehr Geneigt*
heit habett wird die damit verbundene Thä«
tigkeit ftttSKuübtt^ und taehr Mal» ilic« Aus«
\ ■
- 144 -
bruche zu vcrhiadern^ als ein anderer, der
ditif» Organ schwach hat. — Uebflrdiefs ist ja
diel« an und für sich gar nichts neues, man
Terändere nur die Worte, und man wird fin«'
den^ dafs yrir uns dasselbe unter den guten
und bösen Anlagen und Neigungen das Men-
schen gedacht haben, was wir jetzt Oigane
nennen. Jedermann war iibersengt, daA dar
Mensch mit guten und bösen Anlagen gebo-
ren werde, dafs einzelne derselben bei man-
chen Menschen in einem vorzüglichen und £ut
unwiderstehlichen Grade vorhanden ^ejn, dab
daher schon bei Kindern in den ersten Jah-
ren ihres Lebens, von gleichen Eitern gebo-
ren, unter gleichen Umstünden erzogen, sich
oft sehr v<-:rj»chiedene und ausgezeichnete Nei-
gungen bliclirn lielsen. Bfan hat ja sogar
darauf schon lange Temperamen t&tugend und
TuaiprTaniCiUsIaster gegründet, die mehr auf
Hfichnung dor Organisation als der Freiheit
kamen; Ja was bezeichnet die Theologie un-
ter Erbsünde, Einwürkungen und Anfechtun-
gen des Teufels u, s. w. anders als solche
gUich^am gewaltsam wider unsem Willen und
btUrtk Winsen sich aufdringende Neigungen
l ÜAgiccnlen?
Dtsr Unterschied ist blos, dais diese An*
und Neigungen nach Galls Vocstellungs-
jewiisd Oigane gebunden sind. Der
Geist
I
Geist selbst bleibt frei* Ja es ist mit diesen
Gelstesorgftnen wie mit deh korperlich^y
durch ibrea Nichtgebrauch wird niobt blas
die Handlung unterdrüpkt, sondern selbst dem
Organe nach und nach seine Brauchbarkeit
genommen, so gut wie durch viele Uebung
ihm mehr Entwickelucg und Ausbildung ge-
geben werden kann; und so kann nach und
jiach durch moralische Kultur selbst die An-
lage vermindert werden. -— Daher h'ängt so
.viel von 'der Erziehung^ in den ersten • Jahren
des Lebens ab, wo solche Organe noch .im
Werden sind. In dieser Periode kann durch
* ■ - *
Unter^ückung ihi^er Thäcigkeit (sey sie auch
durch Gewalt un'd Strafen bewürkt) die £nt-
Wickelung . und gröfsere Ausbildung des Or-
gans gohemmty und für das ganze Leben her-
unter gestimmt werden^, so wie das von kör-
perlichen Organen bekannt genug ist, wenn
aie in der Jugend nicht geübt werden.
Ich geh^ nun zur speziellen Armendung
über. Sie kann sich entweder auf Beurthei«
lung der Gestalt (Physiognomik) , oder die
Denk- qnd Handlungsweise (Moralität), oder
den Unterricht und Erziehung, oder aufs recht-
liche Verfahren , oder aufs Heilen beziehen*
Und in jeder dieser Beziehungen entweder blos
aufs Allgemeine oder auf ein bestimmtes Ii|->
dividuum.
Joorn.XXI.B. 3> St. Yi
— I46 —
Und hier mufs ich im voraus «riimeni,
4Hj, so wen.'n; die ällgeni' ine Aawendiiiig>
Bach meiner Mainüng hachtheiliget hat, ich
doch die besondere ihdividuelle Anwendung
für viel zu früh^ ge^^^offfj ja wirklich unge"
■
recht und gefährlich hälfe* Ich habe tc^dh
oben gezeigt, wie viel noch fehle um mit
Tölhger Gewifsheit immer und in jedeni be*
toadero Individuum aus der iulsem Form
des Schädels auf die Form des Gehirbs und
seine Organe schliefsen zu könneä, wie viel
da die äufsem Umstände, Krankheiten, Vev-
letzuogen, Musktlbewegung Sviirken können,
and dafs demnach, Wenn man auch den Vor«
dersats der Lehre völlig zugiebt, diels noch
bei weitem nicht hinreicht, um auch die An-
wendung in besonderen Fällen immer mit Si-
cherheit zu machen. Die Regel der JNatur
kann, wie Gall sehr richtig sagt, wenn sie
wahr ist, nie eine Ausnahme erleiden; aber
die Erscheinung der Regel in der Aufsenwelt
kann auf mancherlei Weise verändert und mo-
diüdrt werden, wie uns jede Pflanze, jeder
Baum zeigt, deren Wuchs und Gestaltung g»-
wifs immer eine bestimmte Regel zum Grunde
bat, und doch wie mannigfaltig, wie abwei-
kana die nämliche Pflaiizenspecies in
VerachiiBdenen Individuen durch die
>fiUhger Ursachen gestaltet und dar-
^ 147 —
gestellt %erdeii? Wenü also audi die ScKi-
delbildiing id 9g Fälleisi genau i&it der fiehirn*
bildu&g äbierelikstiddint ^ so kann der tooste
Fäll leine Aushahinö, machen;, und, da wir
hichk zu ühterscheideh ietmöjgen, Welcher Von
den 9^ derauüuhißhnidnde ist, so ist noth«
wendig t^et UrthüU Über alle übrige üngevrÜs
tmd irrig;
J3aäu kömttt htin nöcb^ Jafs die Örga*
ne blos die Atiläge ^u irgend einiarS^len»
eigenscbaft setzeiii idbef hiebt die Eigen-
Schaft, die Thütigköit slslbsi Diese wird ejrst
durch den gei^tig^h Eiüflufs erweckt Und be-
stimmt. Wer t* Bi das Oiebsorgaii beträcht-
lich hat 9 der hat zwar thehr Neigung, zum
Stehleii als ein aüdeirel*, abei^ et ist deswegen
noch kein Dieb | äein irbiet moralisch |;ebll-
deter beist känii jdie Thitigkeit des Orgaiu
so unterdrücken I d&£i nicht allein dieAeuIse-
rung derselben, diö Handlung iei StehlenSi
unterbleibt f sondern das Organ selbst durch
mangeln dto Gebrauch zuletzt seia<!» Brauch-
barkeit verliert, #ie wir die£s äuicb bei ali>»
Imtu Organen sehen. Welcke tJngi;rechdg*
keit 'Würde es nun tejm*^ auf einen scjchei^
Mehsefaen, b'bs wegen dea Organs, den Ver-
dacht der Dieberei zu wer&n, da er vielmehr
unsere Ächtung in viel häherm Grade: ve»>
dient, als eineri der das Organ gar nicht hat^
K a
-148-
indem fein Geist einen weit hartem KampE
nöthig hatte 9 um den böjen Trieb zu untere
drücken und teine Tugend zu retten.
Endlich, was die individuelle AnwenAmg
noch mifslicher macht, ist die Schwierigkeit^
die Organe durchs G^'Fiiht zu entdecken« ^-
Galt selbst gesteht, daf« ihm nur sehr .wenige
bekannt waren, die diese GeschioklSchkeit
(die eine eigene Kultur der Finger TerLmgt)
erhalten hätten.
Anwendung auf Physiognomik.
Gewilj ist es, dafs im Allgemeinen, die
Schädelpbysiognomik, wenn sie siph- bestä-
tigte, ungleich mehr Sicherheit und Healitat
haben würde, als die Gesichtsphysiog&cttnik,
(die Lavaier bearbeitete), da jene bloa auf fe-
sten Theilen beruht, diese hingegen gröli-
tentheils nach weichen und yeränderliohen ur-
theilt* — - Erstere allein verdient den Namen
Physiognomik (Zeichenlehre der Natur, Anla-
ge, des Innern) in der Tbat^ letztere ist mehr
Pathognomik (Zeichenlehre der gewöhnlich-
sten Tbäti^keiten • und Leidenschaften des
Menschen, in so fem sich dieselben in den
Gesichtszügen ausdrücken,. und denselben nach
und nach eine bleibende Form, einen gewissen
Karakter, einprägen).
— i49 —
Ab« die phjsiogBomiscfae' Beurteilung
eiDselner Menschen kann naoli den oben an-
gegebenen Gründen jetzt nocb keinesw9gt
Statt finden. - %
Anwendung auf Erziehung»
£s würde der gröfste Mifsbraucli dieser
Lehre seyn^ wenn man sogar Ki^derkÖpfo
darnach beurtheilen, und ihre moralische ^nd
wissenschaftliche^ Behandlung nach ^en yet«
meintlichen organischen Anlagen ' einrichten
wolltel. —- Es könnte sehr unglückliche .Men-
schen machen.
Aber im Allgemeinen wird und mifg sie im«
mer dazu dienen, in der Erziehung von neuem
darauf aufmerksam zu machen, wie unend-
lich wfchtig es ist, bösei Neigungen recht ^Eriih*
zeitig zu unterdrücken, und gute zu erwecken
und tu befördern, indem auf diese .Weise
selbst die Entwickelung und Formation dctr zn
diesen Thätigkeiten gehörigen Organe entwe-
der befördert oder verhindert, und dadurck
in der Kindheif ihr Zustand fürs ganze Le-
ben bestimmt werden kann. — Eben «o sehr
kann sie dazu beitragen, eim ytVitr so «llge-
. meines^ und so nachtheiliges Vorurtheil auszu-
Totten, dafs m6n Kinder blos durdi Ueber-
zeugung und ErkenntnÜs der Gründe , kei-
nes we^ \aber durch blinden Glauben oder
\
- ! I
— iSo —
r-rdOfsuB bildm zniisse, da doch oina Hä^ng^
^;an^ 3 iicrs^'m Alter noch nicht b^griffeiii
oa i^rtn aar g«*tilaubt, «sok Menge Tagenden
1 ^.nc eta^»'sehen, sondern nur angewöhnt
aiechai.i ch n Fe tigk^it gebracht wer^
a -NJcnHOi und die böse Folge daraus ent*
dais indem man riie Zeit abwartet^ wq
.:? 3f^iitfen werden können, man darüber
.^e Zeit veraäumt, wo fie Fertigkeit und Na-
:ur wrrden können, und sie abdann ewig nur
^^i^ritf, aber nicht Natureigenthum bleiben.
l>te Galische Lehre hingegen zeigt, daCi die
Miechauiscbe Unterdrückung der Aenläenuigen
i'ioor bü^en Anlage (geschehe sie anch Mos
Jurcii äul^ere Strafen) indem sie die AnsbiU
ilqiig ihrer Organe hindert, eben ao wohl die
■t'urztrl dieser bösen Neigung serat&reni ab
iie l/ebung in guten Gewohnheiten und Gfer
liaiiken (sej sie auch in der Kindheit blos
uiri'haqisch bewiirkt,) indem sie die dasn ge«
lii»iiK*'n Urgane entwickelt, ausbildet, yer«
Aiätkr» auch wiirklich die Anlage sum Guten
in uus vermahrr^n kann. £s kann auf diese
»I tnhon in der er:>ten Kindheit ao wie
auch moralisch eine gute und/romar
• im Idenschrn gebildet werden, waa
ir sagen will, aU ein guies Kunsi*
durch unsere gr*wuanLche demon«
inlumgftweiae herrorgebracht wird.
Es Uefse sick hieFÜber noch, «eh^ fiel m*
gen» aber es wurde mich tu» we^ fuhren.
\ •
Anwendung, auf Moralitiu
Im Allgemeinen ist diese Lehre, recht yer« .
•ti^nden^ der wahren Mqralitat gewib eher Tor«
theilhait als nachtheilig. Sie läA^t ja den Geist,
'wie sehpn oben gezeigt worden, frei| i^mmt
aber seine Mitwüikuhg durch die Festsetzung
besimmter zum Bösen führender Anlaaen nm
so. mehr iq Anspruch, zeigt eben dadurch wie
nothwend'g moralische BUdupg di^elbefci sej,
um^ jene Änlag^^a beherrschen zu können/ und
erhöht dadurch den Werth der Moralitat im
Ganzen so wie im einzelnen, in so fern sie
diei Schwierigkeit jenes Kampfs be| star*
^ken qder schon atehr aqsgebildeten Anlagen ^
der Art anschaulidi^r macht. Sie zeigt zwari
dafs am Ende die Anlaaen durdi iiure'z»-
^sehr. ToUendete materiell« Bedingung ein sol-
ches Uebergewicht erhalten könnenj» da& sdb^t
der WiUa lie nicht mehr' beherrschen kaqn;
aber eben dadurch fiihrt sie auch zur Tole«
rans' und Nachsicht gegen solche mipralisch
nnyerbesaierliche Menschen, die wif nach die«
sei> Ansieht unraöelich hassen, sondern nur
ds unhiililbarej Kranke beklagen können. -^
Und was yion. vorzüglicher Wichtigkeit ist, 9x^
zeigt,^ einmall dab JEfziehung allein im Stands;
\ >
— i5ä —
s«^« Moralität als wahres iDneres Eigentiiam
Jes Measchen su begriinden, und svreiteiUy
ivie ganz unentbehrlicli bei fehlerhaften Orga-
nisationen der Einflufs höherer übersinnlicher
Motire, d. h. der Religiqn sey, welche allein
durch einen höhern Standpunkt jene mgßid*
sehen Antriebe zu überwinden nnd den Men-
schen, auch wider seinen Willen nnd vnder
seine Neigung, sum Guten zu bettunmen
yermag.
Ganz anders aber ist es, vrenn die Rede
von Anwendung der Galischen Lehre auf die
inJividuelle Beurtheilung der MoraUtai und
des Karakters einzelner Menschen ist. Hier-
gegen kann nicht genug gewarnt werden und
mau kann nicht oft genug den zum Richten
anderer so aufgelegten Menschen zurufen : der
i^oralische Werth eines Menschen ist nichtS|
was sich durch ein Paar Höcker am Kopfe be-
:iUmmen läfiit, und das Richten über die Mo-
laUtüt und den Karakter anderer überhaupt
i4t kein Geschäft für Menschen, die bekannt«
höh nicht einmal mit sich selbst und der
Htttitbeilnng ihrer eignen Moralität fertig wer^
iß^.klbmtn* — Wie leicht kann es gesche-
nian da einen schlechten Menschen
nd^ was noch unendlich .schlimmer
ijnten Menschen für schlecht hält!
^ JiSchste Triumph der Tugend,
— i53 —
der. Mensch mit entschieden herrortrAtenden
Anlagen zu dem oder jenem Bösen, der nach
manchem schweren Kampf ^ dieselben 'fiber-
wandy und sein Gemüth 2ur Reinheit und Tu«
gend erhobt' wird uns (da die Tugend be*
kanntlich nicht auf die Knochen würkt) im«
mer nock al| ein bösartiger gefahrlicher Mensch
erscheinen I und hingegen der, der keiij^ Or«
gane cum Bösen hat, und dessen Tugend foa
Seiten der VerdienstHohkeit betraclitet gat
nicht. den Namen Tugend Terdient, wie ein
Enget des Liohta neben ihm da stehen«
Anwendung auf die Mechuwüsenseha/L
. Im Allgemeinen ist sie sehr bedentei^d.'
Nehmen wir nämlich Organe als Bedingungen
der' Seelenthätigkeiten an , so wird swar auf
der einen Seite die Straflmrkeit solcher Ver-
brecher, die sehr überwiegende Organe ha-
ben, vermindert, aber ihre Gefährlichkeit wird
vermehrt« Die Verbrecher treten in die Raihe.
der Kranken, nnd die Strafen in die Reihe
der Heilmittel« Be| einem noch keiibaren
Zustande werden Strafen, Beschäftigung^ mo«
ralische Bearbeitung als Bestdrangsmittel an-
geweDidetj- Bei einem unheilbaren Verbrecher,
wo trots aller dieser Mittel der böse Trieb
immer wieder thätig wird,^ muft- angenommen
weiden^ daüi das Qrgan* eine fiberwiegende
*r l54 -
nad dnrcfi die Willkfihr nicht mehr benringf^
bare Herrschaft (wie bei einem Wahnsinnigen)
ei halten hat, und hier bleibt nichta anders
Qbrig, als d:e Trennung des scha'Üiaften GUe?
des Ton dem Körper, damit es demselben nicht
schaden oder gar ihn anstecken möge. - Dieia
Trennung roufs dann entweder dur^>i• lebenswifr
rig»f Absonderung, oder, da dieselbe die M(igr
ticbkeit des üntlauf^ens nie anfhebt, da ein sd-
chei Mensch selbst seinen Mitkameraden dorch
seinen Umgang gePährlich wird, und da ein
nutzloses und kninmoryoUes Leben demNidit«
leben gleich kommt, durch den Tod M|die«
ben. Ein solcher Mensch mudi, naob dein
seiir richtigen M^^^^^®'^. Ausdmokey nuaga-.
rottet werden aus seinem Volke, nicht nr.
Strafe, sondern aus demselben Grunde, war*
um der Arzr ein eans unheilbares und dem
Ganien Gefahr drohendes Glied absiüiiieidet
-r Statt also^ wio man geglaubt hat^ dals.
diese Lehre die Justiz zu nachsichtig machei^
sollte, wird sie sie yielmclir noch strenger ma«
cheni zw^r. nicht zur Bestrafung, sondern ans
der Ueberzeugungy dnls einem solchen Un«
glücklichen auf keine andere Weise au belfian
und das Wohl des Ganzen auf keina andefi
\^eise zu sichern sey.
Aber es versteht sich wohl^ dals hierbei
VifH der Anwendung der O/gai^enlebra im
voll i|iref* Anwendung %n£ besondere |^l|^
nnd IndiWdn^n. Def I^ichte^ darf auch bi^r,
$o yfie iminer/^urauf Handlu|igen, niß auf
die innere Moralitit derselben sehen« sie mam
nui| geistig durch Anl||gefi oder körperlich
dnrch Orgtqe begründet aeyn, das |;ilc hier
gleibb. £r kann zwar aus lange fortgeseUteii
nnd trots ailep Gegen mi^el immer lyi^d^«
kebirenden Ausbiiichen böser Triebe anf einfi
materiell sehr stark und unheilbar begriln«
dete Anlag[e da^a schliefsen, aber er darf die^
sen Schlu£^ niclit aus der Betastung des Schä-
dels ableiten , worüber ich mich auf die oben
gezeigte Ungf^Mriftiheit dieses, Urtheili^ im In-
dividuellen und fiuf die bei der moralischei^
Beurtheilung des Einzelnen gezeigten Schvri6-s
, rigLeiten besiehe.
Passelbe gilt Yon der gerichtlichen M^
dizin. Noch ist die Orgai^enlebre i^ der An?
Wendung' lange nicht so weit gediehen, un4
kann es auch nach meiner Ueberzeiigung nie
werden, um daraus Griiade für 4i6 ifldiv^«!!
dnelle n^ebrer^ oder mindere fiitrafbarkeit ;i^a
nehmeni und wäre es auch, so würde ja« wie
/ '
oben gezeigt 'Wprdeni durch starke Organa
des Bösen zwar die moralische Strafbarkeit
venniqdertf aber die politische Sirafbarkeit (in
Beziehung auf die Gefabr für ^%s g/dm.^aß
— l56 —
Wohl) in demselben Verhältnisse erhöht, und
es würde also der richterliche Ansapra eh da«
durch keine wesentliche Veiänderung erleiden.
Anwendung auf die Heilkunsi^
So hoch ich dexl Werth dieser neneii Eni«
deckungen für die Erweiterung unaerer me-
diiinischen Erkenntnils ansehoi so wenig kann
ich bis jetst mich yon der Nutzbarkeit einer
praktischen Anwendung derselben Qbersengea«
• Das einzige, wo sie uns nutilicb seyn
konnten, ist die Diagnostik und Ph>gnostik
bei Gemiithskrankheiten. Wir könnea ine näm-
lich als Hiilbzeichen benutzen, um demadi
in manchen Fällen mit mehrerer Währschein«
lichkeit den Sitz der besonders leidenden iSee-
lenthätigkeit bestimmen, und die Möglichkeit
,der Heilung beurtheilen zu können, je nach«
dem nämlich die Organe stärker oder adiwa-
eher vorhanden sind*
Aber zur Heilung scheint mir datans we^
nigstens keine neue und wesentliche Hiilfs-
quelle hervorzugehen« Denn dafs man bei
einem exaltirten und anomalischen Zustande
*
einer oder aller Seelenthätigkeiten im Wahn«
sinne oder Fieber, das AuFgiefsen und Auf-
schlagen von kaltem Wasser und örtliche Blut«
ausleerungen anzuwenden habe, dals man bei
Untlifitigkeit dieser Orglane reizende Mittel
-*^ 157 -^
•N
au£ den Kopf 9 und bei Unthatigkeit Sn&eret
Nerven.^ z* E. der Genitalieh , auf das Ruck-;
grat gebk'auchen miisse^ diefs wuIsten und thar
ten wir «schon ^ durch unsere bisherige Kennt«
ntsse-Ton den Verrichtungen, des Gehirns^und
der 'Nerren geleitet. "-^ Das einzige, was uns
Galls Lehre hierbei nutzen könnte , wäre die
genauere LocaUtätsbesfiminung der Anwen«
dang der Mittel bei dem vorzüglichen L^den^
^ioes oder des andern Organs, und gerade
hier kann ich mir leeinen if esentlidieii Vor-
theil denken; denn w^^der Jie Wiirkung der
Mittel, noch die Ortsbestimmung d^ Organe
sind so begränzt, dals man hierbei eine so
bestimmte Looalbenutzung als möglich; oder
vorzüglich hülfreich annehmen könnte. Dedn
gewils wiirkt der Gebrauch blütausleerender
Mittel oder die Kalte nicht blos auf 6\h
Stelle der Anwendung, sondern auf den gan« .
zen Kopf; und man kann versichert seyn, da(s
wenn das ganze Gehirn durch Blutentziehung
oder Abkühlung herabgestimmt wird, auch
das einzelne Organ, worauf wir wirken wollen,
mit herabgestimmt, und wenn das gatize Ge*
hirn durch reizende Applicaticnen ei'regt wird,
auch das einzelne Organ mit erregt werden
wird. — Im Gegentheil wäre es, wenn so viel
auf bestimmte Anwendung genau und ^uf das
leidende Organ ankäme, eine sehr mifsliche
Smk^'f ieam dm dieielbcfi bekünclidi gvaidtt
fto besrimiute G
bab
«D
und an man*
dMB Orten sebr nabe init andwn Orgfues
»•«aiinensto&en« ^le sich nicht in demselbati
Zasranie einer anoJBUiliftch«n TUtigbjttt be-
finil#»n, io könnte ja das Mittel, waa den
leidenden Organe niulicb wire, den benach-
barten hiebt leidenden schädlich werden. Weit
passender werden daher wie bisher die Stel-
len zur örtlicben BlätaaUeeröng dm l^ihlt^
WO die Bla^efiilae des inimm Kcpfii sieh in
groise StamiDe yereinigen oder besosdcta mit
den ätt&erii GefiUaen »iiiammefi%tofsnii
K
»' *
x5$ —
j
'.■ 1
m.
,►.,-.-. •
P r e i s a tii f ^ ä b^ ♦
* ■ , . -'. • ■> ■ ,
. dts
königl* Preuis^ Ober^-tioile^iunl taedicum
die
Aiisteckühgis^eise des gelb en tleban
betreffend.
^ \ •
» ,
Uä es die jßrfahran^ iu^et Z weifet gesetzt
hat; dafs das gelbe Fiebef zu debjeüigeh Krank« '
heiteii gehöret, wdche sich votl deii dimit
befaUeUen Menschen auf Gesunde durch di6
Ansteckung übertt'ageiii 86 i&t mad; beriichti*
göt anzunehmen:
däfs ein eigener Ansteckun^sstoff dabc^i ent-
wickelt werde, welcheir die Üirsaöhe der
Fortpflanzung dieser Rraifikheii elitiläI^
Es ist jedoch liöch keiüeswege« auf eine
'geHanthttendd Art erwiescoi Wordanj» auf iirel«
— i6o —
che Wcis8 dieser AnsteC/cujgsstoff sich fort-
p.-anzty ucd ob sich derselbe ledlgiicdi darcb
die unsi'XXelhäTe BerfihniDg der Krinku mit-
tbeile? oder ob selbiger auch durch die At-
m->sp'j Ire sick fortpfluize? oder endlich, ob^
wie bei der Pest und andera Seucüien, der
AnsteckuDgistoff sich an leblose Substanien
anhinze cnd denselben so anklebe, "dafs dss
Berühren solcher damit imprägnirten Sobstaii*
len die Ansteckimg dieser Krankheit sra be-
wirken im Stande sey? Da aber die snrerlür
sige Eatscheidnng dieser letzten Frage von
m
der grüisten Wichtigkeit ist, indem davon
die ZOT Anwendung jenes Uebels lu ergrei-
fenden Polizeimaalaregeln y so wie die Ein-
schränkungen« welche der Handel deshalb er-
leiden ciuls, abhängen; da ferner die Anf-
liu^rksainlvC^t der Aerste, welche Gelegenheit
gehabt ]t:ibc:2, diese Krankheit su beobachten^
noch nicht hinlänglich auf diesen Gegenstand
geleitet worden ist, so haben Seine Majestäl
Jffr Koui^ von Preussen Dero Ob^r-Collegio
Medico et Sanitatis den Befehl ertheilet, durch
dl«) Aufgabe folgender Preisfragen die Aerzte,
wolt'hj Gelegenheit gehabt haben, oder noch
hubiin werde.i, eine Epidemie des gelbeq Fie«^
^ers SU bc^obachten, aufzufordern, durcdi ge-
llt aiigi'Mellro Versuche und Beobachtongen
uiOM Gegenstand völlig aufsuklüren. ^
l5eni-
i^ i6i —
Demloach legt gedachtes Ober» Coli egiüQt
Me^icüm et Sanitatis allen durch ihre ätt»
fsere Lsge dazu geeigneten Sacbferständigea
folgende Fragen öffentl ch vor^ und ladet sie
hierduich zur genauen Beantwortung dersel«
b.
en.ein.
1/ Ist man durch Erfahrungen^' weleÜe auf
iittbezweifelten"That^acben beruhen, ' berech-
tiget, mit Gewilsheit ans^unchmen : dats der
Ansteekungsstoff des gelben Fiebers sich- aa
leblose Substanzen anhänge, Ton diesen, ohne
sein Ansteckungi>yermögt;a zu verlieren, anf^
genommen werde 9 und zwar auf eine solche
Weise ^ dafs bei dem Berühren dieser inficir«
ten Substanzen derselbe sich ^uf gesunde,, an«
derweitig nicht angeleckte Pei'sonen tiber^
trage j und dadurch in der Entfernung das
gelbe Fieber hervorbringe?
II. In dem Falle ^ wo man die Möglich-
keit einer solchen Ansteckung aanimmt, ^agt
sich: worin die Tbati^achen, Versnche und
darauf gebauete Erfahrungen bestt^hen, weiche
diese Meinung wahrscheinlich od^^t, völlig gcH
wifs machen? In dem entgegpng<)s'etcten Pälia
miissen die Beweise für die au^gcbtellte Mej[-
nung auf gleiche Wfdse gniuhrt werden»
III. Kann man mit Wahrscheinlichkeit
annehmen, oder beweisen, dafs der An^tek*
ku! gsstofiF de$ geloen Fiebers ein Pioduct die*
Joum. XXI. B. 3. Sil l,
^ l62 ^
ler Krankheit tey, und in ein«r oder dw ai-
dem der thieiischen Ezcretioaen allein od«
Tonüfflich enthalten sey, und in welcher?
IV. Hat man bereits einige. Kenntaifi
der chemischen Beschaffenheit dieaea Stoffii^
und kann man, darauf gestützt, aolche cfas*
mische Gegengifte anwenden, welcha dieses
Stoff entweder minder wirksam an maoh«^
oder yöilig au aerstoren vermSgeo ? oder giebt
es andere Verwahrungsmittel dagegen? wel-
che sind jene oder diese ? hat man aich eini-
ger derselben bereit« mit einem nnbeaweiiel-
ten Nutzen bedient? wie muls bei der An*
Wendung derselben genau verfahren werden,
um Substanzen y welche den Stoff dea gelben
Fiebers enthalten, röUig davon und ao zu be-
freien 9 dais sie durch dieses Verfahren put
unschädlich werden?
V. Wie lange behält dieser Stoff sein
verderbliches Vermögen bei, die Ansteckuog
zu verbreiten y und wie lange und die damit
imprägnirten verschiedenen Substanzen Bangt
solchen unverändert zu erhalten und die Krank
heit zu verbreiten?
VL Findet unter den leblosen Substaa-
zen ein Unterschied, in Rucksicht ihrer Fä-
higkeit) den Ansteckungsstoff des gelben Fie-
bers leichter oder schwerer aufzunehmen, und
fere ödere kürzere Zeit unverändAt zu
^ i63 >-
/
erhalteD/ «tutt? Giebt jet^ daher yöllig mfiitak^
kungsiinf^gey und dtgdgtfn t^ttth: TorsOglioK
gifcfangende Waaren^ und welcli^ ftind dies^?
(Hier wünscht man eio» tabdliarisciie Heber«
aidbt ier vorsiigliohsten Kaufinan|i$wBaren,
nach Mafsgaba. ihrer notpnaebeiib uniü ieiw
schiedenen gift&ngenden Eigenachalten)- za er»
halten)« • . . :, . j r...\:
VII. Ist diejenige Krankheit» weiche in
l^ord - Amerika, im südlichen Theile voa Spa*
9ien und in Lirorno unter dem Namen des
gelben Fiebers geherrscht :liat^:.übe$aU. eine
und dieselbe' Krankheit/'gewdsiyi^yV'Odär^'IiaC
man nach Verschiedenheit 4er i damit^be^dle»
nen Gegenden , in Hinsicht' der Entstehung,
der Zufalle und des Verlaufs, der Tödiüch-
keit und Ansteckungsfähigkeit dieses' Uebels
^tix Unterschied beobachtet? Worin hat <fi^
ser bestanden, un4 wodurch . wird diese ^Ba*.
hauptung begründet? ' • : ••
VUL Ist endlich das gelbe Fieber eine
endemische Krankheit der Seeufer 9 oder;iiat
man es in einer bedeutenden EatfernuiDg. der
Küste beobachtet, und yjsrhült sieh diesit Krank-
heit mittjCA auf dem festeii Lande ebisn so als
an den Ufern des Meeres?.- ^ -
Für die vollständigste, und. gründlichste
' Beantwortung dieser Fragen, wenn selbige auf./
angestellten Versuchen und niibezweiEeiten fir*
La
■Hb »^*" ■■■r
Ton Rinhmdwt, Stack iraUwücbtiigen^
i '
Dte Beantiüwmiigen MÜbli^, / irAAe li«
MiliekfMUslu^eiMii ia lateiimdMBrt dantscb«
M», #o#d€«t luuir -der An&äirifti dr^vr.
.^ ;Att. do KJbugBdie Ob«r GolhjgisiB' JUe-
.<... »ÜÜBam et- SaciitaÜi ta Beffita, >#i*r dn <
v-^ i; Juaar 1^7 raigetohickt» '
Die qiiter einkoinnieiideii Abhaiadiaigeii kfiih
ntti nicht mit cö&oiinireii« - *
' Die Yeifasser werden enncJkt» «ifdi nidit
IA nennen^ sondern ihren Nammii, Gktraicter
nnd Wohnort in einem versiegelten. Zettei,
IDit einer auswendig angebtachten pe?iaa m
Terseic^en , welche Devise ebenfidia nnf 4ah
Abhandlung gesetst werden mnis* / ^
Das Ober- CoDeginm Mediottm . et^ Sani-
tatis wird sammtliche ybr dem i. Jannnr 1(607
einlaufende Beantwortungen cfcigor Fragen ge»
nau und unparUieiisch prüfen ^ der voUstfai*
1 ♦
— i6S
» »
digste» änd »uf die unbeawetfeJtstaii ümtsa-
eben -gegründeten den ersten Preis 9 so wie
der diesen Forderungen am nächsten kom*
menden das Accessit unfehlbar zuerkennen;
dagegen die Versiege) ten Zettel ^ die den Na«
man der übrigen Conourrehten enthalte^ un-
erofnet Verbrennen«
Berlin^ den 17. April i895«>
Königlich' Preußisches Qher-^Collegium Me^
[dicum et Saniiaiis.-
1 1
.«
-^ i66 —
mmt^
IV.
Erinnerung
an dia
Surrogate der China beim Wechaelfieber
und
bei dieser Gelegenheit Überhaupt
an
woblff^ilere Arzneimittel
JVJ eine Absicht ist, bei der ungeheuren und
noch SmniAr mehr steigenden Thennbig der
Chiniy meine Herren Collegenf besonders die
Jüngern, auf einige Mittel aufmerksam sa nu-
ohmif die einheimisch und wohlteil sind, und
na in rieten Fällen rc^'Ug, in man-
^stens sum Theil, ersetien können.
grolse Pflicht eines jeden, tbcik
taatf der jährlich durch den Ycr-
.*•
brauch der China mehrere Milliopen Thaler
yerliert, tbeils gegen den Armen, der es nicht
bezahlen kann und auch dein Staate mit die-:
^er Ausgabe zur hä%t füllt , noch mehr aber
gegen den verschämten -Armen, der zwar,
«
so lange er gefund ist und arbeiten kann,
sein Auskommen hat, al^er, sobald Krankheit
eintritt, wahren Mangel erleidet, und eben
deswegen am meisten zu beklagen ist, weil
er nicht öffentlich als Armer gekannt ist, noch
dafür gekannt seya will.
Die in diesem Jahre so allgemein herr-
schenden Weehselfieber veranlassen mich vor-
»iigUcb von den Mitteln, welche die China
in dieser Krankheit ersetzen können, zu re-
den. Die Erfahrung hat von neuem den ei-
nige Zeit angefochtenen Satz entschieden,
dals zur sicheren lleilung dieser Krankheit der
Gebrauch der China in Substanz das grofste
und schnellste Heilmittel ist, und dafs die
flüchtigen Reizmittel sie durchaus nicht ver-
drängen können. Es kommt also alles darauE
an die einheimischen, fixen (permanent rei- .
senden) stärkenden Mittel aufzufinden, die ihr
am nächsten kommen. Unter allen sind nach
meiäen Erfahrungen der Cort. Hipp^castani
und nach ihm der Cort. Salic. fragil, die
ihrer Natur am nächsten kommenden. Man
lasse den Cöri. Hippocast. frisch und äulserst
fein dnrcb« Hutsi^. pUreta^ fll^vl)v;«ft'
und in k^doep Gabeii, x. E. aU» &uvdeif t»
Grau H>U 3 Ginn. Putv, aromai. oder um es
wohlfeiler su ma^MU Harl. Zingiber. und
rieht» e» so ein, daß der Kranke in der &g-
berfreien Z<Ht wani^tens eine halbe Cnze
' Tcnahit, so wird äun ia den meisten Fällen
seibi.-l) Zwack dw M^» oder weni^^stens dm
s#eitemal erroioheiil.'Ist da« Uebel baitoäcki^,
4ö Tetmiihre mAn die öabe des Mittels (mit
' TethihDÜsäiAf>ig(H- yermehrung dea aromati-
fCheo !&UMUes) bis au i Ußze in der üebet-
freiqn-2üit, und gsbe eine Stunde yor dem
Paroiytmas i Gran Opium, so wird maa'
- seib&t '6^. bactoäckige Fieber damit dämpfoa
Löpaea. ' Beiohwert dai Pulver dea Mageo,
■o eetie man xti jeder Ootis etwas Spiritm
Vini oder Etsent, Absmih. oder bei Wohl»
habenden Wein, erregt es JErbreölf^i!^ .ond
Purgiren , an. jeder Dosis i Troplen Xoi^rffi*
num lüfuidun. Wird das Fieber auph .inil
diese Weise noch nicht gehoben (^rotniugii-
aeut, dafs nicht etwa entfernte lÜTiaaehrä^
Cruditätea in den ecaten Wegen', lY'^iiiiari
VerstopfuJQgen der Eingevreide, organiach« ?«fc>
ler, oder allgämein^ Krankheiten, a. , fi, haU-
seifche, nnterdriiokte Haotaussi^U^e , , GÜabt
etc. das Fieber unterhalten, worüber ; Ich.' aaE
mein System der prahtiiobea JSeäiUafy Vjy-
_ i69 .-
weise) so kann man das Mittel durch ein eben-
falls einheiraischös, die Flor. SaL amtnuru
martial. aurserordentlich verstärken) wenn
man auf i Unze der. Rinde f Drachme bis a
Scrupel mischt» Ist ai^ch diefs unznreichend,
dann erhöhe man dia Wirksamkeit durch ei-
nen Zusatz von dem 3ten Theile gutei^ China-
rinde oder Angusturarinde, oder Core.'regius,
wobei man doöh immer noch den Yortheil hat,
zwei Drittheil zu ersparent
Aufser dieseh verdienen auch nokih Cörf.
QuerCj Fraxin.j Rad* et Ptor. Arnic.^ Rai,. ■
Gentiaiu rub^j Flor. Cham, rom* in Substanz
Rad. TormentilL et Bistort.^ Caryophyllat.y
Calam. arom., HeleniL^ Hb. et Extract. Tri'
fol.fibr.^ Millefohj Absinth.^ Alaun 9 Vitriol-
säure, Salniiak, Spiesghfsschwcfel, auch der
Tischlerleim nach Gaulieris Sitethode, alles
einheimische und wohlfeile Mittel, die j;rofste
Empfehlung zur Kur deir Wechselfieber« Si^
werden in manchen Fällen helfen, wenn di^
erstgenannten üicht helfen, weil es auph bei
dieser Krankheitsform qualitatw, d. h« tpei-
/. cifische Verschiedenheiten giebt , die aich auf
das Individuelle beziehen, und bev?ürken, dsS$
das dem 6rade nach schv?ächere Mittel mehr
thut, als das stäikere, daher der Wechsel od^
die Verbindung mehrerer mit einander bei
hartnäckigen Fallen die Wirksamkeit unge-
mein erhöht*
— 170 —
Vorzüglich versaame min inr Verhütuig
der Recidive oder der Nachkranklieiten im
Nacbgebrauch dieser Mittel nicht, und die
beite Regel bleibt hier immer: Je hartnicki-
ger das Uebel war, und je längere Zeit man
nöti'iig hatte, um den Fiebecmnfall xa nnter-
drii ken, desto langer müssen ancdi die näm-
lichen Mittel noch nachher fortgesetzt wer-
dn; dt-^innaclj bei einem Fieber, was nnr 8
Tage gedauert hatte, nur 8 Tage Nachge*
brauch, bei i4tSg'gcr Dauer auch i4 Tage
Nacbgebrauch, doch in allmählig abnelunen-
der Gabe.
Ich fiige noch einige Bemerkungen bei,
die die' wohlfeilere Einrichtung der Medisin
iiberhaupt betreffen, ein Gegenstand, der fiir
den Staat und für Erleichterung der armen
Kranken von der äufsersten Wichtigkeit ist^
und den doch yiele Aerzte nicht zu kennen
oder nicht zu würdigea scheinen. Ich glaube
darüber ein Wort sagen zu dürfen, da ich za
Jona 8 ^Tahre gemeinschaftlich mit Herrn Geh.
m
Rath Loder und Herrn Professor Succow das
Clinicum dlrigirte, wo wir mit 5 bis 6oo Tha-
ler jährlich die Arzneien Für 5 bis 6oo Kranke
bestreiten mufsten, und ich auf diese Er£aliru|i*
gen gestützt, mit Gewilsheit behaujpten kann,
dafs man wenigstens in zwei Drittheilen aller
Krankon die ausländischen Arzneimittel durch
' \
— 171 —
ioländiftche vollkommen ersetzen kann. Die
Kunst zu sparen bezieht sich theils auf das
Mateiiale, theils-auf die Fbrm der ArzneimitteL
In Absicht des Materials wähle man im*
mer, wo nicht augenscheinUche grolse Ge-
fahr die Anwendung des stärksten Hülfsmit*
tels auf der Stelle federt, statt der ausländi-
schen die stellvertretenden inländischen Mit-
tel; statt der China die oben genannten Sur-
rogate, statt der Quassia, die Gentiana\ das
Absinthium, Tri f ah ßbr,^ statt der Columhö
die nämlichen Mittel mit etwas Söhleim ver-
*setzt; statt der Sassaparüla die Mad. Barda^
nae oder Lapathi ac. oder Caric. arenar.f statt^
Serpencarzüj Zimmt und anderen ausländischen
Gewürze, den Kampfer (der we^n ^der ge-
ringen Dosis zu den wohlfeilen gerechnet wer-
den kann), Valeriana, Ingwer, Kalmus, Altm^,
Senf, Fehchelsaameii, Pfeffermünse, Thy-
mian, Marum verum, und wenn man ihre Reiz-
kraft im stjhrksten Grade habön will , eüoige
Tropfen des ätherischen Oels dieser Pflan-
zen. — Die beste Anleitung dazn findet man
in Herrn Prof. ,Succow klinischer Pharmacp^
^ poee. Jena 1805.
In Absicht der Form^ wähle man, wo es
immer mSglich ist die Puli^erform , tind bei
Armen ,' deren Magen schwöre Kost zu ver-
dauen gewohnt und deren Gaumen nicht ver-
-* l'JZ — . /
I
wohnt ist,, ist die£« fdst immer, wenige Falb
der äuTseriten Magenschwäche ausgenommen^
mSglich. Man gewinnt dadurch aulierordenu
lieh viel fiir die Ersparung, einmal weil man
nur etwa den yiertea . Theil der Substani
braucht, die man im Decoct nöthig hat, wel-
ches bei der China und äholiehen theuren Mit-
teln schon yiel tagen will; zweitens weil man
die Kosten des Abkochens und des zur Auf-
bewahrung nöthigen Glases erspart» Ueber-
diefü gewinnt man unglaublich an der Wirk*
samkeit d(*r Mittel, dena nur in Substsana hat
man dasselbe gana und in seiner ToBen Kraft,
wie sich diefs am besten bei W.e<duel£ie-
bern zeigt, wo sie in keiner Form das lei-
stet, was sie in Pulver thut. Nur sorge man
dafür, dafs die Mittel irisch gepulvert Imd
recht zu Staub verwandelt werden, und setze
bei schwachem Magen etwas Gewürchaftes
oder Flüchtiges hinzu zur Verbesserung das
Geschmacks, Zucker, Rad. Liquir. Sem. Foe-
nic^ •— Bei Salzen hat die Pulverform noch
weniger anstofsendes^ da sie sich sogleich im
Wasser auflösen.
Statt der Decocte und Infusionen ver*
schreibe man dem Kranken die geschnittenen
Kräuter und Wurzeln selbst als Speoies, nm
sie. selbst als Thee aufzubrühen oder zu ko-
ly und wenn Zqsätze z» £• Liqucrr. anod.
- .73 -
LattJanum, Kampfaer oder andere Pulrer Bio«
thig sind, so gebe man diese ihm besonders^
um sie zu dem Thee bei jedesfiaatigein' Ge-
brauch hinzusutroptlen oder einzurühren«
Staat der immer kostban^m äestilUn^g
fVasser.ßehe man dem Kranken die Kräuter
selbst um sich einen Thee davon zu bereiten»
z. B. statt j4qu. Plotn Samlu Fpenic. eic. die
Flor. Samb» r Sem. Paenic selbst. Statt der
theuren Syrupe^ die ohnedem bei Unterlas«*
sung der Decocte w'egG^lIen, Syrup* commun.
— Succ* Lu/uiritm
Die Pillenform ^ die theuerste von atteiiy-
mufs mögiieh&t ganz vermieden werden*
Selbst wenn, wie zuweilen, es unumgang*
lieh nothig ist, ausländische uod theure Sub-
stanzen au yerordneni kann man durch die
Forin der Anwendung yiei Ersparuog ipa«
ishen. Ich will die China zum, Beispiel neh-^
meni die immer das oberste zWer fixen Rpbo»
rantien bleibt und also nie ganz zu entbehren
seyn wird. Die - erste Regel bleibt immer ;
^ Man gebe sie, wo es nur immer möglich i^t^
in frisch bereiteten recht in Staub verwandele
ten Pulvern*, und öfterer aber sehr. wtoig (nur
- 6 bis lo Gran) auf einmal mit etwas Gewürz.'
pä* erspart man schon den 'vierteil Theil ge-
gen ein lofusum oder Dococtum. Oder man
versetze sie mit der Hälfte oder \ eben so to*
- 174 —
TtiMetmm PuIp. Cowi^ HifpocmUm SmUc^ mnA
iiuDÜcbeii Rtiidea. — Vertragt iler Kranke
sie auch so'iiidit~, so laue man ein Decoec
Tor Cori, Hippocasim, Atnic* Caüun. ar» und
cUrgl. bereiten 9 nnd setse an 8 Unzen Co£a-
iur 1 oder i^ Drachme Chinapulrer in Snh-
atanz, — rieht znin lofundiren^ wobei man
noch die Hälfte erspart.
Auf diese Weise w«rd man die niediaini*
ach3 Hülfe fir.den armem Theil der Man-
schea nnendL'ch wohileiler und dadnich afl-
gpmeiner und wohltfaätiger machen. Denn die
Kosten der Kor in den Apotheken hahtm jetzt
nicht blos durch die Theurung der Mittel»
sondern noch mehr durch die Thennuig der
Verordnungen und Unacbtaamkeit dar Aeizte
auf Erspamog eine ao enorme Höh« earakht»
daf» die Kur manchen Tag mehiere Thaler in
der Apotheke kostet; und dali man von einer
dreiwöchentlichen Krankheit einet Raehnnng
Ton 6o, loo Thatern erhalten ^ kann, wovon
dann die natürliche Folge ist, dals ?iele Men-
schen die Hülfe gar nicht benntaen, die ihnen
doch so nahe liegt, und die ihnen bei der ed*
len UneigeDnützigkeit Tieler Aerste TOn die»
ser Seite gar nichts kosten würde , nnd dals
m. jeher, indem er sein Leben erhalt , die
Mittel zu dessen Erhaltung auf lai^e Zait
Tcrliett
Man w«nde nioht em, dafs der Kranke
durch die schnellere Kur, die ihw^ das theuere
Mittel Eüewürkt, durch die Zeit das wieder
gewinlle, was ihm das Mittel mehr kostet.
Denn erstens will ich beweisen, dafs eewils
wenigstens bei der Hälfte der Kranken ein
einheimisches Mittel eben so schnell geholfen
haben wurde^ und zweitens, ist es jt Pflicht des
Staatsbürgers nicht blos auf den Vortheil des Ein-
zelnen, sondern auf dei^ des Ganzen zu sehen,
der immer auch wieder dem: einzelnen za gute
kpmmt. Diefs geschieht, wenn man die Geld-
summen, die für ausländische Waaren aus
dem Lande gehen^ dem Staate erhält, und da
kann i Groscheii Erspamng ton einem Re-
zepte, wenn es täglich uad bei Hu|iderttau-
senden, geschieht , am Ende des Jahrs einen
Gewinn von Millionen für den Staat geben.
Ich glaube daher ji es sollte sicfas jeder
Arzt zum unverletzlichen Gesetz machen, wenn
zwei Mittel) ein einheimisches und ein auslan-
discheS) sich gleich in der Wirkung verhalten,
allemal das einheimische zu wählen.
— 176 —
< V.
Empfehlung
dea
Driburger Gesundbrunnen«.
Jlch bin es als Arzt und Patriot AchüMigf
meine Mitbürger auf einen Gesandbrannen
aufmerksam zu machen/ der es schon seinei
innem Gehaltt wegen, nun aber als Landes-
product doppelt verdient. — Es ist der Heil-
quell zu Driburg im Fürstenthum Pad^-rborn.
— Schon seit 20 Jahren habe ich seine gro-
fsen Kräfte gekannt und benutzt, und er steht
sowohl nach chemischen Untersuchungen als
nach meinen und anderer Aerzte ErtahniogHU
an Lebenden, nächi^t dem Pjrrmonter Wasser
oben an in der Reihe aller bekannten eisen«
■
'igen kohlensauren Mineralwasser.
In Absicht seiner chemischen Bestandtheile
cn^-
— 177 —
enthalt diAs^s Mineralwasser einen reichen An-
thcii Köhliusame un/l Eisen, urd aursVrdim
Salzsäure und kohLnaure Bittercide^ schwe-
felsaures Nafnim etc.
Was also die rorzüglicfasten fiestandüieile^-
die geistigen iin'l eivenhaltigen betrifty ist es
unter allen Gesundbrunnen das stärkste^ und
nur allein mit dem Pyrraonter an 'der Quelle
zu vergleichen; in der Katfernung a'^er scheine
es denselben noch zu übertreffen» da der Oeist
darin fester gebunden zu seyn« und es durch *a
Verfahren weniger zu verlieren scheintr Darin
aber unterscheidet es sich wesentlich vom Pyr-
monter, dals es mehr feine salnische Theil«
enthält, woher es dann kommt, dafs ^ au«
fser den stärkenden, noch auilösende und'er^
öfnende Kräfte besitzt, und daher solchem
Persoaen, die nüohst der Schwäche auch ali»
Verstopfungen leiden, besser' btfkonftiiufl ■■
Folgende^ Vergleiohungstlibene wird- das
Gesagte noch mehr ins Licht setzen.
■ . • • I ■ ■ .
Nech lf^>estrumbs Untersuchung qnthälts ;;i
I Pfund Driburger
Pyrmonter Wau9r^'^
Kohlen <auro8 Kiaen ' 1^**^
/^
Gw«u
GUuhersdln 1^75^9
5i"(j.
*-■•«
Birtertalj o^^
6A
^1
feieiiu ^ fo^}
9i
1
Kociiiftlzsaurs Butererde -/^'^
k
•ji^.»
— Kdlktfrdo ./^
^. JU,
•
Jftrfra.lULI.P. S.St.
M
■- 178 -^
. i Pfand Dnhurgtr
Pjrmonur Waumr^
KocHmIs - ^
x\ Gran.
lUhlenfattre Bifcerstda -^
t*
— üaiui«rd« ^
^■■^ «
HuMtoff -i^js
3%
Kohldnfwar Gtt sSK.Z»
33^ Knbik.Zoli
Ich fuge hier sur Bestätigang 'd^jeniga
an, was unser grolse Chemiker, Harr Ober-
Medicinal-Rath Klaproth darüber sagt:
»Ich mache es mir cur beiondern Pflicht,
auf die groise Wichtigkeit der, doroh die
Acqaisition von Paderborn zugleich unaerm
Staate zugefallenen höchstsohätzbaren Mineral*
quelle bei Diiburg, aufmerks^tm zu machen.«
»Die Driburger Quellen stehen in Rück-
zieht dea Gdhalts an Kohlensäure und an Ei- ^
zen^ diesen beiden Haupt bestandtheilen ich-
ter Gesundbrunnen Wasser, weder den^. Pjrr-
monter Brunnen, noch sonst einem ^nddh»
bekannten JiAineralwasser der ersteiT Kkssf
nach« «
ff
»Die in der Beschreibung aufgefuhrtar -
Beatandtheile und deren Verfa<nisse^ sind di -
ausgezogenen Resultate aus fVeserumbs Ufi
tersucknng dieser Quellen, wo^t anch di«
Resultate meiner Versuche mit Flaschen, wel-
che ich mir zu dieser Absicht aus Driburg "^
habe kommen lassen, im Ganzea sehr gf
Übereinstimmen» Auch die übrigen "^ Quell •
— 175
«>
bei SchmediMi etc« von d^a&.tvrar eiae^«
Haue ADftfys^e noch itiangelr^ sdutinen sehr
reichhaltig vnid edel zu aeyio.«
Was die Kra&kh«iteD betrift^ wo es tm*
süglich würksma ist^ so kann man alle dabin
jpechnen^ deten Gruiullage Schwäeb^ i|t^ und
wo man das Pyrmonter Wasser nitt stieb ge«
.fanden hat; g^n^ yoniiglich die jNeirensebwi^
che, besonders die von Ausschweifun^^en und
. anstrengenden Geistesarbeiten entstanden» Hy*
pochondrie nnd KrümpE» aus dies^ LTrsidi^
Sobiräche der Verdauung y 'Himoxrfaoidalbe»^
fobw erden, tu starke oder tu scbwadie öder
echmershafte Monatsreinigung^ weifser Fhüj^
Bleichsucht ,. Beschwerden des Ur Anlassens
yersohleimung der Blase, Gries« und Stmnr
Beschwerden, langwierige Durcfafäile, Gelb«
sucht I Verstopfungen der Eingeweide yon
Schwäche t Gicht» SehwäQhe der Genitalien»
Unfruchtbarkeit -^
Nur ist tu bemerken^ dafs dieses Wasser,
so wie alle eisenhaltigen kohlensauren Was*
•er, bei Persooen yon sehwachcr 0rust oder
Anlage tuT Lungensuoht nnd Bluthusten, nur
mit groiser Vorsicht, und nie ohue SörgflUtige
Untersuchung eines Arttes gebraucht Wer*
deli darf«
Fiir die, welche an der Quelle daVon Ge«
brauch machen wollen > bat die Natur durch
. M a
eine romatttüclie Gegend den Beis des Mifi-
teÄft erhübet, und Herr Oberjägermeiater von
Sierstarpf durch zweckmälsige JEinrichtiingai
bescen« gesorgt.
Die, welche sich in dec Entfeimmg des-
sen bedienen woHen, werden in allen Haupt-
städten der Monarchie Niederlegen Ton dem-
selben^ in sorgfältig gerüllxen und Terwahrteit
Flaschen linrlen.
AnsTühiiichere und grundlichene Beleh*
rung üadr't nann : ia Br andis über ff^irkung
der üüe/irniuel und des DrUurger Btanm
nens , und S u>^idican i über üriburgy uad
das dornte Mlrieraiwasser^ in Jlufelands
Journal der pfactisch^n H^ilkuiul^^ U^tr
tiand^
I
t
I
I ♦
VI. ■
/ Kurze Nac^richtjen
' und
%
• \ ■ ^
Vi 6dizjini.s cl]^ e .]Nf euigkeiten»
J *!■
Nachrichi von der bösartigen Epidemie zu
Gmf im Frühlinge dieses' Tahrs»
VVenn eine acnte Krahkheit, die einen eigen
nen Karakter durch schnelle Tödtlichkeit äu*
« fsert, epidemisch zu werden droht, so Ver-
dient sie gewifs jederzeit die besondere Auf-
. merksamkeit der Aerzte. Dies gilt iim ao fiel
' mehr in einem Zeitpunkte 9 wq der grofste
'Theil Ton Euröpens Bewohnern durch daS| in
Italien erschienene, gelbe Fieber in Furcht 'ge*
aetst ist. In dieser Hiuiioht theile ich hie^
den* Lesern dieses Journals einen kurzen Be»
rieht über die bo el>en in Genf herrschende
Krankheit mit. *) Dt ich nicht mU Selbst-
tft.»abachti*r ''•t chten, sondern nur dasfenige
b^k-iQ^t macn^^n kinn. was mir mein Q>r«
re^p ind»nt H»*rr f Jortor fieu^feux^ einer der
?eriAr.n%Cfjii»tea ü-n'er Aerzte, geschrieben
bat. so weH«» ich mich dabei alles «»i.4^neB
Urthetis eatba>t«>n. Nur muTs ich anfuhreoi
d«i\ feine Srimcnp Hier für die Stimme «l!«r
A-rite von G«;ii- g ben kain ; denn« was er
mir roirg'^thi'ilt bar, ist gleichlautend mit dem
ft{app'.»rte, den er Tim Naicen des SanifltiDii-
reau voa Geo') d'.*m Präfecren erstattet hat,
der ihn Se. Ma/\ dem Kaiser bei seiner Durch«
reise in Chamhtr'y ?org**iegt haben soll,
H«rr Dr, f'itus^tux meldet mir onter
dem 1^ Apnl folgend*««:
Die Krankheit, über deren Natur Sie
aioino Meinung au haben wünschen » nafin
ihren Aniang den i4 Februar vor dem Thore
la Rire, ia d<-m Q-iartiere des eaux vivesj bei
zwei auT^erst e'end^n, sehr iiareinliohen Fa-
milien. Acht Tag-^ spater bi Hei sie noch eine
an lere Person in diesem Quartiere«
*^ Ich b^be dielen Bericht schon in d«a Bemer g^
m^innüc/. Nachr. abdrucken lisien. um uiu«f Publi-
kum ;^W('I;.h->f die Krinkbeic für das gelbe Fieber
biete') («initW'leii xu b?rub'g-D. Da aber diese Zvi-
tun<; nirbt inn Ausland g» bc, «o wird die £inruckaiig
ia dieaet Journal nicht ub<»cflüsaig sejB.
/ V . ,
\
lAitt kielt cKe Dünste der hier stehendeii .
Wass€|r für die Ursache der Krankheit« und
die Armuth und Lebensart dieser Individuen
■
für das Entwiokli/ngsmxttel derse[{)en. Allein
in den Monaten Ventose und Germinal (Mära)
wurden ^ mehr^ra einzelne Personeta • in rer«
schiedenen Gegenden der Scadt davon ange-
- griffen^ und awar solche , deren Lebensart so
wenig als ihfe Wohnungen schädliche Ein-
. flüsse darboten« '
Die Krankheit zeigt sich als ein schlim-
mes Fieber, das mit apopleküschen Zufallen
und nervösen Syni{>tomen begleitet iat^ und '
. wobei vorzüglich das Hirn leidet«
Sie befällt den Maischen plötzlich mit |
gänzlicher Eatkraftung, heftigen Kopfschmer- >
£eo, Eckel oder Erbrechen und Steifigkeit des
Rückgrats; bei den Kk*dern mit Convulsio«
nen« Dabei ist das Gesicht verindert, der
Puls schwach, klein, häutig, zuweilen kaum
< . fühlbar.' Wird die Krankheit tödtlich, so ver-
' liert der Kranke bald das Bewnfstieyn, und
ihre Dauer ist dann zwischen zwelf Stunden
(vom ersten Anfall an gerechnet) bis zu fünf
Tagen, niemals linger. Wenn die Krankheit
mit Gesundheit endet, ao ist auch dann^ ihr
Verlauf sctuielL .Wann sie (was selten isQ
länger dauert^ so nimmt sie den Gang einei(
gewöhnlichen Gallenfiebers an»
~ x84 —
Kinder und Leate uoter So Jahren fÜQd
ihr am ni-ist-'O auijf^esetzt; mr haben nur Xf?ei
Ber5p*ein voa älteren Personen.
Durch die LeichenofFnungen hat man'An-
häufungi?:! und StockuDgen in den Blurgf-fa-
fsen des Hirns, sonst abrr k.'.'ioea Lokalfehler
irgf.'od tfirtes £ ngpweidtifc rntd ickt*
Obschon die Symptome m^eoilich aaffal-
lead sifid, so \%t doch f\v: Kraukhe'tf >o Hin-
sicht auF'die g^r nge Menge ihrer Opfer, nicht
oiirhr zu fürchten, als die mit dem Eintritte
des Frühjahrs gewöbnüch erscheinenden Fie-
her. Mdo sieht aus dem folgenden , dafs sie
nicht ausg.'^br^iitet^ nicht ansteckend ist und
d;6 Sterblichkeit nicht rermehrt .hat.
1. JDie Ztihl der Kranken ist so gering,
daff die Krankheit den Namen einer Epida*
mie nur durch die Furcht der Einwohner,
weicht; durch ihie Schnelligkeit u.id durch die
Heftigkeit der Symptome «^rregt wurd^, erhal-
ten konnte. Man kann indessen nicht zwei-
feln, dai's es eine besondere Krankbeitsart sey,
derofi Symptome einen ganz eigenen Charak-
ter haben.
2. Dafs sie nicht ansteckend sey^ be-
weisen schon die Entstehung und die Ver-
breitung der Krankheit. Entstanden in dem
ärmsten, feuchtesten und ungesundesten Quar-
tier der Stadt^ müfste sich da die Ansteckung
I
I I
bald ifierbreitet habon« Diet geschah aber^^
nicht; denn seit »echt WbcheD hat die KiADk.*
Jbeit in den ^aux vii^ gant aufgehört, v^h*
rend sie sich in andern Quartieren; auoh nu)r
sporadisch, geteigt hat; selbst da wo niobt«;
die Ansteckung hätte begünstigen kdni^^nw
Aufaerdf'm war meistens' in einem Hause, nur- (
giner ^ befallen ; Wärter und Naehbam blieben
befreit. Befanden sich- zuweilen zwei Kranke
in eioetn Hause, so hatten sie die Krankheit I
zu gleicher Zeit b^ommen, nicht Ton einan*
der ererbt« In dem Spitale, wo die MitteU'
zahl der Kranken auf 90 steht^ starb ein £^in*
ziger an die-sem Fieber. Er hatte ' es von
flufsen dahin gebracht uhd^ im Spitale . nicht
verbreitet.
3. t}afs die Sterblichkeit, seitdem das Fie« '
bet h{3rrfcht, geringer sey, als in zwei letzt**
verflossenen Jahren, beweiset ,die Todtenli-
sten. Im XL Jahre wären vom so, Pluviose
bis den 20* Germinal r^i Todte. Im XIL
Jahre 174 und nun im XIIL 162»
Von diesen 162 Todten sind in ilem an* .
.geführten Zeiträume an dieser Krankheit sl6
gestorben; 7 in der Vor&ladt des eaux vives
und 19 in der Stadt, (jrewils aber würde diese
Zahl geringer seyn, wenn man die Aerzte
nicht häufig zu spät berufen hätte« Seitdem
man aber die Gefahr kennt und beim ersten
AnFalle äie^ gf^hörigen Mittel , besonden did
Brechmitiol in f^Virk^u Dosen, anweadi^ti ret*
tet man ia vielen Fillly , die sonst einen tädt*
liehen Ausgang genommen hätten.
Diese Krankheit, die man auf dem Lande
ebenfallt beobachtet hat, scheint ron einer
besonderen Disposition der Luft, ala Folge
der späten Vegetation, der kahen Nächte,
und der starken Sonnenhitze hereuzühren. *)
Wahrscheinlich wird ein künftiger mit Wärme
begleiteter Regen dnrch Begiinstigoag der
Vegetation die Luft reinigen und $a dat Ue*
bei ganz ausrotten.
Unter dem r8. April erhielt ich von Hrs.
Dr« Vieusseux folgende Fortsetrang aeiner
Nachrieht^n.
Pas Resultat, der heutigen Sitzung des
Sanitätsbureau ist sehr beruhigend. Die Kn^k«
heit hat an Intensität viel verloren, obschon
sie sich mehr verbreitet hat. Die gefährlichen
Symptome zeigctn sich nicht mehr; der An-
fall if>a<:ht sich minder schnetL Die meisten
Kranken bekommen blos Kopfschmerzen aus
Eckei. Die Krankheit wird jetzt durch eiii
Brechmittel gehoben; Aderlak oder Biutigei
*} Dies ist m dfir Schweiz und dem angrco^eoden Theil
van Frankreich so oft der Fall» dafs icli nicht daria
allein die Ursache ainer Krankheit «ufsucheB' würde.
«ff r Eiiu,
sindaekea iiothweadig. Einige Patienten fiUiIen
nach der Anwemiung dieset Mittel niM:h we«
sige Ttfge Fieber, das' «ber ohne Gefahr ist;
totiti ao wie die (Krankheit jetzt ist, wüjfda '
man kaum da Von sprechen^ ohsckoA' sie) etat
wilrklich epidemisch zu seyn acheint. *r^ Die
grötsere Krankenn^engah hat indessen hinläng*
lieh erwieaen, daß das Fieber , wie ich Ihnen
schon geaagt habe, nicht anstedcend sey«
Sa weit 'geht der Bericht meinea vor^
dieaatvoliea 'Freundest Ich fng6 demselben
noch b^i^ dala man in Genf die Sirge aller \
to dieser Krankheit Tcrstorbenen (wenigstent
im AnCange) mit gepuderten Kohlen unigieb%
ehe sie mit Erde bedeckt werden > unddaif
man überall in dm Häusern Guy^to^'s Räu«
chdi^lingen anwende^ Oafs'Herr Dr« Bütini
seine Familie bei dem ersten Ausbnudie der
Krankheit auf ein Landhaus rerseiidet hat»
ist Tön ieJnen Mitbürgern sehr Übel au%e-*
nommen worden, (v^m H/n. Prof. Sqhifjhrli
4u Bern nutgetheUt]«
— i8S —
3.
Empfehlung der Rofskastanienf rächte (Prueüu
HippocasianC) bei Blutflüssen und andsm
Krankheiienm
u,
nter den fixen RoborKnden' und deo Sur-
rogaten der China verdient die Rinde dieses
BauiDi eine der ersteh "Stellen , aber mehr
noch als sie leistet die Frucht, welche in ge-
wissen Fällisn und Formen der Schiriefre
selbst die China iibertrift. — Diese Fille sind
asthenische Blutßüsse, hauptsichlieh der Ge-
bärmutter und Hämorrhoidalgefä&e, achlei«
migte und waltrige Profliirien, chronische Di*
arrhoeen^ Fluor albus, SchleimhämorrhoideB,
Schleimhusten und schleimige Lungensucht. —
Vorzüglich würksam ^ber habe ich das Mittel
bei Hämorrbagiea der Gebärmutter und der
Hämorrhoidalgefafse gefunden, und noch vor
kurzem sähe ich ein Beispiel, von einem schon
fast drei Jahre anhaltend fortdauerndem Mut«
terblutflufse, gegen den China, Eisen, Säuren,
Alaun und alle bewährte Mittel unwirksam
gewesen waren, durch dieses Mittel allein ge-
heilt werden, und, als nachher ein Rexidi?
tstand, denselben sich auch bald wieder auf
va Gebrauch verlieren,
'ie 'Anwendung geschieht folgendermas-
I
«en r Man ISfst die frutt* Hippacasißni wie
die Eicheln röstep, und gröblich pulyerisiren;
davon werden ein auch anlierthalb Uni^ mit
6 l'asien WasseiT bi$ zur Hälfte abgekocht^
Und bievon frilh und Abends jedesmal die.
Hälfte getrunken^. Die Dosis kann. auch bei
hartniicki^en Fällen noch vermeKrt werden.'
Bei d'er grplseh Wurksamkeif des Mittels
nüd bei der Theljirang* d6ir Chiiia empfehle
ich diese Frucht- Wnf^ Gebrauch bei bbigen
und auch andern Krankheiten der Schwäche, da
I '
sie bisjetzt innerlich ^ so viel ieh weils^ noch
gar niöht im Gebrauche ist, und an vielen
Orten als gans unnütz weggeworfen wird.
/ /'
>
— igo —
Verzeichnifs der Vorlesungen bei dem
Königlichen Collegio - Mödico • Ghirur*
gico im Sommerhalben- Jahre vam e^
sten Mai bis Ende Octobers 1805.
I. Dr. Chrittoph mUhetm Hufelanä. Kdni^. Oebei-
mer Uath , ivirkÜrlier Leibar^icr, und D r^'ctor G'^l'^gii
M<*(lico<Chirurgicif >yifd öiFfntiich in eiuer noch lu bf*
•timmenden Stund« Diätetik vortragen.
IL Dr. Johann Theodor ^piöj^rt, Künigt. Gc^iaimMr»
auch Ober-MeJicinal- und Sani.ät«*Bath, I^hjtioIogiM
rioFessor, und Archi^ariui, wird die P)iy«]oUig>6 nadl
Anleitung des Herrn v. Uallerfl Grundrifs. Donnentigi
und Freitagi Vormittaga von lo bia ii Uhr voitrageB;
und damit den Anfang machen.
III. Dr. Jnhann Göttlich IVahfif, Königl. GehMner
Rath, Profiesaor Anatomiae primailua Und Pfajr&icea« S,
Nfo. VII.
IV. Dr. Johann Friedrich Frhte, Ronigt.. Cebeimer
Hath, ProFeiaor dir Clinic und «weiter Director dea cU-
AiAchen Cunui , wird in den Monaten Mai* Junxtta ur.J
Julius practische Uebungen in dem Krankonhtfuad der
Charite ansteilen.
V. Dr. Christoph Knüpe, Konigl. Ober-Medicinal-
i Sanitäu-Rath und Profeiaor 'Anatonniae aecundariua,
d Donnerttaga und Freitaga« Vormittags von 9 bis 10
4ia Oictoiogit TOrtragaa. Fdvatim wird.te dia mf-
, , . .- »9« -•
dUiAiach« 'PolisMWi5*ei»fdiBft/Otteologte» PhytLologii^.
' Pathologie ußd das Formulare lehren»
VL Dr, Christian Lu^^ig Mursinna^ ProFetaof
Chinirgiae primarius, aweiter Königl. General* Chirorgut»
wurd Montags und Dienktags Vormhugs Von lo bla ii
Uiv übeic die Fracturen und Luxationen lesen. Privaum
wird er die Chirurgiam medicam und das .Acootichenieiui
toMTagen« und die Aiilegung der Bingen iefaivn.
VII. Dn Jokaun QouUeb Zincker^ Professor Chi»
mcgiaa aeottdarius» wird Monugs und -Oienttaga von ii
<J>ia 13 Uhr die Chirurgiam medicam I^ren. Privafim
wird er 4ie Chirurgiam medicam, dfl^ Lehre voa dea
Fracturen, Luxationen und Bandagen voruragen.
VHL "Dr, Friedrick y^Mßun PValter ^ p. t. Decanui»
Professor der Anatomie, und Physik,» wird Donnerauga
«^dr* Freitags Nachmiusgs von 5 bis 4 Ubr, öffentlich die
Experimental- Physik lesen. Privatim -wird er jeden' so* '
wohl theoretischen, als practischen Theil der Anatomie
Medicin und Chirurgie im Königl. aoacomischen Museum
▼ortragen » und durch Beihuife eines eigoen sehr groisea
physikalischen und mathematischen Apparats in der rei«
Ben gemeinen hohem und in der angewandten M&thema»
tikr so^un^richteni dais das Gesagte anschaulich gemacht
- werden solL
IX. Dr« Siegismund Friedrich Hermbstadt, K&nigL
Geheimer Rath, Ober-MedicinU- und Sanitäis-Rdtb, wi«
auch Professor Chemiae et Pharmsciae, wird Dieostagi
Vormittags Von 8 bis g Ubr. die aHgemeinen Grund*
sitae der mcdiainisch •> practischen Chemie nach seinem
GrundriCr vortragen» die Lehre voa den einfadiem Map
terien abhandeln^ und die Anwendung derselbeik auf di«
Zubereitung, KenntniÜi und Prüfung der Aranetmittel sit
erläutern bemuht seyn. ^Auch wird er Mittwochs und
Sonnabends Vormittsgs Ton 7 bis 9 Uhr die Praeparata
chemico-pharmaceutica nach der Pharmacopaea Borua-
aica demonstriren, und die Zubereitung deraelben in dem
Laboracorio der Königk Kbf-Apocheke p^ael^ch Uhic**^
— 19» —
X. CA-.*:iCJi /V-Ä-if'* 1 .irr, JVnff»imy d-r Eatbia»
r .^ »L* • w ' K- :-« n:a.t:.jeJL-<", t:«.|: i.'aiiXte'-fiif |rt und
t. •:•:•.» '•fcT r»T' * t*:c « r- Ai ::r' x\irc er Prj««*--?«
«r.-.! I-»f.Lar*T, j-;.:^t^.r 'i'i.eri.:-»t •» irci ^^lilT^o !i* -jd
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iibcj.vi iitr&iiLivne.n zur Kei)a:i.i:s der L.iti^cn i uasicb
.\JiJ iJr. J^.hann G'.*tif'i'd T^.t^rur^tr* n Profi ssor
der Lo« £> VY.rd c »»«?.•- -i M :«': .■.* u~i Soa::c »nil
Vorrr lä^'i von i. \j s ii L*r *.. •• ."er i.'e}i^U5un^ ok
I«:.' ll.ch xi*ti] *fe iserp '^orr • -r .-t .&»-:•- i'f.^Alini w^'d
J h%»ik uud j oilosopbis'.he LtOtttr^ü^ in ai« Naturk^ndt
ÄIV. Dr. FMdev^,lg Ernst von Kun^n, Konigh Ober*
Medic;ri«l- uc(i ^a'iitdts- ••a:h. Piolesior der M aiena üie-
Oica, vkiri diese Vv issenscliau öneni.ich Donnerstags lind
Fr^^iiag« \on ii Lis \2 L'hr Itb.ei], priv^titn dieselbt
}A<j:.Uks p UibL'.Ufji*, Donuerstagf und Frsli/gt Xachnut«
tags \oM 6 bii fj L'lir an eben denselben 'I'ajen von 6
L-ü 7 L.r i ir&ioiogla iijicb HiiJ'b.&nds Lehrbucli vor«
t/Jiii. A<.:-«e; ' ixi '..ird er noch Montags* nienA^a^s und
J^i'Uri'ocij» von I bii si Übe in der apecielida laeitpit
diff
. vd^e vo»ug1rcl]iten acnten Rranklieitvn durcligethefn. IZuin
Leitfaden seines Vorlesungen über. Materia medict be*
% stimmt er Horns Grundfifs der meduinischen chirurgi-
scben Anoei mittellehre.
XV. Dr, Friedrich Ludewig /iu^üstin, Pror:ssor der
Kriegsarxnei künde, wird diese ■Wis.senschaft Montags und
Dienstags Ton a bis 3 Uhr öffentlich abhi^ndeln. Psiva-
^* tioi wird er die gesamnate Therapie taglich in der Wor
'^- €^e Ton ij bis 13 Uhr/ ferner die Behandlung der Scfaein-
. todten Donnerstags und Freitags Nachmittaga von 2 bis
, , 3 Uhr<, uiad die Geschichte der Medicin Mittwochs und
' Sonnabends von a bisir 3 Uhr vortragen. /
» ' XVI. Dr. Carl Johann Christian Grapeh^efs/sr, Pro-
fessor Ordinarius, vnrd ^fitcwochs und Soniikbends Vor-
mittags von g bis -10 Uhr Vorlesungen über die venm-
Schen Krankheiten halten, und privatim die- Chirurgia
. xnedica wöchentlich viermal Montags, Dienstags, Don*
nerstags und Freitags Nachmittags von 4 his 5 Uhr vor«
tragen lind damit ein Examinatorium verbinden. Aul/ier-
*dem wild er, in seinem medizinisch chirurgischen Clini-
<:um, jyiorgens von^g bis 9. Uhr fortfahren, und wenn
siclr eine hinlängliche Anzahl Zuhörer ßndet, auch Vor-
. .. lesungen über die AugenliLrankheiten halrbn.
^ 'XVII. Dr. y4ugust Friedrich Bfecker^ Königl, Hof-
^'[- ratb und Professor der Pathologie und Semiotik, wird
\ Montags und Dienstags von 3 bis 4 Uhr Nachmiitagl die
: ,. Pathologie öFlentlich lehren, privatim aber^ in derselben
'Wissenschaft, in der Semiotik, in der Tbenrpie, so wie
i^ _ auch in der Chirurgia mcdica Unten icht ertheilen.
XVIIl. Dr. Bourguntt Professor cxtraordinariys, lehrt
privatim die Ezpeiimentalcheroie nach Grens Grundriis
der Chemie, die Experiraentaipharmacie nach Hcrmb»
•tädts Grundrifs, die Experimentalphysik nach * seinem
eigenen Grundrisse, -und dje rrine Mathematik nebst den
/ ersten Anfangsgründen der Algebra nach Karstens Aus«
£ug aus den Anfangsgründen der mathematischen Wis-
sen.schaft.
Journ. XXI. B. 3 Sl. ]^}
f
XrC. Dr. ChrUioph Neinrick Ernst Biseho/f, Pro-
fessor extraordinariut wird privatim lebten ; die Pbyiio.
loj^ie des meDscblichen Körpers, so viel alt erforderlich
und möglich durch anatomische Präparate erläutert, Moii-
tag, Dienstag, Donnerstag und Freitag Morgena,voB7
bis 8 Uhr nach eigenen Heften. Ferner die rollatändigt
Therapie dßr acuten Krankbeiteft, in wöchentl.ch riet
Stunden nach 4u(elands System der ' pracMecl&en Heil*
künde» so weit dieselbe erschienen, den Reet nach dem
Tom Verfasser im Manuscript ihm' gütigst mitgetheikoa
Leitfaden. Auch ist derselbe au Privatvbneaungen über
d\8 T}ier pia generalis, wie auch über die Geikiuths- und
Nervenkrankheiten erbötig.
Berlin, tien 8. April i8o5.
KönigL Preuis. CoUegium Medico - Chiiui-
gicum»
Graf V, ä. SchuUnburg,
•— igS —
A n z -C i g 6 ' ^
An die Herren Mitarbeiter dieses Journals
' I •
und der Bibliothek.
r
• Ich habe clie Ehre, die Herren Mitarbeiter Rietet Jouc-
naU und der Bibliothek jku benachrichtiiren, dalj die'M>-
norarien, für ihre Beiträge zum XVIII. Bd. s. St. bis
XX. Bd. 4. St. des' Jodmalt, so wie cum . XI. Bd, !k. St.
bis XIII. Bd. 4. St. der Bibliothek zu Endendes Monat«
Mai 1804 abgesendet worden sind; und ich < mir über de-
ren £mpFang einige gefällige Naehricht erbitte.
Berlin den 4. JiUy 1805.
Hufeland,
Anzeige
wegen wohlfeilem Ankaufs der zwanzig erstea
Bände von Hufi^laads Journal der practi-
sehen Heilkunde.
JL)a der Besits di/«ies Journals, weichet' die für' die Heil-
kunde io wichtige Periode der letsten 10 Jahre ümfafst,
und t'tnen S-.hatz von £r£a)irungen und Belehrungen über
«Ue Kraukheiten und die' wichtigsten Heilmittel enthält^
jedem practt'.chen Arst fast unentbehrlicli ist» und so
Title, welche einstlue Stücke dafon be^iuien» das ganee
Na
— igS -:
\
Werk volUüodig sa haben truatcben, aber darcli den
hohen PreU abgehalten werden ee sir kaufen; so hat der
H^rr Herauageber blof um dieaen Wonach su befriedi-
gen und cum Besten det medizinischen Publikums aich
entachlouen, mehrere gana vergriffene Bände wieder auf-
legren SU laaspn, und die ganxe Sammlung Hir einen be-
träcbtUch herabgesetaien Preia au nberiaaaen, so dafs man
von jetat an bis aur nächaten Oat^rmease aammcliche so
Bande dea Journals » welche 4^* Hthlr. koaten, für 4i
Friodr.d'or erhalten kann» wenn man atch unmirtelbar in
frankirtcfn Briefen an Unteracichneten wendet /.und den.
üecrag baar oder in Anweisung einsendet« Nach dieaen
1 ermtne tritt dar alte Preia wieder ein. ■
£s wird zugleich angtaeigt; dafi nädutena eis Haupt*
rrgiQter über die eraten ao Bände er^cheinea wird. ^
Berlin, den 4. July 1605.
/.. PT. tritt ick.
— '97 —
/*■
i
;
. 1
a
1 t.
I. Darsiellpng der Gallscben Gelrim • und ScbadeK .
Lehre. Von Dr. C. Ä E. BiscMoff, Professor
«u Berlin. •• • » • « «^ 5
II. "Bemerkungen über /Gallj Gebimorganenlebre«
Vom Herausgeber* , , , -. • H^
III. PreUaufgabe ^e% RSnigl. PreuGi. Ober-Colle-
gium medicum dte AntteckungsifveUe des gel-
bem Fiebers betre£Fend. . « . . • i59
iV. Erinnerung an die Surrogato der Cbina beim
Wecbse'tfieber und bei dieser Gelegenheit über-
haupt an wohlfeUere Anneimittel. Vom Her^
• ausgeher., . . • • • . • l6S
y. £mpi'«hlun^ des Driburger Gesundbrunnens.
Vom Herausgeber, . . •. • . 178
VLfKurse Nachrichten und medizinische Nenig<«
keiten. %
I, Nachriebt von der hosartigen Epidei^ie «u^
Genf im Frühlinge dieses Jähret. Vom Herrn
Prof. Schifferli su Bern mitjetheilc. . n. 18 k
Q. Empfehlung der Rolskastanienrrüchte (Fruc-
tus ffippocasianij bei ßlutflüssen und andern
Krankheiten. Vom Herausgeber, , • ig|
■ \
8wt«.
V'tiseicliiiiC» der Vorlesungea bei dem Koniglicbaa
Coilegio-Medico-Chtrurgico im SommerbaU
ben- Jahre. Tom 'traten Mai bis. Ende Qctobera
1805* . • . * . . . 196
Afueige ^n die Herrn Mitarbeiter des JonrnaU« 195
Aussige wegen wohlfeilem Ankaufa der jewansig er-
aun Bände dea Journals. ...•*-
MU ikefem Siäc^ det Journals Wird ausgegeben:
Bibliothek der präkufchen. Heilkunde. VUt*
zehnier Bund.- Drittes Siäclu.
Inhalt,
ff e eher, Kunst die Krankheiten der Menschern »
heilen, nach den neuesten Verbesserungen in der jirMud'
Wissenschaft, Zweiter TheU.
Ernst Horn^ Handbuch der mediwinischen Chirur-
gie, Erster Thril
Lijterarischer Anzeiger.
8
Dia twene wobifeiler« Ausgabe von Dr, Urnings Hy*
iea an die Ungetveihten, odeär GrundriCi der Amneyloun«
e für den Nicbrarzt 2ur Berichtigung seiner Be^iiffe übe^
Orgai^Isati0n, Loben« Gesundheit, derer; Brhakung; Krank*
, heit und deren Heilung, welche aucb an^eheaden Aerx*
ten zum Leitfaden dietxt» kann nun iii jeder Bmchhand-
iung verlangt werden. Wir haben sie jet;;t suf etwas
« woblfeileroi Papier besorgt, um die Verbreitung dieser
nützlichen ' S.cVrift durch wohlfeile Preise zu befördern«
Anstatt, "^^fs der Preis der eistern Ausg be auf feinem
Papier 3 Rthl, slo Gr» ist, so geben wir diose alle 3 Bän-
de für a Kthl. 8 Or. EinzelOie Tbeile werden aber nicht
abgelassen. I^iescs jeder Familie so nothwendige Werk
empfiehlt sich selbst. , •
Comptoir/ur IJttratur in Lefpzig,
'\
V
r
Journal
r
practifcheD
Arzneykunde
nnd
Wundarzneykunft
faeransgegeboii
von
C. W. H'u f e 1 a n d,
Konigl. PreuCi. GeheiiBfn Rath, wirk] . LelbarjEt, Director
cLm CoUef . med. chirurg. • erftem Arn der Charit^
u.Lyr. ' M,
in vnd iwanzigfter Band. Viertel Stück.
Berlin i8o5.
In Conwiifjiion bei L. W. Witticlu
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A 1 1 g^e m e i n e
Aetiologie dei; Hautkranklieiten/
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Vom
Herausgebe r **).
I ■
iJlie nächste Ursache ist eine Deso'rgani^
sation der iTautj entweder* in ihter che-^
mische organischen Mischung oder, in üirer
Struktur.
' , i 4.
Dieier m^iefMe Fehler i^ 4ff der Ericbeinung 'u*
aäcbat auio GninHe liegt, ist vbn mannigfaltiger
Beichaß^fD^eit. Bei munch^MflafifrkfanldieiteaVat
-er ofFenbai^' den Karakier de^ KmiTiA^ntig (a. B.
\s -bei. deii Blitcera; Ma^em» Scfacrlatfai) vnd kAnn
t .<*«>SUt ^e 'i^e .fuuuaduAf y rin fUf|^ufgäqge der
*) Di^ae Abbandlung iat ein Brucbatuck dea neueaten
'^nheits ineibea"'Syiteäu ' der |)ractiadDeii Hcükunde»
Weicher nächttena tra<Mftien'^«IMl tir.r.d. Jf.
^ A 2
^ 6 <^
Stttt&ndng, 2«rdi0iliiiig» Ver<äii0i#ig, Veiiiirf«ni|^
Brand, übergahea. Bei manchen . beateht <fr in ei-
nem £x«rava«at unter der Gberhau^^s. B. dm Pei-
techien); bei mancben in einer Abalienatlon der
Haucabionderuog; bei manciien in einer Wahret
Degeneration der Hautplastik, wodurch ganz nev«
anomaliiahe Producte, Auawacbie^ Wmaea, &«-
, tten, Homer etc. entttcben. ...
Diese Desorganisation kann zuweilen
, nur superficieli und vorübergehendi, xuwei-
len aber tief eingreifend iind^petmaiient seyn,
ilaber di« Verschiedenheit der flüchtigen und
der lange dauemdeti T>ft unheilbaren Haut*
krankheitenw: .,.■••.
Die Lebenskraft kanti »ich dab«i So-
wohl in einem erhoheten als Yemxlnderten
Zustand der Th&tigkeit befinden, woiflius et^^^
belitt dafs das Wesen oder die ni^phste Üt^
tische dieser Krankkeiten weder Stlieäoie moch
Asthenie ist, weil sonst immer nur emer Von
diesen beiden Zuständen vorhanden sejn
tDttTste.
Die eruTerraen ÜrsathSh könnea so-
m I
wohl innert Veränderungen ^es Otgankmus
ijs äufsere Einmrkungen sejn* Sie lassen
«ich am. besten unter den swei Hmulptbezie-
littng^n'alier org«nische)Di Wivkutt^eB-i dem
^aMitatir^ oder dynamischen, und dem
qualitMxTeli ' edler <^ifin>lscn*mech|m
y erhälttsils , IsiiK^ftM
/
— 7 —
Uöber äiat« ^«ri^«d«ilitb und iSpeil kegriff $.
Mtcim . 'PatA^inie uod Mtia* Systam d, pract*
ffeilhJ, J^d.- Nicht '«U. Wenn einige Dtiigf blp«
Df ch deo;. pof.oti^ea .d^i Aeunre^hältDitse; obn» Ver*
Moderung der Materie» ander« iiingfgen blos durcli
VerändeniBg der Materie und nicb*t als Kelse wirk« .
ten ; tbii^rEi ^fede Polens^ ' jed^ Sindruck wirkt im*
V- ■ 7U6EJ>flida^.2t)j|ieich; abej^ v^'beih^ktn bei man»
<;henso eigen tbuoilicbo und ia diq S^nne fallend«
Verandefungi»n des c]ieini;»cl^(^ ^intandes der or»
ganiscben Materie, dals wir genotkigt aind« aie aI^
xuSoadern, und als qtuliutiTe» oder wenn nun
lieber wrü specißiehe^ FlÄler^ib i>etrachten. F^
den Praktiker ist diese Aniidit der' Dinge yneau
bebriich; 4^ sie ein e eigene HeilungsindicAtici» W^
j^runde^ und viele Heilmittel dieser Uebel auch o£-
i^snbar chemisch in den Organismus und gegen die
Krankheit wirken, 4. ^ dar Mercor bei der veotn
rischen Djsi^aaie.
L Fehler des ^uaruitatii^n c^et djfnOtd-
mischen Ferhultnisstn^
: Altes ^ Iras das quantitatira Veibältnifff
so verändern kann, däfs entweder Sth6nia.
oder Asthenie der Haut entsteht, kann auch| *
bei hinlänglich starkem'Grade 'der Wirkung«
ader bei forhandener' Di^^oiition, kranJL*-
hafte Eücheinungen in der Haut Bertor«
bringen. ' •' '- •'
Öemnach können alle ürsaeben, sowohl
der krankhaften Sth^nie' al^ Asthenie, auch
amfernte Ursachen disc HavlkrankkiHlMi
~. 8 —
1
werden f besonders wenn ikre Wirkung, ent«
weder durch unmitteibare Aiibringang odef
durch innere im Organismus liegende Be-«
dingungen auf die Haut dirigirt und con-
centrirt wird.
Hier ist nuii.der Fall doppelt:
Ip Allgemeine Fehler des.tfuattcitatwen
Verhältnisses^
Es ist allgemeine Deathesissthenica oder
;^sth'chica vorhanden,' welche entweder für
sich schon so auf die Haut wirkt, dals sie
die« i)ormale Thätigkeit und materielle Mi-
schung derselben stört, oder in Verbindung
eiiier Ursache der zweiten ((juälitatiren^ Klas-
se, diese Wirkung hervorbringt, — ^o können
sowohl acuto als chronische allgenae^^ Krank-
hciten Hautübel zur Folge und zu Sympto-
m^n- haben. • ^
2. O ertlich wirkende P&t^zenj welche
die Haut in dvr Art und. in c^effi Grifl^ af-
Jiciren , dajs Störungen ihrer ^iqrmulen Thä^
tigkeit und Mischung erfolgcju
,. Dief« kann jieschehea: . .
a) Idiopafhi^flfr^^i durch alles, was unmit-
telbar «reizend oder schwächend auf die Haut
wirkt,
^ahi.n g^j3,ürea'6[chmuz, Unreinlichkeit,
rauhe wollene Bekleidung^ chemisch reizenr
de iStofFe, Friction, Nässe, hoher Grad von
— 9 —
Hitze od^rKJilte, starkem ScbwiUien, bes^n^
dera 3chär£e imd. reizeade Beschaffenheit der.
ausdünstendem Materien.
Sq giebt e^ Meosclien» bei denen acbon der Ge*
mch und die juckend beiCiende £igenscbaft dTer
Ausdunstung seigt* dcCi sie eine stärker reisende
Krsft beaitist; So bewirkt die Hitee des Sommers
eine Exaltation und fntwiciceiang fluchtig reisen»
der Stoffe in der animalischen Materie» besondere
den Ausdilnstangsstoffen^ wodurch Reisungen der
Heut und vorübergehende Uaütanssebläge entstehen
können,-
b) ^yr^pathiscl^^ wenn Affectionen an-
derer Theile ^Is reizende Potenzen auf <li^
Haut wirken, ujad zwar bis zu dem Grad«
ihrer Desorganisation..
Hier ist zuerst die Sympathie des Darsi«
Lanads Äufserst wichtig; . Gastrische mate*
rielle ,Ileiz(^. ktV^Afien Hautaffectionen erre<-
gen« .Zum Beweifs dient die Erfahrung, daft
manche Menschen vom Genufs der Kreb&e
oder anderer Substanzen auf der Stelle Haut-
ausschläge , erhalten, eine .Eigenschaft, 4fp
sogar ip fnaflfihen f^^x^i^r^ erblich, «ft.^r-.
Der Reiz der Würmer erzeugt, bei Kindern
besonders, . oft. , di^, Hartnäckigsten Haut-
krankJieiten:, die siph nicht eher verlierjent
bis die Würmer ausgeleert sind. — So brin-
gen auch KrankJieiten der Leber, heftige
oder anhaltende Seelenreizungen, der Reiz
»• 1(
*J«f Zzhndarchhnchs (d&her das Zahnfrie-
«(?1). oaajiitische Reizungen der Geschlechts-
l]i^Ae; die Schwangerschait often sympa-
thische Hautkrankheiten herror.
Ich falb« Weiber geecbco, di« «Uffaul irihrend
der Scbirutgencbaft, und Ewar oft gleidi Ton du
«nten Tagea ab, Fm'^-« iu der Uent, entweder
Toa der Are der LebeffleikeD. oder dfli Herpes» be=>
iLAD-.en, die sich nicht eh'r als aiic der £iiibindiui^
aber dann auch von seibfC, veiloren,
Nicht selten ist die Entstehung der
Hautkrankheiten antagonistischer j4ri* Die
Unterdrückung einer andern nothwendigen
naturgemäfsen oder krankhaften Eundion
bringt eine anomalische Thätigkeit der Haut
hem)r; die Haut Ubemimmt gleichsam die
Function des andern Theils« Besonders
zeichnen sich die Unterdrückungen der Gal-
len- und Urinabsonderung, der Ik^enStrua-
tion ui^*! Hämorrhoiden 9 der Schleimflussef
der ha]t>itue}len Geschwüre, der Gichtanfälle,
der Nervenkrankheiten, der 'Wech elfie-
ber, als solche Ursachen der Hautkmnkhei-
ten aus. - . *
Sehr merkwürdig ist das Zusammentref-
fen eines verschiedenaitigen dynamischen
Karakters in demselbigen Orgtoi^mus. —
Es kann nämlich geschehen, dafs die Haut
'lurrh Concentrin auf sie wirkende schwä*
chende Ursachen in einen liohtn ftrad roA*
örtlicher Schwäche,' ja ;' ^'i^kliche Abster-'
5ung versetzt wird, währeüd der ganz«^
Organisn\uSi sich noch iii *^ehiem Zuständet
von Kraft^ ja in einBr'iffhenischen Diathesis
befindet« wie das «. 'B. •böl 'FriBbel und Pe-
lechien nicht sehen VoAortirtit. ' — Ein Zu*
Stande der eben wegen delr dabei im Orga-
Äismus obwaltenden Disharttiön]te zu den
falirlichsten und söfaWierigstefn gehört«
. , • 1 . .
Das Hautorgan ist gan^s vonsuglich cfeit
primairen chemisch •* mechanischen Einwir-
kungen und Veränderungen ausgesetzt: ein-
mal da es die Oberfläche cönsiituirt , wel-
che d^r Organismus 'der'äufsem auf ihn
einwirkenden Natur entgegensetzt, Bwei-
tens da 'es 'der Sita dei wichtigsten Abson-
derung und eines unaufhörlich zuf Erhal-
tung der Integrität der organischen Ma-
terie unentbehrlichen' chemisch - aniinali«
sehen Prozesses ist, auf welchen also auch
die chemischen Veränderungen des Innern
einen nothwendigen und bestimmten Ein-
flufs zur Veränderung seines Products,' der
normalen oder *fehlerhkften Hautorganisa-
tion, haben müssen. Die Haut ist eine von
den wichti|[sten GreAzlIaiem zwis'chen der
— X« —
I
t!pd(ea Upd lebenden Natur, wo das todte
ins organische Leben eintritt » und das or«
ganifichi verbrauchte ins Reich der todten Na-»
tuf austritt, wo also die Chemie des Lebens
und des Tode^ jLa unaufhörlicher Wechsel-
'Wirkung und Kampf begriflFen ist. Hier
mufs das chemische Product sowohl von
^nnea als aufsen am sichtbarsten hervorge^
hen*' und am leichtesten als eine un vollen»
dete Zwitterorganisatiofi (die noch zwischen
organischer und unorganischer Natur schwebt,
und nur zum Theil den Gefetzen und For-
p\en des Organismus unterworfen ill) erschei-
nen« Daher so manche Hautproductionen
g^nz das Gepräge, vegetativer, ja unorgani-»
scher terresrischer Natur tragen, z. $. die Ar-
ten des Liehen, der Lepra, die Cnisten«
Auch hier kann die Ursache entweder
allgemein oder örclich (blos ^uf die Haut
eingeschränkt) seyn.
i) Zu den allgemeinen gehurt die scor-
butische, sctofulöse,, . arthritische, veneri-
sche, biliöse, chlorotische Djscrasie.
Auch ist es gewifs, dafs manche Gat-
tungen der Nahrungsmittel di^se chemische
Verderbnifs der Säfte, welche Hautkrank-
heiten erzeugt, mehr als asdere hervorbrin-
gen, z, B. liäufiger und anhaltender Genufs
des Käse, alter gesal^er, geräucherter, verw
— lÄ —
1*^ ■-. • *
/
dorbener Fleischna(u:uQg» des BramitiT^ekiSi
der scharfen Essige, do^ .Kochsalzes. ...
Selbst das .Ueberinaars im Essen- un4'
Trinken kann dazu Veranlassung g^b^n^ ia .
so fern, die M^U£e desselben die Kraft der
Afsifi^atio^. übersteigt I und dadurch Cru-
ditäten.. nicht blos,,w .M^n. Ersten .Wegen,
sondern auch in d^n SäjEten, d. b, unvoll-
kommen, a^similirte, dcjnj. OrgaiiisiniuS} he^
terogene, BestandtheiLe,,. entstehen, weltshb
dem Material der Hautabsonderung eine che*
nijisch verdorbene Beschaffenheit mittb^ilen..
Auch die Metallischen Vergiftungen mit
Mercur, Blei, Arsenik, .besonders wenn sie
schleichend, d. h, lange in kleinen Gaben
fortgesetzt sind, (wobei sich die giftigen
Stoffe weit tiefer* und allgemeiner dem Or-
ganismus mittheilen ,.^ als. ^bei -schncUeijlL-und
l^eftigen^, könn/en allgemeine Dyscrasie und
dadurch die hartnäckigsten Jtjtautkrankheitei^
und Geschwüre hervorbringen,
2^ Zxf{ ,den änlich^n^ die Mittheilung.
solchervContagien, diiEt .fnit .der .Haut^speci-
fisch verwandt sind, undrvin ihr immer eine
i)estiumite . f hemiscl^e Veränderun'g iind Re*
production ihrer selbst herv:<ji;i)ringen,' (Corim
tag» variolosuntj morbillosum^ scarlatinom
sum^ scabiosum) ; -^ Die örtliche Einwir«
kung chemisch yerdorbener, mit metallischen
- »4 — •
und UnJ^rn Theilen imjiragmtttri fftu<?liter,'
besonders anSmalishter Luft^ (so kann dbs
Bewohnen neu gebauter und frisch gekalch««
ter Wobnungen Hautkrankheiten erregen);
•iR- Unterdrückung der Hautausdünstung, be-
sonders chronische f durch Schmitf'» anhal*
. • • • _
tendes Leben in fbuchter sattirhter Luft,
mangelnde Leibesbewegung, wodurch noth-
Wendig eine Heminung jenes chemiscft-ani*
malischen Prozesses- in dor Haut 'bewirkt'
wird, der zur Erhaltung der Reinheit und
Integrität der Haut selbst un^entbehrBch ' ist'
und dessen Suppression unausbleiblich auch
eine chemische Verderbhifs der Materie 6j,^
ses Organs nach sich ziehen mufs,
Zu den entfernten Ursachen gehört auch
die Anlage zu Hautkrankheiten' (Dispositiv
psorica),^ die aber eigentlich sdhon der erste
Grad einer Hautkrankheit selbst ist. Ich
verstehe darunter eine grofse Geneigtheit
der Haut zu Hautausschlägen, den Zustand
der Haut, wo die geringste Veranlassung
Exantheme ton yerschiedener Form, bald
da bald dort erzengen kann, und die klein-»
Ate Hautverletzung leicht in Eiterung über*
geht, gewöhnlich auch eine grofse ünregel-
mäfsigkeit in dec Ansdiinstungi Mtweder
vor^iuideii ist. Man ^pflegt sie auch ^n^evl0
JSaunwix neanenw Der .nächste Grund- i*t
immer entweder eine Localscfewäcbe^ der
.Haut> oder eine Dyscrasie der Materie, di«
eine grofse Tendenz nach der Haut liat.
Die vorzüglichst en verantassenden Ursachen
mo^d folgendem
l) Äng^borne Arilaf[p\ die psoti&cbe
Goüistitution. Sie kann von Eltern auf Kin^^
der forterben, und daher ganzen Famih'qa
. oigenthämlich s^eyn^ six^h ^uch gleich nach
der Geburt offenbaren. Oft ist es blos ,d;)e
Haütschwäche, die, wie jeder dynatnische
Fehler,, durch Fortpflanzung mitgetheilt we«*
4en kann ; oft aber liegt die scrofulö.e Dia^
xJhiMis £um Grunde^ die ebenfalls immer f.rtN
lauerben pflegt. Selbst ein hoher Grad von
..Tenerischer Dy&orasie in dem Kdtjpet der
.filtern kann dazai Veranlassung geben.
Zu der angebomen Anlage rechne ich
«t^ch di0: in den ersten Jahren des Lebex^
OTxeugtai die^ so wie alles, was in, diesen ^fu
sten Zeiten der fortdauernden Generation
dem Organismus mitgetheilt wird^ mit uns
Terwaoksen und ein.\£igenthuin der Consti-
tution werden kann. Die leider so gewöhn*
liehe Behanditmg der Kinder in den ersten
Jahren^ die fortwiUirende Einwirkung eines
— ^6 ~
zu hohen Waimegrads, wodurch die Haut
in einem beständigen Dampfbade erhalten
•wird, das Vergraben iii dicken Federbetten,
die Unterlassung des ciftern Waschen« und
Badens, des Wechseins der Wäsche, des Ge-
nüsse« der freien Luft, Unreinlichkeit aller
Art, geben der Haut diesen Karakter der
Unreinheit, der dann oft Zeitlebens nicht
wieder auszulöschen ist.
ä) Die beiden Extreme des Lebens^
Kindheit und Alter. In beiden ist die Haut-
absonderung unv -llk nunen, und desto grö-
fsere Anlage zu Hautkrankheiten.
3) Lebensart und unterlassene Haut"
kultur. Sitzendes Leben in eingeschlosse-
ne Luft, Unreinlichkeitj Unterlassung des
Waschens und Badens, Beschäftigung- mit
unreinen Materialien geben diese Disposi-
tion, Daher ist sie bei Armen, 'bei sitzen-
den Handwerkern (besonders den Schnei-
dern), und überhaupt in der jetzigen Zeit
und bei denen Nationen herrschend', y^
Reinlichkeit und Hautkulttir vei^nftchläfsigt?
und die Bäder aus der GjeWohnheit gekoiA*
men sind. " ^
4. Climaj endemische und epidArtfische
CoJistitution; vorzüglich feuchte Gc^äHot
und Witterungsperioden. ' ' ;'•■ ^^'^ ■
' ■ i' .-fc • flu' •.
^ Uebri-
Uebrigen&'üt noch za bemerken, dafs
jede Hautkrankheit y wenn sie lange dauert^
Schwäche der Haut hervorbringt, welche
sodann eine- neue Ursache ihrer Fortdauer
und Hartnäckigkeit werden kann; femer dafs
der bei der Hautkrankheit erzeugte patho*
logisch '^cimmisohe Prozefs neue cheihischm
Prqduc^iheTTprhTingtj und Assimilations^
kräfte erhalten kann, die die artliche Desi!*
Organisation in und.> durch sich selbst unter«;
halten und auch weiter verbreiten kunneh;
So kann 2. B. ein .-ursprütiglich ohne Conta»
gium entstandener Ausschlag (Tinea ^ Scak
bies symptamacicä ei critica) zuletzt ein Con«
tagium produciren, .das die Krankheit so-
wohl in döni eigenen Körper als auch auf
andere weiter fortpflanzt. • So kann ein Haut««
übel eine solche pathologische Assimilations«^
kraft erhalten, dafs es (wie z» B. der Heiw
pes phagedaenicus) immer weiter um sich
greift, und die benaclibarten Theile in einen
ähnlicheli Desorganisationsprozefs versetzt« — »
Eben so wichtig ist das durch die Stöniog
der , Hautfunction hufgehobene Gleiehgett
wicht im Organismus (da das HautorgaU und
seine- Function ruiiter die wichtigsten Theile
desselben gehört^; und endlich die aUmäh^
lige Angewöhnung an diese ,: wenn gleich
pathologische, Secretiooi: Sie wird zuletat
Joan. XZI.B. 4 8t. fi
— 18 —
ein constitnirender Theil der animalischen
Oeconomie (theils als R^iz, theils als Ab-
sonderung), vnd kann auf diese Weise diircb
Gewohnheit und Bedürfnifs fortdauern, wenn
auch die ersten sie erregenden Ursachen
verschwunden sind. . .» .
Jdan unterscheide demnach wohl -^e Um
Sachen der Entstehung (caüs. primariae) von
den Ursachen der - Fortdauer (causm secun^
dariaejy welche von jenen gana rerschie*
den seyn.künnen»
Diese Momente sind dem practischen
Arzte höchst wichtig:
i) Zur Erklärung und richtigen Beur*-
theilung hartnäckiger Hautkrankheiten« Da
die Ursachen der Fortdauer und Hartnäckig-
keit so verschieden von den ursprünglichen
seyn können > so mufs auch dann die fie-
hutdlung ganz verschieden seyn. Hautschwä*
che, Gewohnheit, chemische Reproduction,
sind dabei die Hauptrücksichten.
a) Zur Verhütung und Behandlung der
Ton zu schnell und örtlich supprimirten Haut-
krankheiten entstehenden übeln Folgen. —
Die Örtliche Heilung einer eingewurzelten
Hautkrankheit kann flir den gant^fi Oi^a*-
nismus von dem wichtigsten und nachthei-
ligsten Einflufse seyn, in so fem dadurch
theils ein gewohnter Reia> theils -e^ie zum
— . »9 -^
Bedfiifitirs gewordene -Ab8onderuir& atifiiöru
tind dadurch das Gleichgewicht des Ganzen
g.estört, auch, wenn die Hautkrankheit Aeus-
serung einer 'innern Kraijkheit war, dersel-
ben durch Unterbrechung ihrer Aeufserun-
gen eine andere Richtung gegeben wifd%
Dadurch können neue und gefährlichere Af-
fectionen innerer Theile entstehen , die un-
ter dem. Namen, zurUckg^etreterie flaMaus'"
schlage (Exanthemata suppressa jt;. retro-
pulsa) bekannt sin4» ^ ,
.1
■ 1
i^ •
i •
\
B 3
— ao -*
n.
U*ber
kalte Fomcntatio n e n.
i
Vo«
H i t t e r.
JlNichts ist in der medizinischen und chi-
rurgischen Praxis, wenn es darauf ankommt,
Blutcongestionen, bisweilen auch Stockun-
gen, am häufigsten Quetschungen etc. zu be-
gegnen, von allgemeinerer Anwendung, von
anerkannterem Nutzen, als kalte Fomenta-
tionen. Es würde daher unnütc seyn^ ein
Wort über die Wirkung und den Gebraucb
der auf diese Att angewendeten Kälte zu
erinnern, da schwerlich irgend eiA Heil-
künstler leben mag, welcher in der Aus*
Übung seiner Kunst, *^jch nicht' oft von der
Treilichkeit und der schnellen Hül^> wel«
~ 3X —
cbes diesM so einfache /Mittel leistet» über;
sengt hat»
Aber eben dieser illlgemeine Gebrauch
eilt und dess'elben Mittels h^te doch längst
Auf die mancherlei Unbequemlichkeiten, zu
freichen sich selbst oft walirer Nachtzeit
und wohl gar Gefahr gesellen kann, auf-
merksam machen müssen, welche ohne Zwei-
fel, manchem Practiker, oder eigentlich je-
dem wahren practischen Arzte^ in die Augen
fallen müssen, und deswegen ist es in der
Tbat zu bewundern, dafs bis jetzt noch keia
Vorschlag öffentlich^ so viel ich micl^;X.c*
nigstens zu erinnern vermag, wedet* von me-
dizinischer noch chirurgischer Seite gesche-
hen ist, um diesen UngemächHchkeiten und
oft nachtheiligen Folgen auszuweichen, wel-
che ai^ dem allgemein Ujblichen Wege un-
TermeidUch sind.
Zu kalten Ueberschlägen, welche, wir
ai^ häuBgsten auf den Kopf, zuweilen auch
auf die Brust , den Unterleib und die .Gei»
schlechtstheile, z. B. bei eini^eklemmten Brii4>
chen etc. an«uirreaden pflegeji, beditaen wir
uns im Wiitfer des Kises oder Schnees • im
Sommer des kaltei^ Wassers mit Salzen^ vor-
züglich des Sidmiaka und des Essigs • um
dessen Temperatur delh Eispuncte zu nänem.
Im ertttii Falle ii^t es^Aiari^rmeidlich» . dafii
' ..^ a2 «^ '
so wie beides schmilzt, nidht die Kleidungs-
stücke^ Wäsche, das Bette des Leidenden;
folglich auch seine Haut behetlt würden^
iiii zweiten taucht man Tücher in jene Lo-
sung und Mischung, um sie damit getränkt
auf den leidendan Theil zu legen. Werden
diese Tücher nicht sehr stark ausgedruckt,
so senkt sich die Flüssigkeit vermöge ihrer
Schwere sehr bald nach, den Enden der Tü-
cher und befeuchtet eben so Alles , wie vor-
her; drückt man, um dieses zu verhüten,
die Leinwand sehr stark aus, ^o verfehlt man
gröfstentheils den Zweck; die Kälte ist dann
wedör hinreichend noch anhaltend. - •
Die durchnäfste Bekleidung, Betten etr.,
führen nun in den meisten Fällen unmittel-
bare Erkältung herbei, welche um* i& be-
deutender wird, je kälter die angetrehdete
Flüssigkeit war, und je mehr WarmestoflF
dadurch der Haut plötzlich ehtrissen ^ ward,
der zur Lösung des Wassers in' ihm und zur
Bildung des efitweichenden Wassergas ^for-.
derlich ist. Diese Gattung der Erkältung is^
nun, wie wir 'wissen, die,- der Eiftstehung
des catarrlialischen, roseriärtige» und rheu-
matischen Uebelbefindens', am meisten gün-
stigefund deswegen sieht man dieses* sich
so ,oft während, oder bald rfach der AiiWen-
durig kalter Um'schläge, einfinden i'*rodurch
\
i- A3 -«
nicht. Mttn* die bereits bestehenden Be*
schwetiden reroiehrt^ und wohl gar dui^ch
binziitreteade heftige Fieberbewegungen die
Gefaivt der Umstände beträchtlich erhobt
jvferden kaiiii; aufser diesen können dies
noch andere damit vergeselUchaftete Zufälle
bewit'ken, gan^ ▼orzüglich. der ahcäi beson«*
Jders leicht^einfindendey he£tige Husten. Maiqi
setzifr den.FaU, den Kopf kalt fomentirt zvl
habei\^ um vorhergegangener Hirn erschütte«»
rung, Erschütteriwg der Geföfse der Di-
ploe\ oder auch nur drohenden Congestio«
uen nach, dem Kopfe zu begegnen: wie äu$r
sefst nachtheilig, hinderlich, ja selbst ge*
fährlich wird hier nicht die Entstehung ei-
nes Catarrhs^ wodurch in dem einen Falle
schnell auf einander folgende neue Erschüt-
terungen entstehen .und im andern die Con-
gestiönen durch die krampfigem^ ZuschnUrun-
gen der. Lungen vermehrt werden, -indem
-der Rückflufs des Bluts aus dem Gehirne
-gehemmt ,wird. * Darf man hier dieses sonst
so schätzbare Mittel noch als Heilmittel an-
sehen? «^ Ein p^ar Erfahrungen mögen dies
entsdieiden:
Ein' starker Mann war die Kellertreppe
herab auf den Kopf gestürzt und bewufstlos
.aufgehoben worden. Der herbeigerufene
-Wundacit. hatte reichlich zur Ader belassen
^ «4 -
tmd kalte Ueberschläge imuntexbrodieii
gewendet. Die Unbehülflicfakeit des Patien-
ten vermöge der mangelnden willkiihrUtehen
Bewegung, die Bestürzung der Hausgenoi»
sen und die gewöhnliche Fühllosigkeit ge-
meiner, sogenannter Wundärastei hatten, wie
<las unter diesen Un)Ständen unvenneidlidi
ist, Kleidung und Bette ganz durchnäfst und
letzteres war aus Armuth nicht gewechselt
worden. Nach etwa zehn Stunden war der
Gefallene etwas ' munterer geworden, hatte
Urin gelassen, einige Fragen, swar kurz, aber
doch richtig beantwortet und Besserung war
unverkenntlich, so wie Hoffnung zur Her*
Stellung wahrscheinlich. Gegen Morgen eN
scheint aber ein Catarrh, welcher bis gegen
Abend so an Heftigkeit zunimmt, dafs der
Verletzte in äufserste Gefahr gerieth. Un-
ter diesen Umständen ward ich zum Kran-
ken gerufen. IcJi fand ilm jetzt völlig be-
wufstlos, lethargisch schnarchend, wenn er
nicht, welches stofsweis geschah, hustete;
dann wurde der sonst ganz langsame Puls
schneller; die Augen standen halb offen, die
Pupille erweitert, und war unempfindlich
gegen Licht und Reiben. Der Leidende
starb kurze Zeit nachher, als man angefan-
gen hatte, die verordneten Mittel zu gebrau«
ehen« Offenbar hatte der entatandene Hu-
— a5 -^
) ■
sten den Anfang dei* Bessening und die Hoff«
nun^ der- Genesung durch immer neue Hitn<r
erschütterdngen vernichtet^ und eben, so
deutlich vw'ar es^ dafs diesei* Catarrhy von
welchem rorher keine Spur da war, sein^
Entstehung der Durchnassung von den Fo*
«bentationen zu danken katte.
Einem Manne ^ dessen Jovialische Le»
bensart und vorzüglich der reichliche Ge*
ntds des. Bischofs, schwerer französischer co«»
ther Weine ihm vor längerer Zeit mehrere
heftige Hämorrhoidalanfälle und seit . dem'^
auch imreimal nahe, Vbri>oten eines »S^ag«
flusses, überhaupt ab^r stete Congestionen
nach dem Kopfe zugezogen hatten, wurden
jetzt , da dieser zum drittenmal drohte^ kalte
Umschläge von gestofsenem Eis geipacbt,
worauf der Andrang des Bluts sehr bald ge»
mindert und die Zufälle fast ganz gehoben
wurden* Da indessen Durchnässung von dem.
schmelzenden Eise eben so .unvermeidlich
war, so entstand in der Nacht ein bedeuH
tendes Schnupfenfieber mit HalsenttzQndung.
• So wie dies am Morgen zunahm/ erschienen
auch die Congestionen wieder, welche bis
zum Abend eine so drohende Gestalt an-
nahmen^ dafs meine Hülfe zu der, des vor-»
her zu Aath gezogenen Arztes» noch begehrt
'wordti Zwei* ceicUidie Aderlässe bis zur
~ »e --
drolienden Ohnmacht foitge<et2t„ blutige
Schrcipfköpfe im Nacken und Bluft^^d^ 9m
Halse nebst sn4ßm ableitenden Mitteln» vftr
ren nur im Stande die Gefiahr absuweudeiii
ohne welclie der Kranke gewifa apoplectisdi
gestorben wäre; und diesea Rückiall konnte
man durchaus, nichts andenn zuschreiben, ab
der schnellen Erkältung durch die Durch-
nässung erregt. In einem ähnlichen Falle
eah ich einen jungen Mann' rom Schlage ge-
trogen werden^ als ich beim ersten Besuche
ins Zimmer trati.
• Nur noch einen Fall wilt idbi berUhreiit
welcher beweifst ^ dafs die kalten Famentfr-
tioneo, noch auf. eine andere Art^ ala blols
durch Erkältung schädlich werden können.
£in junges Frauenzimmer mit sehr delicatem
' Hautorgane y war kalt fomentirt worden;
die Angst der Hülfeleistenden hatte Behut-
samkeit verhindert und ein grofser Theil
der mit Salmiac und Essig stark geschwän-
gerten Flüssigkeit war ins Bette geflossen,
wo sie sich am tiefsten Orte, da wa der
Hintere eine Grube gebildet, gesammelt*
hatte. Die Kranke war bewufstlos - und nur
«rÄt am andern Morgen ward deswegen die-
s<*r Umstand bemerkt. Die etwas «u- sich ge-
kominiMit* Leidende klagte über heftigesBren*
n(^i\ der Haut des Güsüfses,^ des Afteis jind
■ --^ S7 — ' '
d^sr Gesehlechtstbeile. Pies wurde aber 'au»
Scbambaftigkeit verheimlicht, bis am fUnft^en
Tage diese endlich diirch die unausstehlich*
«ten Schmerzen ilherwunden und eine ab«
gedrungene Ocularinspection erhalten wuarde«
Ein rosenartiger Ausschlag hatte sich, über
die hintere und inwendige Seite der Scheik*
kel, die Geschlechtstheile, bis an den Un«
f erleib und von hinten über das ganze Ge-
säfs bis in die Lendengegend verbreitet ;
£nttönduxig Xknd Geschwulst waren an eini«
geh Stellen fürchterlich stärk und hie und
da brandige Stellen, Der Ausgang» der .übri-
gens nicht weitet hieher gehört, war für die
Umstäüde, welche ganz zu einem ungluckli-r
eben Trauerspiele geeignet • waren t niooh
|[lücklich genug* • ' . *' -
• Meine Leser werden -denn » nmt -ohnd
2weife) nicht AVenig begierig seyn> die höchst
wichtige Entdeckung zu erfahren, durch wel*
ehe tnan allen diesen Nachtheilen bei kal-
ten Umschlägen liiusweichen könne ! — - £•
mag immer seyn , dafs , wenn ich sie ange-
geben hab^i Mancher sie sehr geringfügig
finden könne; ich selbst bin sehr entfemt,
ihii' d&s Ge%*ingste darauf zn gut zu tbun;
^temohxierachtet bin ich von ihrem grofsen,
wahrhaft practischen Nutten-überseugt« Aber
%as noch mehr ist,-' ich kann nicht anders
— S8 ~
glauben, als mehrere Aerzte^ mehrere Wand«
arzte miissen schon längst diese Vorrichtung
aogewendet haben; denn die Sache ist zu
einfach, liegt so zu sagen vor der Nase und
eine aligemein bekannte Analogie leitet
'•chnur^track^ dahin. Indessen kann ich mich
doch nicht erinnern, in der grofsen Menge
Hospitäler und Feldlazarethe, die ich durch«
zuwandern Gelegenheit hatte, diesen Hand-
griff ein eiiiziges.mal angewendet gesehen za
habr^n, und doch fand jeder Arzt und Wund*
arzt ihn, wenn ich seiner erwähnte, auf dea
ersten Blick vortreflich und Ton wahrem
practischen Nutzen; denn Mancher hatte» so
gut als ich, jene angeführte Inconyenienzen
öfters erfahren. — Nun, was ist es denn?
— Man füllt das kalte Waiser, Eis, oder
Schnee, in eine grofse Ochsenblase, bia zur
Hälfte derselben aber nur,. um mehrere Be*
rührungspuncce zu gewinnen und legt sie,
nachdem sie oben fest zugebunden und von
aufsen abgetrocknet ist, auf* So Terhütet
man alle oben angegebene Nachtbeile. Aber
aufserdem erhält man noch folgende wichtige
Vortheile :
i) Es bedarf weniger Hände und Umstän-
de, um die Fomentationen anzuwenden.
s) Man erhält so einen weit höhern und
anhaltendem Grad von Kälte^ als je
r^. M ^
duTGJk die ApplicatioQ mit Tüchern eu
/erreichen ist uad sieht dadurch oft Wir*
fci}ngeniy welche man vergeblich voö die-
ser erwartet 9 wie ich hernach aus Er*
fahrung zeigen will»
3) Die kalten Umschläge können auf diese
Art ununterbrochen fort angewendet wer-
den; denn einmal dauert die Kälte der<
Bl^se \iel 'Jänger und dann darf man
eine zweite nur in einen, Ziehbrunnen
hängen, wenn's im Sommer ist, oder in
einen grofsen Zuber mit kaltem Wasser,
um jene, sobald die Kälte abnimmt, ge-r
gen diese zu vertauschen*
4) Ist man genöthigt, die Kälte künstlich
durch Salmiac oder andere Salze mit JSs-
aig zu verstärken, so geschieht dies bei
dieser Vorrichtung in höherm Grade und
mit wenigeren Kosten, weil die einmal
gemachte Auflösung für immer brauch-
bar bleibt; ein Umstand, welcher bei
Unvaüxiögenden und in Spitälern gew^I>
nicht unwichtig ist, besonders, wenn di^s
Fomentationen viele Tage angewendet
werden müssen.
5) Kommt es darauf an, die ganze Obeiw
fläche des Kopfs zu bähen, dann ge-
währt die Blase, besonders^ wenn es
eine grofse Pferdeblase seyn kann, den
— 30 —
Vortheil) dafs sie sich wie eine Mutz«
über den ganzen behaarten Theil des-
selben und die Stirne anlegt nnd durcL
den Druck des Was^^rs recht fest auf-
schliefst. . ^
In nicht seltenen ^ besonders in einigen ge*
richtlichen Fällen, habe ich mich von der au«
fserordentlichen Wirksamkeit dieser Methode
überseugr; verschiedentlich wann schön Ta*
ge lang mit kalten Umschlägen auf di^ ger
wohnliche 'Art ohne Nutzen angehalten wor-
den war, wodurch also ihr Voraug angen-
scheinlich ward.
Beim Anfange des Feldzugs in Cham-
pagne war ein Fuhrknecht von Soldaten derb
geprügelt und an verschiedenen Stellen auch
aA den Kopf gesclilagen worden* Die Sadie
hatte» um die Thäter der Strafe zu entzie*
hen« verheimlicht werden sollen und so hatte
ein Wundarzt die Cur für sich unternom-
men, alles Nüthige gehörig besorgt, kalt
mit Tüchern fomentirt etc. — Da indessen
der bewufstlose Kranke auch am dritten Tage
noch nicht zu sich kommen wollte ) so ward
mir's endlich angezeigt. Das künstlich er^
kältete Wasser ward jetzt in einer Blase auf
den Kopf angewendet und nun währte e.«
nicht seclis Stunden, so kam der Betäubte
SU sich und be>serte sich von der Zeit an.
— 3J —
bis pi vollkommner Gene3üng, deiche isk»
dessen durch ein» von der Durchiiäs ung
entstandenes SchnupFenüeber übet die Ge-
bühr verÄcigert. wurde* ^ >
"' Ein Reisender war im Wagen umgewor-
fen und hatte einen so heftigen Schlag an
den Kopf bekommen^ -dafs er auf d'er Stelle
sinnlos Wurden Ein. .Wundarzt hatte den fie«^
schädigten seit zween . Tagen besorgt und
aufrer der übtigen Behandlutig stets kalte
Umschläge angewendet; demohnerachtet zeig<(>
te sich kaum nach dieser Zeit ein Schein^
von Besserung' in wenigen halb lichten Au^
gehblicken» Dttrck Zufall kam idi in das
Haus^ es war in Antwerpen, wo def' Kranke
lag und man begehrte meinen Rath« Die
Erzählung des ReisegesellschafterSi machte es
deutlich, dafs nur Hiroerschütterung^, wahr-
scheinlich ohne Gom^lication mit Extravasat
cugegen s<^y, welches auch der Ausgang be-
wies. ^ Der Verletzte- lag im tiefsten Schlafe«
knirschte mit den Jahnen, mnrmelte oft und
unverständlich, war unruhig und wälzte sich
bin und her; dann und wann bemerkte man
Zuckungen der Gesichtsmüskeln und der Ex-
tremitäten: der Puls ^ufs^rst langsam, man
Eählte nur 46 Schläge in der Minute; das
Athemholen schwer und die dritte Respira-
tion immer sehr tief 9 dem tohwerstea Seuf*
— J>l, —
c.»;»: i::u'.f.i.. .» riiirr.» xicia itiar iiÖsb- j^isia
f. /..■-•:..'.. URL r«. .*iL, Tri «fcl
hoth %o f/f '.rj'ii' «iisez.:r£»3 , «Lüi er ihr. n
%tiikh hht^,.% Uotis^ öftere Vuitcn gab; diese,
lif/i l\Hfji^ fUr den Eingriff in iizre Redilr
x<i n<'Srnf:ay pal^ien ihia auf uad prügelten
iUji hrrufzn Arnoro^o so weidlich durciiy dals
#^i \*f;.ifknünfi'*lfj% auf der Stelle blieb. Vier
'I h^'^i: ^{lat':l' ftrst erhielt ich den Auftrag Tom
i 4t iniin»] ff/rru.\iift^ den gefahrlich damiedep-
li«?/;*'fid#rrj tu besorgen; erit seit zween Ta^
gen, wttil hu dalüxi d^r Fall verheimlicht
irorden
— 33
\
I \
I
worden War, hatt« ihn ;em Wundarzt Icalt-
fomentirt, .Blut -gelassen etc. r^ ich fand
den Kranken zwar nicht bewuistlos, aber
immec i>etäubt und nur zu einsilbigen Ant*
Worten gestimmt, von gelber, ins^ bräunliiohe
schillernder Gesichtsfarbe und mattem Hli:ke,
mit steter Neigung' zum Schlafe; langsames
Athemholen^ die Inspirationen sehr tief^
gleich starke Seufzer, das Ausathmeh kurz;:
die Pulse der Hände, der Kopfs etc. über-«
einstimmend, vollgespannt und hart, aber- so
langsam, dafs nur fünfzig* Schläge in der. Mi-
nute gerechnet werden konnten.^ Diese bei«
den Zeichen habe^ ich bei einer zahlreichen
Erfahrung von. solchen Fällen immer als con-
stante und characteristische Zeichen^ der,
Hirnerschütterung gefunden« Ich wundre mich
daher um so mehr,*' dafs ioh sl^iiei keinem
Schriftsteller, so viel ich mich dessen erin-*
nere, angemerkt gefunden habe, selbst nicht
in den vortreJOFlicfaen Anfangsgründen etdi
meines ^oisen Lehrers, des 'Herrn Hofrarh
jRichcerSj wo doch die Kopfverletzungen so
unnachahmlich schön gezeichnet sind. — -*
Der- nur halbgeschome Kopf wurde nun ganz'
rasirt; eine Maasregel, welche' d{>ch nie bei
bedeutenden Kopfverletzungen v vorzüglich
aber in gerichtlichen Fällen^ versäumt wer«
,4en solke, ::iind nun wurde dierBiaie mit er*
Journ- XXL B. 4. St, ..; G* . ^
\
- 3.f -
kältetem Wasser angewendet, welehe in kür-
zer Zeit eine auffallende Munterkeit des Pa-
tienten bewirkte; jetzt beantwortete er alle
Fragen deutlicher und umständlicher, und
der Schein von Besserung ward merklich.
Die nächste Nacht brachte ruhigem Schlaf^
das Irrereden in demselben blieb aus, der Ap-
petit fing an sich zu zeigen; häufige CIj-
stiere hatten nur einmal, iS Dt. englischef
Salz und 3 Dn Salpeter weiter keine Oef-
nung verschaft* weshalb dieses ia noch grö-
fsern Dosen genommen ward» Die Neigung
zu Vei^topfungen ist ebenfalls eine Erschei-
nung, welche sich nach allen Beobachtun-
gen stets zu liimerschQtteruDgen gesellt und
so wie alle übrigen deutlich ihren Ursprung
verräth, nähmlich rermindertes Einströoien
des Lebensäthers ia das Nervensystem aus
dem Gehirne und daher entspringende Stü-
rung der Leben^verricfatungen. — . Die Bes-
serung nahm jetzt täglich zu, ein paar un-
ruhige Nächte abgerechnet, und der Gene-
sene wurde nach vierzehn Tagen y als voll-
kommen geheilt entlassen. Ich glaube Ur-
sache zu haben, diese schnelle Hülfe haupt-
sächlich dhT durch die Blase verstärkten Kälte I
zuzuschreiben, wodurch vielleicht ein Dutzend
rascher, unbesonnener Jünglinge einem schwe-
L 'und wahrscheinlich tragischen Griminal*
:efse entgingen.
— 35 —
fie merkungen
'" • ' ■ .
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d i j» K u h'p o ck^]!iimp:f MB g.
. _, . V. '
IJ
y
on
Rittet.
I 1
x\uch am Ende des verflossenen' Jahrbnn-
derts waren 'die Kuhpocken htiT' dem Namen
nach in unserer Gegend, selbst in Mayns
nur bekannt; früher schon erhiislt ich eini^^
mit Lymphe getränkte -Fäden von meinem
kochgeschäteien Freundy dfeim i{erm Hofrath
und Leibmedifcas ^Waiu^-isL rUe&senkassti^L
Idi impfte damit zuerst ein Kihd de» Herrn
Professor ^c£enif^i/»/ü in ykespuLr aber- ohne
Erfolg« Spätec .. kam nun Inip&naderie ■ von
Fcänkfon nad^ JtfaynJt^ luid jeto^waml de«
Ca
■'
// -«^ .. i# ;. .•
^/'J, '.* /• /?.*»>. ^«f» %/i:'./,ff 4ift lir.ctn Tage
«i./'./r »t/«< . '»ri/t f*t%ft% u^sfk^tM PadeB. einzB-
h.*i lti,-^,\nf9ff. ffiif rl^m FUngimpAaster-
eli#n i«r, '!i^ mtil h^t tm und im wenigsten zu
;f:bf«%n<^lA. Ni« i^t «in m r •bei den Kuh-
m uttfl rUf^ilmn fc^lb«! oft nicht bei den
rpoüken gf K^« kt. Die Uitache liegt
- 5f) -
fifern^ B^ilhkens darin , dafs die elnuau«
gendeh tSefafi^ durch den Reis deV Pflasters
Vf rschk>sseh, yörziiglich aber auch darin, dafs
'^urcH die in llfenge ausgeschiedene Lymph*
tlas Miasma im Faden umwickelt, verdUnnt und
vreggespült werden. Wir bedUrfen aber auch
diteser Methbd^ gar nicht; dentl weiii man es
nur einigermafsen geschickt anzufangen, um
das Zutrauen der Kinder zu gewinnen, die
Furcht abzuhalten, so darf man immer das
Mewser^hen keigeri. Vbxs^ Tielen Kindern, die
ich impfte, schrie ein einziges dreijKhrigei
Mädchen, deren Mutter aber abwesend war;
alle übrigen sahen ruhig zu, ohne eine Miene
zu verziehen; dadurch hat man den Vortheil,
dafs sie nicht zucken, welche.^ wenn sie das
Oesidit^bwenden, so leicht ht.
Nach nr^iner Erfahrung fafnt die Ittiptuftg
Vei bJUfiMden, wohlgenährten Kindern leich-
ter, als bei schlaiFen, magern; selten bei d^«
nen, welche Ausschlagskrankheiten, als Flech*
ten, Milchschorf, Nachtbrand etc« haben,
öder seit Kurzem erlitten hatten« Frische,
gesunde Kinder bekamen die bekannte, ei-
genthOmliche Rothe nm die Impfstellen in
betracfatlicber^^in Umfange, hüher ron Farbe;
bei einigen rerbreitete sie sich über die
ganze rordere Seite des Oberarms, ja bei
einem awei|ährigen st;irken Mädchen bis hfU
— 3« -
4
i«!b*r-niit ßlUck- -Mulig g)e«fRpftr""Siel)ea
Aerzte haben sich dort vereinigt und ein öf-
femliches Insütut gebildet, 4urch dessen
Mitglieder im dasigen Seraiiiario Jedermann
unentgeltlich geimpft wird. Mit mehreren!
Glücke konnte ich jetEt mit ganz frischer
Lymphe impfen, indem ich sie unmittelbar
nach ihrer. Aufnahme zijrischipn ^(^aspliitten
hieher übertrug und auf der Stelle anwen-
dete. Ich halte dies, wmn eit möglich ist,
für Böthig , wensi man sich ^cl^ $ft i% der
Erwartung getäuscht sehen will; denn ich
habe erfahren, dals.. die nämliche L3rmphe
am zweiten Tage schon nich^ mehr fafste,
wenn sie gleich am Tage Vorher erwünscht
anschlug. Am best^xi^^t es freilich, wenn
man auf das zu . impfende Subject unmittel-
bar die Lymphe aus der reifen Imp^ock^e
übertragen kann, denn die rön allen S6kt]h^
stellern gem^^te. B)emerkung.,.'cU£s die Be-
rührung 4er liUnosphärischen Luft der An--
ateckungsfähigk^it der Lymphe Bzntcag tlme,c
bestätigt sich unveränderlich, j . ..»»•. *, ..".
Ist man 'gieiKiAigt schneU'dbe*OperatiDik
zu Terr*cht€UL, ilami^.ihuls «aliLsich feeitidv
des Stich» bledittieny w«az« eine sehr schinafo)-
gebogene .LaB2^te am besten^ist. -Einer soU
chen .eigiMitlichen .Jmpfbuuiette. sollte amsL
sich jaiascWigftlicliry^ediwiMi ^jjUna/iiaifc ihs
I
testen; ür die Höiie ;zä heben uckI aufsetdem
iür N Verletzung .'iicberery^ indem die Spitz«
. von-deip Haut abvvärts geriditet ist; bei Kiii^
^ dem imit aolikffer Hatit iat der Handginlff
vortheilhaft mit dem linken Daumen die H«:»t
;rör/derJUw7(Hte zttispahhen. r :
Ha|[-jnifci> aber ruhige y nicht ängstlichtt
Kinder vor. sich^ . so[ ziehe ich die Impfung
durcir einen (kleinen i-RiCi.yoU' höchstens ei->
ner Liniii yoe^. »mit jütun d^tf iman weniger
ibe6orgt:aey]»^. ^als.'die Impfiung nicht glüeken
werde» denn' hiß j.etzt geschah, mir dies nur
zweimal auf dieee Art> öfterer aber nach
dem Stiche 9 . oder Blasenpflaster., Ehe ich
aber den Rils selbst machte, suchte ich durch
leises Hiui uzuL Herschiejiixen der Lanzetti^das
Obeihäutobeu^in der Bredt6td«s zu machen^
den' Rissen iiWß^ukr atz en,; um der. aufznstrd^
chenden, Lj:i|ipjbie- mehrere Berührungspuncte
darmtbiistfiS; idann macht£iicfa den BiTs selbst
so l)dMttsaxB tla ^nöglich^ sb dals kaum einir
ge ' blutig^ 'Pii9«etichen durchschwitzten, .un4
nun trug ich mit der Spiiase derLanzette ei&
TröpfgjBnc JL|ri6phe>. nachdiem ich die Blut-
puncte xorher. weggewischt hatte, auf. Misi
hat Lanleli«^ yorge^chlägeiiy welche nach der
Spitze hüi gefurcht sind^ -um ^dadurch, wie
man gÜMdic»: 4ie ^ LyjD9pli#r be<|uemer auffas^
— ."38 —
iien' EU können. loh halte die» klfleftfeii fär
zwecklos; denn ihre Ti^fe &t einmal schön
bei der grolsen DUarie*des Eisens üitibeträcht-
-li.h, und dann ist sie unnothig, well sich sn
'die gewöhnliche Sftitse hinreichende Lymphe
''axihängt.
Bin ich genöthigt, mit trtek^wem Faden
zu impfen, so pflege ich, xu frtils^^ Hof-
nung eines guten .Erfolgs» drei, ▼ier feiae
Risse so dicht neben einander und etwas
tiefer aK sonst, ^o xu machen, dafa sie in
einen zusammenflielsen, ich warte etwa sehn
Minuten, bis die paar Bluttropfen zu Ende
«ind und dann lege ich den Über heifsem
Wasser befeuchteten Fäden ein, wann yor-
Jier die kleine Blutkruste mit ein i^enig Spei-
-<^el weggenommen ist, und befe%tige ihn
•mit englisi:hem Pflaster. So kann man fiel
-äirherer auf die Fassung rechnen, als wenn
man auf jede andere Art zu Werke geht; und
man hat nicht nöthig den ->ön* Einigen ge-
gebenen Rath, den Schorf am dritten Tage
abzukratzen und einen neuext Fadoi einzu-
legen, zu befolgen*
Die Impfung mit dem FlieganpflSster-
chen ist die unsicherste und am wenigsten zu
empfehlende. - Nie i^t sie mir bet den Kuh-
pocken und ehedem selbst oft nicht bei deti
Kinderpocken giegHlckt. Dia Ursache liegt
- 59 -
iSetn^^ Hkäiinkens darin, d^fs die einsau«
gendeii XJfefafiö durch den Reiz des' Pflasters
Vf Fschkysseit, vorzüglich aber auch darin, dafs
vurcH die iii Ulfenge ausgeschiedene Lymphe
tläs Bfiasfnä ffh Faden umwickelt, verdünnt und
"Vf eggespült werden. Wir bedürfen aber auch
dfeser Methode gar nichi; denii weifs man es
nur einigdrmarsen geschickt anzufangen ,. um
das Zutraüiifi der Kinder zu gewinnen, die
Furcht abzuhalten, so darf tnan immer das
Me<»sertihLen keigeif. Yoi»: Tielen Kiüdern, die
ich impfte, schrie ein einziges . dreijihrigea
Mädchehi deren Mutter aber abwesend war;
feile übrigen sahen ruhig zu, ohne eine Miene
zu verziehen ; dadurch hat man den Vortheil,
dafs sie ^nirht zucken, welches, wenn sie das
Öeisidit^bwend^n, so leicht ist*
Nach nr^iner Erfahrung fafst die Ini{>fmi[g
bbi bJüK^deiü, wohlgeHährrteti Kindern leich-
ter, aU bei'ichlalFen, magern; selten bei de«
nen, welche Ausschlagskrankheiten, als Flech«» .
ten, Milchächorfü Nachtbraud etc. haben,
üder seit Kurzem erlitten hatten. Frische,
gesunde Kixideir bekamen die bekannte, ei-,
genthüfhiiche Röthe um die Impfstellen * in
beträchtlicherem Umfange, höher von Farbe;
bei einigen verbreitete sie sich über die '
ganze vordere Seite des Oberarms, ja bei
einem -sweijährigen starken Mädchen bis bei-
— -i^ —
nalie an das Hmdgelenk; A& dcv unten
Fläche war inlessea keine Spur daron. Ue*
berschritt die Rüthe die gewohnlirhun Grta-
zen, -o behielt sie dann aber die runde
Ir'oriu nicht mehr, sie dehnte sich dann mit
stitker Geschwulst in unregelmäTsigen spiz-
z.u unri htumpfen Winkeln an» und ähnelte
einer Figur auf der Landkarte, oder einer
(;»?t schr^n und rerwaschenen Fortifikations«
h.:^ur; unterm Mikroskop bemerkte maudent«
licli r'ie entzündeten Hautgefäfse. Mit dieser
Bewafnung betrachtete ich auch eioigenial
eine Menge kleiner i:(läschen, welche in der
Breite eine^ halben Zolls rings um die Impf-
b.:ttern ^af.eii; ,sie hatten die Gevtalt gro«
r>er llir.enkorner, mit weirslichen Spitzchen
und vorschwand' u mit den Inipfpockeni wie
sie mit ihnen gekommen waren.
Dtm wahren Kuhp }ckenaiisschlag beob«
achtete ich nur einmal; er entstand bei der
Abtrocknung am dreizehnten T^ge, und am
sechszehnten war kaum noch ejne Spur da-
von. it;)rig. Auch in Maynz sah man ihn sel-
ten, und einige meiner entfernteren Freunde
bemerkten ihn gleichfalls nur ausnahmsweise.
r ' daher wahrsche.nlichy wenn sich meh-
iobachtungen damit bestätigen, dafs
luung des Kuhpockenausschlags auf
^entel aller Geimpften zu hoch ist.
Bei meinem Impflinge:. war «ht aber in sejir
hphem Gfade, denn der ^anze Körper war
so wie die GliedmaXsen mit deA bekumtei^
Meinen 3lWhen ffie besäet» ''.
Ich bj^i^weifle^ dafa bemsrkbares Fieber
zn den pathognomonischen Zeichen der Kuh*
pock^n. &u rechnen sey; nur bei drei Kin-
4erB9 .welche ich impfte, fand es sieh merk-»
lieh ein; bei einer grofsen Z^i von andern
impfliagen spülten Eltern . und Wärterinneu
nichts^ beständiger aber ist tun den sechst
teA und .achten Tag, Yennehrung der Aus-
dünstung und oft .starke Schweifse. £sniag
indessen^- #mmer seyn, dafs- sich meist un«
n^erfiliohp und ^vorübergehende Fieberbewe«
g^pgen/einfiIMlen, die aber ebeu - deswegen
^T, AufiQerlcifiuiikeit entgehen«
Die Vergleichung der Kuhpockenlj^w
pfae n:^ geronnenem Hammelstalge , welche
man ziemlich, allgemein wiederholt hat, kommt
n)ir gaaKr unpassend vor und erweckt den
Afifsbegr|0^, «als sey^^sie fettiger Natur, da si9
doch in\ Gegentbeil sehr klebrig ist und
ganz einer,\(jummiauflösung gleicht; denn in
zehn Sekunden ist sie schon zähe an daa
Eisen geklebt und man kann >ie nur durch
den Haucl^des Atnems wieder abwischbar
machet; mai^ muf% daher das Kind, Tön wel«
ehem geinipft werden soll| nahe bei dem
- 4» -
Impflinge haben, um bei der UebertrAgong
keine Sekunde zu verlieren« Impft man.
mehrere Kinder hintereinander mit dem aäm*
liehen Instrumente, so mufs maa es bald
reinigen, denn es wird sonst durch diese
klebrige Materie stumpf«
Da ^e Carro's Erfahrungen dafür ^ An-
tlerer dawider sind, dafs ein Mensdi, "wel-
cher die Kinderpocken überstanden hat,
noch für die Kuhpocken empfänglich stj^-
so impfte ich mich selbst an beiden Arm^n;
(es sind 34 Jahre, als ich durch Impfwg
die Kinderpocken glücklich überstand^. Der
Erfolg war ganz dem gleich, welchen Sybel^
Baucholz^ PearSon und Andere er^hren,
als sie sich und andere mit Kuhpoek't^hljm-
phe impften, nachdem sie die KindUtpöckiba
schon gehabt hatten.
In Maynz hat man bereits hüufig die
Kinderpocken nach vorhergegangenen Kuh-
pocken geimpft; so wie in allen bereits be-
kannten Fällen entschied auch hier die Et*-
fahrung, dafs keine allgemein^ Ansteckung
durch die Kinderpocken mehr ihöglich sey,
wenn die Kuhpocken vorhergegangen sind«
Einige Zeichen der Localinfection, einen
kleinen nässenden Schorf, Bläschen, oder
eine vorübergehende Exerescenai» aus der
Impfstelle bemerkte man dllgemeiilt aber nie
./ •
*
aufsef diSn rmpfstellen. Nächsten»" werde
ich mit meinen Geimpften das nämliche
thun. ^Je mehr sich diese Erfahrungen hau*
fen, desto leichter wird es teyn, die-KIäf«-
fer^ welche diese unscbätsbare Erfindung
bisher anbellten, zum Schweigen zu bringen«
In zwei Fällen erschienen erst am sie« ,
beuten Ts^ 4^6 Zeiejiia ftnsdea IfapJstMeiiy
welche schon am dritten hätten beobachtet
werden sollen und doch waren diese bei-^
den Kinder, welchen ich die Kuhpocken ge^ .
geben hatte, sehr stark/von blühe^deir Ge-
sundheit,, und beide über fUnf Jahre < alt.
Demehherachtet beschleunigten die übrigen
Petfode^ iht^en Lauf so,' dafs am fünfzcihn«^
ten Tage alfeit abg^than tear. '
- 44 -
IV.
Das gelbe Fieber.
I.
lieber die Natur und Behandlung des
gelben Fiebers, uon C. E. Fischer,
Hofrath und Prof. in J^na.
iN och schallt die dumpfe Todtenklocke
zwar nur ron fern zu uns herüberf Aber
sollen wir warten bis sie über unserm Haupte
tönt? — Sollen wir es versäumen, vorsichtig
zu seyn; und werden wir, auch wenn wir
CS sind, den üebergang des Wehes zu uns '
sicher verhindern können, wenn, wie aller-
dings wenigstens sich denken läfst, mit dem
Kintritte einer neuen der Pest günstigen
r'ntwicltlungszeit in Italien^ das Uebel dort
wieder aufs Neue erwacht und näher und
leichter zru uns durchdringt? — Wie wür-
^ 45 ^
den 'Wir deia fürcbteriichen nbüen Ga^tiü'
empfangen, «lit weichest Waffen ih» ^aizu«
greifen haben ? — Ich furchte j • dafs mah-
chem Praktiker, wenti er 'bei dieser Fragj»'
di« Haüd ans Here legt, s^in G^wisä^en k^eiif
gut Zeugnifs geben und -er bedenklich gie^
uug Wterden wird. Denn woröö soll er' sich'
auch halten, was zur Grundlage seiner Theo»
' rie, seiner Praxis in diesem Punkte machen?
Die Schriften, die wir ^on älteren Erschei-
nungen der Krankheit haben^tothalteti m«ist
blofs zerstreuete und empirische oder* sich
gar widersprech-ende^ keinesweges aber ei«
xiigermafsen zuverlässige Resultate. Durch
Angenseugen bekommt man selten und al*
lenfalls erst nachdem schon lange das U^
bei aufgehört hat, möglicherweise einige No-
tizen,'.and. so bleibt? der denkende 'prhkti-
ache Arzt sich selbst und' seinem Denken*
überlassen;'. Ueberall um' ihn liier Vefwir^
. rung, sudht er vergebens festen ]Fu(s zu ß^-
aen. Schon im »Anfange des Kampfes ei-^-
' gentlich' im Rückzüge begriffen, «vermag «er
deirknmer wüthi^nder heiandringenden FeinJ^
de>nitr schwache Waffen, oder ih eine!*' Art
Ton VerzweifehMa^ gefülirte Streiche entge-^
genzuaetzen. Erfragt nach seinem Lehrbe-
griffy^bb daS'Uebel eine Sthenie öder Asthe-
u 'JBr*#€«4#t; vyawälig geimg. teiaeff
- 46 -
ty-fttematischen Stolz unter das Umhertappem
der gemeinsten Empirie beugen zu müssen,
bald diese baM jene Methode an; aber sein
System giebt ihm keinen Trost, so weit er
auch die Versuche, daselbe, auf eine oder^
die andere Art zu rechtfertigen, treibt. Mit-
ten unter dem Gräiiel der Verwüstung reilst
seine Kranken und am Ende ihn aelbst ein
Uebel hin, was das Weltsystem so wie die.
papiernen Systeme der Kunst und Wissen-
schaft erschüttert^ was nichts Terschont ab
was weit vor ihm flieht, oder die Probe (und
gewifs eine harte wegsame) schon einmal
ausgehalten hat, was über die Ohnmacht der
Wehr gleichsam erbittert ist« indem es be-
trübt, was alle Philosophie, EndzwecLslebre,
Glückseligkeit, Hoffnung und Glauben, durch
die schwarze Wolke d^^r Zerstörung . Ter^
dunkelt.
Sollte es denn gar niaht möglich seyn«
nach den Thatsachen, die wir entfernteren
und ruhigeren Zuschauer schon haben, et-
was Zweckmä/sigeres^ allgemeineres und ße»
stimmteres über die Heilung dieses furcht-
baren Uebels festzusetzen, als uns bisher
zu zerstreute einseitige und> nicht selten ein-v
ander aufhebende Angaben aufgestellt ha-
ben? Sollten nicht die Keime zu ^di^sen
Maafsregeln schon in eben diafsei£lNa^iKiGb«i
-.47 -
ten uadBetrachtungeH) die wir schöft bestyen,
liegen, die aberzieht genug beachtet, vnd na-
mentlich aus zu stark aufliegendem Nebel ei-
nes Systems nicht genug gewUrdigt, nidit dreist
genug verkündig werden i Alle bdsher.ge|>rie«
sene Mittel,, namentlich die Salpetersäuren
und salzsauren Räucherungen, müssen doch
nicht den Tollständigen Effekt leisten , den
man von ihnen , theoretisch und praktisch an«-
gab. Sop&t wäre e^ doch unbegreiflich, wai:um
die Regierungen der Läilder und Orte wohin
die n^ärdjerischie Se^uchje bisher gedrungen
ist, bei aller ihrer etwanigen LaiigsaiDkeit
und Bedächtlichkeit, ihren. Gebrauch nicht
allgemeiner uad offizieller gemacht, warum
die Aerzte diese leichte Methode nicht i;iit
beiden Händen stets ergriffen hätten. Wenn
aber nach einigen Nachrichten (z. - B« der
Bayreuther Zeitung) der GouMrneurtriA ii-
uorno Tag uod Nacht aein ganze» Haus^
Hofplatz u« s. w. ausräuchern liefs und doch
dem Unglücke des Hauses kein Einhalt ger
fhan werden konnte, was soll . man .idaili&
aiaigenuafsen zuverlässig tixöstliche» foti die-
sem chemischen Mittel de tken? Wenn AiJ^ph
in seinem Werke über: dtaL zuerst ."«rscHie«
nene gelbe Fieber bezeugte, dais ihm, naoh
ananchea 'vergeblichen Veraucfaen mit dM
4urQfadon(endat«Q und kg^ftigiten Hmtn|{W
- 48 -
i«!ii in dieiem. die hodute Asthenie Tem-
thenclem, Uebel, am Ende noch die Anwen-
dang der «««leerenden Methode durch Ja-
lappe, QuecLsilber lu s. w. atn mehnten ge-
nützt habe, so wnfsten ^-ir schon damals
. Hiebt was wir denken sollten. Der Gnosti-
ker freute sich, der Brownianer. zweifritei
Mancher Erregungstheoretiker glaubte, er
wolle das Uebel schon anders angreifen,
trenn es nur so kühn wäre, ihm unter dem
Panier seines Systems zu nahe zu treten.
Aber gleichwie die beherzten Jager <}^ ^^
stigea Thieres, Bär genannt, würden alle
Ursach haben, ihre gemachte Bekanntsdi)^
zu bereuen, und durch einei demüthigende
Prostemation der Obergewalt der Erschei-
nung inne ku werden. Das Resultat ist,
dafs wir bisher noch nicht sehr yiel weiter
in Festsetzung eigentlich rationeller Ansicht
ides Uebels gekommen sind, ohne welche
wir es doch mit Vernunft nicht wagen dür-
fen, in einen so ungleichen Zweikampf uns
einzulassen. i
Bei der Unzulänglichkeit sowohl derne*
gativen als positiren Methode, wären die
Fälle, warum das Uebel so selten heilbar
itt (vorausgesetzt, dafs es überall heilbar
und seyn fnufs) vorzüglich -die beidee
iulfn* Eijat^eder hat.man d^ s ebränige
Locale
— 49 —
Xocale nicht genug berücksichtigt, wodurch,
-auch bei richtiger Wahl der allgemeinen Me-
thode, der Hauptpunkt der Kur yielleicht
Terfehlt werden könnte. Oder: man ist mit
Anwendung der athenischen und antistheni--
sehen Methode so unglücklich gewesen, weil
^man nicht die Zeitpunkte wahrnahm, in
welchen vielleicht beide, jede für sfch und
Iia,ch einander, angewandt werden müs|en? -
Diese allgemeinen praktischen Refleitio-
Si«n und Yermuthubgen zu erläuteite, ins
Reine zu bringen und zu einem gewissen
Crrade der praktischen Gewifsheit zu erher
'l>en, ist die Absicht gegenwärtiger Betrach-
tung, die unmittelbar auf ihren gegenständ
geheftet nur die Nebenbemerkungen sich
erlauben wird , welche die Haupt$ache erläu-
tern und -durch Analogie aufkläret können.
Die neuere Theorie seit Bre\fn^ unter wel-
cher Form nnd Sek^e sie auch auftritt, gestat-
tet in allen asthenischen Krankheiten durch«
aus keine, mehr o<!er weniger schwächende
• und ausleerende Mittel« So .wichtig diese
Ansicht im Ganzen genommen ifit, so hat
sie doch auf mancherlei Nebennmstände und
Gesetze Rücksicht zu nehmen vergessen, un-
ter welchen eine an sich asthenisirende
Schädlichkeit den Organismus ergreift und
seine Reaction erzwingt« Wäre diesem Pro-
J«iirn. XXL B. 4« St- D
— 5o —
Ijletxi richtiger gelüst, so würde man üdi
manche praktische Einseitigkeit und Unzu-
länglichkeit erspart haben. Hätte man nun
vollends lebhafter bedacht, d.tfs es bei EiH"
Wirkung contagiüser Stoffe , so wie derglei-
chen offenbar beim gelben Fieber statt fin-
det, nicht blofs auf das reine Produkt und
Ma;ars von Erregung, sondern auch von che-
mischer Affination , Vervielfältigung und io-
nigerer Verbreitung derselben ankomme, und
folglich, dafs alles, was die Bedingungen diV
ses chemischen Assimilations- und Multipt
cationsprozesses setzt, offenbar dio KradL-
heit selbst, als das nachfolgende Produkt
vermehren und zu einer desto verderbliche-
ren Hohe bringen muls ; so wurden wir eine
bessere Theorie und Heilmethode aller soge-
nannten ansteckenden bösartigen Krankhei-
ten und auch des gelben Fiebers haben, als
jetzt wenigstens im Schwange ist. Josepi
Frank und mit ihm P/aff haben dieses Prin-
zip noch am .lebhaftesten und lichtigsten g^
fafst. *) Ersterer hat in der zweiten Ausgab«
seiner Erläuterungen der Erregungstheoru
die erfahrungsmäfsige Unzulänglichkeit der
Reizmethode in von ihm sogenannten con-
tagiösen Nervenfiebern hinreichend darge-
"mn. Herr P/aff in der lehrreichen kriti-
5 S. Meine jtbhandlung über dat gelbe Tiefer, Jour
nml d. pr, Neilk, XX. B. s. St.
• ' • — 5i" --■ .
s^hen Abhandlung womit er die dritte Aas<-^
gäbe; 'seiner deutschen Uebersetzung Von '
ßrowns System der Heilkunde *;)* ausgestat-
tet«, hat diesd Materie, die wir als Prälimi-
narilen unserer Arbeitv bearbeiten müssen,
auf folgende Art ausgerdhst: i^Oft richtea
,^ Reizmittel nichts gegen die Krankheit aus,-
„wo die Lebenskraft zu sehr mit dem Krank<p»
. ^heitsreize beschäftigt ist, um die Einwir-
,,kung der Arzneimittel aufzunehmen und
,, darauf zu reagiren. Zweckmäfstge und thi«
,, tige Mittel gleich itn Anfange, wo der Krank*
,,heitsreiz sich gleichsam noch nicht tiefes .
„ins System inserirt, noch nicht die Erreg-
,,bark€it zu lebhafter Reaction aufgereizt hat,-
„können durch die Entfernung desselben,
„oder durch eine totale Veränderung der
„Empfänglichkeit des Systems, eine Kranke
,, heit allenfalls noch in ihrem ersten Ent-
„stehen unterdrücken, z« B. durch Brech-
„ mittel.' Ist aber der Krankheitsprozeis ein-'
„geleitet, haben sich die Krankheitsbewe-
„gungen mit einander verkettet, hat diese
„Verkettung, durch Wiederhohlung des Zu-
„ ges derselben mehr Stärke einhalten, so trotzt
. „ die Krankheit den Mitteln des Arztes, und
„er mufs einen ruhigen Zuschauer abgeben,
„o^er sich weiiigstens gestehen, dafs er mit
*) Koptnhagen 1804.
D 5i
— 5« —
^ all seiner Geschäftigkeit wenig ausrichtet.^^
. Und S. 126. a. a^ O. „Was könne» ib
^ jenen auf^einem AnsteckungsstoflFe bern-^
^yhenden Nervenfiebern, welche ihren Gang
y unaufhaltbar f drehen, und ia einem 'be-
,, stimmten Zeitpunkte sich von selbst ent*
9, scheiden, jene, nach Brownischer Vorscbiift
^in allerhand Formen gegebenen Reizmittel
^nützen? Werden sie nicht vielmehr durcb
9, unnütze Anstrengungen . der Lebenskraft
,) schaden? wird dem Arzte nicht ihre Hülfe
9, dann entgehen, wenn er derselben ani mei-
^,8ten bedarf, ia jenem Zeitpunkte, wo ttic
9, der Entscheidung des Fiebers zugleich eise
,, aufserordentliche Schwäche der Erregung;
„.der höchste Grad von Asthenie, ohne dar-
„um Krankheit zu seyn (?) eintritt, und wo
„d^: gewohnte Eindruck jener kräftigea
„Reizmittel seine Wirkung verfehlt.**
Nur nach Festsetzung und Erläuterung
dieser und dahin gehörender Grundsatie
kann man in Angabe der BehandTung der
contagiösen Fieber weiter gehen«
Welche wichtige Potenz die Bewegung
bei jedem chemischen Prozesse sey^ wie
dur^h ihr Hinzukommen Auflösungen^ Zer-
*) Wenn diese Erklärang auck mebr büdlicb und tum
TheiJ unrichtig seyn sollte, so schadet ditf dodi
dem Factum mi«bt.
— 53 —
setÄUÄgeHt Vereimgungen un^ V^rfareitün-
. gen der Stoffe befördert und l^eschleunigt
werden/ lehrt jede*^ Probe, wo selbst durch
das mechanische SchüttelR> Heiben u» s. w*
der mit einander zu vermischenden Stoffe^-
di^se Vereinigung gleich einer^ höhern Grad
Ton Innigkeit von »höherer chemischer Po-^
tenz bekommt« Da aber offenbar- bei dec
Einwirkung der Gontagien auf den Orga««:^
nism eine Art chemischen Prozesses statt
'* hat, obgleich wir ihn selbst, die Art wie er
zu Stande gebracht wird, und sein: ProdutLt
nicht bestimmt kennen (#eil der erste Grund-
stoff uns noch nicht bekannt geniig ist,' ob
es. wirklich Wasserstoff odet was soii5t ^ef)^^
so erhellet daraus die Wichtigkieit der Auf-
merksamkeit auf alles, was die Heftigkeit
cler Beweguüg und der Action während der
ersten Periode des ConJßiktes des Krank«
heitsstoffes mit den festen nicht Blofs^ son-
- derp auch mit den ilüssigen Theilen des Or«
ganisqis, za vermehren, oder zu vermindern^
im Stande ist Denn warum ist nach aller
Erfahrung jede contagiöse Krankheit, be«
sonders die unter der Form der mit'AUs^
schlagen erscheinenden, Scharlach, Blattern,
Petechien u. s. w. so vorzüglich gefahrlich
und bösartig, Wenn der Kranke während der
Ansteckungszeit und bis zum Ausbruche sich
/
- 54 -
etwas starke^ Bewegung, z. B. Reisen zu TuTs
zu Pferde u« s. w. .gemacht. Nichts ist be-
kanntlich verderblicher als dieser Umstand.
Wird nicht dadurch eine innigere und mehr.
Terbreitete Mischung des Giftes mit dem
Organism und zugleich eine erhöhtere Ac-
tion gesetzt, die nunf, wenn die Krankheit
wirklich in ihrer ganzen Form erscheint, ein
zwar höheres oder desto eher in Hyper-
sthenie übergehendes Produkt liefert.
Wem sind* die contagiüsen Ausschlags-
krankheiten, namentlich z. B. die Menscheit-
blattem, am gefährlichsten? Dem Erwachse^
nen oder dem Kinde? Fürchtet |nan niebt
mit Grund für den Erwachsenen^ wenn er
diese sonst furchtbare Krankheit bekömmt,
und bemerkt man nicht die gröfi^te Sterb-
lichkeit unter den robusten Subjekten, wel-
ches sich selbst bis auf die Kinder erstreckt;
unter denen vollsaftige starke Geschöpfe
der Art selten am gelindesten abkamen *);
bestätigen es denn nicht auch alle Nach-
richten, dafs eben dies Verhältnifs bei dem
- *) Die alte Regel, Kindern ebe sie die Blftttam ülfsr-
standen hatten, kein Fleisch zu geben, haue du
Wahre xum Grunde und bezog sieb auf den ebea
berührten Punkt, dafs eine mehr sthenitrlio Copfd-
tjütioa auf die miCilicbste Art einer '»ololien Krank*
heit entgegengeht.
- 55 -
gelben Fieber Matt finde; däfs robuste junge
Personen selten so leidlich wegkommen als
Alte oder Schwächliche oder Kinder und
Weiber? Bei den Alten vermindert sich der
Grad von Receptivität für das Gift über-
haupt, und bei den Weibern und Kindern
und nicht , im Uebermaafs der Gesundheit
sich befindenden, die Reaetion des Sj^stetns
auf die Einwirkung desselben.
Sind aber diese Thatsachen bei Krank*
heiten, die mit einem AnsteckiingsstofFe be-
gleitet'iind, 'unwiderleglich, und ist es. eben
so unwidersprechlich nach allen Erscheiniin«
geh, dafs das gelbe Fieber unter eben diese
Rubrik gehört, so resultirt daraus schon der
Satz : n^(lA ^*^ Kunst , im Entstehen "Und
,,i>i det etscen Periode des Uebels das mei^
^^stCy nach dem Aufbruche und in der tiöh^
^'^dessetherf aVer wenig o4or Nichts leisten'
y^könne,^^
In der ersten Periode haben wir ^ie
Krankheit hoch in. so' weit in unserei* Ge*'
walt, als wir auf die Rückwirkung des vom
KranlcheitsstolFe angegriffenen und ehemisch
und dynapiisch afficirten Systems y als den
andern zum Produkt concurrirenden Fac^
tor, Einflufs , behalten, und durch die Vcr-'
nünderung^ dSeses' einen. Factors auch; den,
jtudern (den Krankheitsreiie) ' madigen und
r- 56 ^
verkleinern, auf alle Falle aber das Produkt,
die Evolution und Progression des Krank-
heits|irozesses mpderiren können. Leider
acheint uns bi$her weiter nichts, übrig -ta'
bleiben, da die Chemiker bei aller Leichtig-
keit, womit sie die Scheidekunst auf dea
gesunden und kranken Organism anzuwen-
den sich bestreben, noch keine spezifische
Methode und Destruction desselben ange-
geben und bewährt dargethan haben. '
Diese unsere künstliche Einwirkung auf
das System wird aber keinesweges positif
und reizend seyn dürfen, weil dadurch, naek
dem Obigen, die intensive und exteniire
Gewalt des Krankheitsstoffes Tennehrt uad
die Krankheit nothwendig dadurch zu einer
Höhe und Heftigkeit gebracht wird, ■ dtb
alle Ijemühungen, ihr in einer späteren Pe-
riode Einhalt zu thun, fruchtlos sejm wer-
den. Diese Regel gilt sogar in allen con-
tagiösen sowohl als nicht contagiösen ty-
phos^en Fiebern, dafs die erste Peiipde der«
selben niclit so starke Reizmittel erlaubt,
weil die Reaction hier noch am lebbaft^en
ist, wie alle Symptome, z. B. der oft vollf
starke Puls zu Anfang einer solchem im
Grunde höchst asthenischen Krankheit be-
weisen* Aber Europa siebt und hört diese
Wahrheit nicht, und will ihrer vor System*
i
\ .
-. 57 -.
^uch^) Tiioht gewahren, bis.a^ Ende neck,
tausend und aber tausend Schlachtopfer viet-
leicht dem. eisernen -Systeme den Nacken
breche^n und das Herz der Wissenschaft zi\ni,
Tor\utheilsfreieren praktischen Jlachdenken
Über diesen Punkt, des Lebens und des To-
des erweichen werden. So lange man nur
annimmt, zur Heryorbringung einer Sthenie
gehöre die Einwirkung eines eindringlichen
I\<3izes auf eine zu kräftiger Reaction de-
terminirten (nicht sehr erhöhten) Erregbar«
. kett, so lange wird mim diesen' Satz nie
prakti&ch fassen. Es kommt dasauf $Xif was
man Sthenie nennt.. Kann nicht ein Reiz«
der auf eine sehr erhöhte Erregbarkeit (di-
recte Schwäche) eindringlich wirkt, 0ben
so gut und eben darum ein Produkt erhöh-
terer Erregung hervorbringen, indem er die
erhöhte Rezeptivität zu desto stärkerer Reac*
tion zwingt, welche freilich um so eher in
sich selbst und ihrem Produkte gleichsam
yerlöschen, nicht so lange andauern wird,
eis wo die Bedingungen einer wahren Sthe-
niffc zusammentrafen *). Aber beruht, hier
die Kurmethode , während dieses heftigen .
Conflikts des Reizes mit der Erregbarkeit
auf Reizyerm ehren oder Reiz entziehen? Das
ist eben der iyichtige Punkt, weither be-
*) Ver^ Schmidt Prolegomenm Eur SjpkilidokUmik.
— 58 —
weifst , dafs unsere BegriiFe Von Sthenie imd
Astlieuie bei weitem noch nicht pridctisdi
genug geordnet und bestimmt sind^ dals,
um nur Eins anzuführen, die Sthenie so gut
ihre verschiedenen Grade von niederer Po-
tenz, Substhenie u. s. w. habe, wo eine genaue
Gradation der negativen Methode durchaoi
lioth wendig ist, so gut wie bei Asthenie.
Allerdings wäre es richtig, dafs da, wo bei
einer asthenischen Anlage und Receptiritat
durch die heftige Einwirkung des Krank-
heitsreirz«s eine Art von sthenisch«m Pro-
duct (eine Zeitlang) entsteht, rnan das' Gldich«
gewicht wieder herzustellen im Stände sejn
würde, wenn man die Asthenie 4er Erreg-
barkeit selbst hübe, die Receptivität vermin-
derte durch positive Erhöhung des Wir-
kungsvermügens der Faser. Aber wie soll
dies während de^ schon entstandenen Tu-
mults der krankhaften Bewegungen noch dazu
so geschwind geschehen, da zur Einwirkung
auf die Grundorganisation des irritablen
und sensiblen Systems, und zur Veränderung
der Receptivität und des Wirkungs Vermö-
gens, offenbar eine gewisse Normalität der
Secretion und Reproducfion gehört, welche
hier aber schon, durch die Heftigkeit der
Action und Reaotiun, in Störung und Ab-
ncrtnität sich findet. Es bleibt uns d:ann,
~ 69 -
da nnsere Potenzen nicht einnfal gehörig
und nach sonstigen Gesetzen auf den Or«
ganismus eii^iwirken, kaum etwas andeie^es
übrig, als wie schon angegeben worden, di«
oft abnorme Gröfse der ersten Reaction,
tind damit das ^anze nachfolgende Krank-
heitsprodukt möglichst zu mäfsigen, oder zu
sehen, ob wir in den späteren Perioden der
Krankheit wieder eti/^as positives thun könf-
nen, um dem Systeme die Ausdauer gegen
die Krankheitseinwirkung zu erleichtem;
Schon die blofse Theorie und die Betrach-
tung der organischen Gesetze der Reaction
lehrt,, dafs es beim gelben Fieber, als ^iner
tinläugbar höchst asthenischen Krankheit,'
^ine Zeitperiode geben werde, wo das blofse
Vermehren der Incitamente nichts nutzt,
sondern höchst schädlich ist, und wo es viel-'
mehr auf Verminderung des Incitamente an-^^
kommt« Dies mufs nun die erste Periode
aeyn, wo auf eine gar oft nicht einmal durch
. langwierige Asthenie verbreitete Anlage ^)
die ganze Heftigkeit des Krankheitsreizes
fällt, und, indem dadurch eine sehr heftige
Ruckwirkung erzwungen wird, alle Zufälle
*) Beksnatlich werden vielt Krsnke der Art plotclicli
be&Uea und die robuite«ten Constitutionen, wo d-r
Pr^xtfi. der R'^aaioa iofleich «■ ipielea anfangt«
am tbei'tn.
- 6« - ^
imd Erscheinungen^ erhöhte Err^oBg und
«iine organische Heftigkeit der* Bewegung,
die zu ihrem eigenen Untergange blind thä-
tig s#jn m^Cs, anzeigen. In diese erste Pt-^
xiodß fällt die vornehmste Wirksamkeit .(|ies
Ueilar^tes. Aber freilich IWder nur :auf
«ine direkte Art^ durch Herunterstinunong
des reagirenden Systems, jiderlasserij man
erschrecke nur nicht ob der Ketzerei,, ist
das Hauptmittel in dieser Epoche, und .wie
"vr^rden gleich zu dieser Behauptung die er<*
fahrungsmäfsigen Belege sammeln. Jetzt ha*
'bien wir es nur mit aligemeinen Gründen lu
thun. Dies Heilmittel, wird keinesweget
durdh andere sogenannte ausleerende und
daher schwächende Mittel ersetzt. Denn
was .?. B. nur gleich die Purgirmittel be-
trift, so schwächen diese unbedingt ange-
wandt, sowohl leicht auf eine eigenthümli-
ehe deprimirende Art das sensible System,
als afficiren sie leicht ein bei dieser Krank-
heit, nach allen Angaben, hauptsächlich schon
«ingegriffenes System, das System der Re-
production *). Aus eben diesen Gründen
*) Bek4tiiit sind die Ertekeinungen vom gewöbnliduo
. ichmoarzen Erbrechen u. s. w, . welche freiUch ge-
meiniglich erst späterhin einzutreten pSegen« und
sicherlich durch eine frübseitige palsliche Anwendmig
der «usleereudea Methode, am OfteratOB ▼erkutec
werden könnten.' •
witrde auch der 'freigebige Gebrauch der Sau«*
ren, die sonst sicher hier am rechten Orta
s'eyn wUrden, einige Rücksicht und Restric-
tion yerdieheny da. di^se bekanntlich so
leicht die Dauungsorgane zu sehr negativ;
«flSiciren» Besser empfiehlt sich der äufserlir
che Gebraüth der Kälte, im kalten Bade,
Besprengen mit k^Atem Was&er u. s» w« wozu
uns ebenfalls sogleich die praktischen Be^
}ege nicht fehlen werden^ Diese Methode^
,4ttrf steh aber natürlich nicht über die gleich«
:sam sthenischien eisten Punkte der Kranldieit
Itinaus erstrecken 9 und hier ist es, ^o ihre
Anwendung so viele Kenntnifs, Scharfblick
tind^ Behutsamkeit erfordert. Je erhöhter
.nämlich die Receptivität ist, Je stärker der
Krankheitsreiz darauf einwUrkt, desto kür-
zer wird' diese erste Periode des Fiebers
seyn, welche diese-Methode erheischt, desto
^er der ganze Zustand in Ueberreitzung
und Hypersthenie übergehen, wo dann frei-
lich, wenn poch etwas geschehen kann und
'geschehen soll> ganz andere Maafsregeln er-
griffen werden müssen* Alle Schriftsteller
sowohl über bösartige Fieb*er überhaupt als
über das gelbe Fieber insbesondere^ kom-
men darin überein, dafs diese erste wichtige
und e)itscheid*ende Periode kurz, oft sehr
kurz (nur etwa xa Stunden), sey. Aber ich
— Sa-
bin überzeugt, dafs sie sich bei ]ed«m Fie-
ber der Art tinden wird, wenn nicht etwa die
äufserst geschwinde gleichsam blitzschnelle
Einwirliung des Krankheitssto£Fe8 diese Pe-
riode gleichsam im Augenblicke durchläuft»
und kaum mefsbar die Erregbarkeit aufzehrt;'
wie dies z. B. bei einigen durchdringendem
Giften der Fall zu seyn scheint. Im Aügt-
meinen wird man 48 Stunden als den mitt-
leren Termin zur glücklichen Anwendung
der negativen Methode annehmen dürfen.
Dais es dabei aber sehr auf die Constitution
des Kranken, die Umstände unter welchen
der Krankheit sstoff melir oder weniger stark
und plötzlich sich insinuirt und die Reaction
determinirt hat. die etwa schon zwischen-
laufenden Schädlichkeiten und mehr der-
gleichen ankomme, verstellt sich von selbst.
Hier ist nur von Etablirung der Ansicht
tibepliaupt die Rede. Und man frage unsere
Praktiker ob eine solche nüthig sey. Ob
nicht das allgemein unter uns bis zur Ue-
bertreibung eingeführte Feldgeschrei, lieite!
Reize! einem solchen Grundsatze riel Hin-
dernifs in den Weg legen würde, wenn un-
ser Vaterland etwa das schreckliche Unglück
dieser Seuche treffen sollte? Wir demon-
striren lieber unsern, noch dazu grcifsten-
Uiails angenommenen und nacfagebetetexi,
L ^
^ 63 - '
r
Syateme i^u liiebd, dafg die Sache .sich ^o
gar nicht verhalten könne. "-^ Wir:.nehme|i
unsere Erregungsskale taid halten sie dem
Uebel' entgegen, schwindlich über unsere
Gelehrsamkeit und Aufstellung Von. Theo-
<iienr Ohnefa!in .i^t das Aderlässen bei uns
:inodemen Leuten gänslich aus der Mod^
.und aufser Cours . gekominen. Wer würdp
^ich also dazu finden,^ solche ungewÖhnli>-
che und dreiste Schritte gleicl^ vom Anfange
«an zu tfaun? Zwar hatten wir hierin schon
Vorgiinger, aber die Vernunft selbst lernt
von der Empirie nichts. Friedrich der
Grofse^ der vorurtheilsfreie König, sagt:
. „Ein Priester hält fast noch fester auf s^ine
EinkKnfte als* ein Philosoph auf seine Mei-
nungen!^^. Wa^üm sagte er in diesem etwa^
gehässigen Satze den Aerzten nicht die bit-
tre Sentenz geradezu auf den Kopf? Es i^t
wunderbar 'und empörend zugleich, zu sehen,
was bei «iner Epidemie, wo etwa die stci£
behauptete Kurmethode unsglücklich ablief,
für Ränke, Lug und Trug aufgeboten wer-
den, um die theoretische und praktis^e Yer-
fahrung^art zu beschönigen. Gnade nur Gott,
auch in dieser Hinsicht, dafs wir des gel«»
ben Fiebers nicht theilhaftig werden, was
für Reizsysteme, wa* für Erliebungen der-
selben und EiUtschuldigtiD^en des vereitelten
— 64 —
Erfolgs Wurden wir erleben! Wenn man
nicht ohnehin schon überzeugt w&re, dab
das Menschengeschlecht ein Ameisenhaufeik
sey^ worin der Fufs des Schick- als unbarm-
herzig Legionen niedertritt, ohne daTs der
grofse Gang des Ganzen sich daran und an den
Jammer und das Krummen kehrt, so würde
man ditee Betrachtung mit der zerknirsch-
testen Stimmung von der Welt v^rlasseo.
Da es- aber beinahe noch weniger auf die
Menschheit als auf die Kunst anzukommen
scheint, so ist es unsere Pflicht alles yorar-
theilsfrei zu erwägen, um wenigstens dieser
nichts zu vergeben. Schon ist beim Scha^
lach und andern Tnateriellen Krankheiten,
wo einerseits ähnliche Bedingungen statt
finden wie beim gelben Fieber, das. Ade^
lafs (in der ersten Periode) fast ganz weg-
demonstriret. Wir lassen vollblütige robuste
Subjekte an der damit verbundenen Bräune
oder einer sthenischen AfFection der Lun-
gen oder des Gehirns, sterben und erstickeu,
und richten uns nach unserer Reiztheorie,
die hier eine deprimirende Schädlichkeit
aufstellt, und nach dem Pulse, der freilich
oft, aus begreiflichen Gründen, hier klein
und unterdrückt genug ist. Wir sind' ein-
mal durch ein eisernes Reiz<iystem zu sehr
eingQschfsüaktt Auf KrankbeitsstoiFe, auf
chemi-
^ 65 ^
chemische Prozesse in den festen und flüssi-
gen Theilen nehmen wir zu wenig Rück-
sicht oder statt bekannten unwiderlegbaren
IDjaren der Art weiter nachzugehen, denken
wir kühn Dinge aus, welche die äylvischen
und Helmontischen Ansichten noch übertref-
fen. Immer nur gewohnt, eine Ansicht Tor
Augen zu haben, nehmen wir auf die andern
Naturgesetze, denen unser Organismus im
gesunden und krankhaften Zustande unter-
worfen ist) nicht 'genug JK^cksicht. So we-
nig wir politisch selbstständig sind , so wenig .
und wir es wissenschaftlich. Denn aller
unserer medizinischen Originaldehker unge-
achtet) hängen wir doch im Grunde, so wie
in den Moden, so in den Wissenschaften,
und namentlich in deren Systemen von den
Engländern und Franzosen ab. Mochten wir
aber in ärztlicher Rücksicht von ersteren nur
das ernste. Bestreben annehmen, eine Heil-
methode, wenn sie durch Vernunft und Er-
üahrung pafslich erkannt wird, dreist undf
mit Hindansetzung ausgeklügelter Sjsteüie
anzuwenden* Sicher würden wir, so wie wir
mancher schweren Krankheit, namentlich eben
der bösartigen FieberHeilart, von ihnen sdion
haben lernen müssen, (Huxham u. f* w.)
auch fiber unsere Ansichten des gelben Fie-
bers einiger und gefaßter sein können als
Journ. XXI. B. 4- Sr. E
»y
— 66 ~
biJier, wie ich fürchte, der Fall: sein darL
Schon haben auch namentlich englische
Schriftsteller, wenn gleich nur mehr empi-
risch (::ber was hinriert da$ d^n Yerständigea
Baumeister, wenn seine Materialien auch roh,
wenn sie nur gut sind?):über diese Krankheit,
ganz wie die IMatut der Sache es mit sich
bringt, uns belehrt und wenn man die e^
stercn RnsuUate des Musck^ als zu unb^
stimmt, nicht unbedingt gelten lassen wollte,
so ist Jackson e^nun verwerflicher 2^uge tcjb
Thatsachen, deren hypothetische. Ealdäniif
wir ihm allenfalls schenken können, ohae
deswegen gegen die Richtigkeit und Anwend-
barkeit seiuer Beobachtungen etwas zu hi-
ben. Ausdrücklich sagt dieser Schtiftstellei,
der die contagiösen bösartigen Fieber unter
mancher Form gesehen, dafs bei dem ver-
derblichen gelben Fieber welches • sich vod
Junius bis September auf Domingo zagte,
die besten prophylaktischen VorkehruBgen
bei den europäischen Ankömmlingen, im A-
derlassen, Purgiren und andern ausleerenden
Mitteln bestanden^ nach deren Einführung nur
noch zwei starben. *)
Jackson meint daher^ unsere Kunst sej
tvexuger im Stande, das bereits ausgebildete
'^) Geichicht6 und Heilan dei tndemUckui umd miui^
- 67 -
Fieber ZU heilen, als defsen Entstehung zu
verhüten. *) Auch Waschen des Körpers mit
kaltem Salzwasser that gut, so .wie den flücb*
tigeti Reitzmitteln oft Breche und Laxirmitt
tel voran geschickt wurden. Konnte dia Bi^
handlufrg am ersten Krankheitstage anheben^
so ward Brediiweinstein . in ivirksamer Gabe,
darauf warme Bäder, und Ausleerungen nach
allen Richtungen (wie^ er sich ausdrückt;^)
verordnet. Man dürfe die Beitzmittel nicht
unzeitig und zu stürmisqh anwenden^;! Eben
•O' müsse die Heilait. liec. endemischen £i^
bers mit schneller Veränderung des Zustan-
des des Kranken (wie er sich gut und grob
empirisch 'ausdruckt) . angefapgen werden;
Dabei:' -reichlicbe wiederJiolte Aderlässe you
ao — ^ So. UnBen.f- (Es ist' ünsem PrakiiMen»
nicht zu Terdeciken, wenn tie^biebei irrdiivförwr
den und viel auf! unbekannte; Umatände ode«
andere Einflülse setzen' «öllten.) 'j .j
Unerschrocken mülse der Arzt in diösetf
ersten Periode (bis zum zweiten Abend odi»]^.
dritten Morgen) . seinea; Kurplan verfolgiMi.
Ea. .
- *) Diai» Methode, eich gegeti den pinieiMaiteii Einflult
der Krankheiten heifter Klimate sa verwahren , itt
mir selbst dvrich manchen Augtecengen belUnoty
und' ladt sich' auch sehr guft begreifen« wie davon
unten noch etwas rorkonmon trird.
— 68 -
■
Dabei finde auch Begiefsen mit kaltem Was-
ser statt. In späteren Perioden sei dies nickt
mehr möglich. Erhöhte Thätigkeit des Ge»
fafssystems begründe die erste Form. Hier
diene Aderlassen oft vorzügiich^ und müs-
se nach drei Stunden wiederholiit weiden,
bis der Kreislauf sich . ändere. Exliöhte Heil-
barkeit, Krämpfe, 'besonders der £ingeweids,
unregelmälsiger Durchfall u. £ w. beseichneB
die zweite Form. Bei der dritten mack
Stockung oder träge Bewegung im Venfla-
systeme das Hauptmoment aufe. BeacUenoi-
gung des Kreislaufs sey der praktische £nd-
swecky und dieser werde wieder durch Ader-
lassen erreicht. *) : Zuweilea leistete die
Chinarinde gute Dienste, suweilea nicht ; m-
weilen wurde bei ihrem und anderer Reiti-
mittel Anwendung (z. B. des Weina^ der
Puls unterdrückt, Betäubung erzeugt« Dmi-
Isig Unzen Blutverlust brachten den Kreis-
lauf wieder in Ordnung. Es sey das einii-
ge RettungsmitteL Was über diesen ansehet«
^ £• gekt allen Emptrikerä t^, wenn •!• tt^ «of ^
BezeichnuDg ihrer prftctischen Hatlischlä^ «nd ds>
renTeodcDsen einlaatea. Sie verwirreiL nur su lejdit
Andere, wenn eie gleich ihre practiach» Griteritn ■!•■•
lieh genau und für sie brauchbar su ttaliea wiiata.
Wie leicht kann ^er oben stehende Sau aus wtai*
gen confusen Beobachtungen abstrafaiit aad mit CJo*
recht so allgemein an%eiteU( etisn
nenden Noztsens zu sagen wäre» unterdrüclg»
ich» wenn nicht vielleiclit in der These, die
unter mancher andern auffa4enden in ßamm
berg erschien , , ein Funke der Erläuterung
eines solchen prakjtisphen Phänomens liegt:
9^Negatiye Beitze, setzen. im lebenden Org^r
nism utunittelbar das. Hervortraten derRaiz^
barkeit, werden selbst in- solchem zur Reiz-
4
barkeit^^ .• $atie , an» i4* September x8oi.
vertheidigt von Fr.Stranzki^ Jlücer von Oreifm
fenfehy dem Böhmen« & N. Ailg. deutsche Bi«
bliothek B. i8. Heft i. S. ao.
Was Bynuin (dissfirau^ de typhode ici:0m
rode angez. in Hufelands pract* Journal dei^
Heük. B. i5 St. i.) über das gelbe Fieber
roiLtheilt, ist ein sehr wichtiger bestätigender
Beitrag zu der I^hre, dafs die Reaction der
erregbaren Faser selbst in sehr asthenischen
'Krankheiten im Anfange ein Beginnen des
ConAikts gleichsam des Krankheitsreitzes mit
der Organisation, ein wichtiger Punkt des
Augenmerkes sei, yon dessen zweckmäfsiger
Berücksichtigung der ganze Verlauf des Ue*
bels abhänge. Nachdem der yf. den nega^
tiven Mitteln in der ersten Periode des Ue-
bels das Wort geredet, sagt er aber deutlich
genug , dafs die wahre Periode wo man
(bey dahin gehörigen Umstanden und Sub-
jecten^ aderlafsen und schwächen kann, )9imu/s
y
— 7Ö —
ist sehr kurz y dauert selten über ^4 — - 4B
Stunden. Natürlich ist späterhin • durch die
selbige Einwürkung des Kränkheltsreitses
und darauf erfolgende Erschöpfung der Er-
regbarkeit, der schon fiberhand genomnie-
nen chemischen Veränderungen in den Mt
schungen der Säfte u. s. w* der Oganismus is
einer Lage, da£$ er keine Hiilfsmittel mehr
'entbehren kann, um den schon iiberliand ge»
nommenen Abnormitäten zu begegnen. *
lEymann lobt auch das kalte Bad. Nur schs-
de, dafs er so wenig auf dem rechten Wege
"äier Erklärung ift, dals er diefs der starken'
äeh Kraft des kalten Bades zuschreibt« Mit
Eimervoll kalten Wassers begiefsen, dann
äen Kranken nach raschen Abwaschen in
Wolle einwickeln und warme Getränke tiio*
ken lassen, war hülfreich. ^ Auch Molken
und Abführungen bekommen, gleich in die-
sem ersten Zeiträume gut. War der Magen
zu sehr gereitzt, zum Erbrechen geneigt, erst
lo Tropfen Laudanum, nicht mehr, sonst
erfolgte Erbrechen (hoher Stand' der Erreg-
larkeit). Das Baden wurde 3-^4 mal täg-
lich, auch alle' a Stunden wiederhohlt. Es
*) Hi«r kommt allerdingt auch die gröHiero durch dii
vorhergegangene Anwendung der Kälte, bewirkt! I
Bpcrptivität gegen Wärme, und Reitse überhaupt, io
Betracht.
~ 71 ~
erfolgte Schweifs. Die ScKlafsucht, das Phan-*»
ttsiren n. s« w. mälsigte sich, ir, s. w.
Giufeld (über den Typhus <ier tropi-
schen Regionen, oder das gelbe Fieber) be-
hauptet zwar die asthenische Natur des Ü-
bels, setzt aber hinzu, dafs dasselbe unter
^gewissen Bedingungen eine würkliche aber
kurz vorübergehende Pyrexie fey.
Was aber Rasori über diese Krankheits-
gattung sagt *), ist bestimmter. Der. Verf.
sonst ein eifriger Brownianer, konnte dieLeh-
^re, von den' Krankheiten mit . eineiA Anfte-
ckungsstoffe so, wenig mit der Praxis und
Erfahrung reimen, dafs er sich genöthigt sä-
he, statt der deprimirenden Eigenschaften
dieser Stoffe, eine sthenische reitzende Be-
schaffenheit derselbc^i anzunehmen und dar-
aus die Erscheinung des von' ihm in Genua
beobachteten Nosocomiajfiebers zu erklären.
Er l.eis sich, wie er erzählt, durch den auf-
fallenden Anschein von Schwäche, zu reitzen-
den Mitteln verleiten. Als diese aber durch-
aus nicht bekamen^ setzte er Blutigel, Schröpf-
kopfe, liefs Ader, und im weiteren Verlaufe
der Krankheit bis ans Ende gab er Brech-
weinstein in^ vielem Wasser au%elüfst, Man-
na, Tamarinden, Salpeter, Mineralkermes, kal-
* Qesehichte des epidemischen Fielfers, das in Genus
('799* ^ 1800) herrachte.
T- 7» —
tes Getränk, verbot Wein und Speisen au^
ser Gallerten und Früchten. Nur- in der Re-
convaleszenz sehr sparsam Wein. -— Um. sei-
ne Ansicht der Krankheit zu bestätigen,
giebt er es als einen ausgezeichneten Gharakp
ter sthenischer Fieberkrankheiten an, dals sie,
selbst bei einem zweckm'afsigen Anneigebraih
che, hartnäckig bestimmte Perioden durcb-
laufen. Die asthenischen können in jeden
Punkte durch Reitzmittel gehoben werden.^
Nimmt man hiebei nur die . Vorstellungsart
von der innigen selbst chemischen - Mischoug
des Krankheitsstoffes mit dem Organisnmi
welche bei dergleichen Fiebern, die gleict
sam stürrische Beharrlichkeit des Verlaufis
so %y e die sthcnischen Erscheinungen und
zum Theil die Unzulänglichkeit der' Kumt
erklärt, so wird sich ergeben, dals allerdings
Rasori richtig gesehen und gehandelt , wenn
gleich vielleicht nicht allgemein und in allen
Gründen richtig raisonnirt haben könne.
Wenn auch in Harles interessanter Schrift
^^ilber die Gefahr der Ausbreitung des geU
ben Fiebers in Europa^^ nicht alle geäusser-
ten Sätz(^ gleichen praktischen Beifall verdie-
nen, oder die darin anerapfohlnen salzsauren-
und Salpetersäuren Räucherungen vielleicht
nicht den entschiedenen Einflufs gegen diese
fürchterliche Krankheit äuisern sollten, den
- 75
jnatt aus so manchen GrBhdeipi ancüttehflita.
•
allerdings berechtigt war, aber weil wir den
ganzen Umfang der Krankheit nur aits Bruch*
stücken kannten ^ so. ist do^hN eben • dieses
Schriftstellers neustes Werk» ^Neue Untere
suchungfiii über die Fieber überhaupt und
.die Typhjusfieber insbetondere^^ ein trefli*«
eher Tfttioneller Beitrag au der hier aufge-
stellten Theorie. Ohne mich hier darauf ein-
zulassen qby nach dem gelehrten Verf» die
materielle Bedingung des Fiebers äberhan;^
.nicht Sauer- Stick- oder Wärmestoff ju. A w.
.und deren fehlerhafte Verhäloiifse, sondern
die Elektrizität im besondern Prozeß dersel-
ben in den Nerven und Gefalsen sej, u. f. w.
halte ich mich nur an die nach der Natur
und Erfahrung abstrahirte Bezei<;hi|upg fot-
gender Sätze«
jfiei allgemeiner Sj)rnocha, heifst es S.B,
,,kann das Nervensystem früher als das Muskd-
y^und Arteriensystem, und während dies noch
„b jpersthcnisch afßcirt ist) geschwächt werden.
„Jedoch kann dieser Zustand nur i bis a mal
„24 Stunden andauren. Es giebt eine Syn^
,yOcha nervosa, wo die Nerven thätigkeit übeiv-
^^mäfsig erhöht ist, die in grofser Empfänglich-
,^eit für alle Reit^e, sehr heftiger Reactions-
yyund Propagationsthätigkeit desselben mit An-
,,dauer verbunden > ferner mit kräftiger
- 74 -
,,Einwiikuiig und Foitwirkimg auf 'das Aiterip
y^ensystem, mit Gefühl Ton erhöhter Kraft und
„vennehrter Stärke der BeweguDgen bestehen,
y,welche leztere auch i bis a Tage anhält.
),In der zwejten Periode gehe aber die- Sth»-
„nie der Nenren in Asthenie über^ wobei die
,,Sthenie im Muskelsysteme noch fortdaueni
„kann. Die febres nervosae cum inflammO'
jjtione conjunctacy die hitzigen Nervenfieber,
„die Brennfieber der alten, die hitzigen riun-
„matischenFiebnr sollten hiehergehoren.'^ (Ge-
wifs auch das gelbe und andere Ansteckimi^
fieber "wenn auch die eben angegebene Tbeo-
rie vielleicht etwas zu weitschichtig sein soll-
te). „Den Übergang in Asthenie bemerke
„man aus der Atropie der Exacerbationen, aus
«,der zunehmenden Schwäche und Trägheit der
„Sensorialfunctionen, dem Sinken derMuskel-
,,kr3ifte u. f. w." Der Rec. dieser Sichrift w
Sternbergs med. chirurg, Zeit. i8o4« St. ii.
bemerkt sehr wahr, dafs diese Ansichten, gut
wären, damit der Anfänger bei Nervenfiebern
nicht gleich und unbedingt an* Schwäche den«
cke. Cullen habe schon gesagt, miasmati-
sche und contagiose Fieber seien anfangs lent-
zUndliche, im zweiten Stadium faule Fieber,
man dürfe sie aber im ersten nicht ganz wie
reine entziindliche behändlen u. f. w.
Wenn unsere Bekanntschaft -und. Litte-
- 7« -
rttur Von' dem gelben^ Fieber Bo6h - nicht $•
•weit vorgerückt ift (und man mufs aller*
diDgs der Beobachtung Zeit lafsen, sich erst
▼ön der Verlegenheit und Verwirrung zu er^
holen), dafs wir diese angegebenen wichtigen
-Moment«^ der praktischen Behandlung noch
-mit mehreren übereinitiminenden Zeügni£se&
belegen könnten, so geben doch diejenig^s
'bösartigen typhosen Krankheiten/ weiche un«
t^r äfai^ehen Umlländen des Clima, der Le^
bensart 9 der Reaction des Organism u. s« w«
, -«ntsteben, noch Parallelgründe genug an di^
Hand, um fqr diese An'gelegenheit ein gute4 ,
Vorurth^il zu erregen« Obgleich es nicht
schwer fallen würde, aus älteren Schrirtstellem
über die Pest gerade den Umstand zu bewei-
sen, daPs diese höchst asthenische Krankheit
sehr häufig dennoch durch die negative Me-'
thode, namentlich das Aderlafsen, glücklich
behandelt worden ift , so übergehe ich deich
diese Zeugnilse als mich zu weit führend,
und beschränke mich blos auf einige Nach-
richten* unserer Zeiten, wodurch der grolse
Unterschied in der Behandlung heftiger asthe-
nischer Fieber im ersten oder zweiten Zeit»
räume ' deutlich genug bewiesen wird.
Was eio neuer fraxizösischer Schriftsteller
Pugnetj memoires sur les fi4vres pestüencU
elles et pernicieuses du Ldvant^ Mvee un
- 76 —
appereu phjrsi^ß et medicml du Sn^d. hf^
on^ i602. anlFiihrt, gehört sn sehr hieher, um
es Übergehen zu könaen. £s giebt nach ihm
eine inflammatorische Pest, die gutartiger ift
als die nervöse und faule. Der einsichtsvol-
le Beurtheiler dieser Schrift in der Sal^
burger med. chir» Zeitung i8oi4- Now ^u
erklärt dies so, dafs die Enuiindlichkeit nnr
im ersten Stadium statt gefunden, also dit
Gestorbenen im Stadium der Fäulung gestM^
i>en seien. Nach Pugnet halfen die geriihm-
ten Uhleinreibungen nichts, varmel|rten Be-
klemmung und Angst. *)
Ueberhaupt sind nach. allen Nachriditea
die wir über ältere heftige epidemische Krank-
heiten von den sorgfältigsten Beobachtern
aufbewahrt erhalten haben, eine Summe sthe-
nischer Erscheinungen in der ersten Perio^
*} Ich mulf geateben, dafs die Wnndsr die maa tob
diesen Einreibungen in der Pest u. «• w. ersahlt hat,
mir nie recht glaubhaft und einleuchtend ^ewem
find. Nach einer neuem chemischen Ansicht soll
swar dadurch eine vermehrte Ansiehung Zerfetsuag
und Einsaugung des SanerstofFgases durch die Haut
hervorgebracht werden. Aber gesetat der SauerscdS
wirke hier positiv, sollte dieser Proaels gegen des
ganzen innern ConQickt wohl von solcher Bedeu-
tung sein können? Anderer Grunde nicht sn er-
wähnen, die freilich noch nicht sämmtlicii entachie-
den sind.
dm ihres Verlaufs: alUzeit i^'atLr4m\.Pe^o]ge
gew^s^n,; und zwar inucaer jn, dafn Verhält«»
mh als. der ganze Gursits der Krankheit selbst;
schnell und unauf haltsjim . sich zeigie, (so«
geh^nnte hitzige Kri^oikbeit); So enthält un«^
ter d^u schätzbaren antiquarischen Nacfari^Ji;-»
ten, welche Gruners Fleils von dem im sech^
sehnten Jahrhunderte herrschenden sogch^
nannten englischen ScliMfeifsfi^ber^uns ge^axoti
Hielt und in dem Progran zu der in di^
sem Jahre erschienenen Inauguraldissertation
Yon Schneider bekannt gemacht hat ^)y ejoe;
Beschreibung dieser fürchterlichen .Krank'¥
heit (die überhaupt manche Ähnlichkeit mit
dem gelben Fieber gehabt zu haben scheint»
nur dafs hier das besonders erschöpfi^nden
Ausleerungen unterwo;:fene Organ, die:Hau(
war), wie es ausdrücklich^^heifst; Homines.
sanissiinos subita incessü . lassieudoy. virium
demcio et *inimi dimissio^ anxietas summ€^\\
suis inexcinguibüis ^ ardor ventrisy dolor,
lumhprumy capitis et cordis cum syncope^
sub ipso intpetiiF delirium ^ ' internecionis nun^
cium^ /uit spiratio crebra^ pulsus sub ini^
tio cele.r^ frequens^ magnus^ brevi
parvus et debilis etc.
*) DUsßtuuio immguraiis dt mtUtU in faMtum iinp§ri<k
- 7« -
Will FowUr (a praciical treaiise or
the different fevers of <Ae fV^estindies^ Lon^
don 1800. Allgem. Literat. Z^t. t. i803-
N. i85-) bemerkt, dafs angeacfatet das dort
herrschende nachlassende Fieber, welches
sich durch starkes galligtes Erbrechen, Na-
senbluten, Schweifse, u. f. w. auszeichne, Ton
schwächenden Uisacheli entstehe, so käme
man doch im Anfange dieses Typhus mit Pnr-
gir- und antiphlogistischen Mittel a am be-
sten aus, z. B. Cüloquintentinktur mit Galo-
mei , und im Anfange, wenn die Zufalle sehr
dringend sind, könne selbst ein Aderlais nütz-
lich sein. Darauf kalter Aufgufs der China
mit Gewürzen. Dejf übrigens einsichtsvolle
Recpnsent giebt keinen Beifall^ und spricht
Ton Schlendrian« Allfvdings scheint ein sol-
cher, so wie er dort aufgestellt ist ^. hervor.
Aber sollte hier nicht ein tieferer Grund
liegen, der auf das oben erwähnte Prindp
zurück käme?
Wenn John Antes^ (Bemerkungen über
Egypten. Aus dem Engl, ff^eimar igoi. S.
47O behauptet^ dafs die gröfste Hitze in
Cairo und Egypten die Pest am sichersten
und schnellsten hemme, da hingegen in Cö/i-
Hantinopel^ Smyrna und andern nicht, so
heifs gelegenen Orten, die Kälte vielmehr
diesen Effect hervorzubringen schiene, ^0
— 79 ~
möchte: dies, vorausgesetzt dafs die ang'c^e^
benen Thatsachen authentisch »md> wohl
schwerlich anders , als durch die «tarko
Hit^e bewirkte Erschöpfung der Ertegbaiw
keit» und Abstumpfung der Receptirität ge-
gen das Miasma zu ekrkläreti sein, wenn nicht
etwa die gröfsere Verflüchtigung des Gifts^
(die aber sonst der Ansteckung günsicig zu
sein pflegt), oder dessen gröfsere chemische
Zei (Atzung auf irgend eine Art, hieb ei mit
ins Spi^l kommen dürfte, jirues schlag da-
her (Wie mir scheint in einer etwas röreili«
gen Anwendung auf die schon Erkrankten)
eine erkünstelte Hitze bis zur Transpiration
vor.
Bedürfte es noch einer Reihe Tion Pa-
rallelerscheinungen, um die nützliche Anw€n*
jdung. der negativen Methode in gewissen
FällezL und Perioden asthenischer Kirankhei-
ten zu bewahrheiten, so utrurde die Gewähr*
leistung,. welche uns Currie^ Moseiey und
Mosnum in ihren bekannten Schriften von
der heilsamen Kraft des kalten Wafisers be-
sonders als Bad gebraucht, im sogenannten
Faulfieber^ Tjrphus u. f. w. geben, *} ein nicht
*} la allen Fällen etarker trockaer Fieberhiue Fand
Mosmmn den Gebrniucfa kalter FluMigk'jeiten iuGier*
lieb beUiim^ aber nicbt bei' dem mindesten Froit»
oder bei Meigang eu Aiudunitiuif . (Pfrrs* mml, Hur^
^ 80 —
■ unwichtiger M ebenblick mit Vereinigung, auch
dieser Erschein ang unter die obige Theorie
sein können* Es streitet freilich gegen uzi-
tere zärtliche Vorstellung von sensibler Af-
fection n. f. w., die wir bei typhischen oder
anderweitigen asthenischen Erscfaeinungea
sogleich hinein zu tragen pflegen, dab maa
einen achwach da liegenden Kranken, in eia
kaltes Wasserbad werfen, oder ihn mit kal-
tem Wasser begiefsen , oder mit Tüchern is
kaltes Wasser oder auch Essig getraucfat, b^
wickeln solle. Sicherlich würde auch eine
unvollständige vemunftlose Nachahmung £e-
aer kraftijg^en Methode viel Unheil aniiditen,
wenn z. B. nur die urplötzliche £inwirkiiiig
dieser Potenz und die kurze und sdinelle
Ausführung dieses ganzen Prozesses, welclie
eine conditio sine qua noUy zur gliicklichea
Anwendung ist, übersehen würde. Wer aber
die ganze Idee überhaupt nicht zu fafsea
und zu Terwirklichen vermag, der bleibe lie-
bar bai dem beständigen Reizschlendrian.
Er
nah LHpß, bei Sommar fSoo JulJ Alt all^enuio«
empirisches RegulatiT ist diese Besaicbnung imnaer
braudibar, iasofem wir deiitUdi teheD, daft dia £at-
«iebung des WarmestoffBi durch die Kälte ^ hier eia
Haupunoment ausmacht. Schade dais wir doch die
krärtigsten Methoden fneisc imoier toh den ^adeaa
ffVendpD empiri<ichfn F.ng!aad«ro Icraea mulseo.
— gl —
Er reitste frtih und spät, jim Anfang in d^r '
Mitten und am Ende. Er hat doch wenige
stens das Vehmgericht des reitzenden Zeit-
alters für sich, wenn, er auch in seinen Be^
handlungen der'contagiösen Fieber, namentr ^
lieh des gelben Fiebers, nicht viel praktische^
Freude einreitzen mochte« Denn bei dem
gelben Fieber ist, im Anfange wenigstens, Reitz
g^nug, wie der Herr Herausgeber dieses
Journals in einem mir erst spät zu Gesichte
gekommenen Aufsatze, *) diesen Punkt auf
• eine sehr praktische Weise berührt, so wie
•r überhaupt, von keinem System oder Vor»
ff • *
urtheil geblendet, den Umstand einer mög-
lichen sthenischen Periode im Anfange die-
ses Fiebers deutlich genug ans Herz gelegt
und darauf aufmerksam gemacht hat, hinrei-
chend für den, der frei und -offen der Wahr-
heit nachstrebt Und ihre Spuren rein verfolgt.
Aber es ist kaum zu glauben, dafs alle Stim-
men, welche allgemeine Umher sichth bei die-
sem practischen Gegenstande empfehlen, wer-
den durchdringen können, wenn nicht der
Staat und die obersten Medicinalbehci'rden
desselbejn sich dafUr speciell und ernsthaft,
den Arztea ihr Glauben und Tfaun nachse-
hend^ interessiren, ohne deswegen der göt^'
*) Journ> d. prakt. Hcilk. B. so. St. 9^^ .
Jour». XXI.H. 4 St. F
— 63 —
liehen Kunst Gewalt oder Nothzwang anzu-
thun. Nur eine ernsthafte ßedeutung we-
nigstens, bei diesem wichtigen Gegenstande
nicht leichtsinnig oder eingebildet einseitig,
sondern im aufrichtigen ^-iberalen Conceit
mit den Kunstverwandtefi zu verfahren, ?ri-
re keinesweges uberflülsig oder unbillig, wenfl
ja die Gefahr bei uns zur Noth werden sol-
te. Nicht fiir ihre Kunstausübung 'als soI-
eher, glücMieher oder nngliickliciier, soUtco
die Ärzte in solchei^ Fällen verantwortlick
gemacht werden^ sotidem für ihren Eiüei,
nicht sich und ihre Vorstellungen in eise
Krankheitsform hineinzutragen^ sondern die
Vernunft init dem, Glauben wenigstens glei-
cheti Schritt gehen lu lassen, nicht den Glas-
ben unter den blofsen Schein von Vernunft
gefangen zu*nehmen. Wollte man in Deutsdi-
land sehen, so bedurfte es gar nicht eioe^
weitläuftigen Apparats von Gründen und D^
monstrationen, um die sthenische Periode
in manchen asthenischen fieberhaften Krank-
heiten anzuerkennen. Unser ehrwürdigef
Veteran (dennoch zuletzt uns entrissen!)
sagte schon längst mit seinem gewohntes
freien Blick in den grofsen Tempel derNi-
tur hinschauend *) : Hucustfue venaeseciionii
in nervosa J^ebre instUuendae^ tjuod in ho(
*) EpUome T. i. J. ©S.
»— 85. —
ui talij nequMjfuam conveniat^ nah /acim
mst jnentio» A pauco interdum sanguine
. hie profuso^ fatalis mox insequüur pröstra^
tio cordisque tfix non m totum suJfLamimi^
tur potenüa. Sed ob solum putridae no"^
men innumeri errores a medentium vulgo
hac infebre eommksi füerunt : cum tUulo
magis hjrpotheeicoj quam ratione et expe^
riencia nddudli^ venaesedtionem in. quavis
nervosa contendant^ sub coelo etiam eom
lidiori^ inftammatorü^constitutio cum net'^
ifosae unicur coniagio; et negle6la sub
ipso morbi initio venteseölio^ quamcumque
inanem reddere potest medelam. In juve»
nibus^ plethoricis subjeölis\ saepe manifesta
est mittendi sanguinis necessitas\ atqüe v^-
naesedlio ^ caute quidem^ et in ipsius mediei
praesentia^ Sed interdum aliquoties institui
debet; licet vel apertam in hoc morbo in^
flammationemy tarn audaci^ quam si pura
. msset^ .venaruiu incisione pertractare _ mi>:im^
me queamus. Pestis ipsa nonnunquam are-
naesectionibus cessit feliciter; et tum san^
guinis crasisj manifeste inflammatoria^ ^um
pttlsumty aliorumque sfmptomatum^ praeci»
piie vero doloris circa ventriculamßtci^ ra»
tio^ et levamen emissum cruörem tnox in^
sequenSy sat satis huic operciioni favenjt^
Neglecta^ his sub circumHantiis^ vMaet^^ip^
— 84 -^ ^ .
ahdominaliuin viscerum^ aut- pulmonum^
cerebrique inflamm atiovib us , . fre^
i/uencer viam sternit; et licet ^ quae taUa
febris suh fine coruingunt^ non raro coi»-
sam alterius utique naturam agnoscaru;
0st tarnen^ ubij et liis in casibus venaesectuh
ni^ sanguisugisy cucurbitulis scarificatiSy bh
cus utiliter esse possit; prudensque meii-
cus nullo non tempore indicationetn, ctm-
silio atque experientia formatum umplecü"
tur. Diese klassische Stelle, deren Auszeich-
nung nicht am unrechten Orte stehen räd)
enthält alles was man vorurtheilsfreien Ge-
müthem über einen solchen Gegenstand xo
sagen nöthig hat. Es kommt nur darauf an,
dafs man sich überzeuge oder nicht aus an-
dern Gründen ableugnen wolle, dafs das gel
be Fieber sich von den bisher schon bekann-
ten sogenannten bösartigen Fiebern mit ej-
niem Ansteckungssto£Fe, in den Hauptsachen
der Causalbeziehung, der Einwirkung auf den
Organi.smus u. f. w. nicht wesentlich unter»
scheide und vielleicht nur in einigen äufsem
Symptomen und Modificationen, der Farbe
der Haut u. f. w. differire. Die erst neuer-
lich angezeigte Schrift des Dr. Palioni in
Pisa über das gelbe Fieber, ist mir noch
nicht zu Gericht gekommen. *) Was aber.
*) Ossenfaxioni medic/is suüa ma/anim fi^nlm demiimi^
• - 85 - •■
die Anz]jiig$ derselben in der Salzburger me-
die. chir. Zeitung davon enthält **!), so paf&t
das dort aufgestellte Phänomen, welches, deM
Leichenöffnungen zu Folge, durch alle Or-^» \
gane greifft, ' Turgeszenz von schwarzem
Blute und die Ergiefsung rothgelber liüS'^
sigkeiten in die Höhlen des Organismus j so
natürlich zu einer vorhergeg^genen befti«
gen Erregung des Gefäfssystems y ' die sich
dann in desto schnellere und gröfsere Asthenie
verliert, dafs wir auch mit den Krankheiten^
die bei uns gewöhnlich sind, z. B. Lungen-*
entzündung, Gehirnhöhlenwassersucht, Kind- .
b-ettfieber u. f, w. diese Ei^cbeinungen eini*
germafsen parallelisiren können. Nach dem
eben angegebenen Verf. stellt sich das erste
Stadium der Kiankh^it unter dreierlei For*
men dar, je nachdem entweder die Sympto-
me vorzüglich auf <^inen Angriff des Gefäfs-
Systems, des Nervensystems oder der Assi*
milationsorgene hindeuten. Ich würde kein
Bedenken tragen, i^nter der letzteren Form ',
die besondere örtliche Einwirkung auf die
te in Litforno^ per servire d'Utruzioni ai Signorl me»
dici desUnati ai seruizio del nuopo sptdale proviiorio
di S, Jaeopo, del Dottore Gaetano Palloni. Ei-
ne deutsche tTebelrseUimg wird Begleich -durch Hr.
ProP. Weifstnhack beiorgt erichemcn«
\
— üß —
^a-»r vir», -sc ai.Tr-.*: Hr. P'%lZtj?ii d^ranta
•!•*-! i^üiiib« *ti li i :rrtabl-»ti Sjitmi5«a tk-
<±1\ i.*i:i» ?.. *.!*-;: ^3. il""*r d*a Genia» is
ÜT'-. v--.*:: :*.r ::•* cit'^rrbilotocfcf seile G»-
ftr; ■—,-.=. •* - '- ■ -i Ir-^*r*i.5e fc-ib«». Frtsiki
-^ i: «•-^^'*.^ -Hrrnn *!* a ; finea f<*sm »E-
y-r.:* '*:i Or-Jini sebau*: lv, ir«r d^Is li«
Eir.".: a;.-- b ':.'.•»:: 2i*j*T.e:ri'»n theoretE«€fc*B
Grr;i,d*ri fi^* V. ^^*n rjp^r Kxinkheic naA ia-
Ter H- !!T:»rli-d* b-^timcc?, welches bei dem
i^V^::*^ja*\''n^n iM.iäner aber lL3am za bs
\ Di* L:rc«n s4-rm c?« Pbioonea rfcr BraaiibS^nf 1
in fi. *««r FLri2^hcu aar in fJngriaöscB Psnk-
tcü, Cie Lez^e f.haa aetr im ri^T^iriiM Cbirik-
ccr. M .^ u^-d HttM IC?'- j«n sich icr der scfsisfr
Ttr.deTL Mötazzi .rp:.o»e lu ue-^ibren. -— . Xacb Sem
Rec. Ton /"-.r^rr ^phcntmen a. d. va.holog, ^motO'
mie in d. A. L. Z. i6-'4. No. 163' iÜkI dergleidieii
kleine o:'c su«ar*:iQeBQieheDde Flecke und punkte in
der Su'jftUnj einet Organ« setbac, und ni<Jit blob
die Anfuilung de« Blus in uüge GefaCie, Kendxei-
eben einer irafaren vorber^egjogenen £ntxüodiin^
ironuf man bei Leit.benöfiBiungen Rücksiebt nehmM
- -87, - .
fiirclften steht^ eher yielleidit bei solchea
lebhaften und scharfsinnigen Köpfen, welche,
einihdl yeitraut mit gewifsen systematischen
Vorstdlüngsarten, i}er Abhängigkeit ihrer
praktischen Ansichten von denselben sich
' nicht Werden entschlagen können» So miis«
sen wir z. B.' erwarten, was Hr. Prof. Paulus
in fVürzburgy ein übrigens ausges^chhetec
. Kopf, uns in seiner versprochenen Schrift,
über die Natur und Heilmethode des gelben
Fiebers, liefern wird. Nach den vorläufigen
Nachrichten, welche uns die Salzb. med. ehir«
Zeit, davon giebt, *) ist es ihm keinem Zwei*
fei unterworfen, dafs das gelbe Fieber eine
allgemeine Krankheit des Gefäfssystems sei.
Es scheine, dafs die nächste Ursache in ei^
.her Veränderung der S^fte liege, dals dies«
Veränderung durch Absorption des Conta«
giums entstehe,- dafs sie die Jhäiigkeu der
Gefäß e'j zunächst der ruckiiihrendeii Adem^
aufs 'äufserste vermindere , (in welchem Zeit«
räume?) und da(s dadurch wechselsweise die
Krankheit selbst wieder vermehrt und unter*
halten werden mUfse. Es sollten daher nicht
nur solche Mittel angewendet werden, wo-
durch der durch die Ansteckung entstehen*
den Veränderung der Säfte entgegengewirict,
sondern auch . die Thätigkeit des Gefaissj*
•) i»o5. Nr. a. S. 92.
— Vi —
■tp'-t«# «TfariMt? inri .atensi'r *»TprxxiÄarr "^wteröea
.*^r f.-it^*» A**: .^nf::::n/: iaia arm Dmcs
^n*?.'" -nrif*? 9'*>r.!;-ri liiiiÄ. 50 ^nrseiir .tut
■n fri» ...T '."^^ lorri .iin. mri ▼le'ii-r ijer las
■#p!l,/. / *.-»,. r »r i-..:^n5*Ti it. iiui lassen .lua
'•nf.w • !<•'• inr.i : rr .u<-iir. vier docn ai^ar
iA »tUf .TifihalV v/»riifin /C.jTinre. ^a .t*?!!* :ca
/. •' Mr'.it r:iÄ rfr. i^r, ^v'utt^r: iir «lea. at»r-
li«i''li»Ti Vf;v/.*»!i»»n :.j .'f. Dez-nßD. aariü]£S
'n!»:^(»th** li ■ ;»iir:i .■: .Tiir :nue!cazxiiiir, w&
'J«*r r»\ynn^: flM» .'nun;»ir 'it»r ...iftiTTr?« itmi fxii"
Itrh^n. fj/i *• iK^j , .1 n/r (tt* 1 •' ?//i *?/! Fieu^rs, wes^
^.h^i *^f}/d^m>^^k .JK AfiU^*i42/z iiifrr^c/ic^ der
von Jf,h. hfnaa. /fr^zit^a. a. d. i*3*ziv, van Z
K/t/m f'rart.k, '/^j^n Lyi.-^ Sf»i. Nacll der
Aaa ijf^. f'.^f ,r;-, ri^v »1 j^ji»',-»:!. icix: «üe HeJ-
rn^^i..*,';/» n-iiJ- -^^r iih^r^inli -iaimen, weicie
n\%ti /.* 'I/^ I /f-irrm --l«--' ''^^.i ;-..c*r in Deutsdi^
Ift.nd i-r jf^^k *\.^ ^ .;;■•:.'=:.'■. n'''^n L'Jiartiffen Gal-
"/^-fi-o^i-^-n , Äiiil<-*rf ^fA^i . — • £ ne andere Aib-
/'•••'' r)',n. /'. M. (jfjnsalez üher das sei-
///i Inhrr w^frUet im Jahr igoo ia Cadix
fnrr<fhff\ und üh^r die zwe-zkmäj'sigscen
'^t hui 'tniHf-l ('f^z/^ffi dar.xelbe und andere
an v/ /v hrndfi und pestartige Krankheüen
'f#M;/^f.i;jr. üt AfczuJa« eben aogeführte Ab-
•^ 89 ~ \
handlang) a. d. Span. yon. Borges* BerlAK,
läfst mich nur furchten , dafs wir der Litte»
ratur über dieses Thema. bald zu. viel erhal«
ten diirften* Indessen ist mir, so viel Nach-
richten, Spekulation oder wahre Beobachtung
uns iioch .etwa liefern werden, vor cfi«
*
ner Erscheinung einer Schrift über das gel-
be Fieber bange, in so' fern die darin etwa
enthaltenen Sätze und Thatsachen die Grunde
•
idee, welche man sicK nach vernünftiger
Theorie und der .bewährtestep Angabe der
Erfahrung, direkt sowohl als analog, voniler
Natur und Heilung dieses Fiebers hat abstra*
hiren mUfsen, umsto£sen würden. Und wenn
sie es denn thäten, wenn es möglich wäre,
dafs zusammenstimmende £r;>cheinungen ,
übereinkommende Nachrichten, öffentlich wie-
derhohlt angegebene Verfahrungsarfen und
Rathschläge, hätten täuschen und inkonse-
quent sein können, so wäre dies um so vor«
theilhafter für das Reich der Wahrheit, um
dessen Bereicherung , und nicht um Be-
stätigung dieses oder jenes Systems es hier
einzig zu thun ist. Allein- der angegebene
wichtige Unterschied in den Perioden dieses
Fiebers, wird sich, wie bei dem Fieber mit
einem materiellen Stoff, z. B. Ausschlagslie-
bern u. f. w« überhaupt, sicherlich immer
oieljLr bewähren; und dafs man diese erste
— go —
tthenische Periode, der stärkeren
der lebendigen Faser im Conflikt mit dem
Krankheirsstoffe, so oft übersieht, nnd es in
der allgemeinen Betrachtang des gelben Fie-
bers so schwer finden i^ird, die Idee Ton
Sthenie hier sich geläufig in machen, wo '
doch» wie man richtig anfiihrt, so oft Asthe-
nie zum Grunde liegt und demnächst in al-
len Productionen und Erointionen sich än-
[sert, — dies rührt einzig davon her, dals nua
bei Sthenie nur an robuste energische An-
lage, und Einwirkung* eines nicht nnmalsi;
afBcirepden Reitzes hierauf, denkt, daher die
manchen Zustande und Formen von Sthenie,
Substhenie u. f. w. übersieht und nicht ge-
hörig bezeichnet, wo z.B. die eiadringlidw
Heftigkeit des Krankheitsreitzes anf eine
sehr erhöhte (asthenische) Receptivitat, in ei-
nem relativ intensiv kleineren Zeitmomente,'
d, h, mit grÖi'serer Schnelligkeit, vollbracbt,
einen Zustand der Kraftaufreizung nnd Ge-
genwirkung hervorzurufen im Stande 'ist, der
dem temporären Produkte nach, Sthenie bc-
aeicbnet, und der temporären Behandlung
und der Determination fiir das zukünftige
Resultat nach, als solche auch innerhalb der
Grenzen eines, oft freilich engen, Z^eitrau-
mes praktisch angesehen werden und wenig-
stens nach verschiedenen individaellen.Gra-
den iii- 86 fem negativ behandelt Wer4ett
muts, dafs es hier nicht sowohl auf Hinzu«
fuguüg von Reizen, sondern auf richtig iho-
dificirter Entziehung oder (chemischen) In-
dilFei enzirung der schon bestehenden aib-
komme, damit die Erregbarkeit geschonti
und relatives Gleichgewicht derselben zu der
Einwirkung deräuliörn Reize hervorgebracht
werden möge. *) So wenig es also nöthig
und n^itzlich seyn wird, in Fällen des eben
angegebenen Conflikts allemal die öegatire
Methode in ihrer ganzen Ausdehnung Inzü*
wenden, so. wenig wird es aber auch mög-
lich seyn, die Erregbarkeit, welche offenbar
von dem ganzen Zustande der Organisation
abhängt:, und mit dem Gruiidgewebe dersel*
*} Mich wundert, dafs mim in dei^ Lchrbuöhisni nicbc
mehr Divisionen, Arten und Grade der Sthenie
macht, da man ^ie doch bei der Asthenie »-> B. adion
hat« s. B. Hfperasthenie vom «weiten, dritten u, t. w,
Grade , uidd ^dit Sthenie sich mit der blofsen höhern
Potenz, Uypersthenie, behelfea 9U sollen scheint«
Der Gedanke solcher Eintheilung der Allgemeinen
Formen der Krankheifen nach speciellen und indivi«
duellen Graden, ist iitrigeots ^ehr glücklich und rieh«
tig, nur daüi diese Division« um alle Zustände ,. all«
Verhältnisse der Erregbarkeit «u gewisaen Heilpoten»
« sen und ihren bestimmtea Quantitäten u. 9« w, i«
die Hunderte vbU. Tausende ^gehen mu£ste, weil et
eben die ganse nraktische Kunst ausmacht, gr'ad«
den bestehenden Grad «ir trelten.
— 9» -"
ben lusamnenhängty in der Mrirklichen Epo-
che der schon sich äufsernden Krankheits-
erscheinung zu reguliren, und durch Eanvoi^
kung auf sie selbst oder ihr Grundsubstrat,
die organische Mischung und Materie, das
geforderte Gleichgewicht zwischen Krank-
heitsreiz und Receptivität zu Stande jeu brin-
gen. Da hier bei den mit einem anstecken-
den Stoffe vergesellschafteten Fiebern die
Minderung der Reaction des gereizten Sy-
stems und der davon abhängenden grölsem
oder geringeren Production und Propag*-
tion des KrankheitsstofiFes das Einzige ist,
was in unserer Gewalt augenblicklich stefati
und durch 'diese Verminderung des einen
Factors das ganze Product der nachfojfgen-
den intensiven und extensiven Krankheits-
erscheinungen gemindert werden kann, so
folgt, dafs wir gleich in der ersten Periode
des gelben Fiebers, so wie aller damit, der
Art und dem Herkopimen nach, verwandten
Krankheiten in der ersteoi Periode yorziig-
lieh und mit dem besten Erfolge werden
wirken und den zukünftigen Gang des Ue«
bels werden leiten können, weniger in den
späteren Perioden, wo uns nur gleichsam
eine undankbare Nachlese zu halten, ver-
gönnt ist, wo wir die ganze Erscheinung neh-
a müssen wie sie ist> wohl, bei noch be-
I
stehender oder übrig gelassener Iiltegritot
des Organismus und der Erregbarkeit einige
HUlfsmittel anwenden können > immer aber
mit dem bedingten und sweifelfaaften 'Er*'
folge, was eine gleichsam abgenutzte und
überreizte organische T^raft. aus ihnen ma«
eben könne und wolle. Es ergiebt sieb dai>
aus von selbst, was man von den mancher*
lei vorgeschlagenen Heilmitte^Ih zur Heilung
des gelben Fiebers zu halten habe. So ist
Ä. B. das vom Herrn Dr. Äb/Ä in Hamburg
im Aten Stücke des zwanzigsteh Bandes die*
ses Journals vorgeschlagene Terpentinölil ai«.
ober ein Mittel mit mancher Tendenz .zixt
örtlichen und allgemeinen Abwehrung des
gelben Fiebers begabt. Allein ich fiirchte^
oder vielmehr ich bin überzeugt, dafs es hiev
im Allgemeinen, weniger darauf ankommen
T^ird, kräftigß Reizmittel, etwa mit beson-,
dem speziellen Rücksichten, auf gewisse Or*
gane oder Systeme aufzustellen^ da diese ge«
gen die in der ersten Periode, wie es scheint^
unaufhaltbar fortgehende Neigung zur orga*
nischen Corruption, wenig mehr zu leisten
im Stande seyn möchten, als den ersten
Einleitungsprozefs vom Anfange an so zu de<*
terminiren, daSs das Produkt nicht, sich selbst
ifiberlässen, oder ^ar durch verkehrte Ii^ter«^
ferenz nodii mehr erhöht, in eine djrnami-.
- 94 -
arhe und organi&che Auflösung
M^n glaube aber ja nicht, ich enraite von
der Befolgung des von der Theorie unter'
stützten und durch die offenbare Erfahmng
bestätigten Grundsatzes ^ in der ersten fie^
riode der sich bildenden Krankheit (ans hin-
länglich entwickelten Gründen) vielmdir ne^
gati^ zu verfaliren^ einen so unwiderrufli-
chen und. sicheren Einflofs auf die Heilung
dieses Fiebers, dafs man dasselbe dadurch,
gleichsam wie durch ein Spezificutn, ?6llig
in seiner Gewalt habe. Einen solchen oder
nur entfernt ähnlichen Erfolg von irgend ei-
nem Mittel oder einer Methode hei einer
allgemrinen Volkskraiikheit^ sei sie weld»
sie wolle, tM erwarten oder nur zu träumen,
Ware doch die größte praktische Unvernunft
und setzte eine gänzliche Unkunde der mo*
ralischen, politischen, ökonomischen ti»,sl w.
Hindernisse voraus, welche sich einer jeden
aratlichen Wirksamkeit für das Allgemeine
oft so uniibersteiglich in den Weg legen.
Wenn daher ^ wie in den öfiPentlichen Nach*
richten gemeldet wurde, in Liuorno z. E
die unendlich enge Einpressung des grofsen
Haufens in kleine Wohnungen, Schlafgemä«
eher, Betten u. s. w., wenn die unreinliche
Lebensart desselben, die leider zum Th^
erzwungen schlechte und eben so gestellte
Diät, der Genufs rerdorbener Fische u. $. w.,
neben der allgemeiilen Verpestung der Lul^
durch die unreinlichen Kanäle, einen unge*
zweifeit bedeutenden fiinßufs an d^r'gänali-
chen Niederlage gleichsam haben mufs^ wel-
che derTodundSchreckenverbreitendeFeind
anrichtete 9 so dürfte es vielleicht nicht sehr
schwer werden , auch in unserm Vaterlande, ''
^was doch nui\ "einigermafsto Zeit hat, sich
gegen den etw^ vordriögenden Feind in Po-
. situr zu setzen, ähnlfche Umstände und äiir'
isere Bedingungen wie in Livorno z« B. auf-*
zufinden, unter deren Einwirkung wahrlich
eine jede Methode mehr mit Retiriren gleich**
sam und mit der Flucht selbst zu thun ha-*
ben. durfte, als mit der Gewinnung von Sie«
gen und Lorbeer. Am wenigsten durfte eine
ausschliefsend allgemeine Behandlung einzu«
führen, irgend eines Vemünfugeü Wunsch
seyn Jcönnen, einer Art von allgemeinen
Stempelordnung gleich» womit die oft^fto^
tausen^dfarbige und prQteus artige Gestalt sol«
eher, epidemischer Krankheiten uniform be-
zeichnet werden sollte. So wie hauptsäch-
lich also die Beschaffenheit des befallenem
$ab]ects und seine individuelle Opportun!«
tjH» M wie die schnellere oder langsamere,
grofsere oder geringere , ortlichere oder all«
gem^ert l^nwirkung de« KiT.imkhejifaiiSt^ffes
— 90 —
#
auf den Organismus, eben v/ie dessfen Rea-
ction durch mannichfacbe äulsere und innen^
Umstände (z. B. moralischer Art, Sorgei^
Furcht u. s. w.) bestimmt u. s. w., die Krank»
heitserscheinung und ihre Form unwider«'
sprechlich determiniren und modiliciren wer-
den, so dafs bald dieser bald jener <7rart
von Hypersthenie bis zur Hyperasthenie her-
unter, sich früher oder später entwickeln .
und offenbaren mufs, bald also eine nur '
mehr indifferente, bald eine bestimm\;er ne-V
'■1
gative, bald eine schon positivere und schnell .
die höchste Stufe positiver Interferenz er<* i
fordernde Methode nothwendig werdezi wird, ..
lim weni2[stens das- zu leisten, was die Kunst
lind die Approximation ihrer Potenzen zuia^ '\
differenten Zustand des Organism erheischt; \
SO dürfte doch die etwa aufgeworfene Frage, 'i
wie man im Allgemeinen, nach unirersell-j(^
entworfener Construction , das gelbe Fieber ^ *
behandeln wolle, keinesweges verlegen oder
unbestimmt in der Antwort machen, und
würde ich dieser allgemeinen Frage, nach
Zurückweisung und Beschränkung der darin
zu weitschichtig enthaltenen Universalität
auf folgende Art z. B. zu entgegnen suchen.
Zuerst und vor allen Dingen würde ich
umhersehen, ob bei dem Kranken, bei wel-
chem die «rsten Spuren einer Ansteckung
sicli
- 97 -r
sich seigten, noch die Verhütung und gleich^
sam Aufhebung der Krankheit möglich sey,
Reiche bei andern ähnlichen Krankheztsfor«'
men, bevor die Sache bis zu einem gewis-
sen Grade • der Production und Ausbreitung
gelangt ist, allerdings, nach Theorie und £r<i»
fftbrung sich bewerkstelligen läfst, worauf
man aber speziell beim gelben Fieber^ es
sej in dem allgemeinen Drange und in der
Verwirrung der Dinge ^ oder weil die Sache
zu unwahrscheinlich dünkte und vemach-
läfsigt wurde, noch keine besondere Auf-
merksamkeit gewandt zu haben scheint. Be-
kannt ist es, dafs z% B* Pringle sich selbst
und Personen^ welche von der Ansteckung
in Krankensälen, wo das Hospitalfieber grade
XU der Zelt heimisch war, participirt hatten,
durch 'ein bald möglich genommenes Brech«
mittel und den sogleich nachgesetzten Ge-
brauch schweifstreibender Mittel und Metho-
den, (z. B. Campher— Julep, mixtura simplexy
rnixtura ulexipharmacaetc^^ Beförderung der
Ausdünstung durch warme Bettbedeckung u.
8» w.) vor diesem Fieber bewahrte» Ich selbst
habe Gründe aus meiner eigenen Erfahrung,
dieses Verfahren nicht für unnütz oder ver-
dächtig unter gewissen Umständen y (wozu
besonders die Schnellste Etgreifhng des Zeit-
monients nach der Ansteckung gehört) zu
Joiirn. XXr. 6. 4 )<• G
ii. .aiJhiitec «mca jKnsfi j^r^ir -;._.*:;
;üliir«<:iixixiithiin ■^tjtfrimr.fta. jccr4.Be Sz^wsL!
— 99 —
lichkeit, ob," wenn dies,"Verfahren nicht ge-
. länge, durch die dabei nothwendige heftir
gere Erregung der Steigerung, der Krankheit
selbst dadurch Vorschub geleistet und das
Uebel ärger gemacht werde, diesen Vor-
schlag wohl seltener, wenigstens, wenn ein-
mal das Uebel überhand nehmen sollte, nicht
in allgemeiner Ausbreitung, zur Wirklichkeit
kommen, und vielleicht nur für einzelne in-
dividuelle Fälle pafslich seyn lassen, wo eine
ziemliche Bestimmtheit der Umstände zu we-
higer Fehlgriffen Veranlassung gäbe, Ueber-
dem würde ich, sobald der Ausbruch der
-^ Krankheit declarirt wäre, die Anlage des
Kranken sowohl als die gegenwärtigen Er-
regungser&cheinungen desselben zu Rafhe zie-
hen, (mich aber hüten, durch die widerspre-
chende Form eines einzelnen Symptoms et-
Iva, z. B. des unterdrückten mehr kleinen
Pulses mich täuschen und an der Berech-
nung des Ganzen irre werden zu lassen) und
darnach den Grad meiner positiven oder ne-
gativen Maafsregeln bestimmen. In der Re-
gel würde ich die Behandlung, den oben
angegebenen Grundsätzen zu Folge, in den
ersten a4 bis 48 Stunden mehr oder weni-
ger negativ einrichten, dals heilst vom Ader-
laß an,' an einem Pole, bis zum Gebrauch«
der Säuren am andern. Ueberzeugt, dafs
G a
200 —
es im diefein entea Zeitmune de» Cooiikis
und der sich cfaemisch und dynamiscb ant-
büdendea Krankiieit vonüglich darauf tn-
komme, zwei grolle Befordeningunittel je-
des chemischen Prozesses und jeder cheoi-
achen Production (es werde dieser in oder
aulser dem Orgänism angesteDt^ fyZrme und
Bewegung^ so viel möglich za entziehen usd
feu vermindern, würde ich die directesten
Mittel ergreifen, um zu diesem Endzwecb
zu golangen. Ich würde neben und naoh
dem Aderlaf» , wenn dieses puthig sich be-
wiese, sogleich eine Quecksilberpurganz aas
hjrdrargjrrum mite und entweder Jalappen-
oder Rhabai berwurzel nehpien laissen, vm
vor allen Dingen sowohl allgemein die Som-
ftie der Erregung und der SäfteiiberfiilliiBj;
als auch besonders in den blutreichen Or-
ganen des Unterleibes zu vermindern, tfu
deren, gleichsam wie es scheint, in sich selbst
erstickender heftiger Reaction, so leicht Des-
organisation, Brand u. s. tr. demnächst er-
folgt* Ich würde um &o mehr, wenn nidit
besondere Umstände es verbc^ten^ mit der
Realisation dieser Maafsregel eilen •*}, ^
nach allen Angaben, der Magen und aU«
Keproductionsorgane gar bald in eine aolcbe
*) Welcher der Herr Herauigeber dUsne J^unuUs «. *
O. mui triftigen Gründen ^eqfalli dae Wf^re rmUL
Differenz iind örtliche Äffecfion gerathen,
dafs Schluchzen, JSrbrechen, Magenschmerz
u. s. w.' entstehen, welche sowohl die be-
\
herzte Anwendung der genannten Mittel Ver-
bieten^ als auch zum Ruin der ganzen Ma«
schine, immer höher zu stefigen pflegen.
Beim Eintritt dieser Umstände mii&te man
sich an die Regel Eymans erinnern *), wel-
cher dann,*' ehe er in diesem ersten Stad'um,
Abführungen, Molken u. s. w. nehmen läßt)
zuvörderst eine Dosis von lo. Tropfen Lau*
' danum (nicht mehr wie er sagt, sonst erfolgte
Erbrechen) giebt, vielleicht aber doch noch
. besser mit dem Auflegen von durchdringend
geistigen gewiirzhaften Substanzen auf die
IVfagen- und Unterleibsgegend ausgekommen
wäre, wofern es nicht oftmals um die Schnel-
ligkeit des Effects zu thun war. Demnächst
•: würde ich keine Gelegenheit versäumen, den
Kranken ein schnelles und kurz dauerndes
^ kaltes Bad brauchen oder in Ermangelung des-
sen, ihn wenigstens mit kaltem Wasser oder
Essig besprengen , und dann schnell wieder
trocknen zu lassen. **) Innerlich würde ich
*) Joumdt der prah. Heilk. R, i5. St, M*
* *) Auf den schneUen Gebrauch kommt hier alles an,
lfm nicht durch eine su lange Einwirkung der Kälte
wahre Atonit des HaatiTitemi u. f. -w» stt verali-
laiatn.
«- 103
xtc IC ■-.f'Ma, fui? i«^ polse Quantität Vi-
- .•-■ri* 5d*->^ije. als die Verdauung nur
itii^Tii ^.lUiJf. beizubrizz^en, wobei, nach
^enJen grofseren oder minde-
-«V.T «on athenischer Keactioni zu den ,
c-rr weniger alkoholisirten Säuren
,.. _ jwT ergang gemacht werden niiifste.
Jie so oft offenbar in diesem Zeiträume
.i.vooimende Affection des Gehirns, ron
.t.*»»ea gewaltsamer Ueberfuilung so maiy
:i s frühzeitige Symptom des Fiebers, die
ic-auöcheit, ddsIiTjreden, selbst wahrschein-
..cii iu den m^^isten Fallen das Erbrechen
Ajid aaJore Leiden der Dduungsorgaae, nach
jicjw.uiuteu Gesetzen y abhängen, würde mich
jä.ibedenkiich zu dem Gebrauche kalter UiQ-
:»Cidage eine Zeit lang um den Kopf, selbst
\ou Essig, Salmiak, u. s. w« bestimmen, so
vue ich dann die salpetersauren Aäucherun«
^ou u» s. w. auf paTsliche Art angevTandt,
uicht hintansetzen würde *). Während dem
nun so die erste Periode des Uebels, lang*
*> E« ist ftondcrbar, wie ao su weilen auf ein« modenif
Are ^ATiä9 Rrftakheitiformen ▼erschwindea und gleich-
•am uii!fr£eh«n, gar nicht mehr in praktische VVur-
ii|UD^ uad Be«ug kommen. Von der Art ist uoier
n«l<rrn die Hirnentzuodung, von deren Ge^eniran
ie Alien. \v«^cn auch sa viel* doch wenigstens s*
%i lichtig wjisten, dafs d^urch eine Summe mas*
f
^
— 103 —
samer dd€ur schneller ^ intensiver «der «xten-
siver, verliefe, würde es unnachläfsliche prak«
tische Pflicht seyn, auf den Uebergang itt
die zweite und folgenden Perioden und Foiw
men zu denken , und, wo nicht schon gleich
.zuerst durch die Behandlung ein gelinderer
Veililauf , und also auch ein weniger sprung<«
weiser Uebbrgang eingeleitet und genommen
wäre>^ dem nachfolgenden Krankheitsc^a*-
rakter mit solchen Stufenfolgen Von Reic-
mittein .zu begegnen, welche zugleich die
organische Masse und Mischung zu erhalten
und zu verbessern jim Stande sind, namentlic^t
^Iso mit den bittern gewürzhaften Mitteln,
mit reinen oder alkoholisirten Säuren ver-
setzt i z. B. Chinarinde, Columbo Wurzel, Ar-
nika, Schlangenwurz , Baldrian, aromatischer
Kalmus u« s. w*, welche ich, nur in so weit
und in der Maafse mit eigentlich Süchtigen
di£Pusiblen Reizmitteln verbiqden oder ab-
wechseln lassen würde, als eine etwa zu weit
gediehene Asthenie, oder gewisse sensible
Affectionen solche durchdringende Potenzen,
z. B. selbst Opium erheischen würden, die
aber nicht auf die Eihaliung der Dauer und
Constitution der organischen Materie , (wor-
nichfalti^r tind entfernter Zufalle, selbst widerspfe«
•cbciukr, s. B. grofse S^k^vuche bei Sthenie, %^t^t
wtfdt.
— io4 —
auf es beim gelben Fieber, so'wiebei jedem
hitzigen ansteckenden Fieber besonders an-
kommt), vielmehr unter solchen Umständen
übrigens eher auf die Erschöpfung und Er-
schütterung derselben hinzuarbeiten scheinen. |
Auch in diesen Zeiträumen würde ich das
Baden oder wenigstens Besprengen oder Ein-
hüllen mit freilich nicht mehr völlig kalten,
sondern yielmehr geistigen \ind wenigstem
nur kühlen Flüssigkeiten nicht yerabsäumeD,
und jetzt vielleicht den Terpentin, oder an-
dere durchdringende Reizmittel, zur Beför-
derung, der allgemeinen Thätigkeit nicht so-
wohl, als der besonderen eines Organs, an-
wenden; wobei stete Erneuerung einer fri-
schen kühlen Luft und der Genfils von gei-
stig säuerlichen Weinen, alter Rheinwein, Mo-
selwein u. dergl., von Gelees u. s. w. die haupt-
sächlichsten diätetischen Rücksichten ausma-
chen müf>ten, bis es, wie gar bald zu ge-
schehen pflegt, sich zeigte, ob und welche
Form von fortschreitender oder mehr still»
stellender Sthenie oder Asthenie das Uebel
in seinem ferneren Verlaufe annehme , wel-
chen Erscheinungen nachzugehen und dar-
nach die Art und den Grad der Reizmittel
zu ordnen Pflicht der Kunst ist, eingedenk,
dafs hier, nach verlaufener vielleicht selu
eftiger sthenischer Reaction, ein Zel-tpunkt
■* ■ • -
fcommen kann, wo allerdings aphr durchdrin?-
gende starke Reize nöthig sind, um das Spiel
der erschöpften Erregbarkeit, immer aber
vorsichtig, wieder anzufachen oder im Gangei
zu erhälteh, welches aber, dafern, unter dem
ZusammenAufs günstiger {Umstände, der Kunst
von Anfang an die Leitung und Moderation
des ganzen Verlaufes des Uebels in die Hän-
de gegeben wäre, so häufig nicht vorkom-
men dürfte. Wie dann auch das Verfahreil'
während der spaterien Perioden der Krank->
heit und in der Reconval.^zena^ seyn müfste,
ergiebt sich hieraus von selbst«
Dies ist ein ohngefähres praktisches
Schema, welches ich nur nach der Summe
und Vergleichung aller Daten und Erschei««
nungen, die mir von dem gelben Fieber be-
kannt sind, abstrahirt habe und absolut so-
wohl als nach der Analogie mit anderen lie-
beln von ähnlicher Construction für zweck-
mälsig und entsprechend halte* So wenig
ich wünsche, je Gelegenheit zu haben, den
Werth oder Unwerth meiner Zusammenstel«*
lung durch die That zu prüfen, so wenig
würde idti mich wundern, wenn diese bei
eigener oder genauerer Betrachtung de« Ue-
bels , mancher. Modifikationen, Restrictionen
oder Erweiterungen bedürftig wäre. Genug,
dais si« umer allen mir bekannten, wenig-
.106 —
stens «tn meisten auf für sich bestehendt
uad an.i!oge Facta uad die 'Beweisthümer
der Erfahrung Rücksicht nimmt, und nicht,
wie leider nur zu häaiig der Fall ist, aus
blofser rf>iner Coostruction aus allgemeinen
Ideen oder man:;elhaften und zum indi?i-
duellpn systematischen Zwecke modificirten
Thatsachen, begründet ^vird. Nur dann erst,
weun wenigstens die hauptsächlichsten em-
pirisclien Data ein^.s so zusammengesetzten
Uebeis gebammelt und geordnet sind, läfst
sich die allgemeine organi^iche Construction
desselben anstellen, die, wo die genaue Kennt-
nifs des Ursächlichen und somit seiner Auf-
hebung maugelt, sich auf die Erscheinungen
der Einwirkung und Rückwirkung (Erregung)
gründen und darnach, als nach den allge-
meinsten Bedingungen und Gesetzen aller
organ'schen Tliatigkeit und Handlung, Jas
technische Verfahren begründen muü». Mö-
gen wir nun inmier neuere und voL'stäadigere
J)ata zur Kenntnils dieser, in ihrem ganzen
Zusammentreffen wenigstens neuen und fürch-
terlichen Erscheinung erhalten, oder, noch
erwünschter j ein bewährtes Zerstörungsmit-
tel derselben durch die Kunst* Bis dahin
und überhaupt nie, müssen wir vergessen,
daU bei aller Allgemeinheit, welche dieser
'rankhoit lutn Grunde zu liegen scheint, das
Individuelle der Person und des Orts u. s. vr..
das Seinige zur Begrüpdung der oft verschie-
denen Erscheinung de^elb^n beitrage. . dafs
also, wie man schon behauptet haben will *)
z- B« der Uebjrgaiig des gelben Fiebers- in
. mehr' nördliche Regionen ein anderes modi-
£cirte$ , entweder einfacheres oder noch ver-
wickelteres Phänomen darbieten dürfte. Doch
bin ich fest überzeugt, dafs man bei alle
. dem, nie die VorateUung verlassen darf, dais
Jiier eine incitirende . flüchtige Schädlichkeit
das Ursächliche begründe, .^afs diese keines-*^
Weges so unbedingt nach der Absicht einer
absolut und alsohM d^primirenden Potenz,.
•) Harles f (übtr die Gefahr der j4usbreitung de* geU
Ben Ftfhers in Europa) behauptet r,- B. »dafs das
gelbe Fieber, so wie alle ansteckende Krankheiten,
£latiem, Luitseucbe u« *». w. immer hafti^er Tfuihe,
je nördlicl^er und kälter die Orte Ite^ea', well eine
ttuüere Schädlichkeit, mit mehr Macht würkt«.je tr*
rfgbaier der Organiani ist, und- also }e weniger in-
nere Thaiigkeit er der -äulaeren schädlichen Potena
entgegenzusetzen v«rmag.^ — Ob bei dieser. lar uns
.Kordländer wenig Arösdichen Daratalluttg; die Sacha
ga;ns nach dem reinen Gesiclitapuokte des £rrfgung
«u^ die angegebene Art, oder akhc '>vielmehr mit
nach .dem vpa mir angegebenao Schema der hier
wo)iUhäiigen geringeren er&ten Reactioa, ^o' wie
nach dem chemischen Gesichtapnnku der mindern
Entwickelung dea ABsteckungaaic^ea« angesebon wer*
den 'muls ?
•ondern, Anfangs wenigstens, als eine fireilicih
iura baldigen Ruin des heftig ergriffenen und
nach seinto eigenthiimlichen Gesetzen blind
reagir<»nden Organismus wlirtesanie, irusiairen'
de Thätigkeit gedarbt und behandelt werden
müsse. *)
Nur noch einige Worte Kber die' zu
beobachtende prophyläcrische Methode« Hier
kommt uns sowohl die Erfahrung beim gel-
ben Fieber selbst, als die Analogie anderer
Shnlicher Uebel, die unter ähnlichen Bedin-
gungen wirklich werden, zu Hülfe^ Obgleich
der Briefsteller in Nr. loo der Salzburger
medic. chinirg. Zeitung von 1804 sich wnn«
derr, sowohl, wie die ^eilungsmethode bei
denen, welche in Livorno gerettet wiirdeD,
*) Nach Flachslmnd CFrmgmcnte über einige jimtik*
Aungsstojjpt , vorzüglich die Blauem u, s. wj tollai
die Anftteckungsato£Fe ih^en Reis theils auf die Ner^
venfibem, theils auf die FleiscfifaserA, und midiia
auch auF die äufaerst fein damit versehenen Mem-
branen aulsern. Im ersteo Falle« hei schneller nn«
mittelbareif Wirkung aufa Nervensystem, entsteht so-
gleich ein adynamischer« nervöser Zustand, im leu«
teren Falle, mehr -fiefcigkeit der Erregung mit ent<
etindlichen Zufällen, die eumal in den lymphatische^
Organen eigener Gattung ist Wie dem aach sey,
so verdient grade dieser Gegenstand eine möglichst
innige Untersuchung« welcher manche andere allge*
eine Oxn^ntotion fuglich nachstehen kann»
f-^ 109 —
in' elfterer Adetoffnuxigy , wenn Fi^berhiuc
kommen wollte (freilich etwas unbestimmt
ausgedrückt) bestehen konnte, als au(^H dafs
man in seiner Heimath die Mode h^ib^ in
Breph- und. Laxfrmitteln ein Praeservativ
zu setzen, so stimmen doch zu viele Nach-»
^richten darin überein , dati allerdings ein
solcher relativ negativer Apparat^ der die
heftige organische Action und ßeaction zu
mindern vermag, die über alle Grenzen der '
Kunst und Sorgfalt hinaussch^eifende An*
steckung und ihre verderbliche Wirkung we-
nigstens zu mindern im Stande sey. Keuer* .
Jing sowohl *) als Jackson **) bekräftigen es '
ausdrücklioti) dafs robuste Constitutionen'
yon diesem Fieber am häufigsten weggeraflPt
werden. Letzterer giebt als Prophylaxis fUr
die Europäer an, dafs man gleich na'ch;ih«
rer Ankunft in den tropischen fOimäten tut
Ader'lassea, und ihnen alle vierzehn Tage
einmal oder noch häufiger ein stark wirken«
des Abführungsmittel geben solL Ein ande**
rer englischer Schriftsteller^ deqi man schon
um seines deutschen Uebersetzers willen lieb
gewinnen muffte, wenn er wirklich nicht
originellen Werth hätte > Thernton^ erläOU*
^ Utitr Jas geüfs Fieber. 6, Jeiuusclis A\ L. £, Nr»
flft. Tön 1I04.
♦•) tf. Ä* O.
— HO —
tert diese bekannte und ausgemachte klima-
tische Erscheinung auf eine deutlichere Art *).
„Wenn die Wetterabwechselungen, sagt er,**)
von der Kälte zur Wärme allmählig erfol-
gen, so können die helLamon Kräfte des
thierischen Haiiishaltes, vermittelst deren et
sich anzupassen vermag, alles Unheil und
alle Unordnungen abwenden, obwohl eine
Veränderung im Korper, die mit der in der
äalserliclien Natur in gleichem Verhältnisse
ätQht, nolhwendig. Siatt h^.ben^ muL. Allein
das, was ohne ' Unbequ'.nilichkeit für den
Körper in demaelben bewirkt werden kann,
wird als Krankheit gefühlt, wenn es zu plötz-
lich und ohne Uebergang statt findet. Anf
diese Art ertrageri wir ohne Nachtheil, die
Wärme des Frühling« nach dem kältesten
Winter, wiewohl man doch eingestehen niufs,
daf» die Krankheiten in dieser Jahreszeit ein
entzündlicheres Ansehen bekommen.***
„Wenn aber die Vei^änderung gewalt-
samer ist, als beim Uebergange einer Jah-*
leszeit in die andre, wie z. B. wenn Euro-
päer nach Ost- und Westindien reisen, so
*) Thorntou, über die N^Ktmr der GitunähgU und dU
Gesetze des Nerven» und Mtukeisystems, übersetzt von
Theodor Georg jiugust Roose, Professor gu Braän»
■ schweig, GÖUingen bei Die4erich ifioi. -
"•j S, 385.
I
■
'— XU -—
mufs die ungewohnte Hitze, Aer sie nun aus-
gesetzt sinld, eine sehr kraftvolle Wirkung
in ihreii refibaren Körporn hervofbningeh.
Unmittelbar bei der Ankunft nordlicher Rei-
sender'^iint^r die Wendexirkel wird ihr Kreis-
lauf Schneller, ihre Ausdünstung freier, eine
' Erschlaffung und Schwäche tritt ein, wegen
des ungewöhnlichen Aafwand^s vom Prinzip
der Reizbarkeit, das bei der verstärkten Thä-
tigkeit des Herzens und der Schlagadern,
so wie auch der Absonderungj?n, die gröfs-
teiltheils von den Bewegungen derselben abr
hangen, verbraucht wird. Kurz, der Puls
wird härter, voller und stärker. .Die Haut,
und besonders die Haut des Antlitzes, ist
rÖthc!f als gewöhnlich, vnd andere Merk-
male der VollblUtigkeit zeigen sich, wozu
gewils die Flüssigkeiten von vermehrt eR Ein-'
saugung beitragen, obwohl sie hauptsächlich
von der verstärkten Kraft des Gefäfssystemd
abhängt *). Mit einem Worte: es entsteht
mehr oder weniger Fieber, das bei verschie*
denen Menschen den Umständen nach ver-
schieden ist, eine unbestimmte Zeit hindurch
oder so, lange fortdauert, bis die vermehrt©
Kraft des Herzens und der Schlagadern, die
von der, durch die vorhergehende Kälte an-
*) Ilithin Dicht FolihilUtßk^k p aondero JValiung ge-
naant wtrdsa ioHm« R^use,
— IIa —
r
gehäuften Reisbarkeit unterhalten wirdj tu&>
hüit^ das heilst, bis das gehcjrige Gleichge-
wicht zwischen der Reisbarkeit der Faser
und dem äufseren Reize geordnet ist.^^ -i^
Ich will mich hier zum Schlosse nicht
über die polizeilichen öffentlichen Sicher*
heitsmaarsregeln gegen die Eindring^zlg und
Ausbreitung des gelben Fiebers auslassen^
obgleich über die unbegreifliche Vernadhläs«*
sigung mancher Staaten, namentlich derspa«
nischen und italienischen^ und über die
zwechmä/sigen^ (nicht blos Aufsehen ma*
chenden), Vorkehrungen, manches; zu erin»
nem wäre. Nur so viel darf man als he*
stimmt voraussetzen, dais, w^nn bei aller
Vorsicht^ die ein Staat oder eine Gemeia*
keit nehmen kann^ dennoch die Seuche sich
durchgeschlichen hatte ^ und ohnbezweifelt
sich zeigte^ nur die mindeste ernste Sorgfalt
und ein bestimmt durchgreifendes Verfahren
dazu gehört, um dennoch den geschehenen
Schaden wieder gut zu machen^ wenn 4i9
wenigen angesteckten Individuen sogleich in
ein abgesondertes Spital *) oder Gebäude
gebracht, und alle Gemeinschaft mit ihnen
und ihrer nothwendigen persönlichen Um-
gebung, wenigstens so vorsichtig als möglich
und
*) Aber Ertilich» yf\% ofc fdUen (ti«s^ oct«r liad t^klschl^i
— liS —
und durch alle mögliche Verwafarungsmittel
gesichett, gepflogen würde, .so dafs,' wenn
keine anderweitige neue Ansteckung dazu
kommt) es untOnstöfslich gewils ist, diese
Maafsregely genau und in ihrem ganzen Um-
fange siusgeführt, (z. B. wie sich von selbst
versteht, mit nachheriger Vernichtung und
Verbrennung alles dort gebrauchten Geräths,
Betten, Kleider ü. s. w.) werde sicher die
drohende Gefahr im Keime ersticken, und
auch, trotz des ersten Schreckens, die Her-
zen der Staatsbürger beruhigen können« We-
niger beruhigend scheint mir aber die An«*
sieht zu seyn, nach welcher man, freilich
auf triftige bisherige Gründe und Erfahrun-
gen gestützt, dem der Krankheit zum Grun-
de liegenden materiellen Stoffe, $eine Flüch-
tigkeit und wenigstens mögliche Ansteckung
in die Ferne, ohne unmittelbare körperliche
Berührung- abzusprechen scheint, da, wenn
auch bisher die Summe der Phänomene die-
sen Satz zu bestätigen scheinen sollte, (wel-
ches in solcher Verwirrung und cönfusen
Beobachtung immec sehr schwer bestimmt
aufs Reine zu bringen seyn dürfte), es kei-
nesweges unmöglich oder der Analogie wi-*
derstreitend ist, dals ein solches gleichsam
fixes Gift, unter gewissen Umständen und
Modificatronen, die seine Erzeugung, Ver-
Jourir. XXr. B. 4. Sc. H .
— Ms4 -
und VerfiuchrignDg sdur begunsti-
gen, und gleichsam auf das Höchste trei-
beu, (helTse Witteniog^ Unrein lidüLeit^ enge
Wc.-hnungen, vielleicht Ve^mischang mit an-
dern (animalischen) Stoffen), einen angleich
flüchtigeren und auch in ExtensicMi peaetrto^
teren Charakter annehmen könne.
2.
Ein Bericht des Herrn Docior Halle,
gewöhnlichen Arztes des französischen
Kaisers^ über einen Brie/ des Herrn
Doctor Thiebault in Livorno^ das
gelbe Fieber betreffend; mitgelheiU
"Von Dr. Friedländer in Paris.
JL/ie Classe hat Hm. Dessessarts und HalU
den Auftrag gegeben, ihr über einen Brief,
den Herr Arienne Tlii^bauU dem Hrn« Dei»
gennettes geschrieben, und dieser dem hi-
stitute lüL'getheilt habe, Bericht abzustatten.
Herr Thiebault giebt in diesem Briefe über
die Krankheit Nachricht, die in Livorno ge-
herrscht hat. Die^e Beschreibung ist. sehr
detaillirt, und enthält die Hauptzuge, die
die Krankheit in dem Augenblicke bezeich-
~ "5 -
nete&f Wd sie am tneisten wtithete» Wir
werden uns nu^ an die t'acta halten, die
. uns genau Vorgekommen sind, und alles das
auslassen, welches Meinung des Verfassers
oder schmerzliche Aeufserung über das Un«
glück ist, welches die Stadt befallen hat;
wir müssen noch hinzusetzen, dafs Herr
Tliiehauh nur vom 5* Brumaire bis zum a4«
daselbst geblieben ist, und nachher aus Furcht
die Stadt verliefs.
Entstehest der Epidemie.
Den I. Fructidor des* Jahrs la. landete
das Schiff Anne Maria^ welches von Cadix
kam, und neun Tage in Alicante verweilt
hatte, in Livorno. Es hat auf dieser^Reise
39 Tage verbracht, und einige Leute der
£quipage veripren. Zwei Kranke, die noch
am Bord Ovaren, wurden zwölf Tage nach
der Ankulift nach einem Wirthshausa ans
Land gebracht, welches in der sogenannten
alten Fischerstjra/se liegt. Sie starben nach
drei Tagen, und einige Tage nachher xwölf
andere Miethsieute. Ein Neapolitaner ver-
liefs das Wirthshaus, ohne die von der Krank*
heit befallenen Personen berührt zu haben,,
und gieng in einer nicht weit davon ent-
fernten Sträfse wohnen. Dieselbe Krank-
heit befiel ihn, und et starb d^n gten Tag.
H ä
-- 1X6 —
Ein Becker anf der Rne Aiitoiiie Terkaufte
den Schifisleuten Biscnite. und liels sie durcii
einen Tnger in mehreren Säcken daiiin brin-
gen, auf welchen Sacken nachher seine Ar-
beiter schliefen; diese starben ebenfalls und
bald nach ihnen der Becker, seine Frau, und
alle die* sonst im Hanse ron der Krankheit
befallen vraren.
ria französischer Fleischer, der in dem
Hause wohnte, wo die Spanier abgestiegen
waren, starb zehn Tage nachher an dem gel-
ben Fieber. Zwei Tage nachher starb seine
Frau; vier Tage nachher die Besitzerin des
Hauses, und endlich der Capitain MoveO
Tom 62. Linien -Regiment, der den Fleischer
besuchte.
DasUebel breitete sich immer mehr aus,
und errrgte . allenthalben Furcht und Schre-
cken« Mehrere Krankenwärter, die man aa
das SchifiF Anna Maria geschickt L itte» meh-
rere Arbeiter der Rheede, mehrere Elinwoh-
ner des Gestades starben ebenfalls an der-
selben Krankheit. Das Uebel verbreitete
sich bald in den Stralsen des^Heil» Franzis-
kus und Johann, wo Zucker, Leder und an-
dere Niederlagen sind, in welche das Schiff
•eine Ladungen hingebracht hatte. Die Trä-
ger starben zwischen^ dem 4ten und ^ten Tag.
Dies Ul der Bericht, den Herr ITiMaub
— 1X7 —
über den Ursprung der Verbreitung derb|«
riichtigten Krankheit gegeben hat. Dieser
Theil seines Briefes würde vollständigöc
seyiiy wenn er mehr Details über den Zu-
stand der Stadt sich vorher zu verschaffen'
gewufst hätte.
Beschreibung der Krankheit. '*
/ Im Anfange gab die Krankheit Sympto-
me eines lebhaft gereizten Zustandes, und
selbst Anschein eines inflammatorischen. Bald
darauf Ruhe, Symptome von G^^Ue, mit al-
len solchen begleitet, die eifie Störung in
den Functionen ankündigen. Die Kräfte sin-
ken, und alle Zeichen zeigen sich, die den'
Tod verkünden. Man hat nach diesem mehr
oder minder schnellen Gang die Krankheit
in drei Perioden getheilt. Folgendes sind
die Hauptzüge, die Herr JTüebauU dsiYovi
giebt«
Die erste Periode^ die etwa zwei, drei
auch vier Tag^ dauert, begann mit zwei-
stündigem Frösteln, mit einem unerträgli-
chen Gefühle, von Kälte, in den Beinen bei
Frauen, und in dem Kreuze bei Männern*
Die Hitze ist brennend, trocken, gewisser-
mafsen ätzend; der Kopfschmerz in Stirn
und Schlaf e4 heftig. Der Kranke ist im All-
gemeinen unruhig, fühlt Schmerzen in den
1
«
— ii8 — '
Muskeln, Gelenken, besonders in den Schul«
tern, Beinen, Knien, ist schlummernd ohne
Schlaf, hat unglückliche Träume , und ist
niedergeschlagen und entkräftet; der Puls
ist voll, hebt sich stark, scharf, das Gesicht
roth, lebhaft; die Augen entzündet, und da-
bei doch die Haut weich« Der Husten
und Eckel mit Bitterkeit im Munde, selten
mit Erbrechen einer wässerigten, bittem,
gelben, grünlichen Materie begleitet. Der
Kranke empfindet Durst und Eckel für ani-
malische Nahrung; Spannung der Mbgenge-
gend bei sonst weichem Unterleiber mit Oeff-
nung bei einigen und Verstopfung bei 2n*
dem; die Gegend der Urinblase schmerz-
haft, w'ennman sie drückt; die Zunge weich,
diek, weifs; der Kranke läfst wenig Urin,
der dick und gelblich ist; die Stuhlgänge
sind von brauner oder aschfarbiger Materie.
Dieses sind die Symptome der ersten Pe-
riode«
Das Blut, welches man gelassen hat, ist
hellroth; der Blutkuchen lo»e, das Blutwas-
ser gelb. Der er.te Zufäll dauert zwanzig
bis fünf und zwanzig Stunden. Die Anfälle
folgen einander in den folgenden Tagen,
und alsdann ward der Kranke einige Minu«
ten ruhig; der Kopf wird frei, die Hitze
mäfsig, der Puls weich, aber die Schwäche
. — 119 — '
* wird auff eror Jentlich« Bald darauf Ohreipi..
klingen, unwillkührliche Seufzer, bei jungen
Leuten Nasenbluten, bei Frauen häufige Blut-
fliisse^ aus dem Uterus ; bei andern Hämor-
rl^oiden , schwarzes Blut, das aus dem Zahn-
fleische und Halse fliefst. Wenn die Blut*
Atisse stark sind, un^d im Anfange der Krank«
beit schnell auf einander folgen, sind sie
heilsam; unglücklich sind'sie, wenn sie spä-
ter erfolgen; und noch unglücklicher^ wenn
ihnen eine gelblichie Fafbe, die sich über
Gesicht und Hals verbreitet, vorangeht. Der
Verfasser citirt das Beispiel eines jungen
Mannes, bei welchem ein Blutflufs aus dem
rechten Auge mit Bersten des Auges beglei«*
. tet war, auf welches der Tod folgte. Ein
andermal folgte bei ein-em jungen Mädchen
der Tod nach einem Blutflufs aus dem Ohre»
In dieser Periode der Krankheit folgen Schluk-
ken, und die -Zähne bedecken sich t:iit einer
häufigen schleimigen Materie. Diese Zeit»
die durch einen Augenblick Ruhe und auch
Blutflusse bezeichnet wird, wird v6m Ver-
. fasser die zweite Periode genannt, und dauert
aÄ---3o Stunden. Die drieie Periode wird
durch eine Zunahme des UebelbefindenSi
eine schmerzlichere Spannung der Magenge-
gend, einen starken Schmerz in den Hüf-
ten und der Leber angekündigt« Die Galle,
— l'JQ —
die «Isdann ausgebrochen wird, ist so scharf,
dals :»ie die Oberhaut angreift» sie abschuppt I
oder sie so zusammen zieht, als wenn sis
Terbrannt worden wäre; alsdann sinken dia*
Kräfte ganz auLserordentlich; der Druck, in
den Praecordien nimmt zj, es folgen Seufzer/
schweres Athnien, welches unterbrochen wird,
Angst; der Kranke nimmt keine Nahrung
mehr, alles Getränk scheint ihm unange-
nehm; das Schlucken wird ihm^unuiöglich;
der Kopf wird eingenommen; die Ideen Ter-
wirrt, :^chrecklich, bizarre, und das Delinua
ist mit Schlafsucht unterbrochen.
Das Delirium scheint mit der Gelbsucht
merklich in Verbiudung zu stehen; ist diese
* sehr stark , so ist das Delirium sanft und
mit Schlafsucht begleitet; ist die Gelbsucht
leicht, so ist das Delirium wüthend, und
mit Wasserscheu begleitet. Der mindeste
Lerm, so wie die minderte Bewegung yer-
ursacht alsdann Unruhe. Die gelbe dunkle
Farbe verbreitet sich über die ganze Ober*
Aäche des Körpers;. es entsteht sehr heftiges
Erbrechen von schwarzer, stinkender Materie,
die mit geronnenem Blute von rothbrauner
Farbe vermischt ist. Es sind diese zwei Symp-
tome, die dieser Krankheit die Benennung
j0lbes Fieber und schwarzes JErbrec/ien ver-
ahafc haben, womit man sie bexeichuet hat.
— 121
ie Augen werden starr, gelb, und schKefsea
sich auch beim Schlafe nicht; die Lippen a:^-
geschwollen, aufgesprungen schwarz, zitternd,
convulsivisch bewegt; sie werden kalt und
herabhängend; der Kurper bedeckt sich. mit
braunen und blauen Flecken, besonders auf
Arm, Brust und Beinen; der Puls wird klein,
unregelmäfsig, veränderlich, und- scheint ei«
nems unter den Fingern wegzugleiten j das
Ende nahet; der Urin, der erst gelb, schWarz
und häufig Aofs, hört auf zu Aielsenj die
Stimme Wird schwach und inarticulirt; die
i Extremitäten kalt, die Symptome der AuB-
losupg nehme4 zu, und endigen mit Con-
Yulslonen, Schlucken und Tod« Diese dritte
Periode dauert gewöhnlich awei bis' drei
Tage. ^ .-
Diese so genaue Beschreibunj; giebt nur
den Begriff von der Krankheit,' wi^ sie ge*
Wohnlich vorkömmt, wenn sie am stärksten
■
ist, und unglücklich endigt» Sie ändert ali^
ohne darum ihren Hanptcharacter zu ver-
lieren, in verschiedenen Graden und Schnel-
ligkeit des Verlaufs.
Junge Leute, die stark, blutreich sind,
habr^-sie hdFtig und schnell fortlaufend; die
Uebe|*gäng6 von einer Periode zur andern
^ind fast unwahmehmbar. Der Tod erfolgt
den iweiten oder vierten Tag; minder schnell
und minder unglücklich ist sie bei Greisen,
Kindern und Frauen, bei M.innem tob
schwacher Constitution« Schwangere ster-
ben indessen oiic den siäriLsten Schmerzen.
Ein Abnrtiren, welches mit häuHgen Koli-
ken begleitet war, hat indessen bei einer
Frau, die Hf*rr TTiieboiiU anführt, die Hei-
lung b^-r'iTor^'rbracat. Die kranken Perso*
neu, die von dt;r Fnrcht gequält 'vrerden,
sterben sctmelL Unmälkigps Trinken, Aus«
Schweifungen jeder Art, inachea das Uebel
schlimmpr. Man bemerkt, dafs geringe Un-
p^fslichkeiten schnell den Character der Epi*
demie annehjücn, und die Entwicklung be-
fördern« .
Leichenöffnung.
Die OefFnung des Kadavers hat allerlei
Zerstüruiig dargeboten, die mehr die Wir-
kung der K-ankheit^ als die Ursache und
den Uau]'tsifz entdecken lassen. Die Ober-
fläche de« Körpers war gelb, braun und blau,
besonders über die Magengegend, und in
der rechten Hüfte, ^eine und Rumpf fan-
den sich convulsivisch zusammen gezogen)
die Nasenlöcher voller Blut, der liffund yoU
von einer stinkenden schwarzta Materie;
^W Innere zeigte wenige Eingeweide, die
ht zuweilen gesund, und in andern Fällen
/
t
— 123 —
1
t
brandig, oder, wenigsten« mit schwarzfo
Flecken auf der OberHäche besiet gewesen
wären. Dieses zeigte sich besonders auf der
concaven Fläche der Leber, auf der inaetn
Fläche des Magens und. der Gedärme, zu-
weilen an der' rechten Seite der Lunge und
des Zwergfells, und alsdann auch auf c-er
cjonvexen Seitle der Leber, welche das Zweig-*
feil bedeckt. Man hat auch das Epiploon
in einem Körper zerstört gefunden. Alle
Eingeweide sowohl als die Muskeln, besQ>xi-
. ders die des Unterleibes, waren erstaunlich
weich und schla£F. Die Höhbn des UhteTleil>es
und des Thorax enthielten eine gelbe FeucJi-
tigkeit, die zuweilen stinkend, und mit einer
schwärzlichen blutigen Farbe vermischl: war.
Man hat im Pericardio und in den Gehhm-
höhlen welche gefunden. Die oberflaclrili-
chen Gefäfse der Eingeweide, besond<ärs des
Gehirns und der Därme schienen von Blut
angeschwollen und ausgedehnt, und iltre
äufserste Enden mit einer schwarzen Mate*»
rie angefüllt. Die Gallenblase schien bald
zusammengefallen, und nur wenige schwarze
klebrige Feuchtigkeit zu enthalten, und zu-
weilen sahr ausgedehnt. Die Blase enthielt
weflig oder gar keinen Urin, zuweilen ab^r
yiel. Die Milz war zuweilen angeschwollen,
und von einem geronnenen Blute ausgedehnt;
— 124 —
luweilen aber auch in natürlicher Gestalt. Das
Herz war fast stets im natürlichen Zustande, la«
weilen waren aber dieKranzadem ausgedehnt.
Dies sind die verschiedenen Verände«
rangen, die der Anblick der Leiche erken-
nen machte. Man sieht nur das Beständige,
dafs der Brand häufiger auf Magen und Ge-
därme, als auf andere Eingeweide sich wirft
Zunahme der Sterblichkeitm
Die Sterblichkeit vom Eintritte der Epi-
demie an war in steter Zunahme. . Die
mittlere Zahl der Todten war taglich von
ao,. 26, 31 auf eine Population die Herr
TTxiebauh auf 60,000 schätzt, aber die ger
wohnlichen bekanntgemachten Volkszählun-
gen auf 45>ooo Seelen angeben. Diese Po-
pulation war gewifs durch Emigration ver-
ringert, welche die Furcht vor der Krankheit
veranlafste. Die Krankheit war anJtänglicIi
in dem Quartier der Stiaisen, die- enge ilnd
unreinlich sind, beschrankt, nachher gewann
sie auch die geraumigen Strafsen und Hausen
Die Furcht und schlechte Polizey haben die
Verbreitung vermehrt. Die Stralse des heil.
Johannes und die Gartenstra&e sind beson-
ders entvölkert worden. Im Monat Brümaire,
welches die Zeit der gröfsten Wuth dieser
Epidemie war, starben die Kranken oft in
— ia5 —
5i4 — 36 Stunden, selten den .5* odej 8« Tag.
Die Truppen^ Verliefsen alsdann die Stadt»,
und diejenigen, die in der Festung zurück-
blieben^ hatten mit derselben keine Verbi»-
dung mehr. Die ganze Stadt wurde in Qua^
vantaine gesetzt, das Hospital in das Laza««^
reth rerlegt; die Häu^ser, die Kranke ent-
hielten wurden bezeichnet , und seguestrirt;
die Effecten mit grofser Vorsicht verbrannt,
aber die Krankheit nahm dennoch erst ge*
gen Ende des Brumaire ab, und endigte mit
der Kälte des Frimair.
Was nun die Heilung betriß:, so hat
Hr. Thiebault keine detaillirte Geschichte
der Heilmethode, deren Gebrauch er tadelt^
oder lobt, erzählt* Er selbst hatte sich eht-»
schlolsen, zu der Zeit, als die Epidemie am
stärksten war, die Stadt zu verlalsen, und
war daher aufser Stand, nach einer gehör£«
gen Anzahl Versuche zu urtheilen; yne rot'^
zUglich auch sonst seine Unheile seyn mö«
gen,. SQ glauben wir hier keine P^achricht
davon geben zu inülsen« .
Das Detail der Krankheit, die Hr. T.
giebty ist offenbar mit den Beschreibtmgen
übereinstimmend, welche uiis in den letzten
Jahren von dem gelben Fieber in Nordame»
rika, St. Domingo, Cadix, Malaga zugekom-
men jind. Ei besteht aus den karakteri$ti«>
•chezi Symptomen eines Galtenfiebers, das
a-jynamisch oder auch bosartfg fauligter Na-
tur ist. Die lebhafte Irritation, die im- An-
fang inflammatorische Zeichen darbietet, and
so schiicll adynamisch und ataxisch, und
▼on ZuFnllcn begleitet wird, die eine na-
he Zerstürimg ankündigen, ist ein Phäno-
men, welches einer grofsen Anzahl anderer
I^Uigten und catarrha'ischen Krankheiten
gemein ist. Eben dieses kann man von der
jGelbsucht scgen, welche hier wie das Erbre*
.chen kein beständiges, obgleich im gelben
Tieber liäuliges Symptom ist; aber die In-
.tensilät der Symptome, die Schpelligkeit,
mit der sie sich folgen, der plötzliche Ue-
ieri^ang einer Periode zur andern ; die schnel-
le Zerstörung, die sich der gastrischen Or-
gane und der Eingeweide, die mit ihnen in
.Verbindung stehen, bemächtigt, -besonders
'aber die Schnelligkeit, mit der die Epide-
mie sich rerbreitet, und eine grofse Popu-
Jation angreift, so wie die ungeheure Sterb-
lichkeit, geben der Krankheit einen eigenen
Character und machen sie der Aufm erkr.amkeit
der Aerzte und der Männer die an der Spit-
ze der Regieri:ng stehen nothwendig werth»
Was die Frage betrift, ob die Krankheit
atisteckend ist, die gar wohl von,dejQi epi-
schen Character unterschieden .werden
\
I 4
mnüf so onöchten die Bewegungsgründe dei
Heirm Thiebault, sie für austeokend zu hal*
teil, so überzeugend sie auch scheinen, doch
UtizulaDglich seyn, weil der vorhergegangene
Zustand der Stadt nicht angegeben ist, und
weil sonst ebenfalls schätzeiiswenhe Beob-
achter das Gegentheil behauptet haben. Die*'
ses bewegt uns mit unserem Urth^ile vor-«-
läuEg anzustehen. Es scheint uns, dafs dies
um so norhwpndiger sey, da eine Commis-^ ,
sion, die von Florenz aus« nach Livorno pe-
schicjct worden ist, sich noch liicht darüber
erklärt hat. Wir bemerken hierüber nur
überhaupt, dafs die Frage üb^r Anst»f»rküng
nicht so einfach und leicht fiuflösbar ist, als
man glaubt; sie beruht nif zwcy nothwen-
digen Reihen von üeobatbtu{:,(=:on:. auf iiuli-
viduellen uivjd collectiveh. Die Idee von Epi-
den^e, und die Irlee von Contaginm sind
collertiv, und wollen besonders untersucht
fieyn. Die individnelion ßeobnchriingen kein«
nen das Problem nicht auflösen, und schei-
nen selbst zuweilen (.'nsselbe unausgemacht
zu lassen, weil selbst in den ansteckendsten
Pesten die geschicktesten Aerate den con-
tagiös,en Character gelaugnet haben, während
dafs andere zu schnell dieses unglückliche
Wort ausgesprochen , in dem Augenblicke
n^hmlicfay wo Si6 nur mit einem einfachen
Fieber zu thun hatten. Es ist aber b^s zur
• — lag *—
Evidbnx erwiesen, dsjs besondera physiteli»
und moralische Dispositionen , so wie Ge^
wohnheiten, mitten unter ansteckenden Krankr
heiten yiele Menschen verschont erhiadten^
selbst dann, wenn sie hinlänglich von dem
Gifte berührt worden sind, um es andern
mittheilen zu können, wogegen andere wie»
derum bei unendlich geringerer Veranlalsung
ergriiFen werden. Die ersten ' Beobachtfin-
gen werden daher immer den Arzt in den
Fall setzen, eine Krankheit fiir nicht ^nstek*
kend erkennen zu wollen, wenn diese auch
' nachher ansteckend wird. Indessen ist der
Gang, den die Krankeit bejr ihrer Verbrei-
tung nimmt, der Ort, woher sie kommt,
die Zeit, wenn sie sich entwickelt, das Ver-
hältnifs, in d^r sie mit der etablirten Ver-
bindung steht, hinlängtich^ um einen ein-
sichtsvollen Ai;zt aus einem unglücklichen
"Irrthume zu ziehen» Die Wirkung des Se-
questers, wenn er hinlänglich verlängert ist,
giebt den vollesten Beweis« Dann beteach-
tet man aber nicht mehr das Individuum al-
lein, sondern die Masse der Population wie
eiaen Köper, dessen Theile alte, wiewohl in
verschiedenem Grade, ansteckbar sind» Der
aufmerksame» Arzt kehrt sich übrigens nicht
an Hospitaljournale und . Sterbelisten allein» \
[Wie aber auch dieser Punkt entschieden
wciw
— x^9 —
werdeä mag» so glauben wir dafs, die Be-
schreibung den Gharacter der Genauigkeit
an sich trägt, und Thatsachen darstellt^ dio
Aufmerksamkeit verdienen. Wir glauben, dafs
die Briefe, oder wenigstens der AuS2SUg den-i
jenigen muthvolleh Aerzten 'mit Nutzen in
die Hände gegeben »werden wird, die sich
yornehmen, die Krankheit in der Jüahe zu
beobachten. . ' ' .
«im^t^—ummmmm^'
Docüor Kcvaudre fvs^ consuhirenaen»
Arztes des französuchen MarineminU
sterSj Reglementsi^orschlä^ey um das
Eindringen ansteckender Krankhei-
ten 'von der Meeresseite her in ÄiJ-
fen zu "verhindern wo es keine Qua^
rahtaine Lazarethe giebt. Herausge^,
geben Don Michael Friedtänder
Doctor der Medizin.
Reglementsvorschldge welche zur Absicht ha^
beuj das Einbringen ansteckender Krank-^
heiten von der Meeresseile' zu verhinderß»
Einleitung,
JVlan hätte anfangs glauben mögen, dals
das gelbe Fieberi wdich4^ heilsen Gege^d^a
Joorn. XXX (l. 4. St, *
— i3o —
•
«igen ist, nicht von einer Na^tur sey, ^^
e% sich auch in Europa verbreiten könnte, ^
und dals die frische und grölstentheils kake j
Temperatur dieser Gegenden ein hinlänglich
starkes Hindernirs wäre, um der EinRihrung
und Verbreitung dieser Krankheit entgegen
zu stehen. Die heilsame Wirkung der Käl-
te in den Ländern, wo die Krankheit ein-
heimisch ist, so wie auch auf die gegen Not-
den segelnden englischen Schiffe, wo der Gang
der Krankheit stets verringert oder gänslich
aufgehoben wurde, liels solch« tröstliche Hoff-
nungen hegen, und veranlafste die bönilti-
gende Meinung des Herrn Troller ^ des er-
sten Arztes der englischen Seetnippen, der
sich mit folgenden Worten -über die Gefahr
ausdrückte : Man fürchtete ohne Grund, sag-
te er, dafs diese Krankheit (die um diese
Zeit, in Philadelphia herrschte), auf Kauf-
.mannsschiffen nach England gebracht wer-
den könnte. Ich glaube nicht, dafs diese
Ansteckung eine Wirkung diesseits des Ooe-
ans hervorbringen könne; sie scheint gäiiz-
• lich der Naiur des Typhus entgegengesetzt;
auch sind diese beiden Krankheiten durch
zwei gerade „entgegengesetzte Zustände der
Atmosphäre^ gänzlich überwunden worden.«
— Allein die unglücklichen Begebenheiten
haben das Schwankende dieser VeraiuthiiBg '
nur £U'|«}ur erwiesenv Viele spanische 4i&d
italiänj^he Häfen haben diesem neuen Fein«-
de, der unserer Specie3 so sehr zerstörend
ist, bereits den Zugang gelassen. Er ist fä-
hig, der Kälte unserer KÜmaten zii widerste*
hen; denn die Kiankheit hat inLivprno erst
im Anfaule des Brumair (Endes Octobers)
aufgehört, und noch heute furchtet man^
dafs zu Malaga die während des Wipteis
nicht ganz verloschene Glut sich von neu«^
em entzünde«
Man kann nicht hinlänglich genug Vor*
sichte bis aufs Kleinlichste und Strengste ge-
brauchen, um ein solches Unglück abzuwen-
, den, und. man kann auch nicht genug die
Maasregeln billigen, die die Minister uAd Civil-
iindMilitairbeamten an den Gränzen der Län-
der anbefohlen haben, welche der Schauplaix'
• dieser £pidemie gewesen sind. Wir wollen
hoffen,, dafs die genommenen Vorbeugungs-
mittel hinlänglich seyn mögen, tmi das Ein-
bringen zu Lande ron Personen und Din-
gen zu verhindern, welche den Keim des.
gelben Fiebers, den man aus Interesse für
das öffentliche Wohl durchaus als anstek-
kend ansehen mu£i, wenn auch sonst unter-
richtete Aerzte dagegen sind, verbreiten
können» Es wäre nicht nur ktfhn, sondern,
auch sträflich, auf uivogewü^^ fi^auptuB|;ea
*
I
*^w
.xz. *-i.i yj.cn mciit lulser Aagex
.-i / '"•li-^'iji'.n *uie ungeheure •:
?/v .^;* .. .*, mii lais ins die vers
s-.cr* A.t..ujii Ai'ißüieittii. die ii
. . , -i.rii üureiien. stets voi
,:'v..^:iuea sind. Die "W
,wa uegeiiden entfernt
. ^ ? '.ir.d nocii der ei^ent
.0» ,-eiben Fiebers wl, ist
w.i'.i'.er, dis »iie uns von 5pa
i.irfa entfernt. Aber der Ocean
. ..^i .^itf ürdtfaeile; die SchiiFarth n
... .^ laiiiirreibare Verbindungen zwis^
..«v«a, irnkanisclien und amerikanisi
t4*i'a. 'd-er kannte man mit Wahrheil
: ; . ,*.u, ai* die tüdtiichen UrstofFe der Ans
* H. I V i»»^ •>«*iC durch die Winde gettagen i
• .u'44. und die Reise um die Welt mac
•\ .*!
.I.«««V« /^1<S VVlV«^l4» ♦wAvl^^k.» J* — O
driÄgöÄ, WO . ize' iich atiem aufetfite* ' Ei
scheint auch, dafs die sogenannte Krank'i-^
heic von Slam ehemals inLarocheIIe'herrscfa&»
je. Was hier folgt, ist wörtlich .aus defll
Dictionnair enayelopaedique bei d^n^i Wort
P(ist abgeschi^ieben. Die vierte Species, heifst,
es da> ist die allerbekannteste; man nennt
sie gewöhnlich die KrankheU^von Siam; si»
kömmt vom Orient, und viele Kranke litten
in'Larochelle an dieser Pest. ,,Das Blut dran^
) durch die Sweifslöcher der Haut» und die
Kranken starben ah diesem Schweifse.^^
.Hier ist freilich von der gelben. Farbe
der Haut, welche gewöhnlich, wenn auch
nicht allgemein, als ein beständiges Zeichen
angesehen wird, nicht die Rede; man weift
aber, dafs die Schriftsteller das gelbe Fie-
ber fdir nichts anders als die Krankheit, von
Siam angesehen haben.
Als 4er Admiral Fillarei mit den Schif-
ien, die die Armee de& General Zec/erc nach
Su Domingo gebracht hatten, in Brest zurück-,
kehrte, so war das gelbe Fieber auf dem
Punkte, in der Stadt verbreitet zu "vrerden.
Einen bei der Douane Angestelltep, der auf
ein Schiff gesetzt wurde, wo viele Menschen
umgekommen waren, und fast stets in dem
Schiffsräume geblieben war, ertappte, als er
sich auf die Effecten ^ die vom Cap kamen,
- 154 —
!^5^^. •in«» xrankheit, die ihn in wenig«
ii< Terzz<j Stunden tüdtete. Herr Durfte
Ob*»rrnirir^us i»»r Marine, der durcii seine
Xenatn;:*sp !iiniän£:iirh bekannt ist, besuchte
ii^n xrir.ken. und als er sich von den Svm-
pr^meiK iie man bemerkt hatte, Rechen-
<rn;»rr ible^en -ieii, so erkannte er, dafs
sie :ie les reiben Fiebers wären. Zvrei
jn.iri» i^ SchuFsarmee fremde Personen,
»i;«» ib'»r Tiit ihr in Verbindung gestan-
drn. >..?rre:;. -v!:rden ebenfalls vnn dieser
Kr -n .if^ir befraü-^n . wie Hr. Pichon. der
1^' -»;."•«» Arzt, anti Rou^emont, der Chirai^
df*r -»rsten Classe. die "ie Knnken. w}n wei-
chten ii*r -»m** d»?n fünften Tag starb, niid
der 3'r-»vrr* ' ii*dt»r her^esteQt wurde, jese-
ii:»-i h.irt'-n. b-^rlchtÄten- Diese Bev^piel«
se^^r:?!! i ^n S''ra.'ti^'?sundheitsrarfi in Furcht,
un t i w. 1 ;:i: : .^ r- ih n betienklich. E« wurden die
weis.e^t'*!! M.^:«ri??eln getroffen, das Uebel
inier Gecurt zu ersticken, und das Wichtig-
sre .inserer Arsenale wurde ron einer Pla-
ge herreit, w.^Iche hier mehr als irgend wo,
unersezlichea Verlust hätte bewirken können.
Die Eini-ohr der Schiffe in unsem Ha-
und das Einbringen der Waaren von
!eeres5eite her, erfordern demnach ernst-
'ie Aufmerksamkeit und Vorsicht dei
mgx £^ ^^ hinlänglich anaer Lani
vor der Pett zu bewahren, ohnfe darum den
Producten der 6egeiid6hy wo sie einhei-
misch, ist , zu entsagen, an den Küsten de»
Mittelländischen Mäeres zwei Etablissement«
zu ^rricbten^ wo die Schiffe, Equipage, und
die angesteckte Waare gereinigt werde , qhe
man sie mittheilt, und frei in Umlauf brin«
gen läfst. Die Schiffe die von der Levante
und Barbarej kommen, sind genöthigt, sich
zuförderst nach Marseille und. Toulon zu
begeben, um daselbst die Proben zu bieste-
Jien, und sich den Anordnunge^i zu unter-
werfen, die seit langer Zeit mit vieler Sorg-
falt und Methode in den Lazarethen dieser *
beiden Städte ausgeführt werden. Wenn ei-
nige unserer Händelsplätze, oder militär sehe
HäFen, die am Ocean liegen, ein einziges
solches Etablissement besäfsen, so wäre es
hinlänglich zu befehlen, dafs die Schiffe, die
- Ton einem ungesunden Lande kommen, sich
• zuvor dahin begeben mögen; aber es existirt
kein solches auf der ganzen unendlich gro-
ben weiten Küste« Vielleicht konnte man 6$
entbehren, so lange man hur eine Gefähr
zu furchten hatte, die sich auf die Giinzen
des mittelländischen Meeres beschränkt; aber
das gelbe Fieber scheint schon schwerer zu
vermeiden zu seyn, als die Pest, seih Reich'
ist ausgedehnter; es droht mehreren Ufern zu*
— i58 —
lastet sind, zrvringen in dem Augenblicke, wo
sie dnkommen^ eine neue Reise zu unter«
nehmen, um sich ins mittelländische Meer
zu begeben, um dort Quarantaine zu halten;
in alle^ diesen Fällen würde man die Spe«
culationen derjenigen, die Schiffe ausrüsten,
zerstören; aber den Schaden, den sie etwa
auf dem Meere erlitten haben möchten, wie
z. £• das Leck werdeä, könnte ihnen eine
solche Reise nicht gestatten. Der gesunde
Zustand des Schiffsvolks; tiie kleine Anzahl
Kranker; die Abwesenheit einer ansteckenden
Krankheit, deren Ausbruch man nur fiirditet,
würden Umstände seyn, die das Landen mit
Vorbehalt des Quarantainehaltens entweder
am Landen oder auch nur wenn es das Lo-
kal erfordert, unter Anker gestatten« Es ist
ohne Zweifel unter solchen Umständen , wenn
man die hinlänglichen Vorsicbtsmaasregeln
genommen hat, nicht mehr zu befurchten, als
wenn man ohne Schwierigkeit, wie das' tag-
lich geschieht, Schiffe^ deren Schiffsyolk von
dnn Pocken, von der Ruhr oder sonst Fie*
bf^rn von bösem Charakter befallen aind, auf-
nimmt.
Das liier folgende Reglement waire aelbst
idirnswerth, um die Verbreitung dieser
an Krankheit zu verhindern^ weil es eben-
lienty zu machen dals diese Schiffsepi-
■f
/ '
159 —
d^mien, wie das häufig geschieht, nicht
le Menschen inregraflFen^ die'^sich in ünsern
Seearsenülen befinden. Die Gesundheit des
SchiffiiYolkes y Wjclches das Gouvernement in
grolsen Häfen bevraffnen läist, erfordert sei-
nerseits eine besondere Aufmerksamkeit.
Solche, grbfse Vereinigung Ton Menschen '
in dem engen Räume, bei- der geringen Sorg-
falt, die sie fiir-sich selbst haben, dient schon
zur Entwicklnng eines Ansteckungsstoffes aus
sich selbst, und' begünstigt demnach die Wir-
kung eines wenig entfernten. Welche Ver-
wüstung würde in einer Armee von zwanzig
bis dreifsig Kriegsschifi^en nicht eine Krank-
heit abstellen, die stets durch so viele Aüeh-
tige Stolfd-und durch so zersetzbare, wie die
sind, die zur Schiffsprovision gehören, aus-
üben. Ich werde nur in wenigen Worten
ein einziges Beispiel anführen. Die Flotte
des Herrn Dubeis de la MoUCy die von Louis-
bourg zurüek kam, landete in der Rhede
von Brest, und hatte mehr als -viertausend <
* von einem pestartigen Fieber ergriffene Kran-
ke .am Bord. Die Ansteckung verbreitete
sich in weniger als vier Monaten in der Stadt,
und kostete in Hospitälern allein mehr als
zehn tausend Menschen das Leben« Die
Zahl der'Todten unter den Einwohnern war
ebenfalls betilebtlich. Ante, Chirurgen,
— x4o —
B^ichtrater und Krankenwärter wttrSea !»•-
flonder^ das Opfer derselben. In Tislen Hau«
Bern gab es nichts als Sterbende und Todte,
datier es p*koinmen ist, dals mehrere Lei-
chen Tiele Tage lang anbegraben gebUAen
sind.
D'e Nirur unterttiitzt in gewisser Rück-
sicht die Vor i<:hi5m?asregeln zur Unterhai-
tun:,' der Gesundheit der SchifFsarmee und
Serar.enale« l.s ifiisiren in den Haupthafeü
des Oceans kleine Inseln wie Treberon in
dcrR^.ede zu Brest, der Insel Ais zu Rocfae-
foit, u* r. w. , wo man die Kraqken eines
SciiiEFes, die von ungesunden Gegenden kom*
inen, absetzen könnte. Sie haben rerschie^
dene Gebäude, die man nur etwas Teigrös-
sern , und von innen besser einrichten könn-
te, und auf diese Weise hat man wirklich
auF der Insel Treberon die Krätzigen der
SrhiflFsaimee der Rhede zu Brf>st placirtk-
Die Schiffskranken, die der Admiral Fillanc
letzthin aus St. Domingo zurück brachte,
wurden ebenfalls auf diese Insel gesetzt, und
dieser Maasregel verdankt der Hafen sufirest,
dals er nicht ein Raub des schrecklichen
gelben Fiebers geworden ist.
Ich habe in einem Versuche alle Mittel,
zu welchen man seine Zuflucht in der Notb
in Häfen, die kein schickliches Etablissement
f
]biabexi, nehmen könne^ vereioi^ty und scbf/im^
inende Lazaretho und Spitäler vorgeschlagen^
Schi£Fe dieser Art werden schnell einzurichüp
ten 6eyn und die Ausgabe, die ihre Einricb«-
tung erfordern würde, wäre wenig beträcht*
lieh, dennoch würde sie nicht mit minderem
Sicherheit ihren Zwedk erreichen. Alt»
iSchiffsakelette , Fregatten, öder Linienschiffei^
die ausser Stande wären, ins Meer zu gehen^^
nnd die man demnach nur dainöliren mülste^
würden zu diesem Gebrauche hixdänglich Si ynj,
man dürfte nur die Stückpforte vei^öfserni
yieleicht eines der Verdecke wegnehmen un^
mehr Tag, mehr Luft, mehr Raum zu haben^
und ähnliche Dispositionen machen um sie
an einem 'bestimmten Orte fast ankern zu
können» Alle Schiffsleute, vor 'denen max^
furchten könnte,, dals sie ein Ansteckungs-
gift in die Landspitäler bringen könnteuj^
dürften in die schwimmenden Lazarethe gei«*
bracht werden, und das umgebende Wassec
würde sie besser absondern, als die hoch-«
sten Mauern, und würde ihr Entfliehen ver-r
hindern j' auch würde man einer andern Un*
reinlichkeit entgehen, von welcher man so
schwer auf dem festen Lande befreit ist»
Ich liabe die Anmafsuug nicht, ein in
allen Punkten voUkommenes Reglement ge»
ren vieleicht zu den schwersten uod su den-
jenigen^ die man bei der ersten Skizze nie
volUcommen macht Aber eins muls vor-
läufig angenommen werden. Die Gesund-
heitscommissionen können nachher mit der
Authorität der Regierung das hinzu fügen,
was die Erfahrung und das Lokal als nüts-
lich kennen lehrt* Dadurch würde man zu
einem Piäservativ-Seecodez gelangen, mit
welchem man sich so dringend jetzt zu be-
schäftigen hat.
Erster, Abschrkitt.
L Jedes Schiff, das in einen franzosi-
schen Hafen einläuft, .soll sogleich durch ein
Boot vom Lande, Welches ami Ende der
Rhede liegt, oder durch ein Yachtscfasfi^ oder
durch einen Kahn, den man voir dem Ha-
fen anschickt, unt<ersucht werden.
II. Die im Kahn befindlichen I^eute sol-
len mit dem angekommenen Schiffe nicht in
Verbindung treten, sondern sich durch ein
Sprachrohr mit einander besprechen.
IIL Wenn es ein spanisches Schiff ist,
oder von Qinem spanischen, italienischen, in
den Antillen oder vereinigten Staaten von
America gelegenen, oder von sonst einem
ungesunden Hafen kömmt, soll ihm Terbo-
ten werden, bis auf netten Befehl, ^ einen
^ahn ins Meer zu setzen«
liab^n, nehmen könne^ vereibiigty und spbf/iMhn
inende Lazaretha und Spitäler vorgeschlagen^
Schi£Fe dieser Art werden schnell einzmichuk
ten 6eyn und die Ausgabe, die 'ihre EonnLcIu-
tung erfordern würde, wäre wenig beträcht* <
lieh, dennoch würde sie nicht nkit minderei:
Sicherheit ihren Zwedk erreichen.. Alt»
iSchiffsakelette , Fregatten, öder Linienschiffei^'
die ausser Stande wären, ins Meer zu gehen^^-
nnd die man demnach nur dfimoiliren mülste^
würden zu diesem Gebrauche hinlänglich sc-'ynj'
man dürfte nur die Sjtückpforte yei^ofserni
yieleicht eines der Verdejeke wegnehmen un^
mehr Tag, mehr Luft, mehr Raum zu haben^
und ähnliche Dispositionen machen ttin sie
ßn einem ^bestimmten Orte fast ankern zu
können» Alle Schiffsleute, Vor 'denen max^
furchten könnte,; dafs sie ein Ansteckiuigs-
gift in die Landspitäler bringen könnteui^
dürften in die schwimmenden Lazarethe gem
bracht werden, und das umgebende Wassec
würde sie besser absondern, als die höch^
sten Mauern, und würde ihr Entfliehen yer-r
hindern j' auch w^rde man einer andern Unr
reinlichkeit entgehen, von welcher man so
schwer auf dem festen Lande befreit ist
Ich %abe die Aninafsupgnichty ein in
allen Punkten voUkommeaes Reglement ge»
» ,
- «44 -
Brest und Rochefort, durch einen der Gon-
iervatoren des Gesundheitsbureau zu Tou-
Ion präsidirty^'Yon welchem . zwei zu dieser
neuen Function bestimmt werden sollen« -
XI» Die .Gesundheitscommissiojuen wer-
den von dem, der dazu beauftragt ist, die
nöthige ^ Hülfe zur Ausfuhrung ihrer Ope-
rationen und zu ihrer yerantwortlichk.t:it for«-
dem. Sie werden jede Verweigerung, die
sie erfahren Sollten, dem Minister melden,
der seine Erkenntnisse darnach nehmen wird.
XII. Die Commission ^ird einen Kaim
und Schiffe zu ihrer Disposition haben,
XIII« Ein Corporal, und zwei Fiisitier
wenigstens, die aus den Truppen^ der Gar-
nison, oder der Marineartillerie gewählt wer-
den, bilden die Garde des Gesundheitskahns.
XIV. Landet ein Kahn in einem klei-
nen Hafen oder einer Bucht, oder wirft er
auf irgend einem Punkte der Kiiste 'die An-
ter aus, so werden Mitglieder der Gesund-
heitscommission, oder» die Personen, die sie
vorstellen, sich in die N -he des Schiffes be-
geben, und nachdem die Gefahr erkannt ist^
dem Gapitaln durchaus verbieten, ;zu lan-
den, indem sie ihm anbefehlen, sogleich fort«
zusegeln.
XV. Sollte er durch irgend einen Grund
daran gehindert werden^ 30 soll auf der Küste
^in
ein Militairpo^tBn, oder ein Posten von
Douane -Bedienten ausgestellt Werden, um
sich der Landung zu widersetzen. /
XVI. Die Mitglieder der Commis^ion)
oder die Per$oneB, welche sie versehen wer*
den/ sollen, indem sie Rechenschaft von^dem
Falle ablegen, sogleich von der. gesäiKvipten
Gesundheitsco^mission des benachbartesten'
Hafens die ndthige Hülfe, die sie schaffen
kann, fordern; so Völlen z. £, jedesmal,
^enn ein verdächtiges Schiff zu Camaret lan-
det, zwei Mitglieder von der Commission
zu Bre^t dahin gehen, Um von dem Zustande
Kenntnisse einzuziehen, und die nützlich-
sten Vorbeugungsmaafsregeln> anzuzeigen.
Dritter Abschnitt.
Besuche der GesundkeitscommissioJU
■'' - ' ■ ■
XVII. Wenn die Commission ein Schiff
besucht, so stellt sich das Kahn mit dem
Winde, und derges^talt, dafs es sich durch
4a5 Sprachrohr am besten'horen las^sen kaiin.
XVIII. £in Mitglied der Commission
macht sodann dem Capitain des Schiffs fol-
gende Fragen :
o) Wie heifst das, Schiff? »
b) Wie heilst der Capitain desselben?
c) Womit ist es beladen? .
d) Woher kommt es?
Joura. XXI. B. 4* St. K
- «44 -
Brest und Rochefort, durch einen der Con-
ierVatoren des Gesundheitsbureau zu Tou-
Ion präsidirty^Yon welchem zwei zu dieser
neuen Function bestimmt werden sollen« •
XI. Die .Gesundheitscommissionenwer-
den von dem, der dazu beauftriagt ist, die
nüthige ^ Hülfe zur Ausfuhrung ihrer Ope-
rationen und zu ihrer Yerantwortlichlet^it for«-
dem* Sie werden jede Verweigerung, die
sie erfahren Sollten, dem Minister melden,
der seine Erkenntnisse darnach nehmen wird.
XII. Die Commission lyird einen Kibn
und Schiffe zu ihrer Disposition haben*
XIII« Ein Corporal, und zwei Füsilier
wenigstens, die aus den Truppen^ der Gar-
nijlon, oder der Marineartillerie gewählt wer-
den, bilden die Garde des Gesundheitskalins.
XIV. Landet ein Kahn in einem klei*
nen Hafen oder einer Bucht, oder wirft er
auf irgend einem Punkte der Küste 'die An-
ter aus, so werden Mitglieder der Gesund-
heitscommission, oder» die Personen, die sie
vorstellen, sich in die N:'he des Schiffes be-
geben, und nachdem die Gefahr erkannt ist
dem Gapitain durchaus verbieten, 7x1 lan-
den, indem sie ihm anbefehlen, «ogleich fort«
zusegeln.
XV. Sollte er durch irgend einen Grund
daran gehindert werden^ 30 soll auf der Küste
. ' . . ^in
, ^ ^ -,47 — ^
JNB. Es ist dem Arzte und denr Cbirurgus
der CommisÄön. erlaubt, jede aäidete
Frage ^ die er anpassend hält, zu thun.
XIX. Alle di^se Antworten worden in
demselben Augenblicke auf ein dazu be:>timm«
tes Register von einem Mitgliede der Com-
missioh niedergeschrieben, welcties die Fun^c^
tion des Secretairs hat. ^
XX. Dem Capitäin soll Befehl ertheilt .
werden^ die Mannschaft und die Passagiere
seiner Equipage auf das Verdeck kommen
zu lassen, damit man sie u/itersuchen und -«
aählen könnö. ' -w^t
XXI. Wenn die Zah^ nicht mit der an*
gegebenen übereinstimmt , so wird man for-
dern, dafs die Abwesenden &ich zöig'en, odei^
dafs man die Ursache ihrer Abwesenheit
angebe.
XXIL Sagt man, dafs sie zu krank sey^n^ ,
um s^h zeigen zu können, so soll man dar-
auf bestehen, genauer den Charactet ihrer,
Krankheit zu kennen.
XXill« Die Commission soll auch, itik
Fall es statt. hat, fordern, dafs man ihr die
Papiere der Equipage und die Gesundheits- .
patente mittheile, welche man zuförderst in
Weinessig tauchen soll. Diese Papiere sol-
len in die Balge des Kahns oder des Schif- ,
K a ' . • r
fes gethan irerden, um mit «inem Thaue am
Bord befestigt zu werden.
XXIV. In dem Falle, wo die rom Schiffe
eingenommene Stellung einige Bdunnihigung
wegen der Sicherheit des Hafens erregte,
so wird die Commission hinzufügen, dafs
man sogleich ap einer angezeigten Stelle
vor Anker gehe.
Vierter Abschnitt*
Quarantaine uuf dem Ankerplatze*
XXV. Die Commission , die in den Ha-
fen zurückkümmt, vereinigt sich in einen
Rathf um über die in. Betreff des Schiffs zu
- greifende Parthei zu berathschlageo.
XXVI. Das Resultat dieser Beratkschia*
gung wird auf ein zu dem Ende offenes Re-
gister geschrieben, und von jedem Mitgliede
unterzeichnet. Ein Auszug davon wird dem
Marinechef übergeben.
XXVIL Die von der Commission ver-
ordneten Maafsregeln werden durch ein Mit-
glied dem Capitain des Schiffs überbracht,
und mit der gehörigen Vorsicht übeireicht^
die .§. 375 38» 39^ 5o u.. s. w. angezeigten
Artikel dieses Reglements werden .sogleich
dem Capitain notificirt, dititnit er Kenntnifs
derselben habe.
. [^VIU. Die Commission Inrd eben-
\ ■
■ «
1
; fajis einen odeF mehrere Wäehter, denen sie
die schicklichsten Is^strüctionen gegeben hat^
an Bord des Schiffes' schicken»
»
XXIX. Wenn das Schiff in einem Ha-*
fen gelandet ist, wo sich ein. Lazareth be«-
findet, wie zu Marseille und Toulon, so wird
man nach der gewohnlichen Form verfah-
ren. Man hat durch Gegenwärtiges nichts
an dem Reglement in ' Betreff der <>irentli«
chen Gesundheit zu ändern ^ welches isjchon
längst streng* in Jenen Häfen^ befolgt wird^
wo eiüe lange Erfahrung * die Wirksamkeit
erprobt tat. Gegenwärtige Dispositioneä
gelten nur von den Seej^laüen, dia kein
Lazareth haben* ' , ^
XXX. Die Schiffe^ die nach der Levante^
im schwarzen Meere, in den I^äfen^ der a&i«
kanischeu Küste, und selbst in den italieni-
schen und spanis€ihen Häfen handeln, sollen
von Commissarien der Handlungsverbindün*
gen Patente erhalten, nm sich nach Mar-*
seilte, ehe ,sie aus dem mittelländischen Meerft
schiffen, um nach dem Oceän zu gehen, zu
begeben, besonders wenn sie mit verfängli-
cher Waare beladen sind.
XXXI. Jedes Scluff, welches von ei-
nem spanischen^ und italienischen Hafen
kömmt, wo die ^ankheit der Antillen oder
der vereinigten amerikanischen Staaten ge-
herrscht hat und dessen Zustand jetzt ge«
sund scheint, soll eine Quarantaine^ halten,
deren Dauer von der Commission bestimmt
wird* *) . ' ' - •
XXXII, Sie soll kürzer seyn, .wenn das
$chi£P länger im Meere geblieben, ist,^ und
länger in «der warmeil Jahreszeit; au«h muls
die Verfänglichkeit der Waare , womit das
Schiff geladen ist, auf die D^uer di&sef* Qua-
Ituitain'^ Ernflufs, haben» sie bra\;^cht ni^cht
^swanzig Tage zu übertreffen , weni^ nicht
©twa ein, Zufall kömmt ,^ der es erfortlert,
die vollen vierzig Tage streng vorzuschreiben.
XXXIII^ Jedes Schiff, welches, von ei-
nem von. der Epidemie befallenen Hafen
Kommt,, soll der strengsteu Quarantaine un-
terworfen seyn,
XXXIV^ Ist das Schiff von einem der,
§^ 27. genannten Häfen nach dem Aufhö-
^ ren der Epidemie ausgelaufen, oder hat es
im Meere mit einem Schiffe Verbindung ge-
habt, hat es nun vollends Kranke am Bord,
die man im Verdacht hat,, oder seit der
Abreise Menschen verloren, so wird esi eben-
falls Quarajitaine halten^ "
XXXV. Wenn die Natur des Ortea oder
die wenige Empfänglichkeit derWaare der
•) Nach Jackson wirkt das AnsteclLungt^ft des gelbra
Fiebers besonder« nacli 14 Tagen, j^nm, d. üeder*.
- I
0mm J KW wmmm ^ »
• ■
Ladung es gestattet , so kan A die Quaran«
taiae auf dem Ankerplätze gehalten werdezi.
XX^ilVL IJeberhäupt können die Men«
sehen der Equipage/ die nicht krank sind,
auf dem Schiffe bleiben^. und selbst während
der Dauer der Quarantaine es zu reinigea
suchen; dieses wird man besonders in deii
Häfen des" Qceans fUr die Kriegss^^hiffe be*-
folgen, deren Equipage sehr zahlreich ist.
XXXVII. Jedes in Qu^aataine befind-
liche Schiff wird ein gelbes Pavillon tragen,
um zu zeigen ) diiTs. maa nicht nahe kpnr*
men darf*
XXXVm. Man darf kein ßoot in an-
derer Absicht ins Meer setzen^ ^ als um An«
ker zu befestigen; sobald dieses geschehen
ist 9 niuls es wieder in die Höhe ^zogen
werden.
XXXIX. Abends darf kein Kahn nnd
Schaluppe mehr längs dem Bord oder hin-
terwärts^ befindlich ^^jtl^ Der Capitain ist
persönlich verantwortUah, dafs diese Maafs«»
' regel genau befolgt wer^e; bei Strafe, dafa
er der Öffentlichen Sicherheit habe nachthei-
lig seyn wollen.
XL. Träfe sich, dafs irgend ein Kann
mit dem in Quarantaine liegenden Schiff Ver^
. bindüng gehabt hätte, soll es bei seiner Lan-
dung sogleich ergriffen, und die darin be«
I
— ■'»52 — , •
fii^Iicheii Personen .in das Quarantaiheliaus
.gebracht vrerden» um 40 Tage da «u blei-
ben« Nach dieser Zeit kann ihnen die Strafe
i
auferlegt werden,- die die Rechte bestivimen,
XLL Hat das Schiff keinen Chirurgus,
so wird die Gesündheitscommission i^en
einen geben 9 und auch die Anzahl Kr£^»
ken Wärter jsustellen, die es nothwendig er-
achtet.
XLIL Die Marinechefs werden alle nö-
jthige Hülfe an Lebensmitteln, MediCamen-
ten , u. 's« w. während der Zeit, als der Equi-
page zu landen verboten ist, zukommen
la:}sen. -
XLIII« Der Gommerziehagent , der zur
Gomniission gehört, wird in dieser Hinsicht,
.▼ereinigt mit dem Correspondenten oder
Mäkler (Courtier) desjenigen, der das Schiff
ausgerüstet hat, alle Maafsregeln treffen«
XLIV. Das Ueberbringen und Einschif-
fen der Lebensmittel wird durch ein Mit-
glied der Gesundheitscommission bewacht
werden.
XLV. Man darj^ dem Schiffe, um ihm
die nöthigen Oinge zu verschaffen, sich niclit
nähern. Die Gegenstände werden in einem
gereinigten Behälter eingeschifft, und an
einem Stricke an Bord gezogen.
XL VI. Die Briefe und andere Papiere
— »53 —
kann man ebnenfalls auf dieselbe/ Weise sich
übermacben. Die des Schiffs werden erst
durchschnitten^ dann in Weinessig getaucht
und geräuchert werden* •
XLVII. Die Wächter, die die Commis-
siön am Bord gestellt hat, können ins Boot
steigen, imi die Lebensn^ittel einzunehmen,
die man ihnen vom Lande zuschickt.
XLVIIL Dieselben werden zu verhin-
dern suchen, dafs die in Quarantaine be«
£ndlichen Böte mit den andern nicht ia Ver«
blndung treten , oder von ^Inem '3ote auf
das andere steigen«
XLDC, Die Wächter werden auch alle
Theile des Schiffs sorgfältig untersuchen, un4
wissen lassen,, ob sie verborgene, nicht an<*
gezeigte Waare entdeckt haben; sie werden
femer die Kleidungsstücke und das Geräth
der Equipage waschen und lüften lassen, tiuf
das regelmäfse Reinmachen wachen, und so
auf andere vorgeschriebene Maa®eln auf-
merksam seyn.
\h Die Luftzüge durch Windschläuche*}
müssem so viel wie möglich stets an ihrer
Stelle sich befinden.
*) TrQmhes au manches a Vent iit «In dcbi&tiitaruck
iur einen trichterförmigen Sack, det snmLuftxug kl
d^a Räumen dient» wir wiuen leider den deptichen
Autdruck für dieie £ioricfanui« in diesem Augen-
blick« nicht.
— 154 — '
I 9'
UL Das bneFe des Schiffes wird z^ei*
mü <f es /Tages mit Schwelelsaure, die man
auf salzsaure 3oda und Braumteinludk -gieis^
geräuchert« ^ _
•LIL Man läfst eine gewiss^e Menge Was-
M9t. eindringen, ehe man die Pompen in Be-
V^;ang setit» und wird Soi|[e tragen y . das
atisgeleerte; wieder su ersetzen«
Lin« A}le innere Theile des Schiffes
werden mit Kalk geweifst werden«^ •
UV« Man wird verschiedene Verklei-
dung süT Seite und auf dem Verdecke dai
Schiffes abnetunen^ um das Eindriogea und
die 'Girculation der huSt zu' erleifhtelni. .
LV. In derselben Absicht kann man auch
]Pener in den yerschiiedeiiien Lucken im Zwi-
schen und falschen Verdeck anBQndem Es
ist das beste 'Mittel y um die Feuchtigkeit zu
bekämpfen, die' eine der Hctuptursachen der
Ungesundheit der Schiffe ist«
LVI« Die Gesundheitscommiasion^ oder
wenigstens drei Mitglieder^" werden den i5f
So^ oder 4osten Tag sich iot die Nähe de$
Schiffs begeben^ UV entweder das Verbot
aufzuheben^ oder de^l Zustand der Equipage
und den erfolgten Begebenheiten zufol^Ci die
Quarantaine zu verlwgem^
LVII. Der Chirurgus des Schiffes oder
der sonst dahin bestellte wird aladann von
i
" ^ ' - _ *
dem Gesnndheitszustandfil d^s Schiffes/ ron
den angewandten Reinigtingstnitteln oder
' nicht befolgten Befehlen genaife Nachricht
geben, • ' ;
LVUI, Wenn einer yon den Kranken
der Eq[mpage während der Quärantaine^ stirbt»
oder sehr krank wird > so wird das Schiff
der- strengsten Qu&rantaine unterworfen,
LIX, Kommen diese Zufälle während
der strengen Quarantaihe, so wird die Dau^f
derselben von dem Tage an gerechnet, wd
dieselbeii erschienen sind, , •
LX, In allen Fällen hört' die Quaran-«
taine nicht auf ^^ und wird das Schiff nicht
frei, bis wenigstens zwanzig Tage lang keina
Spur von Krankheit sich geäufsert hat,
- ^
Fünfter Abschnitte
Quüräntaii^ß -* Hospüaler^
LXI^ Ist der Zustand dea Schiffa rer-^
düchtig oder ungesund, die "Waare, 'womit
es beladen ist» contumaz, und findet> ßich
kein Ankerplatz, wo es sicher ist, so mufa
das Schiff irgendwo hinsegehiy wo es auslas
den, und seine Ladiing reinige^ könne.
LXn. Existirt in dem Hafen, wo es^n-
kömmt, k^in Lazaretb, oder sonst eineStelle^
um ein aolches zu ersetzen; ist das Schiff
•^ i56 — ' .
angesteckt, vnd Dicht im Stande,» in das Meer
zu geben, so v^ird es in Grund gebohrt.
LXIU. Die Equipage und die Kranken^
die angesteckt sind, und die man ^ns Land
' wird bringen müssen, werden auf eine Insel
gebracht, wenns ^ine gfebt, oder andernfalls
ia eine abgesonderte Wohnung, die ' hin-
länglich vom Hafen entfernt, und mit einer
Mauer oder PalUsäden oder sonst mit etwas
, tungeben ist, welche^ das äufserliche Wa-
chenau^stellen, um den Ausgang zu verhin«
^ern, gestattet.
LXIV. Die Insel Treberon z/a Brest, die
Insel Aix zu Rachefort sind besonders den
Kranken bestimmt, die von Schiffen, kom-
^ men , welche vom Schiffsfieber, Typhus, ^gd-
benF eher, Porken, Ruhr und andern an-
erkannten, odf>r im Rufe der Ansteckung
stehlenden Krankheiten erkrankt sirid. .
LXV. * Giebt; es kein Lazareih und keine
St^l!^, die dazu dienen kann^ so können die
Reisenden, die von einem solchen Abson«
derung erfordt^mden Schiffe kommen, auf
ein Solches Schiff des Hafens gebracht wer-
4en, welches zu diesem Ende vorher einge^
rithret ist.
LXVI. Demnach sollen in den Hafen zu
Brest, Lorient, Rochefoi:t, Bordeaux, Nan-
tes, Kavre, St* Malo^ DUnkifchen, Lazare-
the und schwimmende Spitälet ctablirt wer-
den, die solche Seereisende^ welche muxv. ia-
yerdacht hat, aufnehmen könnten.
LXVII. Diese schwimmenden LazareftliQ
kö^nnejät von alten Gerippen der Flütschiffe^
Fregatten oder sonsr Lin enschiffeii, die au»
£i^Qr Dienststand gesetzt sind, und die maa^
doch aus einander legen miifste, gemacht wer-
den» Man braucht sie .f.ur zaj masien, die
Stückpforren eu vergröfsern, eines. der Ve;--
decke abzunehmen, ünpi. höhere Säle zu ha-
ben, und sie auf eine solide Weise auf ei-^.
nen bestinfimten One fest 2u ankern.
LXVIII. Die Polizei und das innere Lo-
gie der (^uarantainehospitä'en wird einem
Civil- und Militair-Directorio ai^vertVaut wer-
den, welche so viel wie möglich aus solchen
Administrationsbedienten der Marine be«
• r ■
steht^ die in den Spitälern oder unter dea
Seeleuten gedient habend oder auch von sol-
chen, die in der Levante Dienste gehübt
habe'nl —
LXIX. Die Gesundheitscommission wird
' $ich von der Fähigkeit, der Stelle vorstehea
zu können, vorlier unterrichteiu '
LXX. Sie werden unmittelbar unter dea
Befehlen der Commission stehen, und zum
Öftern Rechenschaft von dem Zi/stan^ des-
Hospitals ablegen.
' • ' ,
— 158 — . ■
tXSL Die SclOffsjbvM werdm die B4.
;k«ildlaikg der Kranlteii' aa lyesorgen' haben,
niid iü deren Ermang«^img efsetit werden.*-
'. LXXD« Die Leute '.der Equipage wer*
^en b^ den Kranken die: Aof#ilfter ntacbeti;
die X^ommiMion wird einen Hauptaufselier
Ton den Dienern nach Umständen au er-
nenneilt .auchen* '. - > .
LXXIU^ Bei der Aufnaktne der Krankte
in dem QuaraiitalUiehospitale wird man ^ die
Keffers, Effecten und Säcke, die upveinlich
oder iaa achlecfaten Zustande sind« ditrchsu«
eben, n^tbigenfalU sogteicb yerbrennen. ^
LXXIV» Die Kranken werden auetiirin
^^ das Badehan^ gebracht werden^ wo man St«»
ntedi^ Kleider abnimmt, und dieselben Über
einer Kohlenpfanne räuchert; den JCMnken
'd^e Haare äbsohneidet, un||4 ihnen Kampfer«
essig ^giel^t^ nm sich den Mund ,3u Väschen«
LXXV« Jeder derselben wird nachher
. das Bad nehmen,^ oder in Ermangehmg. des«
' sen^ wenigstens den Körper mit l^uemi Was«
ser^ in welchem man Seife oder salzaaure
Soda au%eiöst hat, waschen; oder endlich
auch init WiUser, woi em man WeiAessi^ ge-
than hat, wenn es die Aerzte für beiSer halten.'
LXXVI» Die Kleidungsstücke der Kran«
ken werden durch ein leinen Wammf" er^^
set^t werdeja, Welches mit Klappen versehen.
%
i
.-^ i59 —. • ■ ' -
vnd^ wenn es nöthig erächtet Wird, mit Wol-
lenzeug gefuttert i»t> unter welchem man ia
der kalteü Jahreszeit noch ein anderes Wamms
tragen kfltnn* Der Rest der Kleidubgssi Ucke
Wird'.au's eihem PantÄlon von Linnen,, anter
welchem man im Winter xioch ein Paar tu-
chette Hosen tragen kann^ bestehen. Statt
der Lederschuhe kar:n it^an Holzschuhe tragen.
- LXXVD. Die Chirurgen und, Aufwärter,
und die die Säle der angesteckten Kranken
besuchen, werden nicht hinein treten, ohne
ein Wamms nnd Pantalon von Wachsleinwand
zu tragen I und Handschuh von demselben
Zeuge anzuhaben* ' Statt lederner Schuhe tra- '
gen sie hölzerne«
LXXVIU. Der Cominis des Hospitals
wird in der Gegenwart des Schreibers oder
einer andern Person ^m Bord das Inv^nta-
.rium der Effecten des Kränken mächen. Die
Gegenstände, die man zu erhalten für gut
achtto wird) werden an Stricken, an einem
besondern Ort, wie auf einem Bodeh oder
Schoppen^ angehängt und häufig geräuchert.
Man wird die, Stricke mit Theer überziehen,
damit sie weniger jingesteckt werden*
LXXIX. Die Krankensäle Werden Mor*
gens und Abends mit Schwefelsäure, salz- -
saurer Soda und Braunsteinkalk geräuchert
wer(len.
— x'6a —
LXXX. Die Genesenden werden in ei*
nen besonderen Saal gebracht,^und da'zwan*
zig Tage, oder auch länger rerv^eilen müs«
sen, ehe sie sich selbst überlassen werden.
LXXXI. Die Todten werden schnell
tief in der Erde in hinlänglicher Entfernung
von einander begraben werden; man wird
die Leiche mit einör dickeü Lage lebendi«^
gen Kalchs bedecken«.
LXXXII. Die Todteninsel auf der Rhe-
de von Brest kann fernerhin zum Begräb-
nifsorte des Hospitals der Insel Treberoa,
die etwas entfernt davon ist, gebraucht werden.
LXXXUI. Alle Gegenstände, wörau3i|das
Bett und die Kleidungsstücke des Verstor««
benen bestehen , werden aufser dem Saal an
X Hacken aufgehängt werden; alles vom Arzte
verdammte, verbrannt, und das Uebrige erst,
nach dem es gelaugt worden ist, gebraucht
werden können. —
LXXXIV. Die Bettüberzüge, das Lin-
nenzeug und die andern Effecten, die der
Kranke brauchte, werden in dem Bezirke
des Quarautainehospitals selbst gewaschen
werden.
LXXXV. Man wird die Gegenstände,
nicht wie man gewöhnlich zu thun pflegt,
über einander werfen, um den Augenblick,
wo sie gelaugt werden sollen , abzuwarten,
son-
sondern ül einer Halle^ oder in eiiiem Hän-
geboden, der o£Fen gebaut ist^ ausbrekeii od^r
an Stricke hängen V um sie einen oder zv^ei
Tage wenigstezis der Luft auszusetzen, nach^^
her werden sie in das Waschbaus gebracht^
um in kochende Laug% getaucht zu werden.-
1 LXXXVL Ein besonderer Brief kas^W
wird an der Thür des Büreau'^s des Höspi«
tals etablirt, und die Briefe mit einer Zange
herausgezogen, eingeschnitten, und sogleich
in Weinessig eingetaucht werden; nachher
werden sie dem Dämpf' pder Parfüm aus*
gesetzt.
LXXXVU. Man bedient sich zu diesen
Räucherungen eines Ofens,, oder einer ble*
ehernen Büchse mit einem Rost wo man die
Briefe hinauf legt, so,, dafs sie die Dämpfe
leicht annehmen können.
Sechster Abschnitt.
Reinigung, der TVaare.
LJCXXVrir. Nachdem maji die grufsten
Vorsichtsmaasregeln, dafs die Waaren nicht
Veranlassung zur Ausbreitung der Krankheit,
die man vermeiden will, werden, genommen
hat, bes<;häftigt man sich, mit der Erhaltung
derselben;
LXXXK. Wenn das Schiff nur Stoffe
, «nthält, die. nicht sehr empfänglich sind, so
Journ. XXI. B. 4. St. L
—- i6a —
.1
wird man sie zum reinigen nicht gerade^us-
laden dürfen; sie werdea indessen geschüt-
telt und auf das Verdeck, gelegt werden müs-
sen, um sie- gut zu lüften.
XC. I^achher kann man sie ausladep
imd vorkaufen; es sei xlenn^ dafs vorher die
Emballage y in weicher sie nach dem Laza-
r^th und Reinigungsorte gebracht \rorden sind^
geändert Werden müHs» Nichts desto weni-
ger wird man sie nicht länger als acht oder
zehn Tagj^ aufhalten dürfen.
' ^ XCL Das Korn bedarf keiner andern
Vorsichtsmaasregel als aus den Säcken her-
ausgenommen, und durch -ein Sieb oder ei-
sernen Rost, det die Körper zurückhält, die
etwa Ansteckung99tofF haben können, geschüt-
tet 2u werden. Die Tonnen, die mit Oel
oder Wein gefüllt sind, reinigt man, indem
man sie ins Meer wirft, und an Stricken ans
Land zieht*
XCII. -Sind die verdächtigen SchiflFe und
die Ladung in Contumaz, und kann das
Schiff sich nicht in einen günstigem Hafen
zum Reinigen begeben, so mufs man noth-
wendig die Waare ausladen und reinigen,
und das Schiff gesund zu machen Huehen.
XGiIL. Zufönjerst wird man anfangen,
es zu öffnen; alles wird stückweise auf das
Verdeck oder auch auf Leister gebracht^ um
V
. <
• I
\ \
der Lufc wenigstens »emea Ta^ and eine Nacht
ausgesetzt zu seynr«
' XCiy. I>ie Comrnission wird, wenn es
nöthig ist, die Zeil; d^s Liiftens, züäaal wenn
die Fahrt des Schi£Fes kurz gewesen, oder
nachdemi jemand bei diesem Ausladen krank
geworden, oder nicht, zu bestimmen suchen.
XCV. Die Waaren werden nachher ans
Land gebracht, mit gehöriger Vorsicht in ein
Quarantainespiial deponirt werden, Wenn es
zum Empfang derselben hinlängliche SchiJBPe
enthält.
XCVI* Wenn der Bezirk des Hospitals
nicht hinlänglich ist, so wird die Ladung
in einem besondern Magazin ans Land ge«
bracht, welches mit efner. Mauer umgeben ist.
Ist e^i möglich, und kann nian es anders, so
sbll.te sie unter Schoppen , odei: Zelte > die
mit Palissaden umgeben sind, gebracht wer*^
den. Man kann dieselben mit Wachstuch
beddcrken."
XCVII. Ist tler Bestimmungsort für die
Seeretsenden, die angesteckt sind , bequem,
um die gereinigte Waare hinein zu thun, so
wird diese Operation durch die DirectioA.
der Anstalt bewacht werden. Ist man ^genö-
thigt gewesen, die Ladung anderwärts hinzu«
thuui so wird die G^sundheitscommissipn
La
N V •
'- i€4 -rz
I
I
Aaea YotgeMitibea' efmaumi, dar die Jbd^
sieht über die Magtxine Iiaben irirdL
XCVUL Der nit der VoOmciiC des
ScbüEmurutters rerseheBe, oder die Tom Kapi-
tMn sonst angeseigte Person wird über die Leo:-
te der Eqiiipage, über die Stcheriieit der aiis|[e-
kden^t Waacen 9 ein wachsames A^ge babea.
XCIX« Ist das Mjigagjfi abgesondett voai
Spital 9 so wird in einiger Entfernung vom
Eingänge eine Wadie gesteflt werden^ '
C Die Thore werden Terschlossen ; die
ScUbissel st^ts in den Händen der Vprge-
•etxten bleiben«
GL ^ Man reinigt die Waare, indeja man
die Emballage a'bnimmt, sie dorchsaojity und
ihre reirsdÄedenen Ftächen der Luft und
delr Räucbening aussetzt.
CIL Der Parfüm, de$s)sn man sidi mr
ReimgUQg der Waare bedienen luinn^ wird
einfache oder oxygenirte Salzsaure, oder
Schwefeldunit spyn. Weiin die Waare leicht
dadurch leiden kann, so wird sie mit dem
Dampf einer andern mineralischen Säure ge-
räuchert werden; auch kann man sich des
Parfüms bedienen , den man gewöhnlich in
Maseäle bi^ucht.
ein. Die Commission wird die WoJIe-
neu tmd baumwollenen StoiBFe, die es erfordern,
waschen und auslaugen lassen^ so überhaupt
Nv
, I ■
, ■ ' • -ii x65 — ,
^iejenigea, die ,am meisten sur Ansteckung
empfänglich sind%
Ciy. . Die .verschiedenen Operationen
werden durch Seeleute oder luastträger, dje
von der Commission bestimmt sind^ au5ge«>
IHh^ werden. Diese wird den Vorgesetzten
die sich dahin begehende. Instruction, zukontk«
men lassen» ^
CY, Die Nahrung und der Sold der
Mensdien, die zu dieser Arbeit gebraucht
werden, sind auf Unkosten jles 'Ausrüsters;,
sollte in dessen Abwesenheit s.eii;i GorrespotH'
dent oder ein anderer, der mit VoUünacht
ausgecüstet istij sich,, weigern ^ die gehörigen
Vorsch|isse zu, machen, so werden s^e von
der Marine von der Municipäl-p und Departee»
mentalverwaltung getragen;, und. weni). die
Zahlung von dem Eigenthümer. nicht promt
geschieht) so wird die. gereinigte. Waare %etm
kauft, und die Auslage abgezogen»
CVI. Ist die Waare bestimmt angesteckt^
und während des Lüftens oder Reinigens An-
steckung am Bord oder im Magazin verbrei-
tet worden^ so wird sife sogleich verbrannt.
' CVII. Die zum Reinigen bestimmten
Personen, die krank werden, wenden ins
Quarantaine^pital gebracht.
CVIIL Kein fremdes Individuum darf ins
Magazin hinein gehn.
— i66 —
CIX. Die Lebensfpittel und andere Ge«
geaitände werden in einiger Entfemung rom
Eingänge der W|icht5tnbe niedergelegt.
CK. Der Vorgesetzte wird sie ron ei-
fern oder mehreren Menschen , die alsdann
▼on den Soldaten, die den Posten mit ge-
ladenem Gewehre bewachen, beobachtet wer-
den, holen lassen; die Soldaten müssen die
'Ordre haben zu schiefsen, wenn Jemand zu
«ntschlUpfen sucht.
CXI. Die Rechnnngen und Berichte,
•die dieser Vorgesetzte der Gesundheitscom-
anission gelangen zu lassen hat, werden ebeq-
(falls aufserhalb des Magazins in einem dazn
^bestimmten Orte in Qegenwart der Schild-
-wache niedergelegt, nacbiiem sie in Wein-
assig getaucht und geräuchert worden sind.
GXII. Die Schildwache wird alsdann
•dem Chef der Post Nachricht ron dem De-
jpot geben, und dieser wird durch einen be-'
.sondern dazu ordonnirten Soldaten ihn abr
4iölen lassen«
CXIII. Die Gesundheitscommission wird
alle die Dispositionen des Details, die zur
Ausfuhrung der gegenwärtigen Maarsregeln
dienen^ anbefehlen, und solche Vorsichts-
maarsregeln hinzufügen, die die Localität
oder unvorhef^eseh'ene Umstände ins Regle-
ment zu bringen nicht erlaubt haben.
Liste der FF'aar^en^ die für Ansteckung em^
pfänglich\ oder cohtumaz- erklärt wer^
deny und die man sogleich in den L^zd^
rethen reinigen mujs.
Wolle, Bauijn^oUe, sowohl roh ^s ver-
arbeitet, Flacl\^^ Hanf und Werg, Haare,
Seide und Floretseide.
Pelzwerk, «Rinnen, Tücher allere Art
Schwämme, Märroquin, l^icder, gegerbtes sör
wohl als trockenes^ Papier, Pappe, Bücher,
Pergament, jfedern, upgeth^erte Thaue..
.' Koriallen, allerlei au^ Faden gereihete
Rosenkränze ron Glas, Quiiiguaillerie, aller*
lei Kleidungsstückie, Vergoldung auf Fäden;
allerlei auf Fädep voök Wolle, .Baumwolle,
Haare, ua4 $eide gewickelte Goldfäden; frin
sehe Blumen«,
Altes K^upferwerk, verarbeitet oder auch
Kupferspäne, Medaillen von Gold, Silber,
Kupffer, Münzen, Wachslichtei; und Talglich-
ter, weil sie Wolle enthalten ,^ jedoch brau-
chen die G.oldsäcke nicht entsiegelt zu wer-
ften; man btaucht sie nur in den letzten
Tagen der Quarantaine in Weinessig zu
tauchen.
■
Liste der ff^aaren^ die nicht An«- ^
steckbar erachtet werdec*
a) Die man ins Lazareth ,zum Reinigen legt.
Apothekerwaare aller Art, Caffee und
Opperment, in Ballon oder Fässern.
Taback in Ballen, rohe Korallen, neu
gearbeitete$ Kupfer; frisch abgehobelte Kup-
ferspäne; gesalzenes und befeuchtetes Leder;
Lisapis , Saamen und Kräuter zu Farben,
Wachs, Elephantenzähne,- Euphorbia,
Potasche, Salpeter, in Fässern und Bal-
len, Lakritzensaft, Glas in Kisten oder Ton-
nen, Gallapfel; Saamen und GemU&e in Säcken.
NB. Man kann diese " Waare am Bord
lassen, wenn maii sie verkauft, und
blos 4ie Säcke in das Lazareth vor den
letzten zehn Tagen der Quarantaine
bringen.
,b) Die man am Bord lassen kann.
Korn, Saamen und Gemüfse, sowohl auf-
geschüttet, als in abgesonderten Säcken und
Matten; Asche, Soda, Natrum, wenn sie in
Metten eingevrickelt sind; Oel, Mineralien,
"Metalle in Klumpen, trockene Frischte, fri-
sche FrücJite, Reis, gesalzen Fleisch, Weine,
(ueurs, b^theertes Tauwerk,. Talg, wenn
es vorher ins Meer getaucht und auf
\
^■•v.
^ .1^ —
4em Verdecke gelüftet hat ;, wenn es inSchläü-
chen ist oder in Blasen, ist es erst ^egen
Endender Quarantaine wegzunehmen.
* Ochs^V^iörner und Hammelhörner, ge-
raspeltes Hom, wenn man e$ auf dem Ver«
declce während der ganzen Quarantaine in
der Luft läfst.
'NB*- Wenn sich bestimmte Anzeigen von,
Ansteckung auf dem. Schiffe geäufsert
haben, so lä&t man keine Waaren am
Bord, selbst die nicht, die man iilt
nicht empfänglieh hält«
Parfüm^ der in dem Lazareehe . in
Marseille gebraucht tvird»
Naturlicher Schwefel
; 6 Pfund.
Harzpeeh • • a
Myrrhen . •
Weyhrauch * ' *
Storax • • ,
. . 6 —
. . 4 - .
, . . . 4 ^
. . 4 -
Ladanüm • '
2 T— .
Schwarzer Pfeffer
/
3 --
Ingber
Kümmel • • ' «
. . 4 -
. . 5 —
Nelken .
< a >— i-
Cardamomen
. ' a — ■
Aristolochia longa
Iiupborbia . » •
Cubeben . ^
»
. ^ . a- —
— I70 —
Wacholderiiecrca . . ' ; 3 Pfond
Kl«7e . . . • . . 49 —
lob PAind.
Mm - polTerisirt und mischt alle diese
StofFe zusaiKunen, iHid wena man sich de>
ven bedienen will, so wirft man eine gehö-
rige Menge, nachdeih man mehr oder we«
niger' D<impfe herrorbringen will, auf glü-
hen le Kohl^^o, und zündet es mit trockenem
l«aube öder mit Heu an. NB. Ich habe ge«
glaubt, hier diese Composition berichten zu
müsse ji, ob man gleich sagen mufs, dafs die
tiervcr/: ^brachten Dämpfe eher die Luft zu
verunreinigen, als zu reinigen im Stande zu
sejn scheinen; aber man bedient sich die-
ses Präparats lauge mit anscheinendem Er-
folge in Marseille. Man könnte, wie na^
tiirlich, die Formel weniger kostbar machen
und vereinfachen, wenn man Sich auf mit
Schwefel vermischte Kleye, die den Kör-
per des Parfüms ausmacht, l>eschi:änkte. Ich
habe schon angemerkt, . dals die Salzsäurei
und zumal die oxygenirte, welche^ die Farbe
der StoiFe so energisch zerstört, nicht ohne
Ausnahme zur Reinigung det Watiren in dän
Ijazarethen gebraucht werden kann«
• Folgendes^ ist die Fcjrmel des Hrn» Guy^
Morveau zum Räuchern mit der oxyge-
m Kochsalzsäure.
\ •
's ^ • •
<5cmeines Salz lo Decagran ^betragt öhn-
' • gefähr 3 Unzen 2 Quentch., 10 Gran.
Schwarzer Braunsteinkalk a Decagran, 5
Quenfchen 17 Gran*
Wasser 4 Decagran ^bhngefähr i Unze, 2
Quentchen 33 Äran,
Schwefelsäare 6 Decagran, r Unze 7 Quint-
chen 50 Gran, ' «
Man reibt dieses Salz und Braunstein-
kiatlk z^tisftinmen, thut diie Mscbung in eine
gläserne oder harte irdene. Kapsel, thut Was- •
ser hinzu; gietst Schwefelsäure mit einem
Male darauf, und wenn dieie Operation in^
einem unbewohnten Orte ,ToUbracht wird,
so thut man dies zwei, dreimal hinter einander.
Diese Dosen sind hinlänglich, füf einen
Saal von zehn Betten. - Man kann Me ver-
hältnifsmäfsig nach dem Räume vergröfsern;
besonders kdnbex^ diese l^amigationen auf ^!
Schiffen und in den Lazarethen angewendet •
werden.
— 47» —
V.
Beinfrafs
Bruch des ^chenkelknocÜexis
Ton innem Ursachen entstanden.
^ -
▼on
J. A* Schmidt.
Xjin Mann yon 3^ Jahren, der in zwei Ehen
drei Kinder gezeugt hat, klagte, seit vier bis
fünf Jahren, besonders beim Sitzen, über
einen Schmerz im linken Schenkel^ wobei
er jeiJoch im Stande war, alle seine gewöhn*
liehen Geschäfte ohne Störung zu verrich-
ten. Von andern Krankheiten, die vof je-
nem Schmerze vorhergegangen wären, wis-
sen die Verwandten nichts, versichern viel-
mehr, dafs der Mann immer' einer guten
Gesundheit genossen habe; nur sey er, als
Lehrling des BäckerhandwerkSj und als Ge-
— 173 — ... '
seile auf der Wanderschaft, lange Zeit ge-
n^^i^gt gs^wesen^ €Mf dem Backofen zu
schleifen. ' ^
Ungefähr im September 1801 nahm Je-
ner Sthmerz merklich zu; Es finff sich zu-
gleich in . d^r Mifte de^ linken (Schenkels;
eine Geschwülst an zu zeigen, die sich nach
• und nach bis zum^Knie verbreitete. Die Be-
wegung des Schenkelknochens in dem Hüft-
und Kniegelenke wufde immer beschwerli-
cher, und endlich ganz unmöglich. Arzt
und Wundarzt blieben indessen zweifelhaft,
von welcher Art eigentlich das Uebel sey.
Endlich geschah es zu Anfange des Jahres
18012,' dais, indem man den Kranken aus
dem Bade heben, wollte, und ohne dais ir-
gend eine äufsere Gewalt Gelegenheit dacu
gab, der Knochen des linken Schenkels^ mit
einigem Knarren^ zerbrach. Man konnte die
Enden des Knochens da, wo er. gebrochen
war,, durch das Gefühl unterscheiden, uiid
das Uebel wurde nun als ein Knochenbruch
behandelt. Bei d^m Abnehmen de«^ g^g^i^
den Knochenbruch gerichteten, Verbandes
zeigte es sich* nur zu deutlich«, dels hier an
., keine Vereinigung der Knochen enden zu
denken wäre; und späterhin konnte man den
Schenkel in seiner Mitte nach Gefallen beu-
gen und drehen, als ob er daselbst durch-
*^us keine Knochenmasse enthielte.
* 1
• •— 174 —
X*
Von dmer Zi^ am Teminderte sich
der Schmen ixamtr ambr., oad es liels sjch
im Anfange sogar ^heinbar zur Besserung
an* Allein in der Folge fand sich, bei der
fortdauernden Sehmerzloiigkeit, ein Jiuszeli*
rendes Fieber ein, welches endlich seinem
Leben ein Ende machte.
Die anatomische Untersachnng, welche
nach dem Tode des Kranken den 27. April
igoa rorgenominen wurde, gab folgendes
Resultat. Bei einer grofsen Abmagerung der
übrigen Theile des Körpers , hatte der linke
Schenkel in dem obersten Drittel seiner
Länge mo ziemlich seine natürliche Dicke^
und in dieser Gegend, weiter herauf nach
dem Hüftbeine zu, konnte man durch die
Hautbedeckungen und die Muskeln hindurch
die Härte des Schenkelknochens fühlen; in
den beiden andern Dritteln seiner Lange
hingegen, bis unter das Knie, war er sehr
geschwollen, und diese Geschwulst^ hatte
zwar eiifen Grad ron Weichheit, nahm aber
den Eindruck des> Fingers nicht an, welches
jedoch das Bein that, worin sich auch in
der Folge, nach einem gemachten Einschnitte,
eine Ansammlung von Wasser als di4 Ursache
der Geschwulst zu erkennen gab. Sobald
man die Fascia lata durch einen, in die
Länge laufenden Schnitt geofnet hattfe, quoll
eine Mas^ hervor, die sogleich als eia#
\
*
— ■ 175 — ' ■ ■
speckartige erkanntwarde, unci die 3 bis 4
Zoll dick seyn mochte, Sie reichte bis an
das Knie, u^d umkleidete- wahrscheinlich
nind herum den verdorbenen Schenkelkno«*
cfaen, welches man jedot^h, weiLman^ bei
deita Abscheu der Wittwe gegen die Leichen-
' öfnung, froh War, wenigstens vorn einen Ein-
schnitt machen 2U dürfen, nicht erforschen
konnte. '
Nachdem man sich 'durch diese Masse
und durch den Ueberrest der sehr mi£sfar-
bigen Fleischtheile einen Weg gebahnt hatte,
- wobei viel ausgetretenes, mifsfarbige's, und
wie es schien, mit wenigen eiterarfigen Thei-^
len vermischtes, jedoch geruchloses Blut zum
Vorschein kam, entdeckte man, da£s zwi-
sehen den Knochenenden eiü Zwischenraütn
war, dessen Länge wenigstens die Breite ei-
^ ner Hand betrug. " In diesem Zwischenräume
lagen mehrere Knochensplitter mit scharfen
Spitzen und Kanten, und mit sehr rauhen,
unebenen Oberflächen. Der gröFste von de-
nen, die herausgenommen wurden, kann eine
Länge- von a Zoll gehabt, 'und in seiner be«
f
trächtlichsten ' Breite ein^n kleinen halben
Zoll gehalten haben. Ja es salsen derglei-
chen ziemlich kleine Splitter auch in den
, Fleischtheilen eingeschlossen, bei deren Her»
äusnehmung man einige Mühe anwenden
ainfste* Das Bruchende des imtern Theils
de% Schenkelknochens lendigte sich in eine
scharfe, nadelfürmige Spitze, und der zum
Knfeg**lenlee gehörige Kopf dieses Knochens
war rauh, der Beinhaut ganz beraubt. Die
Kniescheibe war noch in der Verbindung mit
ihren Jüändern. Jn der Entblofsung des un«
teren Endes des Schenkelknochens war man,
in ^er Idee, es auszuschälen , und als ein
merkwürdiges krankhaftes Knochenstiick zur
Belehrung aufzubewahren, schon ziemlich
weit gekommen, als die Vorstellung dines
Verwandten,' man mochte dem LpM:h<iaaie
nicht etwas von dem, was ihm angehöre, raj|-
ben, dieser Bemühung Einhalt that. Und
so entzog die Naht des Wundarztes Alles,
was das Messer an den Tag gebracht hätte,
auf immer dem Auge des wifsbegi engen For-
.Sehers.
Aus der speckartigen Natur der Ge-
schwulst läfst es sich erklären, warum, bei
der groFsen Verderbnifs des Knochens, es
doch zu keiner Vereiterung kam, die nach
aufsen aufgebrochen wäre. Daher flofs auch
bei einem Einschnitte, den man einige Wo-
chen vor dem Tode machte, um zu sehen,
ob sich nicht Eiter ausleeren würde, nichts
als Blut aus dieser Wunde, aber in einer
ty die Verwunderung erregte.
Inhalt.
I V
»77
•^ N
- X - . V
N-s
h k 1 t.
I ,
Seite,
L Allgemeine Aetlologie der Hautkrankheitea. Vom
n. Ueber kalte Fomentationen. Vor Ritter, « ^
III« Bemerkungen über die Kubpockenimpfnog. Von *
Ritter* « * « i • » . 4 35
IV. Da» gelbe Fiebet.
1. lieber die Natur und Bebandluhg dea gelben
t'iebers, ton C. JE, FUi:ker. Hofratb und Pro-
feasor in Jena. . • « . • . .44
2. Ein Bericht des Hrn. Doctor Halles gewöhn*
lichten Arztes dea ffaxizösiscben Kaisers > über
einen Brief dea Hrn. Doctor Thiebault in Li-
• ' ^
. torno« das gelbe Fieber betreHehd; mitge-
tbeilt ton Öf. Friedländer ib Paris. . ' . ti4 ^
'3i ' Doctor Kevaudrens, cönsultirenden Ar/tes des
firaaaÜsiachen Mari nemia isters > Jleglemen^*
torachläge um das Eindringen änsteckendet
. Krankheiten ton der Meeresseite her in Hä-
fen au terhindern, wo es keine Quaraüiiaine-
Laaarethe giebt. Herausgegeben ton Michael
Friedländer ^ Doctor der Medicin. « ^ IS9
Joura. XXI.B. 4 tt. M
- 17«
V. BmtSntä vbiI Bnidi das ScfathkiWniQcli— • vott
ioiMrtii Urtacbta totisundtD« Von/, ji. Schmidt* 173
Bagimr. ........ 181
MCi dU^gm SiMek0 dei JmmmäUt wird mtt^gtgehtn:
Bibliothek der praktischen Heilkunde, yier^
zehnter Band. Viertes Stück.
Ahm lt. ' ' '
m
JVith. jimioH Fieker, AmfaSU^k wjU ßeobatktmf
gm. mit jed^smmÜgMt Bimtiekt am/ die Eih^l^tatguk^rifi.
Ersttr Band*
Wilh* Cätrl Friedr. SueAof^^ PharmmcopJi ßt
Üinisckm ifstUmi und sMst äiipmtihmdf ji^fM^v Et-
— »79 —
Inhalt de« «ia uird zwantigßten BaacUlff
S r a t • i S t u c k.
h Ueber Aente ttiid Routiniert. Vom Mnrnutgehsf),
IL JUilünM «lAcr Sat^waMerMifth^ duff^ Opimn «ad
Queck«ilbef. Von Dr. G. m B^hm: k| Uipsig.
HL MedisiniAch-pracalche Beetbachtüngen ton jFr. Ouo
Conradi, Dr. uo(i Landpbysikttii im -den Aemtem
Uslar» Ltuonford^, Nienover und Hajrdegsen*
t. Gtscbichta einer von Wurinern enutandenen Uiijl
Yollig geheilten Kothftstel.
9. Hvdropi anasarca» tfait AacitJM und Hydropl yecto«
' jris verbunden«
IV. Vermlacbte Auftaue und Beobaditungen aua d^
Arsneiwis^nichafc, Wundair^atikctliit und Qeburta-
bulfe. Von dem RuiiiicU'-lUitarL Hofiratb j^dotph
FHedfich Loffier.
I. UeblBT den Gebranch dei Mteaphdft m fruhereä
Zeiten.
Mk Xiniga Bemerkungen übet das aehwacbi Sehen ^jim*
bljopia)k - •.
d« Motsen des Crbrechene in de» BmatWatfeNttchk
4« Von dem wideraatarliohett Bebett der Angenliedet
(NiaUaiio).
5« £in »erkwurdigiT GebuitalUl.
6* Ein Attgeofebler«
7. Bemerkungen über die SchutJ^ockeitiApfiing,
8. £inige kleine alier (us die Knnit wichtig» Anmerktci^
geo-ea JUfdsn XounMU vierten Bandet eieien itM>
, Ma ^^
-^ i8o ^
T. TaMlimchetJeberncfat aller der bnlceft mud Krank-
beit«n beiderlei Gescblecbti» freldie in der vos
Ihro Majeetit d«T rerwittweten Raiaetin iiin Kjuserli-
cb^n Moskowisdiefi Eniebnni^abtuae erricbi«tea Kran«
•kenanault für Anne Togi T^ge ibrer Eröffiaune an,
6mm Ut, Tom I. JoBT 1803 bij sam i. Janoar i8c4
aufgenommen und b^andelt worden. In Hnsaudbar
Spracbe Teifaljc und ina Oenucbä uberaerst von Op»
-pei. Ober- Wmndarat, Rutsiacb -Kaiaerlidier Staab»>
diif«igaa nnd CoUi^en»Aasetaoi^
Vt. tJeber die Scboubbutem im aiäoatlicbtfta PomAarii
und ibre Verbreitnog dnrcb Prediger. Voa F. W,
B. fVi/äe, Prediger.
yn. trei cbi^te etnea glucklieb gebeilten Pempliigiis dttrdi
die Belladonna, ^m Hpfmedikna Nennwg'muXeihiL
^yjJl, Tranrige Folaeo einer ddrcb eine aeroaa Braune f c^
anlalsten V«retcening det Luhrobrl^ Vom UoEmed^
kus Henning su Zerbac.
IX. Dka gelbe Fieber,
•äcbr^iben das Herrn Profeasor Jen, Fnak wm 'Vl^lAa in
ilen HenuMgeb^r.
2waitaa Stück.
t. ErlabiiiDgen und Bemerkungen über die Krankbeitea
auf der Inael Bügen mit uniergemiacfaten Krank-
beitsgeicfaichten. Von Dr. Moritz von fVi/Jich, Kö*
nigl. Schwediscbem Leibarat.
0. Das gelbe Fieber.
T, Fragmentariäche Naebricbten über die letate boiar-
tige Epidemie in Malaga und über dea Nuuen dtt
Oeleinröib^ngen in derselben. Vom Medlzinalrath
"Borges in Miauen.
Q» Nacbricbt von der Krankheit in Malaga und Ali-
c^inte. Vom Herrn Dr. Keuaudren,
01. Kurae Naebricbten und mediziniacbe Neuigkeiten.
l» Beobacbtunit einer der vom Herrn Dr. Radetnacher
im men Stuck dea laten Bandes diesea Journali
mirgetbeilten aeCir äbnliciien Läbmung der Ge-
aichtamuskeln, die aber oßenbar eine yVirkung dar
Kälte war.
S. Bestätigter Nutaen dea Oela in der Medi«ä.
3. Einige Beaerkungcn über die Kubpocken.
4« EYn]ifebhihr dw -phiospboitAareA Eiffltaliquoi« widn
^\ " . '.den Knocnenfirtfu d^r Saihne. uod vi^lüMch^ auch
•adrer Kaochen.
P r i t t • • S t' i^ c i.
%
^ L. 0ftrit«liiiikg dMr Gallschezi Gebilii - und SchMde)-Lelic9^
*\, Von Dr. C?. Ä E. Bisckoff, Profetsor su Berliu. -
IIa. ^eirierkungen Sbef Gallt OLehirn^rgimenlebre. Vom
ni^ PreitauFgabe det König!. Preuft^ Ober«4i^olIeAnni./
medicum dj^ ^«t^ckuu^weiio dea^ gelb^ Fiäera
betreffbid.
{^ IV. Eri|inenuig a» die Surrogate der €bina betn Wi^eh-
•elfieber und bei dijMer Getegenbeic überbaupt aa
YrobUeileie Arsneimlttel. Vom Herausgeber.
' ^, impffinlang des Driburger Geaui^dbrunnan«, Vom.
Herausgeber, ' . ■ ,
VI* Kur^e Nacbricbien tind medi^iniacbe Neuigkfitan<
I, Nacbricbt von diär bösartigen Epidemie au Genf
im Früblinge dieses Jabres. Vom Herrn Prof. Schi/'
ferli &u B^rn mitj|[etb«ilt.
g. Empfebiuog der Bjoükastanienfirucbte C/>if£«/i^ J7i/y«
pocastani) bei BlutllüsaeB und andarn KrankbeitaBu
Vom Herausgeber^
VaraAicbnifs der Vorlesungen bei dem Röni|^icH|» €ol>
legio-Medico-Gbirurgico im Sommerbaibeh »Jahrein
▼om aricen Mai bis Ende Octobers l3o5.
ilaiieiga an die Herrn Mitarb^Birer des Journals.
Aoseige ivtegen wohlFeilem Ankauft der awanaig «Esum
Mitda def Jo^mala.
y i e r t e a Stück.
I. AUgameino Aetiologia der Hautkrankbeitea« Vom
Herausgeber, •
II. lieber kalte Fomentationeif. Von Riuer.
m. Bamerkungen über die Ktibpockenimpfiing. Von
KUter.
IV. Daa gelbe Fieber.
I. Ueber die Matuf und Bebandluoc 'des gelben Fie-
bere ; Ton C, E* Fiichmr^ Hoiratn «und Piofeaior i»
Jena« ^
T tmüak
T«s /. ji. Sfkwtidr.
\
• \
m —
■ i
N a m # n r e g i st • r.
Aeketmfom, IV, 3f,
Alcarais, 11^ IsS.
Aotw. IV, 7«. '
Arre«ula. U, i35. IJVr, 88|.
Ari^eniann/ 111,^6. '
Biildinger, U, 56.
Barcbeisrits, 1« 5t.
Becker/ I, aa,'
Bernia'rd, I, 47*
Biscboff, 121, 5.
Böneckeo» I, 53.
%oerhaye, III, 33.
3or^et, IV/89.
BrajgidMb Ij^t 'i%9.
Bromer t l', Ii3« ^
Brown, IV, 49«'
Buchok , IV« 4^.
Bruef;mann, il« 18,
Buetuii, «III, 187.
de Garro, |V, 4s.
Gonradi, I, 3o«
Gra^tti I, 54«
Cr^l, I, 47. 5o, £t.
CaBi», IV, 74.
Gurria, IV, 79* " -
D09tMg I, lOtf ^
Dalaatrea^ II, 154«
Qemitr ofaki , 1 , 65.
Demoiir^A I, 79.
DeageHnettea, IV, It4*
DeaseiMrt« « IV, I14.
Duret, IV, i34.
Einkolin, I, 15a.
* «
£ymaoii£ IV^ 6g* 70. loi.
Fischer, IV, 44*
FlachükiBd^ IV, loS.
Fowldr, IV, 78. ' .
Joi.F^ank, I, 149. ;V, So.
Pti: Friinjk;.!!, 16. IV^ %%.
Salin. F^an^, IV, 65.
Friedläadairi IV, 114. tsg.
Gabü,I,;^.
Gaft, m, 5.
Gautieri, III, 16^..
¥aa Geichtr, I, 93.
Glater, HI, Sä.
Göng^le«, IV, 88.
Grüner, IV^ 77.
GutfpW, IV, 71.
Qi;iyton. HI, 187.
van Haleniji II, i8«
Hall«, ly, 14.
Qaller', I, 49. 5o. . m^ 33.
Jäarles,^ JV, 75. 107.'
Hairtmann, I, 494 58. ,
Heim, FI, 18.
Henning, I, lai. i38.
Himly,!, 79.' ^
HoFer, II, 1 8*
Hoffmann, I, 48.
Holat, IV, 93. ,
Hufeland, H, i$.<6q. IH,
114,
Hulmet,.IIj 119.
Huzham« IV, 6S*
Jackson, IV, 68- 109. i5o.
Jacobi, m, 32.
— i84 —
Jonis, I, Qi. U. 157.
KetCerling, IV, 109.
Ke7audreii, II, i33. IV,
12^.
RIaproth, III, 178. *
Kölpin, II, 13.
KrameF, I, 48-
Kunkel, I. 48.
Lange, II, G5.
Laiitn I. 47«
Lobsteih, lU, loo.
LoHar, I, 94. JJI, 170,
LöRler, I« 4)5, 48.
MttCqu?r, I. 47*
Marggraf, 1, 46. 54-
Maver^ III, lao. 193«
.Meilin, I, 53.
^ 'McntJ, I, 4g.
Morgavstern , I, 5l,
Moiveau; I, 170.
Moseley, IV, 79. ^ >
Mo8«r.aan, IV, 79,^
Murray, II, X(9.
Nicolas, I, 47*
Noide, II, x8.
Oppftl, I, 95.
PalU>ni, IV. 84. SQ.^
Paulus, IV, 8^.
\ Pf ar90D , iVj 4^.
Pfaff. IV, 5o.
Pirhon, IV. 134,
Pringe, IV, «57.
Prorbaska, III, 58.
Pugnet, IV. 75. 76.
Raaemarber, II, l49<
Basori, XV, 71. 73.
Reil, I, 10.
'KeiDbard, I, 123.
Reinlcin. I, 48.
Richter. 1,94 11,95. IV, 33.
IWttcr, IV, 30. 35.
'Rooie, IV, IIP. III,
•Roicbalia., I, 106,
Houelle, 1, 47.
Ru8b, IV, 66.
Sander, I, 33.
Scheete, I, 47* 108.
Scbelbammer, III, 39«
Schiff/rli, III, 187,
Schmidt, IV; 5j, i^su
Scboeider, IV, 77.
ßcbobelt, II, 161.
Scböaemann^ II, i59«
Scbiöder. I, xo5«
Scbulae, I, 51.
Söminernng, II!, 36. 5a. 5l.
Sonnini, II, i44*
SpielmaDn, I, 47«
8ceidele, II, 6x,
^tranxki, IV, 69.
Staus, I, 65.
Suadicani, III, 180.
Sicco w, III, 170. 171.
-van Swieten, III^ 39,
Sybel. IV, 4q.
Tbeden, I, 54.
TbiebauU, IV. 114. ii5.
116. 117. 133. 134. IS7.
Tborncon, IV, 109. no.
Tiademann, ÜI, 3a.
Troller, IV, 130. -
Tschiro&Ki; I, loS.
Vetter, IV. 86.
Viousteux, III, i8x 18&
Vimat. n, 147.
Waita, IV, 3^.
Weikard, I, 47. 53. '
W^endi , 1 , 41-
Weitrurob, III, 177, 17g.
•Wichroann, I, 1:^7.
Wilde, I, 107.
WUi.ch\ II, 6.
Wolter, IV, 88.
I
— iBB —
%
*
S a c b r e g i'3 t e r;
•s.
A, ■
jikortus, Heilung di^B gelben Fiebert nach demselbtn,
• IV, 122. '
Aadum mtiriaticum, Morveku> Vorschrift sur. Rauche-
ruDg mit den Dämpfen desselben« IV, 171.
''jtddiun sulphurisum, £im)fehlang der AnYreodung dar
* Dämpfe desselben zur- VeiiiittiiDg des gelben Fi^Mffs,
, ly, 154. ^
'J^mäurosis, S. Stßor,
•Jimbfyopia, I« 56-f-6o. Nähere Bestimmung derselben,
57. — Getßgenheitsttr4acheD» Jg — ^ Heiluogsart, 59. 60.
*jimmoniuni muriaHeum martiatum^ AU Verstärkungsmit-
tel der Wurkungen der Rinde der Roüikaftanie jur
Heilung der Wediselfieber •mpfoblen* lU, 169^
'anstechende Kranh heuen. S. /insteckufig,
^nsieckunßt £inige Beraerknagen über dieselba« IV,
136 — isg. — Vorschläge «ur Verhücang^ des ^inbrin-
gens' ansteckender Krankheiten von der Meeresseice,
fV, 139 -^ 171. . S^ gelbes Fieber^ — VerseichniCi der
Waareti« welche for Ansteckung empfänglich sind,
IV, 167.
^' 'Apoplexie, Verschlimmerung deraelhoa na^ einem Ader»
lad und Heilung durch Pbo«pbor, 1» 53- — Nachtbei^
liga Nebenwurkung der kalten Fomentationen bei t einer
v^aUämorrhoidalcongestlonen entstandenen ,' IV. 25.
^rieneimittsl. Brinnarung an woblüeilere, III, i70-<->i7$.
— WohUeilere Materialien, 171. —,. Vorsuge der ^ul-
Tfrform, 171. 170. — . Surrogace für Dekokte und In-
fusionen, 170; — für destillirte Waasera 173. -^ Ver-
meidung der Ptllenform, 173. 174«
— X«? *- . -
jirzt, 8eine VoUkomnormheit ^ntit^lit dsrch die ▼«rti'-
Bigung wissenschflftUcher GeisteAbilduDg und Ronatfer-
tiffkeit, I*.Jo — > S.6iDe U^itencbdduqg ?oin madisimi»
scben GeirbrtQo, I, i6. '-
Ankma. ^£in schleiji^igt«» , durch Braelijnittel g^hMltat.
I, 60 — 65« — Beichreibuiu; de^ Kfi^i^it^ 61. 63. -^
Heilung ^d^rtalben , 63 -- 65. " " ^ ^
^Magenentzündung, Ist eine auf der Intel Buken ilicEt
aeltene |^ankheit» 11« 35. -^ IfaiVe Bebandmog, An«
wendum^iiait der toihesi Pra^clpiutli^be, 36. ~ -r;. ttire
Hartnäckigkeit ist oft g^itrischen Urspnuigi, 36«
Augenliedi'r^ Widematurlicbea Beben derselben,. I. 6S.
66. — Besiimmijng desselben ala Ki^nklieit« ißS-r^^.
PrognosU, 67. — U^tionelle Heilung« 67. — ^ ^ilipy-
- riscbe, durcb örtlich« iVeiae» und Durdiadineiduog
des Nerven, 68. 69.
jiu&enpulvcr , BiUdMgtncke*» Sein Nutien beim hm*
kom, 11, 57.
Bädrr voll WMeiaig aind gegen dta $dbe Heber, enge«.
wandt worden^ II, 136.
BähunfjTen , kalte. S. Kälre,
Be:nl/ruchf*. Cin durch «la aebr einfA(^«a Yerfabren ge^
beiltffr Rippenbruch, II. 70» — Ein anderer durch ei*
nen Fall veruraachter. 11, 7a. — ZnfaUa, welehe er
Teranlafste, 712. — Behandlung derselben und Verband*
7<j. -^ Verschlimmerung nach elnefr Abnahme dea leta«
teren, 75. — Heilung, 74. -^ Sthliisseibeinbruch, Wird
aelteu gerade an einander geheilt, '74. -^ Am^ und
Beinbrücke. Behandlung der einfaghenc 75-^77> —
der complicirten , 77 — 8^. > ' '
B^nfrafs aes Schenkelknochens. S. Sckenkelhtoclten, ^
Belladonna, Ihre Anwendung bei einem cbroniacben
Pemphigus, 1 , 129- i36. — Ihre Würkung auf MeQ-
(truation und Puls, i^. '
BlAsentein, S, Scein,.
Blindheit einea Augea alt Folge einer HimerscbSttening,
II. 32.
Blutausleerungen. Passender Ort für die örtlichen, beim
Leiden einzelner Gehtrnorgane, III, i58*
Bluihreck^n, Welches Spulwürmer ausleerte, I, 124.
BluiigeL Ihr Nutzen gegen Gpsichtaach wache, I, 60.
ßlutjlüsse, £racbeiaung derselbe^ im gelben Fieber , IV,
112' • •
— «87 —
d^. gelben Fiebers. lV,^b u. f. S. ^«/^«^r Fither, l .
Boro» Anwialdttog diegMlbeK sttr .VexstiidLUDg der Wttf^
hen, I, 70I ' . V ,
Mrätme, Eine tfaeiirfMtiscliev welche 'in Leerung überging,
I. 137. S. Luftröhre,
Branntwein. Sem ^influlii a^f d^ Fieber der Schüts*
pQcken* X.H4.
Bntkfnkteio Zmpfehlnng derselben «U YorbAUHngsniitte)
gegen epidemifcbe FiÄer, IV, 97,. ^
Bruch (fractura!)^ &, heinbrtt^h,' '
JBfuch (hernia), — Leistenbritcbe , II» ^-»IZO. <»* De*
legenheitsuraachen, 94* ^5* ~* I^^ £mklemmung eot-
fleht oft bei eänslicber Erweiterung' des Baucbringf, g.5.
. — <• Gröfiiere bcbwierigkeit der Eepotition bei »ten Brü-
chen, bei Fcaueoi(imniern und |iach genonraienen Jrn^
sticfs, 96. •^- Notb^endijskeit eines entfiündungswidri-
' gen Verhaltens^ nach der Reposition, 97, *^ Taxü, 07,
\ — tiebef BruchbiMider, 93. — « (kontra ctilität des Bauä-
nogs^ üQ. *- Geachichte einer, na^ einer Indigestion
• enstanoenen EJinkleainiung und deren Hebung 99 —
. 109. «- Nachtbeile dea: Gebrancbs z\x vieler Hül^mit-
tel bei eiogeklemixiten Brüchen« 103^ — £in angewach-
fener Bruch, 104. -^ Verfahrungsart des Hrn. Wdlich
bei Incarcerationen , io5 — 107. -^ ZuvetlsCsigkeit der-
.selben und Tadel der geviühnlichen Metb^e, 10). — »
Behandlung nach"" gelungener Reposition , 109. <— Man
'hüte^ich, einen spät erst aus der Bauchhöhle hirab-
l^oniBienden Testike^ für einen Ingi^inalbruch anaii-
iehn, HO*
BrüA deM Scttenkelknochens, S. Schenhelknochen,
Srusienuündunfifen Weichen deiQ innem Gebrauche des
Geis, U, i53,
finufwarts, Behandlung derselben, wenn sie beim Satt«
gen wiind geworden, 11^ 63. 64*
$ru*tf»as^^wcht, Nutaen des Etbrediena bei eSnem
Asthma, welches ganz das Ansehn einer Brustwasser*
aaebt hatttf, 1, 6o->65. S. Mthma.
pmcheL Seincewöhnlicher Sit* Auf -der rechten Seil« du
Körpers^ irf, 70, -
Ckelidonium^ S. Extraetum ckelidohiL
China, Aeniserliche Anwendung derselben bei einer Kothr
Bh^.I^. 34«' *-• -Innerliche gegen WJUirmtr» ibid» •*-
** * gelben Fieber, II« j|3o.
— i«S
h 41- 43.
Ckmtii» Hffhmg ciacr Aaumntm iarcfc
dem Dckokce, II. 44.
Crnnmisturem, welch« mdi CMT«
bUdeo, 10. ^ SI Ceiärmlekig»
Cmmsttmaz» S. ^re/ifre« Reber
Corux hippo€Atiani, Empfeblnag dmcÜMB alt fib^ifm
gum. lil,. I^. — ' Aawopdugmt, lA
welcbe ihre Würkt«Dkett erbölm, S69.
Corux taiint. Empfdilwif dcndbaa d^ Sanra^ft
CbiiM, Hl« 167.
Zk^rmcffnüng. CmpCehloBg cioer Irilmififiwn b«i
klenmiten Brucben, I, G5. 94.
T>€lirlum. Um^ekebitM Verbiütiiifs ilfinnim
Celbtucbt beim* gelben Fieber, IV, 12^
pßsorg^utUation tUr Humi^ «Is nidifte Ürtadie ifavtr Krasb-
beiten betiscbtet, IV, 5. S. HamtkramkkmtetL
Viaphoretica, Err pLblane denelbeii aU Vcgbawrtnyjt»
^1 £'£^n eastfckende iCxaDkbeiteQ • 97. . ^ '
Z)igUa/if purpurea. Gegen Verbärtnng^ dar Lcbnr angs-
w«adt^ I, laß.
Dnutir/t, Ibr Nacbibeil bei ebgeklemmmi Brucbe«,
II. fi^.
Prilf arger Gegundhrunnejt. EmpFebluDg dieselben «^ IIL
17G — iHi. — ^' Seine Bettaodcheile, und Vorsuge Tor
dem Pyrmonrer Wasier, 177. -:- KÜprotbe Bettädgong
feiner nei'hha.'ügkcit an Eisen, und KohlenaäDre, 173,
•— Krankheiten, gegen welche er Torxuglicb Wuxksam,
und solche, bei ^weichf?n sein Gebrauch Vorsicht erfot«
dcrrt, 17g — AnnehmlichVeiten des Aufrad^lt« in Dri-
burg, ibo.
Drüser gesfhwühu, Behandlung der rheumatischen , 17,
59 — 61.
J)ulcamara im Dekokt gegen Gicht angewandt, 1,95.
Dyshrasien.. Wu.kung verschiedener deraclben mif dl*
Haut, IV, 12. S. Uautkrankheüau
Eissn. Anwendung des glühenden Eiseas g^gen d»§ B»>
ben der Augenlieder, 1^ 6S*.
/•.■■'
— -189' —
9 S/äctriettat, Ihr Nutftftt bei Geiiclitsidb\rädbe, I« €o. ^^
Gegen Beben der \ugenlieder, I> 68.
Mpidemie, Nachricht von eintr böiardgen, welch« au
GenF henr#chte, lll, xSir-iSS Ihre erstdii Aeulse-
/ ffttngen, 182. — ' Weitere Ve^teitung denralben* —
Ihre Symptome und verschieden» Ausgänge, 185. -^
Peceonen, welche fsie vorzüglich b<^ei. — Ihre Eigen-
heiten : i) Sie verdient kaum den Namen einer Epi-
demie. 2) Sie ist nicht ansteckend >i8^. 3) Sie hat
d;e Sterbiibhkeit nicht rerfti^rt.', 4) Ist ivicht jni be*
kämpfen, 18:^. — Angebliche Ursache dfr Krankheit,
w— Inre Abnahme^ i86- — Mittel, welche gegen ihi^
weitere Verbreitung angewendet wurden, 187.
Epilepsie. Behandlung deraelben mit Phosphor, 1, 48* 49*
Erbrecken, Ueilsamefl in einer vermeinten Brustwuser^
sucht, L 6>— 65. S. jisthma,
ErhUzung, Br Einflaüs anf Schutspoeken^ I» ix4«
Srysipelas, S. Rose»
Erschuittuni des 'Bürhenmarks , II, 85. — Ihre ZflGUl^
85 — 90. — Behandlung» 90.
Essentia Parir, Bravae gegen RheunatisiBns, angtWftndtv
I, 51.
Esßstirpättfyn t\nt% Kxebsauges, II, dp-
Extractttnt oeädoniL Anwendung aesselb^n gegen Ver*
. atonfungen des Unterleibes, I, 40. — Geg«n Wasaer-
«noiten, 42* — Empfehlung einer Anftosung desielbtn
ia RotenwaM^ g^en dironiache Ophthaimien« ibid.
t.
'FamlfieUr» Svbeahnc dtsaelben anF der liual Rii|^
If, äi.
Fell amfdem Auge. S. Tjeueoma,
Fieber. Minderung der Fieberhicse dordi Phoaphor« 4^.
-><- Fleck- Gtllen- und Flnfsfiebet wnrdaas dordi Hnos«
^jpher geheilt, 49* ^- Pkospher,
Fmelh Eine fon Würmern entstandene "Oarmfistel» I,
5o— 44* " ^^ Entstehung, do — 35, — - Ihr Aafbnidit
35. — Abireibnag der Würmer. 54. — • Ueilong, 35.
56. — Nuisen des äniaem Gebrauchs des Pfaoapfaors
mr Auflösung kallöi,er Oberflachea ia den Fucaln,
7, 54.
Fixe Luft, S. Kohlensäure.
Fkasue'smmuium. ErJüütong wikicad dfliidbca «regt
Veffb^ciui||«B ia d«n Bniaun^ U» 64.
i*20
JW UmtJLism b«» fckUü»^f«ta ^ad wüisiiiigriii Piifliiii.
^mnn^^h *0«r '«ti i&^ai^M«a der
G.
C^^^amitm**, *^«-a XwscB bei ia^iBiit^iihg, I, Q».
Cthurt. Eta ncrkwiudifcr Fall» I, ü^^y^ —
^«nrlheo. 71—75- — Fo'g^Enmfoi itvMi. jJ^ji
G«Mr«. Cfl/r# Gehmlahrv, lü, 5— 9&. —
fnang^fi, wel«:fae sa Gtf/T« UaCciiacbn||C«
V«X4nlM«n/| §Am^ 6b — Seiiu ^ _
«n if^ GeHimt» tmd waä ihn dütmi ioMmm, 7. —
A;le N«rT0fi bUdM blob fidem, ft. ^ Esgwto Vi iii
und »u*üf,kU0Unde Nerren «ad Co»M'n«i<n, ^ ^
UiMiMUMtad« ]l«nrca, der«i Mcrkoul« 9» — Ihn
V^fBürkant durcb die Canglim oder EarvadoMiM;
dnen h€§cMfUnhnx, nnd der A«»brMi4af AyNeiM^^
ICr welche aie betiimeit tind, snceaesiei« Stiake^ it.
-^ VcfbilmiCi def NenrcnbundeU it. * fulgwTit
deretlbeii» 13* — * Gen^ des efeira Bumelpeei«». la;
dm sweicen (weichte dae kleine Gebira bildet), la —
M^ "^ Die Hör -Seh- und Riechnenren 14. — De«
fnitüere der Paare (die PyrAmiden) giebt den Ureprmg
d^a fransen Gehirns ab, t4- ^^ -5eui Laufbia sur Obcr-
/)4che der Hemitphiren, und dabei vorfalende Dnrdi*
kfouxudg« li. — Gam§iia^ dorch weldie es g^t« aM
n) A'\fi Varolsbrucke, 16. -— Bei dieaem DuMJigjbBge
erhii kt man bei gebdrigem Verfahien Sdilchiea vo^
Jai»giicbe« Und Qtteecatreifen, 17; —* ttad mecb dülr
•elben bildet daa BündeJpaair die erurm. oerehn, ig -^
A) ein grofaea^ im mittleren Himlappea befiodll^ea,
^HgUottt 18. -— Worai^ dieaee gebildet wird? tS. la. ^
-^ Divergireode Verbreitung der NervcDatreifea nach
ibrem Auatritte eiuden GaneliU und Endigong in die
euUig'e Matne» ig. ao« — Gleiche Endigsag der Ner-
ven. il es Rikkemmarka f 30. •—* Von den auruduaeten-
don Nerven und ihren Merkmalen, 21. — Wie «ie
C( mmlnurf-'ü bil«len, ot. -^ fieachreibiiog dir biehit
enideckien Comnuaauien, ai-^a^ -^ Von «er •«§%
nannten Rapht i^ndiäU^ »4*
— »9* ^ ,
GehirnorganenUkre, Hufelmudß BemerkuDgtn über die-
selbe. 114 — l5g. — IJaiicbtige Belegung derselben mit
der Benennung „ System /Vii5. — xialCs Verdienste
um die Anatomie des OeliiiFns, Ii8* tip* -^ Von .der
Würkung des Geistigen in uns durch Organe, rs20-^
135. — Pfütung derTiir die £xistens jener Organe auF
der Oberfläche des Gehirn^ n^d der aadurch am Scbä-
-del entstehenden Hervorraguagen geführten Beweise,
lS3. — /. Das Das^ii der Organe steht mit den ih
nen angeschriebenen Yerrichtnngen nicht ifi,gchöngera
'Verbältnisse, 124. IJ25 — IL Von aer Gröfse eines Or-
fans ki^nn seine Energie nictit abhängen, 116. ^^ IIL Der
FmPang desselben kann kraokhalt vergrÖisert/ lüii. —
IF\ dal Oraan selbst aber gelähmt seyn, 128» — ^. Ün-
* sicherbeit aes Scbliefsens von Erhabenheiten der aus-
eern^chädelfläcbe auf Vertiefunaen der inDeni, als Pi'o-
dukte der ausdehnenden Krsft des Gehirns, lag — r32.
yi, Unaulän glich keit der von Ga//'ai1|;eoommenen Or-
gane*' i32 — 135. -r- ^XT MangelbaFto Evidena des tJn-
. terscbieds der Nervenipasse in hinaus- ukid aurücktre-
teilde, |35* -^ FUIi Maiige} «Ines Mittehoinkts für
beide Maaseil, x35. -^ IX, Prüfung ^e% Satai&s vom
Silben mit einem Auge» 1^6. — X Vom Gewissen,
137. -— .fteiuhat der angestellten Prüfungen» i58* —
£influ£s,und AQT^en(iung der Ga//'schen Lehre. i3q» •—
Beseitigung des ihr gemachten Vorwurfs: i) Dafs sie
. Materialismiis predige, 140 ^14$. a) DaCs sie die mo-
falisdle Freiheit raube » 143 — i43. — Unzulafsigkeit
individueller Anwendung, i46 — 4^* *^ Anwendung. auf
Physiogpomik, 14g; — auf Eraiehung, 149. i5o; — '
auf llioralitäti i5i — i53; — ^auf Rechtswissenschaft
lud gericbtiidie Medicia, i5$— 156; — ' auf die Hail-
kunst, i56*-'i^.
GeMrHWassersuoht, Aefanlichkeit derselbe^ mit dem g^^l-
ben Fieber, io Ansehung der verschiedenen Perioden,
IV. 85*
Guthat Fieher, Jo$* Prmnl^f Schreiben über dasselbe, I, ;
JUto — - 155. — Was alles in die Geschichte desselben
gehöre, i5o. — Vorsicfitigkeitsmalsregeln, welche der
Generalgouvemeur von Litthauen gf^gen dasselbe ei-
griffe i5t^^i53. — Fr^amentariscbe Nachrichten über
die ietate Epidemie in Mallaga etc., II, 133 — 149. '*^
Die UebejhAndnehmurig des Üebels wird der Hegieranv
fur Last gelegt, 124. i25. — Heil vei fahren in der er-
sten Periode mit schweiüstreibenden und ausleerendjui
Mitteln, Weiiieeaigbädsrm undOeleixueibungon, lO^. S^
_ ig2 —
£• giebr kein SpHißcum gegen d«! Uebel, 196. —
Sorglosigkeit \p, Anwendaog cler Präservations mittel,
la^. — 'Ckurianas .V«r&cbonuiig» 137. — Beatätigte
Hellsamkm der Oeleinreibfingen» und dabei ^u beob-
achtendet y«rfahren, 139. ^-^ Sie mutaen durchaus
Durchfall erregen^ und taugen nur für die erste Pe-
riode der -Krankheit, ifo. — Namensvereeichnila der
Peraoneo, welche durch sie gerettet worden, 131. 150»
, Nachtheiiige Folgen der Wied^reröfibnng der versdilos-
aenen Haliser, 135. — Eiiifuhrong der Kninkhatt durch
engestekte Waaren, 136. — Erscheinung der'&rank-
faeit in ^licante, tsS. -^ Berichte hierüber, 139. —
Muthmafcuttgen über ihre EinfuhruDg daaelbac, 140.
^4^* — Warme Witterung begünstigt die Vjtrbr^itüng
der Epidemie, t^l, -^ Versuche, qieselbe gleichstm
SU ersticken, 142. — Mindeire Verbreitung; "unter der
arbeitenden Klasse der Einwohner, 14^. — Die An-»
ateckung geschieht durch Berührung^ i43. —>- Abnahme
des Uebels, i44* — Aehnfichkeit mit der Pest und Ver>
achiedenheit vom Typhus , taS^ — » Gleichzeitige Er-
ach einung einea Insek's mit der Aniteckung, 147. —
Preisaufgabe des Koni gl. Ober - ColleÄum Medictim
über die Ansteckungsweise dea gelben Fiebere. -^ Sie
betriftt: /. Uebertraguog des AnstedLungütoffes durch
leblose Substanzen. — //• JDafur oder dawider su fuh-
rendie- Beweise. -« HL VerhältDifs jenes Sto£Fee iur
Krankheit selbst, 161. — IK Chemische Kenntiiifs
dessdben. ^ ^. Dauer seine a WurkuhgsTennögens. —
Mehrere oder mindere Empfänglichkeit yersc£iedener
leblosen Substanzf>n, 162. — f^II, Identität oder Ver>
achiedenheit der Aeufserungen der Krankheit in Nord-
amerika, in Spanien und Livorno. — Endemischer
Charakter, j63. — Fischers Bemerkungen über das
Selbe Fieber, IV, 44* ^^ Allgemeine Reflexionen übef
ie Unzulänglichkeit der bisher gegen dasselbe enge*
wandten Heilmethoden , 44 "*^ 49« — Vernachlälsigre
Hücksicht auf dem chemischen Assimilation^ • und Mul-
tiplikationsprozefs bei contagiösen Krankheiten, 49"*
53t — Wichtigkeit der Bewegung als chemischer Po-
tent in der ersten Periode d r Krankheit^ 52 — 55. —
Beschrätitheit der Gewalt der Kunst über die erste Perio-
de der Krankheit, 55. — üntaugiichkeit reizvermeh-
render Mittel in dieser Periode, $6 — 59. — Beschrän-
kung des Heilge&ch^fts in derselben aus Mäßigung der
Keacti«m. 59; - durch Aderlassen, welches durch Pur-
firmittel hier nicht erseut werden kaivi» 60; .— •- durch
aulaer*
— Jj93 —
äulserlichea behutlamen Gebrauch rder Kälte/ 6r. «-^
Termin führ die Anwendung des schwäoibenden. Heil«
Verfahrens, 6i. 6p. — VertHeidigung; desselben gegen
die^ uobedinute Anwendung. der Reizmittel, 6a — 66, "^
Jacksons Empfehlun^^desselben» 67 — 69. — ' Eymanns
gleiphlautende 'Meinung, 69. 70. -— Rasoris 5chwä-*
cbendes Heilverfahi'en bei einem, ansteckenden Hospi«
tal^eber,^ 71'. — /Ttir/ffj übereinstimmendes Uribeil/uber •
den anfänglich sthenisehen Charakter ähnlicher Fieber,
72r—74* "^ Mehrere aus der Analogie der Pest, des'
englischen Schweifsfiebers und ähnlicher epid^n^ischer
Fieber dafür geführte Beweise, 74—84. — Weitere
• Ausführung der oben angeführten Sätze> 85-^95. -^
Unzulänglichkeit jedes einzigen, allgomeih zu empfeh-
lendei^ Heilverfahrens b^im gelben Fieber, 93 — 96. —*
Proptiyl^ctisch anwendbare Mittel, 97. 98»^ .>^ '1 hera-
pcutisches Verfahren, Qß — ^08. — Beweisgründe für
die Richtigkeit der angegebnen Prophylaxis, iq8-^ii2.
.-» -Vorschlag zur Verhütupg der Ausbreitung des Ue«
höls im Anfange einer Epidemie» 112. — , Zweifel ge-
gisn die Behauptung, dafs ohne unmittelbare Berüh-
rung die Ansteckung^ nicht geschehen könne, ii3. —
(Nachricht von' der Epidemie in Livorrio, X14 — lap*
— - Entstehung derseriben, n5-*H7. — ■ Beschreibung
der Krankheit, 117 — 122. — Leichenöffnung, 122 —
is4* — Zunahpid der Sterblichkeit, js4* — identit^it
der Krankheit mit den Epidemien von St. Domingo,
Mallaga, u. s. w. , und ihr eigenthümlicher Charakter,
125. — Einige allgemeine Bemerkur^en über den an-^
cteckenden Charakter der Krankheiten « t26 — 129. -—
yors<!;hla'ge' zur Verbütung (ies Einbringens, anstecken»
der Krankheiten von de/ Meeresseite, 129 — .171» •—
tJügrund der Meinung, dafs' kältere Beschanen&^t i.et
Liift die Verbreitung des gelben Fiebers hemme » 129
— t3i. — Dringende Nolhwendigkeit streiSger Vorbeu-
gungsmittel, besonders in Häfen, i5i — 140. — Vor-
schlag zur Errichtung schwimmender Lazarethe, i4i*
— ^räsiervätiv- Seekodex > enthalt 1 x) Untersuchung der
angekommenen Schifte, 142. -^ d) Organisation der
Gesundheitskommissioil, 143. 144« — ^) Besuche der-
selben; i^ — 148. — Quar^htaiue auf dem Ankerplatz»
148—65. — 5)^uarantaineho8pithäler, i55. — r 6) Rei-
nigung dpr Waare, 161 — 167. — Liste der zu centu-
macirenden Waaren, 167* — Nicht ansteckbare, weU
che a) im Lazareth gereinigt werden müssen; ö') welche
am Bord bleibeu kann, 168. — ^ Parfüm, welcher im,
Journ. XÜl, B 4. St/ ^
— 194 —
Bfaneiller Laxtretb gebrt«dit wird» I^ 170« -— Mor-
f«0«V Aäachfruneen, I7f •' '
OMsyckr, Umgekebrtet Vcrhaltnilj denelbeii mit der
Heftigkeit des Deüriums im gelben Fieber, IV» iig.
Gicht, Periodiscfae Anfälle derselben wurden durch ge-
lind reifende diaph^etica gehoben, I, 33. ^
Qouimrdsches ßteiwauer. Seine Anwendung Ibei Frakta-
rtn, II, 77.
H.
MdmorrhoidalblntflUsse, Empfehlung der RAfskaicuiieB*
fruchre gegen dieselbe, III,. 188.
Harnabsonderung^ Verminderte,, die tuf den ' Gebranch
der Csniharidensalbe erfolgte, I, c5. — Nutelidie Ver-
mehrung derselben bei einer Apoplexie durch den Ge«
brauch des Phosphors, I, 58.
Hauihankheiten, Alljgemeikie Aetiolngid derselben, IV»
5— ;2«>. — Nächste Ursache derselben, 5, — Verschie-
denheit des. Verb äittaisses der Lebenskraft nnd der £in-
Yvürkung der entfernten Ursacl^en, 6. — i. Fehler des
dynamischen Verhilluiisses. 7. -^ Eintheihing demselben
in \) allgemeine; 9) örtlich auf die Haut wirkende Po->
tenzen: a) idiopathisch, g; -*- ^) svmpathisch wie ga-
strische Reise und ähnl., 9: — antagonisdsches Ziuam-
mentreffeh eines verschiedenen dynamischen Verhilt-
nisses in demselben Or£;aaismus, 10. — IL Qualita-^
tire Fehler. — Eigenschaften der Haut, durch -welche
sie jenen Fehlern vorzüglich unterworfen ist, ii» —
Eintbeilüug derselben in i) allgemeine, aU: d) vet*
schiedene JDyscrasieh; b') manche Gattungen der Nah-
rnngsmittel; c) Uebermaafs ders(4ben; d) metallische
Vergifiungen, 12, r3. — aj Oertliche^ a) verschiedene
Contägieii, i3; — b) verdorbene I'uftj — c) unter-
drückte Ausdünstung, 14 ; — ' Anlage iu Hautkrankhei-
ten (disposUio psorica), 14. — Ilire veranlassenden Ur-
sachen: i) Angeborne Anlage, if)^ — 2) Kindheit und
Alter. — 3) Lebensart. — 4) ^^inna . 16. *— Würkun-
gen der Hautkrankheiten, 17. — Wichtigkeit des Uii-
terscheidens derselben von den Ursachen. — Nachtheile
der örtlichen Unterdrückung eingewurzelter Hautkrank-
heiten, iS. 19.
Ikünsithr, S, j4rzi,
-^nchfutetHngen, Nutzen der kalten Bähungen bei
Mtlben» 11, 5i. ^ Bekämpiiing der häu% als Symp-
'tom ddn«Tbeii ansutreffendeil t.eib^verstopiung; durch
reizende Klystiere, 3i. 33.. ^— Wahrnehmüog der Blind-
N heit eines Au>^ei ili Fol|;e einer Himerichtittefung, 32.
33. -*^ Nachtheilige ,Nebenwurkdng(en der kältete Fo-
mentationeo bei Uimftrschütterungeh , IV, tzS — ^ 25- *-~
Verbesierte AnWendtingtart des genannten Mittelt > q8
—35. 8. Kälte,
Node. Das spätere Herabkommdn teines &oden ^k^na Ku
Irrutigtfnt verleiten, II, t lo. •— Diagnostik und Beför-
derung des Herabsteigens> iti. — « Beispiel eines Irr*
thums dieser Art, itt.
^ HaspUal, Ueber das in dem Mosköwisclien Erzieliiings-
hause errichtete, I^ 95 — ' >20k — Tabelle der darin
behandelten Personen und Krankheiten, ^5 — io2&* *^
Zvt^ck «od Einticbtung der An^^tslt, kos — tö6.
% Hornhaut. Zertheilung einer Dunkelheit derselben durch
* äulsere Reizmittel üud Morkorialpurganaen, I> 76 — 80.
Hydrargjrrum. muriuUtum mite, S. Mercurialla^,
Hydrargymm vraecipHätum rubrum, Anwendung dessel-
ben bei Ophtfaalinien, II, 36.^
HydrocBphatus, Würkung des inberh WaSserkopFs Huf
die Hirnsubstana, III ^ 6. — G^lts Erldärungen der
' Möglichkeit der unversehrten BeschafiPenheit der Gei-
steskräfte beim, innern Wa9SerkDpfe> 28. '*— tJnge^
störte OenAra^ionsiunktion bei demselben, 7^.
Ifydrops cysticus, Heilung desselben durch Quecksilber
nnd Opium, I, da — ^o. • — Seine Eotstenung^ 22. 26.
— Heilung; 26—49. — Verbindung desselben, 37 —
*'44. — Ihre Entstehung , 3g. ^ Behandlung mit aufö-
senden Mitteln» 4^. -7- Vorzüglicher Nutzen des ex^
' traeii xheiidonii^^^o^ ^^( ' '
HjoscYamms, Anwet^dung des Extfacts demselben gegen
Leioesverstopfung , I> 33,
I.
Iris. 2ttMmmen,ie1iuiig und LahtUtane darielböd, kla
Fol|« «oer übel behandriten Ophtbumie, 1, 79.
K.
Kälte. Nutaen ihrtr ortlichen Anwendung bei Ambljö«
pie> l> 60» «^ Beim Beben "der Augenliederi 6d* **-
EinOnb der Kälte auf die Schutzpocken, 114. -^
NutaeQ der kalten Fomentationen bei QaeticfanngeA
N A
- igS -
'Beim ^e.!H9 Ftaber, 6i. tr, loi.
Aa£o«Q9^ demAbea. ia Wa
des Bf^it», U. I?i.
n, 6S. --.
XimUet^enrJMfr, PiUjJIcic
gcftcn Puber. IV\ 8«.
jtr**-**j ifl 4ca firaacaiy II, 64 — CS- — CF:
«■d EiaftMamg dm üliwvs. GcbraadK»
Ifclie EiöS-sma^ dervclbea, «oUd ma
gtbhdez hmz, — G-uid« daCw. K- — Das
gen ff<isauc sidit vor de»lckki^ Ve:binHagrc>» 6^.
K.ohlt'ipuhcr, Xlm^^JZD^ Ar Si-*£e der ~
oer £pi<Len»ie gntorbeaeii nit denas&b^« » .^s Prj
tir d^r ireif«r«xi Vtrbreixmog der K-zcibek, HI» 1S7.
Koh/rfuaid^'. Ibre WCiäu«o^ ^'S^** Liastoisunie« S^ xi^
Kopt^^tcM*uI»t eine» z-eii^eb :«ro«« Riodet, II, 53. -— — ftw
Z«^beJ-.ng dnrrb äoiserii Dni^k, 3^
^opf'wurä'.t . Eicficbe B^biodlaag der Qtutlmy
am Kcp'V, :I. 29. — Wamang ror ekcrbefiordecBScB
Mitrela \o : tot xh gutT P/f>^Afinr, 3l.
Kräitr. Si? 'vrird curcb d.e Vaicinatioa siebt
I, il4' — £«^MbneuBg deneJbcn ii
oigfacber Betcbwerden der Bmsc mid dci Uaterlcibeiy
Krankem fiJiui. S. fi<osßitMj,
Kranikeii*"* , '«vficbe ia Lütbaoen aai owistea aBcvtnJl
ieii^ werceo . I, i54- — Kraakbeitea der Imsd ItugCB
n, 5 — I2J. — Topoerapbie der Insel, 6 — 9. -^
Frodskie, 9—13. — Rlima, i3-»i5. — Bcw^lkeraag,
15— i& •- Gcbunipflege, lg — sou — KxaakbcKC»^
' ,wi». iie lA vehMzliiecl^iieii Jahressoitcn l^cmclieii ,, ai —
sgk — Einzelne KraokheitsfälM, und deren Behand*
lung, 2$ — 12a; und zwar diirurgiscbe. aj' jgeqüetschto
Kopfwunden, 28» -r 35* S« Kopfiffunden, — fj^ Ves»
ücbiedene Augezikränkkeiten, 35 — 53. ^ e) jFIiefsenda '
Ohren ^ 53 — 5j, S. Öhren. •— ^ Zatinschineraen , 57.
58, -rr^ e) VewcWMkkung fremder Körpbr, 58. .— r ^J»
Rheumatische Drüsengeschwülste, 59 — 6r. — ^ Krank«
heiten der Brüste, 61 ' — 63. — Empfehlung des' Selbst*
«äugen«, 61 — 63. — Verhütung und Behandlung des
Wundwerdens der Warzen , 63. 64. — .' Knoten ia
den Brüsten ,64 —? 68. '— S, Knoifin, «i- A) Krebs,
§8^ — yo: $, Krehs^ — i) Bjnnbrüchfs^ 70 -» 82. $.
Beinbruche. -« Ar) Verrenkungen, 8a^84* **" 0 Eine
jErsishütterung deaVRuckenmarks, 8J--793. . — Nutsea
- der Valeriana bei derselben, 93. — r ?n)ihrüchea 94'^*
t:io. '— n^ Späteres Herabsteigen qines Hoden aue'der
Baachh^hle, iio — ii3 S, Node, — o) Abscesae i^
jier Gegend dejp Wichen, ii3-*llS^ S, Weichem, «^
p) Stein, 118 — lax. S. Stein, — -
Krankheit ifon^Siatn, IV, i3ä. S. gelbes Fieber.
Krebs, An den Brüsten kömmt er am häufigsten yor, U^
68- -— Bewährte empirische Mittel gegen ihn«* ^» '63.
. 1» Vorzüge des ^chnitts,'69. ,
Krebsauge, Etstirpation desselben, 11« 39*^ '
Kuhp0cfMi. S, SchUtzpöcken».,
■ X
ISkmung, Eine durch Kälte' veniriachte Lähmang der
Gealchtsmuskelu , II, 14g -^I53. — - £ntstehnnff. dersel^
ben« 150, — Entdeckung der UrsAche und Heilung»
151. — Einige Gedanken über die Verschiedenheit der
Würkungsart >der Kälte in Erregung d^s Eheiijnalisiyiue
vnd det I^hmung, i5f. i52,
Laudanum. ^S. Opium, *
Leibesoff'nung^ Nutsen ihrer Befördefung bei Beinbrüchen«
II, 72.
Leucoma, Nutzen des BaUUngerBchea Augenpulvers ge-
gen dasselbe, II. Zy, 38. "
Liniment,^ .flüchtiges. Seine Anwetidung, gegen Bel^ dftt
Augenkeder, i, 68*
Luftröhre» Eine dhrch. eine heftige Brä^uiie veranlAfiite
Vereiteruiig derselben, l, i3ß — 149. — Entstehung
der Krankheit , Behandlung der jingina, i37 — 14^* —
— 194 —
BfaneiUer Lanretb gebrt«dit wird, i6^ 170« — - Mor^
f«0«V Aiachfrufigen, I7f •* '
OMsyckr. Umgekehrtes Verhiltnilj derselben mit der
Heftigkeit des Deliriums im gelben Fieber, IV, iig.
Gicht, Periodische Anfälle derselben worden durch ge-
lind reifende iUaph^etica gehoben, I, s3. ^
Oouisrdsches ßUiwasser, Seine Anwendung Ibet Fraktn-
ftn, II, 77.
H.
Mdmorrhoidalbbaflusse, Empfehlung der R^rskastanioB*
fruchre gegen dieselbe. Hl,. 188.
harnabsonderutig, Vermiffderte ., die auf den Gebranch
der Can^haridensalbe erfolgte, I, c5. — Nutalidie Ver-
mehrung derselben bei einer Apoplexie durch den Ge-
brauch des Phosphors, I, 58.
Hauihanfüieiten, Allgemeine Aetiologid derselben, IV,
5— P'>. — Nächste Ursache derselben, 5. — Verschie-
denheit des Verhältnisses der Lebenskraft nnd der Ein-
Yvürkung der entfernten Ursacl^en, 6. — i. Fehler des
djnamischeil Verhilltnisses. 7. -^ Eintbeilbng de^seJbim
in \) allgemeine; 9) örtlich auf die Haut wirkende Po*
lenzen: n) idiopathisch. St *-*- ^) svropathisch "wie ga-
strische Reise und ähnl., 9: — antagonistisches ZUssm-
mentre£feii eines verschiedenen dynamischen Verhalt-
nisies in demselben Organismus, 10. — /A Qua^ts•^
tiro Fehler. — Eigenschaften der Haut, durch weicht
sie jenen Fehlern vorsüglich unterworfen ist, 11«-^
Eintheiloog derselben in i) allgenaeine, als t d) vtt*
schiedene JDyscrasied ; ^) manche GattungeU der Nah-
rungsmittel; c) Uebermaafs derselben; d) metallisdie
Vergiftungen, i2, r3. — a; Oertliche^ a) verschiedeoe
Contägien, i3; — b) verdorbene Luft; — c) onter-
drückte Ausdünstung, 14 ; — ' Xnlajge au Hautkrankhei-
ten (äispositio psorica), 14. — Ihre veranlassenden Ur-
sac)len: i) Angeborne Anlage, i5. — a) Kindheit und
Alter. — 3) Lebensart. — 4) Klima , i€. — Wirkun-
gen der Hautkrankheiten» 17. — Wichtigkeit des Ua-
terscheidens derselben von den Ursachen. — Nachtheile
der örtlichen Unterdrückung eingewurselter Hautkrank-
heiten, iS. 19.
ffeilkünstlhr, S, ^rtt.
Nirnenchütternngen. Nutzen der kälten Bähungen bei
dfAtelben, 11, 5i. — BskämpliiBg der häufig aU Symp*
'- • I
Nen^mt. CalVs Meinung über dictelbtn. S* Gehirn.
Nervus 4uphatorhitalir^ Die Durchschneidung desselben
wird gegea^ das Bebea der Augei^Uede^ tmpfobleo» h
68. 69* ' \ '
Nictieatia^ S. jluf^enlifder, *
Ifm/söl^ AeuCserliche Anwendung desselben g*g^B Ver«
dunkelungen. der Hornhaut« I, 78. ,
Nymphomanie, Einige von QaU bemerkte Sftcbeinuseea
dmdben,m, 73.^
OeL Aeufeerlidbe Anwendung det TeipendnöTi bei ei-
ner Kothfittel, I* 34* — ^®i fflulichten Gescbwu-
reu, 36. *— Innerer Gebrancb des Leinöls gegen Be-
•cbwerden. de& Uiijcerleibes, 127«. — AeuUctrer Ge»
brtuch des Mandelöls, bei fliefsenden Obren, II, 5j\,
' ^5; — inberer bei der Ruhr, i5a; •?— bei Urinver«
lialti^ngen^ ka.tarr^aliacben J^i^i^llen , Brustent^ündun«
, gen und Nacbwel^eil, 165. — Ui^wurksanikeit der
Oeleinreibungen bei der Pest, IV, 76« — Ueber die
AnT^emiluifg d^rset^ben im gelben FieDLer« II • 126. isg.
i5o. i3i.
Ohren^\ l^itti^tt Au^flufa aus denlelben» If» 5a. — Ge-
fahr der Vernachlälaigung, 5a. — Behandlungsart nach
Ver&^tit^enhei^ der Ursache, ^3—57.
Oleum, amygäaiarum, S, Q«/.
Oleun^ Uni. Sv Oel.
Oleum, threhin^hinqe» ^. Oel^
Oph^otmie, S, Äugenen^ündUng^
Opium. . Anwenjclung desselben gegen Sackwassersucht» I»
08; — gegen LeiDfSTeratopfung 9. 3a. — Innerer und
aufserer Gebrauch der tiufiiura opU croc,; gegen Be»
achwerden der Bruat mpid des. Unterleibes» laS, IS7,
— - Nutsen der iinctura opU' bei eingeklemmten Brü-
chen» U, io5.
OrgoiMÜehre. S. Schädellehre und Gehirnorganenlehre%
Pmrflimt im§en man aich im Marseiller Lazareth bedient,
IV, i6g. '
Pemphigus* Ein durch ^WAzelo/ina geheilter I, lai — 136.
•— Imicbricht von dem vnrher^egangenan Gesunflheitt-
/
i
wnmmdß, isi — iiS* - — * ErscktinoBg d«i Anm^ihfin,
12S. ^ Erktfimiiiic d«M«lbcn m\m ptmpkigmt, lag. —
Anwcndoog d«r Bniadtmmm, i^r — 134. — £iiii^ ^
Aetiolocie der Rjankheit b«cr ffoid« Fruen, x55.
P§s$, Inr olöulicbes AuQioreii Bach euiem hefncBB
fituniie, u, 144. — ' Iiiflaram^toriflcb«r Charakter im-
'••ibeo; und Ünworkianikeic der OaUuiieibiiB§«a» lY,
76. — ' Vertcbieden^a Verbalcen g^cn Hitse nmd Käts
in Egypcen, oiid m Conscanunopal oail Saa3pma, 78-
'Pßtechiae. Heitoog einaa Fleckfiebera dnrdi Pbo^bor
und Th^nak, I, 4q.
Ph/»ß:iston »oll ein fieftaadtheil daa Phosphors acja» J.
46. 47-
Motpkor, Sein Gebrauch in früheren Seite«, I, 45-^
56. — Er ist am tbieriichen Sobttansen am lai^eaten
' $u getfiDilen , 4^. 47* ** ^i* ehielt seine Corrocivitit
yiOB der Säur^ und d^m Phlogiston, 47-* *" .Seine
liraDipfs tillende ond schweiTstreibende Kraße, 43. 49*
» Vortcbläge, ihn» und 2war ^orxöglich dae aua den
Knochen ber«Mtete Sata haJOger xu gebnnchen, 50.
^r. — ErftobruMgen, welche seinen Nutaen in mehreren
Krankbeiteli beweisen, 5i — ' 54- — Sein aoHMro* Ge-
brauch, 54« — Tab<;lie der Kjrankheiteqt in wddien
er sich nuulich bewiesen , 55. — Schrifcen über aeine
.Heilkräfte, 56-,
"Phosphors nurc* EUttt g^goo Zahnfanle empilohleo, II, t5j,
S. Zahne.
fleurothotonus universalis. Heilung desselben durch Phos*
phor, I, 5a.
Praecipilat. 8. Hyd^rarfayram praecipiuuum,
Projhtvia. EmpFeblung der Rolskastanianfrikhte gegen
schleimigte und wafsrichre, III, 188.
Purf^irmUtel. ErnpFebluiifi derselben in der eziten Periode
des gelben Fiebers > IV, 100. /
Üheumatisnms. Anwendung des Phosphors gegen den-
selben, I, 52. '
Rote. Das Waschen des Auges bei einer Rose am Ko-
pfe erregte Amaurosis, II, 44.
Jiosenariifrer Ausschlag, Ein durch kalte Fomentationen
veranlafflter, IV, a6. 37.
^ofshasianin. S. Corttx et fructus hypocasianU
mulinier, xnediciniscber, X, 10 — aa. -^ Unterscheidung
dl^sselbeii vomArxteV il. -«- Grund, seines ^mpiriscken
. Verfahren^. — UnmilälÄigkeiL eigner Bildungaaiifetaltea
für Routjmers, I3. — £intheilung dersnlböa in j&Wei
Klassen, 17. i6* -^ Vorschläge zur Sonderung derseU
ben, und aar eiagescbränkteren BefiigniÜs -der Routi-
nierit* der niederen Klasse, tq S20. , .
Rügfn, Medicinische Orubefchreibung der Insel, II, 5.
u. f. S. KraAkheUen. • ' ♦
Rühr, Seltenheit derselben auf der In«el Rügen j II, Qi.
•— Heilung derselben durch Mandelöl« gumnU amlf^
und iaudanum$ i53^ .
»
SalmM, Aeulsere Aifvrendung desselben bei Verrenkun-'
gen, II, 83' — Bei einer Erschütterung d^es Rücken-
marks, 88. , ' *
Säuren, Nachtheile iLe% Gebrauchs derselben in dei er«
steik Periode des^ gelben Fieber«, iV, 6i.
Sackwas§ersuch$, S. Hydrops,
Salzsäure, S. Acidum muriqiicum, ,
Söf^ßdeli und Organen ' Lehre, llt, %5 — Xl4» "^ Nähere.
Bestinnrnng derselben. 25. -*< Dreifache Verrichtung
des Gehirns, und Bi^weis, da£i es das Organ der Qei*
atesverrichtttngen ist« 26- — Die Hemisphären enthaU
tan dio eigentlichen Organe des Denkens* 27. ^-
Beantvrortung der gegen dieae Behauptung gemachten
Einwürfe, 38— ^3o. -— Die Symmetrie der Himwin«
dangen stehe mit deren Vollkommenheit und den
Geuteskräften ih umgekehrten Yerh^tnissen, 3r. •—
Das Gehirn ist nicht oeelenor^an , sondern ein SammeK
• plats von Organen, 3i, — Beweise« dafi jede Seelen-
. xraft ihr 'eigenthümliches Organ habe, 3'3 — 34* *— Er«
kiärung des Wlschens und des ScbltUs, 34; — dea
TräUmeBa, 36; — - des magnetischen Somnambulismus
und des VWdmsinns, 36. — Möglichkeit, an der äus-
seren Oberfläche A^a Sehädels individuelle Anlagen sfx
erkennen, 36 — 5o. — - Die KraftäaCierang eines Or-
gans steht mit dessen quantitativer Entwickelong in
Verhältnils, 37, — Bestimmung der Form- des Schädels
'• durcli die^des Gebims, 38*' — Beweise dafiir} a) die
- Lage der einseinen Qrgane nach bestimmten Gesetzen,
38. — ^) Das Paraliellau£en der^ aMÜseren Lamelle
-des Säiädels mit der innem ^ bis au einem . gewissen
Alt^r, Bg. -^ c) Die Modifikationen dek Form dea
Scfa^del« jiurcb die Gebart komijni die dae Geliiffit
nicht be.«timmeii, 40. 4i- — * <0 ^^ Schädel jfiwd aacb
daaü durch das Gehirn geformt, wenn seine Knochen
schon Tprwicbfpn sind, 4^"~'4^ ~* ") ^** KrystaUi-
ettion^ges' u der Qssifikation ist der lebendigen Tb»tig-
keir des Gehirns untergeordnet. 146. — *• /*) Die £rhe>
beoheiren des Schädels werden nicht von den enlie^
gen 'en^Iuskeln hervorgebracht, 47* *"" S^ ^bpelune
und UnvoUkommenheiten des Geliims «södtbciren die'
Form des >*chäiieU. 47* *"^ l^i^ gesdiieht im Alter
bei Was«e: köpfen, 48; — beim Wehnsinne o^d Sdbst-
' jnord, ^9; — und bei blödsinnig Geborgen, 5o. «-
Unrersuchung der Frage, fTir wvlche GeistesanUgen Cr*
gaue zu sucbcfi sind, 61-^61. — ^ £in Sita der Seele
im Allgemeinen ut nicht ansogeben, '5l. — - Die Voll-
komraenheit und Menge der Organe eipet Thieret b^
st mraen "sein Percepdonsvermögen und begränsen da-
b: r beine Welt, 5q* — Gmndlpter Unterschied swi-
schen Verstand und Instinkt. $3. -«- Nor fiir einsäe
bestimmte Fähigkeiten kaiin es Organe geben. 54; •—
nicht aber für Kefulcate mehrerer, oder lur solche
Dinge, die allen gemeLnscha&lith cokommen, '55- 56;
— nicht für die $tuFen des Empfindungivermögene. für
' ASecte und Gewissen, 67; ^-- nodi für die VemnBfi^
. 58. — - Die moralische Freiheit kann mit der Angebo«
rcnheit unserer Neigungen beitdien, 59* — *■ Zuläfsig*
ke't der Vergleichung des Menschen mit den Thieren
zur Entdeckung ^einzelner Organe, 6o* — Mittel, de-
ren sich Gail zur Auffindung einzelner Organe am
Schä !el b'-dtente, ßj — 6g* — ä) Vergleichung der Fä-
higkf irf>n und Neigungen einzelner Menschen mit dem
Baue ihres Schädels im gesunden Zustande, 6a* -*— ^)
Uncersocbung der Bajis des Gehirns und Schädels nach
dr:m Tode; -i- c) des Schädels der Wahnsini|igen » 65.
64* — ä) Be/b^chtung des £in(luss*M der Verietningen
des Scbädeli auf Gei^tesfähigkeiten und Neigungen.—
Unzuver äfsigkeit dieses Mittels , 65v^-66. -— e) Verglei-
chung de$ Schädelbau«! der Thiere mit ihren Fähig-
keiten und btider mit denen der Ii(enschen. '^^£')'Dm%
Abformen d«>r Schädel in Gips , 67. — gr} Beobachtung
der Stufenleiter des Heravstretent ei^aelner Organe bei
den verschiedeaen Thierklassen. -^Resultate der let«-
tern, 68* 69. — Einfachheit und Doppelheit der Or-
gane. — > Gröfsere Starke der auf der rechten Seite be-
legenen, 69. 70. — Bestimmung der einzelnen Organe,
71 — 109. — i)Dieienigen, durch welche wir auf die
'• Au&enwdt vrurkeq. a) Organ der GetchUchttlitlief ^
dessen. Sius im kleinen Gebirne, 7( — 75; 4) der Kio-^
der •< und JttngenKebe» 75 ^ 80 ; .'—-<• c) der Freundscbtft,
8a; •— ^) der Rtufbegierde, 81 i— e) des Mordeinas,
62—85 — /) der Schlauheit. 85; ^ ^) des Di<«bssinns,
86**8g; — K) der Gutniutbigkeit, gg; — n des Par-
steilungivermögens» 90? •— k^^w liuhmsiucnt , gi; ^
/) der Beb«rrlicbkeit»' 9^^ -<- 2) Organe, weldie den
Menschen befahigeip, das, was er durch die Sin no per-
cipiit , genau^c kennen zu lernein, •— a) Organ des
. Sachsinns » 92 ;. -^ b) ^e% Ortsinus , g.3. 94 » "*^ ^ ^^^
PersQneoainns ; — * ^) des Farbensinns, 95 ; — e;des
Tonsinns, 96. 97, — V ) des Zahlensinns i gg; — ^)
des Wortaions, gg; -«-^ A) des •Sprichsinns, 99. rcc^; •—
i) des Kunftsinn«, 101; «- A)a<'r Bedacht! ich l^t« 102,
Iö3; -^ /) des liöbesinns, io3.* 104. — 3) Organe Fi^r
die dem Menschen allein eigenthümHche, Geistesl^big-
. l^eitens — m a) des ?ergleichendtin Scharfsinns^ iq5; -—
^)^des metaphysischen rieFsinns, 106» -— e) des Wit-*
«es, 107; — d) der Theosqphie, iq8 t- Vergleichnng
der nationalen Vefscbtedeiibeiten in Be^ug auf die Sohä*
del, ro^« ^x- Physiognomik, iio.'— - Pathognomik, 11 1,
— Mimik« iia.
Scharlachausichlag^ Nutzen des Phosphors bei demsel-
ben, I, 5i3* *^
ScHarfachfieber ^ gutartiges, I, Ii4< '
SchenMknochrn. Bein^riCi und Bruch desaelben« IV; 173
-*-476^ — ^ Entstehung -des Bein&a£iea und £ntderkung
desselben nach erfolgter Fraktur, 179. 173. ^- Tödtli-
cber Aus|;ang) 174. ^— ^ Anatomische Untersuchung« 474
• — 176. • > ' ^ '
SchieUn^ Moralische. Heilart desselben* H, 4^« .
$cMaß GaWs Erkiärnng desaelboiH, 35^
Schlaf /iufs^ S^ j4poplexie^
SchuiMpoohßn. Bemerkuogtei über die Impfuns derselben«
1«.8q— 'gl, -^ Ihre Verbreitung im weiureuijiischea
Gouveraemenl:. S^-^Sa» — ' Mittel sur Verhütung fal-
scher K'uhpodcenimpfung, Sß. — Auch sio gewährt
vielleicht emige Sicherheit vpr Menschenblattem» 83.
— Ueber das Unschickliche in der Benennung „Kuh-
pockengift'*, 84. — Etwas eigenes in der Impfmethode,
85« ■— Vorschlag« die Lymphe wieder von Kühen su
nehmen t 87* -r^ Das Verlöschen der Impfpusteln kann
zuweilen diiich nette Aufreizung der VVuiiden verhin-
dert werden A 88. — Vorzug der /i^npf^rschen Pocken,
go« — . Verbreitung der Schutapocken im i.üdöatUchen
Ponmem durch Prediger » I» tofj — %2o. -* Eaig»
Scliwierigk.' te:), 107. 109. — Erffthniogen» trelcke di«
scbutzttr-d • Kraft Tor PockeoAstteckung oewafaFen, HO
»—IIS- — Mf:hrni«l^g(! , tergebent vnter^onfmene in«
pf'Dgua, ri3. — Auf MaicTJi und Scbarlacfafieber ba-
oen «MS kffini'n E nflufs, Ii4« — Varmebrong des Fia«
b-ri bei den Scbutablaitern duiich Branntwein, Nas«e
u d Hirae, ri4.- — Vorscbläge a« mebrerer Verbrei-
tung der Inififiing dtircb die Geittlichkeit , ii5 — Iia
— Jiutas ßem^rkungen über die Kubpocken» 11» i5S
•i— i.'iy. — .Wrbreitung derselben in und um Montjoye,
l'.^. — Verbesserte Impfungsmethode mit trockoier
Ly.iiph^, i.^4- -—'Vergebens untemommeae Impfangea
niviktn'^er Kühe, ' i55. — Eingsna, tvelcben ciie Vsc-
ciaat.'oii im Omtred^partement au onden antangt» 1«55..
— S>'ltenh/flt und Unerheblicbkeie des Ausschlags nach
d- n Kubpocken, i54> — Empfehlung der loipfunn-
vpr ur i>f». mii L}mplie, welche schon^ eine eiterähnlidba .
fi<!«cl>atl'eij li.it «ngvoommen h^t, )56. xSj. — Ritten
Li'meikui»g n ilbcr die KubpockeniropfiiDg, IV, 55*-*
4^. — Lrste Vr>i breitung derselben in mnnx, 35. —
Bi'StärigU' g des nacbtbeiiigen Einfhisses der Luft auf
die A'>R((( kung^^fuUigk'ic der Lymphe» 36. — Verschie*
dene Impf '«tgsmethodcn mittelst. dec Lanaette, 36-»
38« — 1^^^ trockenen Fäden» 38« 39t """" Portgang der
vo;g' nom nenen IiTip£ungen und verschiedenes Verbaiv
teil der Röthe um die Pusteln, 59. — Seltene Erscb^
niing d&s Ausschlags, ^o; — eirtes bemerkbaren Fie*
bers. — Gerinnbarkeir der Lymphe» ^i, — Unwürk«
aa;[nkeit der Impfung bei PerAouen» wslrbe die Men-
schenb'attern gehabt. — Bestätigung der Sicherung vor
£ altern dnrch die Vaccine»; 4?« -^ Verspätetes AufblUF
h».n dtr Pusteln, 4^» -
Schftfäche, Empfehlung des Driburg«! GesuadbrynneBS
gegen die meis'en Formen derselben», IM» 17g.
^chwiichungsmiuel, E.npfehlung derselben in der ersten
Periode des gelben Fiebers, 60 u. f. S> gMes Fieber,
Schwtfshatire, S, j4cidnm sulphuricum*
Sckweißfifiber der E'.gländer. Aehnlicfakeit desselben mit
dem gelben Fieber, IV, 77.
fr^M^/'/fatr/. Heilung desselben durch Phosphoi;« I» 5^
^cotoma, Bewürkt selten Blindheit, 11^ 4^*
Sehen t schwaches. S. yimblyopia*
SelLHmord, Galts Erklärung desselben» HI, 40*
Senfteige, S. Sinapismen,
Sinapismen, ApplikaÜQB denelban auf die tebergegend
■'.'•.:
bei einem mit mamugFahigen Beschwerden des Unter*
leibes vergeaell^ichafceten ipiutbrßchen> (> laß,
> Somnamluiismus. GaiTs Erklärung desselben» 1IT> '^S,'
Staat, «chwarzerrll, 4o* — Unheilbafkeit deisselben we-
jgeh der spaten £rkennung/4i* ""^ tJrsachen und Heil-
are, 4^ — 5o.
^ Stein, Wütkung der- Bärentraube und der Kohlensäure
^'geg^n Blasensteine, 1x9, — Ausschnitt eines' Steint Aua
'diner weiblichen. Harnröhre, h;ü-^I2I.
Sarrogäte der China /Kl, 166.^ s[ Wetliselße^ber.
» ^
Tabelle der Krankheiten, in welchen der Phosphor sich
nüulich bewiesen, 'I, ^; — der Kranken und Kirank«
beiten eines Moskowischen Hospitals, gS— 120.
TerpentinÖf. S. Oel.
Testikel. S. Hode.
Thederuches Schafswasser. Seine AnWetndung bei Quiet-
•diungen- der auCsem Bedeckungen dea l^opfes H» 229;
— - ^ei Frakturen, 77; .-^ bei Luxationen, 63.
Tkränenßstei t 11, io. — - Nächste Ursache derseib^ia . 5o.
Ungewifsheit der -Hülfe durch 4'^ gewöhnliche Opera«
tionaarc und Anwendikng einer n^uen Methode > 5i.
Traunu Golfs £rklärUng desselben, III, 35.
tT^repan^ VnToIlk,ommenBeiten desselben, I, 91. .92. *--*
Verbesserungsvorschläge^ I(, gj. 93. '
.Typhus, Seine Verschiedenheit vom gelben Fiebet^- 11,
145* S. gelies Fieber»
XJva ttrsi. fmpA^lung ihre« Qebrauctit geg^ ien Bla^
•eaatein, 11, iiq^
Vrinveihaltung. Nutsen det OeU in derselben #, II, t5%
P^accination, S. Schutzpockenintpfwng,
Valeriana, Ihr Nutzen bei einer Erschütterung des Buk*
kennnirks> II, 95.
Verschlucken fremder Körper^ dabei anzuwendende Ope-»
Nation, II, 5^. 59.
yerrenkiwen. Wichtißkeit einer hinlängl-chen Ezten^
sioa beldenselben, II, 8a. — Fernere Behandlung, gj,
— Verrenkung der untera Kinnlad^e und deren Bchand-
l«ug. 84; — des Rückgrats, 85.
Vitriolsßurf, S. Acidum sulphuriQum:
I \
ao6
w.
I, 60.
W^tikteifM^r. Eriniwniiig «n di« 5iiiza§pc» dar CUna
M d«Af«b«0 / l! I , ir>6 — i 70. — Ccraap krpatmnwii
nnd Mii'-U vtfrdi^fien (i«n ctrcb PUrs unter das an*
beimischen ^if^'v/MtfÄr, 1^7 -^ Anwautttirgiarc dimgi?»
Ilen» rffg. '^ Bfittel von ^ermgjRv Witdufloiluit, 169.
— Verhütung dtir Reckliv«r 170.
fVtdeh^n, Meututis- he £<Cf!rianimlnnf en in doneibo^
Jl. I r3' '^ Empfebiuiig b»idigi»r frofimai^ dmacibfliv
11!^ 114* ** UenU Felge« ihrer Venog 11g, 114^ —
Fietnlöse Beicbaffenbeic «oAcber Geecbwiicn nnd denn
Fog-n, if^. rf5v — Abecefse der WeidunnpadL
weiche von fremden» von innen neck anfiMSi ou^m-
den, Körpern ▼etenlelrt wurden, ii5; — voii «mer
jmrei Jahre lang verhaltenen Nidei, it6; ^- ron Wir-
mern, 117. — Weber ee kömmt, daSk bei Jiff^jni.biin
Ab»<;ef«ea keine KAtbfieuIn entitehaBr riS-
WArmer. £«tirebung ainer Darmfietel dnrcb dieerfba; I,
So— ^0» '^ Ihr endemiscber Charakter aeß anntTbaü
einem Mangel an gntem Trinktraeier smanacbraiben
^€jn, 36. '— Dwrcm £1 brechen amylüne Spnlwvr-
Mer, 124«
Z.
Zähne, Mit auf die W#>{t gebrachte 5 haei'^esähne, IL
f)j. '•^ Empfehlung des phosphorsauren Eliena gegen
fjie eer/e# der Zähne, 167 — 16 1. — Unwurksam-
k^*!! der Pbot^horftiure^ i58. — Eereitimg de» genann-
ten Präparats und seine Anwendungsart , 169. — - AaU
Forderung i^u mehreren Versuchen mit demselben, 160.
Zahfiau$hruch. Würkiamkeit des Phosphors aur Beför-
derung desselben, l, 62.
Zahn/aiwerge, 11, 58.
Zährisckmarz, II, 57.
Zucket, f/e^chmolzentr und wieder flüssig gewordener
weiiser Zucker wird h\% Prä^ervatif- und Heilmittel ge-
gen das Wundsaugen Ati Brüste empfohlen, II, 63.
Zuckungen t aUgemeine. 5. Pleurdihoionus,
Bücher- Anzeigen.
Taschenbuch über Seinbruche und yerreHkungen für
angehende i^nndärtte von^ L, Lämmerhirt»
Herr General • Öiirurgut Atursinna sagt in seiner Vor*
r«de SU dieaem Werk: »Diea iTa^ehen buch für Fraktu-
»ren und Luxationen für angehende Wundärätc ist.voa
3» der Art, dafs es angehenden, ja selbst altern Wubditrs-
» ten, die in diesem yv^ichtigen Tbeile der Cbirurgit* nicht
»gründlich erzogen sind, allt^rdings nützlich werden kann.
39 £s sind (fährt er weiterjbin fori^ iil der 1 hat w^rtU'^e
ii Lehrbücher vai^handen^ datin diu Brüche und^Veirea-
3» kungen der Knochen nach solchen richtigen Grandsätten
» abgenandelt werden, als in diesem Taschenbuch. , Die
9^.niehreiren sind entweder zu weitläuftig, und mit so
at vielerlei Meinungen und Behandlungsarten der Wund-
väntte durphwebr, da(s es d»m AnFahg<;r^ sthr schw(>r
9 wird« die besseire Methode f uszuw ählnn , und solcher
3!» daher oft fehl greift, und , verdöiben wird, oder es ist
»alles aus andern Abhandlungen zusammengestöppelt, gar
9* oft aus unlautern Quetlen geschöpft, ohne dafs der Ver-
»fiksser sein eignes Urth eil beifügt« und solches durch
I» eigene Erfahrung bestätigt, u« s» w.'\
Dieses Urtheil eikies Kenneiis ist dem Buche die beste
Empfehlung. Es kostet bei H a u d e und S p e n e r ^ Schlofs-
firtiheit Nr. g.» la G^.
■UMMA^-A-aAMab
jimerihanische j4nnälen der jirzneikunäe ^ Naturge^
schichte, Chemie Und Physik, nDon D^J» ji. Albers^
iftes bis 3tes Stück ^ in g; Bremen, bei Sejffert.
Preis 1 thin 14 Gr.
Ungisachtet diese YDrtrefilicheii AttnaleH gäwiCi kei-
nem mit dem Zeitalter der Heilkunde fortschreitenden
denkenden Arzte unbekannt sind> und in dessen Biblio-
thek noch vermisset werden ; so glaubt man dennoch das
Publikum im Allgemeinen, wegen vieler darin enthalte-
nen, sonst nirgends abgedruckten Wlcntigeri Aufsätze über
das gelbe Fieber (yellow Fever) (ein Gegenstand , welcher
zeither'den unermüdeten Forschucgsgeist beiühmter Aerzte
und die Aufmerksamkeit so vieler Staaten beschäftige),
wieder von neuem hierauf aufmeiksam machen zu müs»
%tTt, — • Unter mebrern ausführlichen Abbandlungen über
diese schnell verheerende* Kiankheit, befindet sich die ei-
nes «9. Brotvn^l D» Ramsay, C. Caldvfell, Anderson, etc.,
nebst Auszügen und Brreien angesehener Aerzte in Phila-
delphia, und Beobachtungen und Gutachten der medlcini-
sehen Gesellschaft daselbst, so wie noch mehrere andere
hieher gehörige Abhandlungen, von deren reichhaltigen
Werth sich der Leser selbst genugsam überzeugen wird.-
Jb der CCfffinbitken fcriofs - Biuklumdlrnng su Jena
J6^0fide /*vtar iscUe, medicinUthm and mimmalogiidtt
Bücher am hrtgegetzte Preue ss baäen.
D. j4. .7. 6. C Batsch, Analnitche Tabellen über die Ai^
ten der Mineralien Ein Venucfa zu genauerer Beatioiiiiiiiia
und zu eignet '. uQin^'iiing. Mit rxnem Kupfer, gr« 4. si gr.
-* L>es5r-n L'ebeiaicbt der Kennaeicben cur Üeitiminaag
dei Mineralien etc. pr. 5. lu |;1. — beicrag cur BeridiD-
|un^ der L'rthfile über das Brnwniiche Syacem, ron e^
nem prakiiscLen Arrte. 6. 8 gl. — C^tmätguj Plaruarmm
horti h:ttt:iici Ouüuu -IcHeiuit. fol. a.gl. -— Cbrntpacim
hvrti b*.*taniri Dueaht ImensU- 4 '>i*j- 4 gl. — /). G. F.
t. iuctur Beiträge zu den neuetteo Prüfangeo der fild-
glzsur, it his '*•• Siu k. S. ZU er. -* L)ic rorxügiichittfn Oifi-
püanstu iJeuiachiind» ; für dcoi Bürger unu Landmau.
6 ^7 — Ij C. /'. /". Gntner, de Icsu Christi tnorte i«r»
«o« vvmo^tua, 6 ma'i. — 4 f^« — D. F, IV. v. J^bfvn^
Geictch^e eines epidriciscben Fiebert« 8. rSgi. — Joh.
Jiiuj'iWs «"^e«- !rrh-['^ysioIvpi«ciie Scbriften. A. d Laceip
übers. *-. I). J Koilner. NeBit einer Vorrede v. D. A. N.
Schcrer Mii '1 K-uh gr 6. 2 Riblr. *— A. W. D. yord-
hoj I r<h.v -vir den thieritcben Magnetiamua, i B- laiL
at St. ^r. *;. , jedes Slu'.k 16 gl. — O. >/. A*. Schmrtr
Cjruudzüg« (Jcr neuern c):einUiben Theorie; mit dem Bild-
niis»- La ots'er'a. gbg i BtkJr. 1-3 gl. — Decsen Nacfatriga
2U e'i G'un 'ziigeit der neunrn cben«i hen Iheo.Ie, nebst
eir.igen NachhchLen v. Lavois-er'i Leben u. einer labellari-
6chei: Ucbfrs. der neüern rhcm. Zeichen, gr. g. z Btblr.
18 *?' -^ If J. H, C. Srhlrg^i Ikljteriaiipn Für die Siaiti-
ar/jiciwisienftcbafc und prd^'iiscben Heilkundf-. iste bis
/,tc San. ml. Nebs cincir: ft giiitr. gr. »:.. 2 i tbir. — De%^
ae.-i '^amir.lurie: a'.ii-r bi> Eii.ie des 'ahrcs i<^o2 für das
Fürst» nihuin vVeirri'r er->c< ear-nen Mi dlrinalrerordnun-
g'-t:. ?r. b. t6 K»". — S'brrifrn r.'er H'Tzogl. Soc'etät für
d " gtrsammi'r M n^ralogie vn Jena, ir u. 2r liaiid. §r. 8.
Mit Kuj>f. ; j'rJer ßf. 1 Rthlr. u t^r. — Z?r. J. G. Starkes
H iitJtj.icn «ui Kf;nnt:iirs und Heilung innr-rer Krankhei-
ren de- rnr-p8''hlicbeii Körpers« %or2Ü^.ich aus eigenen
|jt oba(.hru':^en und Erf'ab: j 'g^-n am Krankenbette geio-
gftii, Mi- il»; 5fn Portrait. aThle. gr. 8- ^ Riblr. 20 gr. — *-
Jiji/u/f:ifi. ( iji'i>nfnuitio tnräira de scrofufarum na iura prat-
senini st^cni'i o^an,m, cn.:ti rariorl adjr.cto et labufis aenetM
ItluMtntn. y[\i 2 Kupf 9 j:I. — Dr, yU IV. E. JViOel,
PrtinUiae I lin/i'- '''■^* i-'ih-niinrtns 8 "'*)• ' Pi bir. Ö gl- — —
/;. (r. (ß. At'-^- LJ«;ra rk. ilbir rle <!iefij. Kuhrepiilcmir. ibre
Lraa/ .'*n u.B» . an ; . nnch A'-./w scb**-! Grund-.atzen. 6s^.
Das /'.TLrai- d»-« Hrn.'iHR S aik von Af^j gestochen,
(j gr. -i- Das Tortraic <tes La oisicr von BqU. b gn
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